Erfahrungsbericht - Universität Bremen

Erfahrungsbericht
LLP/Erasmus 2013/14, Universiteé de Bordeaux, Betriebswirtschaftslehre
Erfahrungsbericht meines Auslandssemesters 2013/2014 in Bordeaux
1. Vorbereitung
Da ich schon in der Schule sehr gut in Französisch war und auch schon oft in
Frankreich war, habe ich mich dazu entschieden, ein Auslandssemester in einem
französischsprachigen Land zu machen. Da die Voraussetzung für ein
Auslandssemester an einer französischen Hochschule ist, das Sprachniveau B2 in
französisch zu haben und ich zu dem Zeitpunkt der Bewerbung B1 hatte, absolvierte
ich in dem Semester vor meinem Auslandsaufenthalt einen Französischkurs am
Institut Français in Bremen und machte im Anschluss die Delf Prüfung für das B2Niveau. Da ich in den ersten vier Semestern meines Studiums kaum mit dem
Französischen in Kontakt gekommen bin, war der Kurs eine hilfreiche Auffrischung
meiner Sprachkenntnisse.
Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2013 war Mitte Februar und da in
denselben Zeitraum auch meist die Klausurenphase fällt, begann ich rechtzeitig
damit, alles für die Bewerbung vorzubereiten. Da ich mich für Bordeaux, Brüssel und
Lyon bewarb und in Brüssel und Lyon jeweils auch Kurse in englischer Sprache
angeboten werden, musste ich das Motivationsschreiben in französischer und
englischer Fassung abgeben. Anfang März kam dann der Bescheid, dass ich die
Wahl zwischen Bordeaux und Brüssel hätte.
Meine Wahl fiel auf Bordeaux, da ich gerne in Frankreich ein Auslandssemester
machen wollte, auch wenn es natürlich schwerer ist, nur auf französisch zu studieren.
Der nächste Schritt war es dann, Kurse, die meinen Fächern in Bremen entsprechen,
für das Learningagreement zu finden. Die Kurssuche stellte sich als sehr schwierig
heraus, da die Liste mit den wählbaren Kursen für Erasmusstudenten und die
dazugehörigen Kursbeschreibungen erst sehr viel später von der französichen
Hochschule verschickt wurden. Eine weitere Schwierigkeit ist es, dass es in
Frankreich pro Kurs nur sehr wenige Credit Points gibt. Für einen Kurs, für den ich
also in Bremen 6 CP bekommen hätte, musste ich in Frankreich also 2-3 Kurse
belegen.
2. Formalitäten
Die Einschreibung in der Uni in Bordeaux, war ein recht komplizirter Prozess, da es
dabei mehrere Etappen gibt. Wir haben einen Tag und eine Uhrzeit für unsere
Einschreibung zugeteilt bekommen und mussten dann die Folgenden Dokumente
mitbringen:
- Kopie des Personalausweises
- Kopie der Krankenversicherungskarte
- 2 Briefmarken
- 1 Passfoto
- Bestätigung einer Haftpflichtversicherung
Ich hatte glücklicherweise alle Unterlagen beisammen, bis auf die
Haftpflichtversicherung. Ich bin zwar in Deutschland auch Haftpflichtversichert, doch
sagte man mir, ich solle besser eine Versicherung, die speziell für Studenten für
diesen Zweck angeboten wird, abschließen. In den ersten Wochen nach Unibeginn
sind in der Uni auch meist stände der beiden Hauptversicherer Frankreichs
aufgebaut. Jedoch empfehle ich in eins der Versicherungsbüros in der Stadt zu
gehen, zum Beispiel beim Place de la Victoire, da man dort mit EC-Karte bezahlen
kann. An den Ständen in der Uni kann man nur mit Schecks bezahlen. Die
Versicherung kostet 40 Euro für ein Jahr und muss nach Beendigung des Aufenthalts
unbedingt wieder gekündigt werden, sonst läuft sie weiter.
Des weiteren ist es wichtig ein französisches Bankkonto zu eröffnen, da man sonst
kein Wohngeld erhält.
In Frankreich bekommen Studenten ein Wohngeld, was je nach Quadratmeterzahl,
Miete und Möblierung berechnet wird. Die Beantragung dieses sogenannten „Caf“Geldes ist ein schwieriger Prozess. Dafür ist es wichtig eine Kopie der
Geburtsurkunde von Zuhause mitzubringen. Zuerst muss man ein Internetformular
ausfüllen, was man zusammen mit einem weiteren Formular, welches der Vermieter
ausfüllen muss, der Geburtsurkunde und Kopie von Personalausweis und
Versichertenkarte am besten Persönlich im Caf-Büro im Zentrum von Bordeaux oder
Pessac abgibt. Anschließend bekommt man einige Unterlagen zugeschickt und per
Mail eine Bestätigung über einen bestimmten Betrag, wenn alles gut gelaufen ist. Ich
habe noch eine Anforderung der übersetzten Geburtsurkunde bekommen, aber nach
dem ich mit meinem Formular in das Caf-Büro gegangen bin und ihnen erklärt habe,
dass die deutsche Geburtsurkunde ja ganz leicht zu verstehen ist, hat es auch so
geklappt. Wenn also alles gut läuft, bekommt man dann ca. 2 Monate nach Anreise
das Wohngeld für den vorherigen Monat auf das französische Konto überwiesen.
3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Die Hochschule in Bordeaux ist in verschiedene Fakultäten aufgeteilt, die über die
ganze Stadt verteilt sind. Die Rechts- und die Wirtschaftsfakultät sind im selben
Gebäudekomplex untergebracht, in Pessac. Pessac ist eine kleine Stadt, die an
Bordeaux grenzt, aber offiziell nicht zu Bordeaux gehört. Vom Zentrum fährt man mit
der Tram Linie B, ca. 20 Minuten bis zur Uni. Die Tram kommt sehr oft und ist in
Bordeaux das wichtigste Verkehrsmittel, allerdings leider auch meist überfüllt. Eine
Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel kostet 28€, es gibt allerdings auch
10er Karten für ca. 6 € für Studenten, die ich empfehle, wenn man beispielsweise nur
wetterbedingt Tram fährt. Ansonsten kann man in Bordeaux auch sehr gut Fahrrad
fahren, es gibt viele Fahrradwege und fast an jeder Tramstation ist auch eine
Fahrradstation, wo man sich günstig ein „VeCub“ mieten kann.
In der Uni gibt es wie auch in Bremen das WLAN „Eduroam“.
Bei der Einschreibung bekommt man einen Studentenausweis mit Foto, mit dieser
Karte kann man sowohl in der Bibliothek Bücher ausleihen, als auch in der Mensa
bezahlen.
Es gibt auf dem Campusgelände verteilt viele Kleine Mensen mit unterschiedlichen
Essensangeboten. Meist gibt es das „Formule Campus“, hierbei bekommt man für
3,50€ eine Vorspeise, einen Hauptgang und einen Nachtisch, und dann noch die
„Plat du jour“, wobei es sich nur um ein Hauptgericht für 3,50€ handelt, was aber
meist Restaurantqualität hat und Frischer Fisch oder Fleisch mit verschiedenen
Beilagen zur Auswahl ist. Außerdem gibt es natürlich Café, Snacks und Sandwiches.
4. Akademisches Leben
Ungefähr zwei Wochen bevor das Semester offiziell begonnen hatte, gab es eine
Einführungsveranstaltung für alle Austauschstudenten. In einem der großen Hörsäle
wurden uns alle wichtigen Institutionen der Universität vorgestellt. Wie zum Beispiel
„Suaps“, der Hochschulsport, die Bibliothek, oder die Krankenstation.
Anschließend gab es einen Empfang in der Eingangshalle mit kaltem Buffet und
Getränken. Einen Tag später war dann der Französischtest. Die Aufgabe war eine
Bildbeschreibung, anhand der wir dann in verschiedene Kurse mit verschiedenen
Niveaus eingeteilt wurden.
Der Französischkurs ist für die Erasmusstudenten verpflichtend. Es gibt eine
intensive Phase von ca. zwei Wochen, wo der Kurs viermal die Woche stattfindet und
dann eine extensive Phase, wo der Kurs dann nur noch einmal die Woche Stattfindet.
Für den Kurs bekommt man 5 CP und die Bewertung basiert auf einem Referat und
einer Klausur im Dezember.
Der Kurs war am Anfang auch hilfreich, um die anderen Erasmusstudenten
kennenzulernen und die Unterrichtsform war meist auch sehr angenehm und locker.
Die Betreuung vom International Office war leider etwas zurückhaltend. Einmal wurde
ein Ausflug zu einem Schloss und einem Weingut organisiert und am Ende gab es
gemeinsam
mit den neuen Erasmusstudenten ein „Galette du Roi“-Essen.
5. Unterkunft
Ich habe mich bereits zu Anfang auf der Internetseite vom französischen
Studentenwerk „Crous“ für ein Studentenwohnheimzimmer beworben, was ich dann
auch problemlos bekommen habe. Allerdings war das Zimmer im Village 3 auf dem
Campus in Pessac. Da ich bereits in den Semesterferien eine Woche in Bordeaux
verbracht habe, habe ich mir das Zimmer angeguckt und mich dafür entschieden es
nicht zu nehmen, da es sehr klein war und eher wie eine Einzimmerwohnung, als
eine WG strukturiert ist. Ansonsten war das Zimmer allerdings in sehr gutem Zustand
und sehr kostengünstig. Dadurch, dass in dem selben Haus, in dem meine
Ferienwohnung war, zufällig ein WG-Zimmer frei war, hatte ich Glück und hatte so ein
WG-Zimmer mitten im Zentrum von Bordeaux und eine französische Mitbewohnerin,
was meinem Französisch sehr gut tat.
Für Erasmusstudenten ist es meist einfacher in ein Studentenwohnheim zu ziehen,
da die WGs meistens langfristige Mieter suchen und die Suche von Deutschland aus
schwierig ist.
6. Besondere Erlebnisse
Da ich sehr viel Besuch hatte, habe ich viel von Bordeaux und dem Umland gesehen.
In Bordeaux gibt es viele Märkte, zum Beispiel samstags im St. Michel Viertel einen
Lebensmittelmarkt und am Quai de Salinières einen großen Flohmarkt. In der nähe
vom Place de la Victoire gibt es eine große Markthalle, den „Marché de Capucins“,
wo man sehr gut Fisch oder Tapas essen kann. Sonntags gibt es am Quai de
Chartrons einen großen Feinkostmarkt, wo man frisch gebackene Canelés Kaufen
kann, das sind kleine in Rum getränkte Küchlein, die es nur in Bordeaux gibt.
Außerdem kann man dort sehr gut Crèpe und Austern essen. Im Herbst sollte man
auf jeden Fall nach St. Emilion fahren. Das ist ein sehr schöner kleiner Ort, ca. 50 Km
von Bordeaux entfernt, umringt von Weinbergen, wo man sehr schön einen Tag
verbringen kann. Außerdem gibt es in Pessac ein sehr schönes Weingut, was man
sogar mit der Tram erreichen kann, Luchey-Halde, dort findet fast jeden Tag eine
Weinverköstigungen statt. Außerdem kann man mit dem Zug nach Arcachon fahren
und die berühmte Dune de Pila besichtigen. Günstiger ist es allerdings mit dem Bus,
der mehrmals täglich von Bordeaux nach Cap Ferret oder Lacanau Plage fährt. Die
Busfahrt kostet hin- und zurück nur vier Euro, dauert allerdings auch zwei Stunden.
Cap Ferret ist ein sehr schöner ruhiger Küstenort, von wo aus man eine traumhafte
Aussicht auf die Dune de Pila hat und es einen meterlangen Sandstrand gibt.
Lacanau ist etwas touristischer, aber auch kostengünstiger. Wenn man etwas weiter
fahren möchte empfiehlt sich Biarritz, ein wunderschöner kleiner Badeort mit
Steilküste, San Sebastian, im spanischen Baskenland oder Nantes, eine
Studentenstadt etwas weiter nördlich von Bordeaux. Toulouse ist nicht ganz so schön
wie Bordeaux, aber dafür etwas größer und urbaner.
7. Fazit
Für ein entspanntes Auslandssemester ist Bordeaux auf jeden Fall die richtige Wahl.
Die Lehrweise an der Uni ist zwar teilweise noch etwas traditioneller als in Bremen,
aber unter den Masterkursen gibt es sehr interessante Angebote, wie zum Beispiel
International Management an der IAE. Allerdings sollte man ein gutes
Französischniveau mitbringen, da es sonst sehr schwierig ist, den Vorlesungen zu
folgen und Anschluss in der Uni zu finden, da es schon sein kann, dass man
Gruppenarbeit mit Franzosen zusammen macht oder Präsentationen halten muss.
Jedoch kann man immer damit rechnen, dass die französischen Mitstudenten einem
Helfen und ihre Mitschriften zur Verfügung stellen.