«Mit Herzblut einen Traum verwirklichen»

SCHWARZENBURGERLAND
Juli 2016
KÖNIZER ZEITUNG
DER SENSETALER
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«Mit Herzblut einen Traum verwirklichen»
Der stillgelegte Gasthof «Bahnhof» soll zur Kult(ur)-Stätte werden
Res Aebi, Rolf Hostettler, Rolf
Kästli, Hanni Gerber, Philipp Baumann, Marc Nydegger und Urs
Rohrbach (v.l.). Es fehlen Christian
Cappis und Philippe Steiner. | Foto zvg
SCHWARZENBURG – Die
Genossenschaft Gasthof
Bahnhof wird gegründet,
um den seit September
2013 leerstehenden Gasthof
Bahnhof wiederzubeleben.
Der Anstoss kam von der
gleichnamigen Interessengemeinschaft (IG).
Mit der Schliessung des Gasthofs Bahnhof verlor Schwarzenburg nicht nur ein Restaurant,
sondern auch einen Ort für
Zusammenkünfte. Verwaltungratsmitglied Urs Rohrbach:
«Der Saal bietet Platz für etwa
200 Personen, die auch gastronomisch verwöhnt werden
können!»
Vier Mannen aus der Region
hatten, unabhängig voneinander,
schon länger Pläne geschmiedet,
was man mit dem leerstehenden
Gebäude vis-à-vis vom Bahnhof
Schwarzenburg wohl anstellen
könnte. «Man kann dem Gasthof
Bahnhof nicht aus dem Weg gehen», schmunzelt Philipp Baumann, Projektleiter der IG. Zu
ihm und Urs Rohrbach stiessen
Anfang Februar noch Marc Nydegger und Rolf Hostettler. Der
Gasthof liegt nicht nur an bes-
ter Lage, sondern verfügt auch
über eine grosse Gartenterrasse
und viel Umschwung. Der massive Bau stammt aus dem Jahr
1907. «Die Bausubstanz ist gut,
jedoch sanierungsbedürftig», erklärt Urs Rohrbach. Nötig sind
Isolationsarbeiten sowie neue
Heizungs-, Elektro- und Sanitärinstallationen. Auch die Auflagen der Denkmalpflege sind zu
berücksichtigen.
Marc Nydegger wünscht sich ein
junges, innovatives Gastroteam
als Pächter: «Uns schwebt eine
reizvolle Küche mit regionalen
und saisonalen Produkten vor.»
Das Angebot soll alle ansprechen, auch vegetarische Gerichte
sind geplant. Wichtig ist das gesunde Bewusstsein den Produkten gegenüber, Nachhaltigkeit
soll im Zentrum stehen. Im Sommer lädt die Gartenwirtschaft
zum Schlemmen einheimischer
Glace ein.
Nicht nur (Garten-)Beiz, sondern
Raum für Kultur und Integration
Weiter sind kulturelle Anlässe jeglicher Art geplant. «Jodle – Jazz – Jasse», so lautet das
Motto von Philipp Baumann.
Von volkstümlicher Musik über
verschiedene Konzerte bis zu
Rock und Pop kann er sich alles
vorstellen. Dazu auch Events wie
Lotto, Jassturniere, Lesungen
und Ausstellungen. Für all dies
bietet sich der grosse Saal mit
Bühne an.
Beide Seiten profitieren
Auch der Integration wird Rechnung getragen. Die Stiftung
Bernaville und die Genossenschaft möchten Menschen mit
Handicap im täglichen Betrieb
des Gasthofs einbinden, als Unterstützung in der Küche, der
Reinigung, im Service oder im
Kulturbetrieb. Dazu die Initianten: «Damit bieten wir Menschen mit Beeinträchtigung
Möglichkeiten zur Integration
und Beschäftigung in einem für
sie attraktiven Arbeitsumfeld.
Diese Zusammenarbeit ist Teil
unseres Konzeptes und ergänzt
sich ideal. Eine Win-Win-Situation für Dorf, Genossenschaft
und Stiftung.»
Die Heraus- und Anforderungen
sind hoch. «Der Kaufpreis allein
ist nur die halbe Miete», so Rolf
Hostettler. Es wird laufend weiter Kapital benötigt, zuerst für
die Sanierung, dann natürlich für
den anlaufenden Betrieb. «Eine
Beiz ist nur so viel wert, wie
sie auch umsetzen kann», weiss
Marc Nydegger nur zu gut.
Weiteres Vorgehen
Die Genossenschaftsgründung
steht bevor (siehe Kasten). Die
Statuten sind aufgesetzt, der
neunköpfige Verwaltungsrat ist
komplett. Kapital wird zusammengetragen, ein Anteilschein
kostet 1000 Franken. «Wir sind
uns bewusst, dass dies viel ist»,
so Urs Rohrbach. Darum werden
Alternativen angeboten, so können sich Interessierte für 50 Arbeitsstunden bei Umbau und Sanierung verpflichten. Damit sind
die vier Initianten ihrem Traum
einen Schritt nähergekommen:
«Wir arbeiten mit Herzblut unermüdlich weiter!»
Monika Gfeller
INFO:
www.ig-gasthofbahnhof.ch,
und [email protected]
Gründung der Genossenschaft:
Fr, 26. August, 19.30 Uhr im
Tätschdachhaus beim Schloss
Schwarzenburg. Eingeladen ist, wer
bereits provisorische Anteilscheine
gezeichnet hat oder an der Gründungsversammlung mit einem gezeichneten Anteilschein erscheint.
Verläuft alles nach Plan, soll im
Frühling 2017 eröffnet werden.