SFB: Hallo Björn, wir hoffen, du hattest einen schönen und erholsamen Urlaub gehabt ? Wo seid ihr gewesen ? Wir waren in Prägraten am Großvenediger in Österreich. Es war sehr erholsam, ruhig und entspannt. Es war für alle etwas dabei. Für die Kinder war es mit den Tieren / Spielmöglichkeiten im Hotel das Paradies und meine Frau und ich genossen die Alpen und ihre ausstrahlende Ruhe in vollsten Zügen. SFB: „Nach der Saison ist vor der Saison“ heißt eine leicht abgewandelte Fußballerweisheit. In Kürze startet die Vorbereitung für die Spielzeit 2016/17. Mit welchen Erwartungen gehst du als Trainer in die Vorbereitung selbst und dann in die neue Saison ? Gibt es ein konkretes Saisonziel ? Erwartung ist vielleicht nicht der richtige Begriff. Wohl eher voller Vorfreude. Zum einen, weil es uns gelungen ist, aus meiner Sicht fünf sehr interessante Neuzugänge für uns zu gewinnen und zum anderen erhoffe ich mir, dass die Neuzugänge unseren Spielern nochmals in ihrer Entwicklung gut tun werden und somit ein Leistungsschub bei allen entsteht. Ein Saisonziel ist noch zu früh. Wir sollten erst einmal die Vorbereitung abwarten, wo immer viel passieren kann. Natürlich wollen wir versuchen uns zur vorherigen Runde zu verbessern und wir haben schon das Selbstbewusstsein zu sagen, dass wir inzwischen in der Lage sind, jeden Gegner dieser Liga zu bespielen. SFB: Konkreter nachgefragt: Auf der Schlüsselposition Torwart gibt es einen Wechsel, zwei der weiteren Neuzugänge kommen aus höheren Klassen nach Birkelbach. Wie bewertest du jeweils Chancen und Risiken ? Es wird eine große Herausforderung Janek zu ersetzen. Es ist aber auch immer so, wenn etwas zu Ende geht, fängt etwas Neues an. Von daher freue ich mich nun auf Yannick und David, von welchen ich überzeugt bin, das sie in der Lage sind unserer Mannschaft zu helfen. Beide haben die Möglichkeit als unsere Nr.1 in die Runde zu gehen. David hat sicherlich das Plus seiner Erfahrung, allerdings weiß ich das Yannick Talent hat und Gas geben wird. Sollte ich ihn stärker sehen, hätte ich kein Problem damit mal wieder mit einem A-Jugend Torhüter im Tor zu starten. Es liegt an Ihnen, beide erhalten ihre Spiele in der Vorbereitung. Über Basti und Niko`s fußballerische Qualitäten brauchen wir nicht sprechen. Viel mehr, sind es zwei absolut fußballverrückte und clevere Jungs, die vieles hinterfragt haben und letztendlich eine gleiche Vision wie ich haben. Sie wollen helfen, dass sich unsere Mannschaft entwickelt und zudem erhoffe ich mir von Ihnen, dass sie trotz ihrer jungen Jahre, Verantwortung übernehmen. Ich denke, somit könnte es eine Win-Win Situation werden. Für Daniel wird es zwar erst seine erste Seniorensaison und zudem sind wir auf seiner Position brutal gut besetzt, aber er wäre nicht der erste junge Spieler, der in Birkelbach für Aufsehen sorgt. Ich traue ihm zu, zu der Überraschung der Vorbereitung zu werden. SFB: Du hast in den letzten Jahren den Verein SF Birkelbach etwas näher kennen gelernt und dich dabei selbst auch über das übliche Maß eines Trainers hinaus eingebracht. Wie siehst du rückblickend deine bisherige Zeit hier im sportlichen Bereich ? Wie siehst du den Verein insgesamt aufgestellt ? Über das übliche Maß hinaus ist immer Ansichtssache. Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig oder gar nicht – von daher denke ich, das ich lediglich da eingreife, wo es für den Verein hilfreich sein könnte. Somit gehört das aus meiner Sicht zu den Aufgaben eines Trainers. Rückblickend denke ich, können wir teil-zufrieden sein. Wenn ich 2013 an meinen Start denke, bekomme ich im nach hinein schon ein leichtes schmunzeln. Beeindruckt bin ich nach wie vor davon, mit welchem Respekt und Herzlichkeit ich zu Beginn trotz meiner erst sehr jungen Jahre hier empfangen wurde. Diese Freundlichkeit, Wissbegierde, Demütigkeit und Ehrgeiz behält sich die Mannschaft bis heute bei, was für mich ein entscheidender Punkt unserer Entwicklung ist. Hierdurch haben wir uns gemeinsam weiter entwickelt und sind als Gesamtpaket Birkelbach gewachsen. Aus meiner Sicht ist der Verein sportlich wie wirtschaftlich für die Rahmenbedingungen in diesen Klassen gut aufgestellt. Hierzu zähle ich nicht nur die Fußballer, da der Verein in anderen Sportarten ebenfalls regional überdurchschnittlich gut aufgestellt ist und ein gestärktes Fundament mit einem tollen Förderverein im Hintergrund besitzt. SFB: Was wäre aus deiner Sicht für die Zukunft wichtig, um hier auch mittel- und langfristig guten Fußball bieten zu können ? Dafür müsste ich wissen, was der Verein unter guten Fußball versteht? Dauerhaft Landesliga oder gar mehr? Aber so wie ich euch kenne, beruht die Frage dahin gehend, eine ordentliche Bezirksliga Zugehörigkeit zu gewährleisten. Wichtig ist, alle Einheimischen Spieler zu versuchen weiterhin zu halten und dem Juniorenbereich eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist sehr wichtig, das sich das ganze Dorf mit unserer Mannschaft identifizieren kann. Das merkt die Mannschaft und das treibt uns an. Gerade im Juniorenbereich sehe ich mittelfristig den ein oder anderen, der in ein paar Jahren für Furore sorgen könnte, vorausgesetzt man zeigt diesen Spielern und auch seinen Eltern eine Persönlichkeitsentwicklung pro Birkelbach auf. Dass das nicht nicht leicht ist, wisst ihr aus der Vergangenheit besser als ich. Man sollte aber den Mut haben, neue Ideen ohne größere Debatten versuchen im Rahmen seiner Möglichkeiten umzusetzen und auch mal neue Wege voller Herz, Arrangement und Leidenschaft zu beschreiten. Hinzu kommt, dass es immer wichtiger wird, Spielern weiterhin sportlich sowie auch menschlich etwas zu bieten, wo der Mensch, die Person sich gut aufgehoben und behandelt fühlt. SFB: Du selbst bist noch ein recht junger, aber sicherlich auch ein ambitionierter Trainer. Welche Pläne und Ziele hast du ganz langfristig gesehen als Trainer ? Wo würdest du dich beispielsweise gerne in 10 oder 20 Jahren sehen ? Eines meiner Ziele ist, zeitnah die A-Lizenz anzuvisieren. Hierbei geht es mir aber lediglich darum, mich als Person weiter zu entwickeln und neues zu lernen. Die Zeit ist schnelllebig geworden und ich habe gelernt den Augenblick und das hier und jetzt zu genießen. Meine innere Zufriedenheit ist mir aktuell sehr wichtig. Von daher benötige ich einfach das Gefühl, bei dem was und wo ich mache richtig zu sein, das könnte in ferner Zukunft z.B. auch bei der Förderung meiner Kinder sein – was nicht unbedingt im Fußball sein muss. Ich habe kein direktes Ziel, wo ich gerne mal als Trainer hin möchte. Wenn ich in 20 Jahren noch immer die Zufriedenheit von heute habe, es meiner Frau und Kindern gut geht und ich als Trainer nichts erreicht habe, kann ich damit gut leben. Ich weiß inzwischen, dass Fußball lediglich die schönste Nebensache der Welt ist. Die Zeit wird es zeigen. SFB: Wenn du die jetzige Spielergeneration betrachtest und einen Vergleich anstellen solltest zu deiner aktiven Zeit: Gibt es markante Unterschiede im fußballerischem Handwerkszeug, im Auftreten oder in der Mentalität ? Die Unterschiede im fußballerischen Bereich sind gar nicht so groß. Früher war auch nicht alles besser, wie wir alten den jungen ja gerne mal erzählen. Gerade im athletischen, individual taktischen Bereich denke ich, dass die heutige Generation sogar weiter ist als wir früher. Die Mentalität hingegen hat sich verändert. Die Jungs sind gut vernetzt, schauen YouTube etc. und hinterfragen vieles. In meiner aktiven Zeit habe ich teilweise von 5 Wochen Vorbereitung 3-4 im Wald verbracht und da wäre niemand auf die Idee gekommen zu knurren oder vielleicht mal ein Training ausfallen zu lassen, nur weil du wusstest, das du heute wieder deine Runden im Wald drehst. Hinzu kommt, dass zu der Zeit keiner auf den Puls geachtet hat. Heißt, ``Friß oder stirb``. Die andere Seite ist, das aufgrund der Smartphones heute einige bereits ihre Nachrichten nach dem Training gelesen haben, bevor ich ein Schluck Wasser getrunken habe. Damit komme ich nur schwer zurecht, da die Kommunikation früher in der Kabine doch intensiver und schöner war. SFB: Gibt es für dich einen Birkelbacher „Lieblingsspieler“ ? Jemanden also, mit dem du besonders gern zusammen arbeitest bzw. gearbeitet hast ? Nein, jeder Spieler für sich hat Fähigkeiten wo du flexibel und gut mit arbeiten kannst. Mal drei Beispiele: Beim Joey z.B. weißt du genau, das er am nächsten Tag wieder kommt, auch wenn du ihm mal richtig Feuer gibst. Ole hingegen ist recht clever, da weißt du, wenn du ihm ein, zwei Stichpunkte hin schmeißt, dass er sich zuhause damit beschäftigt und hinterfragt, was hat der Trainer damit gemeint. Oder nehmen wir Heiko, wenn er beim Abschlusstraining war, wusstest du, das es wieder richtig schön hitzig im Training wird und Feuer drin ist. So hat jeder für sich seine Qualitäten, wo es mit Spaß macht zu arbeiten. SFB: In den letzten Jahren hast du auch immer wieder Spieler aus der Jugend und aus unteren Klassen in unsere Mannschaft eingebaut. Wenn später mal eines deiner Kinder in einer vergleichbaren Situation wäre, welche Ratschläge würdest du ihnen als Vater mitgeben, damit sie den Sprung schaffen können ? Sie sollen mit Herz, Demut, Respekt und Ehrgeiz an die Sache gehen. Wenn sie etwas erreichen wollen, müssen sie mehr trainieren und privat auf mehr verzichten als andere. Wenn ein gewisses Talent vorhanden ist, liegt es an ihnen selbst den Weg zu wählen. Nach Rückschlägen, welche kommen werden, wieder aufzustehen. Tiefschläge gehören zum Leben dazu und es ist ok, zu Boden zu gehen, aber du darfst nicht liegen bleiben. SFB: Bekanntlich hat dein Vater Willi eine ganz besondere Beziehung zu Birkelbach und auch zu den Sportfreunden, er ist auch heute noch treuer Zuschauer bei unseren Spielen. Spielt das für dich überhaupt irgendeine Rolle im Rahmen deiner Trainertätigkeit hier ? Oder kannst du das ganz professionell außen vor lassen ? Ich kann das gut trennen. Zum einen ist es heute eine andere Zeit und viele meiner Spieler wissen es garnicht, was auch gut ist. Auf der anderen Seite freut es mich natürlich, dass ich meinem Vater, der mich immer gefördert und unterstützt hat, heute etwas zurückgeben kann. Vor 26 Jahren war er der Trainer und ich der Beifahrer. Heute ist es umgekehrt und er sieht somit regelmässig viele seiner Jugendfreunde wieder, wo es dann auch besser ist, wenn er anschließend nicht mehr fahren muss. SFB: Gibt es vielleicht sogar ab und zu einen Austausch mit deinem Vater über taktische oder sonstige Dinge nach den Spielen ? Weniger, da er nur das Spiel sieht. Für mich geht es allerdings oft um Inhalte, wo nicht alles schwarz oder weiss ist. Manchmal macht ein Spieler für jemand neutrales ein schlechtes Spiel und ich denke, überragend, er hat meine Philosophie seiner Aufgabe individual taktisch brutal gut gelöst und ich weiß dann, gib ihm noch zwei, drei Spiele und er wird zünden. Gibt es eine Entwicklung oder nicht, das ist ausschlaggebend für mich. SFB: Am 16.07.2016 findet in Birkelbach ein Vorbereitungsspiel statt, in dessen Rahmen u.a. auch die Neuzugänge den Zuschauern in Interviews und Fragerunden vorgestellt werden sollen. Diese Veranstaltung hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben, sie beruht auch mit auf einer Idee von dir. Was versprichst du dir davon? Ich denke, das die Zukunft uns große Chancen eröffnet und ich bin ein Typ der sich ständig selbst hinterfragt und darüber nach denkt, was kann man verändern um sich zu verbessern. Gerade zu Saisonbeginn freut sich doch jeder wieder auf den Fußball. Ich kenne es von anderen Vereinen und es war immer spannend. Birkelbach ist ein offenes, neugieriges und sportbegeistertes Dorf, was generell immer aufgeschlossen gegenüber Neuem ist. Mit fünf Neuzugängen haben wir zudem für unsere Verhältnisse eine große Veränderung im Kader. So ein Tag bietet immer viele Berührungspunkte für alle Beteiligten und schafft meistens ein gutes Klima direkt zu Beginn einer Saison. SFB: Björn, vielen Dank dafür, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast. Wir wünschen dir in sportlicher und auch ganz besonders in persönlicher Hinsicht alles Gute für dich selbst und auch für deine Familie ! Abschließend eine letzte Frage: Eine gute Fee erfüllt dir drei Wünsche – egal was. Sie müssen nur alle in erster Linie mit Fußball zusammenhängen. Welche Wünsche würdest du äußern ? 1. Ich bin nochmal 20 und darf selbst nochmal ein paar Jahre kicken. 2. Ich wünschte mir mal einen Trainer, der sieht dass meine Qualitäten eigentlich in der Offensive gelegen haben. 3. Ich wünsche mir für die kommende Saison, dass auch mal einer meiner Spieler es schafft 15 oder mehr Tore zu erzielen.
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