Schwalben-Schwarm 25.07.2016, NNP. Von ROBIN KLÖPPEL „Ein bisschen verrückt sein, muss man schon, um das alles zu machen“, gibt Stephan Schumm aus Oberzeuzheim zu. Er wollte unbedingt, dass sich auf seinem Hof Schwalben ansiedeln. Und hat dafür fast alles unternommen, sogar Schafe angeschafft. . . Bilder > Foto: Klöppel Robin. Sechs Rauchschwalben-Brutpaare befinden sich derzeit in einer Scheune in Oberzeuzheim. Hadamar-Oberzeuzheim. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt ein altes Sprichwort. Doch als bei Stephan Schumm an der Römischen Aumühle nach 19-jährigem hartem Einsatz die erste Rauchschwalbe auftauchte und eines der dort aufgehängten künstlichen Nester besetzte, war der Hadamarer Unternehmer glücklich. Am Freitag ist Schumm von Harald Ristau und Benjamin Zabel vom Kreisverband des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) für sein vorbildliches Engagement die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ verliehen worden. Schumm hat die vergangenen Jahre alles dafür gegeben, die Schwalben auf seinem Gelände wieder heimisch zu machen. Er hat nicht nur künstliche Nester angebracht, er hat sogar eine Lehmkuhle geschaffen, wo die Schwalben Nistmaterial holen können. Stephan Schumm hat es zudem mit einer CD mit Schwalbengeräuschen probiert, Artgenossen anzulocken. Der Durchbruch kam aber erst, als der WahlOberzeuzheimer Schafe anschaffte, und diese auch nur mit dem Ziel, Schwalben anzulocken. Denn diese leben gerne im Umfeld von Vieh, wo sie ausreichend Insekten als Nahrung finden. Zu schlechte Bedingungen „Ein bisschen verrückt sein, muss man schon, um das alles zu machen“, erzählt er schmunzelnd. Doch Schumms Hartnäckigkeit wurde belohnt: Seit dem Auftauchen der ersten Schwalbe schwankte die Zahl der Paare auf der Römischen Aumühle zwischen null und drei im Jahr, und in diesem Sommer hat er einen Rekord aufgestellt: Sechs Paare brüten dort derzeit. Die Vögel gelten als standorttreu, doch die Todesfälle unter Rauchschwalben sind hoch. So kehrt oft nur einer der beiden Partner im kommenden Jahr zurück, besetzt das Nest wieder und hält dann nach einem neuen Partner Ausschau. Die Schwalben müssen auch wachsam sein, da auf Schumms Gelände noch ein Turmfalkenpärchen eine Heimat gefunden hat. Es sei wichtig, dass es Menschen wie Stephan Schumm gebe, die aktiv Nistmöglichkeiten für Schwalben anbieten, lobte Benjamin Zabel. Die Zahl der Brutpaare sei in Deutschland leider deutlich zurückgegangen. Als Hauptgrund nannte er fehlende Nistmöglichkeiten, weil immer mehr Landwirtschaftsbetriebe schließen, Altgebäude abgerissen oder falsch saniert würden und fehlende Lehmkuhlen. Viele Ställe würden aufgrund ihrer Bauweise den Schwalben zudem kaum noch Möglichkeiten bieten, Nester zu bauen. Auch viele alte Scheunen und Speicher seien zu Wohnraum umgebaut worden und fielen für Schwalben als Brutort aus. In Städten gebe es mittlerweile schon so gut wie gar keine Schwalben mehr. Höchstens vielleicht noch an Stadträndern oder auf Reiterhöfen, meinte Zabel. Viele Menschen seien auch nicht mehr so schwalbenfreundlich wie früher, weiß der Fachmann aus Niederselters. So werde ein Hausanstrich verwendet, auf der Schwaben für den Nistbau keinen Halt mehr finden könnten. Türen und Fenster von Gebäuden würden zugemacht, die als potenzielle Niststätten für Schwalben fungieren könnten. Darum wolle der NABU über die Plakettenaktion mal wieder offensiv auf das Thema hinweisen., wie Zabel erläuterte, Markus Brühl, Vorsitzender des NABU Hadamar, erläuterte, dass die Bürger sich wieder einmal mehr über die Gesamtzusammenhänge Gedanken machen sollten. Gebe es keine Blühstreifen mehr, würden Insekten keine Nahrung mehr finden. Und ohne Insekten hätten dann auch die Schwalben nicht mehr genügend Nahrung und würden immer weniger. Zabel sagte, dass die Mehl- und Rauchschwalben als Kulturfolger vom guten Willen der Menschen abhängig seien. Lange hätten sie in Dörfern in Gebäuden mit ihren Nischen und Spalten an den Dächern einen geeigneten Brutplatz gefunden, wo sie oft Nest an Nest in Kolonien gebrütet hätten. Die Landwirte der alten Schule hätten Schwalben wie selbstverständlich in ihrem Umfeld akzeptiert. Der NABU-Kreisverband und seine Ortsverbände informieren Bürger gerne darüber, wie sie Nistmöglichkeiten von Schwalben erhalten oder neue schaffen können. Auch wer schon Schwalben beheimatet und Interesse an der Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ hat, kann sich gerne an Harald Ristau, Telefon: (0 64 74) 85 34, oder Benjamin Zabel, Telefon: (0 64 83) 80 57 15 wenden. Quelle: http://www.nnp.de/lokales/limburg_und_umgebung/Schwalben-Schwarm;art680,2127263
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