- Freie Schule Ostalb

Pädagogisches Konzept
(Zusammenfassung)
unserer Schule
auf Grundlage der Pädagogik Rudolf Steiners
für die Klassen 1-12 + 13
„In der Erziehung entscheidet sich, ob wir die Welt genug
lieben, um die Verantwortung für sie zu übernehmen
... Und..., ob wir unsere Kinder genug lieben, um
...sie für ihre Aufgabe der Erneuerung einer gemeinsamen
Welt vorzubereiten.“
Hannah Arendt
Freie Schule Ostalb e.V. Heideweg 3 89564 Nattheim/Steinweiler
www.freie-schule-ostalb.de
Die Schüler1:
„Wenn ich mir eine Schule wünschen dürfte, dann sollte sie klein und gemütlich
sein. Es sollten nur Lehrer unterrichten, die auch Kinder mögen. Und am Besten,
man könnte viel draußen sein und in der Natur Beobachtungen machen. Kleine
Kinder könnten selber Bücher malen und die großen Kinder könnten dann dazu
schreiben.“
Die Eltern:
„Die Schule sollte so sein, dass meine Kinder gerne dort hingehen, dass sie mit
Begeisterung heimkommen und auch ich meine Energie in diese Schule
einbringen möchte, weil ich mich mit ihr verbunden fühle und es mir wichtig ist,
dass sich die Kinder gut entwickeln.“
Die Lehrer2:
„Eine Schule, in welcher der Lehrer nicht Forderungen und Programme von
anderen umzusetzen hat, sondern selbst kreativ am Zustandekommen der
Lerninhalte und der Lernprozesse arbeitet. Der wichtigste Anhaltspunkt sind die
Kinder selbst. Im Studium der wahren Bedürfnisse der Kinder erfährt der Lehrer,
wann welche Lerninhalte für das jeweilige Kind dran sind und wie er sie zu
vermitteln hat.“
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Wir verwenden in diesem Konzept auf Grund der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form, schließen darin aber
natürlich die Schülerinnen mit ein.
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Wir verwenden in diesem Konzept auf Grund der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form, schließen darin aber
natürlich die Lehrerinnen mit ein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Seite 4-6
2. Die Besonderheiten unserer Schule
Seite 7
3. Zur Anbindung der Schule an die Wirklichkeit
Seite 8
4. Arbeitsweisen
Seite 8-12
5. Altersübergreifender Unterricht
Seite 12-16
6. Die Lehrer der Freien Schule Ostalb
Seite 16-18
7. Vorbereitete Lernumgebung
Seite 18-19
8. Stundenplan
Seite 20
1. Einleitung
In der Initiative FREIE SCHULE OSTALB haben sich Eltern und Lehrer
zusammengefunden, die sich mit gemeinsamen Zielen und Wünschen diese Schule als
einheitlichen Bildungsgang wünschen.
Wir legen Wert auf eine pädagogische Haltung der Lehrkräfte und Eltern, die jedes Kind
als kostbares, individuelles Wesen wahrnimmt und durch eine entsprechende Art des
Lernens und durch wertschätzende Begegnung ermöglicht, dass jedes Kind sein ganz
eigenes Potential zur Entfaltung bringen kann. Da sowohl Eltern als auch Lehrkräfte dies
in bestehenden Schulen der Region nicht finden konnten, sahen sie dringenden Bedarf,
eine Alternative zu schaffen.
Eine Schule, die den heutigen Kindern gerecht wird Eine Schule, die die persönliche Entwicklung der Kinder mit allen Kräften unterstützt Eine Schule, wie sie sich Kinder wünschen so beschreiben die Mitbegründer dieses Schulimpulses „ihre Schule“.
Dass Kinder mit Freude in die Schule gehen und aus Interesse und Freude an der Welt
lernen dürfen ist seit langem ein tiefes Bedürfnis. Dies in einer Schule gelingen zu lassen,
darum ringen auch heute viele Pädagogen und wünschen sich wohl alle Eltern. Die
Umsetzung ist durch viele äußere und innere Faktoren oft sehr schwer. Hier haben sich
nun Eltern und LeherInnen zusammengefunden, die in Zusammenarbeit den Kindern eine
solche Schule „schenken“ möchten.
„Ein Missstand besteht darin, dass die Schulmeister mit ein und demselben
Unterrichtsstoff und nach ein und dem selben Maß eine Vielzahl junger Geister von
unterschiedlichen Maßen und Begabungen unter ihre Fuchtel nehmen. (…) Daher
kommt es, dass man, wenn man den Weg für die Kinder nicht richtig gewählt hat,
häufig Jahre darauf verwendet und sich dennoch vergeblich abmüht, sie zu Dingen
zu erziehen, in denen sie nicht Fuß fassen können. (…) Empfindungsweise und
Seelenstärke der Menschen sind verschieden. Man muss sie daher ihrer Wesensart
gemäß auch auf verschiedenen Wegen zu ihrem Besten führen.“
Aus: Les Essais de Michel de Montaigne (1533- 1592)
Eine „kindgerechte“ Schule haben sich bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts die
Reformpädagogen zum Ziel gesetzt. „Kindgerecht“ bedeutet hier, die Kinder zu
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beobachten, zu studieren und an ihnen und ihrer Entwicklung abzulesen, was für sie und
ihre gesunde Weiterentwicklung vom Erwachsenen an Unterstützung notwendig ist.
Maria Montessori drückte diesen Wunsch so aus:
„In Wirklichkeit trägt das Kind den Schlüssel zu seinem rätselhaften, individuellen
Dasein von Anfang an in sich. Es verfügt über einen inneren Bauplan der Seele und
über vorbestimmte Richtlinien für seine Entwicklung. Das alles ist aber zunächst
äußerst zart und empfindlich, und ein unzeitgemäßes Eingreifen der Erwachsenen...
kann jenen Bauplan zerstören oder seine Verwirklichung in falsche Bahnen lenken.“
Grundlage für unsere pädagogische Arbeit sind neben den hinterlassenen Werken von
Rudolf Steiner vor allem auch eigene Erfahrungen. Unterstützt wird unsere Sicht auf die
Aufgabe der heutigen Pädagogik von vielen Zeitgenossen wie Remo Largo, Jesper Juul,
Riane Eisler, Falko Peschel u.a.. Viele bereits bestehende „Freie Schulen“ haben uns in
ihren Pädagogischen Konzepten „aus der Seele gesprochen“ und unseren Impuls zu
dieser Schulgründung bestärkt. Bestätigt werden viele Ansätze auch von modernen
Hirnforschern wie Manfred Spitzer oder Gerald Hüther.
„In dem Moment, in dem du dich klar und entschlossen zu etwas innerlich
verpflichtest, wirst du von der Vorsehung unterstützt.“
Johann Wolfgang von Goethe
Um den Kindern echte Bezugspersonen geben zu können, die die Kinder gut kennen und
zu denen sie Vertrauen haben, planen wir unsere Schule als einheitlichen Bildungsgang
der Jahrgangsstufen 1 bis 12 bzw. 13.
Das Hauptanliegen ist die bestmögliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Hierzu
fühlen sich sowohl die Lehrer, als auch die Eltern verpflichtet. Um dies gelingen zu lassen,
wird für eine entspannte, reichhaltige Lernumgebung, selbst organisiertes und
individuelles Lernen und eine wachsende enge Beziehung zwischen Schülern und Lehrer
gesorgt. Diese Beziehung kann an der FREIEN SCHULE OSTALB von Klasse 1 – 12/13
bestehen bleiben. In unserer heutigen Gesellschaft, in der feste Bezugspersonen keine
Selbstverständlich mehr sind, gibt diese „gewachsene Beziehung“ der Schule eine
besondere Qualität. Dies wird dadurch verstärkt, dass die Schule überschaubar und klein
bleiben soll (ca. 150 Schüler) und dadurch den Erwachsenen ermöglicht, den Kindern und
Jugendlichen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.
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„Das Arbeiten mit den verborgenen Kräften zwischen Kinderherz und Erzieherherz,
das ist der wichtigste Teil der Methodik des Lehrens und darin liegen die
Lebensbedingungen des Erziehens.“
Rudolf Steiner
Die Unterrichtsinhalte ergeben sich aus demjenigen, was ein Mensch wissen und tun
können muss, um sich in der heutige Welt gut zurechtzufinden und sich in die Gesellschaft
fruchtbar einbringen zu können. Wie die Lernstoffe am besten vermittelt werden, ergibt
sich aus der Begegnung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. Dieser
Grundgedanke lag auch der ersten Waldorfschule zu Grunde.
Wir rechnen mit einem Schnitt von ~12 Kindern pro Jahrgang, die von nah und fern zu uns
kommen werden. Die relativ geringe Anzahl hängt auch mit dem Wunsch zusammen, eine
kleine „Dorfschule“ zu bleiben. Hierdurch soll die innige Beziehung zwischen Lehrer und
Kindern besonders gepflegt werden.
" Nur wenn unsere Kinder intelligente, anpassungsfähige, kreative, lernende
Erwachsene nachahmen können, also etwas, das unser gegenwärtiges System
nicht gerade fördert, werden sie die Fähigkeit entwickeln, die Menschheit in eine
nachhaltige Zukunft zu führen.Es geht um die menschlichen Beziehungen,
insbesondere um die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern."
Michael Mendizza („Mit Kindern wachsen“)
Die Eltern sollen mit in die Schule einbezogen werden, so dass die Schule zu einem
„Begegnungsraum“ werden kann. Schwerpunktmäßig an den Nachmittagen können die
Eltern Kurse für die Kinder anbieten. Dazu könnten zum Beispiel handwerkliche Aktivitäten
wie Filzen, Schneidern und Schreinern gehören.
Die Schüler arbeiten überwiegend altersgemischt in verschiedenen, dafür eingerichteten
Lernräumen und Strukturen. Schulische Entwicklung soll in einem Inspirationsprozess
zwischen Schülern und Lehrern stattfinden.
Der Satz von Maria Montessori drückt die Hauptaufgabe der Erwachsenen hier sehr schön
aus:
„Hilf mir, es selbst zu tun!“
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Oder in den Worten Rudolf Steiners:
„Dadurch entsteht aber eben erst das richtige Bewusstsein im Lehrer. Und das hat
er, wenn er sich sagt: Jede Erziehung ist im Grunde genommen Selbsterziehung
des Menschen. (...) Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als
Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir
müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht,
wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muss.“
2. Die Besonderheiten unserer Schule
Ein Kind kommt auf die Welt und ist voll Vertrauen seinen Eltern hingegeben. Es birgt
einen Schatz in sich, welcher im Laufe seines Lebens nach und nach offenbar werden
kann. Um dieses zu ermöglichen braucht das Kind Erwachsene, die den Wachstums- und
Entwicklungskräften des Kindes vertrauen. Besonders wichtig ist, dass das Kind so
angenommen wird wie es ist und von Herzen geliebt wird. Das Kind braucht in jedem
Lebensalter Menschen an seiner Seite, die es erkennen und begleiten. Menschen, die ihm
eine Umgebung bereiten, in der es seine Entwicklungsimpulse zur Entfaltung bringen
kann. Auf diesem Weg entwickeln sich Menschen, die sich frei und ihrer Individualität
entsprechend in der heutigen Welt mit all ihrem Potential einbringen können.
Der Blick der Pädagogen auf die Kinder / Jugendlichen ändert sich im Laufe der Schulzeit.
Sie begleiten sie auf ihrem Weg zu immer selbständigeren und eigenverantwortlichen
Persönlichkeiten. Daher ist es besonders wichtig, dass die Lehrer sich regelmäßig über
ihre Beobachtungen austauschen und sich fortbilden.
Es handelt sich bei unserer Form der Begleitung der Kinder / Jugendlichen weder darum,
Wissen in sie hineinzufüllen und das in einem streng formalisierten Prozess, noch um
willkürliche Freiheit.
„Das erste Wirkende ist das Sein, das zweite das Tun, das dritte erst das Reden.“
frei nach Romano Guardini
Es war immer der größte Wunsch Rudolf Steiners, dass die von ihm pädagogisch geleitete
Waldorfschule mit der größten Kraft und Sicherheit in der vollen Wirklichkeit des Lebens,
so wie es heute ist, drinnen stehen sollte. Gar nichts Lebensfremdes soll in ihrem Lehrplan
enthalten sein und den Kindern vermittelt werden.
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3. Zur Anbindung an die Wirklichkeit/ Berufsleben
Daran knüpft also nicht nur unser Konzept an, sondern um dieses Anliegen bemühen sich
auch viele andere Initiativen. Solche Initiativen gewinnen dadurch auch immer mehr an
Bedeutung, da immer mehr Jugendliche nach dem Abschluss nicht wissen, welchen
beruflichen Weg sie einschlagen sollen. Zum Beispiel gibt es immer weniger Jugendliche,
die sich für einen Ausbildungsberuf entscheiden. Dazu kommt die immer weiter
ansteigende Zahl von Schulverweigerern und Schulabbrechern.
Wir haben uns auf Grund dieser immer wieder in der Öffentlichkeit auftretenden Themen
gefragt, wie eine Schule heute gestaltet sein sollte, die einerseits den Kindern /
Jugendlichen unserer Zeit die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten, anderseits aber auch die
Anliegen unserer heutigen Gesellschaft berücksichtigt. Dieser Grundsatz führte 1919 zur
Gründung der ersten Waldorfschule und ist damit auch die Basis des Waldorflehrplans,
auf dessen Grundlage unsere Schule begründet wurde. Seit 1919 hat sich die
gesellschaftliche Situation verwandelt. Darauf muss unserer Ansicht nach eingegangen
werden. Der Grundsatz aber bleibt. Schule soll kein abstraktes Gebilde sein, sondern ein
Teil der Gesellschaft. So sollen die Kinder die Schule als „Teil des Lebens“ erleben dürfen.
Als Ort, an dem sie sich wohlfühlen und so lernen können, dass die Inhalte des Lehrplans
sich aus natürlich vorgefundenen Situationen ergeben und erlernt werden.
Außerschulische Lernorte, die sich mit den Schuljahren in Form von Gruppenreisen/
Einzelpraktika von Deutschland über Europa bis ins fernere Ausland hin ausdehnen
können, sind demnach wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Fachunterrichte wie z.B.
Werken sollen überwiegend in Kleinbetrieben stattfinden.
4. Arbeitsweisen:
Die FREIE SCHULE OSTALB arbeitet auf der Grundlage von drei Bausteinen:
1. Projektepochenplan
2. Wochenplan
3. Selbstprojekt
Die drei Bausteine sind als unterschiedliche Methoden zu verstehen, die gleichwertig
nebeneinander Berechtigung haben. Der Projektepochenplan ist dabei am meisten
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lehrerzentriert und das Selbstprojekt gibt am meisten Freiheit. Der Wochenplan steht
dazwischen und kann sowohl zu Selbstprojekten hinleiten, wenn die Lehrer beobachten,
dass ein Schüler diese Arbeitsweise zu wenig verwendet oder gezielt Epochenstoff und
Fachstoff anbieten, wenn deutlich wird, dass einem Schüler wichtige Epochen-/
Fachthemen fehlen. So besteht für jeden Schüler die Möglichkeit, eine ihm entsprechende
Arbeitsform zu finden. Wenn ein Schüler an einem Tag nicht weiß, was er tun soll, so
muss der Schüler am angebotenen Projektepochenplan bzw. Fachunterricht teilnehmen.
Die Schüler stellen jeden Tag in der Orientierungsgebungsphase des Morgenkreises dar,
woran sie (weiter-)arbeiten und tragen dies für den Lehrer bei Bedarf in einem Formblatt
ein. Sollten sie dafür den Schulraum verlassen, markieren sie ihren Standpunkt mittels
einer Pinnnadel mit ihrem Namen in unserem gut einsehbaren Raum- und
Umgebungsplan ein. Je nach Altersstufe kann auch ein Wochenplan mit Zielvorgaben
gemacht werden. Aus der modernen Bildungsforschnung ergibt sich, dass selbstgewählte
Aufgaben immer den höchsten Stellenwert im Lernprozess haben: Nur das, was ein
Mensch mit Begeisterung selbst ergreift, verankert sich im Lernen grundlegend und ist
universell anwendbar. Der Baustein Selbstprojekt erfordert viel Freiheit von allen
Beteiligten.
Der Projektepochenplan ergibt sich aus dem Inhalt der Epochenfächer des
Waldorflehrplans, die in einem Wechsel von 2-6 Wochen insbesondere im in der ersten
Unterrichtseinheit unterrichtet werden. Die Fachlehrer in der FREIEN SCHULE OSTALB
arbeiten inhaltlich mit ihren Fächern ebenfalls an dem übergeordneten
Projektepochenthema. So kann z.B. in der Mathematikprojektepoche auch in den
Fremdsprachen gerechnet werden oder in einer Geschichtsprojektepoche die Geschichte
aus der Sichtweise anderer Länder erarbeitet, im Handarbeits- Kunst- und Werkunterricht
Kleidung und Werkstoffe einer speziellen Epoche hergestellt und in der Musik Werke einer
bestimmten Epoche erübt werden. Durch diese zweifache Ausrichtung des
Fachunterrichts wird der Projektepochenlernstoff nochmals tiefer durchdrungen. Auch der
Aspekt des bilingualen Unterrichtes findet durch diese Herangehensweise
Berücksichtigung. Die Lehrer unterrichten im Projektepochenplan im Haupt- bzw.
Fachunterricht der Tendenz nach lehrerzentriert und impulsieren in dieser Arbeitsweise,
Inhalt und Form.
Inhaltlich geht es beim Projektepochenplan um das Aufgreifen des Kulturgutes
Mitteleuropas wie in diesem Konzept an späterer Stelle für die Projektepochen
altersdifferenziert dargestellt wird. In der Arbeitsweise des Projektepochenplanes können
klassische Unterrichtsmethoden zum Einsatz kommen, indem mit differenziertem
Frontalunterricht Inhalte dargestellt und Unterrichtsinhalte dokumentiert werden. Die
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Lehrer halten z.B. dabei Vorträge und Erzählen, sie demonstrieren Inhalte, machen
Experimente, arbeiten an der Tafel, arbeiten mit Ordnern und Protokollen, sammeln
Fragen ab, machen Interviews, leiten die Schüler zu Referaten an und leiten und fördern
Schülergespräche. Dabei können im Gruppenunterricht auch z.B. Theater- und
Musikaufführungen stattfinden, es werden Ausstellungen, Klassenfahrten, Exkursionen
und Aktionen gemacht und es können z.B. auch Bücher, Zeitungen, Kollagen und die
Teilnahme an Wettbewerben Thema sein. Die Lehrer können auch Rollenspiele oder
Planspiel im Unterricht einfließen lassen. In der Partnerarbeit ist auch die Arbeit mit
Büchern, Arbeitsblättern und Karten möglich sowie, je nach Alter, das Lernen am
Computer. In der Einzelarbeit sind z.B. die Arbeit an eigenen Berichten, der Aufsatz und
Facharbeiten zu nennen. Im altersübergreifenden Unterricht der Verbundklassen bietet
sich insbesondere auch das Lernen in Erfahrungsräumen und der Werkstattunterricht an.
Die Lehrer bereiten dabei, wie in Folgenden noch weiter beschrieben wird, vielseitige
Angebote im Raum vor, die von den Schülern angeleitet und selbständig aufgegriffen
werden.
Beobachtungen aus dem Schulalltag zu selbstgewählten Aufgaben in einem Selbstprojekt
ergeben häufig folgendes Bild: Die wenigsten Schüler verfügen heute über die
Möglichkeit, selbstgewählten Aufgaben nachzugehen, die in direktem Bezug zu den
Lernaufgaben stehen, die altersgemäß sind, also zu den Themen Bezug haben, die sich
im Lehrplan für ein jeweiliges Alter finden. In der Regel bestehen bei den Schülern
Widerstände zu den Aufgaben aus dem Lehrplan. Die wenigsten Schüler lesen, was sie
bekommen, schreiben Tagebuch oder Geschichten, Rechnen alles aus, was ihnen im
Alltag begegnet usw.…. Der Kampf „Müssen“ wird mit den Erwachsenen ausgefochten.
Das hindert selbstgewählte Aufgaben von Grund auf. Wir beobachten, dass Schüler viel
leichter zu selbstgewählte Aufgaben aus Lebensabschnitten greifen, die sich aus
Lernaufgaben ergeben, die mit dem grundlegenden Ergreifen der Welt zu tun haben wie
z.B. naturnahes Leben, Hausbauen usw. Wir stehen hier durch die Entwicklung unserer
Kultur zur hochzivilisierten Welt vor Lücken. Viele Kinder haben sehr früh die Erfahrung
gesammelt, dass sie etwas müssen, dass ihr Tun bewertet wird, dass neugierige Fragen
unbeantwortet bleiben oder dass etwas als gefährlich und verboten eingestuft wird und
dann verliert sich die natürliche Neigung voller Neugierde das Leben und Lernen zu
ergreifen, was gleichbedeutend damit ist, selbstgewählten Aufgaben zu tun. Bei den
meisten von uns endet das Leben der selbstgewählten Aufgaben irgendwann in den
ersten Lebensjahren; das zieht sich bei uns durch die ganze Schulzeit hindurch.
Die FREIE SCHULE OSTALB schafft z.B. auch durch Tagesprojekte (z.B. jeden Dienstag)
außerschulische Lernorte wie z.B. ein Bauernhof, ein Bauspielplatz, ein Naturgebiet. Wir
erleben regelmäßig, dass Schüler hier aufblühen und zu sich zurück finden und
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irgendetwas anfangen, was sie sich selbst ausgesucht haben: Sei es Bogenbau,
Holzhacken, Hausbauen, Klettern usw. Dabei probieren sie dann auch Dinge aus, die
ihnen bislang unbekannt waren, wie das Schnitzen mit scharfen Messern, das Klettern auf
Bäume usw. Wir sehen es als unsere Aufgabe, hier eine besondere Art Aufsicht zu
praktizieren, die einerseits Anleitung gibt, wie grundsätzlich mit Material, sei es ein Messer
oder Seil, umzugehen ist und dann allerdings auch den Kindern das Ausprobieren in
beaufsichtigter Umgebung zu gewähren. Sind die Schüler durch Selbstprojekte in einen
Lernprozess mit sich selbst eingestiegen, ist es leichter, auch Lernthemen zu integrieren,
die ohne den genannten Kampf „Müssen“ zu den Schülern gelangen. Ein Beispiel aus
dem Baumhausbau: Der Lehrer misst: „Das Brett ist 96 cm lang. Wenn ich es für die
Treppe am Baum in drei Stücke teile, wie lang sind dann die Bretter? Die Schülerantwort
prompt: 32 cm.“ In solchen Situationen können dann auch weitere Rechenfragen folgen,
ohne dass sich der Widerstand „Müssen“ aufbaut. An dieser Stelle entsteht ganz beiläufig
wieder das informelle Lernen, das Schüler aus seinen frühen Lebensjahren vertraut ist,
und in dem er nicht merkt, dass er lernt oder übt. Die Schüler erhalten die Gelegenheit, zu
dieser selbstverständlichen Lernweise zurückzukehren, und kann da heraus von neuem
ein Interesse fassen, diese Kenntnisse in explizitem Lernen Ausweiten zu wollen, wozu er
anschließend im täglichen Unterricht oder im Selbstprojekt Gelegenheit hat. Grundsätzlich
ergibt sich auch aus der modernen Hirnforschung zuverlässig, dass im Lernen immer an
Bekanntes, Erlebtes angeknüpft werden muss, will ein Mensch etwas begreifen. Ein
Selbstprojekt kann neben einem „praktischen“ Projekt aber auch ein „theoretisches“
Thema sein; z.B. eine Recherche zu den indigenen Völkern Nordamerikas, der
Entstehung des Satzes des Pythagoras oder der Funktionsweise eines Uhrwerks. Ebenso
können Themen aus den Projektepochen aufgegriffen und vertieft werden. Oft entstehen
in der Besprechung bestimmter Themen bei den Schülern Ideen, für die in der
Stundeneinheit keine Zeit bleibt. Es bleibt den Lehrern Zeit, ein offenes Ohr für die
Selbstprojekte der Schüler zu haben und die Schüler haben die Möglichkeit, ihren eigenen
Schwerpunkt der Projektepoche mit einem Selbstprojekt zu setzen und die Inhalte zu
vertiefen.
Der Wochenplan als dritter Baustein basiert historisch auf Celestin Freinet, Peter Petersen
und Helen Parkhurst (Dalton-Plan) und wurde auch vertieft im Marburger
Grundschulprojekt unter Leitung von Wolfgang Klafki und in Frankfurt von Claus Claussen.
Der Wochenplan stellt ein strukturierendes Arbeits- bzw. Organisationsmedium des
offenen Unterrichts dar und dient als Vorläufer und Förderer der Freien Arbeit, also wie
dargestellt der selbstgewählten Aufgaben. In der FREIEN SCHULE OSTALB ist der
Wochenplan ein Ordner, in dem die Lehrer altersspezifische Aufgaben in Form von Kopien
einheften, die die Schüler in freier Zeiteinteilung erfüllen können und nicht müssen. Diese
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Aufgaben können anhand eines Lösungsordners zumeist selbst überprüft werden. Für den
Wochenplan können sich auch Schüler spezielle Themen wünschen, die dann von den
Lehrer vorbereitet werden. Die Lehrer erinnern auch mal an den Wochenplan, wenn von
den Schülern immer wieder die Sätze kommen: „Mir ist langweilig, was soll ich denn
machen…“ Grundsätzlich sehen Lehrer allerdings in der Langeweile auch vorbereitende
Momente für Kreativität. Die Leere macht frei für verborgene Potentiale, die die
Entwicklung bereichern.
In der Zukunft gibt es Lerngruppen für die Prüfungsvorbereitung, die ausschließlich von
Schülern mit dezidiertem Prüfungswunsch besucht werden und in denen auch der
staatliche Lehrplan zugrunde gelegt wird. Es werden bevorzugt Methoden eingesetzt, die
eine zeitnahe Hinführung zur Prüfung ermöglichen. Grundsätzlich sind allerdings auch hier
alle Lehrer frei in der Wahl ihrer jeweiligen Unterrichtsmethoden, die innerhalb des
Konzeptes liegen. Schüler, die auch in der Phase der Prüfungsvorbereitung die sich für die
freieren Arbeitsweisen Wochenplan und Selbstprojekt wählen, müssen gegenüber den
Lehrer selbständig belegen, dass sie sich auch die Themen der angebotenen
Prüfungsvorbereitungskurse im Haupt- und Fachunterricht erarbeitet haben, z.B. indem
Arbeitsblätter bearbeitet, Texte gelesen oder Berichte geschrieben wurden. Die
Tagesprojekte sind keine vierte Arbeitsweise, sondern eine besondere Bündelung der
Aktivitäten einer Verbundklasse auf ein Tagesthema, insbesondere auch an externen
Lernorten.
Die Tagesprojekte werden von den Lehrern so angelegt, dass beispielsweise von den
Schülern vernachlässigte Bildungsinhalte in attraktiver Form gestaltet werden, oder
externe Lernorte mit besonderer Didaktik (Museen, Veranstaltungen) genutzt werden
können, oder Naturorte als externer Lernort (Garten, Bauernhof) die Entlastung von
Spannungen unter den Schülern bringen kann, oder Echtsituationen
(Werksbesichtigungen, Alltagssituationen) zum Thema werden, oder Lerngegenstände wie
Kulturdenkmale oder besondere Naturorte der direkten Erkundung dienen. In jedem Fall
decken Tagesprojekte stets Lehrplaninhalte ab und sind sogar besonders geeignet,
schwer zugängliche Themen zu erschließen.
5. Altersübergreifender Unterricht
In öffentlichen Schulen, insbesondere in den Gesamtschulen, hat die altersübergreifende
Pädagogik an vielen Orten erfolgreich Einzug gehalten. Die ohnehin bestehende
Heterogenität in Klassen legt das altersübergreifende Lernen nahe:
Schüler liegen in ihren Begabungen, ihrer Entwicklung und ihrer Kompetenz, in der
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eigenen Lebenswelt zu handeln, schon in der ersten Klasse weit auseinander (vgl. Largo,
1999). Will man Lernprozesse auslösen, macht es deshalb wenig Sinn, davon
auszugehen, dass alle Schüler auf dem gleichen Stand sind (die einen wären dann unter-,
die anderen überfordert). Ungleichstand hat deswegen Vorteile:
1. Jede und jeder Lernende kann den Lernprozess da aufnehmen, wo er/sie gerade
steht. Individuelle Lernwege werden berücksichtigt. Es gibt Zeit für die
Überwindung von Entwicklungskrisen.
2. Jede und jeder kann die eigenen Kompetenzen in den Lernprozess einbringen.
Kinder lernen sehr gut voneinander. Begabungsschwerpunkten wird eine
Entfaltungsmöglichkeit gegeben. Vorausgreifende Interessen werden produktiv
einbezogen.
3. Vielseitige Standpunkte garantieren unterschiedliche Blickwinkel: Der Sachverhalt
wird plastischer.
4. Die Kinder/ Jugendliche können sich gegenseitig für Themen begeistern
5. „große“ Schüler werden zu Vorbildern, „kleinen“ Schülern kann von ihnen geholfen
werden
Viele moderne Unterrichtsformen gehen von diesen oder ähnlichen Überlegungen aus.
Die Verschiedenheit der Lernvoraussetzungen wird heute als Unterrichtsvoraussetzung
anerkannt. Durch die innere Differenzierung kann das bewusste, selbstständige Lernen
und Handeln jedes einzelnen Schülers gefördert und das Vertrauen in eigenen
Fähigkeiten gestärkt werden. So kann jeder Schüler erfahren, dass er/sie fähig ist, etwas
zu leisten. Maßnahmen der Differenzierung machen es möglich, dass die Schüler die
grundlegenden Inhalte auf unterschiedlichem Niveau, in unterschiedlichen Zeiten und auf
unterschiedlichen Wegen erreichen können. Sie sichern zugleich das gemeinsame
Lernen. Schüler dürfen weder über- noch unterfordert werden. Deshalb werden langsamer
und schwerer lernenden Schüler zusätzlich Lernzeit und Lernhilfen angeboten sowie
Aufgaben so gestellt, dass sie neben anspruchsvolleren auch einfachere Lösungen
zulassen. Schneller und leichter lernende Schüler hingegen erhalten weitere
Lernangebote. Die von den Lehrern bestimmten Formen der Differenzierung können durch
solche ergänzt werden, in denen Schüler ihren Lernprozess selbstständig planen und
gestalten können. Die Arbeit nach dem Tages- bzw. Wochenplan, die Freie Arbeit,
Gruppenarbeit und projektorientierte Unterrichtsformen bieten für Schülern viele
Möglichkeiten, über Themen und Lerngegenstände, Art und Reihenfolge der Bearbeitung,
Zeitaufwand und Arbeitstempo, notwendige Hilfen und Helfer sowie Sozialformen nach
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individuellen Gesichtspunkten mitzuentscheiden. Die Lehrer entscheiden individuell
darüber, welche Methoden benutzt werden, um das Lernen in altersheterogenen Klassen
für ihn und vor allem für die Kinder fruchtbar zu machen. Ob die genannten
Unterrichtsmethoden wie z.B. der Wochenplan eingeführt oder lieber z.B. mit
verschiedenen Aufgabenstellungen an mehreren Tafeln gearbeitet wird, liegt im jeweiligen
Ermessen der Lehrer. Schüler werden in jedem Fall bereits im ersten Schuljahr mit
verschiedenen Unterrichtsformen vertraut gemacht, damit sie an das selbstständige
Arbeiten herangeführt werden. Sobald die Schüler mit der selbstständigen Arbeitsweise
(z.B. mit dem Wochenplan oder mit Aufgabenstellungen an verschiedenen
Tafeln) vertraut sind, können Schüler sich gegenseitig Hilfestellungen geben. Die Lehrer
können sich währenddessen mehr auf spezielle Förderungen konzentrieren.
Schule und Unterricht werden gerade dann intensiver und lebendiger, wenn man die in
vielfältiger Weise zwischen den Schülern bestehenden „Differenzen“ nicht verdrängen
bzw. verringern will, sondern sie bewusst als Anlass und Ausgangspunkt neuer
methodischer und didaktischer Überlegungen nimmt.
Den Kindern ist altersübergreifendes Lernen von klein auf bekannt: Im Elternhaus mit
Geschwistern, in nachbarschaftlichen Beziehungen, Kindergarten... Durch die
zunehmende Reduzierung der sozialen Bezüge der Kinder: Z.B. 1-Kind-Familien,
alleinerziehende Mütter und Väter, entsteht hier unserer Beobachtung nach eine
zusätzliche Aufgabe für Schulen. Dieser Aufgabe will sich die FREIE SCHULE OSTALB
stellen. Wir arbeiten deswegen in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen mit bis zu 24
Schülern den sogenannten „Verbundklassen“. Dabei sind bei einer vollen Klasse immer
zwei Lehrer zugesichert. Damit ergibt sich ein Betreuungsschlüssel von maximal 1:12.
Durch diese individuelle Betreuung sind die oben beschriebenen Lernformen erst möglich.
Schüler von bis zu 4 Altersstufen können in der Verbundklasse ihre Basis haben. Zum
Schulstart im September 2015 werden wir mit Klassenstufe 1-4 und 5-8 beginnen.
Die Erfahrung zeigt, dass eine starke Verwurzelung in dieser stabilen, gewachsenen
Sozialstruktur der Verbundklasse den Kindern Halt und Geborgenheit gibt. Diese
Geborgenheit ist die Grundlage für angstfreies, vertrauensvolles Lernen. Dafür einen
Raum zu geben, ist in der Struktur einer Verbundklasse, ähnlich wie in einer gesunden
Familien- bzw. Dorfstruktur mit allen Altersstufen, leichter gegeben. Es wird einen
Zeitpunkt geben, zu dem sich die älteren Schüler in eigene Lernbereiche zurückziehenmindestens phasenweise. Ab wann sich die Schüler sinnvoller weise in altersspezifische
Klassen aufteilen (z.B. Oberstufe), wird nach der jeweiligen individuellen Entwicklung mit
Schülern, Lehrern und Eltern entschieden. Zudem gibt es die Möglichkeit, außerhalb der
Projektepochen in größeren, altersübergreifenden Gruppen zusammen zu arbeiten.
Neben der Verbundklasse gibt es Fachunterricht nach Leistungsstufen, in dem Schüler
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eines Leistungsniveaus zusammen lernen. Hier werden Kurse angeboten und Schüler
können sich alters- bzw. lernspezifische Fächer auswählen. Diese Praxis basiert ebenfalls
auf dem Gründer der Waldorfschule, Rudolf Steiner. Er empfiehlt vor allem für die
Fremdsprachen eine solche Unterrichtspraxis. Hier wird, zugunsten der selbstgewählten
Aufgaben, das Prinzip Freiwilligkeit angewendet. Die Teilnahme an Kursen ist für Schüler,
nach einer Probestunde, allerdings für den Zeitraum einer Epoche verbindlich.
Insbesondere die alters- bzw. lernspezifischen Kurse bieten die Möglichkeit, eine Art
„Führerschein“ z.B. in Form von Portfolios zu absolvieren. Damit ist gemeint, dass man für
dokumentierte, geleistete Arbeit eine Einschätzung des zuständigen Lehrers bekommt. Es
besteht die Möglichkeit, statt angebotener Führerscheine auch eigene Führerscheine zu
erfinden. Später wird für die Teilnahme an einer Abschlussprüfung die Absolvierung
gewisser Kurse verlangt. In der Regel werden die Führerscheine nicht durch eine Prüfung
abgelegt, sondern der Nachweis des tatsächlichen Könnens im fortlaufenden Alltag,
insbesondere auch im Kontext sinnvoller, lebensnaher Anwendungssituationen ist
maßgeblich für die Leistungsbeurteilung des Lehrers. Die FREIE SCHULE OSTALB
verzichtet dabei grundsätzlich auf das Bewerten von Leistungen und auf die Vergabe von
Noten (vgl. Czerny 2010).
Diese Leistungsbeurteilung wird ebenso wie andere Portfolios und die Lerntagebücher im
dokumentierten „Zeugnisgespräch“ thematisiert und schriftlich dokumentiert. Beispiele
für eine solche Zeugnispraxis findet man, nach Erfahrungen ausgearbeitet und seit Jahren
praktiziert, in der Rudolf Steiner Schule Berlin (vgl. Hattstein-Blumenthal 2012). Begründet
auf persönlichem Kontakt mit genannter Schule und detaillierten Beispielen derselben
wenden wir diese Praxis auch an der FREIEN SCHULE OSTALB an.
Die FREIE SCHULE OSTALB hat sich deswegen entschieden, in den Verbundklassen
jeweils mehr als einen Lehrer für 24 Schüler einzusetzen, die nicht nur für den
Hauptunterricht, sondern für den ganzen Schulvormittag von 8.00 – 13.00 Uhr zur
Verfügung stehen. Sie übernehmen dabei z.B. auch Aufgaben wie Pflege des Gartens und
evtl. der Tiere, hauswirtschaftliche Tätigkeiten und Büroarbeit. Außerdem wird die
Zwischenzeit auch genutzt, um Unterricht, insbesondere als Team, vorzubereiten. Durch
das Teamteaching der Lehrer und damit die Kontinuität der Lernbegleitung wird eine
dauerhafte Bindung zu Erwachsenen erhalten. Auch erscheint es uns günstig, dass
mehrere Erwachsene als verlässliche Bindungspersonen für eine Altersgruppe von
Schülern zur Verfügung stehen.
Die Erwachsenen erfahren im Teamteaching ein freieres Feld der Verantwortung und
finden leichter die Bereitschaft, sich über einen längeren Zeitraum zu engagieren. Durch
die Gespräche und den Austausch mit den Kollegen eröffnen sich außerdem viel leichter
Perspektiven, zu neuen Ansätzen und Herangehensweisen im Unterrichten zu kommen.
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Die Gefahr des Burnouts, die meistverbreitete Krankheitsursache im Lehrerberuf, wird
durch die veränderte Arbeitssituation des Teamteaching verringert.
6. Die Lehrer der FREIEN SCHULE OSTALB haben sich für die
Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung folgende Ziele gesetzt:
Voraussetzung zum Beginn des Schuljahres ist es, einen Überblick über die zu lernenden
Inhalte zu haben – und zwar von allen von ihm zu unterrichtenden Fächern. Nur so hat
man den nötigen Überblick über das, was war und das was einmal sein soll.
Eine besonders wichtige Aufgabe ist die Beobachtung der Schüler. Zu lernen, in den
Kindern / Jugendlichen „lesen“ zu können, welch besonderer Mensch ein jeder ist, wo
seine Stärken liegen, was im Moment sein Hauptinteresse ist, was ihn bedrückt oder
erfreut und welchen Dingen er aus dem Weg geht. Die Lehrer sollen in den Interessen und
Stärken der Schüler eine Möglichkeit finden, die „Schwächen“ zu bearbeiten und die
Stärken zu entwickeln, ohne Blockaden hervorzurufen.
An dieser Schule betreuen die Klassenlehrer eine Gruppe von Schüler verschiedenen
Alters über mehrere Jahre. Bisher ist geplant, dass ein/e Lehrer/n für eine
altersübergreifende Klasse hauptverantwortlich ist und eine zweite Betreuungsperson bei
einer Schülerzahl über 12 dazukommt.
Die Lehrer beobachten während der Unterrichtszeit, geben Impulse und Hilfestellungen.
Am Ende des Schultages wird über jeden Schüler eine kleine Situation schriftlich
festgehalten, die die Klassenlehrer für besonders charakteristisch, für einen besonderen
Lernschritt oder für an eine vorangegangene Situation anschließend hält. Betreuen
mehrere Lehrer die Schüler ist es Ziel, dass jeder kurz dokumentiert.
Diese Berichte sind u.a. Grundlage für eine Art Entwicklungsdokumentation. Ein weiterer
Bereich dieses Dokumentation ist, dass nach abgeschlossenen Arbeitsphasen, die einige
Tage aber auch Wochen umfassen können, sowohl von den Schülern als auch von den
Lehrern ein kleiner Bericht verfasst wird. Als Bericht kann z.B. auch das Protokoll eines
gemeinsamen Gespräches zählen. Ein dritter Teil des Lerndokumentation sind die
Arbeitsergebnisse oder Fotos derselben. Tägliche Dokumentationen der Kinder /
Jugendlichen über ihre Lernschritte werden von ihnen selbst in einem „Tagebuch“
festgehalten. Alle diese Angaben werden sowohl altersspezifisch als auch den
individuellen Möglichkeiten gemäß umgesetzt. So kann hier eine Dokumentation z.B. in
Textform eingetragen, aber auch z.B. als Zeichnung hinterlassen werden.
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Dadurch kann z.B. in einem anstehenden Elterngespräch auch nach längeren
Zeitabständen noch genau auf einzelne Zeiträume eingegangen und sich ausgetauscht
werden.
Um die Beobachtungsfähigkeit zu schulen ist es z.B. wichtig, dass sich die Lehrer
regelmäßig austauschen. Durch das Teamteaching können Situationen immer aus zwei
Blickwinkeln beobachtet und beschrieben werden. Für eine solch intensive
Zusammenarbeit braucht es aber auch eine soziale Schulung für die Lehrer, damit sich
„Offenheit und Vertrauen“ aufbauen und das gemeinsame Ziel (die gesunde Entwicklung
der Kinder / Jugendlichen), trotz individueller Ansichten, Stärken und Schwächen
gemeinsam verfolgt werden kann. Denn nur wenn die Arbeitsgemeinschaft im Kollegium
und auch mit den Eltern eine fruchtbare und bereichernde ist, kann die Arbeit mit den
Schülern erfolgreich sein. Das vorzuleben, was man sich von den Schülern erhofft und
erwartet, ist unserer Ansicht nach der Schlüssel zum Gelingen einer Schule, wie wir sie
charakterisiert haben.
" Erkenne dich selbst, bevor du Kinder zu erkennen trachtest."
Janusz Korczak
Als Hilfestellung für die Entwicklung eines zu uns passenden sozialen Prozesses haben
wir uns über verschiedene Methoden der Gemeinschaftsbildung informiert. Aktuell haben
wir einen erfahrenen Waldorfpädagogen als Schulbegleiter, der sowohl die zukünftigen
Lehrer, als auch die Eltern in Vorbereitung auf den Schulbeginn in regelmäßigen
Seminaren schult. Diese Arbeit wird im laufenden Schulbetrieb nahtlos weitergehen.
Zusätzlich wird der Schulbegleiter die Unterrichte besuchen und Lehrern individuelle
Rückmeldungen und Empfehlungen geben.
Unabhängig davon sind die Lehrer aufgerufen, sich individuell selbst weiter zu bilden,
auch in ihren Fachbereichen. So bekommen bei uns fachliche und persönliche
Weiterentwicklung einen hohen Stellenwert. Denn nur authentische Menschen, die sich
auch mit sich und ihrem Leben auseinandersetzen, werden von den Kindern und
Jugendlichen ernsthaft als solche wahrgenommen, die ihnen etwas für ihr eigenes Leben
mitgeben können.
„In dem Maße, wie wir es fertig bringen, mit den Kindern wir selbst zu sein und
nicht nur eine Rolle spielen, aus der wir uns nach Beendigung des Unterrichts
wieder heraus pellen, sind auch die Kinder sie selbst und zeigen uns in aller
Offenheit, wie unsere guten Absichten auf sie wirken.“
Rebeca Wild
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Schule soll keine „Insel“ sein. Die Lehrer verstehen sich als Wegbegleiterinnen, als
Schlüsselpersonen. Die Verantwortung für die Erziehung der kommenden Generation
sehen wir aber auch in der Gemeinschaft, die sich um die Kinder / Jugendlichen herum
befindet. Das sind außer den Eltern, die die engste und zeitlich längste Umgebung bilden,
und außer den Lehrern die Menschen in der unmittelbaren und später auch mittelbaren
Umgebung. Daher binden wir altersentsprechend von Anfang an Betriebe, Einrichtungen
und Einzelpersonen mit besonderen Kompetenzen in den Schulalltag mit ein und haben
außerschulische Lernorte einen so hohen Stellenwert.
Nicht von ungefähr kommt das afrikanische Sprichwort:
„Um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf“
Afrikanisches Sprichwort
Es braucht Vertrauenspersonen und es braucht viele Menschen mit unterschiedlichsten
Fähigkeiten, die Vorbild sein aber auch Sicherheit und Wissen weitergeben können. So
sind die Lehrer an dieser Schule auch Vermittler, Organisatoren und vor allem Begleiter.
Diese Lehrer sind Menschen, die bereit sind, ihre klassische Aufgabe aufzugeben und sich
mit der jungen Generation auf einen „Lernweg“ zu begeben, auf dem das Ziel (der für die
Zukunft bestmöglich gerüstete junge Mensch) feststeht, aber der Weg dahin mit jedem
Kind und jedem Tag neu begangen werden muss.
Austausch über Erfahrungen und Offenheit gegenüber jeglichen Fragen ist uns ein großes
Anliegen. So wie wir bereits mit anderen Freien Schulen in Kontakt und Austausch
bezüglich des Konzeptes und vor allem dem pädagogischen Ansatz gekommen sind,
wünschen wir uns den Austausch mit vielen weiteren Schulen und pädagogisch
interessierten Persönlichkeiten. Darin sehen wir eine wichtige Bereicherung.
7. Vorbereitete Lernumgebung
Ein wichtiges Element ist das Spielen und Arbeiten in einer vorbereiteten Umgebung: Das
heißt, die Lehrer gestalten vor dem Unterricht den Raum so, dass die Schüler vieles
vorfinden, an dem sich ihr Interesse und alle Sinne rund um die Projektepoche entzünden.
Lernmaterialien müssen dabei leicht aufzufinden sein. Das können z.B. in Erdkunde
Atlanten, ein Globus, Spiele wie Europareise usw. sein, in Geometrie Bildbände mit
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Rosetten mittelalterlicher Kirchen, Zirkel, Bleistifte, Farbstifte oder in Pflanzenkunde ein
Mikroskop, eine Pflanzenpresse usw. Die Lehrer haben dabei dann insbesondere auch die
Aufgabe, eine „aktive Zuschauerrolle“ (vgl. Wild 1993) einzunehmen, bei der die Lehrer
einerseits mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Schülern sind und auf deren Bedürfnisse und
Anregungen eingehen, andererseits sich selbst mit etwas beschäftigen im aktiven
Teilnehmen, sodass für die Schüler Freiräume für Kreativität entstehen. Die Lehrer
verzichten dabei in der vorbereiteten Umgebung darauf, die Schüler ständig zu motivieren,
zu drängen oder zu fördern. Es darf auch „nichts“ getan werden, Schüler dürfen
zuschauen, zuhören, beobachten und träumen. Grundsätzlich ist es außerdem von
Bedeutung, in welchen Räumen wir uns bewegen. Maßgeblich ist dabei auch die Auswahl
der Baustoffe. Ein fertiges Industrieprodukt hat weniger Wirkung auf alle unsere Sinne als
handwerklich individuell gearbeitetes Mobiliar oder eine raue lebendige Oberflächen z.B.
mit Lehm, Kalk oder Mosaik. In der FREIEN SCHULE OSTALB sind die Schüler und
Pädagogen fortwährend an der Arbeit, ihre eigene Umgebung zu gestalten. Das trägt
nebenbei auch wesentlich dazu bei, dass Mobiliar und Gebäude respektvoll behandelt
werden und die an öffentlichen Gebäuden übliche Randale ausbleibt. Auch können sich
die Schüler durch das Mittun am Gebäude stärker mit der Schule identifizieren und sie wie
ein Zuhause erleben. Das wiederum hat Rückwirkungen auf das Lernen und
Sozialverhalten. Das Aufsuchen externer Lernumgebungen in Tagesprojekten dient u.a.
auch der Möglichkeit, Lernthemen einmal in anderem Kontext sich aufzuschließen oder zu
festigen. Auch die Vernetzungen der aktuellen Lerninhalte können mit Hilfe anders
gestalteter Räumen einschließlich der Wege dorthin vielfältiger ausgebaut werden.
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8. Stundenplan
Uhrzeit
Montag bis Freitag
8.00 – 8.30 Uhr
Zeit zum Ankommen
→ Spielen und Weiterarbeit an begonnenen Dingen; evtl.
Frühstück
Schulbeginn: 8.30 Uhr
Morgenkreis
9.00Uhr
Projektepoche
ca. 10.00 Uhr
Pause
→ Austausch: was wird gemacht?
→ LehrerIn gibt Impulse; leitet, begleitet
→ Essen, Austausch, Organisation untereinander, Spielen v. a.
draußen
Im Verlauf
Freiarbeit ; Selbstprojekt; Wochenplan;
Kurse
→ selbstbestimmtes Lernen in Gruppen oder in Einzelarbeit
→ Kursangebote z.B. Englisch, Französisch
Im Verlauf
Künstlerisch- Praktische Angebote;
→ dazu gehören Fachunterrichte wie: Musik, Turnen, Handarbeit,
Handwerk, Kochen, Bildende Kunst, Reiten, Geschichten erzählen...
12.30- 13.00 Uhr
Schulschluss
Abschlusskreis
→ Austausch: was wurde gemacht?
in selbiger Runde wie Morgenkreis
13.00- 14.00
→ evtl. fehlende Einträge in das Lerntagebuch
Mittagspause
14.00- 15.30
(tagesabhängig, evtl. auch
Nachmittagsangebote „Offene Schule“
länger/ kürzer, je nach
Bedürfnis der Eltern/ Schüler)
v.a. in Form von freiwilligen Kursen:


wie z.B. Sticken, Malen, Zirkus, Bauen eines Schiffes... für die jüngeren Schüler
wie z.B Vorbereitung auf den Schulwechsel, Intensivkurs Französisch/ Englisch, angewandte Physik /
Chemie, Kunstgeschichte: Theorie und Praxis... für die älteren Schüler
Stand: Oktober 2015
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