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DER RATTENFÄNGER VON HAMELN
Der Rattenfänger von Hameln ist ein international bekanntes Märchen. Darin entführt ein
Mann mit seinem Flötenspiel die Kinder der Stadt, weil der Bürgermeister ihn für seine
Arbeit nicht bezahlt hat. Die Stadt Hameln existiert wirklich und wird jedes Jahr von vielen
Touristen besucht. Dort kann man auch den Rattenfänger treffen, der in seinem bunten
Kostüm mit seiner Flöte durch die Straßen geht.
MANUSKRIPT
SPRECHER:
Eine Stadt bevölkert von Sagenfiguren – im historischen Zentrum von Hameln
tummeln sich Helden aus Märchen und Legenden. Und jede Menge Ratten. Sie
erinnern an eine der berühmtesten Sagenfiguren Deutschlands: den Rattenfänger von
Hameln. Der soll hier vor mehr als 700 Jahren sein Unwesen getrieben haben und ist
bis heute vielen ein Begriff.
MANN 1:
Es ist halt eine schöne Geschichte, ne, also die von Generation zu Generation immer
weitergegeben wird.
MANN 2:
'Ne schöne Mütze mit so einer Feder, das ist für mich der Rattenfänger. Bisschen bunt
gekleidet, so wie er hier manchmal in Hameln rumläuft.
FRAU:
Ich kenne den Rattenfänger aus Märchenbüchern, die mir schon meine Eltern vorgelesen
haben.
SPRECHER:
Berühmt wurde der Rattenfänger dank der Sagensammlung der Brüder Jakob und
Wilhelm Grimm. Vor 200 Jahren veröffentlichten sie einen Band mit zahlreichen
Erzählungen wie jener über einen Spielmann, der Hameln von einer Rattenplage
befreite. Als er kein Geld bekam, entführte er kurzerhand die Kinder mit seiner
Flötenmusik. Zwar gab es schon frühere Überlieferungen, aber die berühmten
Märchensammler Grimm machten den Rattenfänger international bekannt. Die Sage wurde
in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
STEFAN DABERKOW (Museumsleiter Hameln):
Dadurch, dass die Brüder Grimm auch mit ihren anderen Werken so populär sind, hat
davon der Rattenfänger unglaublich profitiert. Sehr, sehr populär is[t] er im ganzen
angloamerikanischen Bereich, in Europa ohnehin. Auch in Asien ist eine ganz große
Rattenfänger- und überhaupt Märchen- und Sagen-Begeisterung.
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SPRECHER:
Und davon profitiert Hameln. Jedes Jahr kommen laut Angaben der Stadt 3,8 Millionen
Menschen her, um sich auf die Spuren des Rattenfängers zu begeben. Oder ihn live zu
erleben. Michael Boyer ist seit 22 Jahren offizieller Rattenfänger von Hameln. Der USAmerikaner kennt die Geschichte noch aus Kindertagen.
MICHAEL BOYER (Rattenfänger-Darsteller):
Ich hab' schon in der dritte[n] Schulklasse vom Rattenfänger gelesen. Und schon damals die
Geschichte nicht geglaubt, dass so ein Pfeifer, der Ratten aus der Stadt entführen kann und
Kinder auch, dann nicht sein Geld bekommt vom Bürgermeister mit ein[er] magischen
Geschichte. Mit magische[r] Musik. Und so dachte ich, als ich erfuhr, dass es Hameln hier
tatsächlich gibt: Das ist schön, ich lerne das.
SPRECHER:
Viele der faszinierenden Geschichten der Brüder Grimm wurden in Kassel
aufgeschrieben, wo die Brüder lange lebten. Im interaktiven Museum „Grimm Welt“ kann
man ihren bekanntesten Figuren begegnen: dem Froschkönig oder den sieben Zwergen von
Schneewittchen. Doch Jakob und Wilhelm Grimm waren mehr als nur Märchensammler.
Die studierten Juristen waren auch Politiker, und sie begannen, das deutsche Wörterbuch
zu erstellen. Ein Mammutprojekt, das erst nach ihrem Tod fertig wurde.
STEFAN DABERKOW:
Sie haben dieses alte Kulturgut, die Märchen und die Sagen, gesammelt, haben das in eine
gemeinsame Form gebracht und haben damit ein Werk geschaffen, was dann auch zu der
großen Verbreitung weltweit beigetragen hat.
SPRECHER:
Die Geschichten haben viele Künstler inspiriert und wurden oft im Kino gezeigt. Ob früher
als Scherenschnitt oder als Animationsfilm, wie hier „Der gestiefelte Kater“. Bis
heute greift vor allem Hollywood auf die Märchen der Brüder Grimm zurück, wie
kürzlich mit dem Oscar-nominierten Cinderella, einer modernen Aschenputtel-Version.
Auch die Rattenfänger-Sage wurde oft auf die Leinwand gebracht. Bekannt ist der
Disney-Zeichentrickfilm von 1933. Doch was unterscheidet eigentlich die Sage von einem
Märchen?
BENJAMIN SCHÄFER (Geschäftsführer Deutsche Märchenstraße):
Sagen haben immer mindestens einen historischen Bezug, wie man zum Beispiel hier an der
Rattenfänger-Sage in Hameln gut feststellen kann. Das hat hier wirklich gespielt, so oder so
ähnlich.
SPRECHER:
Doch ob nun Sage oder Märchen, vor allem bei Kindern kommen die Geschichten der
Brüder Grimm an. Auch nach mehr als 200 Jahren.
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GLOSSAR
bevölkert – bewohnt
Sage, -n (f.) – eine Erzählung aus alter Zeit, die meist von Heldentaten handelt
historisch – alt; so, dass es ein Teil der Geschichte ist
sich tummeln – hier: sich mit vielen anderen Menschen an einem Ort befinden
Legende, -n (f.) – hier: eine Geschichte, die seit langer Zeit erzählt wird, aber nicht wahr
sein muss
Ratte, -en (f.) – ein Tier, das wie eine große Maus aussieht
sein Unwesen treiben – etwas tun, das die Ordnung und Ruhe der Öffentlichkeit stört
jemandem ein Begriff sein; etwas/jemand ist jemandem ein Begriff – jemand
kennt etwas/jemanden
ne – nicht wahr? (ein Füllwort)
Generation, -en (f.) – die Gesamtheit der Menschen mit ungefähr gleichem Alter
dank – hier: wegen
Spielmann, -männer (m.) – ein Sänger und Musiker, der im Mittelalter von Ort zu Ort
fuhr, um seine Künste zu zeigen
Rattenplage, -n (f.) – die Tatsache, dass sehr viele Ratten an einem Ort sind
jemanden entführen – jemanden gegen seinen Willen an einen anderen Ort bringen
kurzerhand – ohne viel zu überlegen; ohne Bedenken
Überlieferung, -en (f.) – eine Geschichte, die die Menschen schon seit langer Zeit an die
nächste Generation weitergeben
populär – beliebt, bekannt
unglaublich – hier: sehr
von etwas profitieren – einen Vorteil durch etwas haben
angloamerikanisch – so, dass sich etwas auf das englischsprachige Amerika bezieht
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ohnehin – sowieso
Begeisterung, -en (f.) – das große Interesse; die große Freude
sich auf jemandes Spuren begeben – sich über jemanden informieren; etwas über
jemanden herausfinden
Pfeifer, -/ Pfeiferin, -nen – hier: jemand, der beruflich Flöte spielt
magisch – so, dass man etwas nicht logisch erklären kann; so, dass etwas eine
geheimnisvolle Wirkung hat
faszinierend – spannend; sehr interessant; beeindruckend (Substantiv: die Faszination)
interaktiv – hier: so, dass man mit etwas (z. B. einem Computer, einer Maschine)
kommunizieren kann
Jurist, -en/Juristin, -nen – jemand, der Rechtswissenschaft studiert hat und z. B. als
Rechtsanwalt arbeitet
Mammutprojekt, -e (n.) – ein sehr großes Projekt, das sehr viel Arbeit macht
Kulturgut, -güter (n.) – etwas, das für eine Kultur sehr wichtig ist (z. B. ein Gebäude, ein
Brauch, eine Geschichte)
zu etwas bei|tragen – helfen, dass etwas passiert
jemanden inspirieren – jemanden positiv beeinflussen; jemandem Ideen geben
Scherenschnitt, -e (m.) – ein Bild, das man herstellt, indem man aus einem Blatt Papier
etwas herausschneidet
Animationsfilm, -e (m.) – ein Film, der am Computer erstellt oder gezeichnet wurde
gestiefelt – so, dass jemand Stiefel an den Füßen trägt
auf etwas zurück|greifen – etwas benutzen
nominiert – hier: so, dass jemand für einen Preis vorgeschlagen wurde
Version, -en (f.) – eine von mehreren Möglichkeiten, etwas darzustellen
etwas auf die Leinwand bringen – einen Film über etwas machen; etwas im Kino
zeigen
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Zeichentrickfilm, -e (m.) – ein Film aus einer Folge einzeln gefilmter Zeichnungen
bei jemandem an|kommen – hier: bei jemandem beliebt sein
Autoren: Simon Broll/Benjamin Wirtz
Redaktion: Suzanne Cords
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