SPORT | TITANEN TITANEN | SPORT STARKE TYPEN TITANEN Team Rügen im Wasser. Die Kaltblutgespanne der Ostseeinsel begeisterten in Brück. Bewahrte kühlen Kopf trotz großer Hitze: Richter Dieter Quaas aus MV. AUS MALCHOW, ALT SCHWERIN UND RÜGEN Es ist ein riesiges Spektakel und es setzt die schwersten und größten Pferde seit Jahren perfekt in Szene. Die Titanen unter den Pferden treffen sich alljährlich in Brück beim Kaltblutchampionat und wenn diese Pferde in Bewegung geraten, dann lockt das Zuschauer in Scharen an. Ein Phänomen, das jeder Kaltblutfan locker nachvollziehen kann und das vergleichbar mit den Beobachtungen ist, die man im Umfeld von Brauereigespannen machen kann. Ganz gleich ob es um die Percherons der Wernesgrüner Brauerei oder der Warsteiner Bierbrauer geht, die imposanten Kaltblüter vor den Wagen sind Botschafter der Kraft, Ausstrahlung und Liebenswürdigkeit ihrer Rassen und das fasziniert auch heute noch Menschen. Unsere Autorin Margot Schöning ist dieser Anziehungskraft auch in diesem Jahr erlegen und machte sich gern auf den Weg nach Brück … B ei den 12. Offenen Brücker Kaltblut-Fohlenchampionat und den 15.Titanen der Rennbahn setzte Erfolgszüchter Günter Lüdders seine Siegesserie fort. Christian Platzeck platzierte sich im rasanten Hindernisfahren der Vierspänner und Sechsspänner vorn. Brillante 33 Rheinisch-Deutsche Kaltblutfohlen, darunter nur neun Hengste, präsentierten sich in Brück am ersten Titanentag. Auf der Beschickerliste des 12. Offenen Brücker Kaltblut-Fohlenchampionat, wieder die größten Kaltblutfohlen Rasseschau, standen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Bei den Hengstfohlen siegte Günther Lüdders aus Mecklenburg Vorpommern mit 34,5 Punkten für den Louis-Nerlinger Youngster und bei den Stutfohlen Ingo Baatz aus Planebruch/Brandenburg mit ebenfalls 34,5 Punkten für die kleine Dickmadam von Effekt von Dönitz-Adrian. Seit 12 Jahren startet Europas größte Kaltblutveranstaltung mit dem offenen Brücker Kaltblut Fohlenchampionat. In diesem Jahr unter extremer Hitze. „Doch besser als die angesagten Unwetter“, kommentierte Veranstalter Burkhard Haseloff vom Kaltblut Pferdezuchtund Sportverein Brück. „Mit Pferdeduschen, ständigem Sprengen und anderen Erleichterungen haben wir auf die Temperaturen um die 35 Grad reagiert“. Siegerhengstfohlen von Louis – Nerlinger aus der Zucht von Günther Lüdders Malchow. Fotos: Margot Schöning Heiß, heißer - Brück 30 I MECKLENBURGER PFERDE – 08 I 16 Die Pferde mit genetisch bedingter besserer Hitzeverträglichkeit als Zweibeiner sahen kaum K.O. aus. Auch nicht bei den schneidigen Wettbewerben der beiden folgenden Titanen Tage. Dafür hatten die interessierten und seit Jahren immer mehr zunehmenden Zuschauer wie auch die Vorführer kein leichtes Brot. Der Alt-Schweriner Schäfer und Kaltblutzüchter Christian Platzeck rannte zusammen mit seiner Frau als Peitschenführerin mit seinem Fohlen von Newton und Louis (31 Punkte, Stute) sowie Edgar und Achat (30,5 Punkte, Hengst) und für Freunde, wie für seinen Förderer Günter Lüdders, mehrere Kilometer um das Vorführdreieck. Die bewährten Juroren Wolfgang Kühlechner/Bayern, Dieter Quaas/ Mecklenburg-Vorpommern, und Erdmann Schulz/ Brandenburg-Anhalt, die seit Jahren das Championat- Jurorenteam bilden, sowie Gaby Liermann vom Sachsen-Anhaltinischen Land08 I 16 – MECKLENBURGER PFERDE I 31 SPORT | TITANEN ACHIMS BLICK IN DEN SPORT Die Turnierstatistik gibt es wieder: Es wird wieder mehr Dressur auf den Turnieren geritten. Die Nennungs- und Starterzahlen in Wusterhusen und Kirch-Mummendorf belegten es. „Wir müssen in einer Prüfung der Klasse A die Teilnehmer zu zweit reiten lassen und zwei Abteilungen bilden, um den Zeitplan einzuhalten. Solche Nennerzahlen kennen wir nur vom Springen“, war Meldestellenleiter Klaus Czygan (Stepenitztal) verwundert, als er den Zeitplan für Kirch-Mummendorf erstellte. 61 Startplätze reservierten die Reiter für die eine Prüfung. Insgesamt wurden für das nordwestmecklenburger Turnier 277 Nennungen für die Dressur abgegeben. Jedoch nur 53 Prozent nahm einen Start im Viereck wahr. Das ist die Kehrseite der Medaille. 32 I MECKLENBURGER PFERDE – 08 I 16 gangenen Jahr 125 Kinder und Jugendliche an acht Prüfungen der Klasse A am Nürnberger Burgpokal der Junioren in MV teil, so sind es in diesem Jahr bereits nach drei Prüfungen 56 Starter. Neben diesem Sponsor ist der Landesverband auch dankbar für das Engagement des Fördervereins Landgestüt Redefin, der die Dressur Chance auf L-Niveau unterstützt und die Möglichkeit bietet, das Finale zur Zeit der Hengstparaden durchzuführen. So mancher junge Pferdesportler im Land will gleich hoch hinaus in den Parcours. Dem sei gesagt, dass erfolgreiche Springreiter wie André Thieme früher auch im Dressursattel saßen. Aktuell gute Buschreiter sind ebenfalls im Viereck erfolgreich, wie zum Beispiel Ingrid Klimke. Und dass die Vielseitigkeitsreiter in Mecklenburg-Vorpommern auch in der Dressur Fortschritte machen, bewies der Nachwuchs auf Pferden bei der Goldenen Schärpe in Kreuth (Bayern). Hans-Joachim Begall 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 Dressur-Prüfungen in Mecklenburg-Vorpommern 2000-2015 2003 ie Zahl der Veranstalter, die Dressurprüfungen ausschreiben, ist noch zu gering. Im Land der Springreiter, die in Hamburg Derby-Hindernisse erfolgreich bewältigen, ist die Disziplin mit den Reiter-Grundlagen unterpräsentiert. In anderen Landeskommissionen ist der Anteil der Dressuren höher. Im Bundesdurchschnitt wird jede dritte Prüfung im Viereck ausgetragen. In Mecklenburg-Vorpommern werden nur 23 Prozent vom Prüfungsaufkommen als Dressur ausgeschrieben. Und nur 65 Prozent der Veranstalter im Land führen Dressurprüfungen auf ihren Pferdeleistungsschauen (PLS) durch. Dazu kommen sieben Vielseitigkeitsturniere, wo auch Leistungen im Viereck abgefragt werden. Nach der gegenwärtigen Tendenz werden es am Jahresende 2016 noch weniger Dressurprüfungen sein wie 2015. Da waren es 360. Bis zum September hat die Geschäftsstellen-Mitarbeiterin Kathleen Hendler 265 Prüfungen in den Ausschreibungen eingegeben. Es folgen zwar noch vier Turniere in Zierow, aber das vergangene Ergebnis wird wohl nicht erreicht. Dagegen hat übrigens die Zahl der Dressurpferdeprüfungen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen (siehe Grafik). Unsere Veranstalter denken auch an den vierbeinigen Nachwuchs und geben den Züchtern damit die Chance, ihre vierbeinigen Produkte zu veredeln. 400 Spitzenreiter bei Dressurturnieren ist Zierow. Die Familie Elsholz und Rene Spiller 350 führen mit ihrem Verein allein neun Veranstaltungen in der Halle durch. Auf dem 300 jüngsten Turnier konnte Ralf Voß (Ritze250 row) in der Klasse M** mit Pegasus und im St. Georg Spezial mit Santana zwei golde200 ne Schleifen mit nach Hause nehmen. In der schweren Klasse war einmal Christian 150 Flamm (Bornmühle) mit Scampolina erfolgreich. Und auch jüngere Sportler wie Tanja 100 Schneider konnten sich platzieren. 50 Erfreulich zeigt sich zurzeit die Entwicklung im Nachwuchsbereich. Nahmen im ver2001 Der Sechsspänner von Christian Platzeck aus Alt-Schwerin mit voller Kraftentfaltung. D Fotos: Margot Schöning Achim Rensch aus Lychen spannte Mulis an und sorgte für Staunen mit seinen inteligenten „Langohren“. Christian Platzeck zeigte am nächsten Titanentag, dass er sich wieder gut erholt hatte. Beim Hindernisfahren der Sechsspänner, der gefragten Königsklasse der Fahrwettbewerbe, wurde unter den rasanten 16 Kutschern einmal sechster und einmal siebenter. Die Jagd nach Punkten erforderte schnelles, kluges Fahren. So wunderte er wenig, dass die souveränen, coolen Lychener Muli mit Thomas Hakenbeck und mit Fahrfuchs Achim Rensch einen ersten und einen zweiten Platz einfuhren. Ebenfalls siegten die Rheinisch-Deutsches Schwergewichte mit dem Titanen-Urgestein und Siltec-Geschirre Erfinder Dietmar Krüger aus Stoetze/Niedersachsen. Die 15. Titanen der Rennbahn erfreuten auf dem zehn Hektar großen Areal über 20.000 Zuschauer mit einem Schaubild der Pferdeomnibusse, rasanten sportlichen Wettbewerben, Hindernisfahren, Wagenrennen, Römerwagen, Rennreiten ohne Sattel, den Zugleistungsprüfungen und dem Championat für das stärkste Kaltblut. In diesem Jahr schaffte der sieggewohnte Uckermärcker Holrücker Clan Fangerow-Kaufmann aus Altkünkendorf bei Angermünde nur den Champion in der schweren Klasse. Hardy Kaufmanns 820 Kilo schwere Rheinisch-Deutschen Wallach Corall bekam den Siegerkranz. In der leichten Klasse siegte überraschend Maik Gürntke aus dem sächsischen Bärwalde bei Radeburg mit der 750 Kilo schweren Sächsisch-Thüringischen Kaltblutmadame Kira. Maik ist der Sohn des Moritzburger Kutschunternehmers Axel Gürntke, einem Titanen Urgestein, der erst Sonntag beim atemberaubenden Höhepunkt des Showteils dabei sein konnte. Die sensationelle, super gefahrenen Große Jubiläums-Quadrille mit sage-und schreibe fünfzehn Zehnspännern, ließ den Atem stocken. Mit dabei Christian Platzeck und Tom Brodersen vom Team Rügen, die bei den schnellen Sechsspänner schon einen achtbaren neunten Platz belegten und bei den Vierspännern Vierter wurden. Margot Schöning 2002 Würdige Jubiläums Titanen 2000 Bejubelt, beklatscht und „gute-Laune-Faktor“ in Brück - das Team Rügen. Belebung in den Dressurvierecken? wirtschaftministerium mussten obendrein aus einer Parade von durchweg 33 Klasse Rheinisch-Deutschen Kaltblutfohlen zum Schluss zwei Sieger küren. Verbandszuchtleiter Ingo Nörenberg äußerte deshalb froh, nur der Moderator zu sein. Mittlere und Spitzenqualität sei nach Brück gekommen, so Nörenberg, der wieder gut gelaunt wissensreich und oft auch mit Augenzwinkern kommentierte. „Früher wurde oft die Sechs als Wertnote vergeben. Bei diesem Championat bekamen alle 35 Fohlen zwischen sieben und neun Punkte“. Alle Fohlen und besonders der exzellente Brillantring bei den Stutfohlen zeigten gut herausgebrachte Mütter und Pferdekinder und bestätigten die Zuchttendenz moderner, trockener Kaltblüter für den sportlichen und zunehmend therapeutischen sowie den Gespanneinsatz, äußerte der charmante bayrische Zuchtrichter Wolfgang Kühlechner, 2. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Pferdzuchtverbände. Er forderte die Züchter auf, wieder mehr Hengstfohlen auf den Markt zu bringen. 0 08 I 16 – MECKLENBURGER PFERDE I 33
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