1 FACHARTIKEL Der Bauer Datum Hochleistungssportler: Was unsere Kühe brauchen Folge 5 von 15: Überbelegung im Milchviehstall schadet den Kühen. Viele Milchviehställe sind in der Praxis sberbelegt. Das hat Leistungsminderungen und negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit zur Folge. DI MONIKA SEEBACHER Auch laut Tierschutzgesetz muss jeder Kuh ein Liegeplatz zur Verfügung stehen. Es macht Sinn, dass jede Kuh ihren Liegeplatz hat. Lange Liegezeiten sind entscheidend Der Tagesablauf einer Milchkuh ist relativ einfach. Sie frisst etwa fünf bis sechs Stunden am Tag, geht mindestens zweimal täglich zum Melken und verbringt rund drei bis fünf Stunden mit Laufen, Stehen oder sozialen Interaktionen. Die restlichen zwölf bis 14 Stunden verLiegen 6 Fr se n h 3 2- n+ Melke Tagesablauf der Kuh. h rt Wa ez ei t 5 es 3 -5 h La uf B e en, S t ha ndl ehen ung en 12 - 14 h LK OÖ bringt sie im Liegen, wo sie wiederkaut, schläft oder ruht. Diese Liegezeit ist enorm wichtig für die Milchleistung sowie für die Gesundheit der Kuh. Im Liegen wird nicht nur wiedergekaut, was wichtig für ein stabiles Pansenmilieu ist, sondern es erfolgt auch eine Entlastung der Gelenke und Klauen. Die Klauen können außerdem abtrocken. Im Liegen ist die Blutzirkulation besser. Dies bringt eine bessere Durchblutung des Euters und somit mehr Milch. Es versteht sich daher von selbst, dass jede Kuh einen Liegeplatz benötigt. Leider gibt es in der Praxis immer wieder Ställe, wo mehr Kühe gehalten werden, als Liegeplätze vorhanden sind. Überfüllte Ställe führen zu Stress Da Kühe Herdentiere sind, ist ihr Verhalten synchron. Frisst eine Kuh, fressen meist die restlichen Herdenmitglieder auch. Liegt eine Kuh, liegen die anderen auch. Gerade in den Nachtstunden ruhen alle Kühe für einige Stunden. Kühe, die keine freie Liegebox gefunden haben, sind gezwungen, im Stehen zu ruhen. Der tägliche Kampf um die Liegeboxen kann dann zu einer verminderten Futteraufnahme führen, da Kühe, haben sie erstmal eine Lie- In überfüllten Ställen geht die Futteraufnahme zurück LK OÖ/BRP gebox gefunden, ungern wieder aufstehen, weil sie wissen, dass ihr Liegeplatz dann unter Umständen weg ist. In Ställen mit sehr knappen Gangmaßen und oder Sackgassen wirkt sich eine Überbelegung dann auch mit Rangordnungsstreitigkeiten aus. Rangniedrige Tiere können den ranghöheren nicht in ausreichendem Maß ausweichen. Der Gang zum Futtertisch, zur Kraftfutterstation oder zur Tränke wird zum Spießrutenlauf. Ranghohe Kühe platzieren sich gerne in engen Durchgängen oder vor Zugängen zu Transponder oder Futtertisch und behindern den Kuhverkehr. Bei Hitze ist Überbelegung noch schlechter Bei hohen Temperaturen ist eine Überbelegung im Stall auch vom Stallklima her noch problematischer. Ein Mit Beratung zum Erfolg Drittel der aufgenommenen Futterenergie wandelt die Kuh in Wärme um. Diese Wärme muss sie an die Umgebungsluft abgeben, um ihre Körpertemperatur gleich zu halten. Ist es heiß, kann sie die Wärme nicht ausreichend abgeben. Je mehr Kühe im Stall sind, umso mehr Wärme wird abgegeben und umso wärmer wird es im Stall. Dies erhöht den Stresspegel nochmals. Selbst Ventilatoren bringen dann nicht mehr den gewünschten Effekt. Fazit Von einer Überbelegung im Milchviehstall ist sowohl aus wirtschaftlichen, tiergesundheitlichen wie auch gesetzlichen Gründen dringend abzuraten. Sollen dennoch mehr Kühe gehalten werden, ist eher eine Auslagerung der Kalbinnenaufzucht zu überlegen, um freie Plätze zu schaffen. In der nächsten Folge geht es um Ventilatoren und Kuhduschen. Beratungsprodukt Stallklima/Kuhkomfort Das Stallklima und den Kuhkomfort vor Ort überprüfen lassen durch die Berater der Beratungsstelle für Rinderproduktion (BRP): 050 6902 1650
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