Nr. 07 28.07.2016 www.dorfblitz.ch [email protected] [email protected] Im Überblick Bauarbeiten im «Dorfnest» verlaufen planmässig Auto-Leidenschaft Entflechtung und Zugfolgeverkürzung Bis Ende 2018 baut die SBB bei Kloten eine neue Brücke und ein zweites Gleis. Mit dem Brückenbauwerk «Überwerfung Dorfnest» können die Züge zwischen Kloten und Winterthur zukünftig die Bahnlinie von und zum Flughafen überqueren. Darüber hinaus wird die Strecke über rund 1,6 Kilometer Länge als Doppelspur ausgebaut. Zur Leistungssteigerung sind zusätzlich Massnahmen an den Signalen erforderlich. Fredy Eckstein aus Bassersdorf ist nicht nur Inhaber eines Treuhandbüros, sondern widmet sich gerne seiner Leidenschaft, dem Sammeln von Oldtimer-Autos. Seit einer Weile vermietet er diese auch. Seiten 4 / 5 Neue Prüfstelle Auf dem ehemaligen Valet-Parking im Bassersdorfer Industriegebiet Grindel baut das Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich eine neue Prüfstelle. Ende Jahr soll sie betriebsbereit sein. Seite 13 Regionales Bierfest von Tobias Jäger Der Schienensektor zwischen Winterthur und Zürich ist mit täglich rund 550 Zügen einer der meistbefahrenen der Schweiz. Allein zwischen sieben und acht Uhr morgens verkehren an Werktagen über zwanzig Züge auf dieser Strecke. Gerät dieses engmaschige Zeitgefüge einmal aus dem Fahrplan, sind teils weitreichende Verspätungen die logische Folge. Zudem steigt die Anzahl Passagiere laufend an. Aus diesem Grund bauen der Bund, die SBB und der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) das Beförderungsangebot kontinuierlich weiter aus. Dies im Rahmen des ZEB-Projekts (Zukünftige Entwicklung Bahninfrastruktur), welches schweizweit Kapazitätsengpässe beseitigt und den Viertelstundentakt grossräumig zu etablieren versucht. Die verschiedenen Projekte und Bauten der Bahninfrastruktur zwischen Zürich und Winterthur erfolgen zwischen Ende 2014 und 2022 in insgesamt sechzehn Schritten. Das lokale Gesamtprojekt «Dorfnest» besteht grundsätzlich aus einem Überwerfungsbauwerk (Entflechtung) und der Signalumstel- Auf dem Hof von Ueli Künzi in Brütten findet am 20. August ein Bierfest statt. Nach einem Braukurs vor zwei Jahren haben sich spontan fünf Kollegen zusammengefunden, die den Anlass auf die Beine stellen. Seite 19 Dankbarkeit Eine kurdische Familie, die nach einer abenteuerlichen Flucht in Nürensdorf landete, verwöhnte kürzlich die Senioren mit einem typisch kurdischen Essen anlässlich des Seniorenessens, das einmal monatlich durchgeführt wird. So ging die Dankbarkeit der Familie kulinarisch an einige Nürensdorfer zurück. Seite 28 Themen aus den Gemeinden Bassersdorf Brütten Nürensdorf ab Seite 7 ab Seite 17 ab Seite 23 Der Bahnbetrieb bleibt auch während den Bauarbeiten bestehen. (tj) lung (Zugfolgeverkürzung). Die Kosten für das Bauvorhaben betragen rund 71 Millionen Franken und werden im Rahmen des Ausbauprogrammes des ZEB finanziert. Das Gesamtvorhaben «Dorfnest» wird von Januar 2016 bis Ende 2018 realisiert. Mehr Züge zwischen Zürich und Winterthur Mit dem Angebotsausbau werden ab Dezember 2018 mehr Züge zwischen Zürich und Winterthur verkehren. Um eine höhere Frequenz an Zugskompositionen überhaupt auf die Reise schicken zu können, bedarf es dieser umfassenden Anpassung der Infrastruktur. Das Schienennetz ist in Blöcken von zirka zwei Kilometern aufgeteilt, Fortsetzung auf Seite 2 Thema des Monats 2 Dorf-Blitz 07/2016 Spitze Feder Susanne Beck Kürzlich ist bei uns wieder einmal ein Brief ins Haus geflattert mit der Ankündigung, dass unser Luftschutzkeller inspiziert werde. Wozu diese Räume heute noch dienen sollen, wobei sich jeweils nur eine Zugkomposition pro Block befinden darf. Dies führt zu einer minimalen Zugfolgezeit von rund zwei Minuten. Bereits eine marginale Verspätung von ein bis zwei Minuten hat Auswirkungen auf einen grossen Teil des Verkehrsnetzes und beeinflusst sowohl Anschluss- als auch Folgezüge. Überwerfung als Bauwerk Um den Zugbetrieb auf der Strecke zwischen Flughafen und Winterthur nicht zu beeinträchtigen, wird in den nächsten Wochen damit begonnen, einen über 80 Meter langen Schutz- Chefredaktion · Annamaria Ress Dorf-Blitz Stationsstrasse 60 8606 Nänikon Telefon 044 940 85 94 Natel 079 258 55 79 E-Mail [email protected] Sekretariat: Inserate | Allgemeines · Daniela Melcher Breitistrasse 66 8303 Bassersdorf Telefon 044 836 30 60 Fax 044 836 30 67 E-Mail [email protected] [email protected] Bürozeiten Montag 8 bis 16 Uhr PC 87-42299-8 frage ich mich schon sehr lange. Das letzte Mal vor etwa fünf Jahren, also bei der letzten Abnahme. Auch unsere Gesundheit würde in Krankheit und im Elend enden – und vor allem – alles in schlechter Laune. Notpritschen, welche antiquarisch sind, eine Vorrichtung für die Notdurft, welche ich gar nie benutzen würde; ein dunkler Raum, den ich auf keinen Fall länger als eine halbe Stunde gut ertragen könnte. All das soll ich im Kriegsfall mit anderen Menschen zur Unterkunft nutzen? Nein, auf keinen Fall werde ich das machen. Gut, ich habe als Grossmutter meine Aufgabe zur Erhaltung der Menschheit bereits erfüllt, da bin ich für die Evolution ja nicht mehr von Nutzen. Ich bin mir der Konsequenzen eines Krieges bewusst, was er alles zerstört. Als wir unser Eigenheim mit Luftschutzkeller im Jahr 2004 kauften und bezogen, war uns nicht bewusst, was uns ein solcher Raum noch an Gesprächsstoff respektive Ärger bescheren würde. Bei der jetzigen Abnahme beanstandete der Beauftragte die Decke, welche nur hinauf geschraubt werden dürfe, unsere ist genagelt worden. Und dies beim Bau im letzten Jahrhundert. Da wir ja in einem Reiheneinfamilienhaus wohnen, sind wir nicht die einzigen, die dieses Problem haben. Der Amtsschimmel ist also so richtig durch unser Eigenheim galoppiert und hat Unruhe verbreitet. Es wurde all die Jahre nichts verändert an tunnel gleich nach der Ausfahrt aus dem bestehenden Tunnel, auf der Höhe des Pfadiheims Kloten, zu erstellen. Nach Abschluss dieses Sicherheitsbaus wird über diesen provisorischen Schutztunnel und aus massiven Stahlprofilen die eigentliche Brücke, die Überwerfung, betoniert. Für dieses aus rund 3000 Kubikmetern Beton gegossene Bauwerk werden beidseits der bestehenden Geleise jeweils massive Brückenpfeiler in den Boden getrieben, welche auf insgesamt 32 Betonpfählen rund 18 Meter tief verankert werden. Der Schutztunnel wird nach Abschluss der Brückenbauarbeiten wieder entfernt. Die Überwerfung wird zukünf- tig eine stattliche Länge von rund 200 Metern aufweisen und sich elegant in die Umgebung einfügen (siehe Grafik auf Seite 3), so dass die Züge zwischen Bassersdorf und Kloten die Flughafenlinie überqueren können, ohne diese über klassische Weichen kreuzen zu müssen. Damit entstehen für den Personen- und Güterverkehr keine unplanmässigen Wartezeiten mehr. Resultierend aus all diesen Massnahmen können die Züge flexibler und dichter aufeinander verkehren. Zusätzlich baut die SBB zwischen Kloten und dem «Dorfnest» über eine rund 1,6 Kilometer lange Strecke die bestehende Gleisanlage zur Doppelspur aus und verkürzt der beanstandeten Decke, aber wir sollen sie so in Stand setzen, dass beim Kriegsfall die Decke innert 24 Stunden entfernt werden kann. Wer wird in einem Kriegsfall kontrollieren, ob wir sie entfernt haben und sie sauber verschraubt wurde? Diesen Tag möchte ich nicht mit solchen für mich unnötigen Dingen verbringen. Lieber würde ich mit meinem Mann, meiner Familie und guten Freuden noch die letzten Stunden geniessen mit einem feudalen Essen, erlesenen Weinen – im Luftschutzkeller gelagert, philosophischen Gesprächen, schönen Balladen und Dankbarkeit, was wir alles zusammen erleben durften. Susanne Beck die Signalabstände zwischen dem Flughafen und Effretikon (siehe Grafik). Arbeiten im Fahrplan Josef Sautter ist Projektleiter Tiefbau der SBB, seit 2015 als Oberbauleiter tätig und hatte bereits die Ausschreibungen für die diversen Arbeiten durchgeführt. Er ist Hauptansprechpartner für alle involvierten Bauunternehmen sowie Interessengruppen und behält so die Gesamtübersicht. «Das Projekt ist seit Beginn im Fahrplan», informiert Sautter. Derzeit arbeiten gegen 50 Personen rund um die Uhr auf der gesamten Baustelle, IMPRESSUM Unabhängige Monatszeitung für die Gemeinden Bassersdorf, Brütten und Nürensdorf Produktionsleitung · Annamaria Ress | Susanne Gutknecht Webmaster · Reto Hoffmann Redaktion · Nadja Bächi · Susanne Beck · Urs Burger · Marianne Flotron · Susanne Gutknecht · Reto Hoffmann · Manuel Holder · Tobias Jäger · Kevin Knecht · Sandra Lanz · Daniela Melcher · Yvonne Müller · Philipp Rahm · Annamaria Ress · Rosmarie Schmid · Astrid Steinbach Satz/Druck · Zehnder Print AG Hubstrasse 60 9500 Wil SG Mattstrasse 4 9532 Rickenbach TG Telefon 071 913 47 68 Fax 071 913 47 99 E-Mail [email protected] Internet www.zehnder.ch (nb) (sb) (ub) (mf) (sg) (rh) (mh) (tj) (kk) (sl) (dm) (ym) (ph) (ar) (rs) (as) Redaktions-/Inserateschluss Textbeiträge und Inserate jeweils spätestens 10 Tage vor Erscheinen. Erscheinungsweise Jeden letzten Donnerstag im Monat gratis in alle Haushaltungen der Gemeinden Bassersdorf, Brütten und Nürensdorf. www.dorfblitz.ch Die nächste Ausgabe erscheint am 25. August 2016. Auflage 21. Jahrgang | 9300 Exemplare Abonnement, exkl. MwSt. Jahresabonnement Fr. 54.– Dorf-Blitz online Dorf-Blitz Thema des Monats 07/2016 wobei sich diese Zahl ständig ändert. Zu Spitzenzeiten werden sich ab Spätsommer bis zu 70 Arbeiter auf dem Areal befinden. «Der eher milde Winter kam dem Bauvorhaben zu Gute, und ich freue mich jetzt auf die spannenden und interessanten Herausforderungen im Spätsommer bis zum Frühling, welche von entscheidender Wichtigkeit sind», sagt Sautter weiter. %PQQFMTQVSBVTCBV ,JMPNFUFS -ÊOHF VOE OFVF 8FJDIFO GàS FJOF nFYJCMFSF #FUSJFCTGàISVOH 3 #SàDLFOCBVXFSL %PSGOFTU SVOE .FUFS -ÊOHF EBNJU EJF ;àHF WPO #BTTFSTEPSG JO 3JDIUVOH ,MPUFO EJF 'MVHIBGFOMJOJF LSFV [VOHTGSFJ àCFSRVFSFO LÚOOFO #BIOIPG ,MPUFO =ULFK )OXJKDIHQ 2HUOLNRQ +% Sicherer Betrieb 4JHOBMBOQBTTVOHFO BVG EFS 4USFDLF 0FSMJLPOo&GGSFUJLPO EBNJU EJF ;àHF JO LàS[FSFO "CTUÊOEFO WFSLFISFO LÚOOFO %DVVHUVGRUI (IIUHWLNRQ :LQWHUWKXU Projektübersicht in einer Grafik der SBB. (zvg) Das Thema Sicherheit wird bei der SBB gross geschrieben und beinhaltet viele Aspekte. Hierfür amten der engagierte Sicherheitsleiter Reto Weiss und sein Vertreter Bojan Busikovic. Sie sind Tag und Nacht für die Bahnsicherheit auf der gesamten Baustelle verantwortlich. Während den Arbeiten in Gleisnähe steht immer auch ein geschulter Sicherheitswärter mit wachsamen Augen und Ohren bereit, um die Kollegen vor heranbrausenden Zügen frühzeitig zu warnen. Alle Sicherheitswärter sind gut an ihren weissen Helmen erkennbar. Bauarbeiten in Gleisnähe bedürfen grundsätzlich besonderer Achtsamkeit und bergen verschiedenste Herausforderungen. Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand bei Arbeiten in Gleisnähe beträgt ohne besondere Sicherheitsmassnahmen in der Regel mindestens fünf Meter ab Gleisachse. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es notwendig, Arbeiten in Schienennähe dann zu verrichten, wenn kein oder nur wenig Zugverkehr herrscht. «Grundsätzlich muss sichergestellt sein, dass der Bahnbetrieb durch unsere Arbeit so wenig wie möglich oder im besten Fall überhaupt nicht beeinträchtigt wird», so Josef Sautter. die Lebensräume für Fauna grundsätzlich erhalten bleiben. Die Nachtarbeit im Gleisbereich ist aufgrund des täglichen Zugverkehrs nur von ein bis fünf Uhr nachts möglich und muss immer vorgängig bei den verantwortlichen Stellen des Bahnbetriebs angemeldet werden. Sie tangieren die allgemeine Bevölkerung grundsätzlich wenig, da die Baustelle beim «Dorfnest» mehrheitlich an Industriezone und Wald, jedoch weniger an Wohngebiet grenzt. Diese intensiven, meist gut planbaren Arbeiten, wurden und werden in Absprache mit der Oberbauleitung gemäss dem detaillierten Bauprogramm Der aufgrund des Werkverkehrs momentan nur teilweise benutzbare Dorfnestweg bei Kloten bleibt bestehen und wird nach Abschluss der Arbeiten, genauso wie das Areal rund um das Pfadiheim Kloten, wieder uneingeschränkt nutzbar sein. Die von der «Bananenbrücke» bis zum «Dorfnest» führende Grubenstrasse in Bas- durchgeführt. Rückbau und Natur Bauprojekte dieser Grösse tangieren die Natur unweigerlich. Die SBB ist sehr darauf bedacht, diesem Umstand Rechnung zu tragen. Aufgrund des geschaffenen und definierten Ausweichlebensraums wird sichergestellt, dass neu überbaute Flächen an anderer Stelle wieder als Natur-Lebensraum geschaffen werden. Und so Nach Abschluss der Arbeiten 2018 wird auch dieser Weg zur Naturstrasse rückgebaut. Ein weiterer Schritt für «mehr Zug zwischen Zürich und Winterthur» ist dann erfolgreich abgeschlossen. ◾ ZEB: Zukünftige Entwicklung Bahninfrastruktur Mit einem Aufwand von 5,4 Milliarden Schweizer Franken ist ZEB (Zukünftige Entwicklung Bahninfrastruktur) ein sehr umfangreiches, nationales Bahnausbaupaket des Bundes. Es ergänzt die EisenbahnAlpentransversale (NEAT) mit den notwendigen Kapazitäten auf den Zufahrtsstrecken. Unter anderen werden bis zirka 2025 wichtige Voraussetzungen für den Einsatz von 400 Meter langen Doppelstock-Zügen auf der West-Ost-Achse geschaffen und so schweizweit mehr Verbindungen und noch mehr Sitzplätze zur Verfügung gestellt. ZEB schafft ausserdem zusätzlichen Raum für den umweltfreundlichen Bahngüterverkehr und sorgt für eine grössere Versorgungssicherheit im Energienetz der SBB. Insgesamt umfasst dieses Ausbaupaket mehr als 100 Projekte, welche die zukünftige Fahrplanstabilität und eine hohe Pünktlichkeit trotz Mehrschienenverkehr sicherstellt. Zur Beseitigung der wichtigsten Engpässe kommen neben der Durchmesserlinie in Zürich, dem Vierspurausbau Olten-Aarau oder den Zufahrten zum Gotthard- und Ceneri-Basistunnel (Nord-Süd- Luftaufnahme im Bereich «Dorfnest». (zvg) sersdorf wurde, für viele Zugpassagiere gut erkennbar, asphaltiert und für den Material und Aushub transportierenden Schwerverkehr ausgebaut. Achse) der Leistungssteigerung zwischen Zürich, Winterthur und St. Gallen sowie einigen anderen Bauprojekten zentrale Bedeutung zu. Alle nationalen und kantonalen Projekte stehen in Abhängigkeit zueinander, greifen oft eng ineinander und sind jeweils Teil der Gesamtlösung, welche meistens durch ZEB finanziert und seit 2014 schrittweise in Betrieb genommen werden. Auch zwischen Zürich und Winterthur sowie im Raum Winterthur erfolgen diese Bahninfrastrukturausbauten Schritt für Schritt. Ab 2020 wird dieser Bahnkorridor ZürichWinterthur mit 670 Zügen pro Tag vollständig ausgelastet sein. Um die Leistung weiter zu steigern, ist der Bau des Brüttenertunnels als zweite Doppelspur zwischen Bassersdorf/ Dietlikon-Winterthur und die Erstellung eines vierten Gleises im Bahnhof Zürich-Stadelhofen erforderlich. Bereits ab diesem Jahr können Zugpassagiere auf diesem Streckenabschnitt von längeren Zügen und häufigeren Verbindungen profitieren, wodurch Platzprobleme zu Hauptverkehrszeiten entschärft wurden. (tj)
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