Heute mit Die unabhängige Schweizer Tageszeitung Donnerstag 21. Juli 2016 124. Jahrgang Nr. 168 Fr. 3.80, Ausland: € 3.50 / AZ 8021 Zürich Fortpflanzung Zootiere brauchen eine Empfehlung, um sich zu paaren. Hunderternote Eine Wasserleitung aus dem Wallis ziert den neuen Schein. Abhauen Wie seilt man sich gekonnt aus der Langeweile ab? Tour de France Chris Froome baut in der Schweiz seine Führung aus. 17 14 20 26 Milliardärsfamilie muss Sauber-Team retten Die Schweiz trauert um Clown Dimitri Die neue Besitzerin Longbow Finance hatte früher Pech mit riskantem Investment in ein Elektroauto. René Hauri, Andreas Flütsch und Ruedi Baumann Die 350 Sauber-Mitarbeiter in Hinwil ZH können aufatmen. Der Formel-1-Rennstall wurde an die Westschweizer Firma Longbow Finance verkauft, hinter der milliardenschwere Erben des schwedischen Konzerns Tetra Laval stehen. Eingefädelt wurde der Deal über Sponsoren von Marcus Ericsson, der für Sauber fährt. Die neuen Besitzer übernehmen auch die Schulden, die laut Motorsportkennern zumindest im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen. Der Stand- Verkauf des Sauber-Rennstalls Analyse: Teamchefin Monisha Kaltenborn hat es allen gezeigt. – Seite 2 Peter Sauber hat sich aus dem Bastelkeller in die Formel 1 hochgeschraubt. – Seite 3 ort im Zürcher Oberland ist vorerst gesichert, die Rennspezialisten von Sauber erhalten eine neue Chance. Ob die Tetra-Erben den Rennstall zum Erfolg führen können, ist offen. Mit einem Darlehen von 20 Millionen an den Schweizer Financier Lorenzo Schmid im Jahr 2007 hatte Longbow Finance jedenfalls keine glückliche Hand. Das von Schmid entwickelte Elektroauto schaffte es nie in Serie, seine Firmengruppe Commcept musste 2012 Konkurs anmelden. Zuvor hatte Schmid schon einmal mit Twike – einem anderen Elektrofahrzeug-Projekt – Schiffbruch erlitten, was die Besitzer von Longbow indes nicht vor dem riskanten Investment zurückschrecken liess. Gründer Peter Sauber gibt seine Anteile von zwei Dritteln ab und zieht sich vollständig zurück. Monisha Kaltenborn trennt sich von ihrem Drittel, bleibt aber Chefin der Firma und des Teams. Die Reaktionen auf den Deal sind durchwegs positiv. Sauber und Kaltenborn sind glücklich, dass eine Schweizer Lösung erreicht wurde. Die Käuferin Longbow Finance hat ihren Sitz am Genfersee, der Konzern Tetra Laval nur drei Kilometer entfernt ebenfalls. Die Erben des schwedischen Grosskonzerns, die Familie Rausing, leben die meiste Zeit nicht mehr in der Schweiz, sondern in England. Löhne bezahlen, Löcher stopfen Die neuen Besitzer geben sich zurückhaltend zum Deal mit Sauber. Er sei sehr erfreut, «die Zukunft einer Schweizer Firma in einer hoch spezialisierten und innovativen Industrie zu sichern», sagte Pascal Picci, der operative Chef von Longbow Finance. Lange Zeit mochten viele im Team von Sauber nicht mehr an eine Rettung glauben, manche sahen sich nach neuen Jobs um, die Fluktuation war hoch. Eine Schlüsselrolle bei der Rettung von Sauber spielte Kaltenborn, die erreichte, dass die neuen Besitzer die ausstehenden Löhne für mehrere Monate vorstreckten und auch anderswo Löcher stopfen halfen. Die letzten Jahre waren geprägt von Rettungsversuchen, die im Sand verliefen. Heute USA wollen Milliardenbetrag aus Staatsfonds beschlagnahmen Die USA wollen aus dem skandalgeschüttelten malaysischen Staatsfonds 1MDB Werte von über 1 Milliarde Dollar konfiszieren – in Form von Immobilien, Gemälden und einem Privatjet. An die Schweiz erging derweil ein Rechtshilfeersuchen: Die US-Behörden verlangen die Erhebung von Bankunterlagen. – Seite 7 Zürcher Taxifahrer lehnen Kurzfahrten ab Taxifahrer in Zürich, vor allem am HB, verweigern häufig kurze Fahrten – obwohl eine gesetzlich vorgeschriebene Mitnahmepflicht gilt. In der Branche ist das Problem bekannt. Der Zürcher Taxiverband bedauert die Vorfälle. Sie schadeten dem Tourismusstandort und dem Ruf der Branche. – Seite 15 Service Kommentare & Analysen Börse Leserbriefe Stellenanzeiger Todesanzeigen 8 13 18 23 Fernsehprogramme 30 Rätsel 32 Wetter 33 Abo-Service 044 404 64 64 www.tagesanzeiger.ch/abo Inserate 044 248 40 30 E-Mail: [email protected] Inserate online buchen: www.adbox.ch Redaktion 044 248 44 11, Werdstrasse 21, 8004 Zürich, Postadresse: Postfach, 8021 Zürich [email protected] Leserbriefe www.tagesanzeiger.ch/leserforum Online www.tagesanzeiger.ch,[email protected] «Eine Kultur, die Frauen gering schätzt, ist anfällig für Gewalt.» Michèle Binswanger über den Sexismus im Islamismus. – Seite 11 Gewählte Autokraten bringen Verfechter der Demokratie in Bedrängnis. – Seite 11 Betonspiralen, Tankstelle, Silberkugel: Wo steht das coolste Hochhaus Zürichs? – Seite 20 Foto: Reto Albertalli Am Montag spielte Clown Dimitri noch in einem Stück seines Theaters in Verscio, einen Tag später starb er völlig überraschend nach kurzem Unwohlsein. Mit ihm verliert die Schweiz einen ihrer vielseitigsten, poetischsten Bühnenkünstler. – Seite 27 Erdogan verhängt Ausnahmezustand Post akzeptiert Bankkarten – bedingt Nach dem gescheiterten Putsch hat die türkische Führung den Ausnahmezustand im Land verhängt. Dieser gelte für drei Monate, verkündete Präsident Recep Tayyip Erdogan gestern Abend nach einer Sondersitzung des Nationalen Sicherheitsrates und des Kabinetts in Ankara. Unter dem Ausnahmezustand kann Erdogan weitgehend per Dekret regieren. Grundrechte wie die Versammlungsund die Pressefreiheit können ausgesetzt oder eingeschränkt werden. Erdogan betonte, der versuchte Staatsstreich sei «vielleicht noch nicht vorbei». Im Vorgehen gegen seinen Erzfeind Fethullah Gülen hat der Präsident zudem weitere Verhaftungen angekündigt. (SDA) – Seite 6 Ab Freitag werden erste Postschalter mit neuen Zahlgeräten ausgestattet, die Bankkarten akzeptieren. Der Pilotbetrieb dauert einen Monat. Danach werden alle 1400 Poststellen umgerüstet. Es gibt aber zwei gewichtige Einschränkungen: Kreditkarten akzeptiert die Post weiterhin nicht, und Einzahlungsscheine können auch nur per Postcard bezahlt werden. Die Post rechtfertigt sich damit, dass Kreditkarten hohe Gebühren verursachten. Einzahlungen per Bankkarte könnten Geldwäschereiprobleme aufwerfen. Der Konsumentenschutz kritisiert das Vorgehen und fordert die Akzeptanz «aller Bankkarten für alle Dienstleistungen». (val) – Seite 7 Beilage Essen, trinken und träumen unter dem Himmel von Zürich.
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