Spitzengespräch zur Ausbildungssituation in Baden

Spitzengespräch zur Ausbildungssituation in Baden-Württemberg
Ausbildungsbilanz 2015 des „Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des
Fachkräftenachwuchses in Baden-Württemberg 2015 – 2018“
vorgelegt am 18. Juli 2016
Bilanz des Ausbildungsbündnisses 2015: Bilanz gut, Herausforderungen bleiben
Im Jahr 2015 konnte der seit drei Jahren zu verzeichnende Rückgang bei der Zahl der
neuen Ausbildungsverträge gestoppt werden. 73.821 neue Ausbildungsverträge zum
30. September bedeuten ein Plus von 0,9 % gegenüber dem Vorjahr.
Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin geprägt durch eine einerseits hohe Zahl von bei den
Agenturen gemeldeten Bewerbern, die nicht den gewünschten Ausbildungsplatz
gefunden haben (unversorgte 866, + 0,5 %; sog. alternativ Verbliebene: 8.229, + 3,6%),
und andererseits durch eine steigende Zahl von gemeldeten unbesetzten Ausbildungsstellen (6.131, + 3,9%). Aus der Addition von neuen Ausbildungsverträgen und nicht in
Ausbildung eingemündeten Jugendlichen ergibt sich eine weiterhin große Nachfrage
nach dualer Ausbildung in Höhe von 105.000 Jugendlichen.
Die Transparenz über den Verbleib der Bewerber hat sich verbessert. Die Zahl der
"Unbekannt Verbliebenen" ist deutlich um über zehn Prozent gesunken.
Neue Rahmenbedingungen setzt die große Zahl an Flüchtlingen, die uns 2015
erreichten, und von denen viele in einem für eine Ausbildung geeigneten Alter sind.
Die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung wird in den kommenden Jahren eine
wichtige Aufgabe des Bündnisses sein. Mit einer gemeinsamen Erklärung, die sich an
den zehn Punkten des Bündnisses orientiert, wurde das bestehende Bündnispapier mit
Blick auf die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung ergänzt und eine Task Force
"Flüchtlinge in Ausbildung" eingesetzt.
Die von den Bündnispartnern konzipierte Neugestaltung des Übergangs von der Schule
in den Beruf in Baden-Württemberg wächst auf. Zu den vier Modellregionen des
Schuljahrs 2014/15 Rems-Murr-Kreis, Ostalbkreis, Stadt Mannheim und Stadt
1
Weinheim sind ab 2015/16 mit den Städten Heilbronn, Freiburg, Karlsruhe und
Pforzheim sowie dem Zollernalb- und dem Enzkreis sechs weitere hinzugekommen.
Erfolge zeigen sich im neu entwickelten Bildungsgang AVdual für Jugendliche mit
Förderbedarf. Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass hier eine deutlich höhere
Übergangsquote in Ausbildung erreicht wurde als in den vergleichbaren VorgängerBildungsgängen.
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Kennzahlen 2015 gemäß dem Kriterienkatalog des Ausbildungsbündnisses
Stichtag 30.9.2015
2014
2015
Veränderung
73.192
73.821
0,9%
65.424
64.987
-0,7%
aus nichteuropäischen Asylzugangsländern[1]
Altbewerber[2]
23.499
439
23.589
0,4%
Einmündungen in duale Ausbildung
Nichteinmündungen
33.189
32.235
33.395
31.592
0,6%
-2,0%
862
7.941
9.796
9.762
3.874
866
8.229
8.780
9.622
4.095
0,5%
3,6%
-10,4%
-1,4%
5,7%
72.635
5.903
74.448
6.131
2,5%
3,9%
105.432
105.414
0,0%
69,4%
70,0%
0,6 Prozentpunkte
36.633
41.730
13,9%
mit Anrechnung
23.876
23.856
-0,1%
ohne Anrechnung
12.757
17.874
+ 40,1%*
darunter VAB und BFBV**
5.390
10.027
86,0%
darunter VABO und BFBVO**
1.639
6.075
271,0%
an beruflichen Schulen insgesamt
2,3%
1,8%
- 0,5 Prozentpunkte
an Berufsschulen(Teilzeit, BS, SBS)
5,5%
5,8%
0,3 Prozenptpunkte
an beruflichen Vollzeitschulen
0,9%
0,1%
- 0,8 Prozentpunkte
Kammerstatistik (BIBB):
Neue Ausbildungsverträge
Statistik der Bundesagentur für Arbeit:
Gemeldete Bewerber
davon
davon
unversorgt
alternativ verblieben[3]
unbekannt verblieben
sonstiger Verbleib (zB schulische Bildungsgänge)
Einmündungen in Erwerbstätigkeit
Gemeldete Ausbildungsplätze
davon unbesetzt
Mischung Kammer- und BA-Statistik
Ausbildungsinteressierte
Neue Verträge + nicht eingemündete Bewerber
davon eingemündet in Berufsausbildung
Schulstatistik (Statist. Bundesamt)
Jugendliche in schulischen Bildungsgängen
ohne berufsqualifizierenden Abschluss oder
weiterführenden Schulabschluss
davon
* vorläufiger Wert
** BFBV und BFBVO sind die privaten Formen des VAB und VABO
Defizit Unterrichtsversorgung
3
Nachrichtliche Ausweisung weiterer Kennzahlen:
Anfängerzahlen
Ausbildung in den landesrechtlich
geregelten Ausbildungsberufen :
Alten- / Krankenpflege
2014
2015
Veränderung
3 492
1 240
4,5%
5,8%
4 631
0,2%
6,6%
7 937
davon:
Altenpflege
Altenpflegehilfe
Gesundheits- und
Krankenpflege
Gesundheits- und
Kinderkrankenpflege
Gesundheits- und
Krankenpflegehilfe
Integrierte Pflegeausbildung
Erzieherinnen / Erzieher
davon PiA
Duales Studium
3 342
1 172
2 642
11.911
Auszubildende mit (Fach-) Hochschulreife
17 045
18.182
Auszubildende aus Syrien
Auszubildende aus Iran
Auszubildende aus Irak
Auszubildende aus Afghanistan
32
27
95
51
41
52
110
70
ergänzend:
Jugendarbeitslosigkeit in %
2,9
2,8
370
341
70
4 624
[1] Afghanistan (80); Eritrea (15), Irak (150), Iran/Islamische Republik (45); Nigeria (20); Pakistan (45), Somalia (15)
Syrien/Arabische Republik (69)
[2] Altbewerber sind Bewerber, die die Schule bereits im Vorjahr oder früher verlassen haben und somit zusätzlich
zum Nachfragepotential des aktuellen Schulentlassjahres eine Ausbildung aufnehmen wollen
[3] Alternativ verblieben sind Jugendliche, die zwar eine z.B. schulische Alternative gefunden haben,
die aber ihren Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiterhin aufrechterhalten.
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Ausführliche Bilanzierung und Bewertung des Ausbildungsjahres 2015
Beim Spitzengespräch am 18. Juli 2016 haben die Bündnispartner auf Grundlage der
im Bündnis gemeinsam vereinbarten Verfahren und Kriterien nachfolgende Bilanz und
Bewertung des Ausbildungsjahres 2015 vorgelegt:
Bilanz:
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2015 gegenüber 2014
leicht um 629 Verträge (+ 0,9 %) auf 73.821 gestiegen. (2010: 74.550)
Bewertung:
Es ist erfreulich, dass 2015 erstmals seit 2011 mit 73.821 wieder ein leichter Anstieg
bei der Zahl der Neuverträge zu verzeichnen ist.
Die Bündnispartner streben durch eine bessere Ausschöpfung aller Ausbildungspotenziale - sowohl auf Seiten der Betriebe als auch auf Seiten der jungen Menschen
- weiterhin eine Steigerung an. Dies gilt für die Potenziale von chancenärmeren
Jugendlichen ebenso wie für die Karriereoptionen von Jugendlichen mit (Fach-)
Hochschulreife. Mit mehr als 105.000 grundsätzlich an einer Ausbildung interessierten
Jugendlichen ist die Nachfrage im Bereich der dualen Ausbildung weiterhin hoch. Die
Bündnispartner werden sich dafür einsetzen, dass die Betriebe ihre Ausbildungsangebote bei den Arbeitsagenturen melden.
Bilanz:
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist von 5.903 in 2014 angestiegen auf
6.131 in 2015. (2010: 2.631)
Bewertung:
Angesichts zurückgehender Schülerzahlen und einer wachsenden Zahl unbesetzter
Ausbildungsplätze sollen mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung gewonnen
werden. Angebot und Nachfrage sind durch passgenaue Vermittlung (Matching) von
Bewerbern und Ausbildungsplatzangeboten besser auszugleichen. Dies gilt
besonders in den Branchen mit vielen offenen Ausbildungsstellen wie Hotel- und
Gastgewerbe, Einzelhandel, Bauhauptgewerbe oder Nahrungsmittelhandwerk.
Hierzu kann auch eine Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung und der
Ausbildungsqualität einen Beitrag leisten.
Bilanz:
Die Zahl der unversorgten Bewerber zum 30. September ist 2015 mit 866 praktisch
unverändert geblieben gegenüber 862 in 2014.
5
Bewertung:
Die Bündnispartner werden sich mit gemeinsamen Anstrengungen bemühen, auch im
kommenden Ausbildungsjahr die Zahl der unversorgten Jugendlichen möglichst zu
senken. Die Arbeitgeber sollten prüfen, wie auch Schülerinnen und Schülern mit
Hauptschulabschluss vermehrt der Einstieg in eine Ausbildung unter Nutzung des
gesamten Berufespektrums ermöglicht werden kann. Dabei sollten bei Bedarf auch
die vorhandenen Unterstützungsinstrumente genutzt werden. Bei Bedarf und
Vorliegen aller Voraussetzungen steht für die unversorgten Bewerber in den
Modellregionen der Neugestaltung des Übergangs Schule - Beruf auch der neue
Bildungsgang BQdual zur Verfügung.
Bilanz:
Die Zahl der alternativ verbliebenen Bewerber ist 2015 mit 8.229 gegenüber 7.941 in
2014 leicht angestiegen.
Bewertung:
Trotz ihres bei den Arbeitsagenturen registrierten Ausbildungswunsches haben sich im
Jahr 2015 mehr Jugendliche für eine Alternative in Form eines weiteren Schulbesuchs,
eines Studiums, einer Erwerbstätigkeit, des Bundesfreiwilligendienstes o.Ä. entschieden, anstatt direkt eine duale Ausbildung zu beginnen. Die Bündnispartner stellt diese
Entwicklung nicht zufrieden. Sie mag in der derzeitigen Arbeitsmarktlage, dem Wunsch
nach einem Studium oder auch in der Hoffnung begründet liegen, durch höhere
schulische Abschlüsse oder durch schulische Zusatzqualifikationen die Erfolgschancen
auf den Wunschausbildungsplatz zu verbessern. Die Bündnispartner werden sich u.a.
durch Maßnahmen der Berufsorientierung, entsprechende Beratungsangebote oder
durch eine Stärkung von Zusatzqualifikationen während der Ausbildung für mehr direkte
Einmündungen in Ausbildung einsetzen.
Bilanz:
Die Zahl der unbekannt verbliebenen Bewerber ist mit 8.780 gegenüber 9.796 in
2014 deutlich zurückgegangen.
Bewertung:
Der Rückgang bei den "Unbekannt verbliebenen" um rund 1.000 Jugendliche wird von
den Bündnispartnern, die sich bis 2018 einen Rückgang auf 5.000 zum Ziel gesetzt
haben, außerordentlich begrüßt. Eine hohe Verbindlichkeit des Beratungsgesprächs,
intensive Folgekontakte und vielfache Recherchen zum Verbleib durch die
Beratungsfachkräfte der Agenturen für Arbeit haben maßgeblich dazu beigetragen.
6
Auch Rückmeldungen der Kammern über die Eintragung von Ausbildungsverhältnissen
haben mit zu diesem guten Ergebnis geführt und sollten weiter verstärkt werden.
Bilanz:
Die Zahl der gemeldeten Bewerber, die in eine duale Ausbildung eingemündet sind,
ist von 33.189 in 2014 leicht gestiegen auf 33.395 in 2015.
Bewertung:
Der Anteil der Jugendlichen, die direkt in eine duale Ausbildung einmünden, ist noch
steigerungsfähig. Die Bündnispartner werden sich u.a. durch Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung und zur Ausschöpfung der Potenziale
benachteiligter Jugendlicher für mehr direkte Einmündungen in Ausbildung einsetzen.
Bilanz:
Die Zahl der gemeldeten Altbewerber ist von 23.499 in 2014 auf 23.589 leicht
gestiegen (+ 0,4%).
Bewertung:
Die Bündnispartner werden den direkten Übergang von der Schule in eine
Berufsausbildung noch mehr in den Vordergrund stellen. Um ein größtmögliches
Potenzial für Ausbildung zu erschließen, entwickeln die Bündnispartner Instrumente,
mit denen die Zielgruppe individuell besser angesprochen werden kann.
Bilanz:
Die Zahl der gemeldeten Bewerber, die in Erwerbstätigkeit eingemündet sind, ist
leicht gestiegen von 3.874 in 2014 auf 4.095 in 2015.
Bewertung:
Die Bündnispartner sehen es kritisch, dass die Zahl der Jugendlichen, die direkt in
Erwerbstätigkeit übergegangen sind, ansteigt. Denn ohne Berufsausbildung gehen
die Jugendlichen den Betrieben als zukünftige Fachkräfte verloren und gefährden
ihre eigenen Lebensperspektiven. Dies gilt insbesondere für junge Zugewanderte,
die das deutsche Berufsausbildungssystem nicht kennen und bei denen eine
schnelle Erwerbstätigkeit Priorität hat. Die nachfolgend unter Ziel 4 genannten
Maßnahmen der Bündnispartner für Flüchtlinge dienen dazu, möglichst viele dieser
Jugendlichen für eine duale Ausbildung zu gewinnen.
Bilanz:
An den öffentlichen Berufsschulen (Teilzeit-Berufsschule, Teilzeit-Sonderberufsschule) hat sich das strukturelle Defizit bei der Unterrichtsversorgung von 5,5 %
7
in 2014 leicht erhöht auf 5,8 % in 2015. Im Bereich der beruflichen Vollzeitbildungsgänge konnte das Defizit hingegen im Jahresvergleich um 0,8 Prozentpunkte auf
0,1 % gesenkt werden. An den öffentlichen beruflichen Schulen insgesamt
verringerte sich das Defizit von 2,3 % auf 1,8 %.
Bewertung:
Der kontinuierliche Rückgang des Defizits bei der Unterrichtsversorgung in den
letzten Jahren im Bereich der Berufsschule hat sich 2015 nicht fortgesetzt. Die nach
wie vor schwierige Gewinnung von Lehrkräften für die berufsbezogenen und
insbesondere die gewerblich-technischen Unterrichtsfächer wirkt sich in der
Berufsschule überproportional aus. Das bestehende und aktiv in Print- und OnlineMedien beworbene Programm für finanzielle Zulagen zur Lehrkräftegewinnung im
Metall- und Elektrobereich ist deshalb umso bedeutsamer. Das vorrangige Ziel
bleibt jedoch die weitere Verbesserung der Versorgungswerte der Berufsschule bei
gleichzeitiger Annäherung zur Versorgung der Vollzeitbildungsgänge.
Bilanz:
Die Zahl der Jugendlichen in schulischen Bildungsgängen ohne Berufsabschluss oder weiterführenden Schulabschluss ist von 36.633 in 2014 auf 41.730
in 2015 gestiegen.
Bewertung:
Der Anstieg um rund 5.000 Jugendliche im schulischen Übergangsbereich ist
vollständig einem Aufwachsen im Bereich des Vorqualifizierungsjahres Arbeit und
Beruf (VAB) geschuldet. Dies liegt an dem durch die hohen Flüchtlingszahlen
begründeten Zuwachs in den sog. VABO-Klassen sowie in den sich in der Regel
anschließenden VAB-Klassen. Diese Zielgruppe braucht ohne Zweifel
leistungsfähige Angebote, um an die erforderliche Ausbildungsreife vor allem in
Bezug auf die Sprachkompetenz herangeführt zu werden.
8
Ziele und Indikatoren des Ausbildungsbündnisses
Das Ausbildungsbündnis 2015 - 18 hat sich zehn mit Indikatoren versehene Ziele
gesetzt. Mit der Umsetzung dieser meist für das Jahr 2018 formulierten Ziele
konnte seit Unterzeichnung des Bündnisses im Juli 2015 erst begonnen werden.
Hinzu kommt, dass sich die Bündnispartner im Herbst 2015 schwerpunktmäßig dem aktuell vorrangigen Flüchtlingsthema gewidmet und am 11. November 2015 ein eigenes Papier formuliert haben.
Zu den Zielen und Indikatoren im Einzelnen:
1. Eckpunktepapier zur Neugestaltung des Übergangs Schule-Beruf weiter umsetzen
Zu den vier Modellregionen Rems-Murr-Kreis, Ostalbkreis, Stadt Mannheim und Stadt
Weinheim kamen im Schuljahr 2015/16 die Städte Heilbronn, Freiburg, Karlsruhe und
Pforzheim sowie der Zollernalb- und der Enzkreis hinzu. In den regionalen Steuerungsgruppen engagieren sich auch zuständige Stellen, Wirtschaftsverbände und
Gewerkschaften.
In allen zehn Regionen wurde ein regionales Übergangsmanagement unter Federführung
der Städte bzw. Landkreise installiert. Das Land fördert in allen zehn Regionen das
regionale Übergangsmanagement.
Erste Erfolge zeigen sich bei dem im Rahmen der Neukonzeption entwickelten neuen
Bildungsgang AVdual für Jugendliche mit Förderbedarf. Für alle geeigneten AvdualSchülerinnen und Schüler konnten Praktikumsplätze bereitgestellt werden.
Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass im ersten Schuljahr 2014/15 eine deutliche
höhere Übergangsquote in Ausbildung erreicht wurde als in vergleichbaren VorgängerBildungsgängen. AVdual wurde zum Schuljahr 2015/16 auf insgesamt 24 berufliche
Schulen ausgebaut und wird von 1.182 Schülerinnen und Schülern besucht (Vorjahr 440).
Das Land fördert seit dem Schuljahr 2015/16 in allen AVdual-Klassen so genannte AVdualBegleiterinnen und -Begleiter.
Für den neuen Bildungsgang BQdual, der sich an Jugendliche ohne Förderbedarf und
ohne Ausbildungsplatz richtet, wurde ein Verfahren entwickelt, wie geeignete
Ausbildungsberufe identifiziert und passende Bewerber ausgewählt werden können.
Das Land hat eine externe Evaluation in Auftrag gegeben, die den Modellversuch bis
2018 begleitet und die Prozesssteuerung unterstützt.
9
Indikator: Die Zahl der beteiligten Regionen von vier (im Jahr 2014) auf 22 (im Jahr
2018) erhöhen.
Zwischenergebnis: Die Zahl der beteiligten Regionen wurde zum Schuljahr 2015/16 auf
zehn erhöht.
2. Berufliche Orientierung an allen allgemein bildenden Schulen weiterentwickeln
Mit dem im März 2016 in Kraft gesetzten Bildungsplan 2016 ist ein Meilenstein für die
Weiterentwicklung der Beruflichen Orientierung gesetzt. Die Berufliche Orientierung wird
nun wesentlicher Bestandteil der individuellen Förderung und basiert auf festgestellten
Kompetenzen, Potenzialen und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Jugendliche
sollen in die Lage versetzt werden, ihre Bildungs- und Erwerbsbiografie eigenverantwortlich zu gestalten und sollen diesen Prozess in einem Portfolio dokumentieren.
Die Integration und Koordination der Inhalte und Maßnahmen von Ausbildungs- und
Studienorientierung sollen jeweils an der einzelnen Schule im Rahmen durchgängig
festgelegter Strukturen und eindeutiger Verantwortlichkeiten erfolgen. Auch in der
Sekundarstufe II des Gymnasiums werden geeignete Maßnahmen der Ausbildungs- und
Studienorientierung integriert. Die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit und die
weiteren Partner - Kammern und Verbände der Wirtschaft, Sozialpartner, Unternehmen,
Hochschulen, kommunale Institutionen und Träger - unterstützen die Schulen bei Planung,
Gestaltung und Umsetzung der Beruflichen Orientierung. Die Berufliche Orientierung soll
nicht nur Leitperspektive sein, sondern bekommt mit dem neuen Fach "Wirtschaft, Berufsund Studienorientierung (WBS)" noch zusätzlich Raum und Gewicht in allen weiterführenden Schularten.
Die baden-württembergische Wirtschaft ist verlässlicher Partner bei der Umsetzung von
Bildungspartnerschaften von Schulen und Unternehmen. Über 1.600 weiterführende
Schulen haben eine Bildungspartnerschaft mit insgesamt über 3.800 Unternehmen fest
vereinbart.
Mit dem vom Baden-Württembergischen Handwerkstag, dem Baden-Württembergischen
Industrie- und Handelskammertag und der Landesvereinigung Baden-Württembergischer
Arbeitgeberverbände getragenen Projekt BoriS-Berufswahl-SIEGEL wurden bisher rund
500 Schulen ausgezeichnet.
Die Regionaldirektion arbeitet mit den Organisationen der Wirtschaft eng bei der
Berufsorientierung zusammen. Mit Südwestmetall und dem Baden-Württembergischen
Handwerkstag wurden dazu Vereinbarungen getroffen.
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Regionale Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM) nach §48 SGB III der Bundesagentur
für Arbeit ergänzen das Regelangebot für Schülerinnen und Schüler.
Als überregionale Maßnahmen stehen bereit:
•
Südwestmetall und die Regionaldirektion Baden-Württemberg der
Bundesagentur für Arbeit haben die Rahmenvereinbarung zur engen
Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Berufsorientierungsmaßnahmen aus
dem Jahr 2011 im Mai 2015 erneuert. Gemeinsam werden Schülerinnen und
Schülern eine breite Palette an Berufsorientierungsprojekten für verschiedene
Altersstufen und Schularten angeboten.
•
Mit COACHING4FUTURE tritt die Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation
mit Südwestmetall und der Bundesagentur für Arbeit dem Fachkräftemangel in
den MINT-Disziplinen aktiv entgegen. Seit März 2015 ergänzt das RoadshowMobil DISCOVER INDUSTRY als Beitrag von Südwestmetall das Programm, das
Schülerinnen und Schüler über den Produktentstehungsprozess in der Industrie
und über ingenieurwissenschaftliche Tätigkeitsfelder informiert.
Die acht baden-württembergischen Handwerkskammern haben die gemeinsame
Berufsorientierungsplattform www.handwerks-power.de überarbeitet. Im Onlineauftritt
sowie in Printmaterialien werden Jugendliche, Lehrkräfte, Eltern und Betriebe über
Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk informiert. Die Handwerkskammern
bieten ein Unterrichtskonzept an, das Schülerinnen und Schülern mittels einer
Lernsoftware Chance CHEF sowie begleitendem Unterrichtsmaterial realistische Einblicke
in die Abläufe und Zusammenhänge eines Unternehmens ermöglicht.
Die DGB-Jugend bietet mit dem Planspiel Ready-Steady-Go den Schulen einen
berufsbiografisch angelegten Beitrag zur Berufsorientierung. 2015 wurde das Planspiel 30
Mal durchgeführt. Darüber hinaus haben sich DGB und Gewerkschaften als außerschulische Bildungspartner mit Vorträgen an Schulen und Informationsständen auf
Berufsinformationsmessen an der Berufsorientierung beteiligt.
Die DGB-Initiative Schule Arbeitswelt stellt mit den Unterrichtsmaterialien des Projekts
"Böckler-Schule" der Hans-Böckler-Stiftung Hilfen für die Gestaltung der Berufsorientierung an Schulen zur Verfügung. Auch die GEW bietet einen solchen Service an. Mit
dem Portal www.ausbildung.info stellt auch die ver.di Jugend umfangreiche Informationen
zur Berufsorientierung zur Verfügung.
Mit der Broschüre „Schule@Betrieb: Das Schülerbetriebspraktikum“ stellt die Initiative
Schule Arbeitswelt in Kooperation mit GEW und IG-Metall umfassende Informationen zur
11
Vor- und Nachbereitung sowie zur Durchführung von Praktika von Schülerinnen und
Schülern für Lehrkräfte sowie betriebliche Interessenvertretungen zur Verfügung.
Mit dem Code of Conduct haben sich Wirtschaft, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände
2015 zu Transparenz und Qualitätssicherung u.a. bei Angeboten zur Berufsorientierung an
Schulen verpflichtet.
Indikator: Anteil der Tandems für Berufsorientierung aus Schule und Berufsberatung bis
zum Jahr 2018 auf 100 Prozent erhöhen.
Zwischenergebnis: 2015 wurden Tandems für Berufsorientierung an 89% aller Schulen
gebildet.
3. Attraktive Ausbildungsangebote entwickeln und Karrierewege befördern
Das Land fördert mit dem Programm "Der Weg zum Erfolg" aus ESF- und Landesmitteln
muttersprachliche Berufswerberinnen und Berufswerber, die den Eltern und den
Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Chancen einer Berufsausbildung vermitteln
sollen.
Der Weg zu einem ausbildungsbegleitenden Erwerb der Fachhochschulreife wird mit
Flyern beworben. Entsprechende Wege zu "Ausbildung und Abitur" werden zukünftig
stärker beworben. Für den parallelen Erwerb der allgemeinen Hochschulreife und
Abschluss einer dualen Berufsausbildung wurden mehrere Modelle entworfen, die für
leistungsfähige Schülerinnen und Schüler diese Doppelqualifikation in vier Jahren
ermöglichen. Das favorisierte "Durchlässigkeitsmodell" besteht aus dem ausbildungsbegleitenden Erwerb der Fachhochschulreife, gefolgt von der Klassenstufe 2 der
Oberstufe der Berufsoberschule. Dort besteht die Möglichkeit, die fachgebundene oder die
allgemeine Hochschulreife abzulegen. Weitere Modelle für "Ausbildung und Abitur" werden
geprüft.
Die Industrie- und Handelskammern fördern leistungsstarke Auszubildende durch
innovative Zusatzqualifikationen wie z.B. die 2015 eingeführte Zusatzqualifikation
"Internationale Geschäftsbeziehungen". Erstmals ist es damit gelungen, Aus- und
Weiterbildung dadurch eng zu verzahnen, dass die erworbene Zusatzqualifikation auf eine
anschließende Fortbildungsprüfung zum IHK-Fachwirt angerechnet werden kann. Die
Handwerkskammern und das Kultusministerium haben die Zusatzqualifikation
"Management-Assistent im Handwerk" für Auszubildende mit Hochschulreife überarbeitet.
Der Unterricht erfolgt im Rahmen des Berufsschulunterrichts. Die teilnehmenden
Auszubildenden haben die Möglichkeit, im Anschluss an die Unterrichtsteilnahme die
Fortbildungsprüfung "Management-Assistent/Management-Assistentin" nach den
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Regelungen der Handwerkskammern abzulegen. Die Prüfung ist an der Meisterprüfung im
Handwerk Teil III (Allgemeine Meisterprüfungsverordnung) ausgerichtet.
Die Entwicklung solcher Zusatzqualifikationen wird von den Sozialpartnern in den
Berufsbildungsausschüssen unterstützt.
Fachverbände des Handwerks bieten mit Ausbildungsmodellen wie dem Ausbau-Bachelor,
dem Bauingenieur Plus oder dem Trialen Studiengang Holzbau Projektmanagement
spezielle Angebote für Abiturienten an.
Entsprechend den Regelungen im Tarifvertrag Qualifizierung im Bereich der M+E Industrie
bietet sich Auszubildenden mit Anspruch auf befristete oder unbefristete Übernahme im
Rahmen ihrer persönlichen Weiterbildung die einmalige Möglichkeit, eine Ausscheidensvereinbarung für weitergehende Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der persönlichen
beruflichen Entwicklung zu schließen. Dieser Anspruch auf eine Freistellung von bis zu
fünf Jahren mit Wiedereinstellungszusage steht Auszubildenden direkt nach Abschluss
ihrer Ausbildung offen. Die persönliche Weiterbildung kann auch in Teilzeit absolviert
werden.
Indikator: Anzahl der neuen Teilnehmer am dreijährigen dualen Berufskolleg von 834 (im
Jahr 2014) um 50 Prozent auf 1.250 (im Jahr 2018) erhöhen.
Zwischenergebnis: 2015 erhöhte sich die Zahl der Teilnehmer auf 849.
4. Jugendlichen durch einen flexiblen Einstieg die Chancen auf eine Ausbildung
eröffnen
Der Ausbau der Arbeitsbündnisse "Jugend und Beruf" wurde im Jahr 2015 weiter
vorangetrieben. Insbesondere die Vereinbarung zwischen dem Städtetag, dem
Landkreistag, dem Kommunalverband für Jugend und Soziales und der
Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit haben zu einer Ausweitung des
Angebots beitragen. Im Zeitraum von September 2014 bis Dezember 2015
wurden 18 neue Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen.
Jugendliche können u.a. mit folgenden Programmen unterstützt werden:
Die Assistierte Ausbildung (AsA) wird im Jahr 2016 im Land Baden-Württemberg
flächendeckend eingeführt. Dabei wird in Baden-Württemberg modellhaft ein
flexibler Einstieg in Phase I (reduzierte Wochenstundenzahl) erprobt. Dafür stehen
insgesamt 722 Plätze zur Verfügung (vgl. auch Ziel Nr. 5).
13
Die Sozialpartner haben in den letzten Jahren mit dem Tarifvertrag Förderjahr
(Metall und Elektro), Initiative Start in den Beruf/Start Plus (Chemie), Einstieg
Textil sowie Berufsstart BAU innovative tarifvertragliche Modelle zur Integration
von Jugendlichen mit Förderbedarf in Ausbildung geschaffen. Mit dem Tarifvertrag
Förderjahr/Chance M+E haben die Sozialpartner der M+E Industrie ein Instrument
ins Leben gerufen, mit dem junge, noch nicht ausbildungsreife Schulabsolventen
in einem sechs- bis zwölfmonatigen vergüteten Praktikum eine Chance auf eine
Ausbildung erhalten.
Kammern und Sozialpartner setzen sich in den Berufsbildungsausschüssen der
zuständigen Stellen für dafür ein, bestehende Ausbildungsregelungen nach §66
BBiG/42 HwO zu überprüfen und ggf. durch neue Regelungen auf der Grundlage
der aktuellen BIBB-Hauptausschussempfehlung zu ersetzen. U.a. wurden in
Baden-Württemberg auch 2015 in enger Abstimmung mit zuständigen Stellen und
zuständigen Branchengewerkschaften Fachpraktiker-Regelungen geschaffen, die
bundesweit beispielhaft sind.
Schwerpunktmäßig wurden Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen in Angriff
genommen:
•
Einsetzung einer Task Force "Flüchtlinge in Ausbildung". Die Task Force
hat u.a. Wege zur Kompetenzfeststellung und Angebote der
Sprachförderung analysiert sowie eine Übersicht über einschlägige
Förderprogramme zusammengestellt und veröffentlicht.
•
Landesprogramm "Integration in Ausbildung - Perspektiven für Flüchtlinge"
mit einem flächendeckenden Angebot von 37 regionalen Kümmerern für
750 Teilnehmer ab 1. Januar 2016. Die Kümmerer sollen die für eine
Ausbildung sprachlich und fachlich geeigneten Flüchtlinge identifizieren, sie
und die Ausbildungsbetriebe betreuen und sie in Einstiegsqualifizierungen
oder Ausbildungen vermitteln.
•
ESF- und Landesprogramm "Junge Flüchtlinge in Ausbildung"
ab 1. Februar 2016 an sieben Standorten für rund 80 Teilnehmer.
•
Die Einstiegsqualifizierung (EQ) als zielführende Qualifizierungs- und
Übergangsmaßnahme wurde insbesondere als Instrument für junge
Flüchtlinge forciert. Bereits im November 2015 waren unter den 718 EQTeilnehmern insgesamt 32 junge Flüchtlinge aus den acht nichteuropäischen Asylzugangsländern.
14
•
Mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen wird im Rahmen des
Tarifvertrags Förderjahr der Metall- und Elektroindustrie in Mannheim ein
"Förderjahr plus" mit zusätzlichen Anteilen für den Spracherwerb erprobt.
•
Mit dem Aktionsprogramm "Gemeinsam unterstützen wir Integration" leisten
die Industrie- und Handelskammern im Land ihren Beitrag zur Integration
von Flüchtlingen. Dies umfasst zehn verschiedene Handlungsfelder - von
der Einzelberatung über die Kompetenzfeststellung bis hin zur Vermittlung
in Praktika, Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungsstellen.
•
Im Rahmen des Programms „BerUF-Handwerk“ bieten die acht Handwerkskammern umfangreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für
Flüchtlinge an, die an einer Ausbildung in einem Handwerksberuf
interessiert sind. Dabei werden Angebote der Praktikumsvermittlung, der
Ausbildungsberatung, des Bewerbertrainings oder der Kompetenzanalyse
gebündelt.
•
Im Rahmen ihrer Gemeinsamen Erklärung „Integration von Flüchtlingen in
Ausbildung und Studium erfolgreich gestalten“ haben die Landesrektorenkonferenzen der Universitäten und der Hochschulen für angewandte
Wissenschaften, die Duale Hochschule Baden-Württemberg, die Arbeitgeber Baden-Württemberg, die Regionaldirektion Baden-Württemberg der
Bundesagentur für Arbeit und das Land im Februar 2016 vereinbart, dass
sie die Zusammenarbeit vor allem bei der Berufs- und Studienberatung von
Flüchtlingen intensivieren und die Aktivitäten in diesem Bereich
synchronisiert werden. Alle Unterzeichner betonen, dass berufliche
Ausbildungsgänge und das Studium an einer Hochschule gleichwertige
Bausteine der Integration durch Bildung sind.
Indikatoren:
•
Anzahl der unbekannt verbliebenen Jugendlichen in der Geschäftsstatistik der
Bundesagentur für Arbeit von 9.786 (im Jahr 2014) auf 5.000 (im Jahr 2018)
senken.
Zwischenergebnis: 2015 wurde die Zahl der unbekannt Verbliebenen um rund
1.000 auf 8.780 gesenkt.
•
Die Anzahl der Regionen mit harmonisierten Abläufen und weitgehend
abgestimmten Maßnahmen im Rahmen der Arbeitsbündnisse „Jugend und Beruf“
bis Ende 2016 auf 44 erhöhen.
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Zwischenergebnis: 2015 bestanden Arbeitsbündnisse "Jugend und Beruf" in 28
Regionen (Stadt- und Landkreisen).
5. Ausbildungsbereite Betriebe in der Ausbildung unterstützen
Das Land hat die Förderung der Internatskostenzuschüsse geprüft und eine Erhöhung der
Zuschüsse von sechs Euro auf zwölf Euro pro Tag zum Schuljahr 2016/17 beschlossen.
Damit kann die sog. Drittellösung (Finanzierung ein Drittel Land, ein Drittel Betrieb, ein
Drittel Azubi) realisiert werden.
Mit der assistierten Ausbildung steht ab 2016 flächendeckend ein Instrument zur
Verfügung, das sich nicht nur an förderungsbedürftige junge Menschen, sondern auch an
Ausbildungsbetriebe richtet. Betriebe können bei der Vorbereitung und Durchführung einer
assistierten Ausbildung administrativ und organisatorisch unterstützt werden.
Indikator: Für die ausbildungsbereiten Betriebe sollen landesweit 2016 bis zu 600 Plätze
für eine assistierte Ausbildung zur Verfügung stehen (2015: 311).
Zwischenergebnis: Für 2016 können 722 Plätze für assistierte Ausbildung angeboten
werden.
6. Qualität der betrieblichen Ausbildung sichern
Das Land hat zum Oktober 2015 ein Programm "Erfolgreich ausbilden - Ausbildungsqualität sichern" aufgelegt. Mit 13 Stellen für Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter
sowie einer landesweiten Koordinierungsstelle sollen Auszubildende und Betriebe so
unterstützt werden, dass Ausbildungsabbrüche präventiv vermieden werden.
Mit dem vom Land aus ESF-Mitteln finanzierten Projekt "Fachkräftenachwuchs im Hotelund Gaststättengewerbe" soll u.a. die Qualität der Berufsausbildung in der Branche
verbessert werden.
BWIHK und DEHOGA haben vor drei Jahren gemeinsam das Instrument "Ausbilderversprechen" geschaffen, damit sich die Unternehmen als attraktive und innovative
Arbeitgeber positionieren können. BWIHK und Handelsverband haben das
Ausbilderversprechen seit März 2015 auf den Einzelhandel ausgeweitet.
Die DGB-Jugend Baden-Württemberg hat 2015 erstmals einen Ausbildungsreport über die
Qualität der beruflichen Ausbildung für Baden-Württemberg erstellt. Hierfür wurden mehr
als 2.000 Auszubildende in den am stärksten besetzen Ausbildungsberufen befragt. Der
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Ausbildungsreport kann damit einen Beitrag zum Monitoring der Entwicklung der
Ausbildungsqualität in Baden-Württemberg leisten.
Indikator: Die Vertragslösungsquote von 21,2 Prozent (im Jahr 2013) auf unter 20 Prozent
(im Jahr 2018) senken.
Zwischenergebnis: Für das Jahr 2014 stieg die Vertragslösungsquote leicht an auf 21,4 %.
Dies ist auch Resultat der Entspannung am Ausbildungsmarkt, die aufgrund der Anzahl
offener Stellen zu einem häufigeren Wechsel von Ausbildungsbetrieben führt.
7. Qualität und Erreichbarkeit der Berufsschule sichern
Der Landeszuschuss für die auswärtige Unterbringung für Berufsschülerinnen und
Berufsschüler wird ab dem Schuljahr 2016/17 von sechs auf zwölf Euro pro Tag erhöht.
Damit verbessert sich die finanzielle Situation der Schülerinnen und Schüler im
Blockunterricht ab dem kommen Schuljahr spürbar.
Der Schulversuch Englisch im Pflichtbereich der Berufsschule wurde im Schuljahr 2015/16
erneut ausgeweitet auf nun 202 Standorte mit 3.764 Klassen. Damit hat sich die Anzahl
der teilnehmenden Klassen seit Einführung des Schulversuchs im Schuljahr 2011/12 von
damals 10,1 Prozent auf aktuell 43,6 Prozent mehr als vervierfacht.
Die Initiative Lernfabrik 4.0 leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung
beruflicher Schulen mit Blick auf die Anforderungen von Wirtschaft 4.0. Die Wirtschaft
beteiligt sich an der Finanzierung.
Mit der Verordnung zur Regionalen Schulentwicklung an beruflichen Schulen und den
ergänzenden Erläuterungen zur Umsetzung der Rechtsverordnung verfolgt die
Landesregierung das Ziel landesweit einheitlicher Verfahren zur Regionalen
Schulentwicklung. Die Bündnispartner werden beobachten, ob das Verfahren transparent
und angemessen umgesetzt wird, alle notwendigen Akteure direkt oder indirekt
entsprechend den rechtlichen Vorgaben eingebunden sind und ein möglichst
flächendeckendes Angebot an Berufsschulen in zumutbarer Erreichbarkeit sichergestellt
wird.
Indikator: Das Defizit bei der Unterrichtsversorgung an Berufsschulen in allen
Regierungsbezirken von 5,6 Prozent (im Jahr 2013) auf unter 5 Prozent senken.
Zwischenergebnis: 2015 erhöhte sich das Defizit auf 5,8 %.
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8. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung ausgestalten
Das Land hat eine Studie "Motive und Ursachen des Studienabbruchs an den
Hochschulen des Bundeslandes Baden-Württemberg und beruflicher Verbleib der
Studienabbrecher" in Auftrag gegeben, in Anlehnung an eine vom BMBF geförderte
bundesweite Erhebung. Baden-Württemberg ist das bislang einzige Bundesland, das
darauf abzielt, mit einer wissenschaftlichen Ländersonderstudie die Informations- und
Kenntnislage zu Studienabbrüchen, deren Ursachen und Motive sowie zum beruflichen
Verbleib der Studienaussteiger/-innen zu verbessern.
Seit Dezember 2015 fördern das Land, Südwestmetall und der Baden-Württembergische
Industrie- und Handelskammertag eine Datenbank, mit der beruflich erworbene
Kompetenzen und ihre Anrechnung auf ein Studium in Baden-Württemberg systematisch
erfasst werden. Die Hochschulen werden so dabei unterstützt, die Vielfalt von beruflichen
Bildungsangeboten sowie deren Inhalte und Niveau besser einschätzen zu können und
treffsicher über Anrechnungsmöglichkeiten zu beraten und zu entscheiden. Inhaltlich
betreut die Datenbank die Hochschule Aalen.
Mit ihrem Programm "Mit Praxis zum Erfolg" zeigen die Industrie- und Handelskammern
Studienaussteiger/innen attraktive Wege in die betriebliche Aus- und Weiterbildung auf.
Dazu zählen Projekte wie "Finish IT" oder "SpeedIT", die auf den im Studium erworbenen
Kenntnissen und Fertigkeiten aufbauen.
Der Baden-Württembergische Handwerkstag hat gemeinsam mit der Hochschule Aalen
die Möglichkeiten der Anrechnung von Studienleistungen auf eine studiumsaffine
handwerkliche Ausbildung geprüft. Die Ergebnisse fließen in eine verbesserte
Studierendenberatung ein, die auch die ab 1. August 2016 mögliche Förderung von
Bachelorabsolventinnen und –absolventen durch das Meister-BAföG berücksichtigt.
Mit der Broschüre „Ausgelernt – Was nun? Studieren!“ informiert die DGB-Jugend
umfassend über Studienmöglichkeiten im Anschluss an eine berufliche Ausbildung.
Indikator: Die Anzahl berufsbegleitender Bachelorstudiengänge an staatlichen
Hochschulen von 8 (im Jahr 2015) auf 16 (im Jahr 2018) verdoppeln.
Zwischenergebnis: 10 berufsbegleitende Bachelorstudiengänge an staatlichen
Hochschulen (Mai 2016).
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9. An- und Ungelernten einen Berufsabschluss ermöglichen
Die Einstiegsqualifizierung als zielführende Qualifizierungs- und Übergangsmaßnahme
findet in den Agenturen für Arbeit seit dem Herbst 2015 auch als Instrument für junge
Menschen über 25 Jahren ihren Einsatz. Dies gilt auch für die Assistierte Ausbildung.
Die Initiative "AusBildung wird was - Spätstarter gesucht" wurde auch im Jahr 2015
fortgesetzt. Die Initiative soll jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren einen
Berufsabschluss ermöglichen. In den Jahren 2013 bis 2015 konnten 9.355 Eintritte
verzeichnet werden. Der Personenkreis ist auch weiterhin im Vermittlungsfokus der
Agenturen für Arbeit.
Die Sozialpartner der M+E Industrie bieten im Rahmen einer Sozialpartnervereinbarung
und auf der Grundlage des Konzepts einer "modularisierten abschlussorientierten
Berufsqualifizierung" an- und ungelernten Beschäftigten in der M+E Industrie eine
nachhaltige Sicherung und Förderung der Beschäftigung und damit Zukunftsperspektiven.
Mit der Entwicklung des Instruments AiKomPass wird es den Beschäftigten der Fertigung
der Metall- und Elektroindustrie ermöglicht, sich ein Profil ihrer persönlichen und
fachlichen Kompetenzen zu erstellen.
Indikator: Den Anteil der 25- bis unter 35-Jährigen ohne Berufsabschluss von 12,9
Prozent (im Jahr 2013) auf unter 12 Prozent (im Jahr 2018) senken.
Zwischenergebnis: Der Anteil der 25-34-Jährigen ohne Berufsabschluss lag 2014 bei
12 Prozent.
10. Berufliche Bildung internationalisieren
Das Land und die Wirtschaft unterstützen mit ESF- und eigenen Mitteln die Agentur
Go.for.europe, die durch eigene Entsendungen und Beratung von Betrieben
Auslandspraktika von Auszubildenden unterstützt.
Kammern und Sozialpartner beteiligen sich an der Weiterentwicklung des Modells zur
grenzüberschreitenden deutsch-französischen Ausbildung am Oberrhein.
Das Land kofinanziert seit 1.1.2016 ein Interreg-V-Projekt "Erfolg ohne Grenzen" am
Oberrhein, um die Zahl der grenzüberschreitenden Ausbildungen von elsässischen
Jugendlichen in Baden-Württemberg zu erhöhen.
Mit dem Center for European Trainees (CET) steht seit dessen Aufbau im Jahr 2014 und
der Verlängerung im Jahr 2016 ein zentrales Servicecenter in Baden-Württemberg für
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Information, Beratung und Unterstützung zur Internationalisierung beruflicher Bildung mit
den Schwerpunkten Italien und Spanien zur Entwicklung dualer Ausbildungsformen in
diesen Ländern sowie zur Förderung der Ausbildung junger Erwachsener aus diesen
Ländern zur Verfügung. Das CET wird gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung mit CoFinanzierung der Arbeitgeber Baden-Württemberg.
Die Industrie- und Handelskammern intensivieren die Zusammenarbeit mit ihrem
Außenhandelskammer-Netzwerk, um die Grundidee und einzelne Elemente der dualen
Ausbildung im Ausland zu verankern. Sie entwickeln hierzu ein mehrstufiges System für
die Vergabe von Zertifikaten, in das auch die Erstellungseinrichtung für Prüfungsaufgaben
in technischen Berufen (PAL) der IHK-Region Stuttgart eingebunden ist.
Die Bündnispartner setzen ihre internationalen Kontakte dafür ein, um insbesondere in
den Vier-Motoren-Regionen (Rhône-Alpes, Katalonien, Lombardei), am Oberrhein und am
Bodensee über die duale Ausbildung nach deutschem Modell zu informieren und
aufzuklären.
Indikator: Die Anzahl der EU-geförderten Auslandspraktika von Auszubildenden von 1.600
(im Jahr 2013) auf 2.500 (im Jahr 2018) steigern.
Zwischenergebnis: 2014 erhöhte sich die Zahl der EU-geförderten Auslandspraktika auf
1.769.
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Beschluss
Die Bündnispartner und weitere Teilnehmer des Spitzengesprächs unterstützen diese
Bilanz 2015 des „Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des
Fachkräftenachwuchses in Baden-Württemberg 2015 - 2018“.
Die Bündnispartner:
Staatsministerium Baden-Württemberg
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg
Kultusministerium Baden-Württemberg
Sozialministerium Baden-Württemberg
Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag
Baden-Württembergischer Handwerkstag
Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände
Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg
Deutscher Gewerkschaftsbund Baden-Württemberg
Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit
Gemeindetag Baden-Württemberg
Landkreistag Baden-Württemberg
Städtetag Baden-Württemberg
Unterstützer:
Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. -SÜDWESTMETALL –
Handelsverband Baden-Württemberg e.V.
Verband für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel Baden-Württemberg e.V.
DEHOGA; Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg e.V.
Bund der Selbständigen Baden-Württemberg e.V.
IG Metall Landesbezirk Baden-Württemberg
Ver.di Bezirk Baden-Württemberg
Beamtenbund Baden-Württemberg
Stuttgart, den 18. Juli 2016
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Ausbildungsbilanz 2015 des Ausbildungsbündnisses
Abkürzungsverzeichnis
AFBG
AsA
AVdual
BFBV
Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz
Assistierte Ausbildung
Ausbildungsvorbereitung dual
privates VAB
BFBVO
BQdual
BS
CET
EQ
ESF
M+E
PAL
PiA
SBS
VAB
VABO
privates VABO
Berufsqualifizierung dual
Berufsschule
Center for European Trainees
Einstiegsqualifizierung
Europäischer Sozialfonds
Metall und Elektro
Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle
Praxisintegrierte Ausbildung zum/r Erzieher/in
Sonderberufsschule
Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf
Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse
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