Spitzengespräch zur Ausbildungssituation in Baden-Württemberg Ausbildungsbilanz 2015 des „Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses in Baden-Württemberg 2015 – 2018“ vorgelegt am 18. Juli 2016 Bilanz des Ausbildungsbündnisses 2015: Bilanz gut, Herausforderungen bleiben Im Jahr 2015 konnte der seit drei Jahren zu verzeichnende Rückgang bei der Zahl der neuen Ausbildungsverträge gestoppt werden. 73.821 neue Ausbildungsverträge zum 30. September bedeuten ein Plus von 0,9 % gegenüber dem Vorjahr. Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin geprägt durch eine einerseits hohe Zahl von bei den Agenturen gemeldeten Bewerbern, die nicht den gewünschten Ausbildungsplatz gefunden haben (unversorgte 866, + 0,5 %; sog. alternativ Verbliebene: 8.229, + 3,6%), und andererseits durch eine steigende Zahl von gemeldeten unbesetzten Ausbildungsstellen (6.131, + 3,9%). Aus der Addition von neuen Ausbildungsverträgen und nicht in Ausbildung eingemündeten Jugendlichen ergibt sich eine weiterhin große Nachfrage nach dualer Ausbildung in Höhe von 105.000 Jugendlichen. Die Transparenz über den Verbleib der Bewerber hat sich verbessert. Die Zahl der "Unbekannt Verbliebenen" ist deutlich um über zehn Prozent gesunken. Neue Rahmenbedingungen setzt die große Zahl an Flüchtlingen, die uns 2015 erreichten, und von denen viele in einem für eine Ausbildung geeigneten Alter sind. Die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung wird in den kommenden Jahren eine wichtige Aufgabe des Bündnisses sein. Mit einer gemeinsamen Erklärung, die sich an den zehn Punkten des Bündnisses orientiert, wurde das bestehende Bündnispapier mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung ergänzt und eine Task Force "Flüchtlinge in Ausbildung" eingesetzt. Die von den Bündnispartnern konzipierte Neugestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf in Baden-Württemberg wächst auf. Zu den vier Modellregionen des Schuljahrs 2014/15 Rems-Murr-Kreis, Ostalbkreis, Stadt Mannheim und Stadt 1 Weinheim sind ab 2015/16 mit den Städten Heilbronn, Freiburg, Karlsruhe und Pforzheim sowie dem Zollernalb- und dem Enzkreis sechs weitere hinzugekommen. Erfolge zeigen sich im neu entwickelten Bildungsgang AVdual für Jugendliche mit Förderbedarf. Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass hier eine deutlich höhere Übergangsquote in Ausbildung erreicht wurde als in den vergleichbaren VorgängerBildungsgängen. 2 Kennzahlen 2015 gemäß dem Kriterienkatalog des Ausbildungsbündnisses Stichtag 30.9.2015 2014 2015 Veränderung 73.192 73.821 0,9% 65.424 64.987 -0,7% aus nichteuropäischen Asylzugangsländern[1] Altbewerber[2] 23.499 439 23.589 0,4% Einmündungen in duale Ausbildung Nichteinmündungen 33.189 32.235 33.395 31.592 0,6% -2,0% 862 7.941 9.796 9.762 3.874 866 8.229 8.780 9.622 4.095 0,5% 3,6% -10,4% -1,4% 5,7% 72.635 5.903 74.448 6.131 2,5% 3,9% 105.432 105.414 0,0% 69,4% 70,0% 0,6 Prozentpunkte 36.633 41.730 13,9% mit Anrechnung 23.876 23.856 -0,1% ohne Anrechnung 12.757 17.874 + 40,1%* darunter VAB und BFBV** 5.390 10.027 86,0% darunter VABO und BFBVO** 1.639 6.075 271,0% an beruflichen Schulen insgesamt 2,3% 1,8% - 0,5 Prozentpunkte an Berufsschulen(Teilzeit, BS, SBS) 5,5% 5,8% 0,3 Prozenptpunkte an beruflichen Vollzeitschulen 0,9% 0,1% - 0,8 Prozentpunkte Kammerstatistik (BIBB): Neue Ausbildungsverträge Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Gemeldete Bewerber davon davon unversorgt alternativ verblieben[3] unbekannt verblieben sonstiger Verbleib (zB schulische Bildungsgänge) Einmündungen in Erwerbstätigkeit Gemeldete Ausbildungsplätze davon unbesetzt Mischung Kammer- und BA-Statistik Ausbildungsinteressierte Neue Verträge + nicht eingemündete Bewerber davon eingemündet in Berufsausbildung Schulstatistik (Statist. Bundesamt) Jugendliche in schulischen Bildungsgängen ohne berufsqualifizierenden Abschluss oder weiterführenden Schulabschluss davon * vorläufiger Wert ** BFBV und BFBVO sind die privaten Formen des VAB und VABO Defizit Unterrichtsversorgung 3 Nachrichtliche Ausweisung weiterer Kennzahlen: Anfängerzahlen Ausbildung in den landesrechtlich geregelten Ausbildungsberufen : Alten- / Krankenpflege 2014 2015 Veränderung 3 492 1 240 4,5% 5,8% 4 631 0,2% 6,6% 7 937 davon: Altenpflege Altenpflegehilfe Gesundheits- und Krankenpflege Gesundheits- und Kinderkrankenpflege Gesundheits- und Krankenpflegehilfe Integrierte Pflegeausbildung Erzieherinnen / Erzieher davon PiA Duales Studium 3 342 1 172 2 642 11.911 Auszubildende mit (Fach-) Hochschulreife 17 045 18.182 Auszubildende aus Syrien Auszubildende aus Iran Auszubildende aus Irak Auszubildende aus Afghanistan 32 27 95 51 41 52 110 70 ergänzend: Jugendarbeitslosigkeit in % 2,9 2,8 370 341 70 4 624 [1] Afghanistan (80); Eritrea (15), Irak (150), Iran/Islamische Republik (45); Nigeria (20); Pakistan (45), Somalia (15) Syrien/Arabische Republik (69) [2] Altbewerber sind Bewerber, die die Schule bereits im Vorjahr oder früher verlassen haben und somit zusätzlich zum Nachfragepotential des aktuellen Schulentlassjahres eine Ausbildung aufnehmen wollen [3] Alternativ verblieben sind Jugendliche, die zwar eine z.B. schulische Alternative gefunden haben, die aber ihren Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiterhin aufrechterhalten. 4 Ausführliche Bilanzierung und Bewertung des Ausbildungsjahres 2015 Beim Spitzengespräch am 18. Juli 2016 haben die Bündnispartner auf Grundlage der im Bündnis gemeinsam vereinbarten Verfahren und Kriterien nachfolgende Bilanz und Bewertung des Ausbildungsjahres 2015 vorgelegt: Bilanz: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2015 gegenüber 2014 leicht um 629 Verträge (+ 0,9 %) auf 73.821 gestiegen. (2010: 74.550) Bewertung: Es ist erfreulich, dass 2015 erstmals seit 2011 mit 73.821 wieder ein leichter Anstieg bei der Zahl der Neuverträge zu verzeichnen ist. Die Bündnispartner streben durch eine bessere Ausschöpfung aller Ausbildungspotenziale - sowohl auf Seiten der Betriebe als auch auf Seiten der jungen Menschen - weiterhin eine Steigerung an. Dies gilt für die Potenziale von chancenärmeren Jugendlichen ebenso wie für die Karriereoptionen von Jugendlichen mit (Fach-) Hochschulreife. Mit mehr als 105.000 grundsätzlich an einer Ausbildung interessierten Jugendlichen ist die Nachfrage im Bereich der dualen Ausbildung weiterhin hoch. Die Bündnispartner werden sich dafür einsetzen, dass die Betriebe ihre Ausbildungsangebote bei den Arbeitsagenturen melden. Bilanz: Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist von 5.903 in 2014 angestiegen auf 6.131 in 2015. (2010: 2.631) Bewertung: Angesichts zurückgehender Schülerzahlen und einer wachsenden Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze sollen mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung gewonnen werden. Angebot und Nachfrage sind durch passgenaue Vermittlung (Matching) von Bewerbern und Ausbildungsplatzangeboten besser auszugleichen. Dies gilt besonders in den Branchen mit vielen offenen Ausbildungsstellen wie Hotel- und Gastgewerbe, Einzelhandel, Bauhauptgewerbe oder Nahrungsmittelhandwerk. Hierzu kann auch eine Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung und der Ausbildungsqualität einen Beitrag leisten. Bilanz: Die Zahl der unversorgten Bewerber zum 30. September ist 2015 mit 866 praktisch unverändert geblieben gegenüber 862 in 2014. 5 Bewertung: Die Bündnispartner werden sich mit gemeinsamen Anstrengungen bemühen, auch im kommenden Ausbildungsjahr die Zahl der unversorgten Jugendlichen möglichst zu senken. Die Arbeitgeber sollten prüfen, wie auch Schülerinnen und Schülern mit Hauptschulabschluss vermehrt der Einstieg in eine Ausbildung unter Nutzung des gesamten Berufespektrums ermöglicht werden kann. Dabei sollten bei Bedarf auch die vorhandenen Unterstützungsinstrumente genutzt werden. Bei Bedarf und Vorliegen aller Voraussetzungen steht für die unversorgten Bewerber in den Modellregionen der Neugestaltung des Übergangs Schule - Beruf auch der neue Bildungsgang BQdual zur Verfügung. Bilanz: Die Zahl der alternativ verbliebenen Bewerber ist 2015 mit 8.229 gegenüber 7.941 in 2014 leicht angestiegen. Bewertung: Trotz ihres bei den Arbeitsagenturen registrierten Ausbildungswunsches haben sich im Jahr 2015 mehr Jugendliche für eine Alternative in Form eines weiteren Schulbesuchs, eines Studiums, einer Erwerbstätigkeit, des Bundesfreiwilligendienstes o.Ä. entschieden, anstatt direkt eine duale Ausbildung zu beginnen. Die Bündnispartner stellt diese Entwicklung nicht zufrieden. Sie mag in der derzeitigen Arbeitsmarktlage, dem Wunsch nach einem Studium oder auch in der Hoffnung begründet liegen, durch höhere schulische Abschlüsse oder durch schulische Zusatzqualifikationen die Erfolgschancen auf den Wunschausbildungsplatz zu verbessern. Die Bündnispartner werden sich u.a. durch Maßnahmen der Berufsorientierung, entsprechende Beratungsangebote oder durch eine Stärkung von Zusatzqualifikationen während der Ausbildung für mehr direkte Einmündungen in Ausbildung einsetzen. Bilanz: Die Zahl der unbekannt verbliebenen Bewerber ist mit 8.780 gegenüber 9.796 in 2014 deutlich zurückgegangen. Bewertung: Der Rückgang bei den "Unbekannt verbliebenen" um rund 1.000 Jugendliche wird von den Bündnispartnern, die sich bis 2018 einen Rückgang auf 5.000 zum Ziel gesetzt haben, außerordentlich begrüßt. Eine hohe Verbindlichkeit des Beratungsgesprächs, intensive Folgekontakte und vielfache Recherchen zum Verbleib durch die Beratungsfachkräfte der Agenturen für Arbeit haben maßgeblich dazu beigetragen. 6 Auch Rückmeldungen der Kammern über die Eintragung von Ausbildungsverhältnissen haben mit zu diesem guten Ergebnis geführt und sollten weiter verstärkt werden. Bilanz: Die Zahl der gemeldeten Bewerber, die in eine duale Ausbildung eingemündet sind, ist von 33.189 in 2014 leicht gestiegen auf 33.395 in 2015. Bewertung: Der Anteil der Jugendlichen, die direkt in eine duale Ausbildung einmünden, ist noch steigerungsfähig. Die Bündnispartner werden sich u.a. durch Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung und zur Ausschöpfung der Potenziale benachteiligter Jugendlicher für mehr direkte Einmündungen in Ausbildung einsetzen. Bilanz: Die Zahl der gemeldeten Altbewerber ist von 23.499 in 2014 auf 23.589 leicht gestiegen (+ 0,4%). Bewertung: Die Bündnispartner werden den direkten Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung noch mehr in den Vordergrund stellen. Um ein größtmögliches Potenzial für Ausbildung zu erschließen, entwickeln die Bündnispartner Instrumente, mit denen die Zielgruppe individuell besser angesprochen werden kann. Bilanz: Die Zahl der gemeldeten Bewerber, die in Erwerbstätigkeit eingemündet sind, ist leicht gestiegen von 3.874 in 2014 auf 4.095 in 2015. Bewertung: Die Bündnispartner sehen es kritisch, dass die Zahl der Jugendlichen, die direkt in Erwerbstätigkeit übergegangen sind, ansteigt. Denn ohne Berufsausbildung gehen die Jugendlichen den Betrieben als zukünftige Fachkräfte verloren und gefährden ihre eigenen Lebensperspektiven. Dies gilt insbesondere für junge Zugewanderte, die das deutsche Berufsausbildungssystem nicht kennen und bei denen eine schnelle Erwerbstätigkeit Priorität hat. Die nachfolgend unter Ziel 4 genannten Maßnahmen der Bündnispartner für Flüchtlinge dienen dazu, möglichst viele dieser Jugendlichen für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Bilanz: An den öffentlichen Berufsschulen (Teilzeit-Berufsschule, Teilzeit-Sonderberufsschule) hat sich das strukturelle Defizit bei der Unterrichtsversorgung von 5,5 % 7 in 2014 leicht erhöht auf 5,8 % in 2015. Im Bereich der beruflichen Vollzeitbildungsgänge konnte das Defizit hingegen im Jahresvergleich um 0,8 Prozentpunkte auf 0,1 % gesenkt werden. An den öffentlichen beruflichen Schulen insgesamt verringerte sich das Defizit von 2,3 % auf 1,8 %. Bewertung: Der kontinuierliche Rückgang des Defizits bei der Unterrichtsversorgung in den letzten Jahren im Bereich der Berufsschule hat sich 2015 nicht fortgesetzt. Die nach wie vor schwierige Gewinnung von Lehrkräften für die berufsbezogenen und insbesondere die gewerblich-technischen Unterrichtsfächer wirkt sich in der Berufsschule überproportional aus. Das bestehende und aktiv in Print- und OnlineMedien beworbene Programm für finanzielle Zulagen zur Lehrkräftegewinnung im Metall- und Elektrobereich ist deshalb umso bedeutsamer. Das vorrangige Ziel bleibt jedoch die weitere Verbesserung der Versorgungswerte der Berufsschule bei gleichzeitiger Annäherung zur Versorgung der Vollzeitbildungsgänge. Bilanz: Die Zahl der Jugendlichen in schulischen Bildungsgängen ohne Berufsabschluss oder weiterführenden Schulabschluss ist von 36.633 in 2014 auf 41.730 in 2015 gestiegen. Bewertung: Der Anstieg um rund 5.000 Jugendliche im schulischen Übergangsbereich ist vollständig einem Aufwachsen im Bereich des Vorqualifizierungsjahres Arbeit und Beruf (VAB) geschuldet. Dies liegt an dem durch die hohen Flüchtlingszahlen begründeten Zuwachs in den sog. VABO-Klassen sowie in den sich in der Regel anschließenden VAB-Klassen. Diese Zielgruppe braucht ohne Zweifel leistungsfähige Angebote, um an die erforderliche Ausbildungsreife vor allem in Bezug auf die Sprachkompetenz herangeführt zu werden. 8 Ziele und Indikatoren des Ausbildungsbündnisses Das Ausbildungsbündnis 2015 - 18 hat sich zehn mit Indikatoren versehene Ziele gesetzt. Mit der Umsetzung dieser meist für das Jahr 2018 formulierten Ziele konnte seit Unterzeichnung des Bündnisses im Juli 2015 erst begonnen werden. Hinzu kommt, dass sich die Bündnispartner im Herbst 2015 schwerpunktmäßig dem aktuell vorrangigen Flüchtlingsthema gewidmet und am 11. November 2015 ein eigenes Papier formuliert haben. Zu den Zielen und Indikatoren im Einzelnen: 1. Eckpunktepapier zur Neugestaltung des Übergangs Schule-Beruf weiter umsetzen Zu den vier Modellregionen Rems-Murr-Kreis, Ostalbkreis, Stadt Mannheim und Stadt Weinheim kamen im Schuljahr 2015/16 die Städte Heilbronn, Freiburg, Karlsruhe und Pforzheim sowie der Zollernalb- und der Enzkreis hinzu. In den regionalen Steuerungsgruppen engagieren sich auch zuständige Stellen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften. In allen zehn Regionen wurde ein regionales Übergangsmanagement unter Federführung der Städte bzw. Landkreise installiert. Das Land fördert in allen zehn Regionen das regionale Übergangsmanagement. Erste Erfolge zeigen sich bei dem im Rahmen der Neukonzeption entwickelten neuen Bildungsgang AVdual für Jugendliche mit Förderbedarf. Für alle geeigneten AvdualSchülerinnen und Schüler konnten Praktikumsplätze bereitgestellt werden. Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass im ersten Schuljahr 2014/15 eine deutliche höhere Übergangsquote in Ausbildung erreicht wurde als in vergleichbaren VorgängerBildungsgängen. AVdual wurde zum Schuljahr 2015/16 auf insgesamt 24 berufliche Schulen ausgebaut und wird von 1.182 Schülerinnen und Schülern besucht (Vorjahr 440). Das Land fördert seit dem Schuljahr 2015/16 in allen AVdual-Klassen so genannte AVdualBegleiterinnen und -Begleiter. Für den neuen Bildungsgang BQdual, der sich an Jugendliche ohne Förderbedarf und ohne Ausbildungsplatz richtet, wurde ein Verfahren entwickelt, wie geeignete Ausbildungsberufe identifiziert und passende Bewerber ausgewählt werden können. Das Land hat eine externe Evaluation in Auftrag gegeben, die den Modellversuch bis 2018 begleitet und die Prozesssteuerung unterstützt. 9 Indikator: Die Zahl der beteiligten Regionen von vier (im Jahr 2014) auf 22 (im Jahr 2018) erhöhen. Zwischenergebnis: Die Zahl der beteiligten Regionen wurde zum Schuljahr 2015/16 auf zehn erhöht. 2. Berufliche Orientierung an allen allgemein bildenden Schulen weiterentwickeln Mit dem im März 2016 in Kraft gesetzten Bildungsplan 2016 ist ein Meilenstein für die Weiterentwicklung der Beruflichen Orientierung gesetzt. Die Berufliche Orientierung wird nun wesentlicher Bestandteil der individuellen Förderung und basiert auf festgestellten Kompetenzen, Potenzialen und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Jugendliche sollen in die Lage versetzt werden, ihre Bildungs- und Erwerbsbiografie eigenverantwortlich zu gestalten und sollen diesen Prozess in einem Portfolio dokumentieren. Die Integration und Koordination der Inhalte und Maßnahmen von Ausbildungs- und Studienorientierung sollen jeweils an der einzelnen Schule im Rahmen durchgängig festgelegter Strukturen und eindeutiger Verantwortlichkeiten erfolgen. Auch in der Sekundarstufe II des Gymnasiums werden geeignete Maßnahmen der Ausbildungs- und Studienorientierung integriert. Die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit und die weiteren Partner - Kammern und Verbände der Wirtschaft, Sozialpartner, Unternehmen, Hochschulen, kommunale Institutionen und Träger - unterstützen die Schulen bei Planung, Gestaltung und Umsetzung der Beruflichen Orientierung. Die Berufliche Orientierung soll nicht nur Leitperspektive sein, sondern bekommt mit dem neuen Fach "Wirtschaft, Berufsund Studienorientierung (WBS)" noch zusätzlich Raum und Gewicht in allen weiterführenden Schularten. Die baden-württembergische Wirtschaft ist verlässlicher Partner bei der Umsetzung von Bildungspartnerschaften von Schulen und Unternehmen. Über 1.600 weiterführende Schulen haben eine Bildungspartnerschaft mit insgesamt über 3.800 Unternehmen fest vereinbart. Mit dem vom Baden-Württembergischen Handwerkstag, dem Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag und der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände getragenen Projekt BoriS-Berufswahl-SIEGEL wurden bisher rund 500 Schulen ausgezeichnet. Die Regionaldirektion arbeitet mit den Organisationen der Wirtschaft eng bei der Berufsorientierung zusammen. Mit Südwestmetall und dem Baden-Württembergischen Handwerkstag wurden dazu Vereinbarungen getroffen. 10 Regionale Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM) nach §48 SGB III der Bundesagentur für Arbeit ergänzen das Regelangebot für Schülerinnen und Schüler. Als überregionale Maßnahmen stehen bereit: • Südwestmetall und die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit haben die Rahmenvereinbarung zur engen Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Berufsorientierungsmaßnahmen aus dem Jahr 2011 im Mai 2015 erneuert. Gemeinsam werden Schülerinnen und Schülern eine breite Palette an Berufsorientierungsprojekten für verschiedene Altersstufen und Schularten angeboten. • Mit COACHING4FUTURE tritt die Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit Südwestmetall und der Bundesagentur für Arbeit dem Fachkräftemangel in den MINT-Disziplinen aktiv entgegen. Seit März 2015 ergänzt das RoadshowMobil DISCOVER INDUSTRY als Beitrag von Südwestmetall das Programm, das Schülerinnen und Schüler über den Produktentstehungsprozess in der Industrie und über ingenieurwissenschaftliche Tätigkeitsfelder informiert. Die acht baden-württembergischen Handwerkskammern haben die gemeinsame Berufsorientierungsplattform www.handwerks-power.de überarbeitet. Im Onlineauftritt sowie in Printmaterialien werden Jugendliche, Lehrkräfte, Eltern und Betriebe über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk informiert. Die Handwerkskammern bieten ein Unterrichtskonzept an, das Schülerinnen und Schülern mittels einer Lernsoftware Chance CHEF sowie begleitendem Unterrichtsmaterial realistische Einblicke in die Abläufe und Zusammenhänge eines Unternehmens ermöglicht. Die DGB-Jugend bietet mit dem Planspiel Ready-Steady-Go den Schulen einen berufsbiografisch angelegten Beitrag zur Berufsorientierung. 2015 wurde das Planspiel 30 Mal durchgeführt. Darüber hinaus haben sich DGB und Gewerkschaften als außerschulische Bildungspartner mit Vorträgen an Schulen und Informationsständen auf Berufsinformationsmessen an der Berufsorientierung beteiligt. Die DGB-Initiative Schule Arbeitswelt stellt mit den Unterrichtsmaterialien des Projekts "Böckler-Schule" der Hans-Böckler-Stiftung Hilfen für die Gestaltung der Berufsorientierung an Schulen zur Verfügung. Auch die GEW bietet einen solchen Service an. Mit dem Portal www.ausbildung.info stellt auch die ver.di Jugend umfangreiche Informationen zur Berufsorientierung zur Verfügung. Mit der Broschüre „Schule@Betrieb: Das Schülerbetriebspraktikum“ stellt die Initiative Schule Arbeitswelt in Kooperation mit GEW und IG-Metall umfassende Informationen zur 11 Vor- und Nachbereitung sowie zur Durchführung von Praktika von Schülerinnen und Schülern für Lehrkräfte sowie betriebliche Interessenvertretungen zur Verfügung. Mit dem Code of Conduct haben sich Wirtschaft, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände 2015 zu Transparenz und Qualitätssicherung u.a. bei Angeboten zur Berufsorientierung an Schulen verpflichtet. Indikator: Anteil der Tandems für Berufsorientierung aus Schule und Berufsberatung bis zum Jahr 2018 auf 100 Prozent erhöhen. Zwischenergebnis: 2015 wurden Tandems für Berufsorientierung an 89% aller Schulen gebildet. 3. Attraktive Ausbildungsangebote entwickeln und Karrierewege befördern Das Land fördert mit dem Programm "Der Weg zum Erfolg" aus ESF- und Landesmitteln muttersprachliche Berufswerberinnen und Berufswerber, die den Eltern und den Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Chancen einer Berufsausbildung vermitteln sollen. Der Weg zu einem ausbildungsbegleitenden Erwerb der Fachhochschulreife wird mit Flyern beworben. Entsprechende Wege zu "Ausbildung und Abitur" werden zukünftig stärker beworben. Für den parallelen Erwerb der allgemeinen Hochschulreife und Abschluss einer dualen Berufsausbildung wurden mehrere Modelle entworfen, die für leistungsfähige Schülerinnen und Schüler diese Doppelqualifikation in vier Jahren ermöglichen. Das favorisierte "Durchlässigkeitsmodell" besteht aus dem ausbildungsbegleitenden Erwerb der Fachhochschulreife, gefolgt von der Klassenstufe 2 der Oberstufe der Berufsoberschule. Dort besteht die Möglichkeit, die fachgebundene oder die allgemeine Hochschulreife abzulegen. Weitere Modelle für "Ausbildung und Abitur" werden geprüft. Die Industrie- und Handelskammern fördern leistungsstarke Auszubildende durch innovative Zusatzqualifikationen wie z.B. die 2015 eingeführte Zusatzqualifikation "Internationale Geschäftsbeziehungen". Erstmals ist es damit gelungen, Aus- und Weiterbildung dadurch eng zu verzahnen, dass die erworbene Zusatzqualifikation auf eine anschließende Fortbildungsprüfung zum IHK-Fachwirt angerechnet werden kann. Die Handwerkskammern und das Kultusministerium haben die Zusatzqualifikation "Management-Assistent im Handwerk" für Auszubildende mit Hochschulreife überarbeitet. Der Unterricht erfolgt im Rahmen des Berufsschulunterrichts. Die teilnehmenden Auszubildenden haben die Möglichkeit, im Anschluss an die Unterrichtsteilnahme die Fortbildungsprüfung "Management-Assistent/Management-Assistentin" nach den 12 Regelungen der Handwerkskammern abzulegen. Die Prüfung ist an der Meisterprüfung im Handwerk Teil III (Allgemeine Meisterprüfungsverordnung) ausgerichtet. Die Entwicklung solcher Zusatzqualifikationen wird von den Sozialpartnern in den Berufsbildungsausschüssen unterstützt. Fachverbände des Handwerks bieten mit Ausbildungsmodellen wie dem Ausbau-Bachelor, dem Bauingenieur Plus oder dem Trialen Studiengang Holzbau Projektmanagement spezielle Angebote für Abiturienten an. Entsprechend den Regelungen im Tarifvertrag Qualifizierung im Bereich der M+E Industrie bietet sich Auszubildenden mit Anspruch auf befristete oder unbefristete Übernahme im Rahmen ihrer persönlichen Weiterbildung die einmalige Möglichkeit, eine Ausscheidensvereinbarung für weitergehende Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der persönlichen beruflichen Entwicklung zu schließen. Dieser Anspruch auf eine Freistellung von bis zu fünf Jahren mit Wiedereinstellungszusage steht Auszubildenden direkt nach Abschluss ihrer Ausbildung offen. Die persönliche Weiterbildung kann auch in Teilzeit absolviert werden. Indikator: Anzahl der neuen Teilnehmer am dreijährigen dualen Berufskolleg von 834 (im Jahr 2014) um 50 Prozent auf 1.250 (im Jahr 2018) erhöhen. Zwischenergebnis: 2015 erhöhte sich die Zahl der Teilnehmer auf 849. 4. Jugendlichen durch einen flexiblen Einstieg die Chancen auf eine Ausbildung eröffnen Der Ausbau der Arbeitsbündnisse "Jugend und Beruf" wurde im Jahr 2015 weiter vorangetrieben. Insbesondere die Vereinbarung zwischen dem Städtetag, dem Landkreistag, dem Kommunalverband für Jugend und Soziales und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit haben zu einer Ausweitung des Angebots beitragen. Im Zeitraum von September 2014 bis Dezember 2015 wurden 18 neue Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen. Jugendliche können u.a. mit folgenden Programmen unterstützt werden: Die Assistierte Ausbildung (AsA) wird im Jahr 2016 im Land Baden-Württemberg flächendeckend eingeführt. Dabei wird in Baden-Württemberg modellhaft ein flexibler Einstieg in Phase I (reduzierte Wochenstundenzahl) erprobt. Dafür stehen insgesamt 722 Plätze zur Verfügung (vgl. auch Ziel Nr. 5). 13 Die Sozialpartner haben in den letzten Jahren mit dem Tarifvertrag Förderjahr (Metall und Elektro), Initiative Start in den Beruf/Start Plus (Chemie), Einstieg Textil sowie Berufsstart BAU innovative tarifvertragliche Modelle zur Integration von Jugendlichen mit Förderbedarf in Ausbildung geschaffen. Mit dem Tarifvertrag Förderjahr/Chance M+E haben die Sozialpartner der M+E Industrie ein Instrument ins Leben gerufen, mit dem junge, noch nicht ausbildungsreife Schulabsolventen in einem sechs- bis zwölfmonatigen vergüteten Praktikum eine Chance auf eine Ausbildung erhalten. Kammern und Sozialpartner setzen sich in den Berufsbildungsausschüssen der zuständigen Stellen für dafür ein, bestehende Ausbildungsregelungen nach §66 BBiG/42 HwO zu überprüfen und ggf. durch neue Regelungen auf der Grundlage der aktuellen BIBB-Hauptausschussempfehlung zu ersetzen. U.a. wurden in Baden-Württemberg auch 2015 in enger Abstimmung mit zuständigen Stellen und zuständigen Branchengewerkschaften Fachpraktiker-Regelungen geschaffen, die bundesweit beispielhaft sind. Schwerpunktmäßig wurden Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen in Angriff genommen: • Einsetzung einer Task Force "Flüchtlinge in Ausbildung". Die Task Force hat u.a. Wege zur Kompetenzfeststellung und Angebote der Sprachförderung analysiert sowie eine Übersicht über einschlägige Förderprogramme zusammengestellt und veröffentlicht. • Landesprogramm "Integration in Ausbildung - Perspektiven für Flüchtlinge" mit einem flächendeckenden Angebot von 37 regionalen Kümmerern für 750 Teilnehmer ab 1. Januar 2016. Die Kümmerer sollen die für eine Ausbildung sprachlich und fachlich geeigneten Flüchtlinge identifizieren, sie und die Ausbildungsbetriebe betreuen und sie in Einstiegsqualifizierungen oder Ausbildungen vermitteln. • ESF- und Landesprogramm "Junge Flüchtlinge in Ausbildung" ab 1. Februar 2016 an sieben Standorten für rund 80 Teilnehmer. • Die Einstiegsqualifizierung (EQ) als zielführende Qualifizierungs- und Übergangsmaßnahme wurde insbesondere als Instrument für junge Flüchtlinge forciert. Bereits im November 2015 waren unter den 718 EQTeilnehmern insgesamt 32 junge Flüchtlinge aus den acht nichteuropäischen Asylzugangsländern. 14 • Mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen wird im Rahmen des Tarifvertrags Förderjahr der Metall- und Elektroindustrie in Mannheim ein "Förderjahr plus" mit zusätzlichen Anteilen für den Spracherwerb erprobt. • Mit dem Aktionsprogramm "Gemeinsam unterstützen wir Integration" leisten die Industrie- und Handelskammern im Land ihren Beitrag zur Integration von Flüchtlingen. Dies umfasst zehn verschiedene Handlungsfelder - von der Einzelberatung über die Kompetenzfeststellung bis hin zur Vermittlung in Praktika, Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungsstellen. • Im Rahmen des Programms „BerUF-Handwerk“ bieten die acht Handwerkskammern umfangreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Flüchtlinge an, die an einer Ausbildung in einem Handwerksberuf interessiert sind. Dabei werden Angebote der Praktikumsvermittlung, der Ausbildungsberatung, des Bewerbertrainings oder der Kompetenzanalyse gebündelt. • Im Rahmen ihrer Gemeinsamen Erklärung „Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Studium erfolgreich gestalten“ haben die Landesrektorenkonferenzen der Universitäten und der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die Duale Hochschule Baden-Württemberg, die Arbeitgeber Baden-Württemberg, die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit und das Land im Februar 2016 vereinbart, dass sie die Zusammenarbeit vor allem bei der Berufs- und Studienberatung von Flüchtlingen intensivieren und die Aktivitäten in diesem Bereich synchronisiert werden. Alle Unterzeichner betonen, dass berufliche Ausbildungsgänge und das Studium an einer Hochschule gleichwertige Bausteine der Integration durch Bildung sind. Indikatoren: • Anzahl der unbekannt verbliebenen Jugendlichen in der Geschäftsstatistik der Bundesagentur für Arbeit von 9.786 (im Jahr 2014) auf 5.000 (im Jahr 2018) senken. Zwischenergebnis: 2015 wurde die Zahl der unbekannt Verbliebenen um rund 1.000 auf 8.780 gesenkt. • Die Anzahl der Regionen mit harmonisierten Abläufen und weitgehend abgestimmten Maßnahmen im Rahmen der Arbeitsbündnisse „Jugend und Beruf“ bis Ende 2016 auf 44 erhöhen. 15 Zwischenergebnis: 2015 bestanden Arbeitsbündnisse "Jugend und Beruf" in 28 Regionen (Stadt- und Landkreisen). 5. Ausbildungsbereite Betriebe in der Ausbildung unterstützen Das Land hat die Förderung der Internatskostenzuschüsse geprüft und eine Erhöhung der Zuschüsse von sechs Euro auf zwölf Euro pro Tag zum Schuljahr 2016/17 beschlossen. Damit kann die sog. Drittellösung (Finanzierung ein Drittel Land, ein Drittel Betrieb, ein Drittel Azubi) realisiert werden. Mit der assistierten Ausbildung steht ab 2016 flächendeckend ein Instrument zur Verfügung, das sich nicht nur an förderungsbedürftige junge Menschen, sondern auch an Ausbildungsbetriebe richtet. Betriebe können bei der Vorbereitung und Durchführung einer assistierten Ausbildung administrativ und organisatorisch unterstützt werden. Indikator: Für die ausbildungsbereiten Betriebe sollen landesweit 2016 bis zu 600 Plätze für eine assistierte Ausbildung zur Verfügung stehen (2015: 311). Zwischenergebnis: Für 2016 können 722 Plätze für assistierte Ausbildung angeboten werden. 6. Qualität der betrieblichen Ausbildung sichern Das Land hat zum Oktober 2015 ein Programm "Erfolgreich ausbilden - Ausbildungsqualität sichern" aufgelegt. Mit 13 Stellen für Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter sowie einer landesweiten Koordinierungsstelle sollen Auszubildende und Betriebe so unterstützt werden, dass Ausbildungsabbrüche präventiv vermieden werden. Mit dem vom Land aus ESF-Mitteln finanzierten Projekt "Fachkräftenachwuchs im Hotelund Gaststättengewerbe" soll u.a. die Qualität der Berufsausbildung in der Branche verbessert werden. BWIHK und DEHOGA haben vor drei Jahren gemeinsam das Instrument "Ausbilderversprechen" geschaffen, damit sich die Unternehmen als attraktive und innovative Arbeitgeber positionieren können. BWIHK und Handelsverband haben das Ausbilderversprechen seit März 2015 auf den Einzelhandel ausgeweitet. Die DGB-Jugend Baden-Württemberg hat 2015 erstmals einen Ausbildungsreport über die Qualität der beruflichen Ausbildung für Baden-Württemberg erstellt. Hierfür wurden mehr als 2.000 Auszubildende in den am stärksten besetzen Ausbildungsberufen befragt. Der 16 Ausbildungsreport kann damit einen Beitrag zum Monitoring der Entwicklung der Ausbildungsqualität in Baden-Württemberg leisten. Indikator: Die Vertragslösungsquote von 21,2 Prozent (im Jahr 2013) auf unter 20 Prozent (im Jahr 2018) senken. Zwischenergebnis: Für das Jahr 2014 stieg die Vertragslösungsquote leicht an auf 21,4 %. Dies ist auch Resultat der Entspannung am Ausbildungsmarkt, die aufgrund der Anzahl offener Stellen zu einem häufigeren Wechsel von Ausbildungsbetrieben führt. 7. Qualität und Erreichbarkeit der Berufsschule sichern Der Landeszuschuss für die auswärtige Unterbringung für Berufsschülerinnen und Berufsschüler wird ab dem Schuljahr 2016/17 von sechs auf zwölf Euro pro Tag erhöht. Damit verbessert sich die finanzielle Situation der Schülerinnen und Schüler im Blockunterricht ab dem kommen Schuljahr spürbar. Der Schulversuch Englisch im Pflichtbereich der Berufsschule wurde im Schuljahr 2015/16 erneut ausgeweitet auf nun 202 Standorte mit 3.764 Klassen. Damit hat sich die Anzahl der teilnehmenden Klassen seit Einführung des Schulversuchs im Schuljahr 2011/12 von damals 10,1 Prozent auf aktuell 43,6 Prozent mehr als vervierfacht. Die Initiative Lernfabrik 4.0 leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung beruflicher Schulen mit Blick auf die Anforderungen von Wirtschaft 4.0. Die Wirtschaft beteiligt sich an der Finanzierung. Mit der Verordnung zur Regionalen Schulentwicklung an beruflichen Schulen und den ergänzenden Erläuterungen zur Umsetzung der Rechtsverordnung verfolgt die Landesregierung das Ziel landesweit einheitlicher Verfahren zur Regionalen Schulentwicklung. Die Bündnispartner werden beobachten, ob das Verfahren transparent und angemessen umgesetzt wird, alle notwendigen Akteure direkt oder indirekt entsprechend den rechtlichen Vorgaben eingebunden sind und ein möglichst flächendeckendes Angebot an Berufsschulen in zumutbarer Erreichbarkeit sichergestellt wird. Indikator: Das Defizit bei der Unterrichtsversorgung an Berufsschulen in allen Regierungsbezirken von 5,6 Prozent (im Jahr 2013) auf unter 5 Prozent senken. Zwischenergebnis: 2015 erhöhte sich das Defizit auf 5,8 %. 17 8. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung ausgestalten Das Land hat eine Studie "Motive und Ursachen des Studienabbruchs an den Hochschulen des Bundeslandes Baden-Württemberg und beruflicher Verbleib der Studienabbrecher" in Auftrag gegeben, in Anlehnung an eine vom BMBF geförderte bundesweite Erhebung. Baden-Württemberg ist das bislang einzige Bundesland, das darauf abzielt, mit einer wissenschaftlichen Ländersonderstudie die Informations- und Kenntnislage zu Studienabbrüchen, deren Ursachen und Motive sowie zum beruflichen Verbleib der Studienaussteiger/-innen zu verbessern. Seit Dezember 2015 fördern das Land, Südwestmetall und der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag eine Datenbank, mit der beruflich erworbene Kompetenzen und ihre Anrechnung auf ein Studium in Baden-Württemberg systematisch erfasst werden. Die Hochschulen werden so dabei unterstützt, die Vielfalt von beruflichen Bildungsangeboten sowie deren Inhalte und Niveau besser einschätzen zu können und treffsicher über Anrechnungsmöglichkeiten zu beraten und zu entscheiden. Inhaltlich betreut die Datenbank die Hochschule Aalen. Mit ihrem Programm "Mit Praxis zum Erfolg" zeigen die Industrie- und Handelskammern Studienaussteiger/innen attraktive Wege in die betriebliche Aus- und Weiterbildung auf. Dazu zählen Projekte wie "Finish IT" oder "SpeedIT", die auf den im Studium erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten aufbauen. Der Baden-Württembergische Handwerkstag hat gemeinsam mit der Hochschule Aalen die Möglichkeiten der Anrechnung von Studienleistungen auf eine studiumsaffine handwerkliche Ausbildung geprüft. Die Ergebnisse fließen in eine verbesserte Studierendenberatung ein, die auch die ab 1. August 2016 mögliche Förderung von Bachelorabsolventinnen und –absolventen durch das Meister-BAföG berücksichtigt. Mit der Broschüre „Ausgelernt – Was nun? Studieren!“ informiert die DGB-Jugend umfassend über Studienmöglichkeiten im Anschluss an eine berufliche Ausbildung. Indikator: Die Anzahl berufsbegleitender Bachelorstudiengänge an staatlichen Hochschulen von 8 (im Jahr 2015) auf 16 (im Jahr 2018) verdoppeln. Zwischenergebnis: 10 berufsbegleitende Bachelorstudiengänge an staatlichen Hochschulen (Mai 2016). 18 9. An- und Ungelernten einen Berufsabschluss ermöglichen Die Einstiegsqualifizierung als zielführende Qualifizierungs- und Übergangsmaßnahme findet in den Agenturen für Arbeit seit dem Herbst 2015 auch als Instrument für junge Menschen über 25 Jahren ihren Einsatz. Dies gilt auch für die Assistierte Ausbildung. Die Initiative "AusBildung wird was - Spätstarter gesucht" wurde auch im Jahr 2015 fortgesetzt. Die Initiative soll jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren einen Berufsabschluss ermöglichen. In den Jahren 2013 bis 2015 konnten 9.355 Eintritte verzeichnet werden. Der Personenkreis ist auch weiterhin im Vermittlungsfokus der Agenturen für Arbeit. Die Sozialpartner der M+E Industrie bieten im Rahmen einer Sozialpartnervereinbarung und auf der Grundlage des Konzepts einer "modularisierten abschlussorientierten Berufsqualifizierung" an- und ungelernten Beschäftigten in der M+E Industrie eine nachhaltige Sicherung und Förderung der Beschäftigung und damit Zukunftsperspektiven. Mit der Entwicklung des Instruments AiKomPass wird es den Beschäftigten der Fertigung der Metall- und Elektroindustrie ermöglicht, sich ein Profil ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenzen zu erstellen. Indikator: Den Anteil der 25- bis unter 35-Jährigen ohne Berufsabschluss von 12,9 Prozent (im Jahr 2013) auf unter 12 Prozent (im Jahr 2018) senken. Zwischenergebnis: Der Anteil der 25-34-Jährigen ohne Berufsabschluss lag 2014 bei 12 Prozent. 10. Berufliche Bildung internationalisieren Das Land und die Wirtschaft unterstützen mit ESF- und eigenen Mitteln die Agentur Go.for.europe, die durch eigene Entsendungen und Beratung von Betrieben Auslandspraktika von Auszubildenden unterstützt. Kammern und Sozialpartner beteiligen sich an der Weiterentwicklung des Modells zur grenzüberschreitenden deutsch-französischen Ausbildung am Oberrhein. Das Land kofinanziert seit 1.1.2016 ein Interreg-V-Projekt "Erfolg ohne Grenzen" am Oberrhein, um die Zahl der grenzüberschreitenden Ausbildungen von elsässischen Jugendlichen in Baden-Württemberg zu erhöhen. Mit dem Center for European Trainees (CET) steht seit dessen Aufbau im Jahr 2014 und der Verlängerung im Jahr 2016 ein zentrales Servicecenter in Baden-Württemberg für 19 Information, Beratung und Unterstützung zur Internationalisierung beruflicher Bildung mit den Schwerpunkten Italien und Spanien zur Entwicklung dualer Ausbildungsformen in diesen Ländern sowie zur Förderung der Ausbildung junger Erwachsener aus diesen Ländern zur Verfügung. Das CET wird gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung mit CoFinanzierung der Arbeitgeber Baden-Württemberg. Die Industrie- und Handelskammern intensivieren die Zusammenarbeit mit ihrem Außenhandelskammer-Netzwerk, um die Grundidee und einzelne Elemente der dualen Ausbildung im Ausland zu verankern. Sie entwickeln hierzu ein mehrstufiges System für die Vergabe von Zertifikaten, in das auch die Erstellungseinrichtung für Prüfungsaufgaben in technischen Berufen (PAL) der IHK-Region Stuttgart eingebunden ist. Die Bündnispartner setzen ihre internationalen Kontakte dafür ein, um insbesondere in den Vier-Motoren-Regionen (Rhône-Alpes, Katalonien, Lombardei), am Oberrhein und am Bodensee über die duale Ausbildung nach deutschem Modell zu informieren und aufzuklären. Indikator: Die Anzahl der EU-geförderten Auslandspraktika von Auszubildenden von 1.600 (im Jahr 2013) auf 2.500 (im Jahr 2018) steigern. Zwischenergebnis: 2014 erhöhte sich die Zahl der EU-geförderten Auslandspraktika auf 1.769. 20 Beschluss Die Bündnispartner und weitere Teilnehmer des Spitzengesprächs unterstützen diese Bilanz 2015 des „Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses in Baden-Württemberg 2015 - 2018“. Die Bündnispartner: Staatsministerium Baden-Württemberg Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg Kultusministerium Baden-Württemberg Sozialministerium Baden-Württemberg Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag Baden-Württembergischer Handwerkstag Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg Deutscher Gewerkschaftsbund Baden-Württemberg Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit Gemeindetag Baden-Württemberg Landkreistag Baden-Württemberg Städtetag Baden-Württemberg Unterstützer: Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V. -SÜDWESTMETALL – Handelsverband Baden-Württemberg e.V. Verband für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel Baden-Württemberg e.V. DEHOGA; Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg e.V. Bund der Selbständigen Baden-Württemberg e.V. IG Metall Landesbezirk Baden-Württemberg Ver.di Bezirk Baden-Württemberg Beamtenbund Baden-Württemberg Stuttgart, den 18. Juli 2016 21 Ausbildungsbilanz 2015 des Ausbildungsbündnisses Abkürzungsverzeichnis AFBG AsA AVdual BFBV Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz Assistierte Ausbildung Ausbildungsvorbereitung dual privates VAB BFBVO BQdual BS CET EQ ESF M+E PAL PiA SBS VAB VABO privates VABO Berufsqualifizierung dual Berufsschule Center for European Trainees Einstiegsqualifizierung Europäischer Sozialfonds Metall und Elektro Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle Praxisintegrierte Ausbildung zum/r Erzieher/in Sonderberufsschule Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse 22
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