Artikel KG - Kirchgemeinde Köniz

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www.kg-koeniz.ch | AUGUST 2016
«Wir werden
uns finden!»
FRAGEN ZUM PROZESS der Revision und ein
erster Einblick in die Folgen für das kirchliche Leben.
A. Arm: Wie verändert die Strukturrevision das kirchliche Leben?
Kirchgemeinderatspräsident Bruno
Sigrist (BS): Die organisatorischen Anpassungen haben zum Ziel, das kirchliche
Thema, beispielsweise Informatik oder
Finanzen, angeschaut haben. Alle diese
Teams haben diese wichtige Arbeit neben
ihren sonstigen Engagements und beruflichen Verpflichtungen geleistet. Es benötigte seine Zeit, bis
alle Teams zu Resultaten kamen, die
nun in die Reglemente und Verordnungen eingeflossen sind. Es war uns
wichtiger, die Mitwirkung zu garantieren, als die ambitiösen Zeitpläne unbedingt einzuhalten.
Die
Vernehmlassung der Reglemente in den letzten
Wochen hat das nun
eindeutig bestätigt:
Es kamen keine
grundsätzlichen EinProjektleitung Anita Zocchi Fischer und Bruno Sigrist:
«Es war uns wichtig, die Mitwirkung zu garantieren.»
wände mehr.
Leben zu unterstützen und auch, die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten
klar zu regeln.
Pfarrerin Anita Zocchi Fischer (AZ):
Siehe Editorial Seite 13.
Es hat nun doch einige Zeit gedauert,
bis das Organisations- und Personalreglement nun der Kirchgemeindeversammlung (KGV) vorgelegt werden
können. Was waren die Gründe hierzu?
AZ: Nach der KGV im 2014, bei der die
wichtigsten Weichen gestellt wurden, war
es uns wichtig, dass viele Behördenmitglieder und Mitarbeitende die weiteren
Schritte ausarbeiten. So haben wir mehrere Teams gebildet, die jeweils ein
«Wir
werden
einige
Arbeiten neu aufteilen
und uns an die neuen
Strukturen gewöhnen.»
Anita Zocchi Fischer
Was sind die Gründe, dass man sich
für eine vollständig neue Fassung des
Organisationsreglements (OgR) entschieden hat und nicht das alte, noch
geltende OgR revidiert hat?
AZ: Das Amt für Gemeinde- und Raumordnung des Kantons Bern (AGR) hat uns beraten und uns klar empfohlen, ein neues
Organisationsreglement (OgR) zu erarbeiten. Das AGR hat uns dazu ein gutes
Musterreglement zur Verfügung gestellt,
das sich recht schnell auf unsere Bedürfnisse anpassen liess. Die Umarbeitung
des alten Reglements wäre eindeutig aufwändiger gewesen und hätte mehr Zeit
und damit auch mehr Geld gekostet. Das
AGR hat unser neues Reglement geprüft
und für gut befunden. Somit sind wir juristisch auf der sicheren Seite.
Welche Neuerungen sind Dir
persönlich ganz besonders wichtig?
AZ: Ich freue mich auf den Kirchenkreis
Mitte. Bereits in den letzten Jahren haben
wir angefangen, stärker zusammenzuarbeiten. Wir unterstützen uns gegenseitig
und entwickeln gemeinsam neue Ideen und
neue Angebote. Das motiviert sehr!
Ich bin mir bewusst, dass am 1.Januar 2017
nicht gleich alles wunderbar laufen wird.
Wir werden uns finden müssen, einige Arbeiten neu aufteilen und uns zuerst an die
neuen Strukturen gewöhnen. Ich spüre bei
vielen Menschen Vorfreude, bei einigen
auch noch Skepsis.Fast alle sind jedoch bereit, konstruktiv und kreativ mitzumachen.
Das ist eine wunderbare Voraussetzung!
Text: Alfred Arm
Bilder: Susanne Hosang
Kirchgemeinde als Ganzes stärken
KIRCHGEMEINDERAT NEU STRUKTURIERT / Grössere finanzielle Kompetenzen,
neue Ressortaufteilung, Verkleinerung des Kirchgemeinderates – und «die Vertikalisierung der Unterstützungsprozesse». Was heisst das?
Der Kirchgemeinderat wird auf 8 Mitglieder verkleinert, jedes Mitglied hat
neu ein Ressort: Präsidiales, Finanzen,
OeME, KUW/Jugend, Bau- und Liegenschaften, Personelles, Sozialdiakonie/
Seniorenarbeit, Kommunikation. Hinter den meisten Ressorts steht jeweils
auch eine Kommission, welche die
thematische Mitsprache der Kreise,
wichtiger Fachpersonen und -Gruppen
sichert. Was versprecht Ihr euch von
diesem Modell?
Anita Zocchi Fischer (AZ): Dieses neue
Modell wird, so hoffen wir, die Kirchgemeinde Köniz als Ganzes stärken. Durch
die Ressorts wird jedem Kirchgemeinderat, jeder Kirchgemeinderätin, stärker
bewusst, dass er oder sie für die ganze
Kirchgemeinde Mitverantwortung trägt.
Bruno Sigrist (BS): Damit erreicht man
auch, dass diese vielen Themen im Kirchgemeinderat vertreten sind und damit die
nötige Aufmerksamkeit bekommen. Die
Kirchgemeinderäte werden auch künftig
von den Kirchenkreisen zur Wahl vorgeschlagen. So stellt man sicher, dass auch
die Kreise bestmöglich vertreten sind.
Der neu organisierte Kirchgemeinderat
beinhaltet eine neue Gewichtung: Weniger Vertretung des Kreises und mehr Ver-
«Die organisatorischen Anpassungen
sollen das kirchliche Leben unterstützen.»
antwortung und Engagement für die Gesamtkirchgemeinde.
AZ: Besonders schön finde ich, dass dieses neue Modell vom amtierenden Kirchgemeinderat selbst erarbeitet worden ist.
Er gibt sich also selbst dieses neue, leicht
andere Profil. Ich bin überzeugt, dass das
unsere Kirchgemeinde insgesamt stärken wird.
Die finanziellen Kompetenzen des
Kirchgemeinderates werden erweitert: Neu kann er wiederkehrende
Ausgaben bis zu 60 000 Franken beschliessen (gemäss bisherigem Reglement 20 000 Franken), bei einmaligen
Ausgaben 300 000 Franken (bisher
100 000 Franken). Darüber liegende
Beträge kommen vor die Kirchgemeindeversammlung. Wie begründet Ihr
diese doch recht deutliche Erhöhung?
AZ: Es gibt dem Kirchgemeinderat, der ja
von der Kirchgemeindeversammlung gewählt ist, mehr Spielraum. Heute ist es oft
so, dass schon die Projektausarbeitung,
sei es für Pfarrhäuser oder auch Kirchenrenovationen, schnell 100 000 Franken
überschreitet. Neu kann also der Kirchgemeinderat zum Beispiel die Projektvorbereitung beschliessen oder kleine bis
mittlere Sanierungsaufgaben in Auftrag
geben. Zudem: Ähnlich grosse Gemeinden und Kirchgemeinden verfügen über
ähnliche Regelungen der Finanzkompetenzen. Die Kirchgemeindeversammlung
beschliesst weiterhin, ob ein grosses Projekt wirklich realisiert wird. Ausserdem
verkürzen die neuen Finanzkompetenzen
die Planungszeit.
BS: Selbstverständlich gilt für den Kirchgemeinderat als Grundlage weiterhin das
vom Kirchenvolk genehmigte Budget.
Somit ist er bei den Ausgaben an diesen
Rahmen gebunden.
Die Kreise sollen vermehrt vom Kirchgemeinderat und dessen Kommissionen und von Fachangestellten des
Kirchgemeindesekretariates (KGS)
unterstützt werden. Geplant ist damit
eine sogenannte «Vertikalisierung der
Unterstützungsprozesse». Ein Beispiel: Der für die Liegenschaften verantwortliche Kirchgemeinderat KGR
und eine neue Fach-Angestellte des
KGS geben die grossen Linien vor.
«Der
neue
Kirchgemeinderat beinhaltet weniger Kreisvertretung
und mehr Verantwortung für die Gesamtkirchgemeinde.»
Bruno Sigrist
Was haben die Liegenschaftsverantwortlichen der Kreise nach
der Revision für eine Rolle?
BS: In den Kreisen ist für die Aufgabe
Liegenschaften niemand mehr direkt verantwortlich. Die Kreise treten ja als Bedürfnisträger für die bauliche Infrastruktur auf, oder einfacher gesagt als Mieter.
Sie sagen was sie brauchen, aber melden
auch, wenn etwas defekt ist und repariert
oder ersetzt werden muss, beispielsweise
durch die Sigristen. Nach der Detailanalyse an verschiedenen Gebäuden werden
in den nächsten Jahren einige Projekte
für Gebäudesanierungen angepackt.
Wie wird der Informationsfluss
zwischen Kirchgemeinderat und
Kirchenkreisen sichergestellt?
AZ: Schon jetzt erhalten die Präsidien der
Kreiskommissionen jeweils das Kurzprotokoll aus dem Rat. Über alle wichtigen
Entscheidungen wird im reformiert.Köniz
und auf der Homepage informiert. Dieser
Informationsfluss spielt also schon.
BS: Es wird in der Verantwortung des Präsidiums des Kirchgemeinderates liegen,
die Kommunikation zu den Kreispräsidien direkt und neu aufzubauen. Das
Vorgehen wird momentan zwischen
Kirchgemeinderat und Kirchenkreisen
besprochen.
Interview: Alfred Arm
«Wir arbeiten aus der Mitte heraus»
SUSANNE RICKENBACHER, KREISVERWALTERIN VON SCHLIERN / Vor einem Jahr traten drei Mitglieder der
Kreiskommission Schliern zurück. In der Folge fanden sich nicht genügend Leute, um eine neue Kommission zu bilden.
Deshalb wurde Kirchgemeinderätin Suzanne Rickenbacher vom Kirchgemeinderat als Kreisverwalterin eigesetzt.
Wie geht’s Dir in deiner Rolle als Kreisverwalterin?
Recht gut, viele Aufgaben sind neu, dazu
kommt Altbekanntes. Ich kann viele Themen mit anderen besprechen. Erste
Adresse dabei sind die Sozialdiakone und
die Pfarrpersonen hier in Schiern. Ich
bleibe bis Ende Jahr noch Kreisverwalterin, was so mit dem Regierungsstatthalter
abgesprochen worden ist. Das ist von der
Strukturrevision her auch ein stimmiges
Datum.
Mitte», bestehend aus je drei Vertretungen aus Schliern, Köniz und dem
Liebefeld, gefunden werden?
Leute können wir erst nach der a.o. Kirchgemeindeversammlung im August definitiv anfragen wenn klar ist, wer für welche
Kommissionen gesucht wird. Ich bin bereits im Gespräch mit Leuten, die in Frage
kommen. Ich bin aber froh, wenn sich
noch Interessierte aus Schliern bei mir
melden, die in der neuen Kommission mitarbeiten möchten.
Konnten jetzt neue Interessenten für
die geplante «Kreiskommission
Wie ist die Stimmung in Schliern in
Bezug auf die Strukturrevision und
insbesondere zum geplanten Zusammenschluss der Kirchenkreise
Schliern, Köniz und Liebefeld?
Ich empfinde die Stimmung zum grössten Teil als gut. Einzelne haben noch
Angst, von den zwei anderen Kirchenkreisen «eingesackt» zu werden und
möchten, dass alles so bleibt wie es ist,
insbesondere, dass die Sozialdiakonie
hier in Schliern bleibt. Andere wünschen sich eine Öffnung, möchten aber
ebenfalls wie anhin kirchliche Aktivitäten in Schliern. Wir planen weiterhin
sechs Abend-Gottesdienste pro Jahr im
Murrihuus Schliern. Dazu kommen viele
weitere Aktivitäten für Senioren und
Kinder.
Vor zwei Jahren hast du dich an einer
Kirchgemeindeversammlung gegen
einen Kreiszusammenschluss von
Schliern mit Köniz und dem Liebefeld
ausgesprochen. Was denkst du heute
dazu?
Ich vertrat vor zwei Jahren die Meinung
der damaligen Kreiskommission Schliern.
Es war uns zu wenig klar, was diese Strukturrevision bewirken soll. Es schwebten
viele Gerüchte in der Luft, beispielsweise
der Verkauf des Murrihuuses. Jetzt ist al-
«Die
Revision
macht
alles viel
klarer und ich schätze
den Zusammenschluss als Chance
ein.»
S u s a n n e R i c ke n b a c h e r,
Kreisverwalterin von Schliern
Fortsetzung auf der nächsten Seite