Kolleginnen und Kollegen, Einigkeit ist unsere Stärke! Herausgeber: DKP und Gruppe KAZ www.betriebsaktiv.de l 19. Juli 2016 Telekom: Boxenstopp – eine wahre Geschichte aus dem Berufsalltag der Emerenz Meier..... 2 IG Metall: Wer hat die Hoheit über die Zeit? IGM startet Kampagne................................ 3 Städtische Kliniken: Kämpfen lohnt sich – Teilerfolg für Kolleginnen und Kollegen ....... 4 Arbeitszeitgesetz: Kapitalisten wollen weitere Flexibilisierung..................................... 5 Ein-Euro-Jobs: Comeback eines Arbeitsdienstes – Ausweitung geplant..................... 7 Rund 1.500 Menschen demonstrierten am 19. Juni trotz strömenden Regens gegen das geplante bayerische „Integrationsgesetz“, das mit Integration nichts, dafür aber viel mit Entrechtung zu tun hat. Ein Bündnis von über 55 Organisationen – Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Grüne, Linke, Kommunisten und andere Demokraten und Antifaschisten – hat dazu aufgerufen. Sie eint der Wille, dieses Gesetz zu Fall zu bringen. Denn wir brauchen keine deutsche oder gar bayerische „Leitkultur“, auf die uns dieses Gesetz verpflichten will. Wir brauchen keine Aushebelung der demokratischen Grundrechte, des Rechts auf Bildung der Kinder, der Meinungs- und Pressefreiheit. Wir brauchen gleiches Recht, um solidarisch miteinander leben, arbeiten und kämpfen zu können. Dieses Gesetz ist ein Angriff auf uns alle, es muss verhindert werden – so die allgemeine Stimmung unter den Rednern und Demonstranten. Dass es mit einer Demonstration nicht getan ist, war auch klar, dass wir noch mehr werden müssen ebenfalls. Die nächsten Aktionen sind schon geplant. Und weil der Mensch ein Mensch ist! Einwander*innen und Flüchtlinge berichten von ihren Erfahrungen mit der deutschen „Leitkultur“ und warum sie aktiv werden gegen das Ausgrenzungsgesetz der bayerischen Staatsregierung. Freitag l 22. Juli l 19 Uhr l DGB-Haus anschließend Antileit-Kulturfest mit Musik, Essen, Trinken & Tanz Zentrale Demonstration gegen das Ausgrenzungsgesetz der bayerischen Staatsregierung Samstag l 22. Oktober aktuelle Informationen auf www.integrationsgesetz-bayern Kontakt: [email protected] 2 19.7.2016 Boxenstopp Eine wahre Geschichte aus dem Berufsalltag der Emerenz Meier Prolog: Bewundert wird in Fachkreisen die unglaubliche Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Telekom-Außendienstmitarbeiter. Lange Wartezeiten und Terminversäumnisse gegenüber den Kunden haben ihre Ursache in der engen Personalausstattung – die als „auf Kante genäht“ bezeichnet wird und bekanntlich den Profit optimiert. Rasende Mitarbeiter benötigen aber gelegentlich Wartung und Instruktion. Deshalb wurde aus dem Autorennsport der Begriff „Boxenstopp“, ein Synonym für „Telefonkonferenz“, entlehnt. Der Begriff soll den hechelnden Telekom-Rennfahrern Dringlichkeit und Effizienz im Instruktionsablauf signalisieren und an die Notwendigkeit der schnellen Wiederaufnahme der Auftragserledigung erinnern. Am Beispiel einer bevorstehenden Mitarbeiterbefragung möge die Beschreibung eines solchen Wartungsfalles dem geneigten Leser Erkenntnis vermitteln. 12.00 Uhr: Boooxenstooop! +++ 12.02 Uhr: Alle Kollegen haben sich in die Telefonkonferenz eingewählt. +++ 12.05 Uhr: Der Teamleiter übernimmt die Leitung, begrüßt die virtuell Anwesenden, überprüft die Teilnahme +++ 12.09 Uhr: Des Vorgesetzten Monolog beginnt: „Liebe Kollegen, ihr wisst ja, die Mitarbeiterbefragung steht an. Wichtig ist, dass mindestens siebzig Prozent mitmachen. Darüber hinaus wäre es natürlich noch besser. Wenn welche nicht mitmachen, wäre es besser, dass die richtigen nicht mitmachen – ihr wisst schon. Ich weiß gar nicht, wieso es bei der Telekom schlecht sein soll. Lest ihr denn kein Intranet? Der Arbeitgeber hat doch alle Argumente veröffentlicht. Ich weiß gar nicht, warum manche immer herumnörgeln? Wer sich hier unwohl fühlt, sollte sich überlegen, ob er sich nicht wo anders einen Arbeitsplatz suchen sollte. Überlegt euch einmal, wie es in der freien Wirtschaft zugeht und wie gut ihr es hier habt. Bei uns geht es stressig zu, aber wer damit Probleme hat, ist selber schuld. Wisst ihr, schlechte Stimmung wird mir angelastet, da werde ich verantwortlich gemacht. Wer ein Problem hat, kann doch zu mir kommen, wir reden darüber. Ich mache doch alles für euch, manchmal geht’s halt dienstlich nicht, damit muss man leben. Sicher, mit der Qualifizierung und Weiterbildung hapert´s – der Zeitmangel. Wir haben aber bundesweit die niedrigsten Überstundenkonten, da kann man sich wirklich nicht beschweren. Also überlegt genau, was ihr ankreuzt. Ich will euch aber nicht beeinflussen.“ 12.25 Uhr: Hat wer noch Fragen? +++ 12.26 Uhr: Schweigen der Mitarbeiter. +++ 12.28 Uhr: Dann können wir ja wieder an die Arbeit gehen. 3 19.7.2016 Wer hat die Hoheit über die Zeit? IG Metall will im Herbst eine Arbeitszeitkampagne beginnen. Aber Arbeitszeitverkürzung als Ziel ist nicht vorgesehen. I m Herbst soll die Arbeitszeit bundesweit ein wichtiges Thema werden. Die Kampagne der IG Metall trägt den Titel: „Mein Leben – meine Zeit.“ Nach einer Befragung von über 500.000 Kolleginnen und Kollegen in der Metallindustrie aus dem Jahr 2013 gibt es ein starkes Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung. 72 Prozent der Befragten wünschen sich klaren Beginn und Ende der Arbeitszeit. 64 Prozent haben im Tarifvertrag die 35-Stunden-Woche stehen, aber arbeiten regelmäßig länger. Jeder Zehnte arbeitet regelmäßig mehr als 40 Stunden, nur 20 Prozent arbeiten echte 35 Stunden in der Woche.1 Das sind die Auswirkungen einer jahrzehntelangen fortschreitenden Flexibilisierung der Arbeitszeit. Der Normalarbeitstag mit 8 Stunden, die gesetzlich vorgeschriebene Höchstarbeitszeit für alle, ist aus dem Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen verschwunden. Die Beschäftigten der Metallindustrie wollen weniger arbeiten! So wundert es auch nicht, dass die Befragten Flexibilität nicht ablehnen, das haben sie nie anders kennengelernt. Wer kennt noch die alte Stechuhr? Drei Minuten zu spät, und schon waren Chef oder Meister da. In der zitierten Befragung ist noch ein Ergebnis sehr bezeichnend für die Hetze am Arbeitsplatz: Die meisten Beschäftigten wollen zwischen 32 und 35 Stunden wöchentlich arbeiten! Der IG-Metall-Vorsitzende Hofmann stellt fest: „Flexibilität ist ein Paradies für die Unternehmer, ein Hamsterrad für die Beschäftigten!“2 Geht es nach dem Willen der Kapitalisten, soll die Digitalisierung das Hamsterrad noch schneller drehen lassen. „Auch einmal über 10 Stunden hinaus muss möglich sein“, fordert BDA-Präsident Kramer.3 Eine bunte Broschüre gibt es zum Start der Kampagne. Doch eines sucht man vergebens: Die Arbeitszeitverkürzung als Ziel!4 Die aufschlussreichen Ergebnisse der Befragung, die ein präziser Pass in die richtige Richtung sind, werden abgefälscht. Was rauskommt, ist eine Kerze übers Tor, eine hohle Überschrift: „Flexibilität kann keine Einbahnstraße sein.“5 Sie soll also mitgestaltet werden, wir sollen auch was davon haben. Wer hat die Hoheit? Die Metallzeitung schreibt, es ginge darum, die Hoheit über die Zeit zurückzuerobern.6 Ein großes Ziel. Wer hat die Hoheit aktuell? Es sind die Eigentümer der Maschinen und der Computer, an denen sie uns beschäftigen. Ihre Hoheit über die Zeit, über den Arbeitstag, für den sie unsere Arbeitskraft gekauft haben, wird nur etwas eingeschränkt durch Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen und lasche Gesetze. Die Eigentümer der Fabriken und Büros wollen diese möglichst lange betreiben können, wenn‘s geht, rund um die Uhr. Das geht trotz aller Automatisierung und Digitalisierung nur, wenn Menschen die Maschinen und Computer bedienen und überwachen. Lange Betriebszeiten, größtmögliche Nutzung des eingesetzten Kapitals mit flexiblen Beschäftigten sind dem Kapital ebenso wichtig wie möglichst niederer Lohn. Daher kommt ihre Gier nach unserer Arbeitskraft, nur sie schafft Reichtum. Unflexibel sein! Bei der Gestaltung der Arbeitszeit, bei der die IG Metall nun mitwirken will, kann es nur um weniger Flexibilität gehen! (Ein Teilziel der Kampagne ist richtigerweise die Auflösung unbezahlter Arbeitszeiten.) Tausende von Arbeitszeitmodellen sind nur einzufangen, wenn wieder die Länge des Arbeitstages ins Visier kommt. Der Normalarbeitstag muss wieder zurück erobert werden, d.h. in der Metallindustrie der Siebenstundentag. Da sind die Pflöcke einzuschlagen! Das ist der erste Schritt, der Entgrenzung der Arbeit entgegen zu treten, ein Stück Zeitsouveränität wieder zu erlangen. Erinnern wir uns an die Kollegen, die bei der Befragung eine feste Grenze ihres Arbeitstages forderten. Je mehr im Zuge der Digitalisierung alle Eine runde Betriebsversammlung bei MAN-Nutzfahrzeuge: Rund wie der Fussball lief das ab. Ein Stammspieler vom FC Bayern war da und gleich drei Spieler von 1860. MAN sponsert ja diese Vereine. Der MAN-Bayernbus, auf dem die Millionenkicker für den LKW-Bauer posen dürfen, ist jedem Fan bekannt. Der anwesende Dachauer Bürgermeister (SPD), in dessen Landkreis auch Karlsfeld mit dem Teilelager liegt, saß da eher auf der Reservebank. Es bleibt bei der Erinnerung an vergangene Tage wie auf der Ausstellung zu 125 Jahren IGM. Poren des Arbeitstages ausgefüllt werden sollen, desto unflexibler müssen wir uns verhalten! Organisiert zur Arbeitszeitverkürzung! Die Flexibilisierung hat zur Aufsplitterung der Belegschaften beigetragen. Ein Ziel wie die Arbeitszeitverkürzung ließe wieder alle Metaller an einem Strang ziehen. „Der Betrieb ist der zentrale Ort, an dem die Arbeitszeit gestaltet wird“, schreibt die IG Metall an die Funktionäre.6 Richtig, da sind Vertrauensleute und Betriebsräte gefordert, die Kampagne mit Leben zu erfüllen. Da kann Druck ausgeübt werden auf die Unternehmer. Zu beraten ist, wie wir in der Metallindustrie wieder zur 35-Stunden-Woche für alle kommen. (In den neuen Bundesländern gilt die 38!) Viel besser wäre ein Staatsgesetz für alle Branchen, das die 35 festschreibt; ein solches, wie es die französischen Kollegen aktuell verteidigen. Das heißt, den Streik ins Auge zu fassen, um das durchzusetzen. Darunter wird es kein Stückchen mehr Hoheit über unsere Zeit geben. nkrn 1 metallzeitung, 7/2016 2 Sächsische Zeitung, 24. Juni 2016 3 Süddeutsche. Zeitung, 30. März 2016. BDA: Bundesverband deutscher Arbeitgeberverbände 4 Broschüre „Mein Leben – meine Zeit“, Hrsg. IG Metall Vorstand. Die Arbeitszeitverkürzung kommt nur rückblickend vor, aber nicht als Ziel! Download unter www.igmetall.de 5ebd. 6 metallzeitung 7/2016 Der IG-Metall-Vertreter lobte den Tarifabschluss. Die Einmalzahlung wird ohne Verzögerung, wie sie eine Klausel ermöglichen würde, ausgezahlt. Wäre auch gelacht, denn die Auftragsbücher sind wieder voll. Schon denken die Manager an die Kürzung der Taktzeiten. Doch der Betriebsratsvorsitzende hat die Abseitsfalle erkannt. Richtigerweise forderte er Neueinstellungen. Was auch heißen muss, Leiharbeiter fest zu übernehmen! nkrn 4 19.7.2016 Charité schreibt Tarifgeschichte! Im größten Uniklinikum Europas, der Charité in Berlin, haben die Beschäftigten den ersten „Tarifvertrag über Gesundheitsschutz und Mindestbesetzung im Krankenhaus“ erkämpft. Besondere Arbeitsbelastungen durch Personalmangel sollen künftig mit tariflichen Regelungen beseitigt werden. Dies wird für die Kolleginnen und Kollegen ein Instrument zur Entlastung für sich selbst und um gute Pflege zu sichern. Mit diesem Tarifvertrag haben die Kolleginnen und Kollegen ein großes Signal an andere Belegschaften gesetzt, auch aktiv zu werden! Outsourcing macht krank Wenn Kliniken Reinigungsdienste auslagern, steigt das Infektionsrisiko durch Krankenhauskeime. Das zeigt eine amerikanische Studie. K ränker per Krankenhausaufenthalt: Das Robert-Koch-Institut geht hierzulande von 400.000 bis 600.000 Krankenhausinfektionen pro Jahr aus, die für bis zu 15.000 Todesfälle verantwortlich sind. Unvermeidlich ist das nicht: Angemessene Hygiene könne der Verbreitung von Erregern vorbeugen, schreiben Wissenschaftler von der Cornell University, der University of Illinois und der Emory University. Insofern sei der Reinigungsdienst in Kliniken enorm wichtig für die Patientengesundheit. Die Sozialforscher haben untersucht, was passiert, wenn diese Aufgabe an Fremdfirmen vergeben wird. Ihrer Analyse zufolge geht Outsourcing mit deutlich höheren Infektionsraten einher. Für die Studie wurden Daten der kalifornischen Gesundheitsbehörde zur Verbreitung des Krankenhauskeims Clostridium difficile im Jahr 2012 ausgewertet. Der Erreger kann unter anderem zu Durchfall, Darmentzün- dungen und Bauchkrämpfen führen und war in den USA allein 2011 die Ursache für etwa 500.000 Infektionen. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler kam es 2012 im Schnitt zu 28 Infektionen pro Krankenhaus. Kliniken, in denen der Erreger überhaupt nicht nachgewiesen werden konnte, hatten durchschnittlich sieben Prozent ihres Reinigungsbudgets für externe Dienstleister ausgegeben. Bei den Kliniken mit mindestens einem Fall waren es 26 Prozent. Der Zusammenhang bleibt auch dann signifikant, wenn Faktoren wie die Bettenzahl, die Höhe der Reinigungsausgaben oder die Patientenzufriedenheit berücksichtigt werden. Als Erklärung für ihren Befund verweisen die Autoren darauf, dass sich externe Arbeitskräfte einer Klinik in der Regel weniger verbunden fühlen und schlechter in die Abläufe integriert sind. Zudem werde vermutlich weniger in ihre Qualifikation investiert. nHGF Die DKP lädt die Betriebsrätin Kati Ziemer und die Krankenschwester Ulla Hedemann nach München ein. Beide berichten aus erster Hand über den Kampf der Kolleginnen und Kollegen an der Berliner Charité. nKati Ziemer, Betriebsrätin in der Charité Facility Management (CFM) nUlla Hedemann, Kinderkrankenschwester an der Charité 23. September 2016 l 19 Uhr l EineWeltHaus l Schwanthalerstraße 80 l 80336 München l U-Bahn Theresienwiese Kämpfen lohnt sich Teilerfolg für die Kolleginnen und Kollegen der Städtischen Kliniken. D ank der Aktivitäten der Verdi-Kolleginnen und -kollegen sowie aktiver Betriebsräte gelang es, für die vom Arbeitsplatzabbau Betroffenen, einschließlich des inzwischen privatisierten Blutspendedienstes, eine Weiterbeschäftigung in einer Qualifizierungsgesellschaft (BVQ) per Tarifvertrag durchzusetzen, u. a. mit folgenden wichtigen Eckpunkten: • Die BVQ wird Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband, es gilt auch weiterhin das Tarifrecht des Öffentlichen Dienstes. Die Zusatzversorgung bleibt erhalten und wird in der BVQ weitergeführt. • In den ersten drei Jahren werden 100 Prozent der Vergütung ausbezahlt, im vierten und fünften Jahr sind es 90 Prozent. • Die Beschäftigten der BVQ werden beim Städtischen Krankenhaus München als interne Bewerber behandelt. • Die Verweildauer in der BVQ beträgt, abhängig von der Beschäftigungszeit im Städtischen Krankenhaus München, bis zu 5 Jahre. • Die Vergütung wird entsprechend der Tarifabschlüsse im TVÖD erhöht, Stufenlaufzeiten werden fortgeführt. Wenngleich also nicht am Abbau von rund 1.500 Stellen gerüttelt werden konnte, wurde mit Verdi eine soziale Absicherung durch Tarifvertrag mit einklagbaren Ansprüchen der betroffenen Kolleginnen und Kollegen erkämpft. Er soll nun zum 1. August in Kraft treten. nHGF 5 19.7.2016 Profit 4.0 Trotz zunehmender und nicht mehr zu ertragender Arbeitshetze kommt Arbeitsministerin Nahles Forderungen der Kapitalisten nach weiterer Flexibilisierung entgegen. A uf dem Schreibtisch stapeln sich die Papiere, das Telefon klingelt Sturm, das E-Mail-Postfach blinkt dazu im Minutentakt neue Nachrichten rein: Um mit dem stetig steigenden Arbeitspensum überhaupt noch fertig zu werden, leistet ein Sechstel der Beschäftigten regelmäßig unbezahlte Überstunden. Für immerhin ein Viertel trifft dies hin und wieder zu, ergab eine vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) vorgestellte Umfrage unter 5.800 Beschäftigten. Oft setzen sich die Betroffenen im Job dabei selbst unter Druck. Für fast zwei Drittel (61 Prozent) erhöhte sich die Arbeitsintensität in den vergangenen zwölf Monaten nach eigener Einschätzung erneut. 56 Prozent der Befragten gaben an, sie fühlten sich oft gehetzt – und nur 45 Prozent gehen davon aus, diese Belastung bis zum gesetzlichen Rentenalter durchhalten zu können. Überstunden en masse ... Im Jahr 2015 wurden 1,8 Milliarden zusätzliche Überstunden malocht, davon knapp 1 Milliarde unbezahlt! (Süddeutsche Zeitung, 13. Juli 2016) In Euro ausgedrückt sind das auf Basis einer Mindestlohnzahlung gute 8,5 Milliarden Euro, die die Kapitalisten den Kolleginnen und Kollegen aus der Tasche ziehen. Bei einem Monatslohn von 4.000 Euro entspricht dies 177.000 Arbeitsplätzen! Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete im Jahr 2011, dass Beschäftigte im Schnitt mehr als drei Urlaubstage pro Jahr verfallen lassen. Insbesondere im Reinigungsgewerbe und auf dem Bau sei dies gang und gäbe. Die Angst vor Jobverlust führe dazu, dass Kolleginnen und Kollegen Urlaub verfallen lassen und in die Maloche gehen. „Es ist nicht gut bestellt um die Arbeitsbedingungen in deutschen Betrieben“, sagte dazu das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. ... aber die Kapitalisten kriegen den Hals nicht voll. Das Schlagwort von der „Industrie 4.0“ nutzend, fordern sie Änderungen am Arbeitszeitgesetz. „Wir können nicht mit den Regulierungen der dritten industriellen Revolution die Wirtschaft 4.0 regulieren.“ So Kapitalisten-Präsident Ingo Kramer, also weg damit. (Handelsblatt, 29. März 2016) „Es (das Arbeitszeitgesetz ArbZG) setzt die regelmäßige werktägliche Höchstdauer der Arbeitszeit auf acht Stunden fest (§ 3 ArbZG). Da das ArbZG von einer 6-TageWoche ausgeht, beträgt die wöchentliche Höchstarbeitszeit 48 Stunden. Daneben legt das ArbZG fest, dass die Beschäftigten nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden haben (§ 5 ArbZG). Diese Regelungen erweisen sich angesichts der rasch zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt als zu unflexibel und werden den Bedürfnissen von Unternehmen und Beschäftigten nicht gerecht“, teilt der Kapitalistenverband BDA auf seiner Internetseite („arbeitgeber.de“) mit. Wenige Monate später, am 22. Juni 2016, schreibt dann die Arbeitsministerin Nahles in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Wir brauchen einen neuen sozialen Kompromiss“. Wer nun in Anbetracht der oben geschilderten betrieblichen Wirklichkeit glaubt, die Sozialdemokratin Nahles unterstützt uns und die Gewerkschaften für eine andere Arbeitswelt, der irrt gewaltig. „Flexibilitätskompromiss“, „Fortschrittsdialog“, „lebensphasenorientierte Wahlarbeitszeit“ oder „Gestaltungsoptionen“– mit Phrasen wie diesen wirbt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für eine Reform des Arbeitszeitgesetzes. „Passgenaue Lösungen sollen möglich sein“, so Nahles, und will so Arbeitszeitfragen nicht gesetzlich regeln, sondern in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen. Wohl wissend, dass Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen hier zur Spaltung der Belegschaften führen. Wohl wissend, dass angesichts der vorherrschenden Sozialpartnerschafts-Ideologie es gerade um Durchsetzungsfähigkeit und Kampfkraft schlecht bestellt ist. Schon jetzt kommen die für die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zuständigen Gewerbeaufsichtsämter ihrer Aufgabe nicht nach und kontrollieren und sanktionieren die Unternehmer nicht, wie es die Gesetze vorsehen. Der Westdeutsche Rundfunk WDR berichtete kürzlich in einer Dokumentation, dass 80 Prozent der Gastronomiebetriebe sich einen Dreck um bestehende gesetzliche Regelungen scheren. Es wäre nicht das erste Mal, dass gewerkschaftliche Spitzenfunktionäre auf diesen Trick hereinfallen. Für manche von ihnen gilt offenbar die Maxime: Hauptsache, wir können einen Tarifvertrag unterschreiben – und damit Mitglieder werben. So war es bereits beim Gesetz zur „Regulierung“ von Werkverträgen und Leiharbeit sowie beim Mindestlohn, für die Nahles Ausnahmen per Tarifvertrag ermöglichte. Sich darauf einzulassen wäre grundfalsch. Von Gefälligkeitstarifverträgen sogenannter christlicher Gewerkschaften ganz zu schweigen. Vor diesem Hintergrund führt jede Aufweichung gesetzlicher Schutzvorschriften dazu, die Arbeitszeiten im Sinne der Profitmaximierung weiter zu entgrenzen. Von „Work-Life-Balance“ braucht dann keiner mehr zu quatschen. Wir Gewerkschafter müssen Sorge dafür tragen, dass diese Gesetzesvorhaben verhindert werden. nRW Herausgeber: DKP und Gruppe KAZ Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Jörg Högemann=Kellerstr. 28=81667 München Mail: [email protected] www.betriebsaktiv.de Druck: Eigendruck im Selbstverlag 6 19.7.2016 Brexit – nicht gut für Europa? Es sei kein guter Tag für Europa, erklärte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nach dem Ausgang des Referendums. Für Europa? 1 993, drei Jahre nach der Einverleibung der DDR, durch die der deutsche Staat zum größten Staat innerhalb der Europäischen Union geworden ist, erklärte der damalige Außenminister Kinkel: „ … Nach außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert sind: im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden, die unseren Wünschen und unserem Potential entspricht.“1 Den Rahmen für diese Rolle sollte die Europäische Union darstellen. Um wessen Wünsche und Potential es bereits in zwei verlorenen Weltkriegen und nun wieder dabei ging, zeigte sich unmittelbar. Die großen deutschen Banken und Konzerne rissen sich in den osteuropäischen Staaten unter den Nagel, was sie brauchen konnten, wie z.B. VW die Skoda-Werke. Gleichzeitig verhandelte die deutsche Regierung mit den anderen EU-Staaten um die Aufnahme dieser Staaten in die EU. Für die deutschen Kapitalinvestitionen dort sollten so sichere politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Staaten über die Beitrittsverhandlungen praktisch diktiert wurden. Der „Einklang mit den Nachbarn“, in erster Linie mit den anderen EU-Großmächten Frankreich und Großbritannien, die den deutschen Wünschen nach einer Osterweiterung der EU äußerst misstrauisch gegenüberstanden, konnte dabei nur mit handfesten Drohungen hergestellt werden. So hieß es in einem Papier der CDU/CSU-Fraktion: „Ohne ein solche Weiterentwicklung der (west-)europäischen Integration könnte Deutschland aufgefordert werden oder aus eigenen Sicherheitszwängen versucht sein, die Sicherung des östlichen Europa alleine und in der traditionellen Weise zu bewerkstelligen.“2 Die traditionelle Weise, das sollte man dabei bedenken, mündete in zwei Weltkriegen. Entsprechend der Wünsche von BMW … Für den BMW-Konzern ergab sich 1994 eine andere europäische Gelegenheit, sich gegenüber den einheimischen und ausländischen Konkurrenten entsprechend den eigenen Wünschen und des von den Beschäftigten erarbeiteten Potentials zu stärken: Das britische Automobilwerk Rover wurde von British Aerospace verkauft. BMW schlug zu, drängte Honda, die an Rover beteiligt war, raus und wurde so alleiniger Besitzer der gesamten RoverGruppe. Solange sich die Rover-Modelle gut verkaufen ließen und, unterstützt von Subventionen des britischen Staats zur Sanierung des Werks, reichlich Profit an die Eigentümerfamilie von BMW floss, hatten weiterhin fast 50.000 Arbeiter in England ihren Job. Doch als der Absatz stockte und sich dadurch der Export des Rover zusätzlich erschwerte, fuhr BMW Verluste ein. Man drängte die Arbeiter zu Lohnverzicht, baute Stellen ab, versprach, Rover erhalten zu wollen – um das Werk kurz darauf zu zerschlagen. Die Rosinen, die Produktion des Mini, pickte man sich heraus, der Rest wurde verkauft. Die Folge war, dass der frühere und jetzt wieder neue Konkurrent von BMW nun am Boden lag und zehntausende Arbeiter in die Erwerbslosigkeit geschickt worden sind. Um sie mussten sich nun die britischen Arbeitsund Sozialämter kümmern. Schon damals, im Jahr 2000, gab es britische Abgeordnete, die den Austritt ihres Landes aus der EU forderten. … Siemens, Deutsche Bank, Telekom, Deutsche Bahn Das alles ist lange her und BMW nur ein Beispiel. Siemens, die Deutsche Bahn, die Post, die Telekom, die Energiekonzerne RWE und EON, die Deutsche Bank, Lufthansa …, sie alle nutzten und nutzen den einheitlichen Markt der EU ohne Grenzen und Schranken für den Waren- und Kapitalverkehr, um, nicht nur in Großbritannien, Fabriken und Banken aufzukaufen oder auch wieder zu verkaufen, wenn sie nicht die erwarteten Profite bringen. 121 Milliarden Euro beträgt inzwischen der Besitz deutscher Konzerne an Fabriken, Bahnen, Banken und anderen Unternehmen alleine in Großbritannien.3 Umgekehrt sind britische Banken und Konzerne nur mit 49 Milliarden Euro in Deutschland vertreten. Darüber hinaus ist Großbritannien der drittwichtigste Exportmarkt (nach den USA und Frankreich) für die deutschen Kapitalisten. Waren im Wert von 89 Milliarden Euro wurden 2015 dorthin exportiert, aber nur Waren im Wert von 38 Milliarden von dort importiert. Ein Handelsüberschuss von 51 Milliarden Euro zugunsten Deutschlands also, was ja nichts anderes bedeutet, als dass auch aus den großen Staaten der EU, wie Großbritannien, dort geschaffener Reichtum nach Deutschland abfließt, sich die Kräfteverhältnisse verschieben. Grenzen deutscher Hegemoniebestrebungen „im Einklang mit den Nachbarn“ Kein Wunder also, dass die Aufregung hierzulande groß ist über das mehrheitliche Votum der britischen Wähler für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Doch es ist nicht alleine die Sorge, wie das nun mit Großbritannien weitergeht, ob wieder Zölle eingeführt werden, die Investitionssicherheit gefährdet ist usw. Das hofft man in den Austrittsverhandlungen mit entsprechendem Druck regeln zu können - wenn nicht klammheimlich überhaupt darauf gesetzt wird, dass die britische Regierung einen Weg findet, das Ergebnis des Referendums zu übergehen. Denn was Politiker, Regierung und im Hintergrund die Kapitalvertreter vor allem umtreibt, ist die Angst, dass dies nicht der einzige Austritt aus der EU bleibt, in der die krisenhafte Entwicklung an allen Ecken und Enden unübersehbar ist. Es ist die Angst, das britische Votum könnte der Anfang vom Ende der EU sein – einer EU, in und mit der sich die deutschen Monopole und ihr Staat eine Stellung in Europa errungen haben, wie es bisher noch nie der Fall war. Und wir? Und wir – Arbeiter, Ingenieure, Bank- oder Bahnangestellte – was heißt das für uns? Die mächtige Stellung innerhalb der EU konnten die deutschen Banken und Konzerne, konnte dieser Staat nur erreichen, weil sie immer mehr Reichtum aus uns herausgepresst haben. Das war und ist der Zweck der permanenten Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen in Form der Gesundheits- und Rentenreformen, in Form der gesamten Agenda 2010, der längeren Arbeitszeiten und Reallohnsenkungen. Immer mehr überschüssiges Kapital sammelte sich in den Händen der Kapital-Eigentümer, mit dem Fabriken, Bahnen, Banken in den anderen EU-Ländern aufgekauft worden und Absatzmärkte erobert worden sind. Das wird sich nicht ändern, egal ob Großbritannien nun aussteigt aus der EU oder nicht. Das können nur wir ändern, indem wir uns zur Wehr setzen, unsere Gewerkschaften auf Vordermann bringen, kämpfen. In Solidarität mit den britischen, französischen, griechischen … Kolleginnen und Kollegen - für uns und unser aller Zukunft. ngr 1 Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.3.1993 2 „Überlegungen zur europäischen Politik“, 1.9.1994 abrufbar unter: https://www.cducsu.de/upload/ schaeublelamers94.pdf 3 Deutsche Direktinvestitionen in GB, Stand 2014, nach: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Grossbritannien/ Bilateral_node.html 7 19.7.2016 Comeback eines Arbeitsdienstes Arbeitsministerium plant Ausweitung von Ein-Euro-Jobs. Flüchtlinge sollen gar für 80 Cent arbeiten. D ie Welt berichtete im März freudig über Geflüchtete, die Spaß beim Kochen für den Mittagstisch im Stadtteil hatten und schwierige Wörter wie „Dunstabzugshaube“ oder „Schneebesen“ und auch das typisch deutsche Mülltrennen lernten. Sie waren außerdem mit dem Streichen der Kindertagesstätte und dem Reparieren von Dienstfahrrädern beschäftigt. Wer jetzt denkt, dass sie eine Stelle im öffentlichen Dienst bekommen haben, der irrt. Sie wurden in eine „Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung“ eingewiesen, auch besser als „Ein-Euro-Jobs“ bekannt. Für Geflüchtete sollen es aber sogar nur 80 Cent Aufwandsentschädigung sein, da sie überwiegend in den Unterkünften eingesetzt würden und deshalb weniger Mehraufwand entstehe, so die offizielle Begründung. Das widerspricht den Planungen des Arbeitsministeriums, nach denen von den 100.000 zusätzlichen Ein-Euro-Jobs 75 Prozent außerhalb der Unterkünfte sein sollen. Die ebenfalls im Arbeitsministerium geplanten Verschärfungen im Sozialrecht sehen vor, dass die Befristung der Arbeitsgelegenheiten aufgehoben wird, sie lag bisher bei zwei Jahren. In Zukunft blühen also Ein-EuroEndlos-Jobs. Die Zahl der Aufnahme in solche Arbeitsgelegenheiten ist von über 800.000 im Jahr 2006 auf 226.000 im Jahr 2015 zurückgegangen, nun sollen sie ein Comeback erleben. Laut Gesetz sollen sie dazu dienen, „die unmittelbare Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu ermöglichen“. (§3 Abs. 1, Satz 3, SGBII). Wer die Maßnahme verweigert, bekommt das Existenzminimum gekürzt. Tatsächlich kommen aber nur um die 10 Prozent der Teilnehmer danach in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Die Ein-Euro-Jobs erfüllen offensichtlich nicht den im Gesetz vorgegebenen Zweck und sind rechtswidrig. Außerdem sind die Tätigkeiten überwiegend nicht zusätzlich, sondern müssten eigentlich von regulär Beschäftigten erledigt werden. Aussagen von Politikern machen deutlich, worum es gehen soll. Das SPD-Bundeswirtschaftsministerium schrieb 2005: „Wer Hilfe von der Gemeinschaft erhält, der muss auch bereit sein, für sie – gemeinnützig– zu arbeiten.“ Und wer nicht in den Arbeitsmarkt vermittelt werde, für den sei es „allemal besser, im Kontakt mit anderen Menschen eine Tätigkeit zu verrichten, als dazu verurteilt zu sein, den Tag daheim vor dem Fernseher zu verbringen.“ Dieses Konzept des „workfare“ statt „welfare“ hat die Funktion, als „unattraktives Instrument zur ständigen Selbstselektion von Bedürftigen“ zu dienen, wie eine Studie des ifo-Instituts betonte. Die Soziologin Helga Spindler erklärt, was damit gemeint ist: die „restproduktiven“ Arbeitslosen sollen so bald wie möglich auf Arbeitslosenunterstützung verzichten und sich lieber anderweitig durchschlagen. Deshalb werden die meisten Ein-EuroJobs direkt bei Bezugsbeginn von Hartz IV angeordnet. Besonders bei jüngeren Erwerbslosen wird das Instrument eingesetzt, um sie zur Aufnahme einer Arbeit zu zwingen, obwohl sie eigentlich eine Ausbildung suchen. Bei Älteren dient es auch zum Abdrängen in die Frührente. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 43 Jahren. Spindler fordert eine Zurückdrängung der Ein-Euro-Jobs, deren Teilnehmer gar nicht als Beschäftigte gelten und denen wesentliche Rechte vorenthalten werden. Die Linkspartei-Abgeordnete Sevim Dagdelen bemerkte zu dem neuesten Vorhaben treffend: „Die Asylbewerber sollen möglichst knallhart in dieses Hamsterrad des deutschen Dumpinglohn- und Armutsarbeitsmarktes reingepresst werden.“ Neben dieser längerfristigen Umgestaltung des Sozialstaats in einen Arbeitsdienst-Vermittler dienen die Arbeitsgelegenheiten in erster Linie dazu, den öffentlichen Dienst unterbesetzt zu lassen. Das dürfte auch der Anlass sein, Geflüchtete in Maßnahmen zu stecken. Sie werden überwiegend Aufgaben übernehmen, die zum öffentlichen Dienst gehören. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten dort ist von 5,6 Millionen im Jahr 1991 auf 3,1 Millionen im Jahr 2014 reduziert worden. Besonders stark ist der Abbau in den Kommunen von 1,5 Millionen (1991) auf 870.000 (2014) betrieben worden. Die öffentliche Hand spart einerseits Geld, weil keine neuen Stellen geschaffen werden. Die Ausgaben für die Ein-EuroJobs sind andererseits nicht gerade gering. Sie lagen 2015 bei 248 Millionen Euro, auf dem Höhepunkt der Maßnahmen 2005 bei 1,1 Milliarden Euro. Dennoch bleibt so mehr Geld im Haushalt für wichtige Bedürfnisse der großen Konzerne und für die Rüstung. Ein weiterer Effekt ist die Bereinigung der Arbeitslosen-Statistik, aus der die Teilnehmer an Maßnahmen rausgerechnet werden. So hält der Statistiker die Mär vom deutschen „Jobwunder“ aufrecht. Die Arbeitsgelegenheiten müssen restlos abgeschafft werden. Was spricht dagegen, Geflüchtete und Erwerbslose sozialversicherungspflichtig zu beschäftigten? Aus Sicht aller Lohnabhängigen nichts, aus Sicht von Kabinett und Kapital recht viel. nPhilipp Kissl Der Artikel ist der UZ, Zeitung der DKP, vom 1. Juli 2016 entnommen. DGB-Zeitarbeitstarifverträge unterlaufen das gesetzliche Gebot der gleichen Bezahlung für Leiharbeiter. Diese Tarifverträge laufen Ende des Jahres aus. „Die DGB-Gewerkschaften hätten jetzt die Chance, den Sklavenhandel, der sich Leiharbeit nennt, endlich zu beenden“, erklärt Mag Wompel, Initiatiorin des Aufrufs „Equal Pay für LeiharbeiterInnen – diskriminierende Tarifverträge ersatzlos kündigen!“ Unterstützt den Aufruf – sammelt Unterschriften ´´´´´´ """
© Copyright 2025 ExpyDoc