Er lehrte die Freude an der Ästhetik des Bullterriers Nachruf. Josef Schneider, die wichtigste Persönlichkeit in der Geschichte des Österreichischen Bullterrier-Clubs, ist im 70. Lebensjahr verstorben. Ganz plötzlich und unerwartet hat er sein Leben dort beendet, wo er am tatkräftigsten gewirkt hat: inmitten von Bullterriern im Rahmen einer Show. In den frühen Siebziger Jahren kam er in den Österreichischen Bullterrier-Club, in welchem noch die Prinzipien des Klubgründers Hauck galten. Das heißt, dass damals in Österreich sowie am ganzen Kontinent nach einem eigenen Standard gezüchtet und gerichtet wurde. Noch 1968 wurde publiziert „Kampf ist der Sinn der Rasse, ihm muss die Körperform entsprechen“ und der englische Standard würde dieser Maxime nicht genügen. Pepi war einer der ersten österreichischen Züchter, die erkannten, dass diese Auffassung längst out of date ist und setzte seine gesamte dynamische Energie dafür ein, dass auch in unserem Land der englische Standard Gültigkeit erhielt. Eine Leistung, die nur jene würdigen können, die mit ihm erlebt haben welch starkem Gegenwind er damals trotzen mußte. Unbeirrt ging er seinen Weg und entwickelte sich zu einem sehr erfolgreichen Züchter und später auch Bullterrier-Richter, der auf verschiedenen Kontinenten gefragt war. Eine der schönsten Belohnungen für seinen Kampf um den englischen Standard war letztendlich auch die Einladung zum Richten in England, dem Mutterland des Bullterriers, ein Ereignis, das in den Siebzieger Jahren undenkbar gewesen wäre! Für seine sportliche Fairness steht ein unvergessenes Ereignis aus dem Jahre 1984. Beim VII. Hauck-Memorial standen einander in der Konkurrenz um den Gesamtsieg der Rüde Bracey Hadrian vom Xanadu (also aus Pepis Zwinger) und die deutsche Hündin Spooky Tooth's Ashley (in Pepis Besitz) gegenüber. In der Hoffnung auf einen österreichischen Erfolg rieten einige Fans, Pepi solle seine deutsche Hündin im Finale unter einem Vorwand nicht mehr antreten lassen um so kampflos über Hadrian für seinen Zwinger Xanadu den Gesamtsieg sicherzustellen. In dieser Situation zeigte sich der wahre Charakter Josef Schneiders. Er führte die deutsche Hündin dennoch gegen den von ihm gezüchteten Rüden in den Ring: Fortuna lohnt Fairness nicht immer, doch damals lautete das Ergebnis: Sieger Bracey Hadrian vom Xanadu. Schneider war damit seit 12 Jahren der erste österreichische Hauck-Sieger geworden. In langen Jahren im Vorstand des ÖBTC und zweimal als dessen Präsident hat er mit seiner Erfahrung, seiner Kennerschaft und seinem konzilianten Wesen nachrückende Züchter aber auch viele Bullterrier-Halter und Club-Mitglieder in der Freude an ihrem Hundesport begleitet. In seiner Amtszeit wurde das Motto NUMQUAM SOLUS VADES (Du wirst niemals alleine gehen) ausgerufen. So wird auch er seinen letzten Weg nicht alleine gehen. Alle, die ihn kannten, sind bei ihm.
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