Praktisches Management I FS16 1. Termin Die Prüfung Praktisches

Institut für Unternehmensrechnung und Controlling
Direktor: Prof. Dr. Markus C. Arnold
Engehaldenstrasse 4
CH-3012 Bern
Prüfung:
Praktisches Management I (KSL 3682)
Prüfungssemester:
FS 2016 – 1. Termin
Dozent:
Prof. Dr. Benedikt Weibel
Meldung der Prüfungsresultate
ans Dekanat:
Dienstag, 19. Juli 2016
Kommentar zu den Prüfungsarbeiten:
Prof. Weibel hat einen ausführlichen Kommentar zum Thema und Ihren Arbeiten erstellt, um
Ihnen Feedback zu geben und eine Selbstevaluation zu ermöglichen. Bitte lesen Sie diesen
sorgfältig und selbstkritisch durch und vergleichen Sie ihn mit Ihrer Arbeit.
Darüber hinaus ist ein individueller Termin zur Prüfungseinsicht nicht vorgesehen.
Rechtsmittelbelehrung
Studienreglement WISO:
Art. 48 1 Einwendungen in Bezug auf Leistungskontrollen, insbesondere die Durchführung von Prüfungen,
Verzögerungen in der Begutachtung von schriftlichen Arbeiten und die erteilten Noten, sind mündlich oder
schriftlich an die prüfende Dozentin oder den prüfenden Dozenten zu richten. Ausser bei Einwendungen wegen
Verzögerungen hat dies innerhalb von 30 Tagen nach Eröffnung des Ergebnisses der Leistungskontrolle zu
geschehen.
Art. 48 2 Wird die Angelegenheit auf die in Absatz 1 beschriebene Weise nicht erledigt, so kann die Kandidatin
oder der Kandidat beim Prüfungsamt innerhalb von 30 Tagen nach Bekanntgabe des Ergebnisses der
Leistungskontrolle eine anfechtbare Verfügung verlangen.
Prüfung PM I-2016
Thema: Essay über „Die digitale Transformation – Ausprägungen und mögliche Folgen“
Kommentar zu den Prüfungsarbeiten
1. Eingrenzung des Themas
Die Digitale Transformation ist ein unübersehbarer Megatrend (wie in der Vorlesung
behandelt) und das womöglich allgegenwärtigste Modewort. Ein zweites damit verbundenes Modewort, Disruption, charakterisiert die Natur dieses Trends. Deshalb kann man
immer wieder lesen: disrupt or you will be disrupted.
Die Digitalisierung findet seit über 50 Jahren statt. Sie hat mit dem Einsatz von Computern begonnen. Bis heute handelte es sich um einen mehr oder weniger kontinuierlichen
Prozess. Bei Radio und Fernsehen beispielsweise wurde die analoge durch die digitale
Technik fast unbemerkt abgelöst. Internet, Smartphones und Tablets haben die digitale
Welt verändert, aber eine eigentliche Disruption war damit weder in der Wirtschaft noch
in der Gesellschaft verbunden.
Wenn heute von Digitaler Transformation gesprochen wird, geht man davon aus, dass in
naher Zukunft schubartige und fundamentale Veränderungen stattfinden. Das bringt ein
drittes Modewort zum Ausdruck: die vierte industrielle Revolution oder Industrie 4.0.
(Die dritte industrielle Revolution basierte auf dem Computer, war also bereits digital).
Dabei wird die Meinung vertreten, dass es keinen Bereich gibt, der von dieser Transformation nicht erfasst wird.
Nach ihren Protagonisten ist die vierte industriellen Revolution durch ein enormes
Tempo, eine exponentielle Entwicklung und eine zentrale Steuerung durch nur etwa 100
Köpfe, die vorwiegend im Silicon Valley operieren, gekennzeichnet.
Merkmal dieser Entwicklung ist die enorme Diversität der Digitalisierungs-Ansätze (=
Ausprägungen). Die folgende Liste erhebt nicht Anspruch auf Vollständigkeit:
Big Data, Industrie 4.0/Internet der Dinge, Robotik, künstliche Intelligenz, e-Commerce,
Virtual Reality, Smart Grid, Smart Cities, selbstfahrende Autos, Krypto-Währungen (Bitcoin, Blockchain), Körperscanning, 3-D-Drucker, Wearables, Sharing Economy .....
Die Essenz der Transformation liegt in der Kumulation und im Verbund dieser Ausprägungen. Einzelne der Ansätze gehen sehr weit. Die Vertreter der Kryptowährungen wollen das Geschäftsmodell der Banken obsolet machen. Selbstfahrende Autos und Züge
und die Sharing Economy sollen den Verkehr revolutionieren. Und im Zusammenhang
mit der Entwicklung der künstlichen Intelligenz wird von der „Singularität“ gesprochen,
das ist der Moment, wo die lernfähige Maschine intelligenter ist als der Mensch und damit in der Lage sein wird, die Menschheit zu dominieren.
Niemand weiss, was von all diesen Ansätzen Wirklichkeit wird. Und noch weniger, wann
diese Umwälzungen geschehen werden. Nach dem ersten tödlichen Unfall eines selbststeuernden Teslas wurde jedenfalls der Zeithorizont für die Automatisierung des Verkehrs schon einmal kräftig nach hinten geschoben.
1
Es lassen sich zwei Extrem-Haltungen in Bezug auf diese ungewisse Zukunft erkennen:
Die Neomanie, die von einer grundsätzlichen Umwälzung in naher Zeit ausgeht, und der
Status-quo-Bias, der annimmt, das sich wenig Fundamentales ändern wird. Die Realität
wird wohl dazwischenliegen. Wir sollten nie vergessen, was Karl R. Popper zur Zukunft
gesagt hat (das Zitat findet sich auf einer Chart meiner Vorlesung):
„Die grosse, fundamentale, unabänderliche Unvorhersehbarkeit der Welt.“
Für die Unternehmungen und für uns selber heisst das, dass wir mit ausgefahrenen Antennen operieren müssen, mit einem aufmerksamen Blick auf alle Veränderungen, die
nicht nur auf vollmundigen Ankündigungen beruhen. Nicht Gewissheiten sind die Richtschnur, sondern Szenarien. Und es heisst, bereit zu sein. Ein letztes Modewort betrifft
diese Eigenschaft: Agilität, die Fähigkeit, auf Opportunitäten und Risiken umgehend reagieren zu können.
2. Qualität der Recherche
Ich habe den Eindruck, dass die enormen Möglichkeiten der Internet-Recherche von
vielen Autorinnen und Autoren noch zu wenig ausgenutzt wurden. Es fällt auf, dass ein
wesentlicher Teil des verwendeten Material von der ersten Google-Seite unter dem
Stichwort Digitale Transformation stammt. Das sind oft recht abstrakte Texte, die nicht
viel weiterhelfen. Am Anfang einer solchen Aufgabe muss möglichst rasch möglichst viel
Material beschafft und anschliessend geordnet werden.
3. Ihre Arbeiten
Das Spektrum ist wie immer breit. Viele Autorinnen und Autoren haben die Thematik
gut erfasst. Andere haben die digitale Transformation auf die jüngere Vergangenheit
bezogen oder ausschliesslich auf das Internet, eine offensichtlich zu enge Betrachtung.
So wurde z.B. die Videokonferenz als grundlegende Neuerung umschrieben, obwohl dieses Instrument schon seit weit über zehn Jahren im Einsatz steht. Diese Arbeiten sind in
der dritten industriellen Revolution stecken geblieben. Relativ wenige haben die ganze
Breite der „Ausprägungen“, welche die Essenz der Digitalen Transformation ausmacht,
erfasst.
Die formale Qualität der Dokumente war im Allgemeinen gut. Der häufigste Mangel waren fehlende Gliederungen (was in der Anleitung ausdrücklich empfohlen wird!). Ausserdem empfehle ich Ihnen, mehr auf die Interpunktion zu achten (das wird von der
Korrekturfunktion in Word nicht abgedeckt).
Benedikt Weibel
8.7.2016
2