SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde „Mein Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer geworden…“ Beethovens Taubheit und seine Konversationshefte (3) Von Susanne Herzog Sendung: Mittwoch, 20. Juli 2016 Redaktion: Ulla Zierau (Wiederholung von 2013) 9.05 – 10.00 Uhr Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2 2 „Musikstunde“ mit Susanne Herzog „Mein Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer geworden…“ Beethovens Taubheit und seine Konversationshefte (3) SWR 2, 18. Juli – 22. Juli 2016, 9h05 – 10h00 Mit Susanne Herzog. Heute mit der dritten Folge zu Beethovens Taubheit und seinen Konversationsheften. Titelmusik „Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können von den Menschen.“ – soll der Philosoph Immanuel Kant gesagt haben. Das hat der schwerhörige und später taube Ludwig van Beethoven leidvoll erfahren. Und zwar nicht nur im persönlichen Umgang, sondern auch im Arbeitsleben. Wie anstrengend muss es 1824 für Beethoven gewesen sein, die Uraufführung seiner neunten Sinfonie vorzubereiten, ohne seine Verhandlungspartner hören zu können? Besonders aufwendig und kompliziert zudem, weil Beethoven ziemlich genaue Vorstellungen davon hatte, wie das Ganze laufen sollte: wo die Uraufführung stattfinden sollte, wer Konzertmeister und wer Dirigent, welche Sänger dabei sein sollten und so weiter. Moritz von Lichnowsky, der Geiger Ignaz Schuppanzigh und sein Sekretär Anton Schindler waren Beethoven bei der Organisation behilflich. Aber bald fühlte sich der Komponist auch von ihnen getäuscht. Letztlich bekam Beethoven aber seinen Willen: als am 7. Mai 1824 schließlich die Uraufführung der 9. Sinfonie im Kärtnertortheater stattfand, hatte wie von Beethoven gewünscht der Hofkapellmeister Michael Umlauf die Gesamtleitung, Schuppanzigh dirigierte als Konzertmeister das Orchester. Ja und Beethoven stand auch auf dem Pult: hinter Umlauf und laut Augenzeugen die Tempi markierend und mit wilden Gesten und Körpersprache den Ausdrucksgehalt der Musik wiedergebend. Als bereits nach dem zweiten Satz ein enthusiastischer Applaus losbrach, blieb Beethoven mit dem Rücken zum Publikum stehen. Er hörte es nicht. Die junge Sängerin Caroline Unger musste ihn umdrehen, damit er den Applaus wenigstens sehen konnte. 1„38 3 1. Musik Ludwig van Beethoven Ausschnitt Molto vivace – Presto, zweiter Satz aus: Sinfonie Nr. 9 d-moll op. 125 <2> aufblenden bei 9‟56 bis Ende 12„54 [frei 3„07] Berliner Philharmoniker Claudio Abbado, Ltg. Titel CD: Beethoven: Die Sinfonien DG, 469 004-2, LC 0173 WDR 5059 579 Das Ende des zweiten Satzes der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Claudio Abbado dirigierte die Berliner Philharmoniker. 1824 fand die Uraufführung statt und der fast vollständig taube Beethoven hatte als dritter Mann neben Umlauf und Schuppanzigh an „der Leitung des Ganzen Antheil“ genommen, wie man sehr vorsichtig in der Ankündigung des Konzerts formuliert hatte. Schon zwei Jahre zuvor war Beethoven aufgrund der sehr fortgeschrittenen Schwerhörigkeit nicht mehr in der Lage, ein Orchester alleine zu dirigieren. Zur Eröffnung des umgebauten Theaters in der Josefstadt in Wien hatte Beethoven seine Ouvertüre zu „Der Weihe des Hauses“ geschrieben. Über das Konzert am 3. Oktober 1822 schrieb ein Rezensent der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung: „Der Meister dirigirte selbst; da man jedoch seinen leider noch immer geschwächten Gehörswerkzeugen nicht sicher vertrauen kann, so war ihm im Rücken Hr. Kapellmeister Gläser postirt, um dem gleichfalls neuorganisirten Orchester des Autors Willensmeynung erst recht eigentlich zu verdollmetschen, welches doppelte, nicht selten ganz verschiedene, Taktiren sich in der That recht sonderbar gestaltete. Dennoch ging Alles so ziemlich glücklich von statten, bis auf die Chöre, welche manche Dissonanzen extemporirten; der Tonsetzer wurde freudig empfangen, am Schlusse hervorgerufen und mit Jubelbeyfall überhäuft.“ Soweit das Zitat. Trotz „Doppeldirigat“ war diesmal alles glimpflich abgelaufen. 1„26 2. Musik Ludwig van Beethoven Ausschnitt: Ouvertüre Die Weihe des Hauses op. 124 3. <6> aufblenden bei 4‟10 bis Ende 10‟04 [frei 5„54] The Philadelphia Orchestra Riccardo Muti, Ltg. Titel CD: Beethoven: 9 Symphonien EMI, CDC 7 49488 2, LC 0110 WDR 5057 672 4 Riccardo Muti dirigierte das Philadelphia Orchestra bei diesem Ausschnitt der Ouvertüre zu „Die Weihe des Hauses“ op. 124 von Ludwig van Beethoven. Eben jene Ouvertüre, die 1822 nur noch im verdolmetschten Dirigat Beethovens durch den Kapellmeister für die Orchestermusiker halbwegs zu verstehen war. Wenig später im gleichen Jahr, im November 1822, kam es allerdings während der Generalprobe zu einer Fidelio Aufführung zu einem ziemlichen Desaster, weil Beethoven Sänger und Orchester nicht mehr zusammen halten konnte. Als Leonore debütierte die damals siebzehnjährige Sängerin Wilhelmine SchröderDevrient, die aufgrund ihrer Darstellungskraft zu der gefeierten Leonore schlechthin werden sollte und später dann zur Lieblingssängerin von Richard Wagner. Ihr Debüt als Leonore mit Beethoven als Dirigenten hat die junge Sängerin seinerzeit beinahe traumatisch in Erinnerung. Sie berichtete über die Generalprobe folgendes: „Verwirrten Antlitzes, mit überirdisch begeistertem Auge seinen Taktstock unter heftigen Bewegungen hin und her schwingend, stand er mitten unter den spielenden Musikern und hörte keinen Ton! Sollte nach seiner Meinung piano gespielt werden, so kroch er fast unter das Notenpult, und wollte er das forte, so sprang er hoch empor mit den seltsamsten Gebärden, die wunderlichsten Laute ausstoßend. […] Es konnte nicht fehlen, daß der gehörlose Meister Sänger und Orchester in die größte Konfusion und gänzlich aus dem Takt brachte, und keiner mehr wußte, wo er war.“ Beethoven schien in seinem Enthusiasmus nichts von dem Chaos zu bemerken und nach dieser Generalprobe musste ihm beigebracht werden, dass er selbst die Aufführung nicht würde leiten können. Ein ziemlicher Schlag für Beethoven. Kurz darauf soll er seinen damaligen Arzt Dr. Smetana aufgesucht haben und sogar Pater Weiss mit seinen Ohrentropfen kam noch mal kurzzeitig ins Spiel. Nichts half: Beethovens Ohren wurden unaufhörlich taub. 2„02 3. Musik Ludwig van Beethoven Ausschnitt aus: Fidelio op. 72 <7> ausblenden bei 7„23 Charlotte Margiono, Leonore Chamber Orchestra of Europe Nikolaus Harnoncourt, Ltg. Titel CD: Beethoven: Fidelio (highlights) Apex, 0927 41374 2, LC 6019 WDR 5081 416 5 Das Rezitativ „Abscheulicher! Wo eilst Du hin?“ und die Arie „Komm, Hoffnung, lass„ den letzten Stern“ der Leonore aus Beethovens Oper Fidelio op. 72. Es sang Charlotte Margiono, begleitet vom Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Dass Beethoven das Dirigieren 1822 quasi unmöglich war und zwei Jahre später bei der Uraufführung seiner 9. Sinfonie eigentlich nur funktionierte, weil zwei andere Dirigenten und Leiter von Chor und Orchester für Ordnung sorgten, das überrascht eigentlich nicht. Denn schon 1818, also vier Jahre vor dem Fidelio Debakel, hörte Beethoven offensichtlich so schlecht, dass er stets kleine Hefte bei sich trug, in die seine Gesprächspartner ihre Anteile an der Konversation aufschreiben konnten. Deshalb auch Konversationshefte genannt: 139 dieser Hefte sind heute überliefert. Verloren sind dagegen alle Gespräche von Beethoven mit Besuchern, die auf einer Schiefertafel notiert wurden. Ein anderes Hilfsmittel, um sich zu verständigen. Das Lesen der Konversationshefte kann man sich eigentlich Vorstellen wie das Belauschen eines Telefonats: man hört nur einen Gesprächspartner: manchmal kann man aus seinen Äußerungen erraten, was der andere wohl gesagt hat, aber zuweilen bleibt es einem auch schleierhaft. Gleichzeitig hat man beim Belauschen ein wenig das Gefühl, durchs Schlüsselloch zu spicken: denn die Konversationshefte entführen den Leser in eine ganz private Welt und liefern zum Teil einen faszinierenden Einblick in Beethovens Alltag: nicht nur politische oder musikalische Ereignisse werden kommentiert, auch beim Essen mit Freunden im Gasthaus ist man dabei, wenn Neffe und Onkel aneinandergeraten oder wenn mal wieder über die Hausangestellten geklagt wird. Eine Quelle, die die Nachwelt Beethovens Schwerhörigkeit und späterer Taubheit sozusagen zu verdanken hat. 1‟59 4. Musik Ludwig van Beethoven Vivace ma non troppo aus: Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109 2. <1> 3„51 Igor Levit, Klavier Titel CD: Beethoven: The late piano sonatas Sony classical, 88883703872, LC 6868 WDR 5188 940 Igor Levit mit dem ersten Satz aus Beethovens 1820 komponierten Klaviersonate in E-Dur op. 109. 6 Der Komponist Ferdinand Hiller hat als Junge von fünfzehn Jahren Beethoven noch auf dem Sterbebett erlebt und über die Verständigung per Konversationsheft mit ihm berichtet. Und zwar darüber wie es für Beethoven wohl gewesen sein muss, stets auf die Antworten oder Fragen des Schreibenden zu warten, wogegen er selbst sich ja mündlich – also wesentlich schneller und unmittelbarer - am Gespräch beteiligte. Hiller also erzählt: „Wie peinvoll mag es für den lebhaften, sogar leicht ungeduldigen Mann gewesen sein, jegliche Antwort abwarten zu müssen, in jeder Minute des Gesprächs eine Pause eintreten zu lassen, während welcher die Denktätigkeit gleichsam zum Stillstand verdammt war. Auch verfolgte er die Hand des Schreibenden mit begierigem Auge und übersah das Geschriebene mehr mit einem Blicke, als daß er es laß. Der Lebhaftigkeit des Gespräches tat die fortwährende schriftliche Arbeit der Besuchenden natürlich großen Eintrag.“ Nicht nur für ungeduldige Menschen muss solch eine Kommunikationsform eine ziemliche Nervensache sein. Manche dieser einseitig aufgezeichneten „Gespräche“ allerdings haben gar nicht stattgefunden, sondern waren reine Erfindung. Nach Beethovens Tod nämlich brachte sich Anton Schindler, für einige Zeit sein Sekretär und dann auch erster Biograph, vermutlich unrechtmäßig in den Besitz der Hefte und fügte erdichtete Gespräche von sich und dem Meister hinzu, um seine eigene Person als Autorität in Bezug auf die Aufführungspraxis der Werke Beethovens aufzuwerten. Inzwischen hat die Beethoven Forschung allerdings auseinander klamüsert, was echt ist und was Schindler sich ausgedacht hat. 1‟46 5. Musik Ludwig van Beethoven Presto aus: Klaviertrio in D-Dur op. 70 Nr. 1 „Geister Trio“ <7> 8„20 Jos van Immerseel, Hammerklavier Vera Beths Violine Anner Bylsma, Violoncello Titel CD: Beethoven: “Erzherzog”- & “Geister” – Trio Sony classical, SK 51353, LC 6868 WDR 5054 776 Das Presto aus dem Klaviertrio in D-Dur op. 70 Nr. 1, dem sogenannten „Geister Trio“. Es spielten Jos van Immerseel Hammerklavier, Vera Beths Violine und Anner Bylsma Violoncello. Als „geisterhafter“ Schatten erscheint Beethoven zumeist in den Konversationsheften: denn seine Fragen und Antworten bei den Gesprächen mit Besuchern bleiben ja Leerstellen. Allerdings hat der Komponist die Hefte auch als 7 Notizbücher genutzt: für Gedanken, die er festhalten wollte, kleine Notenskizzen oder auch Notizen aus Zeitungen. Zudem finden sich regelmäßig Einkaufs- und heute würde man sagen „to do“ Listen wie zum Beispiel: „Maußfalle erst ansehen […], die Haushälterin muß eine Decke u. ein neues leintuch haben. das Kaffeegeld muß ausgemacht werden, […] Stiefel mitnehmen […]“ und so weiter. Darüber hinaus schrieb Beethoven oft Anzeigen aus Zeitungen ab, die ihn interessierten. Und 1819 schien er die Heilung oder wenigstens Verbesserung seiner Schwerhörigkeit noch keineswegs aufgegeben zu haben. Da notierte er einen Teil einer Anzeige aus der Wiener Zeitung: „Electro Vibrations Maschine, deren wirkung durch verstärkung der Electricität etc für hartnäckige rheumatische ohrensause Schwerhörigkeit und Taubheit.“ Auf Dr. Carl Joseph Mayer, Dr. der Medizin und Chirurg ging diese Maschine zurück. An anderer Stelle im selben Konversationsheft hatte man Beethoven davon berichtet, dass besagter Dr. Mayer angeblich eine Frau geheilt habe, die seit fünfzehn Jahren taub war. Das ist natürlich mehr als unwahrscheinlich und ob Beethoven Dr. Mayer je aufgesucht hatten, ist nicht bekannt. Eine andere „Kopfmaschine für Schwerhörende“ hatte Dr. Siegmund Wolfssohn entwickelt. Da Beethoven inzwischen der prominenteste Schwerhörige in Wien war, schien Wolfssohn diese Tatsache verkaufsfördernd nutzen zu wollen. Seine Maschine habe dem „unsterblichen Beethoven“ bereits sehr geholfen, verkündete der Erfinder. Beethoven reagierte verärgert auf diese unwahre Werbemaßnahme in einer Zeitungsanzeige und schrieb ins Konversationsheft: „ […] 29ten Februar 1820 lügt Herr wolfsohn von mir.“ 2‟20 6. Musik Ludwig van Beethoven Bagatelle in B-Dur Nr. 11 op. 119 <18> 1„54 Linda Nicholson, Hammerklavier Titel CD: Beethoven: Bagatelles, „Für Elise“ and other piano pieces Accent, ACC 24180, LC 6618 WDR 5167 200 Ludwig van Beethoven: die Bagatelle in B-Dur aus op. 119, komponiert um 1820. Hammerklavier spielte Linda Nicholson. Anscheinend hielt Beethoven nicht viel von „Gehörmaschinen“ weder von Dr. Mayer noch von Wolfsohn und wohl auch Mälzels Hörrohre scheint er nicht gern benutzt zu haben. Das erfahren wir durch eine der seltenen Unterhaltungen, bei denen auch Beethovens Gesprächsanteil in einem Konversationsheft aufgezeichnet ist. Und das hat einen ganz simplen Grund: sein Gesprächspartner war ebenfalls schwerhörig. Im April 1823 spricht – oder besser gesagt verständigt 8 sich Beethoven mittels Konversationsheft – mit einem Herrn Sandra, einem reisenden Geschäftsmann, mehr erfährt man nicht über ihn. Hier der Beginn des Gesprächs: Beethoven: „Bäder, Landluft können vieles verbeßeren, gebrauchen Sie nur nicht zu früh Maschinen, durch deren Enthaltung habe ich mein Linkes Ohr so ziemlich erhalten. Sandra: Ich habe gar keine Maschine noch gebraucht, allein ich werde doch gezwungen seyn, Beethoven: schriftlich wo möglich ist beßer, das Gehör wird geschont, da es mit Maschinen dasselbige verhärtet.“ Offensichtlich konnte Beethoven 1823 also links noch ein wenig hören und setzte insgesamt auf Schonung. Sandra empfahl dann Beethoven noch ein Rezept aus einem alten medizinischen Buch, das er auf dem Flohmarkt erstanden hatte: die „jungen Wipfel des Tannenbaums“ sollten angeblich helfen. Beethoven erzählt, dass er früher das „galvanisiren“ probiert habe, gemeint ist eine Elektrotherapie, es aber nicht habe ertragen können. Sandra klagt ebenfalls, dass er schon mehr als 800 Dukaten für Heilungsversuche ausgegeben habe. Resigniert bemerkt Beethoven: „ein trauriges Übel, die Ärzte wissen wenig und man ermüdet endlich, […]“ Wie Recht hat er. 1„50 7. Musik Ludwig van Beethoven Die laute Klage WoO 135 <2> 2„59 Iris Vermillion, Mezzosopran Peter Stamm, Klavier Titel CD: Beethoven: Lieder Cpo, NDR, cpo 999 436-2, LC 8492 WDR 5035 065 „Die laute Klage“, ein Lied von Ludwig van Beethoven. Es sang Iris Vermillion begleitet von Peter Stamm am Klavier. „Die Ärzte wissen wenig“ beklagte sich Beethoven im Gespräch mit dem schwerhörigen Herrn Sandra. Dennoch finden sich in den Konversationsheften immer wieder Einträge zu neuen Behandlungsmethoden: Meerrettich auf Baumwolle gerieben und in die Ohren gesteckt zum Beispiel. Oder homöopathische Methoden. Der Neffe Beethovens berichtete im August 1825 über einen Beamten, der schon seit zehn Jahren schwerhörig sei. Sein homöopathischer Arzt habe ihm „Pulver in unglaublich kleinen Dosen“ gegeben und er müsse eine strenge Diät einhalten. Beethoven schien sich nach dem Erfolg zu erkundigen. Der Neffe: „Es wird schlechter statt besser.“ Beethoven suchte vermutlich nach einer Erklärung und der Neffe lieferte seine Idee: „Sie richten sich nach der Mode. Denn wie man sieht, finden auch in der Medizin Moden statt.“ 9 Natürlich ist Beethovens Neffe Karl häufig als Gesprächspartner in den Konversationsheften anzutreffen, ebenso Beethovens Bruder Johann. Über diese Verwandten hinaus aber auch Helfer Beethovens im Alltag wie natürlich Anton Schindler, aber etwa auch die Geiger Karl Holz und Ignaz Schuppanzigh, beide Mitglieder jenes berühmten Streichquartetts, das Beethovens späte Quartette aus der Taufe hob. Die heute noch erhaltenen 139 Konversationshefte bieten allerdings so viel Material, das wir hier in der SWR 2 Musikstunde diese Quelle nur schlaglichtartig beleuchten können. Und so wird es zum Beispiel morgen unter anderem um den vermeintlichen Besuch gehen, den der damals elfjährige Franz Liszt dem Maestro in Wien abgestattet haben soll. Außerdem werden wir Beethoven bei seinen schwierigen Vorbereitungen zur Uraufführung seiner 9. Sinfonie über die Schulter blicken und Anton Schindler von Beethoven – vermutlich wüst beschimpft – von einem gemeinsamen Essen nach dem Konzert flüchten sehen. 1‟55 8. Musik Ludwig van Beethoven Finale: Allegro – Presto aus: Sonate Nr. 7 in c-moll op. 30 Nr. 2 3. <7> 5„30 Anne-Sophie Mutter, Violine Lambert Orkis, Klavier WDR 5033 908 Der letzte Satz aus Beethovens Violinsonate in c-moll op. 30 Nr. 2 gespielt von Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis beschloss die heutige SWR 2 Musikstunde. Mein Name ist: Susanne Herzog. Ich sage tschüss und bis morgen. 0„13
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