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Kotierte Schweizer Aktiengesellschaften auf dem analytischen Prüfstand – IFBC Jahrespublikation „Dialog“ schafft T
by Karim Serrar - schweizeraktien.net - http://www.schweizeraktien.net
Kotierte Schweizer Aktiengesellschaften auf dem analytischen
Prüfstand – IFBC Jahrespublikation „Dialog“ schafft
Transparenz
by Karim Serrar - Donnerstag, Juli 14, 2016
http://www.schweizeraktien.net/blog/2016/07/14/quotierte-schweizer-aktiengesellschaften-auf-demanalytischen-pruefstand-ifbc-jahrespublikation-dialog-schafft-transparenz-10427/
Insgesamt 114 Jahresabschlüsse von kotierten Schweizer Unternehmen liefern die Basis für das
herausragende Kompendium mit zahlreichen interessanten analytischen Ergebnissen, die auch Aufschluss
über aktuelle Trends und Prioritäten sowie berechtigte Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr bieten.
Ausgenommen von der Untersuchung bleiben Finanz- und Immobilienunternehmen. Der Fokus liegt auf
Industrie und industrienahen Wirtschaftszweigen.
Die Publikation geht in einer Reihe von Beiträgen den für Investoren wichtigen Fragen wie
Kapitalkosten, Ausschüttungspolitik und Total Shareholder Return nach und überrascht mit teilweise
verblüffenden Erkenntnissen auf solider Datenbasis.
Economic Profit
Der einzige kritische Punkt ist die für die Nicht-Experten unter den Lesern etwas unvermittelte
Einführung des Terminus "Economic Profit" ohne das Konzept des "Economic Value Added" oder
E.V.A. detailliert zu erläutern. Dieses wurde von Joel Stern entwickelt und bildet mit dem "Market Value
Added" oder M.V.A. ein Gesamtkonzept zur Asset Allocation auf der operativen Ebene wie in
Anlagekonzepten. In den USA sind das feststehende Begriffe, zumindest in professionellen
Anlegerkreisen, doch in Europa gibt es nur wenige Manager und Portfolio Manager, die damit wirklich
vertraut sind. Für Nicht-Analysten sind NOPAT, WACC und ROIC so unverständlich wie chinesisch für
Nicht-Sinologen.
Kapitalkosten und Performance
Vereinfacht ausgedrückt, sind nach dem EVA-Konzept nackte Umsatz- und Gewinnzahlen oder deren
Steigerungsraten für Investoren nichtssagend, wenn sie nicht ins Verhältnis zu den Kosten des
eingesetzten Kapitals gesetzt werden. Ein Unternehmensgewinn, der absolut hoch scheinen mag, aber mit
noch höheren Kapitalkosten erwirtschaftet wird, vernichtet Wert. Und weiter gedacht, drückt sich dies
dann in einem niedrigeren Marktwert des Unternehmens an der Börse aus, die ja ein
Diskontierungsmechanismus ist. Oder, im besseren Fall, wird Marktwert geschaffen, indem der
ökonomische Gewinn höher ausfällt als die dafür erforderlichen Kapitalkosten. EVA und MVA bieten
eine überlegene, wenn auch nicht ganz einfach zu verstehende, Analysemethodik, die es verdient auch
dem breiteren Anlegerpublikum so vermittelt zu werden, dass es die Methodik zu seinem Vorteil nutzen
kann.
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Stagnierender Umsatz und Gewinnrückgang
Das Jahr 2015 war für Schweizer Unternehmen nicht zuletzt aus Währungsgründen eine
grosse Herausforderung. Bereinigt um Währungseinflüsse ist der Umsatz der untersuchten Unternehmen
um 5,2% gestiegen, doch der Nettowährungseffekt von -4,9% schmälerte das Wachstum auf real 0,3%.
Dies schlug sich in einem gegenüber 2014 um 7,2 Mrd. CHF gesunkenen Gewinn von nunmehr 19 Mrd.
CHF nieder. Insgesamt 63% der untersuchten Unternehmen wiesen einen positiven Economic Profit auf,
6% weniger als im Vorjahr. 39% konnten ihn sogar steigern. Wichtige Einflussfaktoren waren tiefere
Beschaffungskosten, Währungsgewinne für Exporteure in den Dollarraum sowie die Auswirkungen der
Sanktionen gegen Russland und die Wachstumsabschwächung in so wichtigen Märkten wie China und
Brasilien.
Unternehmen wollen Opportunitäten nutzen
Die Unternehmen wollen trotz der nicht einfachen Marktbedingungen weiter wachsen und sehen in
Innovationen, der Digitalisierung und Automatisierung, dem Internet-of-Things (IoT) und der Industrie
4.0 die Chancen hierzu. Bei der Branchenbetrachtung ist die Qualität des Economic Profit in der Chemie
und Industrie, im Konsumgüterbereich und im Gesundheitswesen besser und nachhaltiger als in den
Bereichen Verbraucherservice, Telekom und Versorger sowie Technologie. 46% der Unternehmen
wollen ihr Umsatzwachstum forcieren, 37% arbeiten an der Steigerung der Kosteneffizienz und 50%
wollen die Kapitaleffizienz verbessern. 2015 war es zu Margeneinbussen gekommen, unter anderem
wegen nicht-währungskongruenter Fixkosten. 45% der Unternehmen planen Verlagerungen,
Restrukturierungen und Veräusserungen.
Die grössten Wertschöpfer, gemessen am Economic Profit, waren 2015 Nestlé und Emmi aus dem
Konsumgüterbereich sowie Galenica, Actelion und Cosmo Pharmaceutical aus dem Life Sciences
Bereich. Nestlé und Emmi konnten das EBIT sogar steigern, trotz eines Wachstumsrückgangs. Insgesamt
lag der Total Shareholder Return, die Summe aus Kursgewinn und Dividendenrückfluss, im vergangenen
Jahr bei 7,6%. Die Kosten des Eigenkapitals kalkuliert IFBC mit 8,8%.
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Entwicklung des Aktienkurses von Nestlé seit 1998. Quelle: SIX Swiss Exchange.
M&A Statistik
Besonders interessant sind die statistischen Werte zum M&A Markt. Nach IFBC Erhebung sind 96% der
globalen öffentlicher Übernahmeangebote freundlicher Natur, wovon wiederum 91% erfolgreich sind.
Demgegenüber seien weniger als 50% der "hostile take-overs" erfolgreich. Bei Betrachtung der M&A
Transaktionen zwischen 2010 und 2015 mit Schweizer Beteiligung auf mindestens einer Seite sind 92%
Bar-Offerten, die jedoch nur 62% des Volumens repräsentieren. Die Übernahmeprämien lagen im
Zeitraum 2010 bis 2015 im globalen Durchschnitt bei 30%, in Europa bei 26%. In der Schweiz rangieren
die Prämien zwischen 23% und 40%, je nach Branche und Einzelfall. Die an der SIX kotierten
Unternehmen gaben 2015 rund 30 Mrd. CHF für Akquisitionen aus. Davon entfallen 22 Mrd. CHF auf
Novartis und Lafarge-Holcim. Durch Veräusserungen erhielten die beiden im Gegenzug 8 Mrd. CHF
bzw. 6,5 Mrd. CHF.
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Median Prämie pro Branche (in %). Quelle: IFBC Dialog - Finance Edition, Juni 2016.
Erhöhtes Bewertungsniveau
Angesichts des andauernden Tiefzinsumfeldes sind inzwischen die bei M&A Transaktionen bezahlten
Preise auf das höchste Niveau seit 2007 gestiegen. Im Median erreichen die EBITDA-Multiples 2015
einen branchenübergreifenden Durchschnittswert von 10,9. Akquisitionen können zwar durch Synergien
erheblichen Wert schaffen, doch ein zu hoher Kaufpreis vernichtet aus Aktionärssicht Wert und drückt
sich in einer fallenden Börsenbewertung aus. 21% der Unternehmen wollen dennoch durch Akquisitionen
wachsen, 22% durch eine verbesserte Kosteneffizienz und 26% durch Innovationen und neue
Produktangebote. Insgesamt erwarten die Analysten für 2016 einen Umsatzanstieg der Unternehmen um
4,4%, nachdem im Vorjahr währungsbedingt ein um 0,7% rückläufiger Umsatz zu verzeichnen war. Die
EBITDA-Marge wird sich nach Einschätzung der Analysten auf 12,9% im Median entwickeln, ein
Anstieg um 1,2% im Vergleich zum Vorjahr.
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Entwicklung EBITDA-Multiples kotierter Schweizer Industrieunternehmen. Quelle: IFBC Dialog Finance Edition, Juni 2016.
Dividenden und Ausschüttungsquote steigen
Die Dividendenausschüttungen für 2015 werden im laufenden Jahr über 31,8 Mrd. CHF betragen, 3,76%
mehr als im Vorjahr. Allerdings steigt die Ausschüttungsquote als Prozentsatz des Gewinns von 34,9%
im Vorjahr auf nun 43,1% an. 62,3% der Unternehmen erhöhen die Dividende oder halten sie
unverändert. Langfristig betrachtet pendelt die Dividendenrendite des Gesamtmarktes seit langem um die
2%. Die grössten Dividendenzahler der Schweiz sind, wenig überraschend, Nestlé und Roche mit je 6,9
Mrd. CHF sowie Novartis mit 6,4 Mrd. CHF. Damit kommt rund ein Drittel der Dividendenzahlungen in
der Schweiz aus Basel.
Zinsniveau im Vergleich zum Dividendenniveau. Quelle: IFBC Dialog - Finance Edition, Juni 2016.
Fazit:
Die kotierten Schweizer Unternehmen weisen angesichts des herausfordernden globalen Umfeldes eine
wiederum unter Beweis gestellte hohe Resilienz und Nachhaltigkeit auf. Die Unternehmen verstehen es,
sich mehrheitlich auch widrigen Marktbedingungen erfolgreich anzupassen und ihre führende Stellung in
den jeweiligen Industrien zu behaupten und sogar auszubauen. Dass trotz eines in Summe rückläufigen
Gewinns die Dividendenzahlungen steigen, ist als Signal zu werten. Die Unternehmen sind zuversichtlich
und auf gutem Weg durch Innovationen und Effizienzsteigerungen ihre ambitionierten Ziele auch zu
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erreichen. Störfeuer kommt nach dem Brexit erneut von der Währungsfront. Weitere Risiken resultieren
aus weltpolitischen und makroökonomischen Entwicklungen, die zwar gemanaged, aber nicht kontrolliert
werden können.
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