Ausgabe | 26 08. Juli 2016 powered by Pharma Übernahmen in der Chemiebranche erreichen Rekordzahlen Chemieunternehmen steuern einer Studie zufolge in diesem Jahr auf einen neuen Rekord bei Übernahmen zu W enn sich der Trend des ersten Halbjahres fortsetze, könnte 2016 das Jahr mit den bislang teuersten Unternehmensübernahmen in der Chemiebranche werden, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. „Die Ankündigung der Mega-Fusion zwischen Dow Chemical und DuPont im vergangenen Jahr hat die Branche in Bewegung versetzt“, erklärte PwC-Chemieexperte Volker Fitzner. „Bis Ende des Jahres können wir sicherlich mit einer weiterhin hohen Dynamik im M&A-Markt rechnen.“ Im ersten Halbjahr gab es der Studie zufolge weltweit 89 Deals mit einem Gesamtvolumen von fast 137 Milliarden Dollar. Im vergangenen, ganzen Jahr wurde ein Transaktionsvolumen in Höhe von 230 Milliarden Dollar erreicht. PwC berücksichtigte dabei Fusionen und Übernahmen ab einem Volumen von 50 Millionen Dollar. In den USA hatten im Dezember die Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont die größte Fusion aller Zeiten in der Chemiebranche angekündigt. Mit den bisherigen Transaktionen sind die Anzahl und Volumen der Deals ab 50 Millionen Dollar, 1. Halbjahr 2016. M&A-Aktivitäten damit bereits jetzt größer als die Aktivitäten der Gesamtjahre 1998 bis 2014. Vor allem in Europa haben sich die Aktivitäten verstärkt. In den ersten Monaten verdreifachte sich der Anteil der Transaktionen mit europäischer Beteiligung. „Europa hat im ersten Halbjahr 2016 ein fulminantes Comeback hingelegt“, so Grafik: PwC Fitzner von PwC. „Das schon jetzt rekordverdächtige Transaktionsvolumen im laufenden Jahr lässt sich nicht zuletzt auf die deutlich gestiegenen Übernahmeaktivitäten europäischer Firmen und Investoren zurückführen.“ Auch in der Eurozone zeigte sich ein Anstieg. Die Zahl der Deals mit Beteiligung Analyse Versicherte schulden Krankenkassen Milliarden Nicht nur niedrige Zinsen und steigende Arzneimittelpreise belasten die deutschen Krankenkassen. Immer stärker steigen mittlerweile die Schulden der Versicherten bei den Kassen an. Innerhalb nur eines Jahres stiegen die Beitragsschulden noch einmal um 1,2 Milliarden Euro, so die aktuellen Zahlen des GKV-Spitzenverbandes. Insgesamt schulden die Versicherten den Krankenkassen mittlerweile 4,48 Milliarden Euro. 2011 waren es noch gut eine Milliarde Euro. Vor allem freiwillig Versicherte konnten bzw. wollten nicht zahlen. Insolvenzen, finanzielle Instabilität und vorübergehende Zahlungsunfähigkeit seien die Gründe. Viel können die Kassen hier jedoch nicht unternehmen. „Bei Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, den notwendigen Lebensunterhalt einschließlich der Aufwendungen für die Krankenversicherung aus eigenen Kräften und Mitteln zu bestreiten, sind die Instrumente zur Durchsetzung des Beitragsanspruchs weitgehend wirkungslos“, so der GKV-Spitzenverband. Entsprechend fordert der Verband die Regierung zur Unterstützung auf. Wenn es eine staatliche Versicherungspflicht gebe, so bedürfe es auch einer staatlichen Finanzierung bei Beitragsausfällen. Gerade mit Blick auf die hohen Arzneimittelpreise sind die Kassen auf die Beiträge angewiesen. „Es ist an der Zeit, dass bei den Arzneimitteln endlich der Nutzen für die Versicherten und nicht mehr der Gewinn für die Pharmaindustrie im Vordergrund steht“, sagt Doris Pfeiffer von der GKV. Eine aktuelle Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt jüngst, dass Deutschland in Sachen Arzneimittelpreise Spitzenreiter in der EU ist. So lagen beispielsweise die Preise in Großbritannien 16 Prozent und in Dänemark sogar 27 Prozent unter denen in Deutschland. In Frankreich lagen die Preise sogar 30 Prozent unter den deutschen. Nach einem erneuten Rekordanstieg lagen die Arzneimittelausgaben der deutschen Kassen 2015 bei 37,0 Milliarden Euro. 1 powered by Ausgabe | 26/16 aus der Eurozone stieg von 6 auf 16 Prozent. Schon in den ersten sechs Monaten wurden damit mehr Transaktionen mit Beteiligten aus der Eurozone durchgeführt als im gesamten vergangenen Jahr. Das Volumen liegt derzeit bei 109 Milliarden Dollar. Mit der geplanten Übernahme des USSaatgutriesen Monsanto durch Bayer stehe die Chemiebranche vor dem größten Deal aller Zeiten, der komplett in bar bezahlt werden soll. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geht davon aus, dass der Konsolidierungstrend anhält, vor allem in der Agrar- sowie der Spezialchemie. „Deutsche Firmen sind hieran maßgeblich beteiligt und schärfen ihre Portfolios mit Zukäufen von US-Unternehmen“, sagte Vir Lakshman von KPMG. So hatte etwa der Spezialchemiekonzern Evonik im Mai angekündigt, für 3,8 Milliarden Dollar eine Sparte des USKonzerns Air Products übernehmen zu wollen. BASF setzt mit dem 3,2 Milliarden Dollar schweren Kauf des Lackspezialisten Chemetall ebenfalls auf das Spezialchemiegeschäft. Während europäische Unternehmen verstärkt auf Einkaufstour gehen, steigt gleichzeitig das Interesse von ausländischen Investoren an ihnen. So will etwa ChemChina den Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta für 43 Milliarden 08. juli 2016 Dollar kaufen. „Die Patente, das technische Know-how sowie die strategisch gute Marktpositionierung europäischer Chemieunternehmen wecken die Kauflust ausländischer Investoren, allen voran aus China“, sagte Fitzner. Allerdings liegt der regionale Schwerpunkt der M&A-Aktivitäten weiterhin in China selbst. „Durch eine stetige Konsolidierung der heimischen Chemieindustrie versucht die chinesische Regierung international konkurrenzfähige Großkonzerne zu schaffen“, so Fitzner. „Neben dem Zukauf ausländischen Know-hows ist dies die zweite Säule ihrer Branchenstrategie.“ Wirtschaft Jedes zweite Krankenhaus setzt auf Fundraising In Zeiten schwieriger Finanzierung ist die Erschließung neuer Finanzquellen für deutsche Krankenhäuser sehr wichtig S penden und Investieren ist in Deutschland nicht nur bei Crowdfunding-Aktionen der Fall. Immer öfter profitieren auch Krankenhäuser mittlerweile davon. 60 Prozent der deutschen Krankenhäuser nutzten in den vergangenen drei Jahren Fundraising als Finanzquelle, wie eine aktuelle Studie von Roland Berger zeigt. „Im Mittel nehmen die Kliniken rund 500.000 Euro Spenden ein“, so die Studie. Davon seien rund 90.000 Euro für Kosten abzuziehen. „Auf diese Weise erreichen Kliniken mit Fundraising einen Return on Investment (ROI) von über 400 Prozent.“ Fundraising ist gerade für Krankenhäuser in ihrer eigenen Region eine gute Möglichkeit, neue Projekte etc. zu finanzieren. Meist werden Krankenhäuser von Spendern aus der Region mit Finanzmitteln bedacht. Vor allem Privatpersonen zeigen hier eine hohe Spendenbereitschaft. Unternehmen werden von etwa 60 Prozent der Krankenhäuser für Fundraising angesprochen. Immerhin rund 90 Prozent der befragten Krankenhäuser geben an, dass die Fundraising-Aktivitäten im eigenen Haus in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden. Denn fast alle Kliniken konnten mit Fundraising-Kampagnen ihre eigene Außendarstellung verbessern. Die Mehrheit der Kliniken investiert die erhaltenen Spenden zum Großteil nämlich in zusätzliche Angebote für Patienten. Ein Großteil der Kliniken investiert in zusätzliche Angebote für Patienten, Prozent der Nennungen. Grafik: Roland Berger Dieser Einsatz der Mittel und ein stetiger Kontakt zu den Spendern können für die Krankenhäuser sehr lukrativ sein. So seien auf diese Weise der Studie zufolge jährliche Einnahmen im hohen sechsstelligen Bereich und mehr möglich. „Gemessen am Gesamtbudget oder Umsatz der Krankenhäuser sind diese Summen eher klein. Allerdings sind sie direkt ergebniswirksam und im Rahmen der Zweckbindung relativ frei verwendbar“, sagt Peter Magunia von Roland Berger. Dies mache die Fundraising-Einnahmen für Kliniken besonders wertvoll. 2 powered by Ausgabe | 26/16 08. juli 2016 Forschung Bohren adé: Zahnfüllungen regenerieren sich selbst Wissenschaftler haben eine neue Zahnfüllung entwickelt, die die Zähne dazu animiert, sich selbst zu heilen D er Gang zum Zahnarzt kann sehr unangenehm werden, wenn Karies die Zähne befallen hat. Mithilfe eines Bohrers muss dann das entsprechende Gewebe entfernt und eine Füllung durchgeführt werden. Nicht immer reichen diese Maß- zellen in der Zahnpulpa stimulieren. Erste Tests fielen bereits positiv aus. Die Zahnfüllung konnte die Umwandlung von Stammzellen in Dentin erreichen. Das Dentin (Zahnbein) ist ein hartes Gewebe, das die Hauptmasse vom Zahn darstellt. Wissenschaftler der niederländischen Universität Groningen haben einen anderen Ansatz für Kariesbefall entwickelt. Der Zahnersatz stammt aus Kunstharz und wird mit einem 3D-Drucker hergestellt. Das Besondere: Das Kunstharz enthält ein Mit der neuen Zahnfüllung könnte Zähnen geholfen werden, sich selbst zu helfen. nahmen jedoch aus. Oft wird auch eine Wurzelbehandlung notwendig. Hilft auch das nicht, könnte ein Ziehen des Zahnes als letzte Maßnahme herangezogen werden. Wissenschaftler der Universität Harvard und der Universität Nottingham wollen dies nun mit einer neuartigen Füllung umgehen. Diese wird wie eine herkömmliche Füllung in den Zahn injiziert und mit UV-Licht gehärtet. Dort soll sie die Stamm- Es ist im Gegensatz zum Zahnschmelz ein lebendes Gewebe. Mittels eines Prozesses der Biomineralisation kann Dentin neu gebildet werden. „Die bisherigen Zahnfüllungen sind für die Zellen toxisch und deshalb nicht kompatibel mit dem Pulpagewebe“, sagt Adam Celiz von der University of Nottingham. Die neu entwickelte Zahnfüllung hingegen sei synthetisches Biomaterial, das den Zahn nicht angreife. Foto: Flickr/ westpark/CC by nc nd 2.0 spezielles Salz. Kommen Bakterien damit in Berührung, sterben sie. Das Salz besitzt eine positive elektrische Ladung. Das sorgt dafür, dass die negativ geladenen Membranen der Bakterien kaputt gehen. Tests zeigten, dass bei einem künstlichen Zahn ohne das Salz kaum mehr als 1 Prozent der Bakterien abstarb. Bei dem Zahn mit speziellem Salz waren es immerhin 99 Prozent. Der Prototyp befindet sich gerade in einer klinischen Testphase. 3 powered by Ausgabe | 26/16 08. juli 2016 Forschung Freiberger kreieren lebensechte Organe Im Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen werden lebensechte Organe entwickelt Mehrere Organe konnten die Wissenschaftler schon kreieren, am Ende soll ein ganzer Mensch lebensecht nachgebildet werden. Die Deutschen Gesundheits Nachrichten sprachen mit dem Institut über den aktuellen Stand der Forschungen. Menschliche Organe aus Gelatine, Chemikalien, Farben und Faserstoffen, die so echt aussehen, dass man sie kaum von dem Original unterscheiden kann: Daran arbeiten Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Leder und Kunststoffbahnen GmbH (FILK). Chirurgen sollen damit trainieren. Doch nicht nur die Hülle ist getreu nachgebildet. Sitzt ein Schnitt des Chirurgen falsch, gelangt beispielsweise aus der angeschlagenen Galle eine echt wirkende Gallenflüssigkeit. Die Entwicklung des Instituts würde es zukünftig erlauben, Tierversuchs-Organe und somit das Töten der Tiere dafür überflüssig zu machen. Deutsche Gesundheits Nachrichten: Wie hoch war die finanzielle Stütze, die Sie vom BMWi erhalten haben? Pressesprecherin Claudia Franz: Die Forschungsarbeiten umfassten zwei Projekte, eines davon mit Partnern, die aus Förderprogrammen des BMWi anteilig unterstützt wurden. Sind Ihre Forschungen abgeschlossen? Folgende Operationen sind fertig: Die Entnahme der Gallenblase, des Blinddarms und eine Gastroskopie. Geplant wird derzeit noch das Nachstellen des Operationskanals von der Eröffnung bis zum Zielgebiet. Außerdem sollen individualisierte Trainingslösungen auf Basis von medizinischen Bilddaten (MRT, CT, US) durchgeführt werden. Haben Sie bereits Anfragen aus der Medizin für diese Organe erhalten oder aus der Wirtschaft? Dr. Gert Kühn aus dem Kreiskrankenhaus Freiberg und Marit Baltzer vom FILK Freiberg. Derzeit werden präparierte Organpakete, die Schlachttieren entnommen wurden für 120 € oder mehr für Trainingszwecke angeboten. Einfache Trainingstools zum Üben von chirurgischen Nähten oder Knoten liegen bei 30 bis 50 €. Die Preise unserer Modelle werden sich in diesem Gesamtumfeld einordnen, lagerfähig und geruchsfrei sein. Können Sie anhand eines Organs erklären, wie der Herstellungsprozess funktioniert? Ja, aus der Medizin. In welchem Kostenbereich würden Ihre Organe liegen? Jedes Organ (Leber, Galle, Blinddarm, Darm, Magen) wird unterschiedlich hergestellt. So unterschiedlich wie die Aufgaben und Foto: FILK die Anatomie dieser Organe sind, sind verschiedene Techniken anzuwenden (Gießen, Extrudieren, Spritzgießen, etc). Auf Basis von Kollagen und modifizierten Derivaten davon werden Mischungen hergestellt, durch Zugabe von Additiven die Endeigenschaften eingestellt und die Materialien verarbeitet. Einige Kombinationen erfordern eine manuelle Nacharbeit (z.B. Integration der Galle in das Gallenbett). Das Besondere an den Organen ist, dass Haptik, Bildgebung und chirurgische Techniken (auch Laser und HF Chirurgie) daran analog zu realem Gewebe geübt werden können. 4 powered by Ausgabe | 26/16 08. juli 2016 Politik Flüchtlinge wurden Opfer vom Organhandel Wie sich zeigt, machen die Schlepper nicht nur Geld mit dem Transport der Flüchtlinge, es gibt auch Verbindungen zum Organhandel Foto: EU-Kommission D er ehemalige Schmuggler Nuredein Whabrebi Atta, der zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, hat mit seinen Aussagen bei den italienischen Polizei ganz neue Ermittlungen im Zusammenhang mit dem anhaltenden Flüchtlingsstrom ins Rollen gebracht. Atta berichtete der Polizei, dass Flüchtlinge, die für die Überfahrt über das Mittelmeer nicht bezahlen konnten, „für 15.000 Euro an Gruppierungen, vor allem Ägypter, verkauft worden, die ausgestattet waren, um Organe zu entnehmen“, zitiert ihn der britische Independent. Mithilfe der Aussagen Attas konnte nach Bestätigungen der italienischen Polizei ein entsprechendes Netzwerk ausgehoben werden. 38 Personen, die darin verwickelt sein sollen, wurden festgenommen. Unter ihnen befand sich auch ein italienischer Staatsbürger, außerdem wurden 25 Eritreer und 12 Äthiopier fest- genommen. Innenminister Alfao sprach von einem „harten Schlag“ gegen das kriminelle Netzwerk, das Rom für die finanziellen Transaktionen genutzt haben soll. 500.000 Euro in bar soll die Polizei zudem in einem Kosmetikladen in Rom beschlagnahmt haben. Ähnliche Vorfälle gab es bereits 2010 als mehrere Zehntausend Flüchtlinge von Schleusern nach Israel gebracht wurden. Damals wurden die Flüchtlinge häufig „von organisierten Kriminellen abgefangen und nur gegen Lösegeld freigelassen“, so die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte. „Wenn die Flüchtlinge von ihren Familienmitgliedern nicht freigekauft werden können, werden sie, nach Angaben der UN Refugee Agency, an Banden im Nord-Sinai verkauft, wo sie meist getötet und ihrer Organe beraubt werden.“ Erst im Juni hatte die indische Polizei einen Organhändler-Ring gesprengt. Ein privates Krankenhaus in Neu Delhi hatte Organe an gut betuchte Patienten verkauft. Dabei seien Dokumente gefälscht worden, um zu zeigen, dass die armen „Spender“ mit den Patienten verwand seien. Fünf Verdächtige, darunter zwei Angestellte eines Arztes, wurden festgenommen. Das Krankenhaus will nichts von dem Handel gewusst haben. Ende Juni hatte das Deutsche Kinderhilfswerk neue Untersuchungen zu den etwa 8.500 vermissten Flüchtlingskindern gefordert. „Diesen Kindern drohen Ausbeutung, Sexarbeit, Sklaverei oder sogar Organhandel“, sagte der Präsident der Organisation, Thomas Krüger, damals. „Jedem vermissten Kind, egal ob es aus Deutschland oder einem anderen Land kommt, müssen wir größtmögliche Aufmerksamkeit widmen.“ 5 powered by Ausgabe | 26/16 08. juli 2016 Gentechnik Nobelpreisträger fordern mehr Gentechnik Über 100 Nobelpreisträger haben das Ende einer Anti-Gentechnik-Kampagne von Greenpeace gefordert Der Golden Rice soll den Vitamin-A-Mangel vieler Menschen ausgleichen können. Foto: Flickr/Josep Folta/CC by nc 2.0 Der Einsatz von Gentechnik ist umstritten, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Medizin. Neben Kirchen macht sich auch Greenpeace dafür stark, dem Einsatz der Gentechnik einen Riegel vorzuschieben. Nun melden sich jedoch Wissenschaftler zu Wort. In einem offenen Brief haben sich 107 Nobelpreisträger an Greenpeace gewandt und fordern die Nichtregierungsorganisation auf, ihre Anti-Gentechnik-Kampagne zu beenden. Konkret geht es beispielsweise um die heiß diskutierte Reissorte Golden Rice. Diese wurde gentechnisch modifiziert, um bei Kindern in Entwicklungs- und Schwellenländern den Vitamin-A-Mangel zu beseitigen. Ein Vitamin-A-Mangel kann zur Erblindung oder schlimmstenfalls auch zum Tod führen. Greenpeace und andere Organisationen sprechen sich jedoch gegen den Reis aus und beziehen sich in ihrer Argumentation vor allem auf nicht vorhersehbare Langzeitfolgen, die der Golden Rice mit sich bringen könnte. „Wir sind Wissenschaftler“, heißt es in dem Brief an Greenpeace. „Wir verstehen die Logik der Wissenschaft. Es ist einfach zu sehen, dass das, was Greenpeace tut, gefährlich und anti-wissenschaftlich ist“, so Initiator Richard Roberts vom New England Biolabs. Sie fordern daher Greenpeace und deren Unterstützer auf, die Erfahrungen der Landwirte und Konsumenten weltweit mit gentechnisch verändertem Essen und Samen noch einmal zu überprüfen sowie die Erkenntnisse von Zulassungsbehörden und angesehenen wissenschaftlichen Institutionen. Schließlich hatten diese widerholt bestätigt, dass gentechnisch veränderte Nahrungs- und Lebensmittel sicher seien, wenn nicht sogar sicherer als Lebensmittel aus anderer Herstellung, heißt es im Brief. „Es hat noch nie einen einzigen Fall gegeben, der negative gesundheitliche Folgen beim Menschen oder bei Tieren nach dem Verzehr (gentechnisch veränderter Lebensmittel) bestätigt hätte.“ Greenpeace leitet die Widersacher von Golden Rice, der das Potential hat, den Tod und die Erkrankungen in Folge vom Vitamin-A-Mangel zu reduzieren. Greenpeace lässt sich jedoch von dem offenen Brief der Nobelpreisträger nicht beeindrucken. „Greenpeace sieht in gentechnisch verändertem Reis keine Lösung für Ernährungsprobleme. Daran ändert auch der Vorwurf von über 100 Nobelpreisträgern nichts“, so die Organisation in einer Antwort auf den offenen Brief. Man verweise darauf, dass der transgene Reis laut seinen Entwicklern noch gar nicht einsatzbereit sei. „Statt viel Geld in High-Tech-Labore zu stecken, müssten Armut und einseitige Ernährung angegangen werden“, so Greenpeace. Dirk Zimmermann von Greenpeace zufolge sei noch nicht einmal erwiesen, dass das per Gentechnik in den Reis eingebaute Beta-Carotin vom Körper in ausreichend Vitamin A umgewandelt werden könne. „Sicher ist: Der gentechnisch veränderte Reis würde traditionelle Reissorten und wilden Reis verunreinigen“, so Zimmermann. „Damit stünde die Sicherheit eines Grundnahrungsmittels für mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung auf dem Spiel“: Greenpeace zufolge durfte an der Pressekonferenz der Nobelpreisträger in der vergangenen Woche kein Greenpeace-Vertreter teilnehmen. Vielmehr soll dem US-Mitarbeiter Charlie Cray nach eigenen Angaben von einem ehemaligen Manager des GentechnikKonzerns Monsanto der Zutritt verweigert worden sein. „Besagter Reis ist weiterhin nur ein Forschungsprojekt mit gut geölter PR-Maschinerie“, so Zimmermann. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blogform-group. com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
© Copyright 2024 ExpyDoc