Handelsblatt - Die Onleihe

DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G
Londons Erbe
Trendviertel 2016
Brexit-Revoluzzer
EU-Finanzplätze hofieren Banken, die England verlassen. S. 22
Wohnen in Düsseldorf ist günstiger als in
München oder Hamburg – noch. S. 36
Harold James: „Briten
protestieren gegen Eliten.“ S. 48
G 02531 NR. 127
PREIS 2,80 €
DIENSTAG, 05. JULI 2016
Kurz notiert
Angriff auf Europa
Nach dem Schock über das
Brexit-Votum geht die britische
Regierung in die Offensive.
Das Ziel: Großbritannien soll
wettbewerbsfähiger werden
als Europa.
E-Stoxx 50
9709.09
2862.21
-0.69%
-0.72%
Dow Jones
S&P 500
17949.37
2102.95
+0.11%
+0.19%
Gold
Euro/Dollar
1351.07$
1.1156$
+0.69%
+0.18%
STAND: 22:00 UHR
·
Im Anflug: Nicht wenige
SPD-Genossen halten EU-Parlamentspräsident Martin Schulz
für den geeigneten Mann, um
die SPD 2017 in die Bundestagswahl zu führen. Verdächtig
häufig sucht er in letzter Zeit
das Berliner Rampenlicht. Dass
er Parteichef Sigmar Gabriel die
Kandidatur streitig machen will,
weist er offiziell von sich. Doch
es bleiben Zweifel. Seite 6
·
Auferstehung einer Ruine:
Die Eon-Abspaltung Uniper ist
mit vielen Problemen gestartet.
Die Hoffnungen ruhen ausgerechnet auf einem bisherigen
Pannenprojekt: Das Kohlekraftwerk Datteln soll endlich ans
Netz. Doch jetzt droht Ärger
mit RWE. Seite 14
Getty Images, AFP
Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP
Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 €
Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK
Ungarn 1200,00 FT
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Dax
Briten-Premier Cameron, Finanzminister Osborne: Wir können auch ohne Europa.
K. Slodczyk, D. Riedel, K. Leitel London, Berlin
G
ut eineinhalb Wochen hat die britische
Regierung gebraucht, um den BrexitSchock zu verdauen und interne Machtkämpfe um die Nachfolge von Premier
David Cameron zu verkraften. Am Montag verkündete Finanzminister George Osborne einen
Fünf-Punkte-Plan, mit dem das Land eine Rezession
verhindern und Europa angreifen will. Die Botschaft
der britischen Regierung ist unmissverständlich und
selbstbewusst: „Wir können auch ohne Europa.“
Ziel des Fünf-Punkte-Plans ist eine „superwettbewerbsfähige Volkswirtschaft“, sagte Finanzminister Osborne. Dazu sollen die Unternehmensteuern auf unter 15 Prozent gesenkt werden. Es wäre
der niedrigste Satz unter den großen europäischen
Ländern.
Großbritannien
muss superwettbewerbsfähig sein, offen
für Business und
freien Handel.
George Osborne
britischer Finanzminister
Die deutsche Industrie reagierte verhalten auf
die britische Offensive. „Es ist fraglich, ob es sinnvoll ist, bereits vor einem Brexit über Steuersenkungen zu diskutieren“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber dem Handelsblatt. Weniger
Steuern könnten den Nachteil neuer Handelshürden nicht aufwiegen, sagte der ZEW-Ökonom
Christoph Spengel.
Das Brexit-Votum hatte schwere Turbulenzen an
den Finanzmärkten ausgelöst und die britischen
Parteien ins Chaos gestürzt. Ratingagenturen senkten anschließend die Kreditwürdigkeit des Landes,
Ökonomen erwarten geringeres Wachstum.
Cameron und Osborne wollen sich nicht mit
Steuersenkungen begnügen. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ländern wie China will man
stärken und zunehmend in strukturschwache Regionen im Norden Englands investieren.
·
„Wir bremsen uns auch mal“:
Bosch-Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer spricht im Interview mit dem
Handelsblatt über
sein Verhältnis zu
Vorstandschef
Volkmar Denner, seine
volle Kriegskasse und seine
Vision einer total vernetzten
Produktion. Seite 16
·
Die Briten bleiben in der EU:
Österreichs Finanzminister
Hans Jörg Schelling ist bekannt
dafür, dass er nicht lange um
den heißen Brei herumredet.
Daran hält er sich auch im Handelsblatt-Interview. Wie Europa
in fünf Jahren aussehen wird?
„Auch dann werden es noch 28
Mitgliedstaaten sein.“ Seite 8
Waffenexporte: Gabriel in Erklärungsnot
Die Koalition strebt europaweite Kriterien für künftige Rüstungsgeschäfte an.
ker setzen auf eine europäische Harmonisierung.
„Wir müssen uns auf gemeinsame Kriterien beim Rüstungsexport in Europa einigen“, sagte SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold dem Handelsblatt. Zuvor hatte
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) für mehr europäische Rüstungsprojekte und eine gemeinsame Ausrichtung
des Rüstungskontrollsystems geworben.
Dabei müsse man auch zu Kompromissen
bereit sein, sagte er: „Mit unserem Rüstungsexportkontrollregime sind wir nicht
europatauglich.“ Grünen-Vorsitzende Simone Peters attackierte dagegen Schäuble
als „nicht europatauglich“.
Gabriel führt die Verdopplung der Rüstungsexporte auf einige große Geschäfte
(etwa mit Großbritannien und Katar) zurück, die noch von der Vorgängerregierung genehmigt worden seien. Dana Heide
Bericht, Meinung Seiten 10, 12
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Andy Ridder
S
igmar Gabriel wollte es anders machen als seine Vorgänger. Der Bundeswirtschaftsminister plante, die
Rüstungsexporte restriktiver zu handhaben, als er sein Amt antrat. Doch die Zahlen verraten etwas anderes: Die Exporte
haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das entfacht eine Diskussion über
die künftige Ausrichtung der deutschen
Rüstungspolitik. Die Opposition will zurückhaltender agieren, Regierungspoliti-
Anleger stimmen für Fusion:
Für die Anteilseigner der London Stock Exchange ist die Sache klar – sie haben für die Fusion mit der Deutschen Börse
votiert. Damit kommen die beiden Konzerne der Verwirklichung ihrer Pläne ein Stückchen
näher, doch es naht bereits die
nächste Hürde. Seite 28