Dirigenten – Tyrannen oder Freunde? Den Taktstock schwingen kann längst nicht jeder. Um ein Orchester erfolgreich zu leiten, braucht es neben musikalischem Rüstzeug auch Begeisterungsfähigkeit und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Musikerinnen und Musikern. Diese sollten sich ihrerseits entsprechend engagieren und ein maximales Quantum an Pünktlichkeit und Probenfleiß an den Tag legen. Nicht allen Beteiligten beider Seiten sind diese Eigenschaften zu eigen und so kann schnell einmal unnötiger Sand ins Orchestergetriebe geraten. Das gilt für die Anfänge der Stühlinger Musik genauso wie heute. Josef von Schwab (1806) »Die Mitglieder sind dem Kapellmeister nicht nur die erforderliche Achtung, sondern auch Gehorsam schuldig.« 26 Die Archivforschung des Stühlinger Ehrenbürgers Jakob Limberger förderte diesbezüglich eine interessante Aufzeichnung des Obervogts Josef von Schwab zu Tage. Diesem lag im Jahr 1806 das Bestehen der Stühlinger Musikgesellschaft sehr am Herzen und so verfasste er eine ausgeklügelte »Musikordnung«. Sie führte unter dem Punkt »a. Organisation« aus: »Jede Gesellschaft wähle sich zur Erhaltung der Ordnung einen Vorgesetzten, der die Leitung des Ganzen besorgt. Bei der Musik ist das der Kapellmeister... Insoweit der Kapellmeister auch das Haupt der Gesellschaft ist, glaube ich, daß demselben zu bestimmen zukommt, wann und wo die Musikversammlung gehalten werden solle, welche Stücke zu wählen und wer bey der einten oder andern Versammlung zu erscheinen habe. Der Kapellmeister solle alle Jahre durch die Mehrheit der Mitglieder gewählt und dem Amt vorgestellt werden. – c.Uibung – Dem Kapellmeister liegt ob, an Sonn- und Feyertagen abwechselnd Uibung, sowohl in der Harmonie als ganzen Musik zu veranstalten. Doch sollen die Mitglieder niemals über 1 Stunde lang aufgehalten werden.« Über die ersten Dirigenten der »türkischen Musikgesellschaft Stühlingen« gibt es nur bruchstückhafte Informationen. Jakob Limberger führte Obervogt Baur, Josef von Schwab und Josef Merk als Kapellmeister der ersten Zeit an. Baur verließ Stühlingen 1805, Schwab trat danach bis 1813 seine Nachfolge an. Wie lange Merk das Orchester führte ist nicht zuverlässig festzustellen. Alois Kehl Gustav Häusler nennt in seiner 1954 verfassten Festschrift Alois Kehl (1786-1861) als Dirigenten und schreibt, dieser habe »schon von frühester Jugend dahin gewirkt, daß die hiesige türkische Musik sowie die kirchliche Musik aufrecht erhalten worden ist, hat oft seine eigenen Geschäfte versäumt, das Instruieren der Knaben unentgeltlich besorgt.« Kehl soll von 1825-1855 gewirkt haben. Michael Kehl In der von Elmar Zimmermann verfassten Schrift »200 Jahre Stadtmusik Stühlingen« ist über Michael Kehl (1824-1892) zu lesen: »Ihm (Alois Kehl) folgte sein Sohn Michael, der bis zu seinem Tode dirigierte. Michael Kehl brachte den Verein auf eine beachtliche Höhe. Musik verbindet Generationen: Die Dirigenten Adolf Amann und Sylvia Schupp 35
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