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MITTELBADISCHE PRESSE
www.bo.de
Donnerstag, 7. Juli 2016
ORTENAU-REPORTAGE
Ausblick vom Dach des neuen Offenburger Hallenbads auf das alte und die späteren Außenbecken. Im Juli 2017 wird das Freizeitbad eingeweiht.
D
ie Baustelle liegt mitten
im Grünen: Platanen und
Blutbuchen, Ahornbäume
und Linden – sie alle blühen oder fruchten rund
um Tonnen von Beton, Bagger und
Baustellenlärm. In der künftigen Umkleide des neuen Offenburger Freizeitbads riecht es nach Schweißarbeiten. Die Aluverkleidung über der
Haustechnik wird gerade angebracht
– zuletzt die Stücke mit dem Regelknopf. »Im Grunde ist es architektonisch hübsch umbaute Technik«, sagt
Alex Müller, Chef der Technischen
Betriebe Offenburg (TBO).
Denn nicht nur die Raumluft bei
den Umkleiden wird regelmäßig erneuert. Auch in den Spinden soll es
künftig nicht nach Turnschuhen riechen. Deshalb wird eine Lüftung eingebaut. Bislang stehen nur die Fundamente für die Schließfächer, aber
die freien Plätze für die Leitungen
sind schon zu sehen: »Sie werden die
Schränke mit Frischluft durchströmen und diese nach oben ausleiten.«
Ganz oben ist die Flamme des Gasbrenners zu hören: Die Dachterrasse
wird mit Bitumen abgedichtet. Zwei
Mann rücken die schwarzen Platten
mit dem Teergemisch zurecht. »Insgesamt arbeiten rund 60 bis 70 Bauarbeiter auf der Großbaustelle«, so Müller.
Allerdings: Es verläuft sich.
V
on der Terrasse aus blickt man
auf alte Bäume, die Müller einen Glücksfall nennt. Sie lenken fast vollkommen von den Zelten
ab, die derzeit über den beiden Becken
der Außenanlage stehen. »Rechts ist
der Sportbereich, links befinden sich
die Freizeitbecken«, sagt er. Draußen
wie drinnen.
In den Außenbecken wird mit
Hochdruck gearbeitet. »Sie werden derzeit abgedichtet«, sagt Müller. Denn nicht die Fliesen, sondern
der Beton hält später dann das Wasser zurück. Bis in ein paar Tagen
kommt dann der große Test: Die beiden Becken werden mit Wasser gefüllt
Durchzug im Spind
Gestern war Richtfest auf der Baustelle in der Offenburger Stegermattstraße.
Das neue Freizeitbad wächst. Die Technischen Betriebe Offenburg
geben Einblicke in eine Welt der Technik und des Komforts.
Demnächst werden Becken mit Wasser gefüllt und zwei Wochen
stehengelassen. Dann zeigt sich, ob nachgebessert werden muss.
Von B ettina K ühne (T ext)
und über 14 Tage beobachtet. Bleibt es
drin? Oder versickert es? »Noch kann
man leicht nachbessern«, weiß der
TBO-Chef. Drinnen füllt derzeit ein
fast ästhetisches Geflecht aus Baugerüststangen das riesige Sportbecken.
Es endet an einer Decke, die einem Dinosaurierskelett ähnelt: Die Hölzer
biegen sich wellenförmig an der Decke entlang. Die leichten Schwingungen sollen dem Eindruck von quadratisch-praktisch entgegenwirken – und
zugleich den Schall schlucken, der in
solchen Bädern oftmals herrscht.
und
S tephan Hund (F otos)
en Zimmermännern wird die
Arbeit da so schnell nicht ausgehen. Paletten von Hölzern
sind im Bereich des Sportbeckens zu
sehen. Die 20 Zentimeter langen Holzblöckchen harren hinter einem grobmaschigen Draht ihrer Bestimmung:
Sie werden in die Holzdecke eingebaut. Und die, daran lässt Müller keinen Zweifel, wird wirken: »Aufent-
haltsqualität« ist ein Wort, das im
Zusammenhang mit dem Ambiente
aus Holz des öfteren fällt.
Das gilt auch für den Sauna-Trakt,
in dem schon jetzt himmlische Ruhe herrscht. Der Ruhebereich wird
ebenfalls mit Holz ausgelegt. Feucht
ist es auch jetzt schon, und zwar auf
dem Dach: Wasser, das sich dort gesammelt hat, wird über grüne Rohre
ins Freie geleitet. Während die technischen Räume Richtung Schwimmbad
zeigen, kann man aus den vier verschiedenen Saunabereichen den Blick
ins Freie genießen.
Das können auch die Jüngsten,
wenn sie ihren Spaß auf der Reifenrutsche haben: Die Wendeltreppe aus
Metall steht bereits, am Startpunkt
oben kann man in die Baumwipfel gucken, bevor man dann auf eine Glasscheibe zusaust, die das Auffangbecken nach draußen abschirmt.
Draußen robben sich die Bagger
auf ihren Raupenketten voran. Sie
Eine Bildergalerie zu diesem Thema
finden Sie unter :
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D
schaufeln ein Gemisch aus Steinen
und Erde aus dem Boden. »Sie heben
die Baumquartiere aus«, sagt TBOChef Müller. Große Quadrate sind
es, in die ein spezielles Baumsubstrat eingefüllt wird. Auch die Bäume
im Bestand werden damit »gefüttert«,
damit sie die Umbauphase gut überstehen. »Wir mussten umplanen«, erklärt er weiter. Einige der alten Bäume der bisherigen Anlage führten
ihre Wurzeln auf anderen Wegen als
vermutet durchs Erdreich. Um diese
nicht zu zerstören, wurden die Parkplätze verlagert.
M
an kann schon deutlich erkennen, wo die Parkbuchten
künftig liegen werden. Steinmäuerchen markieren die Linien, in
der Mitte sitzen Berge von Sand: der
Untergrund für den Bodenbelag. Eine Schranke regelt später die Zufahrt zum Freizeitbad. Doch noch stehen dort für zwei Jahre die Container,
manche für Menschen, andere für Arbeitsmaterialien. Stefan Schweizer,
Bauleitung von 4a, und sein Kollege von der örtlichen Bauleitung, Anil
Gülpinar, haben beispielsweise hier
ihr Büro.
D
och über kurz oder lang werden sie den Stab weitergeben.
»Wir suchen gerade einen Betriebsleiter fürs Bad«, sagt Müller.
Die Stelle war bereits ausgeschrieben,
das Auswahlverfahren läuft. Gesucht
wird ein Chef oder eine Chefin für die
Betriebsgesellschaft, die ab dem Jahr
2017 rund 200 000 bis 240 000 Badegäste
anlocken soll. »Das sind nur acht Prozent Steigerung über die Jahre«, sagt
Müller zuversichtlich.
Die Parkplätze wurden schon ein
bisschen größer dimensioniert, der
Rest ist auf Zuwachs eingestellt. Das
frühere Frauenbad haben manche
als zusätzliche Fläche im Auge, so der
TBO-Chef. Aber auch die aktuellen
Planungen beinhalten Reserven: Am
Außensportbecken könnte man anknüpfen.
D
och bevor das soweit ist, müssen
erst noch Paletten von Zement
verbaut werden, Fenstergläser
eingesetzt und der Innenausbau vorangehen. »Von außen wird man nicht
mehr so viel Veränderungen sehen«,
betont Müller. Gut, das Dach, bisher
eine Holz-Unterkonstruktion, wird
mit Metall verkleidet. Die schwarzen
Solarabsorber fehlen ebenfalls noch,
die später die Außenbecken wärmen
sollen.
Aber gestern war erst Richtfest, es
bleibt noch Zeit. Und das Wetter war
auch noch nicht so, dass es dringend
ein Freibad gebraucht hätte. Müller berichtet von Zuwächsen im Hallenbad, das nun ganzjährig geöffnet
hat: Im Mai und Juni kamen je über
13 000 Badegäste. Rosalie Ulm, die an
der Kasse sitzt, kommt mit ihnen ins
Gespräch: »Zwar freuen sich alle aufs
neue Bad, aber sie werden ihr altes
auch vermissen.«
Nächste Folge: auf der Rheinfähre von
Kappel-Grafenhausen nach Rhinau und
zurück.
Drei Einblicke: DIe Spinde in den Umkleidekabinen (links) werden belüftet, damit es dort nicht unangenehm riecht. Fundamente und Leitungen sind schon gelegt Das mittlere Foto zeigt das Sportbecken. Und aus der Sauna (rechts) werden die Besucher des Offenburger Freizeitbads ab 2017 auch eine schöne Aussicht ins Grüne haben.