87 „Aus Glauben leben – Grenzen überwinden“ Motto des GAW-Festes 2016 Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Freundesbrief-Nummer lösen wir eine Zusage vom letzten Jahr ein: Die Vorsitzende des GAW-Württemberg, Prälatin Gabriele Wulz (Ulm), trat ihren Dienst als Präsidentin des Gesamt-GAW am 1. Januar 2016 an. Nach etwa 100 Tagen wollten wir nachfragen, wie sich das neue Amt anfühlt: Liebe Frau Wulz, nun sind die ersten 100 Tage in Ihrem neuen Amt als Präsidentin des GAW vorbei. War das der Sprung ins kalte Wasser? Nein. Es war kein Sprung ins kalte Wasser. Die Jahre in der Stellvertretung haben mich gut auf das neue Amt vorbereitet. Trotzdem ist es für mich noch immer ein bisschen ungewohnt, als „Präsidentin des GAW“ angesprochen zu werden. Gabriele Wulz, Präsidentin des GAW Dann bringe ich in der nächsten Frage die Formulierung gleich nochmal! Der Sitz der Prälatin Wulz ist in Ulm, der Sitz der Präsidentin Wulz in Leipzig. Dass Sie es bei Ihrem Terminkalender schaffen, jeden Morgen durch die Leipziger Flure zu laufen, kann ich mir nicht vorstellen. Bereits im Vorfeld hatte ich mit dem Generalsekretär abgeklärt, was ich leisten kann und was nicht. Wir sind gut im Gespräch per Telefon und Mail. So lässt sich die Distanz Leipzig – Ulm auch zwischen den Vorstandssitzungen problemlos überwinden. Eine Brücke in die Diaspora zu sein, das gehört zum Selbstverständnis des GAW. Es bedeutet für Sie jetzt konkret sicherlich ein erhöhtes Reisepensum. Reisen in die Diaspora muss ich langfristig planen und in die Abläufe meines Arbeitsalltags „einfädeln“. Das lässt sich – bis jetzt – ganz gut verwirklichen. Wohin hat Sie Ihre erste Reise geführt? Anfang Mai war ich zusammen mit Cornelia Wolf vom Oberkirchenrat und Enno Haaks, dem Generalsekretär des GAW, in Nordgriechenland, um die Projekte der Flüchtlingsarbeit der Griechisch-evangelischen Kirche Katerini, Flüchtlingscamp zu besuchen und gemeinsam mit unseren Partnern über mögliche Unterstützung und Hilfe zu beraten. Sie waren im zwischenzeitlich geräumten Lager bei Idomeni, aber auch in jenem von Piräus. War es so, wie wir es im Fernsehen sehen? Ja; in Idomeni war die Lage aussichtslos. In Piräus ist es noch schlimmer. Die Menschen kommen nicht weiter. Sie haben keinerlei Perspektive. Weder nach vorne noch zurück. Und diejenigen, die den Flüchtlingen in den bewachten Lagern helfen wollen, tun sich schwer. Sie müssen erst das Vertrauen der Militärs gewinnen, um überhaupt ins Lager zu kommen. Und mitten drin die Griechisch-evangelische Kirche… Ja, mittendrin. Es sind wirklich großartige Menschen, die es als ihre Aufgabe und Verpflichtung sehen, den Geflüchteten zu helfen. Einige konnten wir ja vor kurzem auch auf dem GAW-Fest begrüßen. Sie strahlen eine tiefe Frömmigkeit und Herzlichkeit aus und sagen: Unsere Gemeinde hat sich nach der Vertreibung aus der Türkei hier in dieser Region angesiedelt. Unsere Geschichte verbindet uns mit den Geflüchteten. Ich meine, das ist alles keineswegs selbstverständlich, wenn man bedenkt, in welch schwieriger Lage Griechenland schon ohne die Flüchtlinge steckt. Hat Ihre Reise direkte Konsequenzen? Wir werden die Flüchtlingsarbeit dieser Kirche weiter unterstützen und planen für die nächsten zwei Jahre. In Thessaloniki ist ein Begegnungszentrum geplant und in Milotopos soll weiterer Wohnraum entstehen. Das sind nur wenige Beispiele. Die Synode der Landeskirche hat dem GAW 200.000 Euro für die Flüchtlingshilfe in Griechenland bewilligt, die wir jetzt einsetzen werden. Im Mai wurde ja bereits ein Workcamp von Ev. Jugendwerk Württemberg und dem GAW Württemberg in Griechenland eingerichtet. Ja, das ist vorbildlich: Da richtet ein Dutzend Freiwilliger voller Tatendrang schon die ersten Wohnräume für geflüchtete schwangere Frauen kurz vor der Geburt her, damit wenigstens sie eine feste Unterkunft haben können. Das Leid ist so groß, dass es gut ist, dass es ein ganzes Hilfsnetz von Kirchen und anderen Trägern gibt, in das das GAW eingebunden ist. Und wir Zwischen 11 und 61 Jahren: Die Freiwilligen des workcamps in Griechenland sind dankbar, für alles, was wir dort investieren können. Gibt es noch weitere Reisepläne? Im Juli werde ich zu den christlichen Begegnungstagen nach Budapest reisen und an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Halten nur noch die Kirchen Europa zusammen?“ teilnehmen. Im Sommer möchte ich in Sizilien einige diakonische Einrichtungen der Waldensischen Kirche besuchen. Sie sprachen vorher die Freiwilligen an. Das GAW ist ja gezielt in die Arbeit mit jungen Erwachsenen eingestiegen. Ich denke an den Freiwilligendienst oder die Stipendiaten. Ich glaube, das GAW ist wirklich auf einem guten Weg. Liebe Frau Wulz, herzlichen Dank und alles Gute weiterhin! Aus der Diaspora Frankreich: Seit 1905 gilt in Frankreich die strikte Trennung von Staat und Kirche (laïcité). Nach einem Treffen mit Präsident Hollande saßen nun auf Einladung von Senatspräsident Gérard Larcher am 11. Mai erstmalig Politiker aller Senats-Parteien mit Religionsvertretern an einem Tisch. Dabei ebenfalls François Clavairoly, Präsident der Protestantischen Föderation: „Die Politiker in Frankreich beginnen, neu über religiöse Fragen nachzudenken. Sie spüren, dass sie zur Stärkung der Zivilgesellschaft und unserer Demokratie die in Frankreich vertretenen Religionen brauchen, um dem Extremismus, besonders dem Islamismus, etwas entgegenzusetzen“. Religion als Privatsache - dass „das aber zu wenig ist, spürt man in Frankreich. Als Vertreter der Religionen und insbesondere der christlichen Kirchen müssen wir der herrschenden Angst Vertrauen entgegensetzen. Da haben wir etwas einzubringen. Dazu ruft uns das Evangelium.“ Italien: Die Ev.-luth. Kirche in Italien (ELKI) besucht im Juli 2016 Orte der Reformation in Bayern und Württemberg. Auf dem Programm steht neben Rothenburg o.T. und Schwäbisch Hall auch ein Gottesdienst im Ulmer Münster sowie die Begegnung mit der GAWPräsidentin Gabriele Wulz. Lettland: Die Ev.-luth. Kirche Lettlands hat die Frauenordination mit Synodenbeschluss vom 3. Juni 2016 abgeschafft. 2005 erschien das noch für 2,50 € verfügbare Buch: „Marijas. Lettische Theologinnen melden sich zu Wort“ mit Predigten, Andachten, Betrachtungen, Lebensläufen. Das Buch gibt´s in der GAW-Geschäftstelle. Aussendegottesdienst 05.06.2016, Stiftskirche Tübingen Das ist ein wichtiger Pfeiler unserer Arbeit geworden. Und es freut mich sehr, wie lebendig er ist. Eine notwendige, ermutigende Bereicherung. Die ersten 100 Tage - Ihr Schlusswort? Allein an den wenigen exemplarischen Aktivitäten – zu nennen wäre noch vieles, nicht zuletzt die Frauenarbeit - zeigt sich, dass das GAW durch die aktuellen politischen Entwicklungen zu einem sehr gefragten Gesprächspartner geworden ist und sich einer großen Aufmerksamkeit und zunehmenden Beachtung erfreut. Das finde ich natürlich großartig, auch wenn das mit mehr Arbeit verbunden ist. Seite 2 Freundesbrief Juni 2016 Österreich: Der „Weg des Buches“, eine Initiative der Ev. Kirche A.B., folgt den alten Spuren von Bibelschmugglern und Geheimprotestanten. Vielleicht mögen Sie eine Etappe zwischen Schärding an der bayerischen Grenze, Salzkammergut, Dachstein, Kärntner Nockberge bis an die slowenisch-italienische Grenze nach Arnoldstein/Agoritschach wandern? Es ist ein Buch dazu erschienen. Infos auch unter www.wegdesbuches.at. Ukraine: Aus Öde wird Luther - in Berdjansk am Asowschen Meer gibt es jetzt eine „ul. Luteranska“, eine Luther-Straße. Der frühere Name war Öde. An der Straße liegt die ev.-luth. Christus-Erlöser-Kirche, die 1903 eingeweiht wurde, später eine Schule war, dann Teil einer Universität. 2007 restituiert, gibt es seit kurzem wieder Gottesdienste dort. Es erreichten uns Berichte, dass es im Land seit diesem Jahr deutlich mehr Gottesdienstbesucher gibt. Zur Situation ist aktuell das Buch der Pfarrfrau Charis Haska erschienen: „Schwester Jelenas Tränen. Erlebnisse am Maidan 2014/15“ (Kinzler-Verlag). ner und Frau Mohr, GAW-Frauenarbeit. Nähere Informationen in der Geschäftsstelle. Bitte jetzt anmelden! Nachrichten Baustelle: Wegen der Feuchtigkeit im Keller war die Geschäftsstelle erneut eine Baustelle. Eine Kanal-, Wegeund Hofsanierung ist notwendig geworden. Synode: Der Ausschuss für Mission und Ökumene besuchte mit GAW-Geschäftsführer Ulrich Hirsch im April 2016 Brasilien und gewann prägende Eindrücke in die engagierte sozialdiakonische Arbeit sowie die profilierte ev. Theologie der dortigen luth. Kirche inmitten eines wahren „Supermarkts“ der Religionen. GAW-Vorstand: Im März wurde Pfarrer Gunther Leibbrand verabschiedet. Das GAW dankt dem seit 40 Jahren hoch engagierten Waldenserfreund ganz herzlich und wünscht Gottes Segen! Verabschiedung Gunther Leibbrand Spende: Der CVJM Unterhausen e.V. hat wie schon 2015 den Erlös des “Menü am Muttertag“ dem GAW Weiter Blick voraus: GAW-Tag 2017 am Samstag, 22. Juli 2017, im Hospitalhof Stuttgart, ca. 9.30 - 16.30 Uhr. Aus der Geschäftsstelle Liebe Leserinnen und Leser, auch die Freundesbrief-Redaktion folgt dem Fest-Motto und will Grenzen überwinden. Wie schon in der letzten Ausgabe angedeutet, starten wir eine Fotoaktion! Sie sind herzlich eingeladen, im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 achtsam zu sein auf Spuren der Reformation, natürlich mit Diaspora-Bezug. Wenn Sie im Urlaub oder im Freiwilligendienst das einzige LutherDenkmal eines Landes sehen oder Sie lernen Frauen der Reformation kennen, oder Sie sind bei einer Aktion einer Partnerkirche zum Reformationsjubiläum dabei … Unser Motto: Vielstimmige Reformation – sei sie lutherisch, reformiert, lateinamerikanisch, europäisch, asiatisch. Machen Sie ein Foto und schicken Sie es an die GAW-Redaktion ([email protected]). Eine Jury wird eine Auswahl treffen, die ab Ende 2017 im Freundesbrief und im Internet veröffentlicht wird. Machen Sie Diaspora sichtbar! Wir freuen uns auf Ihre Motive! Ich wünsche Ihnen eine „liebe Sommerzeit“. Seien Sie behütet. In herzlicher Verbundenheit Martina Ritter Redaktion: Martina Ritter | email: [email protected] (Stand der Angaben: 15.06.2016) Spendenübergabe durch Gudrun und Eberhard Vöhringer zukommen lassen. Großartige 1.000 € wurden für die Syrienhilfe übergeben. Vielen Dank! Waldensertag 2016: Vom 24. – 25. September in Karlsruhe-Neureut mit der Theatergruppe Angrogna. Reformationsjubiläum: Zum Dekadenthema 2016 „Reformation und die Eine Welt“ findet am 8. Juli 2016 ab 8.30 Uhr ein Thementag „Reformation – Eine Welt und Gerechter Friede“ im Kongresszentrum Harmonie in Heilbronn statt. Infos in der Geschäftsstelle. Reise: Dzień dobre, Polska - GAW Studienreise vom 3. - 13. Oktober 2016. Vorbereitungstreffen am 3. September 2016 in der Friedenskirche Ludwigsburg. Reiseleitung: Dr. Baraniec/DiMOE, Pfrin. Boh- V.i.S.d.P.: Ulrich Hirsch, Geschäftsführer des Gustav-Adolf-Werkes in Württemberg Pfahlbronner Straße 48, 70188 Stuttgart Telefon 0711-90 11 890, Fax 0711-90 11 8919 email: [email protected] www.gaw-wue.de Konten bei der BW-Bank (BIC-Code SOLADEST600) GAW-Hauptgruppe: IBAN: DE 83 6005 0101 0002 0255 71 Frauenarbeit: IBAN: DE 62 6005 0101 0002 6902 05 Freiwilligendienst: IBAN: DE 98 6005 0101 0001 0264 92 Print kompensiert Id-Nr. 1656872 www.bvdm-online.de Freundesbrief Juni 2016 Seite 3 z tin G. Wul ung: Präla Festeröffn Dekanin Elisabeth Hege Festeröffnung s Pavlos Hatzopoulo Ehrenvorsitzender M. Bitt ighofer GAW-Fest vom 4.- 5. Juni 2016 in Rottenburg/N. „Aus Glauben leben – Grenzen überwinden“ Das Fest miterlebt hat auch Prof. Dr. mult. René Krüger, Pfarrer i. R. der Ev. Kirche am La Plata und Professor i. R. des ISEDET (Ev. Hochschule für theologische Studien). Wir freuen uns und danken herzlich, dass er seine Eindrücke für den Freundesbrief zusammengefasst hat: Delegiertenversammlung er Siegfried Schatzmeist Schmid Gisela Mohr, Frauenarb eit Euro!) Becheropfer (1.521,55 Ehrung: (v. l.) M. Bittighofer, C. Müller, K. Jerosch, Vors. Prälatin G. Wulz ibold Ehrung Helga Se H. Haar, J. Huber, G. Filo Pfarrer J. H uber, OB S. Neher bad , Alfredo A Klaus Rieth rm-Up Freiwillige beim Wa im Seminar Perfekt und liebevoll bis ins letzte Detail organisiert und mit riesigem Einsatz durchgeführt vom Geschäftsführer Diakon Ulrich Hirsch, dem Vorstand, der gastgebenden Gemeinde und ihrem Pfarrer und einer unermüdlichen Helferschar, feierten wir ein unvergessliches Fest. Ein ganz besonderes Hoffnungszeichen für die GAW-Arbeit war die Teilnahme von vielen jungen Menschen: Volontärinnen und Volontäre, die am Sonntag dann im Festgottesdienst in der Stiftskirche in Tübingen den Segen für ihre Aussendung und den Dienst mitbekamen. Was ich ganz besonders hervorheben möchte, ist das, war m. E. der Hauptinhalt und das Ergebnis aller GAW-Feste darstellt: die Begegnung. Es musste niemand alleine bleiben, in einer Ecke rumstehen und darauf warten, dass ihn oder sie mal jemand anspricht. Spontan bildeten sich viele kleine Gesprächsgruppen, in denen sich Altbekannte, aber auch noch Unbekannte trafen und nach wenigen Sekunden vertraut wurden. Das Motto des Festes sprach von der Überwindung der Grenzen, aber das GAW tut das ja schon seit 184 Jahren! Württemberg steuert sowohl für die Gesamtprojekte des GAW wie auch für sehr viele besondere Projekte viel Geld bei, und der Dank und die Freude über diese Hilfe, die auf dem Fest von allen immer wieder ausgesprochen wurden, bezeugen, dass die Arbeit geachtet und geschätzt wird und gute Früchte zeigt. Dass sich alle dabei als eine große Familie fühlen können, ist ein Plus, das die GAWArbeit für weltweite Christenheit leistet und ebenso ein wesentlicher Beitrag für die weltweite Verständigung. Und da gibt es meiner Meinung nach auch keinen Unterschied mehr zwischen den "Lokalen" und den "Gästen". Als Christen und Christinnen sind wir überall da zu Hause, wo wir Geschwister antreffen. Gäste sind wir alle auf der Welt; aber biblisch gesehen, sind wir nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen u n d nossen Gottes HausgeG A W (Eph 2,19). Das auf Erals Haus Gottes den, in dem wir alle zu Hause sind, jawohl, so ist das! Danke, Ulrich und Ihr alle! H. gewählt: (v.l.): A. Gröh, tler Bauer, M. Ritter, K. Kut (nicht im Bild) Generalsekretär Enno Haa ks Pfarrer M. Meletiadis, GR umbien artinez, Kol Adi Joana M Abend der Begegnung Frauenforum Freiwillige beim Seminar
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