Der neue Freundesbrief vom GAW Württemberg - Gustav

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„Aus Glauben leben – Grenzen überwinden“
Motto des GAW-Festes 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Freundesbrief-Nummer lösen wir eine Zusage
vom letzten Jahr ein: Die Vorsitzende des GAW-Württemberg, Prälatin Gabriele Wulz (Ulm), trat ihren Dienst
als Präsidentin des Gesamt-GAW am 1. Januar 2016
an. Nach etwa 100 Tagen wollten wir nachfragen, wie
sich das neue Amt anfühlt:
Liebe Frau Wulz, nun sind die ersten 100 Tage in Ihrem
neuen Amt als Präsidentin des GAW vorbei. War das
der Sprung ins kalte Wasser?
Nein. Es war kein Sprung ins
kalte Wasser. Die Jahre in der
Stellvertretung haben mich
gut auf das neue Amt vorbereitet. Trotzdem ist es für mich
noch immer ein bisschen ungewohnt, als „Präsidentin des
GAW“ angesprochen zu werden.
Gabriele Wulz,
Präsidentin des GAW
Dann bringe ich in der nächsten
Frage die Formulierung gleich
nochmal! Der Sitz der Prälatin Wulz ist in Ulm, der Sitz
der Präsidentin Wulz in Leipzig. Dass Sie es bei Ihrem
Terminkalender schaffen, jeden Morgen durch die Leipziger Flure zu laufen, kann ich mir nicht vorstellen.
Bereits im Vorfeld hatte ich mit dem Generalsekretär
abgeklärt, was ich leisten kann und was nicht. Wir sind
gut im Gespräch per Telefon und Mail. So lässt sich die
Distanz Leipzig – Ulm auch zwischen den Vorstandssitzungen problemlos überwinden.
Eine Brücke in die Diaspora zu sein, das gehört zum
Selbstverständnis des GAW. Es bedeutet für Sie jetzt
konkret sicherlich ein erhöhtes Reisepensum.
Reisen in die Diaspora muss ich langfristig planen und
in die Abläufe meines Arbeitsalltags „einfädeln“. Das
lässt sich – bis jetzt – ganz gut verwirklichen.
Wohin hat Sie Ihre erste Reise geführt?
Anfang Mai war ich zusammen mit Cornelia Wolf vom
Oberkirchenrat und Enno Haaks, dem Generalsekretär
des GAW, in Nordgriechenland, um die Projekte der
Flüchtlingsarbeit der Griechisch-evangelischen Kirche
Katerini, Flüchtlingscamp
zu besuchen und gemeinsam mit unseren Partnern über
mögliche Unterstützung und Hilfe zu beraten.
Sie waren im zwischenzeitlich geräumten Lager bei Idomeni, aber auch in jenem von Piräus. War es so, wie wir
es im Fernsehen sehen?
Ja; in Idomeni war die Lage aussichtslos. In Piräus ist
es noch schlimmer. Die Menschen kommen nicht weiter. Sie haben keinerlei Perspektive. Weder nach vorne
noch zurück. Und diejenigen, die den Flüchtlingen in
den bewachten Lagern helfen wollen, tun sich schwer.
Sie müssen erst das Vertrauen der Militärs gewinnen,
um überhaupt ins Lager zu kommen.
Und mitten drin die Griechisch-evangelische Kirche…
Ja, mittendrin. Es sind wirklich großartige Menschen,
die es als ihre Aufgabe und Verpflichtung sehen, den
Geflüchteten zu helfen. Einige konnten wir ja vor kurzem auch auf dem GAW-Fest begrüßen. Sie strahlen
eine tiefe Frömmigkeit und Herzlichkeit aus und sagen:
Unsere Gemeinde hat sich nach der Vertreibung aus
der Türkei hier in dieser Region angesiedelt. Unsere Geschichte verbindet uns mit den Geflüchteten. Ich meine,
das ist alles keineswegs selbstverständlich, wenn man
bedenkt, in welch schwieriger Lage Griechenland schon
ohne die Flüchtlinge steckt.
Hat Ihre Reise direkte Konsequenzen?
Wir werden die Flüchtlingsarbeit dieser Kirche weiter
unterstützen und planen für die nächsten zwei Jahre. In
Thessaloniki ist ein Begegnungszentrum geplant und in
Milotopos soll weiterer Wohnraum entstehen. Das sind
nur wenige Beispiele. Die Synode der Landeskirche hat
dem GAW 200.000 Euro für die Flüchtlingshilfe in Griechenland bewilligt, die wir jetzt einsetzen werden.
Im Mai wurde ja bereits ein Workcamp von Ev. Jugendwerk Württemberg und dem GAW Württemberg in Griechenland eingerichtet.
Ja, das ist vorbildlich: Da richtet ein Dutzend Freiwilliger voller Tatendrang schon die ersten Wohnräume für
geflüchtete schwangere Frauen kurz vor der Geburt
her, damit wenigstens sie eine feste Unterkunft haben
können.
Das Leid ist so
groß, dass es
gut ist, dass
es ein ganzes
Hilfsnetz
von
Kirchen und anderen Trägern
gibt, in das das
GAW eingebunden ist. Und wir Zwischen 11 und 61 Jahren: Die Freiwilligen
des workcamps in Griechenland
sind dankbar,
für alles, was wir dort investieren können.
Gibt es noch weitere Reisepläne?
Im Juli werde ich zu den christlichen Begegnungstagen nach Budapest reisen und an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Halten nur noch die Kirchen Europa zusammen?“ teilnehmen.
Im Sommer möchte ich in Sizilien einige diakonische
Einrichtungen der Waldensischen Kirche besuchen.
Sie sprachen vorher die Freiwilligen an. Das GAW ist
ja gezielt in die Arbeit mit jungen Erwachsenen eingestiegen. Ich denke an den Freiwilligendienst oder die
Stipendiaten.
Ich glaube, das GAW ist wirklich auf einem guten Weg.
Liebe Frau Wulz, herzlichen Dank und alles Gute weiterhin!
Aus der Diaspora
Frankreich: Seit 1905 gilt in Frankreich die strikte
Trennung von Staat und Kirche (laïcité). Nach einem
Treffen mit Präsident Hollande saßen nun auf Einladung von Senatspräsident Gérard Larcher am 11. Mai
erstmalig Politiker aller Senats-Parteien mit Religionsvertretern an einem Tisch. Dabei ebenfalls François
Clavairoly, Präsident der Protestantischen Föderation:
„Die Politiker in Frankreich beginnen, neu über religiöse Fragen nachzudenken. Sie spüren, dass sie zur
Stärkung der Zivilgesellschaft und unserer Demokratie
die in Frankreich vertretenen Religionen brauchen, um
dem Extremismus, besonders dem Islamismus, etwas
entgegenzusetzen“. Religion als Privatsache - dass
„das aber zu wenig ist, spürt man in Frankreich. Als
Vertreter der Religionen und insbesondere der christlichen Kirchen müssen wir der herrschenden Angst
Vertrauen entgegensetzen. Da haben wir etwas einzubringen. Dazu ruft uns das Evangelium.“
Italien: Die Ev.-luth. Kirche in Italien (ELKI) besucht im
Juli 2016 Orte der Reformation in Bayern und Württemberg. Auf dem Programm steht neben Rothenburg
o.T. und Schwäbisch Hall auch ein Gottesdienst im
Ulmer Münster sowie die Begegnung mit der GAWPräsidentin Gabriele Wulz.
Lettland: Die Ev.-luth. Kirche Lettlands hat die Frauenordination mit Synodenbeschluss vom 3. Juni 2016
abgeschafft. 2005 erschien das noch für 2,50 €
verfügbare Buch: „Marijas. Lettische Theologinnen
melden sich zu Wort“ mit Predigten, Andachten, Betrachtungen, Lebensläufen. Das Buch gibt´s in der
GAW-Geschäftstelle.
Aussendegottesdienst 05.06.2016, Stiftskirche Tübingen
Das ist ein wichtiger Pfeiler unserer Arbeit geworden.
Und es freut mich sehr, wie lebendig er ist. Eine notwendige, ermutigende Bereicherung.
Die ersten 100 Tage - Ihr Schlusswort?
Allein an den wenigen exemplarischen Aktivitäten – zu
nennen wäre noch vieles, nicht zuletzt die Frauenarbeit - zeigt sich, dass das GAW durch die aktuellen
politischen Entwicklungen zu einem sehr gefragten
Gesprächspartner geworden ist und sich einer großen Aufmerksamkeit und zunehmenden Beachtung
erfreut. Das finde ich natürlich großartig, auch wenn
das mit mehr Arbeit verbunden ist.
Seite 2 Freundesbrief Juni 2016
Österreich: Der „Weg des Buches“, eine Initiative
der Ev. Kirche A.B., folgt den alten Spuren von Bibelschmugglern und Geheimprotestanten. Vielleicht mögen Sie eine Etappe zwischen Schärding an der bayerischen Grenze, Salzkammergut, Dachstein, Kärntner
Nockberge bis an die slowenisch-italienische Grenze
nach Arnoldstein/Agoritschach wandern? Es ist ein
Buch dazu erschienen. Infos auch unter www.wegdesbuches.at.
Ukraine: Aus Öde wird Luther - in Berdjansk am
Asowschen Meer gibt es jetzt eine „ul. Luteranska“,
eine Luther-Straße. Der frühere Name war Öde. An der
Straße liegt die ev.-luth. Christus-Erlöser-Kirche, die
1903 eingeweiht wurde, später eine Schule war, dann
Teil einer Universität. 2007 restituiert, gibt es seit kurzem wieder Gottesdienste dort. Es erreichten uns Berichte, dass es im Land seit diesem Jahr deutlich mehr
Gottesdienstbesucher gibt. Zur Situation ist aktuell das
Buch der Pfarrfrau Charis Haska erschienen: „Schwester Jelenas Tränen. Erlebnisse am Maidan 2014/15“
(Kinzler-Verlag).
ner und Frau Mohr, GAW-Frauenarbeit. Nähere Informationen in der Geschäftsstelle. Bitte jetzt anmelden!
Nachrichten
Baustelle: Wegen der Feuchtigkeit im Keller war die Geschäftsstelle erneut eine Baustelle. Eine Kanal-, Wegeund Hofsanierung ist notwendig geworden.
Synode: Der Ausschuss für Mission und Ökumene besuchte mit GAW-Geschäftsführer Ulrich Hirsch im April
2016 Brasilien und gewann prägende Eindrücke in die
engagierte sozialdiakonische Arbeit sowie die profilierte ev. Theologie der dortigen luth. Kirche inmitten eines
wahren „Supermarkts“ der Religionen.
GAW-Vorstand: Im
März wurde Pfarrer
Gunther Leibbrand
verabschiedet. Das
GAW dankt dem seit
40 Jahren hoch engagierten Waldenserfreund ganz herzlich und wünscht
Gottes Segen!
Verabschiedung Gunther Leibbrand
Spende: Der CVJM Unterhausen e.V. hat wie schon
2015 den Erlös des “Menü am Muttertag“ dem GAW
Weiter Blick voraus: GAW-Tag 2017 am Samstag, 22.
Juli 2017, im Hospitalhof Stuttgart, ca. 9.30 - 16.30 Uhr.
Aus der Geschäftsstelle
Liebe Leserinnen und Leser,
auch die Freundesbrief-Redaktion folgt dem Fest-Motto
und will Grenzen überwinden. Wie schon in der letzten
Ausgabe angedeutet, starten wir eine Fotoaktion! Sie
sind herzlich eingeladen, im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 achtsam zu sein auf Spuren der
Reformation, natürlich mit Diaspora-Bezug. Wenn Sie
im Urlaub oder im Freiwilligendienst das einzige LutherDenkmal eines Landes sehen oder Sie lernen Frauen
der Reformation kennen, oder Sie sind bei einer Aktion einer Partnerkirche zum Reformationsjubiläum dabei
… Unser Motto: Vielstimmige Reformation – sei sie
lutherisch, reformiert, lateinamerikanisch, europäisch,
asiatisch. Machen Sie ein Foto und schicken Sie es
an die GAW-Redaktion ([email protected]).
Eine Jury wird eine Auswahl treffen, die ab Ende 2017
im Freundesbrief und im Internet veröffentlicht wird.
Machen Sie Diaspora sichtbar! Wir freuen uns auf Ihre
Motive!
Ich wünsche Ihnen eine „liebe Sommerzeit“.
Seien Sie behütet.
In herzlicher Verbundenheit
Martina Ritter
Redaktion: Martina Ritter | email: [email protected]
(Stand der Angaben: 15.06.2016)
Spendenübergabe durch Gudrun und Eberhard Vöhringer
zukommen lassen. Großartige 1.000 € wurden für die
Syrienhilfe übergeben. Vielen Dank!
Waldensertag 2016: Vom 24. – 25. September in Karlsruhe-Neureut mit der Theatergruppe Angrogna.
Reformationsjubiläum: Zum Dekadenthema 2016
„Reformation und die Eine Welt“ findet am 8. Juli
2016 ab 8.30 Uhr ein Thementag „Reformation – Eine
Welt und Gerechter Friede“ im Kongresszentrum Harmonie in Heilbronn statt. Infos in der Geschäftsstelle.
Reise: Dzień dobre, Polska - GAW Studienreise
vom 3. - 13. Oktober 2016. Vorbereitungstreffen am
3. September 2016 in der Friedenskirche Ludwigsburg. Reiseleitung: Dr. Baraniec/DiMOE, Pfrin. Boh-
V.i.S.d.P.: Ulrich Hirsch, Geschäftsführer des
Gustav-Adolf-Werkes in Württemberg
Pfahlbronner Straße 48, 70188 Stuttgart
Telefon 0711-90 11 890, Fax 0711-90 11 8919
email: [email protected]
www.gaw-wue.de
Konten bei der BW-Bank
(BIC-Code SOLADEST600)
GAW-Hauptgruppe:
IBAN: DE 83 6005 0101 0002 0255 71
Frauenarbeit:
IBAN: DE 62 6005 0101 0002 6902 05
Freiwilligendienst:
IBAN: DE 98 6005 0101 0001 0264 92
Print
kompensiert
Id-Nr. 1656872
www.bvdm-online.de
Freundesbrief Juni 2016 Seite 3
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tin G. Wul
ung: Präla
Festeröffn
Dekanin Elisabeth
Hege
Festeröffnung
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Pavlos Hatzopoulo
Ehrenvorsitzender M. Bitt
ighofer
GAW-Fest vom 4.- 5. Juni 2016 in Rottenburg/N.
„Aus Glauben leben – Grenzen überwinden“
Das Fest miterlebt hat auch Prof. Dr. mult. René Krüger, Pfarrer
i. R. der Ev. Kirche am La Plata und Professor i. R. des ISEDET
(Ev. Hochschule für theologische Studien). Wir freuen uns und
danken herzlich, dass er seine Eindrücke für den Freundesbrief
zusammengefasst hat:
Delegiertenversammlung
er Siegfried
Schatzmeist
Schmid
Gisela Mohr, Frauenarb
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Euro!)
Becheropfer (1.521,55
Ehrung: (v. l.) M. Bittighofer, C. Müller,
K. Jerosch, Vors. Prälatin G. Wulz
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Ehrung Helga Se
H. Haar, J. Huber, G. Filo
Pfarrer J. H
uber, OB S.
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Klaus Rieth
rm-Up
Freiwillige beim Wa
im Seminar
Perfekt und liebevoll bis ins letzte Detail organisiert und mit riesigem Einsatz durchgeführt vom Geschäftsführer Diakon Ulrich
Hirsch, dem Vorstand, der gastgebenden Gemeinde und ihrem
Pfarrer und einer unermüdlichen Helferschar, feierten wir ein
unvergessliches Fest.
Ein ganz besonderes Hoffnungszeichen für die GAW-Arbeit
war die Teilnahme von vielen jungen Menschen: Volontärinnen
und Volontäre, die am Sonntag dann im Festgottesdienst in der
Stiftskirche in Tübingen den Segen für ihre Aussendung und den
Dienst mitbekamen.
Was ich ganz besonders hervorheben möchte, ist das, war m. E.
der Hauptinhalt und das Ergebnis aller GAW-Feste darstellt: die
Begegnung. Es musste niemand alleine bleiben, in einer Ecke
rumstehen und darauf warten, dass ihn oder sie mal jemand
anspricht. Spontan bildeten sich viele kleine Gesprächsgruppen, in denen sich Altbekannte, aber auch noch Unbekannte
trafen und nach wenigen Sekunden vertraut wurden. Das Motto
des Festes sprach von der Überwindung der Grenzen, aber das
GAW tut das ja schon seit 184 Jahren! Württemberg steuert sowohl für die Gesamtprojekte des GAW wie auch für sehr viele
besondere Projekte viel Geld bei, und der Dank und die Freude
über diese Hilfe, die auf dem Fest von allen immer wieder ausgesprochen wurden, bezeugen, dass die Arbeit geachtet und
geschätzt wird und gute Früchte zeigt. Dass sich alle dabei als
eine große Familie fühlen können, ist ein Plus, das die GAWArbeit für weltweite Christenheit leistet und ebenso ein wesentlicher Beitrag für die weltweite Verständigung. Und da gibt es
meiner Meinung nach auch keinen Unterschied mehr zwischen
den "Lokalen" und den "Gästen". Als Christen und Christinnen
sind wir überall da zu Hause, wo wir Geschwister antreffen.
Gäste sind wir alle auf der Welt; aber biblisch gesehen, sind wir
nun nicht mehr
Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen
u n d
nossen
Gottes HausgeG A W
(Eph 2,19). Das
auf Erals Haus Gottes
den, in dem wir
alle zu
Hause sind, jawohl, so
ist das! Danke,
Ulrich
und Ihr alle!
H.
gewählt: (v.l.): A. Gröh,
tler
Bauer, M. Ritter, K. Kut
(nicht im Bild)
Generalsekretär Enno Haa
ks
Pfarrer M. Meletiadis, GR
umbien
artinez, Kol
Adi Joana M
Abend der Begegnung
Frauenforum
Freiwillige beim Seminar