Aktuelle Predigt (lesen) vom 03.07.2016

Lukas 15, 1 – 10 / „Verloren und wieder gefunden“
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste und Freunde!
Ist Euch das auch schon aufgefallen? Das Leben ist eine einzige Suche.
Ich meine damit nicht die ständige Suche nach der Brille oder dem Schlüssel
und einem Parkplatz.
Ich meine damit die Suche unseres Herzens nach dem verlorenen Paradies!
Seitdem wir Menschen von Gott aus dem Garten Eden vertrieben worden
sind, seitdem sind wir Menschen auf der Suche nach dem, was wir verloren
haben!
Wir hatten sein Gebot missachtet und gegen Ihn rebelliert, darum mussten
wir das Paradies verlassen. Nun suchen wir alle, was wir nicht mehr haben.
Wir suchen nach Schutz. Wir suchen nach Geborgenheit. Wir suchen nach
Frieden.
Das suchen nicht nur die 60 Millionen Menschen, die auf der Flucht sind vor
Hunger und Krieg und Terror. Sie suchen offensichtlich nach einem Ort, wo
sie einigermaßen sicher leben können.
Aber auch wir anderen, die wir eigentlich fast alles haben, was man so zum
Leben braucht. Auch wir sind innerlich auf der Suche. Alle.
In einem bekannten Kirchenlied heißt es:
1) Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß,
und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los.
2) Ich habe die Menschen gesehen, und sie suchen spät und früh,
sie schaffen, sie kommen und gehen,
und ihr Leben ist Arbeit und Müh.
3) Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück,
und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.
(Text: Eleonore Fürstin von Reuß)
2
Das Leben des Menschen ist eine einzige Suche – es ist die Suche nach der
Verbindung zu Gott, es ist die Suche nach einem Leben unter Seinem
Schutz! Es ist die Suche nach dem Paradies, die Suche nach dem Himmel!
Manchen macht diese Suche krank! Mancher verliert bei dieser Suche sein
Leben. Er geht unter im Mittelmeer. Oder im Selbstmitleid. Oder im
Alkohol.
Mancher verliert bei dieser Suche die Achtung vor dem Leben und die
Achtung vor den Mitmenschen. Oder er verliert die Achtung vor sich selbst.
Wir Menschen sind auf der Suche nach dem verloren gegangenen Paradies.
Wir sind auf der Suche nach dem Himmel. Aber die Suche nach dem
Himmel endet für manchen in der Hölle!
Doch es gibt noch eine andere Suchbewegung: Nicht nur wir sind auf der
Suche nach Gott, sondern Gott ist auf der Suche nach uns!
Und das Unglaubliche ist: Gott sucht nicht nach uns, um uns zu bestrafen,
sondern Er sucht nach uns, um uns zu retten!
Davon erzählt unser Predigttext. Gott sandte seinen Sohn aus dem Himmel
auf unsere Erde, um die verlorenen Menschen zu finden und sie mit Gott zu
versöhnen.
Und als Jesus auf dieser Erde lebte und predigte und wirkte, da spürten die
Menschen, dass Liebe von ihm ausging. Gerade die, die von anderen
ausgegrenzt und missachtet und verurteilt wurden, die fühlten sich von
Jesus angezogen.
Und dann gab es welche, die noch gar nicht erkannt hatten, wie verloren
sie selbst waren. Die ärgerten sich, dass Jesus sich mit den Sündern traf und
sogar mit ihnen Tischgemeinschaft hatte.
Ihnen erzählt Jesus einige Beispielgeschichten,
Beispielgeschichten oder Gleichnisse haben wir gelesen:
zwei
dieser
Jesus erzählt von einem Mann, der 100 Schafe hatte und plötzlich eins
davon vermisst. Er machte sich auf die Suche. Und als er es wieder findet,
ist seine Freude groß.
3
Und Jesus erzählt von einer Frau, die aus ihrem wertvollen Brautschmuck
einen Silbergroschen verliert und verzweifelt nach ihm sucht. Und als sie
ihn endlich wieder findet, ist auch sie voller Freude.
Jesus sagt: Genau so groß ist die Freude im Himmel bei Gott und bei den
Engeln, wenn ein Sünder umkehrt zu Gott, wenn ein verlorener Mensch
wieder gefunden und gerettet wird.
Heute taufen wir drei Menschen auf das Bekenntnis ihres Glaubens an
Jesus Christus. Sie bezeugen: Wir haben gesucht, und Gott hat uns
gefunden!
Da ist Cora, 18 Jahre jung. Bei ihr würde man nicht gleich vermuten, dass
sie auf der Suche nach dem Paradies war. Schließlich kommt sie aus einer
heilen Familie, hat gerade ihr Abitur bestanden und hat große Pläne –
zunächst ein Jahr nach England, trotz Brexit.
Aber Cora war auf der Suche nach dem Ziel, für das es sich zu leben lohnt.
Und sie hat dieses Ziel in der Gemeinschaft mit Jesus gefunden.
Für ihn lohnt es sich zu leben. Er ist es wert, ihm alle Zeit und alle Kraft und
alle Gaben zur Verfügung zu stellen. Ihm kann man vertrauen, sogar wenn
alle sonstigen Fundamente einmal erschüttert werden sollten.
Mit Jesus und für Jesus zu leben, das ist das Paradies, das ist der Himmel!
Und da ist Narges, 26 Jahre alt und schon Mutter von zwei wunderbaren
Jungens. Narges hat in 26 Jahren schon so viel erlebt, wie mancher sein
ganzes Leben nicht. Sie kommt aus Afghanistan. Sie hat nach einem Ort auf
dieser Welt gesucht, wo sie Schutz finden und mit ihren Kindern leben und
an ihrer Seele gesund werden kann.
Als sie die Friedenskirche suchte und das erste Mal vor unserem Gebäude
stand, dachte sie, das wäre hier ein Krankenhaus.
Jetzt weiß sie, so etwas Ähnliches wie ein Krankenhaus ist diese Kirche
wirklich. Denn weil Jesus hier erfahrbar ist, kann unsere Seele gesund
werden.
Jesus als Heiland und Arzt erleben und ihm das Leben anvertrauen – das
ist das Paradies, das ist der Himmel!
4
Und dann ist da Hans-Joachim! Er ist schon 65 Jahre alt. Als er zu uns kam,
suchte er Vergebung für seine Sünden. Und er suchte die Gewissheit, dass
Gott ihn wirklich liebt und für ihn einen Platz im Himmel bereithält.
Und er fand, was er suchte, weil er nun glauben kann, dass Jesus auch für
ihn am Kreuz von Golgatha gestorben ist und alle Schuld bezahlt ist.
Durch Jesus Vergebung zu erfahren und ewiges Leben geschenkt zu
bekommen, das ist das Paradies, das ist der Himmel!
Und ich will es Euch dreien so im Namen von Jesus zusagen:
Ihr seid Gott so wichtig wie ein verirrtes Schaf, für das der Hirte alles stehen
und liegen lässt, um es zu finden und heil zur Herde zurückzubringen!
Ihr seid Gott so wertvoll wie der verlorene Silbergroschen in einem
wertvollen Brautschmuck. Ohne Euch hätte Gott keine Freude am
gesamten Schmuck, Ihr würdet fehlen!
Nun ist Freude bei Gott und bei den Engeln im Himmel über Euch!
Denn Ihr wart Menschen auf der Suche und habt nun gefunden!
Ihr wart verloren und seid nun gerettet!
Im Himmel wird ein Freudenfest gefeiert wegen Cora und Narges und HansJoachim!
Und vielleicht wird die Freude ja noch größer, weil hier noch andere heute
finden, was sie gesucht haben: Jesus – und mit ihm den Himmel!
Vielleicht wird die Freude noch größer, weil noch mehr Menschen, die für
Gott verloren waren, sich heute von Ihm finden lassen!
Und was im Himmel gefeiert wird, wollen wir auch hier bei uns feiern und
Euch darum jetzt taufen – Gott zur Ehre und Euch zum Segen!
Amen.
Volkmar Glöckner 2016