fachkräftemonitoring für die region hannover

Standortinformationen
FACHKRÄFTEMONITORING
FÜR DIE REGION HANNOVER
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
Ausgabe 2 / 2016
FACHKRÄFTEMONITORING
FÜR DIE REGION HANNOVER
Die wirtschaftliche Entwicklung der Region Hannover hängt
entscheidend davon ab, ob den ansässigen Unternehmen
ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Doch das Fachkräfteangebot wird knapp: Verantwortlich sind der anhaltende
konjunkturelle Aufschwung, die hohe Einstellungsbereitschaft der Unternehmen und wachsende Qualifikationsanforderungen. Modellrechnungen
zum künftigen Fachkräftebedarf weisen auf eine demographisch bedingte
Zuspitzung des Mismatches von Arbeitsangebot und -nachfrage für bestimmte
Qualifikationen und einzelne Regionen hin. Wenn nicht gegengesteuert wird,
können sich Fachkräfteengpässe verstärken und zu einer Innovations- und
Wachstumsbremse entwickeln.
Aus diesem Grund initiiert und unterstützt die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover zahlreiche Maßnahmen und Projekte zur
Qualifizierung und Entwicklung von Fachkräften in der Region. Für eine sachgerechte Diskussion und Planung sind Einschätzungen der regionalen Unternehmen zu Fachkräftebedarfen, Problemen bei der Stellenbesetzung und
Strategien zur Fachkräftesicherung unerlässlich. Daher wird das 2013 gestartete
Fachkräftemonitoring konsequent fortgesetzt und in diesem Jahr zum vierten
Mal vorgelegt.
2
STANDORTINFORMATIONEN FACHKRÄFTEMONITORING
Rund 800 Unternehmen in ausgewählten wissens- und
technologieorientierten Branchen wurden befragt.1 Das
Interesse der Unternehmen, sich an der öffentlichen
Debatte zum Thema Fachkräfte zu beteiligen und den
Dialog über Engpässe zu führen, hat wiederum zugenommen: Die Rücklaufquote konnte erneut gesteigert werden
und beträgt rund 65 % (507 Unternehmen). Geantwortet
haben 133 Unternehmen aus der Produktionstechnik, 128
Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie, 156 aus der Gesundheitswirtschaft und 90 aus
der Logistik. Die Kernergebnisse sind in der vorliegenden
Broschüre zusammengefasst.
1
Mit der Datenerhebung wurde die START FORSCHUNGSGESELLSCHAFT
beauftragt, die im ersten Quartal 2016 eine Online-, Telefon- oder
postalische Befragung durchgeführt hat.
Abb. 1: Größenklassen der Unternehmen (nach Beschäftigten)
100 %
800
65,0 %
befragte Unternehmen
Rücklaufquote
BRANCHENSTRUKTUREN
Kleinst- und Kleinunternehmen dominieren
Die Stichprobe der befragten Unternehmen repräsentiert
90 %
27 % Kleinstunternehmen mit 2 bis 9 Beschäftigten und
80 %
41 % kleine Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten.
19 % sind mittlere Unternehmen mit 50 bis 199 Beschäf-
70 %
tigten, gefolgt von 13 % Großunternehmen mit mindestens
60 %
200 Beschäftigten. Wie in den Vorjahren dominieren in
den Branchen Informations- und Kommunikationstech-
50 %
nologie, Produktionstechnik sowie Gesundheitswirtschaft
40 %
kleinere Unternehmen, wohingegen die Logistikbranche
überwiegend durch mittlere und große Unternehmen
30 %
repräsentiert wird (Abb. 1).
20 %
Beschäftigung: mehrheitlich in Vollzeit
10 %
71,7 % der Beschäftigten sind branchenübergreifend in
0%
sozialversicherungspflichtiger Vollzeit beschäftigt. Besonders
Produktionstechnik
(n = 133)
Informations- und
Kommunikationstechnologie (n=128)
Gesundheitswirtschaft
(n = 156)
Logistik
(n = 90)
hoch ist der Anteil in der Produktionstechnik (87,1 %), gefolgt
von Informations- und Kommunikationstechnologie (83,3 %),
Logistik (83,0 %) und Gesundheitswirtschaft (60,7 %). Der
■ ≥ 200
■ 100–199
■ 50–99
■ 20–49
■ 10–19
■ 2–9
Anteil der Beschäftigten in sozialversicherungspflichtiger
Teilzeit beträgt branchenübergreifend 24,9 %, der Anteil
geringfügig entlohnter Beschäftigter liegt bei 3,4 %.
71,7 % DER BESCHÄFTIGTEN SIND
SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG
IN VOLLZEIT BESCHÄFTIGT.
3
FACHKRÄFTE IM UNTERNEHMEN
Drei Viertel der Beschäftigten sind Fachkräfte
In den kommenden zwölf Monaten planen 40 % der
Unternehmen weitere Beschäftigte einzustellen. Besonders
Im Zuge des wissens- und technologieorientierten
Strukturwandels ist die Bedeutung von Fachkräften
hoch ist der Anteil in der Informations- und Kommunika-
deutlich gestiegen, denn Innovationskraft und Wettbe-
tionstechnologie (53,2 %). Es folgen Unternehmen der
werbsfähigkeit der Unternehmen hängen entscheidend
Logistik (37,8 %), der Gesundheitswirtschaft (35,5 %)
von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte ab. Fach-
und der Produktionstechnologie (33,8 %). Branchenüber-
kräfte sind Personen mit einer akademischen oder einer
greifend prognostizieren lediglich 5,2 % der befragten
anerkannten, mindestens zweijährigen, abgeschlossenen
Unternehmen einen Rückgang der Fachkräfte (Abb. 2).
Berufsausbildung. In den befragten Unternehmen liegt
Fachkräftemangel:
der Fachkräfteanteil bei drei Vierteln aller Beschäftigten.
Fast die Hälfte aller Unternehmen ist betroffen
Die Mehrheit der befragten Unternehmen gibt an,
JEDES DRITTE UNTERNEHMEN GIBT AN,
DASS DIE ZAHL DER FACHKRÄFTE
IN DEN VERGANGENEN ZWÖLF MONATEN
GESTIEGEN IST.
dass die eigene Branche von einem Fachkräftemangel
betroffen ist: In den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie (75,6 %), Logistik (69,3 %) und
Produktionstechnik (68,2 %) ist der Anteil im Vergleich
zum Vorjahr gestiegen, in der Gesundheitswirtschaft
(55,8 %) hingegen konstant. Analog zu den Vorjahren
Im letzten Fachkräftemonitoring hatte jedes zweite
sehen die Unternehmen ihre Branche deutlich häufiger
Unternehmen eine steigende Fachkräfteanzahl im eigenen
von einem Fachkräftemangel betroffen als das eigene
Unternehmen prognostiziert. Die aktuellen Ergebnisse
Unternehmen: Etwa 46,6 % geben an, derzeit von einem
zeigen, dass branchenübergreifend in jedem dritten Un-
Fachkräftemangel direkt betroffen zu sein (Abb. 3).
ternehmen die Anzahl der Fachkräfte in den vergangenen
zwölf Monaten gestiegen ist. Bei der Mehrheit der Unternehmen (56,1 %) ist die Anzahl der Fachkräfte im gleichen
Zeitraum konstant geblieben. Jedes zehnte Unternehmen
gibt an, dass die Anzahl der Fachkräfte gesunken ist.
Abb. 2: Entwicklung der Anzahl an Fachkräften
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Ist
gestiegen
Ist gleich
geblieben
In den vergangenen 12 Monaten
4
Ist
gesunken
Wird
steigen
Wird
gleich bleiben
In den kommenden 12 Monaten
STANDORTINFORMATIONEN FACHKRÄFTEMONITORING
Wird
sinken
■ Produktionstechnik
(n = 133)
■ Informations- und
Kommunikationstechnologie (n = 126)
■ Gesundheitswirtschaft
(n = 153)
■ Logistik (n = 90)
41,1 %
Vakante Stellen zeigen Engpässe an
Um Fachkräftebedarfe und mögliche Engpässe auf dem
regionalen Arbeitsmarkt zu erkennen, eignet sich die
Analyse von vakanten Stellen. In der Logistik haben 47,8 %
der Unternehmen gegenwärtig Stellen zu besetzen,
gefolgt von der Gesundheitswirtschaft mit 42,9 %, der
der befragten
Unternehmen haben
Stellen zu besetzen
Informations- und Kommunikationstechnologie mit
41,7 % und der Produktionstechnik mit 33,8 %. Branchenübergreifend haben 41,1 % der Unternehmen Stellen zu
besetzen (–5,4 % im Vergleich zum Vorjahr). 90 % aller
vakanten Stellen sind für Fachkräfte ausgeschrieben.
Vakanzzeiten von drei Monaten üblich
Allerdings signalisiert nicht jede vakante Stelle quantitative
Rund 12 % der befragten Unternehmen haben drei bis fünf
Engpässe auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Entscheidend
vakante Stellen, 8 % sogar mindestens sechs Stellen zu
ist, wie lange die Stellen vakant sind. Bei der Stellenbe-
besetzen. Dies betrifft insbesondere große Unternehmen
setzung ist ein Zeitraum von bis zu drei Monaten nicht
mit mehr als 200 Beschäftigten aus der Logistik und der Ge-
ungewöhnlich. Der Anteil der Unternehmen, die in der Regel
sundheitswirtschaft. Der Anteil der Unternehmen, die eine
innerhalb von drei Monaten ihre vakanten Stellen besetzen,
oder zwei vakante Stellen zu besetzen haben, ist mit 28,3 %
liegt branchenübergreifend konstant bei rund zwei Drittel.
in der Informations- und Kommunikations technologie
am höchsten. Ferner planen branchenübergreifend rund
48,0 % der Unternehmen aus der Informations- und
20 % der Unternehmen, die derzeit keine vakanten Stellen
Kommunikationstechnologie, 32,3 % aus der Produk-
haben, in den kommenden 12 Monaten Neueinstellungen.
tionstechnik, 30,5 % aus der Gesundheitswirtschaft
46,6 %
der Unternehmen sind vom
Fachkräftemangel betroffen
und 18,0 % aus der Logistik benötigen bei der Stellenbesetzung in der Regel jedoch mehr als 90 Tage. Die
Ergebnisse deuten weiterhin auf Engpässe auf dem
regionalen Arbeitsmarkt hin, da eine Vielzahl von Stellen
nicht zeitnah mit Fachkräften besetzt werden kann.
In der Produktionstechnik besetzen mittlere und große
Unternehmen ihre vakanten Stellen deutlich schneller
als Kleinst- und Kleinunternehmen. In den anderen drei
Branchen konnte zwischen der Unternehmensgröße und
den Vakanzzeiten kein signifikanter Zusammenhang
Abb. 3: Einschätzung zum Fachkräftemangel
festgestellt werden.
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Die Branche
ist betroffen
■
■
■
■
Das Unternehmen
ist betroffen
Produktionstechnik (n = 132)
Informations- und Kommunikationstechnologie (n = 127)
Gesundheitswirtschaft (n = 154)
Logistik (n = 87)
5
Mangelnde Kompetenzen verhindern
oder psychische Belastung im Beruf (x̄ = 2,35), ein niedriges
Stellenbesetzungen
Einkommensniveau der Branche (x̄ = 2,13) und die schlechte
Wesentliches Hindernis bei der Stellenbesetzung ist wie
Vereinbarkeit von Familie und Beruf (x̄ = 2,11) als Hindernisse
in den vergangenen Jahren die mangelnde Kompetenz
genannt, insbesondere von Unternehmen aus der Logistik
der Bewerber/-innen (x̄ = 2,93) : Neben unzureichenden
und Gesundheitswirtschaft (Abb. 4). Mittlere und größere
2
Softskills, kommunikativen Kompetenzen, fachlichem
Unternehmen sehen insgesamt größere Hindernisse bei der
Know-How und Projektmanagement-Erfahrungen fehlt
Stellenbesetzung als kleinere Unternehmen.
es aus Sicht der Unternehmen häufig an Eigenverantwortung, Eigenständigkeit und Leistungsorientierung.
2
Bewertung von 1 (gar nicht problematisch) bis 5 (sehr problematisch)
Erneut wird auch die mangelnde formale Qualifikation
(x=2,73) als problematisch bewertet: Den Bewerber/-innen
fehlen Berufserfahrungen und fachliche Fähigkeiten,
um im Unternehmen zu überzeugen. Andere scheitern
bereits an mangelhaften Bewerbungsunterlagen .
Gefragt sind vor allem Fachkräfte
mit dualer Ausbildung
Mit hoher Priorität suchen die Unternehmen insbesondere
Facharbeiter/-innen mit einer klassischen Berufsausbildung
BEWERBER/-INNEN FEHLEN HÄUFIG
BERUFS ERFAHRUNGEN UND FACH LICHE
FÄHIGKEITEN, UM IM UNTERNEHMEN
ZU ÜBERZEUGEN.
(66,3 %). Der Bedarf ist in allen Branchen deutlich
gestiegen (+12,1 %).
Auch Hochschulabsolventen werden branchenübergreifend
mit hoher Priorität gesucht (32,3 %), insbesondere in der
Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der
Produktionstechnik. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Bedarf
Die geringe Anzahl eingehender Bewerbungen (x̄ = 2,71) ist
allerdings in allen Branchen leicht gesunken (–5,4 %).
ein weiteres Hindernis bei der Stellenbesetzung. Oft reicht
die Auswahl nicht aus, um geeignete Bewerber/-innen zu
An- und Ungelernte werden mit hoher Priorität insbesondere
akquirieren. Weiterhin werden eine hohe körperliche und/
in der Logistik gesucht (Abb. 5).
Abb. 4: Hindernisse bei der Stellenbesetzung
4
Bewertung von:
1: gar nicht problematisch
bis
5: sehr problematisch
3,5
3
2,5
2
1,5
Anzahl der eingehenden
Mangelnde formale
Bewerbungen
Qualifikation der Bewerber/-innen
■ Produktionstechnik (n = 151)
6
Mangelnde Kompetenz
Niedriges
der Bewerber/-innen Einkommensniveau in der
Branche
■ Informations- und Kommunikationstechnologie (n = 177)
Hohe körperliche/
psychische
Belastung im Beruf
■ Gesundheitswirtschaft (n = 179)
STANDORTINFORMATIONEN FACHKRÄFTEMONITORING
Schlechte
Vereinbarkeit von Familie
und Beruf
■ Logistik (n = 80)
Interne Ressourcen
für Rekrutierungsmaßnahmen
(Zeit, Personal)
66,3 %
der Unternehmen suchen mit
hoher Priorität Facharbeiter/-innen
Schwierigkeiten bei der Akquise bestehen über alle Qualifi-
In der Gesundheitswirtschaft werden verstärkt Human-
kationsanforderungen und haben im Vergleich zum Vorjahr
mediziner/-innen, Pflegekräfte sowie Facharbeiter/-innen
leicht zugenommen. Von einer allgemeinen Entspannung
der Medizintechnik, Biotechnologie und Pharmazie
am Arbeitsmarkt kann nicht gesprochen werden.
gesucht. Die Unternehmen der Logistik benötigen vor
allem Lagerarbeitende, kaufmännische Angestellte und
Transporteur/-innen. In der Produktionstechnik gilt es,
insbesondere Ingenieur/-innen, Wissenschaftler/-innen,
kaufmännische Angestellte sowie Facharbeiter/-innen
verschiedener Berufsgruppen zu finden. Allen drei Branchen gemeinsam ist der Bedarf an IT-Fachkräften. In der
Informations- und Kommunikationstechnologie werden
überwiegend Software- und Anwendungsentwickler/-innen,
Systemadministrator/-innen sowie Informatiker/-innen und
Fachinformatiker/-innen benötigt.
Abb. 5: Qualifikationsbedarf
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
■ Produktionstechnik (n=71)
■ Hohe Priorität
■ Geringe Priorität
40 %
■ Mittlere Priorität
■ Kein Bedarf
■ Informations- und Kommunikationstechnologie (n=79)
■ Hohe Priorität
■ Mittlere Priorität
■ Geringe Priorität
■ Kein Bedarf
30 %
20 %
10 %
0%
Hochschulabsolventinnen
und -absolventen
Facharbeiterinnen
und Facharbeiter
■ Gesundheitswirtschaft (n=90)
■ Hohe Priorität
■ Geringe Priorität
■ Mittlere Priorität
■ Kein Bedarf
■ Logistik (n=63)
■ Hohe Priorität
■ Geringe Priorität
■ Mittlere Priorität
■ Kein Bedarf
Ungelernte
7
UNTERNEHMEN WERDEN AKTIV GEGEN
DROHENDE FACHKRÄFTEENGPÄSSE
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass vier von zehn Unter-
14,9 % der Unternehmen, die derzeit nicht ausbilden,
nehmen eine steigende Anzahl an Fachkräften im eigenen
wollen zukünftig Ausbildungsplätze anbieten,
Unternehmen erwarten. Fast jedes zweite Unternehmen
insbesondere in der Logistik sowie der Informations-
gibt an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Jedes
und Kommunikationstechnologie. Fast jedes dritte
dritte Unternehmen benötigt für die Stellenbesetzungen
Unternehmen bildet derzeit mangels Bedarf nicht aus,
länger als 90 Tage. Die Erwartungen der Unternehmen
obwohl eine Vielzahl dieser Unternehmen nach eigener
hinsichtlich Kompetenz und formaler Qualifikation der
Aussage vom Fachkräftemangel betroffen ist. Einem
Bewerber/-innen sind weiterhin hoch. Vor diesem Hinter-
Viertel der Unternehmen fehlen personelle Ressourcen,
grund ergreifen die Unternehmen vielfältige Maßnahmen,
um Auszubildende zu betreuen, insbesondere in Kleinst-
um Fachkräfteengpässen entgegen zu wirken.
und Kleinunternehmen. Ein Fünftel der Unternehmen
kann keinen Ausbildungsschein vorweisen. Mangelnde
Betriebliche Berufsausbildung
finanzielle Mittel spielen nur eine untergeordnete Rolle.
sichert Nachwuchs
Durch die Bereitstellung betrieblicher Ausbildungsplätze
Rekrutierungsmaßnahmen – breit gestreut
kann einem Fachkräfteengpass gezielt und nachhaltig
Fachkräfteengpässe erschweren zunehmend die
begegnet werden. Jedes zweite befragte Unternehmen
Rekrutierungsbemühungen der Unternehmen. Personal-
bildet aus. In der Logistik ist der Anteil mit 61,1 % am
verantwortliche müssen auf der Suche nach geeigneten
höchsten, gefolgt von der Produktionstechnik mit
Bewerber/-innen neue Wege bestreiten. Dabei hat sich
54,1 %, der Gesundheitswirtschaft mit 43,5 % und
gezeigt, dass die Kombination verschiedener Rekrutierungs-
der Informations- und Kommunikationstechnologie
maßnahmen zum Erfolg führt.
mit 38,6 % (Abb. 5). Über 90 % der Unternehmen,
die derzeit ausbilden, pla nen in den kommenden
In den Branchen Logistik, Gesundheitswirtschaft und
12 Monaten weitere Auszubildende einzustellen.
Produktionstechnik kooperieren rund 60 % der befragten
Unternehmen bei der Stellenbesetzung mit der Arbeitsagentur. Wie intensiv dieser Weg genutzt wird, hängt
von den Erfahrungen ab, die die Unternehmen mit der
Arbeitsagentur gemacht haben.
Abb. 6: Auszubildende im Unternehmen
Branchenübergreifend besetzt jedes zweite Unternehmen
100 %
■ Produktionstechnik
■ Ja
■ Nein
90 %
■ Informations- und
Kommunikationstechnologie
■ Ja
■ Nein
80 %
70 %
■ Gesundheitswirtschaft
■ Ja
■ Nein
60 %
50 %
■ Logistik
■ Ja
Fachkräfte über Stellenanzeigen in Onlinestellenbörsen.
Stellenanzeigen in Printmedien (22,8 %) und auf der
eigenen Homepage (20,3 %) verlieren im Vergleich zum
Vorjahr an Bedeutung. Stellenanzeigen in sozialen Netzwerken (8,3 %) spielen trotz der zunehmenden Nutzung
dieser Kanäle noch eine untergeordnete Rolle.
■ Nein
40 %
30 %
EINEM VIERTEL DER
UNTER NEHMEN FEHLEN
PERSONELLE RESSOURCEN,
UM AUSZUBILDENDE ZU
BETREUEN.
20 %
10 %
0%
8
STANDORTINFORMATIONEN FACHKRÄFTEMONITORING
Abb. 7: Rekrutierungsmaßnahmen
70 %
60 %
53,2
52,3
50 %
40 %
18,1
22,8
30 %
20,3
20 %
17,2
17,6
11,9
8,3
10 %
5,8
0%
Kooperation
mit Arbeitsagentur
Stellenanzeigen Stellenanzeigen StellenanzeiOnline-Stellen- Printmedien
gen eigene
börsen
Homepage
■ Produktionstechnik (n = 132)
Personaldienstleister /
Headhunter
■ Informations- und Kommunikationstechnologie (n = 127)
Persönlicher
Kontakt /
Netzwerke
Kooperation
mit
Hochschulen
■ Gesundheitswirtschaft (n = 151)
Stellenanzeigen Social
Networks
Messeauftritt
Sonstige
Maßnahmen
■ Logistik (n = 87)
Etwa jedes fünfte Unternehmen setzt auf Personaldienstleister und Headhunter und/oder auf persönliche Kontakte
Fachkräftebindung: Auch hier greift
und Netzwerke. Zunehmend mehr Unternehmen kooperieren
die Kombination von Maßnahmen
bei der Personalsuche mit Hochschulen (11,9 %). Unter
Beschäftigte im Unternehmen zu halten und für attraktive
sonstigen Maßnahmen werden bspw. Kooperationen mit
Arbeitsbedingungen zu sorgen, gewinnt im Zuge eines
anderen Unternehmen, mit Kammern und/oder mit Berufs-
steigenden Wettbewerbs um Fachkräfte weiterhin an
schulen sowie allgemeinbildenden Schulen genannt (Abb. 7).
Bedeutung. Branchenübergreifend bieten zwei Drittel
der befragten Unternehmen gezielte Maßnahmen zur
Ein vergleichsweise hoher Anteil an Unternehmen nutzt
Fachkräftebindung an. In der Informations- und Kommu-
lediglich ein bis zwei Rekrutierungsmaßnahmen, obwohl
nikationstechnologie sowie der Gesundheitswirtschaft
diese nach eigener Aussage von einem Fachkräftemangel
ist der Anteil mit 74,0 % bzw. 72,4 % besonders hoch.
betroffen sind.
Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, fördern die Unternehmen insbesondere die Fort- und Weiterbildung der
Aktivierung von Frauen, Generation 50 plus
Beschäftigten – vor allem in der Produktionstechnik sowie
und Migrant/-innen
der Logistik. In der Informations- und Kommunikations-
Um Fachkräfteengpässen auf dem regionalen Arbeits-
technologie sowie der Gesundheitswirtschaft dominieren
markt entgegenzuwirken, müssen Potenziale bestimmter
materielle, monetäre Anreize wie bspw. Prämien und Boni.
Erwerbspersonen besser genutzt werden. Im Fokus stehen
Branchenübergreifend bietet jedes dritte Unternehmen
Frauen und Familiengebundene, die Generation 50 plus
zusätzliche Sozialleistungen – eine deutliche Steigerung
sowie Migrant/-innen. Allerdings ergreift nur etwa jedes
zum Vorjahr. Es folgen Entwicklungsmöglichkeiten bzw.
zehnte Unternehmen spezielle Strategien zur Aktivierung
interessante Projekte (insbesondere in der Logistik) und
dieser Zielgruppen. Auch Unternehmen, die nach eigener
Maßnahmen zur Förderung der Unternehmenskultur
Aussage vom Fachkräftemangel betroffen sind, schöpfen
die Potenziale der genannten Zielgruppen nicht aus.
ZWEI DRITTEL ALLER UNTERNEHMEN BIETEN GEZIELTE
MASSNAHMEN ZUR FACHKRÄFTEBINDUNG AN.
9
Abb. 8: Maßnahmen zur Fachkräftebindung
70 %
60 %
50,3
42,9
50 %
27,1
40 %
22,7
18,0
22,6
30 %
17,2
12,5
20 %
9,6
8,7
10 %
3,8
0%
Förderung der
Fort- und
Weiterbildung
Materielle,
monetäre
Anreize
■ Produktionstechnik (n = 75)
Zusätzliche
Sozialleistungen
Entwicklungsmöglichkeiten/
Interessante
Projekte
Maßnahmen
zur Förderung
von Unternehmenskultur
Flexible
Arbeits- und
Dienstzeiten/
Homeoffice
■ Informations- und Kummunikationstechnologie (n = 94)
Materielle,
Maßnahmen
nicht monetäre zur betriebAnreize
lichen
Gesundheitsförderung
■ Gesundheitswirtschaft (n = 110)
Vereinbarkeit
von Familie
und Beruf
Maßnahmen zur Sonstiges
Verbesserung
der Führungskultur
■ Logistik (n = 52)
FAZIT UND AUSBLICK
(insbesondere in der Produktionstechnik).
Die Ergebnisse des vierten Fachkräftemonitorings
Flexible Arbeits- und Dienstzeiten sowie materielle,
bestätigen, dass eine Vielzahl der Unternehmen
nicht monetäre Anreize werden branchenübergreifend
in der Region Hannover von Fachkräfteengpässen
lediglich von jedem fünften der befragten Unternehmen
auf dem regionalen Arbeitsmarkt betroffen ist. Die
angeboten. Potenziale zur Fachkräftebindung gibt es bei
steigende Nachfrage nach Fachkräften, zunehmende
der betrieblichen Gesundheitsförderung, bei Maßnahmen
Qualifikationsanforderungen sowie demographische
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie bei Maß-
Entwicklungen werden die Engpässe zukünftig verstärken.
nahmen zur Verbesserung der Führungskultur (Abb. 8).
Um Fachkräfte zu sichern und Fachkräfteengpässen
Von einem Fachkräftemangel betroffene Unternehmen
entgegenzuwirken, ergreifen die Unternehmen eine
greifen meist auf eine Kombination verschiedener
Reihe von Maßnahmen zur Rekrutierung und Bindung
Maßnahmen zur Fachkräftebindung zurück. Allerdings
von Mitarbeiter /-innen. Die Vielzahl der Möglichkeiten
bieten ein Viertel der Unternehmen, die nach eigener
wird jedoch meist nicht ausgeschöpft, Potenziale durch
Aussage von einem Fachkräftemangel betroffen
betriebliche Ausbildung werden nicht immer genutzt.
sind, keine Maßnahmen zur Fachkräftebindung an.
In Kooperation mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter,
den Kammern, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und
Hochschulen initiiert und unterstützt die Wirtschafts- und
Beschäftigungsförderung der Region Hannover daher zahlreiche Maßnahmen und Projekte zur Fachkräftesicherung.
Im Fokus stehen die Handlungsfelder
10
STANDORTINFORMATIONEN FACHKRÄFTEMONITORING
Die Entwicklung und Umsetzung dieser Handlungsfelder
■
Unterstützung bei der Mitarbeiterrekrutierung,
■
Aktivierung von bisher vernachlässigten Erwerbs-
knüpft an die Strategie der 2014 gegründeten Fachkräfte-
personengruppen,
allianz der Region Hannover an. Die regionale Fachkräfte-
■
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
allianz basiert auf dem gemeinsamen Verständnis, dass die
■
Maßnahmen zur Arbeitgeberattraktivität,
Fachkräftesicherung für alle Akteur/-innen in der Region
■
Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheits-
Hannover eine der zentralen Zukunftsaufgaben ist.
management,
Hauptziel ist es, die Fachkräftebasis in der Region Hannover
■
Frühzeitige Berufs- und Studienorientierung,
nachhaltig zu sichern und angesichts der Herausforderungen
■
Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze,
zukunftsfest aufzustellen.
■
Intensivierung des Wissenstransfers zwischen
■
Bindung von Studenten und High-Potentials an die
regionalen Hochschulen und KMU,
Region.
AKTUELLE PROJEKTE DER WIRTSCHAFTSUND BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG
Ausbildungsportal Azubi21 (www.azubi21.de)
Projekt Back2Job – Ingenieurinnen gesucht
Gemeinsam mit den Kommunen hat die Wirtschafts- und
MINT-Berufe gelten als Männerdomäne. Eine Strategie,
Beschäftigungsförderung der Region Hannover eine
möglichen Fachkräfteengpässen in diesem Bereich zu
regionale Internetplattform entwickelt, auf der Jugendliche
begegnen, ist die Akquise von Frauen. Das Bildungswerk der
schulische und betriebliche Ausbildungsangebote, duale
Niedersächsischen Wirtschaft als Projektträger entwickelt
Studiengänge und Praktikumsangebote an einer Stelle
Nach- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen für arbeits-
gebündelt schnell und unkompliziert finden. Die Nutzung der
bzw. erwerbslose Akademikerinnen, damit auch diese
kammerübergreifenden Plattform ist für die Jugendlichen
Gruppe von der Entwicklung am Arbeitsmarkt profitiert. Ziel
und auch für Unternehmen und Institutionen kostenlos.
des Projektes ist es, Frauen mit einem Hochschulabschluss
in technischen Berufen, die sich nach einer Familienphase
Projekt Umsteigen statt Aussteigen
Rund ein Drittel der Studierenden zweifelt daran, dass
wieder ihrem Beruf widmen möchten, für den beruflichen
Wiedereinstieg in ihrem MINT-Fachgebiet zu gewinnen.
sie ihr derzeitiges Studium erfolgreich abschließen
werden. Für viele von ihnen ist eine Ausbildung im
Projekt MIWEB
dualen System eine mögliche Alternative mit attraktiven
Durch „Industrie 4.0“ verändert sich auch die Arbeitswelt
Karrierechancen. Auch sehen viele Unternehmen darin
des einzelnen Mitarbeiters. Routinearbeiten und manuelle
eine Chance, den eigenen Fachkräftebedarf zu decken.
Tätigkeiten werden weiter minimiert bzw. an Maschinen,
Das Projekt „Umsteigen statt Aussteigen“ will eine Brücke
Roboter und Computer „delegiert“. Dafür steigt der Bedarf
zwischen Unternehmen und Studienabbrecher /- innen
an Koordination und Steuerung von Arbeitsprozessen. Um
schlagen und das große Potenzial dieser Zielgruppe mit
die dadurch entstehenden Aufgaben effizient zu lösen,
Integrations- und Beratungsangeboten insbesondere für
benötigen Unternehmen qualifizierte Fachkräfte. Neben
kleine und mittelständische Unternehmen erschließen.
dem grundsätzlichen Know-how ist vor allem auch der
professionelle Umgang mit den neuen Technologien
erforderlich. Die Leibniz Universität Hannover als
Projektträger entwickelt in Kooperation mit KMU
entsprechende Qualifizierungsmodule.
11
REGION HANNOVER
Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
Haus der Wirtschaftsförderung
Vahrenwalder Straße 7
30165 Hannover
Telefon: +49 (0)511-616-23236
Telefax: +49 (0)511-616-23453
[email protected]
www.wirtschaftsförderung-hannover.de
Ansprechpartner:
Reinhard Biederbeck
Region Hannover
Team Beschäftigungsförderung
Telefon: +49 (0)511-616-23434
[email protected]
Lennart Heise
Region Hannover
Team Wirtschaftsförderung
Telefon: +49 (0)511-616-23238
[email protected]
Text und Redaktion: Fachbereich Wirtschafts- und
Beschäftigungsförderung
Gestaltung: Kochstrasse™ – Agentur für Marken GmbH
Druck: Team Post und Medienservice Region Hannover
Stand: 6/2016
Eine Veröffentlichung im Rahmen der Fachkräfteallianz Hannover
www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de