Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete Der in Berlin lebende, in der ehemaligen DDR geborene Druckgrafiker Claas Gutsche beschäftigt sich in seinen groß- und kleinformatigen Linolschnitten auf feinem Japanpapier unter anderem mit den Spuren der deutschdeutschen Vergangenheit und damit im weiteren Sinne mit den Themen kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur. Aufgewachsen in Blankenburg im Harz, erlebte er im Alter von sieben Jahren die „Wende‘‘ und lernte so sowohl noch Ostdeutschland als auch das vereinigte Deutschland kennen. Seine Grafiken zeigen oft stimmungsschwangere Orte, deren geschichtsträchtige Bedeutung sich dem Betrachter erst mit zusätzlicher Information, etwa durch den Bildtitel, erschließt. Erinnerungen an die Schattenseiten der deutschen Geschichte oder jüngste beunruhigende Nachrichtenmeldungen erwachen im Betrachter. Die technisch versiert ausgeführten Blätter werden monochrom oder mehrfarbig gedruckt, es entstehen auch Reduktionsschnitte. Für die Ausstellung im Museum Franz Gertsch und den begleitenden Katalog wurden neuere Werke aus den Jahren 2012 bis 2016 ausgewählt. Dabei erlebt ein monumentaler Linolschnitt seine Premiere, der auch eine Erweiterung des thematischen Spektrums im OEuvre des Künstlers markiert. Grundsätzlich haben wir es hier mit zwei eng miteinander verzahnten Werkgruppen zu tun: Einerseits werden Bauwerke, Denkmäler und Kunst im öffentli- chen Raum in den Blick genommen, die von vergangenen Zeiten zeugen, andererseits befasst sich Claas Gutsche in Close-ups mit Aspekten der Kunst am Bau der ehemaligen DDR. Geprägt von seiner frühen Kindheit in der Deutschen Demokratischen Republik erlebte der Künstler die Auflösung des sozialistischen Staates und der dahinter stehenden Weltanschauung ebenso wie den alle Lebensbereiche erfassenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Wandel, den diese mit sich brachte. Als Vertreter der sogenannten „dritten Generation Ost‘‘, der zwischen 1975 und 1985 geborenen „Wendekinder‘‘, reflektiert und hinterfragt er rund 25 Jahre nach der Wiedervereinigung seine sichtbare Umwelt und das Erbe der DDR mit geschärften Sinnen. Er betrachtet die Welt als Druckgrafiker und sucht nach den historisch-ästhetischen Gesichtspunkten; die Verbindung von Architektur, Kunst (am Bau) und Natur kennzeichnet sein Werk. Dabei klingt die Bedeutung der Ästhetik gestern, heute und in Bezug auf uns als Betrachter stets mit. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa die ersten Kunstgewerbemuseen eröffnet wurden, ging es nicht zuletzt um die exemplarische Ausstellung „guter‘‘ Vorbilder in Kunst und Handwerk. Diskussionen über den „guten Geschmack‘‘, ästhetische Qualitätsmerkmale und Urteile wurden angestoßen, die sich bis weit ins das 1 20. Jahrhundert fortsetzten und noch Werkbund und Bauhaus stark prägten. In unserer heutigen stilpluralistischen Zeit haben sich solch „klare‘‘ Bewertungskriterien gewandelt oder vielleicht sogar überlebt, alles scheint möglich. Die geometrisch-abstrakten Elemente der Kunst am Bau bzw. der Kunst im öffentlichen Raum, die Claas Gutsche in Werken wie Concrete (2014) oder Die Gestaltung (2014) bzw. in Der Platz (2015) festhält, spielten in der Zeit ihrer Entstehung eine sowohl ästhetische als auch erziehungspolitische Rolle --- ein Aspekt, der langsam in Vergessenheit gerät. Der Bildhauer Harry Müller etwa gestaltete in Leipzig skulpturale Fassaden aus gegossenen Betonmodulen oder Aluminium, die einerseits die erreichte Höhe der technischen Entwicklung demonstrieren, andererseits aber auch Modernität in künstlerischer Hinsicht signalisieren sollten. Für den Druckgrafiker Claas Gutsche sind neben dem historischen Bewusstsein um die Hintergründe vor allem auch die geometrischen Formen der Betonfassaden reizvoll, deren Schattenspiel er in mehreren Grautönen in aufwändigen Reduktionsschnitten nachvollzieht. Farbige Kachelmosaike wurden in sozialistischen Ländern im Sinne einer Kunst für das Volk an den ansonsten sehr einheitlichen Plattenbauten angebracht, um das Wohngebiet aufzulockern und zu verschönern. Auch sie spielen in Farblinolschnitmuseum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete ten Gutsches eine Rolle: Nach eigenen Fotografien setzt er reale Mosaike in Arbeiten um, die beinahe wie pure geometrische Abstraktionen wirken. Oft werden diese Darstellungen um ein Stück gewachsene Natur, zum Beispiel einen Baum oder Ast ergänzt --- die Künstlichkeit der Oberflächen wird durch den Kontrast mit der Vegetation betont, die das abstrakte Element als Teil einer Mauer oder Wand verortet. Claas Gutsches Farblinolschnitt Der Platz zeigt Fritz Kühns Schwebenden Ring (1967) des Springbrunnens am Strausberger Platz in Berlin, eine Auftragsarbeit des Ost-Berliner Magistrats. Die Elemente des Brunnens, die in der Realität aus plastisch getriebenem, teilvergoldetem Kupfer in Diamantquaderung bestehen, nähern sich in Gutsches Darstellung den Betonelementen der Wandfassaden seiner anderen Werke an. Das Wasser wird vom Künstler nicht thematisiert, die Brunnenplastik erscheint vor der blockhaften architektonischen Kulisse des städtischen Hintergrunds. Der modernistische Entwurf einer zukunftsgerichteten Gesellschaft wirkt heute veraltet und eher künstlich --- im Linolschnitt erhält er in der Reduktion auf die Komposition etwas von seiner ringhaften Urkraft zurück. Mit Erasure (2013) hat der Künstler eines der bekanntesten Bauwerke der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik aufgegriffen: den heute nicht mehr erhaltenen Palast der Republik in Berlin. Erbaut als Sitz der Volks- kammer und öffentliches Kulturhaus von 1973 bis 1976, wurde er im Volksmund ironisch „Erichs Lampenladen‘‘ genannt --- dies eine Anspielung auf den Staats- und Parteichef Erich Honecker sowie auf die in Foyer und Treppenhaus zahlreich installierten Kugelleuchten, die auch in Gutsches Arbeit eine prominente Rolle spielen. Ins Auge sticht hier auch das, was nicht mehr da ist und worauf der Titel des Werkes anspielt: nämlich das Emblem von Hammer und Zirkel, das sich eigentlich in der Rundung des stilisierten Ährenkranzes links im Bild befinden sollte. Nach der Revolution war entschieden worden, dass in der ersten Juniwoche des Jahres 1990 alle DDR-Staatswappen in und an öffentlichen Gebäuden entfernt werden sollten. Man könnte es bei Gutsche (der hier verschiedene mediale Vorlagen kombiniert hat) jedoch auch als Hinweis auf den kompletten Abriss des Gebäudes verstehen, der nach langer Diskussion schließlich 2008 erfolgt war. Wie oben bereits angedeutet, war unter dem sozialistischen Regime der Übergang von der Kunst am Bau mit ästhetischem Erziehungsanspruch zur Kunst (am Bau) mit ideologischem Auftrag fließend. Die damalige Gesetzgebung sah die Verbindung von bildender Kunst und Architektur in einem gewissen Maße vor, dabei war die Stilrichtung des sozialistischen Realismus vorgegeben. Claas Gutsches großformatiger Linolschnitt Der neue Mensch (2013) 2 mit seinem programmatischen Titel zeigt denn auch das Fassadenmosaik des systemkonformen Staatskünstlers Walter Womacka am ehemaligen Magnet-Kaufhaus in Eisenhüttenstadt, einer an der Grenze zu Polen gelegenen, in den 1950er Jahren entstandenen sozialistischen Planstadt. Die bildliche Darstellung für die Menschen dieser Industriestadt zeigt in einer Mischung von sozialistischem Realismus mit Anklängen an Picasso und die klassische Moderne eine Arbeiterhand, die sich zu einer fliegenden Taube, dem Symbol für den Frieden, streckt. Im Ärmel befinden sich fünf Arbeiter, über der Taube sind die Flaggen der Sowjetunion, von Polen und der Deutschen Demokratischen Republik zu sehen. Im Linolschnitt wurde das farbige Mosaik in das Schwarz-Weiß der Grafik übertragen, ein winterlicher Baum betont die eher triste Stimmung. Die Utopie des Menschen in einer freien neuen Welt ohne Klassenunterschiede wird hier vom Künstler dem grauen Alltag in der Stadt gegenübergestellt. Im Hintergrund schwingt unser Wissen über die Unterdrückung und Überwachung des Volkes während der SED-Diktatur mit. Auch Die Idee (2015) spielt auf das ideologische Gedankengut der sozialistischen Länder an, das durch Kunst am Bau und Denkmäler sowie durch zahlreiche andere Maßnahmen transportiert wurde. Der Linolschnitt zeigt ein überwuchertes und verfallendes Leninmuseum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete Denkmal in Form einer sowjetischen Fahne auf abgetrepptem Sockel auf dem ehemaligen Flugplatz Brandis-Waldpolenz in Sachsen. Bei Gutsche sieht man in betörender grafischer Schönheit, wie eine Betonplastik des gefeierten Personenkultes innerhalb kürzester Zeit zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Im Gegensatz zu vielen anderen Lenin-Denkmälern, Büsten und Standbildern wurde dieses nicht abgebaut, zerschlagen, eingeschmolzen, versenkt, vergraben und/oder recycelt, es wurde zum vergessenen Relikt einer anderen Zeit. Die futuristische Anmutung des Denkmals und der in die Zukunft gerichtete visionäre Blick Lenins kontrastieren mit der Umgebung; es wird zu einem Sinnbild des Wandels und des Bedeutungsverlustes überholter Ideen und Ideologien. Auch die grafischen Arbeiten Monument (2012), Relict (dusk version) (2015) und border (2013) zeigen solche Zeitzeugen: das erstgenannte Werk ein Mahnmal (1960) aus sächsischem Sandstein auf einer der größten Kriegsgräberstätten Deutschlands, dem Waldfriedhof Halbe, das zweite den letzten erhaltenen massiven Wachturm mit Schießscharten (ab 1966) der DDR an der Berliner Grenze, ein „Rundblickbeobachtungsturm‘‘. Diese Denkmale können als Architekturen der Erinnerung betrachtet werden --- als Erinnerungsorte, die unser kollektives Gedächtnis stützen und in der vermittelnden Verbreitung der Massenmedien aber auch in der Kunst von Claas Gutsche ikonisiert wer- den. Auffallend ist hier, dass es sich bei beiden Arbeiten um nächtliche Szenen handelt. In einer idyllischen, beinah romantisch anmutenden Umgebung erscheint das Relikt eingebettet in die Natur. Das Schreckliche der Bedeutung der Orte (die vielen Toten und physisch oder psychisch Verletzten) wird im Schönen aufgefangen --- man fühlt sich an Edmund Burkes Konzept des Erhabenen und die englische Romantik erinnert. Claas Gutsche überführt das „Schauerlich-Schöne‘‘ des 18./19. in das 20./21. Jahrhundert; die Ruinen haben ihre angsteinflößende Macht verloren und dienen nur noch als Mahnmale der Erinnerung. Die Arbeit border verknüpft Stacheldraht und Pflanzenteile auf nahezu poetische Weise und lässt auf ein „Nach der Zeit der Grenze‘‘ hoffen. Auch mit dem aktuellsten Werk in dieser Ausstellung und Publikation, Leak (2016), wendet sich der Künstler grafisch einer Anlage zu, die ihre Funktion und Bedeutung verloren hat. Er erweitert sein thematisches Spektrum und bearbeitet hier die ehemalige Flugüberwachungs- und Abhörstation der US-Amerikaner auf dem Berliner Teufelsberg aus der Zeit des Kalten Krieges. Seit 1991 sind die Gebäude und die markanten Antennenkuppeln im Verfall begriffen. Mit dem Titel der Arbeit verweist Claas Gutsche jedoch auf uns zeitlich näherliegende Ereignisse, nämlich auf das Durchsickern bzw. die inoffizielle Veröffentlichung von 3 Informationen. In der heutigen Zeit der Massenmedien, von Lauschangriffen, Whistleblowern und Facebook, erhält das Werk eine politische, jedoch auch eine ganz persönliche BeBedeutung. Dieses Thema betrifft uns alle, die wir täglich die modernen Kommunikationsmittel nutzen und unsere Daten in die weite Welt hinaussenden. Heutzutage wird eine monumentale architektonische Infrastruktur jedoch nicht mehr benötigt, Informationen und Daten werden weitaus unauffälliger gesammelt. Der Künstler Claas Gutsche bewegt sich mit seinen Linolschnitten zwischen den Polen von Nähe und Ferne, Feinheit und Monumentalität, von Heimat/DDR und dem „großen Ganzen‘‘. Wagen wir einen Blick in die Zukunft? Was wird wohl aus unseren Visionen/Ideologien werden? Was macht man uns glauben, welche Ästhetik wiegt uns in Sicherheit? Was macht unser Leben ästhetisch lebenswert, wer sorgt für unsere ästhetische Erziehung? Welche Zeichen hinterlassen wir in der (virtuellen) Welt, was sind unsere Relikte? Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit dem Künstler, der Katalog ist im Museumsshop erhältlich. (Text: Anna Wesle) museum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete Born in East Germany and currently based in Berlin, printmaker Claas Gutsche creates largeand small-format linocuts on fine Japanese paper. His works retrace among other topics the intra-German past, and thus, in a broader sense, invoke themes of collective memory and of commemorative culture. Raised in Blankenburg at the foot of the Harz Mountains, the artist experienced Germany’s reunification at the age of seven. As such, he knows both East Germany and the new Federal Republic. His prints frequently depict ominously atmospheric places steeped in history. Often for the viewer, the significance of these places only comes to light by means of additional information, for example through the image’s title. Memories of the dark side of German history or more recent unsettling events in the news are triggered in the viewer. Expertly executed, Gutsche’s works are monochrome single block-prints or multi-colour prints, or reduction linocuts. The exhibition at Museum Franz Gertsch and its accompanying catalogue feature a selection of recent works from 2012 through 2016. Debuting in the show, a monumental linocut from 2016 also marks the expansion of the thematic spectrum within the artist’s oeuvre. On a fundamental level, the exhibition confronts us with two interlocking groups of works: On the one hand, Claas Gutsche focuses on buildings, monuments, and public art, which testify to the legacy of the past. On the other, he deals with close- up aspects of ‘Kunst am Bau’ in the former GDR, the program of public art installations conceived as an integral part of architectural commissions in East Germany. During the pivotal years of his early childhood in the German Democratic Republic, the artist witnessed the dissolution of the socialist state and its underlying ideology along with the ensuing economic, political, and societal upheavals that affected all areas of life. Gutsche is a representative of the so-called ‘third generation East’, ‘Wendekinder’ or ‘children of change’ born between 1975 and 1985. About twenty-five years after reunification, with a heightened awareness and visual sensibility, Gutsche has begun an enquiry into and reflection on the visible world around him. Observing the world with the eyes of a printmaker, he seeks out historical and aesthetic vantage points. Interrelations between architecture, Kunst (am Bau) [Art (in Architecture)], and nature characterize his work. Even today, the significance of the aesthetics of yesterday resonates with us as viewers. In the period when the first European museums devoted to the arts and crafts opened in the latter half of the nineteenth century, the objective was to display exemplary artworks and ‘good’ craftsmanship. The discourse turned to matters of ‘good taste’ and features of aesthetic quality and judgment, which would persist well into the twentieth century, ultimately having a decisive impact on movements such as the Deutscher 4 Werkbund and the Bauhaus. Such ‘unambiguous’ evaluation criteria have undergone changes in the stylistic pluralism of the present day and may even have become obsolete; anything seems to be possible today. The geometric-abstract elements of the Kunst am Bau and public art projects respectively, which Claas Gutsche captures in works like Concrete (2014), Die Gestaltung [Design] (2014), and Der Platz [The Square] (2015), played significant aesthetic as well as politicaleducational roles at the time of their creation-----a fact that has gradually drifted into oblivion. Sculptor Harry Müller, for example, designed sculptural façades in Leipzig made from modular concrete or aluminium casts, which demonstrated the height of technological developments at the time and emblematized Modernism in artistic terms. Claas Gutsche is interested in the historical trajectory of a collective consciousness and reception of these public artworks. But the geometric forms of the concrete façades themselves also appeal to the artist; he reproduces the interplay of light and dark recesses in the countless shades of grey of his elaborate reduction linocuts. In socialist countries, colourful tile mosaics affixed to otherwise drab prefabricated buildings acted as ornamentation and ‘popular art’, offering respite from the monotony of dreary communal residential facilities. They also play a role in Gutsche’s coloured linocuts. Working from his own photographs of museum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete these sites, he translates these real mosaics into his images that fall into almost pure abstraction. In addition, these images often feature bits of nature, a tree or a branch for instance. This juxtaposition with natural vegetation highlights the artificiality of the surfaces and situates the abstract element as part of a wall. Claas Gutsche’s coloured linotype print Der Platz shows Fritz Kühn’s Floating Ring Fountain on Strausberger Platz in Berlin, commissioned by East Berlin’s municipal authorities in 1967. In Gutsche’s image, the elements of the fountain that consist of partially-gilt, embossed copper in a diamond ashlar pattern resemble the concrete elements of the façades in his other works. However, the artist does not render the water; the sculptural silhouette of the fountain is instead set against the block-like architectonic outline of the urban background. While the modernist design of a once forward-looking society seems outdated and artificial today, the reduction of the fountain’s form in the linocut composition returns something of the elemental force to the shape of the ring. In Erasure (2013), the artist deals with one of the most famous buildings in the former German Democratic Republic, the Palace of the Republic in Berlin. Now demolished, the palace was originally constructed between 1973 and 1976 as the seat of the parliament of East Germany and served various cultural purposes. It was known among the general populace as ‘Erich’s Lamp Shop’, an ironic reference to Erich Honecker, the General Secretary of the Socialist Unity Party and Chairman of the State Council, and the thousands of light bulbs installed in its foyer and lobby. These light bulbs also play a prominent role in Gutsche’s composition, where a stylized circular garland of corn frames the negative space from which something has been effaced, the empty aperture drawing in the eye on the left-hand side. The something that has been expunged and to which the work’s title only alludes, is the hammer and compass------symbols within the GDR’s coat of arms. During the period before the completion of the reunification process, a decision went ahead that all national emblems of the GDR in or on public buildings were to be dismantled during the first week of June in 1990. In the case of Gutsche’s image (which combines diverse source material), the omission of the hammer and compass forecasts the total demolition of the building, which after long-standing debate would eventually be torn down in 2008. As indicated above, under socialism the boundaries blurred between public art projects with the objective of aesthetic indoctrination and Kunst am Bau with its ideological mission. To a certain extent at the time, legislation promoted collaborations within the fine arts and architecture, even though Socialist Realism was the predominant style. For example, with its doctrinal title Der neue Mensch [A New Mankind] (2013), 5 Claas Gutsche’s large-format linocut documents a mosaic by Walter Womacka, an artist employed by the East German state who adhered to its orthodox conventions. The mosaic is part of the façade of the former Magnet department store in Eisenhüttenstadt, a model city of the socialist state founded in 1950 on the border to Poland. Created for the inhabitants of the industrial city, Womacka’s design draws on a mixture of Socialist Realism, and styles reminiscent of Pablo Picasso and Modern art. It depicts the hand of a worker reaching towards a flying dove, a symbol for peace. It also shows five workers inside the sleeve; the flags of the Soviet Union, Poland, and the German Democratic Republic are visible above the dove’s head. In the linocut, Gutsche transposes the coloured mosaic into black-and-white for the print. Adjacent to the façade, a bare winter tree emphasizes the rather drab and dreary atmosphere of the environment. The artist juxtaposes the utopia of humankind living in a free, new world without class distinctions with a grey, everyday urban reality. Our knowledge of the oppression and surveillance of the population under the former GDR reverberates against this backdrop. Die Idee [The Idea] (2015) similarly alludes to the ideological philosophy within socialist states conveyed though their public architectural commissions, monuments, and via numerous other measures. The linocut depicts a dilapidated and overgrown monument to Lenin museum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete shaped like a Soviet flag on a gradated plinth at the former Brandis-Waldpolenz airbase in Saxony. The bewitching graphic detail reveals how a cement sculpture representing a celebrated political figure can sink into obscurity within only a brief period of time. As opposed to many other Lenin monuments, busts, and statues, this one has not been dismantled, destroyed, melted down, buried and/or recycled. Instead, it is simply a forgotten relict from a bygone era. The monument’s futurist associations and Lenin’s visionary gaze into the distance contrast with the surroundings, symbolic of the loss of significance and transmogrification of anachronistic ideas and ideologies. Similarly, the prints Monument (2012), Relict (dusk version) (2015), and border (2013) bear witness to history: The first shows a cenotaph from 1960 made from Saxon sandstone at the graveyard Waldfriedhof Halbe, one of Germany’s largest military cemeteries. The second depicts the only surviving massive GDR watchtower with embrasures (from after 1966) on the Berlin border, a ‘panoramic observation tower’. These monuments can be viewed as architectures of memory. As sites of remembrance, they buttress our collective memory. Disseminated via the mass media, they become icons, just as they are emblematic in Claas Gutsche’s art. It is also noteworthy that these two works both depict nocturnal scenes. Each relict seems embedded in the idyllic, ostensibly Romantic environment of nature. The horror of the significance of these places (and their asso- ciations with the countless victims who were killed or suffered physically and psychologically here) is encapsulated in their beauty --- and is in turn evocative of Edmund Burke’s concept of the sublime within English Romanticism. Claas Gutsche translates the ‘terrible beauty’ of the 18th and 19th centuries into the 20th and 21st centuries ------ the ruins have lost their terrorinducing power and serve solely as monuments to memory. Meanwhile, the work border unites the imagery of barbed wire and plant life in an almost lyrical fashion, inducing hopeful speculations as to ‘life after the border’. In his most recent work on display within the exhibition and publication, the artist turns his attention to an architectural complex that has lost both its function and significance. Expanding his graphic and thematic repertoire with Leak (2016), Gutsche documents the former air traffic control and monitoring station on the Teufelsberg in Berlin, which the Americans operated during the Cold War. The distinctive radar domes of the facility have been deteriorating since 1991. And yet, Claas Gutsche refers to more than just the connotation of structural decay; the work’s title alludes to trending topical events, namely the leaking of unofficial information. In today’s era of mass media, wiretapping, whistle-blowing, and Facebook, the work not only assumes political significance, but addresses familiar, personal concerns. The subject is relevant to each and every one of us who uses 6 modern methods of communication to transmit data throughout the world. But today, monumental architectonic infrastructure is no longer necessary, information and data are gathered in less discernibly conspicuous ways. Claas Gutsche’s linocuts shift between the polarities of near and far, detail and monumentality, between homeland/GDR and the ‘bigger picture’. Should we risk looking into the future? What will become of our visions/ideologies? What do people try to get us to believe; which aesthetics provide us a sense of security? What makes our lives attractive and worth-while; who provides for our aesthetic edification? What signs will we be leaving behind in the (virtual) world, what are our relicts? The exhibition was curated by Anna Wesle in collaboration with the artist, the exhibition catalogue is available at the museum’s shop. (text: Anna Wesle, translation: Michael Wolfson, Selene States) museum franz gertsch Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete Biografie / biography Geboren / born 1982 in Blankenburg / Harz (D) Lebt und arbeitet / lives and works in Berlin Ausbildung / education 2007 --- 09 2006 --- 07 2003 --- 06 Fine Art Printmaking, Royal College of Art, London (GB) University of Brighton, Brighton (GB) Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Halle (Saale) (D) 2013 Ausstellungen / exhibitions (Auswahl / selection) 2016 2015---16 2015 2014 „Risse im Beton‘‘, Museum Franz Gertsch, Burgdorf (CH) [solo] „Die Geschichte hat einen Fehler, zuviele Erzähler! Freunde OWL‘‘, Kunstverein Gütersloh, Gütersloh (D) „Druckreif. Zeitgenössischer Holzschnitt. Die XYLON Deutschland und ihre Gäste‘‘, Städtische Galerie und Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen, Reutlingen (D), Die Drostei, Stiftung Landdrostei, Pinneberg (D), Städtische Galerie und Kunstverein Speyer, Speyer (D) „Constructed Utopia‘‘, Kunstverein virtuell-visuell, Dorsten (D) [solo] „Made in Germany. Prints by Nine Contemporary Artists‘‘, Highpoint Center for Printmaking, Minneapolis (USA) „Turn my water into wine‘‘, Kunstraum Ortloff, Leipzig (D) „Junge Künstler. BAT CampusGalerie 2000 bis 2015: Ausgewählte Bilder aus 15 Jahren‘‘, BAT CampusGalerie, Bayreuth (D) „Your ID-Card‘‘, Studios ID, Berlin (D) „Changing truth‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) [solo] „Der Mensch ist ein Geheimnis. Druckgrafik, Zeichnung, Künstlerbuch, Video‘‘, DostojewskiMuseum, St. Petersburg (RUS) 2012 2011 2010 „Psycho Killer‘‘, Galerie Börgmann, Mönchengladbach (D) „Eine Frage der Zeit --- Statements zum Archiv des Untoten‘‘, Kooperationsprojekt der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Kulturstiftung des Bundes, Franckeplatz, Halle (Saale) (D) „Scheitern --- So many ways to fail‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) „Berlin.Status [2]‘‘, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (D) „Heimsuchung‘‘, Galerie Hartwich, Sellin/Rügen (D) „Trail‘‘, Galerie Rothamel Erfurt, Erfurt (D) „dark matters‘‘, Kunstverein Ulm, Ulm (D) „drama & romantik‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) [solo] BAT CampusGalerie, Bayreuth (D) [solo] „Cuts‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D) „Double Take: The Art of Printmaking‘‘, Studio 3 Gallery, University of Kent, Canterbury (GB) „Hochdruck in Leipzig 2011‘‘, Museum für Druckkunst Leipzig, Leipzig (D) „Karl Goerlich und Claas Gutsche. Der goldene Vorhang‘‘, Haus am Lützowplatz, Berlin (D) „come together‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D) „Summer Exhibition 2011‘‘, Royal Academy of Arts, London (GB) „linocut reloaded‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) „Borders‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D) [solo] „12/10. Der Blick von hier‘‘, Boulevard Parabol, Berlin (D) „BNC 2010‘‘, ICA Institute of Contemporary Arts, London (GB) „BNC 2010‘‘, A Foundation, Liverpool (GB) „druckreif --- junge künstlerinnen und künstler erproben die werkstätten‘‘, Kunsthaus Hamburg, Hamburg (D) „Summer Exhibition 2010‘‘, Royal Academy of Arts, London (GB) „Jenseits des Kanals‘‘, Kunstraum Ortloff, Leipzig (D) [solo] 7 „Lubok 8. Book Launch‘‘, Kaleid Editions, London (GB) „Claas Gutsche & Sebastian Nebe. Der geheime Garten der Nachtigall‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) Preise und Stipendien / grants and awards Ausstellungsstipendium der British American Tobacco BAT CampusGalerie, Bayreuth (D) Tim and Belinda Mara Award (GB) Financial Times Art Award (GB) British Institution Prize, Royal Academy of Arts, London (GB) David Villiers Award (GB) DAAD Free Mover Stipendium (D) Arbeitsstipendium in der Druckwerkstatt der Städtischen Galerie Wolfsburg, Wolfsburg (D) Öffentliche Sammlungen / public collections New York Public Library Collection, New York (USA) Sammlung British American Tobacco, Berlin (D) Royal College of Art Print Collection, London (GB) Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen (D) Städtische Galerie Wolfsburg, Wolfsburg (D) Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig (D) Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt/M (D) Lehrtätigkeit / teaching activity Künstlerischer Mitarbeiter, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Halle (Saale) (D) Lehrbeauftragter für Lithografie, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Halle (Saale) (D) Gastdozent, VCU Qatar, Virginia Commonwealth University, Doha (QA) Gastdozent, Virginia Commonwealth University, Richmond (USA) Gastdozent, University for the Creative Arts, Kent (GB) museum franz gertsch
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