Saalzettel "Claas Gutsche. Risse im Beton"

Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete
Der in Berlin lebende, in der ehemaligen DDR
geborene Druckgrafiker Claas Gutsche beschäftigt sich in seinen groß- und kleinformatigen Linolschnitten auf feinem Japanpapier
unter anderem mit den Spuren der deutschdeutschen Vergangenheit und damit im weiteren Sinne mit den Themen kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur. Aufgewachsen in Blankenburg im Harz, erlebte er im Alter
von sieben Jahren die „Wende‘‘ und lernte so
sowohl noch Ostdeutschland als auch das
vereinigte Deutschland kennen. Seine Grafiken zeigen oft stimmungsschwangere Orte,
deren geschichtsträchtige Bedeutung sich
dem Betrachter erst mit zusätzlicher Information, etwa durch den Bildtitel, erschließt. Erinnerungen an die Schattenseiten der deutschen Geschichte oder jüngste beunruhigende
Nachrichtenmeldungen erwachen im Betrachter. Die technisch versiert ausgeführten Blätter werden monochrom oder mehrfarbig gedruckt, es entstehen auch Reduktionsschnitte.
Für die Ausstellung im Museum Franz Gertsch
und den begleitenden Katalog wurden neuere
Werke aus den Jahren 2012 bis 2016 ausgewählt. Dabei erlebt ein monumentaler Linolschnitt seine Premiere, der auch eine Erweiterung des thematischen Spektrums im OEuvre
des Künstlers markiert. Grundsätzlich haben
wir es hier mit zwei eng miteinander verzahnten Werkgruppen zu tun: Einerseits werden
Bauwerke, Denkmäler und Kunst im öffentli-
chen Raum in den Blick genommen, die von
vergangenen Zeiten zeugen, andererseits befasst sich Claas Gutsche in Close-ups mit Aspekten der Kunst am Bau der ehemaligen
DDR.
Geprägt von seiner frühen Kindheit in der
Deutschen Demokratischen Republik erlebte
der Künstler die Auflösung des sozialistischen
Staates und der dahinter stehenden Weltanschauung ebenso wie den alle Lebensbereiche
erfassenden wirtschaftlichen, politischen und
gesellschaftlichen Wandel, den diese mit sich
brachte. Als Vertreter der sogenannten „dritten Generation Ost‘‘, der zwischen 1975 und
1985 geborenen „Wendekinder‘‘, reflektiert
und hinterfragt er rund 25 Jahre nach der Wiedervereinigung seine sichtbare Umwelt und
das Erbe der DDR mit geschärften Sinnen. Er
betrachtet die Welt als Druckgrafiker und
sucht nach den historisch-ästhetischen Gesichtspunkten; die Verbindung von Architektur, Kunst (am Bau) und Natur kennzeichnet
sein Werk. Dabei klingt die Bedeutung der Ästhetik gestern, heute und in Bezug auf uns als
Betrachter stets mit. Als in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts in Europa die ersten
Kunstgewerbemuseen eröffnet wurden, ging
es nicht zuletzt um die exemplarische Ausstellung „guter‘‘ Vorbilder in Kunst und Handwerk.
Diskussionen über den „guten Geschmack‘‘,
ästhetische Qualitätsmerkmale und Urteile
wurden angestoßen, die sich bis weit ins das
1
20. Jahrhundert fortsetzten und noch Werkbund und Bauhaus stark prägten. In unserer
heutigen stilpluralistischen Zeit haben sich
solch „klare‘‘ Bewertungskriterien gewandelt
oder vielleicht sogar überlebt, alles scheint
möglich.
Die geometrisch-abstrakten Elemente der
Kunst am Bau bzw. der Kunst im öffentlichen
Raum, die Claas Gutsche in Werken wie Concrete (2014) oder Die Gestaltung (2014) bzw.
in Der Platz (2015) festhält, spielten in der
Zeit ihrer Entstehung eine sowohl ästhetische
als auch erziehungspolitische Rolle --- ein Aspekt, der langsam in Vergessenheit gerät. Der
Bildhauer Harry Müller etwa gestaltete in
Leipzig skulpturale Fassaden aus gegossenen
Betonmodulen oder Aluminium, die einerseits
die erreichte Höhe der technischen Entwicklung demonstrieren, andererseits aber auch
Modernität in künstlerischer Hinsicht signalisieren sollten. Für den Druckgrafiker Claas
Gutsche sind neben dem historischen Bewusstsein um die Hintergründe vor allem auch
die geometrischen Formen der Betonfassaden
reizvoll, deren Schattenspiel er in mehreren
Grautönen in aufwändigen Reduktionsschnitten nachvollzieht. Farbige Kachelmosaike
wurden in sozialistischen Ländern im Sinne
einer Kunst für das Volk an den ansonsten
sehr einheitlichen Plattenbauten angebracht,
um das Wohngebiet aufzulockern und zu verschönern. Auch sie spielen in Farblinolschnitmuseum
franz
gertsch
Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete
ten Gutsches eine Rolle: Nach eigenen Fotografien setzt er reale Mosaike in Arbeiten um,
die beinahe wie pure geometrische Abstraktionen wirken. Oft werden diese Darstellungen
um ein Stück gewachsene Natur, zum Beispiel
einen Baum oder Ast ergänzt --- die Künstlichkeit der Oberflächen wird durch den Kontrast
mit der Vegetation betont, die das abstrakte
Element als Teil einer Mauer oder Wand verortet. Claas Gutsches Farblinolschnitt Der Platz
zeigt Fritz Kühns Schwebenden Ring (1967)
des Springbrunnens am Strausberger Platz in
Berlin, eine Auftragsarbeit des Ost-Berliner
Magistrats. Die Elemente des Brunnens, die in
der Realität aus plastisch getriebenem, teilvergoldetem Kupfer in Diamantquaderung bestehen, nähern sich in Gutsches Darstellung
den Betonelementen der Wandfassaden seiner
anderen Werke an. Das Wasser wird vom
Künstler nicht thematisiert, die Brunnenplastik
erscheint vor der blockhaften architektonischen Kulisse des städtischen Hintergrunds.
Der modernistische Entwurf einer zukunftsgerichteten Gesellschaft wirkt heute veraltet und
eher künstlich --- im Linolschnitt erhält er in der
Reduktion auf die Komposition etwas von seiner ringhaften Urkraft zurück.
Mit Erasure (2013) hat der Künstler eines der
bekanntesten Bauwerke der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik aufgegriffen:
den heute nicht mehr erhaltenen Palast der
Republik in Berlin. Erbaut als Sitz der Volks-
kammer und öffentliches Kulturhaus von 1973
bis 1976, wurde er im Volksmund ironisch
„Erichs Lampenladen‘‘ genannt --- dies eine
Anspielung auf den Staats- und Parteichef
Erich Honecker sowie auf die in Foyer und
Treppenhaus zahlreich installierten Kugelleuchten, die auch in Gutsches Arbeit eine
prominente Rolle spielen. Ins Auge sticht hier
auch das, was nicht mehr da ist und worauf
der Titel des Werkes anspielt: nämlich das
Emblem von Hammer und Zirkel, das sich eigentlich in der Rundung des stilisierten Ährenkranzes links im Bild befinden sollte. Nach der
Revolution war entschieden worden, dass in
der ersten Juniwoche des Jahres 1990 alle
DDR-Staatswappen in und an öffentlichen Gebäuden entfernt werden sollten. Man könnte
es bei Gutsche (der hier verschiedene mediale
Vorlagen kombiniert hat) jedoch auch als Hinweis auf den kompletten Abriss des Gebäudes
verstehen, der nach langer Diskussion schließlich 2008 erfolgt war.
Wie oben bereits angedeutet, war unter dem
sozialistischen Regime der Übergang von der
Kunst am Bau mit ästhetischem Erziehungsanspruch zur Kunst (am Bau) mit ideologischem
Auftrag fließend. Die damalige Gesetzgebung
sah die Verbindung von bildender Kunst und
Architektur in einem gewissen Maße vor, dabei war die Stilrichtung des sozialistischen Realismus vorgegeben. Claas Gutsches großformatiger Linolschnitt Der neue Mensch (2013)
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mit seinem programmatischen Titel zeigt denn
auch das Fassadenmosaik des systemkonformen Staatskünstlers Walter Womacka am
ehemaligen Magnet-Kaufhaus in Eisenhüttenstadt, einer an der Grenze zu Polen gelegenen,
in den 1950er Jahren entstandenen sozialistischen Planstadt. Die bildliche Darstellung für
die Menschen dieser Industriestadt zeigt in
einer Mischung von sozialistischem Realismus
mit Anklängen an Picasso und die klassische
Moderne eine Arbeiterhand, die sich zu einer
fliegenden Taube, dem Symbol für den Frieden, streckt. Im Ärmel befinden sich fünf Arbeiter, über der Taube sind die Flaggen der
Sowjetunion, von Polen und der Deutschen
Demokratischen Republik zu sehen. Im Linolschnitt wurde das farbige Mosaik in das
Schwarz-Weiß der Grafik übertragen, ein winterlicher Baum betont die eher triste Stimmung. Die Utopie des Menschen in einer
freien neuen Welt ohne Klassenunterschiede
wird hier vom Künstler dem grauen Alltag in
der Stadt gegenübergestellt. Im Hintergrund
schwingt unser Wissen über die Unterdrückung und Überwachung des Volkes während
der SED-Diktatur mit.
Auch Die Idee (2015) spielt auf das ideologische Gedankengut der sozialistischen Länder
an, das durch Kunst am Bau und Denkmäler
sowie durch zahlreiche andere Maßnahmen
transportiert wurde. Der Linolschnitt zeigt ein
überwuchertes und verfallendes Leninmuseum
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Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete
Denkmal in Form einer sowjetischen Fahne
auf abgetrepptem Sockel auf dem ehemaligen
Flugplatz Brandis-Waldpolenz in Sachsen. Bei
Gutsche sieht man in betörender grafischer
Schönheit, wie eine Betonplastik des gefeierten Personenkultes innerhalb kürzester Zeit
zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Im Gegensatz zu vielen anderen Lenin-Denkmälern,
Büsten und Standbildern wurde dieses nicht
abgebaut, zerschlagen, eingeschmolzen, versenkt, vergraben und/oder recycelt, es wurde
zum vergessenen Relikt einer anderen Zeit.
Die futuristische Anmutung des Denkmals und
der in die Zukunft gerichtete visionäre Blick
Lenins kontrastieren mit der Umgebung; es
wird zu einem Sinnbild des Wandels und des
Bedeutungsverlustes überholter Ideen und
Ideologien. Auch die grafischen Arbeiten Monument (2012), Relict (dusk version) (2015)
und border (2013) zeigen solche Zeitzeugen:
das erstgenannte Werk ein Mahnmal (1960)
aus sächsischem Sandstein auf einer der
größten Kriegsgräberstätten Deutschlands,
dem Waldfriedhof Halbe, das zweite den letzten erhaltenen massiven Wachturm mit
Schießscharten (ab 1966) der DDR an der
Berliner Grenze, ein „Rundblickbeobachtungsturm‘‘. Diese Denkmale können als Architekturen der Erinnerung betrachtet werden --- als
Erinnerungsorte, die unser kollektives Gedächtnis stützen und in der vermittelnden
Verbreitung der Massenmedien aber auch in
der Kunst von Claas Gutsche ikonisiert wer-
den. Auffallend ist hier, dass es sich bei beiden Arbeiten um nächtliche Szenen handelt.
In einer idyllischen, beinah romantisch anmutenden Umgebung erscheint das Relikt eingebettet in die Natur. Das Schreckliche der Bedeutung der Orte (die vielen Toten und
physisch oder psychisch Verletzten) wird im
Schönen aufgefangen --- man fühlt sich an Edmund Burkes Konzept des Erhabenen und die
englische Romantik erinnert. Claas Gutsche
überführt das „Schauerlich-Schöne‘‘ des
18./19. in das 20./21. Jahrhundert; die Ruinen haben ihre angsteinflößende Macht verloren und dienen nur noch als Mahnmale der
Erinnerung. Die Arbeit border verknüpft Stacheldraht und Pflanzenteile auf nahezu poetische Weise und lässt auf ein „Nach der Zeit
der Grenze‘‘ hoffen.
Auch mit dem aktuellsten Werk in dieser Ausstellung und Publikation, Leak (2016), wendet
sich der Künstler grafisch einer Anlage zu, die
ihre Funktion und Bedeutung verloren hat. Er
erweitert sein thematisches Spektrum und
bearbeitet hier die ehemalige Flugüberwachungs- und Abhörstation der US-Amerikaner
auf dem Berliner Teufelsberg aus der Zeit des
Kalten Krieges. Seit 1991 sind die Gebäude
und die markanten Antennenkuppeln im Verfall begriffen. Mit dem Titel der Arbeit verweist
Claas Gutsche jedoch auf uns zeitlich näherliegende Ereignisse, nämlich auf das Durchsickern bzw. die inoffizielle Veröffentlichung von
3
Informationen. In der heutigen Zeit der Massenmedien, von Lauschangriffen, Whistleblowern und Facebook, erhält das Werk eine politische, jedoch auch eine ganz persönliche BeBedeutung. Dieses Thema betrifft uns alle, die
wir täglich die modernen Kommunikationsmittel nutzen und unsere Daten in die weite Welt
hinaussenden. Heutzutage wird eine monumentale architektonische Infrastruktur jedoch
nicht mehr benötigt, Informationen und Daten
werden weitaus unauffälliger gesammelt.
Der Künstler Claas Gutsche bewegt sich mit
seinen Linolschnitten zwischen den Polen von
Nähe und Ferne, Feinheit und Monumentalität,
von Heimat/DDR und dem „großen Ganzen‘‘.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft? Was
wird wohl aus unseren Visionen/Ideologien
werden? Was macht man uns glauben, welche
Ästhetik wiegt uns in Sicherheit? Was macht
unser Leben ästhetisch lebenswert, wer sorgt
für unsere ästhetische Erziehung? Welche Zeichen hinterlassen wir in der (virtuellen) Welt,
was sind unsere Relikte?
Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna
Wesle in Zusammenarbeit mit dem Künstler,
der Katalog ist im Museumsshop erhältlich.
(Text: Anna Wesle)
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Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete
Born in East Germany and currently based in
Berlin, printmaker Claas Gutsche creates largeand small-format linocuts on fine Japanese paper. His works retrace among other topics the
intra-German past, and thus, in a broader sense,
invoke themes of collective memory and of
commemorative culture. Raised in Blankenburg
at the foot of the Harz Mountains, the artist experienced Germany’s reunification at the age of
seven. As such, he knows both East Germany
and the new Federal Republic. His prints frequently depict ominously atmospheric places
steeped in history. Often for the viewer, the significance of these places only comes to light by
means of additional information, for example
through the image’s title. Memories of the dark
side of German history or more recent unsettling
events in the news are triggered in the viewer.
Expertly executed, Gutsche’s works are monochrome single block-prints or multi-colour prints,
or reduction linocuts.
The exhibition at Museum Franz Gertsch and its
accompanying catalogue feature a selection of
recent works from 2012 through 2016. Debuting in the show, a monumental linocut from
2016 also marks the expansion of the thematic
spectrum within the artist’s oeuvre. On a fundamental level, the exhibition confronts us with
two interlocking groups of works: On the one
hand, Claas Gutsche focuses on buildings, monuments, and public art, which testify to the legacy of the past. On the other, he deals with close-
up aspects of ‘Kunst am Bau’ in the former GDR,
the program of public art installations conceived
as an integral part of architectural commissions
in East Germany.
During the pivotal years of his early childhood in
the German Democratic Republic, the artist witnessed the dissolution of the socialist state and
its underlying ideology along with the ensuing
economic, political, and societal upheavals that
affected all areas of life. Gutsche is a representative of the so-called ‘third generation East’,
‘Wendekinder’ or ‘children of change’ born between 1975 and 1985. About twenty-five years
after reunification, with a heightened awareness
and visual sensibility, Gutsche has begun an enquiry into and reflection on the visible world
around him. Observing the world with the eyes
of a printmaker, he seeks out historical and aesthetic vantage points. Interrelations between
architecture, Kunst (am Bau) [Art (in Architecture)], and nature characterize his work. Even
today, the significance of the aesthetics of yesterday resonates with us as viewers. In the period when the first European museums devoted to
the arts and crafts opened in the latter half of
the nineteenth century, the objective was to
display exemplary artworks and ‘good’ craftsmanship. The discourse turned to matters of
‘good taste’ and features of aesthetic quality
and judgment, which would persist well into the
twentieth century, ultimately having a decisive
impact on movements such as the Deutscher
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Werkbund and the Bauhaus. Such ‘unambiguous’ evaluation criteria have undergone changes
in the stylistic pluralism of the present day and
may even have become obsolete; anything
seems to be possible today.
The geometric-abstract elements of the Kunst
am Bau and public art projects respectively,
which Claas Gutsche captures in works like
Concrete (2014), Die Gestaltung [Design]
(2014), and Der Platz [The Square] (2015),
played significant aesthetic as well as politicaleducational roles at the time of their creation-----a fact that has gradually drifted into oblivion.
Sculptor Harry Müller, for example, designed
sculptural façades in Leipzig made from modular
concrete or aluminium casts, which demonstrated the height of technological developments at the time and emblematized Modernism
in artistic terms. Claas Gutsche is interested in
the historical trajectory of a collective consciousness and reception of these public artworks. But the geometric forms of the concrete
façades themselves also appeal to the artist; he
reproduces the interplay of light and dark recesses in the countless shades of grey of his
elaborate reduction linocuts. In socialist countries, colourful tile mosaics affixed to otherwise
drab prefabricated buildings acted as ornamentation and ‘popular art’, offering respite from the
monotony of dreary communal residential facilities. They also play a role in Gutsche’s coloured
linocuts. Working from his own photographs of
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these sites, he translates these real mosaics
into his images that fall into almost pure abstraction. In addition, these images often feature
bits of nature, a tree or a branch for instance.
This juxtaposition with natural vegetation highlights the artificiality of the surfaces and situates
the abstract element as part of a wall. Claas
Gutsche’s coloured linotype print Der Platz
shows Fritz Kühn’s Floating Ring Fountain on
Strausberger Platz in Berlin, commissioned by
East Berlin’s municipal authorities in 1967. In
Gutsche’s image, the elements of the fountain
that consist of partially-gilt, embossed copper in
a diamond ashlar pattern resemble the concrete
elements of the façades in his other works.
However, the artist does not render the water;
the sculptural silhouette of the fountain is instead set against the block-like architectonic
outline of the urban background. While the
modernist design of a once forward-looking society seems outdated and artificial today, the
reduction of the fountain’s form in the linocut
composition returns something of the elemental
force to the shape of the ring.
In Erasure (2013), the artist deals with one of
the most famous buildings in the former German
Democratic Republic, the Palace of the Republic
in Berlin. Now demolished, the palace was originally constructed between 1973 and 1976 as
the seat of the parliament of East Germany and
served various cultural purposes. It was known
among the general populace as ‘Erich’s Lamp
Shop’, an ironic reference to Erich Honecker,
the General Secretary of the Socialist Unity Party and Chairman of the State Council, and the
thousands of light bulbs installed in its foyer and
lobby. These light bulbs also play a prominent
role in Gutsche’s composition, where a stylized
circular garland of corn frames the negative
space from which something has been effaced,
the empty aperture drawing in the eye on the
left-hand side. The something that has been expunged and to which the work’s title only alludes, is the hammer and compass------symbols
within the GDR’s coat of arms. During the period
before the completion of the reunification process, a decision went ahead that all national
emblems of the GDR in or on public buildings
were to be dismantled during the first week of
June in 1990. In the case of Gutsche’s image
(which combines diverse source material), the
omission of the hammer and compass forecasts
the total demolition of the building, which after
long-standing debate would eventually be torn
down in 2008.
As indicated above, under socialism the boundaries blurred between public art projects with the
objective of aesthetic indoctrination and Kunst
am Bau with its ideological mission. To a certain
extent at the time, legislation promoted collaborations within the fine arts and architecture,
even though Socialist Realism was the predominant style. For example, with its doctrinal title
Der neue Mensch [A New Mankind] (2013),
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Claas Gutsche’s large-format linocut documents
a mosaic by Walter Womacka, an artist employed by the East German state who adhered
to its orthodox conventions. The mosaic is part
of the façade of the former Magnet department
store in Eisenhüttenstadt, a model city of the
socialist state founded in 1950 on the border to
Poland. Created for the inhabitants of the industrial city, Womacka’s design draws on a mixture
of Socialist Realism, and styles reminiscent of
Pablo Picasso and Modern art. It depicts the
hand of a worker reaching towards a flying dove,
a symbol for peace. It also shows five workers
inside the sleeve; the flags of the Soviet Union,
Poland, and the German Democratic Republic
are visible above the dove’s head. In the linocut,
Gutsche transposes the coloured mosaic into
black-and-white for the print. Adjacent to the
façade, a bare winter tree emphasizes the rather
drab and dreary atmosphere of the environment.
The artist juxtaposes the utopia of humankind
living in a free, new world without class distinctions with a grey, everyday urban reality. Our
knowledge of the oppression and surveillance of
the population under the former GDR reverberates against this backdrop.
Die Idee [The Idea] (2015) similarly alludes to
the ideological philosophy within socialist states
conveyed though their public architectural
commissions, monuments, and via numerous
other measures. The linocut depicts a dilapidated and overgrown monument to Lenin
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shaped like a Soviet flag on a gradated plinth at
the former Brandis-Waldpolenz airbase in Saxony. The bewitching graphic detail reveals how a
cement sculpture representing a celebrated political figure can sink into obscurity within only a
brief period of time. As opposed to many other
Lenin monuments, busts, and statues, this one
has not been dismantled, destroyed, melted
down, buried and/or recycled. Instead, it is
simply a forgotten relict from a bygone era. The
monument’s futurist associations and Lenin’s
visionary gaze into the distance contrast with
the surroundings, symbolic of the loss of significance and transmogrification of anachronistic
ideas and ideologies. Similarly, the prints Monument (2012), Relict (dusk version) (2015), and
border (2013) bear witness to history: The first
shows a cenotaph from 1960 made from Saxon
sandstone at the graveyard Waldfriedhof Halbe,
one of Germany’s largest military cemeteries.
The second depicts the only surviving massive
GDR watchtower with embrasures (from after
1966) on the Berlin border, a ‘panoramic observation tower’. These monuments can be viewed
as architectures of memory. As sites of remembrance, they buttress our collective memory.
Disseminated via the mass media, they become
icons, just as they are emblematic in Claas
Gutsche’s art. It is also noteworthy that these
two works both depict nocturnal scenes. Each
relict seems embedded in the idyllic, ostensibly
Romantic environment of nature. The horror of
the significance of these places (and their asso-
ciations with the countless victims who were
killed or suffered physically and psychologically
here) is encapsulated in their beauty --- and is in
turn evocative of Edmund Burke’s concept of
the sublime within English Romanticism. Claas
Gutsche translates the ‘terrible beauty’ of the
18th and 19th centuries into the 20th and 21st
centuries ------ the ruins have lost their terrorinducing power and serve solely as monuments
to memory. Meanwhile, the work border unites
the imagery of barbed wire and plant life in an
almost lyrical fashion, inducing hopeful speculations as to ‘life after the border’.
In his most recent work on display within the
exhibition and publication, the artist turns his
attention to an architectural complex that has
lost both its function and significance. Expanding his graphic and thematic repertoire with
Leak (2016), Gutsche documents the former air
traffic control and monitoring station on the
Teufelsberg in Berlin, which the Americans operated during the Cold War. The distinctive radar
domes of the facility have been deteriorating
since 1991. And yet, Claas Gutsche refers to
more than just the connotation of structural decay; the work’s title alludes to trending topical
events, namely the leaking of unofficial information. In today’s era of mass media, wiretapping, whistle-blowing, and Facebook, the work
not only assumes political significance, but addresses familiar, personal concerns. The subject
is relevant to each and every one of us who uses
6
modern methods of communication to transmit
data throughout the world. But today, monumental architectonic infrastructure is no longer
necessary, information and data are gathered in
less discernibly conspicuous ways.
Claas Gutsche’s linocuts shift between the polarities of near and far, detail and monumentality, between homeland/GDR and the ‘bigger picture’. Should we risk looking into the future?
What will become of our visions/ideologies?
What do people try to get us to believe; which
aesthetics provide us a sense of security? What
makes our lives attractive and worth-while; who
provides for our aesthetic edification? What
signs will we be leaving behind in the (virtual)
world, what are our relicts?
The exhibition was curated by Anna Wesle in
collaboration with the artist, the exhibition catalogue is available at the museum’s shop.
(text: Anna Wesle,
translation: Michael Wolfson, Selene States)
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Kabinett / Print room: Claas Gutsche. Risse im Beton / Cracks in Concrete
Biografie / biography
Geboren / born 1982 in Blankenburg / Harz (D)
Lebt und arbeitet / lives and works in Berlin
Ausbildung / education
2007 --- 09
2006 --- 07
2003 --- 06
Fine Art Printmaking, Royal College of Art,
London (GB)
University of Brighton, Brighton (GB)
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle,
Halle (Saale) (D)
2013
Ausstellungen / exhibitions (Auswahl / selection)
2016
2015---16
2015
2014
„Risse im Beton‘‘, Museum Franz Gertsch,
Burgdorf (CH) [solo]
„Die Geschichte hat einen Fehler, zuviele Erzähler! Freunde OWL‘‘, Kunstverein Gütersloh, Gütersloh (D)
„Druckreif. Zeitgenössischer Holzschnitt. Die
XYLON Deutschland und ihre Gäste‘‘, Städtische
Galerie und Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen, Reutlingen (D), Die Drostei,
Stiftung Landdrostei, Pinneberg (D), Städtische
Galerie und Kunstverein Speyer, Speyer (D)
„Constructed Utopia‘‘, Kunstverein virtuell-visuell,
Dorsten (D) [solo]
„Made in Germany. Prints by Nine Contemporary
Artists‘‘, Highpoint Center for Printmaking, Minneapolis (USA)
„Turn my water into wine‘‘, Kunstraum Ortloff,
Leipzig (D)
„Junge Künstler. BAT CampusGalerie 2000 bis
2015: Ausgewählte Bilder aus 15 Jahren‘‘, BAT
CampusGalerie, Bayreuth (D)
„Your ID-Card‘‘, Studios ID, Berlin (D)
„Changing truth‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER,
Berlin (D) [solo]
„Der Mensch ist ein Geheimnis. Druckgrafik,
Zeichnung, Künstlerbuch, Video‘‘, DostojewskiMuseum, St. Petersburg (RUS)
2012
2011
2010
„Psycho Killer‘‘, Galerie Börgmann, Mönchengladbach (D)
„Eine Frage der Zeit --- Statements zum Archiv des
Untoten‘‘, Kooperationsprojekt der Burg
Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der
Kulturstiftung des Bundes, Franckeplatz, Halle
(Saale) (D)
„Scheitern --- So many ways to fail‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D)
„Berlin.Status [2]‘‘, Künstlerhaus Bethanien, Berlin
(D)
„Heimsuchung‘‘, Galerie Hartwich, Sellin/Rügen
(D)
„Trail‘‘, Galerie Rothamel Erfurt, Erfurt (D)
„dark matters‘‘, Kunstverein Ulm, Ulm (D)
„drama & romantik‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D) [solo]
BAT CampusGalerie, Bayreuth (D) [solo]
„Cuts‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D)
„Double Take: The Art of Printmaking‘‘, Studio 3
Gallery, University of Kent, Canterbury (GB)
„Hochdruck in Leipzig 2011‘‘, Museum für Druckkunst Leipzig, Leipzig (D)
„Karl Goerlich und Claas Gutsche. Der goldene
Vorhang‘‘, Haus am Lützowplatz, Berlin (D)
„come together‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D)
„Summer Exhibition 2011‘‘, Royal Academy of
Arts, London (GB)
„linocut reloaded‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER,
Berlin (D)
„Borders‘‘, Galerie Maurer, Frankfurt/M (D) [solo]
„12/10. Der Blick von hier‘‘, Boulevard Parabol,
Berlin (D)
„BNC 2010‘‘, ICA Institute of Contemporary Arts,
London (GB)
„BNC 2010‘‘, A Foundation, Liverpool (GB)
„druckreif --- junge künstlerinnen und künstler
erproben die werkstätten‘‘, Kunsthaus Hamburg,
Hamburg (D)
„Summer Exhibition 2010‘‘, Royal Academy of
Arts, London (GB)
„Jenseits des Kanals‘‘, Kunstraum Ortloff, Leipzig
(D) [solo]
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„Lubok 8. Book Launch‘‘, Kaleid Editions, London
(GB)
„Claas Gutsche & Sebastian Nebe. Der geheime
Garten der Nachtigall‘‘, Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin (D)
Preise und Stipendien / grants and awards
Ausstellungsstipendium der British American Tobacco BAT
CampusGalerie, Bayreuth (D)
Tim and Belinda Mara Award (GB)
Financial Times Art Award (GB)
British Institution Prize, Royal Academy of Arts, London (GB)
David Villiers Award (GB)
DAAD Free Mover Stipendium (D)
Arbeitsstipendium in der Druckwerkstatt der Städtischen
Galerie Wolfsburg, Wolfsburg (D)
Öffentliche Sammlungen / public collections
New York Public Library Collection, New York (USA)
Sammlung British American Tobacco, Berlin (D)
Royal College of Art Print Collection, London (GB)
Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen (D)
Städtische Galerie Wolfsburg, Wolfsburg (D)
Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig (D)
Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt/M (D)
Lehrtätigkeit / teaching activity
Künstlerischer Mitarbeiter, Burg Giebichenstein
Kunsthochschule Halle, Halle (Saale) (D)
Lehrbeauftragter für Lithografie, Burg Giebichenstein
Kunsthochschule Halle, Halle (Saale) (D)
Gastdozent, VCU Qatar, Virginia Commonwealth University,
Doha (QA)
Gastdozent, Virginia Commonwealth University, Richmond
(USA)
Gastdozent, University for the Creative Arts, Kent (GB)
museum
franz
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