Abschussbewilligung

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WALLIS
Walliser Bote
Montag, 27. Juni 2016
UNTERWALLIS
Hunderte
Fische verendet
CONTHEY | Im Bächlein Châtroz bei Conthey sind gestern Hunderte toter Forellen
entdeckt worden. Einem
Spaziergänger bot sich ein
makabres Bild, als er die Fische erblickte. Franck Udry,
der Wildhüter der Region,
konnte nur noch das Schadensausmass feststellen.
«Wir haben dreihundert tote
Bachforellen gezählt», teilte
er dem «Nouvelliste» mit.
Über die Ursache des Fischsterbens kann zum jetzigen
Zeitpunkt nur gemutmasst
werden. Philippe Darioly,
Präsident des kantonalen
Sportfischer-Verbandes, ist
sich sicher, dass die Ursachen in einer Gewässerverschmutzung zu suchen
sind. «Es ist nun schon das
zweite Mal innert dreier
Jahre, dass wir in der Châtroz so viele tote Fische finden und dass das Leben im
Gewässer praktisch komplett ausgelöscht wird.»
A9 bei Sitten
gesperrt
SITTEN | In der Nacht vom
27. auf den 28. Juni wird die
A9 zwischen den Anschlüssen Sion-est und Sion-ouest
in Fahrtrichtung Lausanne
von 24.00 bis 4.00 Uhr gesperrt. Der Grund sind Einstellarbeiten an der Ausrüstung im Tunnel Champsec.
In einer der beiden Röhren
des Tunnels müssen verschiedene neue Bestandteile der Tunnelausrüstung
kontrolliert werden. Eine
Umleitung wird eingerichtet.
Ansonsten sind die Erneuerungsarbeiten an der A9 beendet. Die Abschlussarbeiten wurden von März bis Mai
2016 ausgeführt.
Mit einer
Viererliste
TROISTORRENTS | Die rund
4500 Einwohner umfassende Gemeinde Troistorrents
blickt mit Spannung auf die
Gemeinderatswahlen. Die
CVP will dabei ihre vier Sitze
und die Ratsmehrheit verteidigen. Die Ortspartei hat
beschlossen, mit einer Viererliste anzutreten. Nebst
dem aktuellen Präsidenten
Fabrice Donnet-Money und
den beiden Gemeinderäten
Oscar Dubosson und
Jacques Michaud figuriert
auch Corinne Cipolla-Mariaux auf der Liste.
Konzession
nicht erneuert
ORSIÈRES | Dem Konsortium
«Eaux de Champex», welches das Trinkwasser in der
Region verteilt, ist die dazu
notwendige Konzession
nicht erneuert worden. Das
hat die Urversammlung mit
grosser Mehrheit beschlossen. Damit folgten die
Stimmbürger dem Gemeinderat, der eine entsprechende Empfehlung abgegeben
hatte. Künftig soll das Trinkwassernetz von der Gemeinde selbst betrieben werden.
Herdenschutz | Pro-Wolf-Vereine spenden Schäfern 20 000 Franken
Mehr Hirten und Hunde zur
Wolfsabwehr im Turtmanntal
TURTMANNTAL | Am Wochenende sind im Turtmanntal rund 700 Schafe und
Ziegen in zwei Gruppen
aufgealpt worden. Die
Herdenschutzmassnahmen sind im Vergleich
zum Sommer 2015 ausgebaut worden.
NORBERT ZENGAFFINEN
«Der Wolfsdruck auf die Herde
ist in diesem Sommer mit Sicherheit nochmals höher wie
im letzten Jahr», sagt Hirtin
Frauke Spengler aus der deutschen Eifel. Im dritten Sommer
in Folge will die Hundetrainerin
für Border Collies im Turtmanntal dafür sorgen, dass die
Schäfer ihre Tiere am Ende des
Sommers unbeschadet aus dem
Wolfsgebiet in Empfang nehmen können. Dass der Wolf
auch diesen Sommer im Turtmanntal Beute machen will, ist
für Spengler klar. «Die Frage ist
nur, wann und wo er bei der
Herde auftaucht.» Die 500-köpfige Herde von sechs Eigentümern, darunter ein Freiburger,
wird nun bis zum 1. Oktober in
etlichen Sektoren mit elektrifiziertem Flexinet gehalten. Neu
werden sie in diesem Jahr von
vier Herdenschutzhunden bewacht, gleichzeitig ist ein zweiter Hirt engagiert worden. Dabei ist der deutschen Hirtin
klar, dass all die Massnahmen
keinen 100-prozentigen Schutz
garantieren. «Das gibts im Berggebiet einfach nicht. Vorab in
den höher gelegenen, weitläufigen Weiden, wo auch natürliche Grenzen wie Felsen als Umzäunung genutzt werden müssen, können die Hunde nicht
überall sein.»
Projekt
auf Messers Schneide
Dass in diesem Jahr im Turtmanntal wieder Schafe im
Streifgebiet von vermutlich vier
Wölfen gesömmert werden,
stand im Dezember 2015 noch
auf Messers Schneide. Alpchef
René Bregy (66) überlegte sich
dazumal, den Bettel hinzuschmeissen. «Meine eigenen
Schafe könnte ich in Weiden
halten und von meinen Schutzhunden bewachen lassen. Der
finanzielle und administrative
Aufwand für die Sömmerung in
einem Gebiet mit Wölfen ist
enorm gross und an der Grenze
des Zumutbaren angelangt.
Dennoch hatte ich letztlich das
Gefühl, gegenüber der Öffentlichkeit in der Pflicht zu stehen.» Immerhin hat Bregy es
geschafft, dass die Sömmerung
wegen des enormen Aufwands
für den Herdenschutz für die
Alpgenossenschaft nicht defizitär ist. Trotz Sömmerungsbeiträgen klaffte im Voranschlag
ein Loch von rund 15 000 Franken. «Letztlich hat sich Agridea
bereit erklärt, die Kosten eines
Hirten für einen Monat zu übernehmen. Gleichzeitig erhalten
wir einen Beitrag über 10 000
Franken vom Verein CH Wolf.»
Ohne dieses Geld wäre das Projekt gescheitert, so Bregy.
Dass die Schäfer im Turtmanntal Geld vom Verein CH
Wolf mit Sitz in Einsiedeln er-
Kontrollgang. Alpchef René Bregy läuft mit einem der vier Herdenschutzhunde die 500-köpfige Schafherde
im Turtmanntal ab.
halten, mag auf den ersten
Blick überraschen. Bezweckt er
doch die Aufklärung und Information der Bevölkerung über
den Wolf, seine Biologie, seine
Lebensweise, sein Verhalten,
seinen Einfluss auf das gesamte
Ökosystem und seine Berechtigung und seinen Platz in der
Umwelt, um so das Verständnis
und die Akzeptanz gegenüber
dem Wolf und seiner Wiederintegration in der Schweiz zu fördern. Und steht so diametral zu
den Interessen vieler Nutztierhalter im Wallis. Wie Christina
Steiner, Präsidentin des Vereins,
gegenüber dem «Walliser Boten» erklärt, ist die Unterstützung des Walliser Projekts bei
Weitem kein Einzelfall. «Überall dort, wo Schäfer wegen der
Wolfspräsenz auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung von
griffigen Herdenschutzmassnahmen stossen, versuchen
wir, über Spenden und Mitgliederbeiträge zu helfen. Neben
dem Projekt im Turtmanntal
leisten wir schweizweit zu elf
weiteren Projekten Hilfe. Dies
vorab in den Kantonen Graubünden, Bern, Luzern und Freiburg.» Im Wallis solle demnächst ein weiteres Projekt unterstützt werden, so Steiner.
«Der schlaue
Wolf wird alle
Schutzmassnahmen überwinden»
René Bregy
Chef Schafalp Turtmanntal
Trotz des unverhofften Zustupfs der Wolfsbefürworter
ist René Bregy für die Zukunft
des Herdenschutzprojekts im
Turtmanntal wenig optimistisch. «Der Wolf ist schlau. Mit
der Zeit wird er jede Abwehrmassnahme überwinden. Das
zeigt ein Blick nach Frankreich, wo sich Wolfsrudel
trotz Herdenschutzmassnahmen kaum mehr davon abhal-
FOTOS 1815.CH
Prophylaxe. Bevor die neu ankommenden Schafe in die Herde getrieben werden, durchlaufen sie das
Klauenbad, um der Moderhinke vorzubeugen.
ten, Schafherden anzugreifen.» Es sei nur eine Frage der
Zeit, dass sich das in der
Schweiz ebenso feststellen lasse.
200 Schwarznasen
Neben der Herde mit vorab
Weissen Alpenschafen sind am
Wochenende auch Schwarznasenschafe auf die Alp gezogen.
«Rund 200 Tiere werden den
Sommer über unterhalb des
Meidhorns und Meidtal gesömmert», sagt Siegfried Oggier, der
die Koordination der Alpsömmerung übernommen hat. In
den Weidegebieten gab es im
letzten Sommer Wolfsangriffe
mit gerissenen Tieren. «Heuer
stehen die Schafe tagsüber unter Aufsicht eines Hirten mit
Hütehund. Abends werden sie
zu einem elektrifizierten Nachtpferch geführt, wo sie vor dem
Wolf geschützt sind.» Auch die
Schwarznasenschäfer mussten
im Winter sicherstellen, dass
sie für die Schafsömmerung
nicht Geld drauflegen müssen.
«Die Finanzierung sollte mit
den Sömmerungsbeiträgen einerseits und einem Beitrag der
Gruppe Wolf Schweiz über
10000 Franken sichergestellt
sein», sagt Oggier.
Erfahren. Frauke Spengler weilt im dritten Sommer in Folge
als Hirtin im Turtmanntal.