weg der menschlichkeit parcours humain - ms

KUNSTVEREIN
WEG DER MENSCHLICHKEIT
WEG DER MENSCHLICHKEIT
PARCOURS HUMAIN
Ausstellungsprojekt Bern
27. Mai bis 26. Juni 2016
PROJEKTBESCHRIEB
Stand: 5. Januar 2016
Das Wichtigste in Kürze ........................................................
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Hintergrund und Idee ............................................................ 2 - 3
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Zielgruppen ...................................................................................... 4
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Ausstellungen ............................................................................... 4 - 5
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Ausstellungsort Bern ............................................................ 6
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Kunstwerke
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Informationsprojekte
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Veranstaltungen
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Trägerschaft, Projektteam und Sponsoren
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DR. MARCO S. STOFFEL
www.ms-kunstverknuepft.org
VEREINSPRÄSIDENT
[email protected]
Gesegnetmatttrasse 2
CH-6006 Luzern
Tel
Cell
+ 41 41 410 0626
+ 41 79 401 5938
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Das Wichtigste in Kürze
Humanitäre Katastrophen lassen kein Wegschauen zu
57 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Krieg und Elend. Verzweifelt suchen
diese Migranten Zuflucht – auch in der Schweiz. Doch nicht alle heissen sie willkommen. Mit
welcher Kraft zeigt sich heute die Tugend gelebter Humanität in der Schweiz ? Was bedeutet
uns heute «Menschlichkeit»? Hier und jetzt lautet die Frage: Wie viel Menschlichkeit leistet
sich die Schweiz? Und Sie persönlich – was tun Sie?
«Weg der Menschlichkeit» ist eine Plattform, auf der mit den Mitteln der Kunst und des
Dialogs auf die aktuelle humanitäre Not aufmerksam gemacht wird. In einer Reihe von
Ausstellungen an verschiedenen Standorten in der Schweiz 2016 bis 2017 wird erlebbar, wie
sich engagierte zeitgenössische Künstler mit dem Thema auseinandersetzen und welche
Standpunkte sie haben. Die ausgewählten Werke sind teils eigens für das
Ausstellungsprojekt entstanden, teils sind es bereits bestehende Arbeiten. Vereint bilden sie
ein Manifest für Menschlichkeit von national und international renommierten
Kunstschaffenden.
Ein Veranstaltungsprogramm, das die Künstlerinnen und Künstler, direkt Betroffene und
Aktivisten aus dem Feld des humanitären Engagements mit einbezieht, zeigt mögliche Wege
auf und soll Anstösse geben, die zu einer menschlicheren, toleranteren und friedlicheren
Gesellschaft führen sollen – in der Schweiz und über die Schweiz hinaus.
«Weg der Menschlichkeit» ist selbst ein migrierendes Projekt, das 2015 mit zwei Stationen
begann und 2016 bis 2017 mit mindestens je drei Stationen in verschiedenen Schweizer
Städten und auf alle Landesteile verteilt zu Gast sein wird. Zwei Präsentationen haben im
Bourbaki Panorama in Luzern und im Umfeld des Henry-Dunant-Museums in Heiden (AR)
bereits stattgefunden. In immer wieder neuem Kontext sollen mit engagierter Kunst im Dialog
mit den Beteiligten jeweils wieder neue Impulse gegeben werden.
Trägerschaft von «Weg der Menschlichkeit» ist der gemeinnützige Verein «Weg der
Menschlichkeit», der sich 2015 in Luzern konstituiert hat. Kuratiert wird die Ausstellung von
Marco Stoffel (Idee und Konzept) und Peter Grüter (Co-Kurator). Zahlreiche schweizerische
Hilfswerke und Organisationen, welche in Flüchtlingshilfe und Sozialarbeit tätig sind, wirken
bei Projekten und Veranstaltungen mit.
1. Hintergrund und Idee
Das Fundament allen humanitären Handelns ist das Völkerrecht, welches in der Genfer
Konvention betreffend Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen
von 1864 seine Grundlage hat. Die Genfer Konvention geht zurück auf eine Initiative von
Henry Dunant, der seine Kriegserfahrungen auf dem Schlachtfeld von Solferino während
einer Geschäftsreise in Italien 1859 in Buchform veröffentlichte (Eine Erinnerung an
Solferino, 1862) und eine internationale Regelung für den Umgang mit militärischen und
zivilen Kriegsopfern forderte. Die Genfer Konvention umfasste zehn Artikel und regelte den
Umgang mit Verwundeten und deren Hilfskräften, insbesondere die Einführung der Armbinde
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mit dem roten Kreuz auf weissem Grund als Schutzzeichen. Das ein Jahr vor Abschluss der
Konvention gegründete Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die
Verwundetenpflege, das seit 1876 den Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz
(IKRK) trägt, gab in den folgenden Jahrzehnten entscheidende Impulse zur
Weiterentwicklung des humanitären Völkerrechts.
In diese Gründungsgeschichte und die Aufbaujahre des Roten Kreuzes eingeschrieben ist
ein künstlerisches Engagement, das der Idee der Humanität im Kriege ein Gesicht gab und
damit eine breite Öffentlichkeit ansprechen und aufrütteln konnte: Dasjenige des Genfer
Malers Edouard Castres, des Erschaffers des Bourbaki Panoramas. Auf diesem
gigantischen Rundgemälde (10 Meter Höhe und 112 Meter Länge) von 1881 stellt der
Künstler den Übertritt der französischen Ostarmee in die Schweiz am Ende des DeutschFranzösischen Krieges von 1870/71 dar. Das Bourbaki Panorama ist wohl das erste grosse
Kunstwerk, in welchem das Thema Humanität im Krieg visualisiert wird. Es zeigt den ersten
Rotkreuz-Einsatz und die grösste Asylleistung in der Geschichte der Schweiz: die Situation
von Anfang Februar 1871, bei welcher rund 35’500 französische Soldaten im Dorf Les
Verrières im heutigen Kanton Jura (1’800 Einwohner) in die Schweiz übertraten. Dort – wie
auch an anderen Übertrittsorten – wurde rund 87,000 hungernden, frierenden und
verwundeten Soldaten in der Schweiz Asyl gewährt. Die Zivilbevölkerung und Sanitäter der
Französischen und Schweizer Armee leisteten erste Hilfe, ausgestattet mit Armbinden des
Roten Kreuzes.
Im Kontext unserer Ausstellung ist von besonderer Bedeutung, dass der Künstler selber ein
humanitärer Aktivist war, der als Rotkreuz-Sanitäter auf Seiten der französischen Ostarmee
humanitäre Hilfe leistete. Edouard Castres berichtete mit seinem Rundgemälde sozusagen
«live» aus dem Krieg. Seine Skizzen von 1871 hat er zehn Jahre später im damals beliebten
Massenmedium Panorama umgesetzt, damit eine breite Öffentlichkeit von dieser anderen
Seite des Krieges erfahren sollte. Wie das vor mehr als hundert Jahren entstandene
Bourbaki Panorama gibt es auch heute Kunstwerke, welche Fragen provozieren und unsere
Aufmerksamkeit für die aktuellen Ausformungen humanitärer Krisen schärfen. Auch
zeitgenössische Künstlerinnen und Künstlertragen damit zur Sensibilisierung für dringend
notwendige Erweiterungen des humanitären Völkerrechts bei, wobei sie neue künstlerische
Strategien einsetzen, welche in der Kommunikationsflut der heutigen Zeit das Publikum noch
zu erreichen vermögen.
Als Beitrag zum 150 Jahr Jubiläum des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (2014)
und des Schweizerischen Roten Kreuzes (2016) entwickelte der Verein Weg der
Menschlichkeit das Ausstellungsprojekt. An Standorten, welche einen Bezug zur
Begründung der humanitären Tradition in der Schweiz haben, wird jeweils eine Ausstellung
mit einem besonderen Aspekt zur derzeitigen Flüchtlingsschutzkrise gestaltet. Das
Ausstellungskonzept ist vorab wissenschaftlich erarbeitet worden. Der Rechtsanwalt und
Kurator Dr. Marco Stoffel hat die theoretischen und kuratorischen Grundlagen in einer
Masterarbeit von 2014 geschaffen zum Thema Kunst und humanitäres Völkerrecht unter
dem Titel MENSCHLICHKEIT (ZHdK, Master of Arts in Art Education, ausstellen &
vermitteln; Mentor: Basil Rogger). Als Initiant des Projektes hat er die Ausstellung als
Parcours gestaltet und so umgesetzt, dass Kunstschaffende Position zum Thema
«Menschlichkeit» beziehen. Weil die Ausstellung für die humanitäre Verantwortung unserer
Gesellschaft sensibilisieren und Betroffene einbeziehen möchte, hat Öffentlichkeitsarbeit,
Vermittlung und Rahmenprogramm genauso Priorität wie die Qualität der Kunst.
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2. Zielgruppen
«Weg der Menschlichkeit» richtet sich an ein breites Publikum. Die Ausstellungszeit fällt in
das Jubiläumsjahr des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) aber auch in die Zeit der
Schreckensmeldungen aus Krisengebieten wie Syrien, Eritrea und Libyen und der tragischen
Flüchtlingsschicksale, wie sie auf dem Mittelmeer, an den europäischen Landesgrenzen und
mittlerweile auch in Europa selber manifest werden Neben Kunstinteressierten spricht die
Ausstellung deshalb auch Betroffene wie die Asylsuchenden und Flüchtlinge aller Art an
sowie ein breiteres Publikum ganz allgemein, das üblicherweise kaum Kunstausstellungen
besucht.
Die weitere Sensibilisierung der Bevölkerung für die Themen des humanitären Engagements
angesichts der globalen Probleme ist dabei ebenso wichtig wie die Schaffung eines
Bewusstseins für die humanitäre Tradition der Schweiz. Neben einer klassisch orientierten
Vermittlungstätigkeit steht dabei vor allem auch die Motivierung der gesamten Bevölkerung
im Zentrum. Die Frage «Wieviel Menschlichkeit leistet sich die Schweiz …. Und wo stehen
Sie?» richtet sich an die Ausstellungsbesucherinnen und –besucher insgesamt sowie an
jede und jeden Einzelne(n).
Besucher und Beteiligte, denen die Inhalte unserer Ausstellung mit Führungen und einem
vielseitigen Begleitprogramm vermittelt werden sollen, kommen mit den allgemein an Kunst
Interessierten zusammen:
– die breite Bevölkerung
– Kreise direkt Betroffener
– Politische Kreise
– Fachkreise und Hilfswerke
– Berufsorganisationen
– Schüler und Studenten
3. Ausstellungen
Konzept: Dialograum
Die Kunstwerke sind so ausgewählt, dass sie in den Kontext der Flüchtlingsnot, humanitärer Hilfe
und sozialer Verantwortung gestellt sind. Die Ausstellungen schaffen Beziehungsstiftung, knüpfen
Verbindungen und Zusammenhänge bzw. decken Widersprüche auf. Ein Leuchtturm (=Weg
weisen) hinterfrägt die humanitäre Tradition der Schweiz: gesellschaftliche und individuelle
Verantwortung (Recht auf Asyl, Integration) oder Brand (wie Swatch Uhr)
Es geht beim Projekt nicht blosses Ausstellen. sondern es sollen ungewöhnliche Begegnungen
und Diskurse möglich gemacht werden. STATTFINDEN und nicht einfach ZEIGEN. Der
Ausstellungsort soll in eine sozialen Raum verwandelt werden. WdM will Prozesse ermöglichen,
die auch zu unerwarteten Ergebnissen führen können/sollen. Deshalb die Frage auf dem Flyer:
WIEVIEL MENSCHLICHKEIT LEISTEN SIE SICH ?
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Die Einbettung von künstlerischen Positionen in eine Präsentation humanitärer und sozialer
Arbeit lässt die Exponate nicht mehr als isolierte Objekte erscheinen, sondern als
Bedeutungsträger. Die Bedeutung der Dinge ist nicht in den Objekten angelegt, sondern
erschliesst sich erst im Dialog zwischen Zeigendem (Hilfswerk & Künstler), Betrachter
(Betroffene& allgemeines Publikum) und Gezeigtem (Kunst und humanitäre/soziale Arbeit).
Kunstwerke
Die Ausstellungsreihe «Weg der Menschlichkeit» präsentiert Werke von hochkarätigen
zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die einen expliziten Bezug zur Thematik der
Humanität und des humanitären Engagements haben. Jedes der präsentierten Werke kann
für sich alleine stehen und eine hohe künstlerische Relevanz in Anspruch nehmen, als
Ensemble verkörpern sie die Auseinandersetzung der Gegenwartskunst mit Fragen der
Humanität und des humanitären Engagements. Der «Weg der Menschlichkeit» ist engagiert,
kritisch und aufklärerisch. Mit den Mitteln der Kunst wird gezeigt, was Humanität heissen
könnte und sollte, wie uns die Frage nach der Menschlichkeit alle betrifft und dass wir vor
den herrschenden Problemen die Augen nicht verschliessen können. Das mögen die Einen
als eine Instrumentalisierung der Kunst betrachten, doch dazu stehen wir als Kuratoren
ebenso wie die Künstlerinnen und Künstler.
Besucher-Partizipation
Während den Ausstellungen finden Aktionen und Präsentationen von eingeladenen
Hilfswerken und von weiteren humanitär engagierten Akteuren statt. Diese Aktionen werden
bewusst nicht von der Ausstellung getrennt sondern in sie integriert, denn auch auf dieser
Ebene bilden Kunst und humanitäres Engagement eine Einheit. Mit Bedacht werden
Betroffenengruppen wie Asylsuchende und Flüchtlinge und deren Betreuer in das
Geschehen einbezogen.
Stationen
Der «Weg der Menschlichkeit» beschreitet mehrere Stationen. Jede Station ist eine andere
Ausstellung: weitere Künstler und neuer Fokus auf das Ausstellungsthema. Abgeschlossen
sind die beiden Präsentationen von 2015 in Luzern und Heiden (AR). In 2016 finden die
Ausstellungen Bern (27.5. bis 26.6.), Zürich (29.9. bis 30.10.) und Winterthur (1.11. bis
14.12.) statt. Für 2017 sind Aargau (April), Lugano (Juni), Basel (August) und Genf (Oktober)
geplant. Es bleiben Änderungen am jetzigen Planungsstand vorbehalten. Der Verein
budgetiert und finanziert jedes der drei Ausstellungsjahre getrennt. Derzeit steht also nur die
Finanzierung der Ausstellungen 2016 an.
Die Ausstellungsorte von «Weg der Menschlichkeit» sind ausgesprochen heterogen: Orte im
Umfeld und in bestehenden Museen lösen sich ab mit Räumlichkeiten, welche nur als
Zwischennutzung oder temporär kulturellen Zwecken dienen. Für jede dieser Situationen gilt
es, eine kuratorische Sprache und Haltung zu entwickeln, die dem Ort, dem Thema und den
jeweils gezeigten Werken gerecht werden kann. Die Werke stehen für sich und bedürfen
keiner grossen szenografischen Eingriffe, hingegen muss der Dialog zwischen den Werken
immer wieder neu erarbeitet werden. Auch gilt es zusätzliche künstlerische Positionen, die
nur an einem Ort vertreten sind, gut in das Gesamtkonzept zu integrieren. Das ganze Projekt
wird sich zudem von Station zu Station weiterentwickeln.
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4. Ausstellungsort Bern: Tramdepot Burgernziel
Der Ausstellung in Bern, Gründungsort des Schweizerischen Roten Kreuzes und Hinterlegungsort der
Genfer Konventionen, findet in einem Tramdepot Burgenziel statt: Geleise und Züge !
www.traumdepot2015.ch
5. Kunstwerke
Aussenstation Bahnhofplatz
EIN LEUCHTTURM FÜR LAMPEDUSA, Installation von Thomas Kilpper (Berlin)
Der Ausstellungsparcours beginnt mit einer künstlerischen Position, welche sich mit der heutigen
Flüchtlingskatastrophe im Süden Europas auseinander setzt: aus Versatzstücken gestrandeter Flüchtlingsboote
zusammengesetzt ist die Installation Ein Leuchtturm für Lampedusa des deutschen Künstlers Thomas Kilpper Mahnmal
und Modell zugleich In Zusammenarbeit mit Architekten, Ingenieuren und Ortsansässigen will Kilpper auf Lampedusa
einen Leuchtturm mit angegliedertem Kulturzentrum bauen. Diese künstlerische Position kann als Metapher für eine
humanitäre Flüchtlingspolitik stehen: Wie ein Leuchtturm, der Menschen in Seenot den Weg weist, verweist der
Leuchtturm für Lampedusa auch auf das kuratorische Konzept der Ausstellung, als Zeichen auf einem «Weg der
Menschlichkeit».
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Mitteltrakt
Wechselausstellungen Hilfswerke
Informationskiosk SRK
Das SRK feiert seinen 150 Jahr Jubiläum und informiert die Ausstellungsbesucher über seine
Geschichte und die aktuellen humanitären Herausforderungen im Zusammenhang mit der
Flüchlingsschutzkrise.
HEKS: Friedenssicherung
In einer Informationsausstellung über Konfliktbewältigung und Friedenssicherung zeigt HEKS
Projekte auf, welche sich mit den Ursachen von Flüchtlingswellen auseinandersetzen.
SolidarMed: Gesichter von Lesotho
Eine Fotoserie zeigt die humanitäre Hilfe, welche SolidarMed in Lesotho leistet. In Raumzentrum
ist ein Videospiel aufgestellt, welches der Besucher betätigen kann und damit auf das Thema
Afrika, Armut und Gesundheit sensibilisiert wird.
Art Bar
Für Pausen während des Ausstellungsbesuchs ist im Mitteltrakt (blau markiert im obigen
Modellfoto) eine Theke eingerichtet, welche Getränke und
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Halle Solothurn
1) HOPE, Steinskulpturen von Carl Bucher (verstorben 2015)
Gleich am Anfang der Ausstellung steht die Skulpturengruppe HOPE von Carl Bucher: unterdrückte Menschen stehen
auf !
Das Ausstellungsprojekt endet auf dem Gelände des I KRK Hauptsitzes in Genf, wo die Skulpturengruppe DIE
VERSTEINERTEN von Carl Bucher steht. Er hat in seinen Werken eine Sprache gefunden, die zeitlos und universell
das Leiden des Menschen, die «situation humaine», darstellt. Mit den Versteinerten schuf Bucher ein Symbol und ein
Mahnmal für das Internationale Museum des Roten Kreuzes. Bucher verband darin Persönliches mit Politischem, als
Sinnbild für das Leiden und die Unterdrückung des Menschen. Seine Skulpturen stehen gleichsam als Warnrufe auch
an weiteren öffentlichen Brennpunkten, vor dem Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg und vor dem Sitz der
Menschenrechtskommission am Genfer See.
2) FLÜCHTIG, Fotoserie von Martin Bichsel (Bern)
Der Fotograf Martin Bichsel schenkt Asylsuchenden in Bern seit 2.5 Jahren kurze Momente der
Aufmerksamkeit, indem er ihre Lebenssituation in Porträts festhält und sichtbar macht.
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3) DESTI-NATION, Konzept von Stefan Baltensperger, David Siepert (Zürich)
Desti-Nation ist der Prototyp einer Lotsenboje, die nordafrikanischen Flüchtlingen eine sichere Überfahrt über das
Mittelmeer verspricht. Die autonom arbeitende, motorisierte und mit Solarstrom betriebene Boje kann über eine
Website an einen beliebigen Ort, an die nordafrikanischen Künste, gerufen werden. Von dort aus schwimmt sie mit
Hilfe von GPS jedem Flüchtlingsboot auf einer sicheren Route Richtung Europa voraus. Desti-Nation ist die materielle
Manifestation einer gesellschaftlichen Ambivalenz. Auf der einen Seite stehen der Wunsch und die Verantwortung
Flüchtenden in ihrer prekären Situation zu helfen, auf der anderen Seite existiert die Angst, es könnten zu viele
kommen und die eigene Existenz bedrohen. Kaum jemand würde wollen, dass täglich Menschen beim Versuch das
Mittelmeer zu überqueren zu Tode kommen. Und doch würde kaum eine europäische Regierung sich nicht dagegen
wehren, wollte jemand eine Brücke von Afrika nach Europa bauen.
4) SOLFERINO, Wandskulptur und Malerei von Max Hari (Langenthal)
Die Geschichte des Roten Kreuzes beginnt mit Solferino. Der Berner Künstler Max Hari bezieht sich mit seinem
Projekt auf Henry Dunants Buch Eine Erinnerung an Solferino, welches die Basis für die Idee zur Gründung des
Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (1863) bildete. Haris skulptierte Wand zeigt auf der Aussenseite als
Holzschnitt das Kriegsgrauen, wie es Dunant in seiner Schrift eindrücklich geschildert hat. Die Innenseite ist als
Malerei auf Holz gestaltet und schildert den humanitären Aspekt von Solferino und damit die eigentliche Vorgeschichte
zum Wirken des Roten Kreuzes.
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5) MELILLA PANORAMA, Fotoskulptur von Christoffer Joergensen (Zürich)
Der Zürcher Künstler Christoffer Joergensen hat ein Foto-Panorama des Flüchtlingslagers in der spanischen Exklave
Melilla (Marokko) erstellt. Die kugelförmige Skulptur, die man nicht betreten aber in die man hineinschauen kann,
verschiebt raffiniert die Perspektive des Betrachters: Um das Panorama richtig sehen zu können, muss man den Kopf in
die Kugel hineinhalten, und ist damit im Innern, in der Exklave, ein Eingeschlossener mit lauter Ausgeschlossenen um
sich herum. Das Kunstwerk nötigt die Betrachter zur Reflexion über die eigene Person, indem es hinterfragt, wer auf
der richtigen und wer auf der falschen Seite des Zaunes steht.
6) BASTOKALYPSE, Malerei auf Holz, M.S.Bastian und L.Isabelle (Biel)
Durch den Raum ziehen auf langen Holzstelen verankerte Bilderbahnen wie ein Panorama. Eine bis in die Gegenwart greifende
Entwicklung des Schreckens – teils angelehnt an reale Hintergründe, teils fiktiven Ursprungs. sie Motive aus allen Bereichen der
Historie, aus der bildenden Kunst genauso wie aus der Trivialliteratur. Da gibt es «Spots» auf bildende Künstler wie Munch oder
Albrecht Dürer, dort erinnern in die Bildtafeln eingearbeitete Zeitungsbilder an die Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg; an
Abu Ghraib; an die Zerstörung des World Trade Center in New York.
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7) SCHUTZ, Kojen, Flurina Hack und Johanna Hugenin (Bern)
In Kojen entlang der Fensterwand sind Installationen, Videos, Textcollagen, Tonwerke untergebracht. Das Szenario
erinnert an eine Notaufnahme oder an andere Orte, wo sich Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Katastrophen
auf engstem Raum einfinden.
8) Videoarbeit von Theres Liechti (Winterthur)
In eine der Videoarbeiten setzt sich die Winterthurer Künstlerin Theres Liechti angesichts der heutigen
Flüchtlingsströme und den Projektionen und Erwartungen der Betroffenen mit Heile-Welt-Vorstellungen sowie deren
Fragilität auseinander.
9) Näharbeiten von Aglaia Haritz (Tessin)
Es sind überraschende Mittel, die Aglaia Haritz wählt, um auf das Leid von Gewaltopfern aufmerksam zu machen: Mit
Nadel und Faden erzählt die bildende Künstlerin von unterdrückten Menschen. Indem sie etwa syrische
Flüchtlingsfrauen gemeinsam sticken lässt, bringt sie diese dazu, über ihr tragisches Schicksal zu reden. So gibt die
weitgereiste Tessinerin Personen ein Gesicht und eine Stimme, die sonst verborgen und stumm bleiben würden.
Haritz schafft es, durch Subtilität aufzuwühlen.
10) Postkarten aus Kurdistan von Godhar Salahaddin (Irak)
Gohdar Salahaddin ist bildender Künstler in Dohuk im Nordirak, in der Autonomen Region Kurdistan. Nach sechs
Jahren Exil zog er 2000 mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zurück in seine Heimatstadt, gründete eine
Kunstakademie, Dem irakischen Künstler Gohdar Salahaddin wurde mehrmals wegen seiner Bilder mit dem Tod
gedroht. Aber gerade in Zeiten des IS sollten sich Künstler zu Wort melden, findet er.
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11) AGADEZ (NIGER), Bauprojekte von Not Vital (Sent, Agadez – Niger, Beijing u.a.m.)
Not Vitals Werke sind inspiriert von persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen
auf seinen vielen Reisen rund um die Welt. Bilder und Formen verschiedenster Länder, Regionen und
Ethnien verarbeitet er zu neuen Skulpturen, Installationen und Bauprojekten, die auch stets dem
traditionellen Aspekt der jeweiligen Kultur verpflichtet sind. Not Vital hat die Land Art im grossen Stil nach
Afrika gebracht: in Agadez, einem seiner Wohnorte im Land der Tuareg, baut Not Vital aus dem Glauben an
die gute Kräfte der Natur und die Identität der nomadierenden und sesshaften Menschen. In der Nähe
seines Hauses hat der Künstler eine pyramidenförmige Schule errichten lassen. Er trägt mit seiner Kunst
nachhaltig dazu bei, dass die Kinder vor Ort Ausbildung mit Schulmahlzeiten und die Erwachsenen Arbeit
erhalten.
12) ZURÜCKGELASSEN, Bilder von Kate Burgener (Bern)
Die Berner Künstlerin Kate Burgener zeigt Bilder zum Thema Flucht, die viel mit der Erinnerung an Zurückgelassenes
zu tun haben.
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13) LE CYNISM, Skulptur von Valentin Carron (Martigny)
Valentin Carron (Venice Biennale 2013) verhandelt in seinem Werk die Haltung der Gesellschaften der
Aufnahmeländer.
Agora
Herzstück des Dialograumes ist die AGORA, wo sich Kunst und Kontext treffen (siehe Modellfoto Seite 7,
rot markiert):
Art Performances
Präsentationen Hilfswerke und soziale Institutionen
Vermittlungsaktivitäten
Anlässe und Referate
Artperformances
27.5., 31.5., 7.6., 14.6., 26.6. 26.6. 2016
Juerg Lüdi (Bern)
Gruppe Urnamo (Zürich)
Florian Fülscher (Winterthur)
KATALOG ZUR AUSSTELLUNG und WEITERE WERKE
Die detaillierten Angaben zu den Kunstwerken und die Biografien werden im Katalog zur Ausstellung
aufgeführt.
Bei einzelnen Abbildungen werden in diesem Beschrieb nur Stellvertreter-Arbeiten der betreffenden
Künstler gezeigt, da das in Auftrag gegebene Werk noch nicht geschaffen ist. Nicht alle hier
aufgeführten Werke werden an allen Stationen gezeigt und es kommen auch weitere hinzu, da jede
Ausstellung separat kuratiert wird und die örtlichen Gegebenheiten aufnimmt.
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6. Informationsprojekte
Ein eigener Ausstellungsbereich ist der Arbeit der Hilfswerke und Flüchtlingsorganisationen
gewidmet. Unter dem Thema “Flucht“ werden die Besucher über die humanitäre Arbeit auf
dem Feld informiert und diese Ausstellung der Informationsprojekte nach Thesen gegliedert.
Folgende Organisationen und Institutionen sind Partner dieses Teils der Ausstellung:
1) Internationales Rotes Kreuz:
VIDEOS ZU GENFER KONVENTIONEN
2) Schweizerisches Rotes Kreuz:
INFO KIOSK
3) Médecins sans Frontières
ILLUSTRIERTE REPORTAGE ÜBER EIN
SYRISCHES FLÜCHTLINGSLAGER
4) SolidarMed
AUSSTELLUNG über Projekt Lesotho
5) HEKS
AUSSTELLUNG ZUM THEMA
FRIEDENSSICHERUNG
6) Eidg. Kommission gegen Rassismus
AKTION BUNTE SCHWEIZ
7) Eidg. Kommission für Migrationsfragen
AKTION WAS KANN ICH TUN
8) Uni Luzern & Kunsthochschule Luzern:
“INTERCHANGE“ FOTOPROJEKT VON
ASYLSUCHENDEN
9) BFH/ZHAW - Soziokulturelle Animation
Projekte mit Betroffenen und Quartier
10) HSLU-Soziale Arbeit:
11) Schweizerische Flüchtlingshilfe
“WELCOME TO PARADISE“ Dokumentation von
vier Flüchtlingsschicksalen
Projekte mit Flüchtlingen
12) Asylzentrum Bern
Projekte mit Asylsuchenden
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7. Veranstaltungen
Ausstellungen und Veranstaltungen bilden ein organisches Ganzes, das der Vermittlung der
Inhalte und Anliegen des Projekts «Weg der Menschlichkeit» dient. Einerseits soll ein
klassisches Vermittlungs- und Rahmenprogramm die Vertiefung der Thematik der
Ausstellung und das humanitäre Bewusstseins der Besucher fördern. Zum andern ist das
Moment des Partizipativen zentral für das Gesamtprojekt. Zu Wort kommen nebst Experten
aus den Bereichen Kunst und humanitäres Engagement vor allem auch direkt Betroffene aus
der jeweiligen Region.
Aktionen von Betroffenen
An den bisherigen zwei Ausstellungsorten (Luzern, Heiden) wurden bereits erfolgreich
Aktionen für und mit Asylsuchenden und Flüchtlingen veranstaltet. Im Projekt
INTERCHANGE haben Masterstudenten der Kunsthochschule Luzern an vier Asylsuchende
Fotokameras verteilt, damit sie in Bildern festhalten können, wie sie das Gastland Schweiz
sehen. Diese Fotoserien wurden Bestandteil der Luzerner Ausstellung.
In einem Projekt in Zusammenarbeit mit dem Henry-Dunant-Museum und mit dem
Asylzentrum Heiden haben Migranten Texte aus der Rede von IKRK-Präsident Peter Maurer
in ihrer Sprache verlesen. Die Besucher haben zwar den Inhalt nicht verstanden und
erfuhren damit eine Alltagssituation von Migranten und bekamen gleichzeitig einen Eindruck
von deren Sprachen, einem zentralen Teil der fremden Kultur.
Projekte und Anlässe von Hilfswerken, Behörden und Flüchtlingsinstitutionen
Die Eidgenössischen Kommissionen gegen Rassismus (EKR) und für Migrationsfragen
(EKM) gestalten Programme zum Thema Diversität, Migration und Integration. Während der
Ausstellungszeit organisieren die sechs teilnehmenden Hilfswerke Projekte und Anlässe.
Des Weiteren finden Anlässe mit Behörden wie z.B. Amt für Migration und mit Institutionen
des Flüchtlingswesens wie z.B. dem Asylzentrum statt.
Besucherpartizipation, künstlerische Vermittlungsinhalte, Führungen und
Podiumsgespräche
Der Einführungsbereich und der interaktive Besucherbereich sind ein erster Teil des
Vermittlungsangebotes. Es werden Führungen angeboten mit Betroffenen und Experten aus
verschiedenen Gebieten, wobei die Inhalte auch über das Kernthema hinausgehen.
Gespräche mit Asylsuchenden, Migranten, Künstlern, Kunstexperten, IKRK-Delegierten,
Asylexperten, Vertretern von
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8. Trägerschaft und Projektteam
Verein Weg der Menschlichkeit, gegründet 2015 mit Sitz in Luzern
Präsident:
Vizepräsident:
Aktuarin:
RA Dr. Marco Stoffel
Sacha Fahrni
Stephanie Good
Projektteam
Das Kernteam für die Umsetzung der Ausstellungsfolge besteht aus folgenden Fachleuten:
Marco Stoffel, Anwalt und Kurator
Ausstellungskurator & Projektleiter
Peter Grüter, Kurator oxyd Kunsträume
Co-Kurator
Sacha Fahrni, Architekt Luzern
Projektkoordinator
Claudia Marolf, Szenografin
Szenografie
Kunstvermittlerin: Auftrag Januar 2016
Kunstvermittlung
Stephanie Good und This Keller
Events
Kommunikationsberater: Auftrag Januar 2016
Kommunikation
Marc Haller, Architekt Bern
Projektmanagement
Tamara Gasser
Finanzen & Administration
Hauptsponsoren
Pro Helvetia
Avina Stiftung
Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft
Migros-Kulturprozent
Victorinox
5. Januar 2016, Dr. Marco Stoffel
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