SEF.CEO-DIALOG BRIEFING-DOKUMENT MINDSET Risikoarm, neutral und verwöhnt? Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt, die Arbeitslosigkeit ist tief und die Sicherheit hoch. Wohlstand und Sicherheit bergen jedoch die Gefahr von Trägheit. Risikobereitschaft ist uns ebenso fremd wie eine gesunde Fehlerkultur. Fehlt der Schweiz der unternehmerische Geist? Behindert der Wohlstand unsere Leistungskultur? Anzahl jährlich neu gegründeter Unternehmen in der Schweiz 7.5 % 14 000 Total 12 000 10 000 der Schweizer Bevölkerung haben die Absicht ein Unternehmen zu gründen. In Frankreich sind es 14 Prozent. Tertiärsektor 8 000 6 000 4 000 Sekundärsektor 2 000 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 BFS 2016 2.2 Mio Globale Unternehmenstätigkeit 45 % GEM 2011 40 % 35 % Menschen werden in der Schweiz im Jahr 2030 65-jährig und älter sein. Heute sind es 1.5 Millionen. 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % betrug die Arbeitslosenquote 2015 in der Schweiz. Slo ve nie Dä n ne ma rk Ja De pa u ts n ch la n d Be lgi e F ra n nk re i ch Sp an ien Sc hw ed en UA E F in nla n d S in ga pu r Sc hw e iz No rw eg Du en rc h sc hn it t Gr Irla os nd sb rit a nn ien Po r tu ga Ts ch l ec hie n Sü dk o re a Ta Gr i wa ie c n he N ie nla n d de rla nd Au e str a li en US A 3.3 % Unternehmen in der Frühphase (% aller Erwachsenen) Unternehmensgründung aufgrund von Notwendigkeit (% aller Unternehmer) Satte Löwen jagen nicht Die Schweiz ist eines der reichsten und wettbewerbsfähigsten Länder der Welt und belegt im «World Happiness Report» den ersten Platz. Laut einer Studie der ETH Zürich ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik und ihre Institutionen hoch, man fühlt sich sicher und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Unser Umfeld ist jedoch in Bewegung: Anstelle von proaktivem und mutigem Handeln steht als Schweizer Antwort oftmals eine Verteidigungsstrategie im Vordergrund. Mangelnde Offenheit und fehlende Risikobereitschaft Der liberale Grundgedanke der Offenheit als Erfolgsfaktor unseres Landes scheint innenpolitisch immer weniger Platz zu haben. Im Sorgenbarometer der Credit Suisse 2015 werden «Ausländer» als wichtigstes Problem der Schweizer Bevölkerung bezeichnet. Die Sicherung des eigenen Wohlbefindens scheint immer wichtiger zu werden, mündet aber in Besitzstandwahrung, fehlender Risikobereitschaft und Trägheit anstelle von Neugier und Wagnis. Innovationskultur in Gefahr? Zudem herrscht hierzulande eine mangelhafte Fehlerkultur. Fehler werden grundsätzlich nicht gerne gesehen. Diese Denkweise hemmt Innovationen und Neuerungen jeglicher Art. Eine Studie zeigt, dass lediglich 7.1% der Bevölkerung die Absicht haben, ein Unternehmen zu gründen, was ja angesichts von beinahe Vollbeschäftigung und hohem Lohnniveau auch nicht erstaunlich ist. Im europäischen Vergleich sind nur Dänemark, Grossbritannien und Deutschland zurückhaltender bei Firmengründungen. Hohe Opportunitätskosten und niedrige Arbeitslosenquoten werden als Gründe aufgeführt, zusammen mit regulatorischen Hürden. Gefährdet dieser zurückhaltende, vorsichtige «Mindset» die Innovationsfähigkeit in der Schweiz? Die neuen Bedürfnisse der Generation Y Den Vertretern der Generation Y (die heute 20 bis 35-Jährigen) wird oft mangelnder Effort angelastet. Sie erwarten nicht nur gute Jobs, sondern auch Selbstverwirklichung in ihrem Tun. Beruf und Privatleben müssen dabei vereinbar sein. Die veränderten Ansprüche sind unter anderem das Ergebnis der Globalisierung, der Digitalisierung und dem demografischen Wandel. Die ständige Erreichbarkeit und die zunehmende Mobilität lassen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen (Work-Life-Blending). Der veränderte Karrierebegriff umfasst nicht nur das klassische vertikale Aufstiegsstreben, sondern kann auch Statusgewinn über Alternativen wie den Einbezug von Familie und Freunden bedeuten. Die «Wir-Werte» sind ebenso zentral wie Einkommenssicherheit und herausfordernde Tätigkeiten im Job. Vernetzung und die Frage der Privatsphäre Das Denken in Netzwerken und der offene Zugang zu Daten, Wissen und Bildung (Open Data, Open Science und Innovation) brechen mit der Logik des Herrschaftswissens. Die Konnektivität macht Informationen jederzeit zugänglich und Wissen leichter überprüfbar. Transparenz übernimmt in der Gesellschaft die Funktion der Vertrauenssicherung, so auch zwischen Kunden und Unternehmen. Eine kritische Folge der Digitalisierung ist der Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten im Netz. Im Tausch gegen Dienstleistungen wird die Privatsphäre teilweise abgetreten. Die Frage der informationellen Selbstbestimmung gewinnt dabei an Bedeutung. Quellen Avenir Suisse, Beobachter, Credit Suisse, ETH, GDI, NZZ, SRF, Swiss Start-up Motor, Zukunftsinstitut, BFS. Generation Y verstehen Die Generation Y hat andere Ansprüche an die Arbeit als ältere Mitarbeitende. Karriere ist nicht mehr reiner Selbstzweck, das Leistungsdenken funktioniert anhand neuer Motivationsmechanismen (z.B. Sinnhaftigkeit). Um das Potenzial der Generation Y auszuschöpfen, sind neue Führungsformen gefragt. Sind wir bereit dafür? Unternehmerisches Denken fördern Der Liberalismus bietet den Individuen Freiräume für Innovationen. Abschottungstendenzen untergraben schleichend die für die Schweiz zentralen Grundwerte. Wie kann eine Rückkehr zu mehr Offenheit, Selbstverantwortung und Unternehmergeist erzielt werden? 5 1 Teams vernetzen Durch die demographische Veränderung wird sich der «War on Talents» verschärfen. Der Einzelkämpfer rückt in den Hintergrund, die Bedeutung klassischer Hierarchien wird abnehmen, jene der Vernetzung und des Austausches im Team nehmen zu. Wie organisieren wir in diesem Umfeld eine zweckmässige Zusammenarbeit? Experimente wagen In einer wettbewerbsstarken Marktwirtschaft ist die Möglichkeit des Scheiterns Voraussetzung für Innovationen und Erfolg. Scheitern darf deshalb nicht als Makel angesehen werden – Unternehmen brauchen eine Experimentierkultur. Lösen «Mach mal» und Opportunitäten den früheren Masterplan ab? Handlungsfelder 6 2 Wettbewerbsvorteil «Privacy» nutzen Konnektivität und soziale Netzwerke scheinen auch das Verständnis von Privatsphäre zu verändern. Privacy & Security: Wie kann die Schweiz in diesen Feldern ihre Kompetenzen gekonnt ausspielen? Welche Opportunitäten bieten sich für Dienstleistungen in diesem Bereich? Vom Start-Up träumen Die Finanzierung von Startups in der «early-stage»-Phase ist hierzulande grundsätzlich möglich. Fehlt es aber an genügend grosser Anzahl von neuen «Ventures». Jungunternehmertum scheint nicht «en vogue» zu sein. Wie ändern wir das? Wie könnten innovative Finanzierungsformen für Jungunternehmen aussehen? 7 3 Flexibilität ermöglichen Auch die «jungen Alten» verändern unsere Gesellschaft: Sie haben nach ihrer Pensionierung noch gut 20 aktive Jahre vor sich und suchen sinnvolle Beschäftigung. Es gilt, das Arbeitsmarkt- und Kundenpotenzial dieser Personen zu nutzen. Wie könnten neue, flexible Karrieren- und Rentenmodelle aussehen? Neues kreieren Die Chancengleichheit gehört zum Schweizer Erfolgsmodell. Sie setzt auf die freie Entfaltung und Befähigung von Individuen, entspricht aber keiner Ergebnisgleichheit. Fernab von Quoten: Inwiefern sind die Schweizer Frauen bereit, sich bietende neue Chancen mutig zu ergreifen und in neue Felder vorzustossen? 8 4 www.swisseconomic.ch Premium-Partner Medienpartner Partner Mobilitätspartner Standortpartner Swiss Economic Forum C.F.L. 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