Fonte: Dolomiten | Data: 28/06/2016 | Pagina: 11 | Categorie: Unibz MEINE MEINUNG Die in dieser Rubrik wiedergegebene Meinung muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen Wenn Familien Unterstützung benötigen Die Arbeit von Sozialdiensten und Fachkräften im sozialen Bereich wird, so meinen Urban Nothdurfter, Sabina Frei, und Silvia Fargion, Dozierende im Studiengang Sozialarbeit der Freien Universität Bozen, in der Öffentlichkeit nicht immer ausgewogen dargestellt. Wenn Familien Unterstützung benötigen und Kinder in Schutz genommen werden müssen: So oder ähnlich hätte die Schlagzeile vielleicht auch lauten können. In der Ausgabe vom 17. Juni 2016 der Tageszeitung „Dolomiten“ wurde ein Artikel mit Informationen zum Thema Pflegeanvertrauung bzw. Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen in Südtirol veröffentlicht, wie sie das für Kinder- und Jugendschutz zuständige Landesamt auf Anfrage zur Verfügung gestellt hatte. Der an sich sachlich informative Bericht wurde leider auf der Titelseite mit einem sehr unglücklich gewählten Aufhänger angekündigt, der nicht das Verständnis professioneller Fachkräfte und der Sozialdienste widerspiegelt. Diese haben zu Recht auch Kritik dazu geäußert. Der Aufhänger zeigt wieder einmal den extrem widersprüchlichen gesellschaftlichen Blick auf Familie, der – so der Eindruck – zwischen idealisierender Verklärung einerseits und Anklage des Versagens andererseits nicht viel zulässt. Familien können mit unterschiedlichen Schwierigkeiten konfrontiert sein und sich in vielschichtigen und komplexen Problemlagen befinden. Umso wichtiger sind Formen wohlfahrstaatlicher Unterstützung und Intervention, also ein System sozialer Leistungen und Dienste sowie kompetente Fachkräfte, die Familien begleiten und unterstützen und, wo notwendig, Kinder und Jugendliche in Schutz nehmen. Al- lerdings wird leider auch die Arbeit von Sozialdiensten und professionellen Fachkräften in diesen Bereichen in den Medien sehr oft alles andere als ausgewogen und differenziert dargestellt. Wer kennt nicht die medialen Aufschreie, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen würden sich in Familien einmischen und Eltern ihre Kinder wegnehmen. Einerseits. Und andererseits die Anklagen, wo denn bitte die Sozialarbeiter/innen gewesen wären, wenn Kinder und Jugendlich auf tragische Art und Weise zu Schaden kommen. Kritik an der Arbeit der Sozialdienste und professioneller Fachkräfte ist wichtig und notwendig. Aber sie sollte fair begründet sein und der Komplexität sozialer Arbeit Rechnung tragen. Das ist ein gemeinsames Anliegen von Sozialdiensten, Berufsgemeinschaft und Ausbildung. An der Freien Universität Bozen hat vor kurzem ein Seminar zu diesem Thema stattgefunden, Documento generato da Raffaella De Rossi il 28/06/2016 alle 08:05:12 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) das vom Fachbereich Sozialarbeit in Zusammenarbeit mit der Berufskammer der SozialassistentInnen organisiert wurde und an dem Studierende, Praktiker/innen und Dozierende Herausforderungen und Strategien im Umgang mit öffentlicher Kritik diskutiert haben. Eine wichtige Dimension diesbezüglich stellen Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit in den Medien dar. Vielleicht wäre auch eine Zusammenarbeit mit Journalisten sinnvoll, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie über Menschen in sozialen Problemlagen und über Dienste und Fachkräfte im Sozialbereich berichtet werden kann und wie entsprechende Meldungen (nicht) betitelt gehören. © Urban Nothdurfter, Sabina Frei, Silvia Fargion, Dozierende im Studiengang Sozialarbeit der Freien Universität Bozen Pagina 1/1
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