3 - Universität Wien

Literaturgeschichte II – SS 16 (Kriegleder)
Lektürekanon:
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William Shakespeare: Hamlet
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti
Goethe: Die Leiden des jungen Werthers
Goethe: Iphigenie auf Tauris
Heinrich v. Kleist: Das Erdbeben in Chili
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Georg Büchner: Woyzeck
Folgende Daten sind wichtig:
 1618-1648: 30-jähriger Krieg.
 1756-1763: 7-jähriger Krieg
 1740-1780: Regierungszeit Maria Theresias
 1776: „Declaration of Independence“ der USA
 1780-1790: Regierungszeit Josephs II.
 1789: Beginn der französischen Revolution
 1806: Ende des Hlg. Römischen Reiches
 1815: Wiener Kongress
 1830: Julirevolution in Paris
 1848: Märzrevolution
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Martin Optiz (1597-1639) Das Buch von der Teutschen Poeterey, 1624
Andreas Gryphius (1616-1664)
Christoffel von Grimmelshausen (1621-1676) Der abenteuerliche Simplicissimus, 1669
Johann Christoph Gottsched (1700-1766) Critische Dichtkunst, 1730
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)
Christoph Martin Wieland (1733-1813)
Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) Die Leiden des jungen Werthers, 1774
Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795ff
Friedrich Schiller (1759-1805) Wilhelm Tell, 1805
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Heinrich von Kleist (1777-1811) Das Erdbeben in Chili, 1807
Daniel Defoe, Robinson Crusoe, 1719
Samuel Richardson, Pamela, 1740
Henry Fielding, The History of Tom Jones, 1749
E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, 1816
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1. VO - Barock (Opitz, Gryphius, Grimmelshausen)
„Barock“ ist eigentlich eine Konstruktion der Kunstgeschichte, Architekutr, Malerei. → Konsens der Epocheneinteilung des Barock: ugf zwischen 1600-1700
Dass man von barocker Literatur spricht ist erst im 20. Jhdt üblich geworden. Es ist schwer zu
konstatieren, was typisch barocke Literatur ist. Bei der deutschen barocken Literatur gilt
1624 als magischer Beginnmoment (Martin Opitz schrieb das Buch von der deutschen Poeterey). Ende: Mit dem Beginn der Aufklärung. Ab wann genau ist eher unsicher; spätestmöglicher Termin 1730 mit Gottscheds literaturtheoretischem Werk (Grundlage der Aufklärungsliteratur).
historischer Hintergrund:
Frankreich: Zeit, in der allmählich die franz. Kultur zur eindeutig dominierenden Kultur in
Europa wird. Ludwig XIV. und sein französischer Absolutismus waren vorbildhaft für ganz
Europa auch für die Kultur (Leitkultur)
Spanien: Kolonialmacht Nr.1, sehr stark dominierende Macht, um 1600: Blüte der Literatur,
die sich in der Romanliterautr niederschlägt: Don Quijote von Cervantes,
auch im Hinblick auf Österreich zu verstehen: Habsburger verbandelt mit den Spaniern, kulturelle Verbindung zwischen süddeutschen Raum und Spanien (beide sind katholisch)
England: 1600 die Zeit, in der Shakespeare schreibt. Blüte des Theaters, Rezeption des englischen Theaters/Literatur erst im 18. Jhdt im deutschen Sprachraum über die französischen
Übersetzungen.
deutscher Sprachraum: kein einheitliches Reich, kein „Deutschland“ sondern das „heilige
römische Reich“ mit gewähltem Kaiser, Versuch eine Zentralmacht durchzusetzen; es kommt
nicht zur Ausbildung eines Staates mit höfischem Zentrum, von dem die Kultur ausgeht (anders als in Spanien, Frankreich, England); außerdem konfessionelle Spaltung seit Luther. In
den anderen Ländern hingegen setzt sich eine Religion durch. Problem ist, dass es die Habsburger fast immer schaffen den Kaiser zu stellen, sind aber gleichzeitig stark katholisch
 diese Pattstellung schlägt sich in der Literatur wieder; es wird keine deutsche Normsprache ausgebildet; im katholischen Teil gibt es große Vorbehalte gegen protestantische (lutherische) Sprachregeln. Sprachgeschichtlich spricht man in dieser Zeit vom Neuhochdeutschen:
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das Frühneuhochdeutsche wird schön langsam abgelöst, aber im katholischen Teil dauert
das noch viel länger (Österreich).
Katastrophe des 30 jährigen Krieges (1618-1648): große Verwüstung, 2-3 Generationen verloren, wirtschaftlicher Zusammenbruch. Ist ein Krieg der Zentralmacht des Kaisers gegen
einzelne Fürsten und auch ein Religionskrieg: protestantische Fürsten gegen katholischen
Kaiser, auch Europakrieg: Frankreich mischt sich auf den Seiten der Katholiken ein.
Kennzeichen der barocken Literatur:
 Doppelgesicht/ „Janusgesicht“ (=das Gesicht des Kopfes des Gottes Janus, das aus
zwei Gesichtern besteht; ein Symbol für Zwiespältigkeit oder auch gleichzeitig vorhandene Gegensätzlichkeiten): ungeheur lebensbejahend, sinnlich, ... und andererseits: memento mori!
 Barocker Stoizismus. Stoa, Lebensanschauung die eine gewisse Gleichgültigkeit der
Wechselfälle des Lebens entgegenbringt (= wer sein Selbst meistert und sich selbst
beherrschen kann, dem ist die Welt offen).
Gattungen der Barockliteratur:
Die Literatur der Barockzeit ist stark von der Rhetorik geprägt ist. Rhetorik ist ein Anleitungssystem (die Lehre von der Herstellung von Texten) und leitet die literarische Produktion von
Texten seit Jahrhunderten und auch ganz stark im Barock.
Literatur ist die Lehre von der Produktion von Texten. Man glaubte auch schon an den Geniegedanken, aber nicht in dem Ausmaß wie im Sturm und Drang.
Vorstellung der Barockzeit: Schriftsteller ist einer, der gelernt hat, wie man Texte schreibt.
Der Literaturkritiker kann also „objektiv“ bewerten, ob ein Gedicht nach den Regeln verfasst
worden ist.
Man darf nicht vergessen, dass nur eine Minorität lesen kann, deswegen sind Dichter und
Texte hochartifiziell, Texte sind sehr kompliziert und künstlich, Gelehrsamkeit wird ausgestellt!!!
Martin Opitz – „Büchlein von der deutschen Poeterey“ (1624)
= wichtiger Text für den Literaturbetrieb des 17. und 18. Jahrhunderts! Es handelt sich hierbei um die erste Poetik in deutscher Sprache, eine Anweisung, wie Literatur „gemacht“ wer-
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den soll (sh. Poetik von Aristoteles, welcher die zeitgenössischen griechischen Regeln der
Literatur aufschrieb), damit Werke entstehen, die der europäischen Norm entsprechen. Die
Verwendung der deutschen Sprache war ungewöhnlich, aber Teil der Reformbewegung. Das
Konzept der nationalen (nationalsprachlichen) Literatur war noch nicht erfunden, man
schrieb in Latein.
Seine Forderung: Literatur in deutscher Sprache auf ein Niveau zu heben, sodass sie den höfischen Kreisen entspricht. Es gab natürlich zu dem Zeitpunkt bereits deutsche Sprache und
Literatur (zB: Hans Sachs ein Meistersänger), davon wollte sich aber Opitz abwenden.
Wichtig und einflussreich war seine Opitz’sche Versreform:
 eventuell sogar bis heute gültig
 Ziel: korrekte Dichtung ausschließlich in Jambus oder Trochäus
 Versanzahl reicht nicht aus → gleichmäßge Verteilung von betonten und unbetonten
Silben - Prinzip der strengen Alternierung (nach betonter Silbe immer eine unbetonte) - deutsche Lyrik hat dies bis zur Romantik übernommen.
 Opitz übernimmt das silbenzählende französische Verfahren. Im Gegensatz zum
meistersängerlichem Knüppelvers
Wichtigste Sprachgesellschaft: fruchtbringende Gesellschaft in Weimar.
2. wichtigste: Pegnitz Schäfer in Nürnberg; immer eine Mischung von adligen und bürgerlichen Gesellschaften
Sprachgesellschaften sind deshalb so wichtig, weil sie das Vorhaben haben, die deutsche
Sprache zu normieren und Regelungen hervorzubringen, auch Wortneuschöpfungen und
Versuch des Verdrängens von Fremdwörtern etc.
!!! an den nachfolgenden drei Gedichten lässt sich die Opitz´sche Versreform gut erkennen!!!
1. Drama:
Das Drama ist hoch angesehen in der Barockzeit.
Das Theater hatte einige Probleme, es fand schwer einen Platz. Man braucht eine Bühne.
Nur an Höfen gab es Bühnen. Vor allem im süddeutschen Raum hat die Katholische Kirche
eine wichtige Rolle. Es nützt das Theater zur Glaubensverbreitung und auch in Schulen wur-
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den Theater aufgeführt. Es gab ein großes Schultheater, welches aber im katholischen Raum
zum Großteil auf Latein war.
Bsp. Andreas Gryphius 1 – „Katharina von Georgien“:
ein Märtyrerstück. Katharina von Georgien steht für die stammhafte, christliche Frau, der
Märtyrer kann seine Affekte nicht beherrschen. Gyrphius ist ein gelehrter Autor, er hält sich
an die drei Einheiten: innerhalb von 24 Stunden, an einem Ort und keine Nebenhandlungen.
Es ist für heutige Verhältnisse etwas untheatralisch. Katharina ist am Hof des Kaisers von
Persien und er hält sie fest. Der Tyrann hält sie fest und er will, dass sie ihn heiratet. Sie weigert sich, erstens ist sie Christin und er Muslim, zweitens ist sie Witwe und will ihren Mann
weiterhin treu bleiben. Sie besteht auf ihre Entscheidungsmacht, auch wenn nachgeben von
Vorteil wäre. Es kommen viele narrative Passagen vor, viele Dialogpassagen. Der gesandte
aus Russland will sie befreien. Tyrann: entweder du heiratest mich oder ich lasse ich hinrichten. Katharina ist eine Märtyrerin für das Christentum!
 Versdrama, im Alexandriner, keine realistische Wiedergabe von Aktionen, wohlgeformte Reden
Seine Dramenproduktionen sind überwiegend christliche Märtyrerstücke: eine Figur wird ins
Zentrum gestellt, die ein christliches Märtyererleben erleidet. Die Stücke können nicht wirklich als Tragödien bezeichnet werden, weil Märtyrertum ja im christlichen sinne ein happy
end darstellt. Sie entsprechen außerdem nicht unserer Vorstellung von Dramatik, da wir es
hier nicht mit psychologisch ausformulierten Figuren zu tun haben. Gryphius schrieb bedeutende Dramen: Katharina von Georgien, Drama über Maria Stuart. Er greift auf aktuelle Stoffe zurück und macht aus berühmten Personen christliche Märtyrer.
Gryphius ist einer der wichtigen Theaterautoren. Das barocke Theater hatte allerdings keine
wirkliche Wirkung in der Nachzeit. Es ist ein abgeschlossenes Ding, das nicht mehr präsent
war.
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Gryphius ist einer der bedeutendsten (Schul)Dramatiker und Lyriker aus Schleßien, schrieb aber auch Komö-
dien. Schleßien bildet kurioserweise das Zentrum deutschsprachiger Barockliteratur – ein Gebiet der katholischen Habsburger, welches aber dennoch protestantisch ist!
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 Wichtig: es gibt in der Barockzeit eine Theaterkultur, obwohl die Voraussetzungen
nicht wirklich gegeben sind, es gibt hauptsächlich Märtyrerstücke im Rahmen des
Schultheaters, welches ein Laientheater ist!
2. (Liebes-)Lyrik:
Das Sonett ist die wichtigste literarische bzw die Hauptform im Barock (in der Aufklärung
nicht verwendet, in der Romantik kommt es wieder auf), es hat immer 14 Zeilen (2x4 + 2x3),
kommt aus dem Italienischen und es wird mit relativ wenig Reimwörtern gearbeitet. Es besteht üblicherweise aus 2 Quartetten und 2 Terzetten. Eine berühmte Versform ist der Alexandriner (6 Hebungen, 6 Senkungen, gereimter Vers mit einer Zäsur in der Mitte).
Bsp. Andreas Gryphius - „Tränen des Vaterlandes“:
Thränen deß Vaterlandes / Anno 1636
Tränen des Vaterlandes / Anno 1636
WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz
verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun.
Hat aller Schweiß / vnd Fleiß / vnd Vorrath auff gezehret.
Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist vmbgekehret.
Das Rahthaus ligt im Graus / die Starcken sind zerhaun.
Die Jungfraun sind geschänd’t / vnd wo wir hin nur
schaun
Ist Feuer / Pest / vnd Tod / der Hertz vnd Geist durchfähret.
Hier durch die Schantz vnd Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme
Flutt /
Von so viel Leichen schwer / sich langsam fortgedrungen
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der
Tod /
Was grimmer denn die Pest / vnd Glutt vnd Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.
Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz
verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret.
Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur
schaun,
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.
Hier durch die Schanz und Stadt, rinnt allzeit frisches
Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der
Tod,
Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
Dass nun der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.
„Tränen des Vaterlandes“ bezieht sich auf den 30 jährigen Krieg. Wegen der argumentativen
Struktur handelt es sich um ein typisches Sonett: zunächst Klage über den Zustand des Vaterlandes, zum Schluss geht es um einen Verlust der schlimmer ist, als der irdische Verlust.
Der Text ist kunstvoll gebaut, viele rhetorische Mittel, die Türme stehen in Glut (Synekdoche,
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Pars pro toto – Denken). Es wird mit Metaphern gezeigt, worums wirklich geht – ein typischer Barocktext!
Die Liebeslyrik ist immer kunstvoll und im Barock stark ausgeprägt. Im Barock herrschte die
Ethik des gerechten Mittelmaßes vor, denn genau in der Mitte liege die Tugend (Aristoteles).
Bsp. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau:
 2. schlesische Schule. Dichtung die sich durch kühne Bilder, hochartifizelle Sprachspielereien auszeichnet, stark erotische Gedichte, erst post mortem veröffentlicht.
A) Vergänglichkeit der Schönheit
Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit um deine brüste streichen,
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter
sand
Der augen süsser blitz, die kräffte deiner hand,
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen,
Das haar, das itzund kan des goldes glantz erreichen,
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band.
Der wohlgesetzte fuß, die lieblichen gebärden,
Die werden theils zu staub, theils nichts und nichtig
werden,
Denn opffert keiner mehr der gottheit deiner pracht.
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen,
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen,
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.
 wieder ein Sonnett, Alexandriner
 Thema: carpe diem, ergreife den Tag
 mehrdeutige, bösartige Pointe
 ein männlicher Sprecher versucht Frau zu
überzeugen, mit ihm ins Bett zu gehen.
 Körper der weiblichen Geliebten wird detailreich erklärt
 Zum Schluss: Alles wird untergehen, wenn
du einmal tot bist, dein Herz ist so hart wie
ein Diamant, darum wird nur dein Herz
überbleiben
B) So soll der Purpur deiner Lippen
So soll der purpur deiner lippen
Itzt meiner freyheit bahre seyn?
Soll an den corallinen klippen
Mein mast nur darum lauffen ein /
Daß er an statt dem süssen lande /
Auff deinem schönen munde strande?
Ja / leider! es ist gar kein wunder /
Wenn deiner augen sternend licht /
Das von dem himmel seinen zunder /
Und sonnen von der sonnen bricht /
Sich will bey meinem morrschen nachen
Zu einen schönen irrlicht machen.
Jedoch der schiffbruch wird versüsset /
Weil deines leibes marmel-meer
Der müde mast entzückend grüsset /
Und fährt auff diesem hin und her /
Biß endlich in dem zucker-schlunde
Die geister selbsten gehn zu grunde.
Nun wohl! diß urthel mag geschehen /
Daß Venus meiner freyheit schatz
In diesen strudel möge drehen /
Wenn nur auff einem kleinen platz /
In deinem schooß durch vieles schwimmen /
Ich kan mit meinem ruder klimmen.
Da will / so bald ich angeländet /
Ich dir ein altar bauen auff /
Mein hertze soll dir seyn verpfändet /
Und fettes opffer führen drauff;
Ich selbst will einig mich befleissen /
Dich gött- und priesterin zu heissen.
 Thema: das Ich landet auf einer einsamen
Inseln, nimmt das Land in Besitz, dringt ein
 Vergleich mit dem Körper einer Frau, erotisch intendiert, starke Mehrdeutigkeit
 spielt mit seiner Artifizialität
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3. Romane:
merkwürdige Position, die fiktionale Literatur in Prosa galt als sehr dubios!
Die Gattung Roman ist im 17. und 18. Jahrhundert eine sehr problematische und kommt
auch bei Opitz nicht wirklich vor. In gewisser Weise gibt es den Roman schon in der Antike
und zwar als längere Texte in Prosa. Das Modell des Alexandrinischen Romans galt damals
schon der Unterhaltung (fiktionaler Stoff der erzählt wird) im Gegensatz zu den großen Epen
(Aeneis, Odyssee…), welche als nicht erfunden gelten. Die Romane setzte man mit Liebesgeschichten in Prosa gleich. In der Mediävistik sprach man lange von Romanen in Versen.
Im 17. und 18. Jahrhundert herrschte eine höfische Zeit und die Barockzeit kennt den hohen,
niedrigen und mittleren Roman, barocke Romane wurden gerne gelesen:
 System der Rhetorik = Theorie zur Erstellung von Texten. Lehre von den 3 Stilen der
Rhetorik, die auf die Antike zurückgehen. Rhetorik geht unter anderem davon aus,
dass es idealtypisch 3 Stile gibt, 3 Methoden der Sprachverwendung. Das ist eine reine Frage der Wirkungsintention, was will man bei den Lesern erreichen? Keine Frage
der literarischen Qualität!
 Im hohen Stil will ich das Publikum emotional packen. Er wurde für Reden verwendet
zB auch in Gerichten. Es gibt expressive Worte, die Syntax vll nicht so durschaubar,
Leute werden mitgerissen  Höfische Roman (viele 1000e Seiten in höfischer Atmosphäre, vom höfischen Publikum rezipiert)
 Im mittleren Stil soll es mir gelingen, das Publikum bei der Stange zu halten, er soll
delectare = erfreuen. Es ist chön geschrieben, nett → Schäferroman (idealisiertes Natur- und Landleben, Liebe zwischen Bauern)
 Der niedere Stil dient nur der Information, man erzählt nüchtern und sachlich was
Sache ist  niederer Roman (soziale Zuordnung, harte Fakten, Informationsweitergabe zB „Simplicissimus“: keine idealisierte Gesellschaft, Personal kann konkret verortet werden, Plätze können geografisch zugeordnet werden, er hat also einen Hauch
von Realismus. Es geht um die Welt, in der wir als Leser zuhause sind, die Welt des
breiten Publikums. Die dargestellte Welt soll möglich illusionistisch dargestellt werden, es gibt viele Realitätseffekte. Wir erliegen als Leser dieser Illusion. Der Text
weist am meisten in die Zukunft, es konnte im 19. Jahrhundert daran angeschlossen
werden und „Picaroroman“ - Kulturtransfer aus Spanien, Ich-Erzähler der im Rückblick reuig auf sein Leben zurückblickt, keine positive Hauptfigur, ein Schelm)
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Bestimmte literarische Gattungen müssen in einem bestimmten Stil geschrieben werden
(soziale Determination): Die Tragödie will emotional packen. Die Lehrdichtung soll Fakten
und Informationen vermitteln. Manch andere Gedichte sollen nur erfreuen.
Christophel von Grimmelshausen2 – „Der abenteuerliche Simplicissimus“(1669):
Homodiegetischer Erzähler, Ich-Erzähler. Das Buch besteht aus 5 Büchern, die von Kindheit/Jugend bis zum Zeitpunkt wo er sich bekehrt, erzählt. Er wächst ohne jegliche religiöse
Unterweisung auf. Er wächst im Naturzustand, dieser ist in der Barockzeit „Barbarei“. Es gibt
den Erzähler der vier Jahre später auf das Ganze zurückblickt und die Perspektive der erlebenden Ichs (Grimmelshausen war Kindersoldat im 30 jährigen Krieg, wurde dann erfolgreicher Soldat, hat eine Menge Schriften unter unterschiedlichen Pseudonymen mit Anagrammen veröffentlicht)
Inhalt: Die Hauptfigur wächst auf dem Land bei einer Bauernfamilie aus, im Stand der Wildheit, der Tumbheit, ohne etwas von Gott zu wissen. Hof wird von Soldaten überfallen, Vater
vermutlich ermordet. Der Bursche flieht und kommt zu einem Einsiedler, der gibt ihm seinen
Namen: „Simplicius“. Dieser Einsiedler bringt ihm die Religion bei, er ist aber im Idyll nicht
zufrieden, läuft davon und erlebt sehr viele Abenteuer. So kommt er zu Soldaten, ist dort der
Narr, wird dann selber Soldat, dann kommt er nach Paris, wird so etwas wie ein Callboy. Am
Ende kehrt er zurück und wird reumütig ein Einsiedler.
Grimmelshausen schrieb eine Fortsetzung, indem kehrt Simplicus dem Einsiedlerleben den
Rücken.
 Der Simplicus ist voll von prallem Leben. Es besteht ein Widerspruch zwischen religiöser Botschaft und diesem barockem Leben.
 Definitionsversuch: Eine im Rückblick niedergeschriebene Lebenserzählung einer
männlichen Hauptfigur/ eines anfänglich tumben Jungen, sehr inhaltsreich.
 Der Roman war sehr beliebt, wurde öfter aufgelegt, aber hatte eben nichts mit dem
höfischen Roman zu tun.
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Grimmelshausen war keiner, der in Sprachgesellschaften zuhause war, aber auch kein Ungebildeter aus dem
Volke. Er war ein Gelehrter, ein Autodidakt. Wir wissen von seinem Leben einiges, aber nicht sehr viel (ca 16221676)
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 Dialektale Sprache, später überregionaler Standard. Der Roman hat eine merkwürdige und in sich gebrochene Struktur. Es geht um den Rückblick auf das sündige Leben.
Es gibt Episoden die unrealistisch-allegorisch sind. Z.B. Hauptfigur steigt auf den
Grund eines Sees hinunter, dort ist eine alternative Gesellschaft, hat nichts mit Realismus zu tun. Und: Hauptfigur trifft einen älteren Mann namens Jupiter. Der Roman
hat aber auch realistisch-komische Episoden. In diesen ist keine Reue zu sehen. Grass
hat sich immer wieder auf den Pikaroroman bezogen.
 Es gibt weitere Erzähltexte, in denen Figuren von Grimmelshausens berühmtesten
Werken wiederauftauchen und eigene Geschichte erleben. Die Literatur spricht von
Simplicianischen Schriften. Am wichtigsten davon ist die Landstörtzerin Courage →
Brecht greift diese Figur auf in seiner Mutter Courage.
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2.VO - Shakespeare, Drama im Zeitalter der Aufklärung/ 18. Jahrhundert (Gottsched bis Lessing)
Drama ist der Überbegriff für Theaterstücke. Die Dramatik im 17. Jahrhundert hatte keine
eigentliche Wirkung, die „Dramendebatte“ hatte also nicht viel mit den Barockdramen zu
tun, wichtig für die Dramen im 18. Jahrhundert war vor allem William Shakespeare!
Shakespeare (1564-1616):
 England 16. Jhdt: Tudor-Zeit, Henry VIII. - mit ihm beginnt eine unruhige Zeit. Er spaltet die englische Kirche von der katholischen Kirche ab: Church of England; nicht
mehr Rom verpflichtet; Nachfolgerin Mary katholisch; Elizabeth I. protestantisch:
starke Herrscherin, beendet bürgerkriegsähnliche Zustände, war eine „illlegitime“
(Tochter aus 2. Ehe) Nachfolgerin, kinderlos.
 Blühende Theaterkultur in London
Shakespeare schrieb auch höfische Literatur. Aber hauptsächlich ist er Dramatiker und Praktiker. Er war auch Schauspieler und Theaterlektor, schrieb Stücke für die Aufführung. Er zog
sich dann vom Theater zurück, war Ende seines Lebens ein wohlhabender Mann. Er ist sehr
früh in das kulturelle britische Gedächtnis eingegangen. Im 17. Jahrhundert wurde das Theater als Institution verboten. Wanderschauspieler verbreiteten Shakespeares Stücke.
Im 17. Jhdt in D. und Ö. weitgehend kein Begriff, im 18. Jahrhundert ist er europaweit sehr
angesehen, er ist auch in der höfischen Literatur Frankreichs wichtig. Damaliges Image: Er ist
ein Autor, der in einer unzivilisierten, wilden Zeit geschrieben hat, seine Stücke widersprechen allen Regeln der Kunst, sagte man. Im 18. Jahrhundert konnten die gebildeten alle
Französisch. Shakespeare kommt über das Französische schließlich auch ins Deutsche. Christoph Martin Wieland schrieb gute Übersetzungen von Shakespeare. Er hat Shakespeare allerdings in Prosa übersetzt (Shakespeare schrieb im Blankvers = 5hebig betont und unbetont,
aber reimt sich nicht; was für den deutschsprachigen Raum ungewöhnlich und schwer zu
übersetzen war). In der Romantik wird er nochmal übersetzt in Blankversen = Schlegel/Tiecksche-Übersetzung.
Shakespeare hat eine große Menge an Theaterstücken hinterlassen, es herrscht ein weitgehender Konsens über die Reihenfolge dieser Stücke.
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Er schrieb:
 Histories: Auseinandersetzung mit der englischen Geschichte
 Komödien
 Große Tragödien: Hamlet, MacBeth
 Er befolgte nicht die klassizistischen Regeln der 3 Einheiten nach Aristoteles (Ort, Zeit
und Handlung – ein Handlungsstrang, innerhalb von 24h, an einem Ort)!
„Hamlet“  gilt als das wichtigste Buch des 18. Jhdts für die deutschsprachige Literatur!
Theaterstück, am Ende der 1590er Jahre, eine Rachetragödie
Inhalt: ein Prinz rächt den Mord an seinem Vater, Vater wurde ermordet von Bruder, der die
Mutter geheiratet hat, der Stoff ist dem zeitgenössischen Publikum bekannt gewesen, er rekurriert auf spätere Stücke, alles was fester ebstandteil des Wissens ist wird nur angedeutet,
Beginn des Stücks: Hamlet erscheint der Geist seines Vaters, der alles aufklärt, er ist massiv
irritiert, Hamlet bekommt den Auftrag sich zu rächen, den König zu töten, das ist nicht so
einfach, Trick: Hamlet stellt sich verrückt um ungefährlich zu gelten, ist ein Zauderer, er tötet
nicht sofort los, sondern denkt oft drüber nach, ob er das machen soll, Inhalt des Stücks: Beweissuche; er inszeniert ein Stück im Stück, wie sein Vater ermordet wird, die Reaktion des
Königs zeigt es dann auf; er wartet aber noch immer, tötet aus Versehen den falschen (Polonius), der gleichzeitg der Vater von Ophelia ist, die das Mädchen ist, welches in ihn verliebt
ist.
Ophelia begeht dann Selbstmord, Claudius schickt Hamlet nach England mit versiegeltem
Brief; darin steht, dass er sofort nach Ankunft getötet werden soll, kommt zurück taucht in
Dänemark auf, Sohn des Polonius ist auch zurück, der will sofort Rache nehmen, der König
inszeniert einen Fechtkampf und der König hat Laertes’ Sehnenspitze vergiftet und gibt auch
noch Gift in den Wein, beide sterben weil Schwerter getauscht werden, die Königin trinkt den
vergifteten Wein, Hamlet bringt den König auch um: the rest is silence;
 Shakespeare von großer Bedeutung: phasenverschobenes Phänomen von West nach Osteuropa  von England nach Frankreich und dann Deutschland. Eingangshafen sagt man, war
Hamburg.
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Aufklärung 18. Jahrhundert bis französische Revolution 1789
Was ist Aufklärung?
„Aufklärung“ ist kein kunstheoretischer Begriff wie „Barock“, sondern ein umfasssender, die
Epoche generell betreffender, Begriff. Die Leute der Aufklärung waren sich ihrer Epoche bewusst. DerBeginn der Aufklärung ist unklar, das Ende wird meist mit der französischen Revolution 1789 gleichgesetzt, in etwa entspricht die Aufklärung dem 18. Jahrhundert.
Immanuel Kants Aufsatz: „Was ist Aufklärung?“ → Aufklärung ist Ausgang des Menschen aus
der selbstverschuldeten Unmündigkeit! Kant argumentiert folgendermaßen: Mensch ist dazu bestimmt, frei zu sein; wir haben die Pflicht – als moralisches Wesen – frei und selbstbestimmt zu sein; es ist die Aufgabe jedes Menschen aus seiner Unmündigkeit auszubrechen;
unmündig zu bleiben ist bequemer.
 Normierung der deutschen Sprache (Gottsched)
 Säkularisation
 höfische Gesellschaft wird von der bürgerlichen abgelöst
 langsames Entfernen von der Norm der christlichen Religion, Konzept des Sündenfalls
wird hinterfragt
 starker atheistischer Kern in der franz. Aufklärung vs. dt. Aufklärung → starke Verbundenheit mit Religion
 der Mensch ist von Natur aus gut, wenn er nicht sozialisiert wäre, kann sich aber bessern (Rousseau)
 zunehmend starkes Interesse für die Zeit in der wir jetzt gerade leben, zu Ungunsten
des Jenseits, der Metaphysik, der letzten Dinge.
 Eines der berühmten Phänomene der Aufklärung: Benjamin Franklin, der den Blitzableiter erfindet; ein Riesending! Etwas Göttliches wie der Blitz wird vom Menschen bezwungen!
 Beschäftigung mit Naturwissenschaft und dem Mensch; Essay of men: Erkenne dich
selbst! Versuch nicht Gott zu erkennen, wir sollen uns mit dem Menschen in seiner
Vielgestaltigkeit beschäftigen; Der Mensch als ganzheitliches Wesen: mit Emotionen,
Trieben, ...
 Anthropologie der Aufklärer: Der Mensch steht zwischen Gott (vernunft) und dem
Tier (triebhaft)
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 Boom der neuen Medizin, es beginnt empirische Forschung am Menschen , ...
 2 Standbeine der Aufklärung: Rationalismus und Empirismus, die parallel verlaufen
Literatur der Aufklärung
Lehrgedichte sind typisch für die Aufklärung, zB. Alexander Pope (englischer Dichter) „Essay of men“
Dramen – „Dramendebatte“:
Theater ist im 18. Jhdt. die wichtigste Gattung, zumindest insofern, weil in der Diskussion
über das Theater alle literaturtheoretischen Dinge abgehandelt werden, der Roman wird
erst im 19. Jhdt zur zentralen Gattung.
Das Theater ist in einer prekären Situation, weil keine Hauptstadt mit Zentrum, aber es gibt
das Phänomen Theater; Schultheater, Produktionen an Höfen sind italienisch und französisch; ganz stark von herumziehenden Schauspielern dominiert. Theater als unbürgerliches
Leben für Studenten sehr interessant, man schließt sich kurzzeitig Theatergruppen an, Theater ist aber in den Augen eines Aufklärers eine sehr obskure Sache. gilt nicht ganz als ernstzunehmende Geschichte  Am Drama entzündet sich die Debatte: Was kann Literatur?
Was soll sie sein? Wozu Literatur? Man möchte auch hier vernünftige Regeln für die Literatur finden! →
Theaterreform des Johann Christoph Gottsched 3:
In „Kritische Dichtkunst“ versucht er Regeln vorzugeben: das Theater als Mittel der Aufklärung, moralische Anstalt. Es muss alles vermeiden, was der Aufklärung widerspricht → über
das Theater die Menschen bilden. Man muss also das Theater säubern, vernünftige moralische Stücke zeigen, die die Menschen bilden.
 Literatur hat einen primär didaktischen Zweck der Bildung und soll nicht emotional
begeistern (Züricher Literaturstreit)
 moralischer Lehrsatz soll auf sinnliche Art eingeprägt werden: anhand moralischer
Fabeln Gegebenheiten aus der Historie der Menschen nehmen und darum herum ein
schönes Drama basteln.
sehr einflussreich, weil ihm zu verdanken ist, dass sich im 18. Jhdt so etwas wie eine deutsche Sprachnorm
entwickelt, war Philosoph an der Uni Leipzig, 1700-1766, Leipzig im protestantischen Raum die intellektuelle
Metropole „klein Paris“ ; war ein großer Netzwerker, mit allen möglichen Gelehrten, deshalb was das Drama
angeht so wichtig
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 die antike Tragödie als Vorbild
 Drama muss 3 Einheiten haben: 1. Ein Konflikt soll dargestellt werden (=Einheit der
Handlung), 2. Einheit des Ortes und 3. der Zeit (nur ein Schauplatz, keine Zeit zwischen den unterschiedlichen Akten Grund: Gottschedt will nicht, dass die Zuschauer
aus der Fiktion rausfallen durch zB Szenenwechsel)
Gottsched war ein streitbarer Charakter und war am Höhepunkt seiner Macht in einer großen Literaturdebatte involviert, Lessing hat ihm den „Todesstoß“ versetzt.
Gotthold Ephraim Lessing (1729- 1781)
wichtiger Literaturtheoretiker sowie Schriftsteller, schrieb drei große Theaterstücke.
in Berlin tätig gewesen, Berlin wird im 18.Jhdt schön langsam so etwas wie ein Zentrum,
durch die immer größer werdende Macht von Preußen.
Lessing schreibt die berühmten „Literaturbriefe“: keine Zeitschrift sondern ein öffentlicher
Briefwechsel über Aspekte der Literaturgeschichte, berühmt ist der 17. Briefwechsel: Kritik
an Gottsched → dieser orientiere sich am französichen Theater, welches ein höfisches ist
und eine höfische Gesellschaft repräsentiert. Man sollte eher das englische Theater und
Shakespeare imitieren, da nur das bürgerliche Theater eine Zukunft habe! Der Engländer
erreiche den Zweck des Dramas fast immer, der Franzose nie! Welche Wirkung soll das Theater beim Leser/Zuschauer hervorrufen? → die Menschen zu verbessern, wir müssen mit den
Personen in der Tragödie MITLEID empfinden (ganz zentral für seine Stücke) → Aristoteles
Katharsisbegriff: Warum gehen die Leute ins Theater? Die Menschen gehen in die Tragödie
um eine Elios und Phobos zu empfinden, um dadurch eine Reinigung von diesen Affekten
erhalten; also Angst und Schauder, gerade durch dieses furchtbare Empfinden und durchleben, sind wir gereinigt und von unseren Affekten befreit.
Lessing übersetzt dieses Elios und Phobos durch Furcht und MITLEID; wir sollen empathisch
sein, uns in die Situation der Leidenden hineinversetzen; Theater als Einübung ins Mitleid,
wir werden dadurch bessere Menschen, weil wir das Mitleid einüben im Theater und dann
im Alltag empathischer agieren.
Lessing verkörpert mehr als viele andere die Ideen der Aufklärung
Gottsched:
Theater als moralische Anstalt, dem Publikum
wird ein moralischer Satz auf sinnvolle Art näher
gebracht
Lessing:
Die Zuschauer sollen moralisch emotional und
sinnlich gebessert werden, durch die Identifizierung mit der Person. Schule des Mitleids
15
Lessing - „Emilia Galotti” (1772)
Inhalt: Hettore Gonzaga, der junge und von seinem Staatsamt völlig überforderte Prinz von
Guastalla, ist seit seiner ersten Begegnung mit dem Mädchen Emilia Galotti davon besessen,
sie zu seiner Geliebten zu machen. Deshalb gibt er seinem intriganten Kammerherrn, dem
Marchese Marinelli, freie Hand, Emilias bevorstehende Hochzeit mit dem Grafen Appiani zu
vereiteln. So wird auf Marinellis Anordnung hin die Kutsche überfallen, in der sich die beiden
Verlobten in Begleitung der Brautmutter auf dem Weg zur Hochzeit befinden. Appiani wird
von bezahlten Mördern erschossen und Emilia mit ihrer Mutter Claudia auf das in der Nähe
gelegene Lustschloss des Prinzen in scheinbare Sicherheit gebracht.
Im Gegensatz zu ihrer empörten Mutter, die den fingierten Überfall bald als inszenierte Intrige zu durchschauen beginnt, ahnt die völlig verwirrte Emilia zunächst nichts von den wahren
Zusammenhängen.
Zur gleichen Zeit trifft die Gräfin Orsina, die ehemalige Mätresse des Prinzen, auf dem Schloss
ein, um Hettore für sich zurückzugewinnen, wird jedoch von diesem nicht vorgelassen und
von Marinelli für verrückt erklärt, was sie, die bei Hofe wegen ihres scharfen Verstandes als
unbequeme „Philosophin“ gilt, mit den Worten quittiert: „Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verlieret, der hat keinen zu verlieren.“ Aus gekränkter Ehre und Enttäuschung
über die Zurückweisung des Prinzen möchte sie Odoardo, den ebenfalls soeben eintreffenden
und ohnehin misstrauischen Vater Emilias, dazu überreden, Appianis Tod zu rächen, indem er
Hettore ermordet. Odoardo lässt sich zwar zu diesem Zweck von der Gräfin einen Dolch aufdrängen, bleibt jedoch unschlüssig und verlangt zunächst ein Gespräch unter vier Augen mit
seiner Tochter, um deren Unschuld zu prüfen.
Emilia, die infolge einer weiteren Intrige Marinellis – der Fall müsse angeblich erst noch gerichtlich untersucht werden – in der Obhut des Prinzen bleiben soll, bittet ihren Vater flehentlich, sie zu töten, da sie fürchtet, zu unerfahren und daher zu leicht verführbar zu sein, um
den galanten Schmeicheleien und Nachstellungen des Prinzen weiter standhalten zu können.
Als Odoardo noch zögert, versucht sie, ihm Orsinas Dolch zu entreißen und sich selbst das
Leben zu nehmen. Tief berührt und erschüttert erkennt Odoardo die große Verzweiflung seiner Tochter und ersticht sie, um ihre Ehre zu bewahren: eine Rose gebrochen, ehe der Sturm
sie entblättert. Dann liefert er sich der irdischen Gerichtsbarkeit aus. Den Prinzen aber und
alles Weitere überantwortet er Gott und dem Jüngsten Gericht als letzter Instanz.
 bürgerliches Trauerspiel (neue Gattung des 18. Jhdts, importiert aus England und
Frankreich): die Figuren und auch die Konflikte sind bürgerlich!
 3 Einheiten
 Ständeklausel
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Woran wird Kritik geübt?
1. Am Feudalismus
2. an der Unaufgeklärtheit, der von ihrem Vormund so behüteten Emilia, dass sie sich selbst
nicht unter Kontrolle hat → keine aufgeklärte Frau!
Lessing - „Minna von Barnhelm“ (1767)
 eine (kritische) Besserungskomödie
 Schema: Hauptfigur hat einen Fehler und wird durch eine komische Handlung gebessert, kann sich am Ende wieder in die Gesellschaft eingehen
Inhalt: Besatzungssoldat hat sich mit der jungen Titelheldin verlobt, Thellheim kehrt zurück
wird wegen Korruption angeklagt, aus der Armee rauseschmissen, wartet auf den Prozess, er
löst die Verlobung aus Edelheit, sie fährt daraufhin nach Berlin, findet den Thelheim, er erklärt ihr, dass sie mit ihm keine Zukunft hat, sie spielt ihm vor, dass sie rausgeschmissen wurde daheim, er will sie sofort heiraten um ihr zu helfen, sie sagt dann, dass sie ihn jetzt nicht
heiraten kann, weil sie ihn herunterziehen würde, im endeffekt wird dann geheiratet. Der
König bringt letzten Endes das Gute herbei.
Lessing 4 - „Nathan der Weise“ (1783)
 lässt sich nicht literarisch einordnen, eventuell eine Komödie, Langgedicht
 im Blankvers geschrieben (außergewöhnlich), von Shakespeare übernommen, klingt
wie gehobene Prosa
 ikomödienhafte Handlung, in Jersusalem zur Zeit der Kreuzzüge
 die einzig wirklich negative Figur ist der Katholik
Inhalt: Als der Jude Nathan von einer Geschäftsreise zurückkommt, erfährt er, dass seine
Pflegetochter Recha von einem jungen christlichen Tempelherrn aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet worden ist. Der Ordensritter wiederum verdankt sein Leben dem
muslimischen Herrscher Jerusalems, Sultan Saladin, der ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt hat, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sieht. Trotz dieser
glücklichen Umstände ist der rational denkende Nathan nicht bereit, dahinter ein Wunder zu
Lessing versuchte als freier Schriftsteller zu leben, damals gab es jedoch nur den Beruf des ständischen
Schriftstellers auf Honorarbasis, erst im 18. Jhdt. änderte sich diese Abhängigkeit von Mäzenen. Lessing konnte
nie von der freien Schriftstellerei leben, war Bibliothekar und gab theologische Schriften heraus, die sehr kritisiert wurden. Nachdem er verboten bekommt, theologische Schriften herauszugeben (vor allem von protestantischer Seite) zieht er sich zurück und schreibt „Nathan der Weise“ (sein letztes Werk).
4
17
vermuten, und überzeugt auch Recha davon, dass es schädlich sei, an das Wirken von
Schutzengeln zu glauben.
Saladin, in Geldangelegenheiten etwas lax, ja von fast melancholischer Gleichgültigkeit, befindet sich gerade in finanziellen Schwierigkeiten. Deswegen lässt er, auf Rat seiner berechnenderen Schwester Sittah, den vermögenden Nathan zu sich bringen, um dessen in ganz
Jerusalem gerühmte Großzügigkeit auf die Probe zu stellen: Anstatt diesen direkt um einen
Kredit zu bitten, gibt Saladin vor, zunächst Nathans ebenfalls überall gepriesene Weisheit
testen zu wollen, und fragt ihn nach der „wahren Religion“. Nathan, von seinem Freund AlHafi bereits über Saladins Geldnöte unterrichtet und vor dessen finanzieller Leichtfertigkeit
gewarnt, erkennt die Falle. Er entscheidet sich, Saladin „mit einem Märchen abzuspeisen“,
und beantwortet dessen Frage mit der Ringparabel (s.u.). Tief beeindruckt versteht Saladin
dieses Gleichnis sofort als Botschaft von der Gleichberechtigung der drei großen monotheistischen Religionen. Von Nathans Humanität gerührt, bittet er diesen, von nun an dessen
Freund sein zu dürfen. Nathan willigt gern ein und schenkt Saladin, ohne dass er darum gebeten worden wäre, obendrein ein großzügiges Darlehen.
Der Tempelherr, der Recha zwar aus den Flammen gerettet, aber bisher als bloßes Judenmädchen kaum beachtet hat, wird von Nathan mit ihr zusammengeführt, verliebt sich Hals
über Kopf in sie und möchte sie auf der Stelle heiraten. Sein Name jedoch lässt Nathan noch
zögern, seine Einwilligung zu geben. Der Tempelritter ist verstimmt. Als er dann von Nathans
Gesellschafterin Daja, einer Christin, erfährt, dass Recha nicht Nathans Tochter, sondern nur
von ihm als solche adoptiert wurde, ihre leiblichen Eltern aber Christen waren, wendet er sich
um Rat suchend an den korrupten Patriarchen von Jerusalem. Obwohl der Tempelherr seine
Anfrage so vorträgt, als handele es sich um einen hypothetischen Fall, will das fanatische
Kirchenoberhaupt „diesen Juden“ sofort suchen und wegen Apostasie auf den Scheiterhaufen
bringen lassen, ohne dessen edle Beweggründe zu berücksichtigen: „Tut nichts! Der Jude wird
verbrannt“.
Durch Aufzeichnungen des Klosterbruders, der Recha einst als Kleinkind zu Nathan gebracht
hat, stellt sich schließlich heraus, dass die von einem Juden erzogene Recha und der christliche Tempelherr nicht nur Geschwister – daher Nathans Vorbehalte gegen eine Heirat –, sondern auch die Kinder von Saladins Bruder Assad sind, wodurch die enge „Verwandtschaft“ der
jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsfamilie nochmals verdeutlicht wird: Unter
stummer Wiederholung allseitiger Umarmungen fällt der Vorhang.
Ringparabel: Diese Parabel von den drei Ringen gilt als ein Schlüsseltext der Aufklärung und als
pointierte Formulierung der Toleranzidee. Sie findet sich bereits in der 73. Novelle des Il Novellino
(13. Jahrhundert) und in der dritten Erzählung des Ersten Tages von Giovanni Boccaccios Decamerone. Zu den Vorlagen für Lessing zählen auch Jans des Enikels Erzählung von Saladins Tisch (13. Jahrhundert) und die Erzählung Vom dreifachen Lauf der Welt in den Gesta Romanorum. Bis ins 11. Jahrhundert lässt sich der Stoff von den drei ununterscheidbaren Ringen zurückverfolgen. Erfunden wurde er wahrscheinlich auf der Iberischen Halbinsel von sephardischen Juden. Bei Boccaccio, Lessings
18
Hauptquelle, geht es um einen Vater, der einen kostbaren Ring, sein wertvollstes Juwel, an denjenigen unter seinen Söhnen weitergibt, den er am meisten liebt und den er damit zum Erben einsetzt.
So verfahren auch seine Nachkommen. Als Generationen später jedoch ein Vater seine drei Söhne
alle gleich liebt, lässt er ohne deren Wissen zwei weitere Ringe anfertigen, sodass der Vater „kaum“
und die Söhne gar nicht mehr entscheiden können, welcher Ring der ursprüngliche ist.
Diese Handlung findet sich auch, in leicht veränderter Form, in der Schlüsselszene Lessings wieder:
Saladin lässt Nathan zu sich rufen und legt ihm die Frage vor, welche der drei monotheistischen Religionen er für die wahre halte. Nathan erkennt sofort die ihm gestellte Falle: Erklärt
er seine Religion zur „einzig wahren“, muss Saladin das als Majestätsbeleidigung auffassen,
schmeichelt er hingegen dem (muslimischen) Sultan, muss er sich fragen lassen, warum er
noch Jude sei. Um einer klaren Antwort auszuweichen („Nicht die Kinder bloß, speist man mit
Märchen ab“[6]), antwortet er mit einem Gleichnis: Ein Mann besitzt ein wertvolles Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger „vor Gott und den Menschen
angenehm“ zu machen, wenn der Besitzer ihn „in dieser Zuversicht“ trägt. Dieser Ring wurde
über viele Generationen vom Vater an jenen Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Doch
eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen
will. Deshalb lässt er sich von einem Künstler exakte Duplikate des Ringes herstellen, vererbt
jedem seiner Söhne einen der Ringe und versichert jedem, sein Ring sei der echte.
Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von
den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist außerstande, dies zu ermitteln. So erinnert
er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei allen anderen Menschen beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten
sei, dann könne das wohl nur heißen, dass der echte Ring verloren gegangen sei. (Auf die
Frage, wann dies geschehen sein könnte, geht der Richter nicht explizit ein; auch der Ring des
Vaters kann schon unecht gewesen sein). Der Richter gibt den Söhnen den Rat, jeder von
ihnen solle daran glauben, dass sein Ring der echte sei. Ihr Vater habe alle drei gleich gern
gehabt und es deshalb nicht ertragen können, einen von ihnen zu begünstigen und die beiden
anderen zu kränken, so wie es die Tradition eigentlich erfordert hätte. Wenn einer der Ringe
der echte sei, dann werde sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen.
Jeder Ringträger solle sich also bemühen, diese Wirkung für sich herbeizuführen.
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3. VO - Romane des 18. Jahrhunderts (Wieland)
Romanentwicklung des 18. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum:
Das Drama ist am höchsten angesehen und dominiert in der Literaturdebatte. Im Jahrhundert der Aufklärung wird der Roman zur Gattung der Zukunft, auch wenn er noch immer
noch nicht als wirklich angesehen gilt, er etabliert sich im 19. Jhdt.  das Beobachtbare wird
zum Entscheidenden, Säkularisationsprozess, Ende der höfischen Kultur, kein kulturelles
Zentrum im deutschen Sprachraum usw. Im deutschen Sprachraum gibt es keine Kontinuität
des Romans vom Simplicissimus bis zum modernen Roman.
Gründe für das zweifelhafte Image des Romanes:
 Friedrich Schiller hält den Romanautor für den Halbbrunder des Dichters
 Roman wird nur in Prosa geschrieben
 nicht von der antiken poetischen Tradition geadelt
 keine klare eindeutige kunstvolle Form → im 19. Jhdt. gewinnt dafür die Novelle an
Ansehen, da sie als kunstvoll und durchkonstruiert gilt.
Friedrich von Blanckenburg (1770er Jahre) schreibt die erste Romanpoetik:
 Roman löst das alte Epos ab
 Roman erzählt die innere Geschichte eines Menschen, was das Drama nicht kann
 Roman ist eine logisch und kausal zusammenhängende Geschichte, da sich die Figur
weiterentwickelt
 Kritik am Episodenroman
 2 Forderungen an den Roman: 1. Kausalität und 2. innere Geschichte
Wichtige Romanmodelle:
 „Don Quijote von Cervantes“ (Spanien): Schlüsselroman des 18. Jahrhunderts, denkt
die Welt ist so, wie er sie aus den Büchern kennt, Kampf zwischen innerer und tatsächlicher Welt, die uns nicht das geben will, was wir uns erträumen.
 „Robinson Crusoe“ – Daniel Defoe (1719): Schlüsseltext des europäischen Kolonialismus (Europäer muss „Wilde“ auf seinen Status bringen) beginnende Globalisierung, eine Art Picaroroman, da es ein Rücklbick auf sein Leben und die Fehler ist 
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Nähe von Roman und Faktualität (Roman hat das negative Image rein fiktiv zu sein!)
und zur Geschichtsschreibung. Inhalt: Robinson geht von zuhause weg, erlebt Abenteuer, kommt auf eine einsame Insel nach Schiffbruch, mit weltlichen Mitteln aufgrund seiner praktischen Begabung macht er die Insel bewohnbar, trifft einen Wilden
den er zivilisiert, Paradigma des Kolonialismus, Robinson wird am Ende gerettet,
kehrt nach Europa zurück → extrem erfolgreiches Stoffmotiv: der durch die Welt gebeutelte arme Kämpfer.
 „Wunderliche Fata einiger Seefahrer (…)/ Insel Felsenburg“ – Gottfried Schnabel:
utopische Robinsonade, Aufbau einer idealen utopischen Gesellschaft, Anfang des
19. Jhdts. herausgegeben, Frage: Wie wäre es die Gesellschaft noch einmal neu zu erfinden? Motiv der einsamen Insel, auf der eine Gruppe Europäer eine ideale stark religiöse Gemeinschaft errichten. Roman verläuft auf 2 Ebenen: gut funktionierende
Gemeinschaft und individuelle Geschichten der einzelnen Europaflüchtlinge. Der Trivialliteratur zuschreibbar, Kritik von Blankenburg!
 „Candide“ – Voltaire: kurz, witzig, ironisch-satirisch; Thesenroman; Konzept spielt im
deutschsprachigen Raum weniger eine Rolle, Candide reist um die Welt, um zu verifizieren, dass unsere Welt wirklich die beste aller Möglichkeiten ist.
2 Romantypen aus England, die für den deutschen Sprachraum eine große Rolle spielen:
1. empfindsame Roman: Unmittelbarkeit, Authentizität; Wiedergabe der Innensicht einer Person, diese schreibt ihre Geschichte selber nieder, z.B. „Die Leiden des jungen
Werthers“ und →
Samuel Richardsons „Pamela, or: Virtue Rewarded“ (1740)
kurioser Text, Briefroman
Inhalt: Der Roman schildert die Geschichte einer schönen, jedoch mittellosen 15-jährigen
Dienerin namens Pamela Andrews. Ihr Meister, der adlige Mr. B., macht ihr unerwünschte
Avancen nach dem Tode seiner Mutter, als deren Magd sie seit dem Alter von zwölf Jahren
gearbeitet hatte. Mr. B. ist von ihrem Anblick, ihrer Unschuld und Intelligenz hingerissen,
doch seine gesellschaftliche Stellung hindert ihn zunächst daran, ihr eine Heirat vorzuschlagen. Er entführt sie auf eines seiner Güter, wo er sie zu verführen und zu vergewaltigen versucht. Sie widersteht seinen Versuchungen und weigert sich, seine Mätresse zu werden, wird
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sich jedoch nach und nach der Tatsache bewusst, dass sie sich in ihn verliebt. Nachdem er
ihre Briefe an ihre Eltern abgefangen und gelesen hat, verliebt er sich noch mehr in ihre unschuldige Intelligenz und ihre ständigen Fluchtversuche. Ihre Tugend wird schließlich belohnt,
als er seine Ehrlichkeit beweist und ihr einen Heiratsantrag stellt. Im zweiten Teil des Romans
versucht Pamela, sich an das Verhalten der oberen Gesellschaftsschichten anzupassen und
eine erfolgreiche Beziehung zu ihrem Mann aufzubauen.
2. Individualroman: Roman als moderner Epos, kunstvoll strukturiert; ein außenstehender Erzähler blickt mit ironischer Distanz auf eine Person und gibt deren Lebensgeschichte kunstvoll erzählt wieder, z.B. „The History of Tom Jones“. Eine Nebenform
ist der selbstreflexive Roman, in welchem der Akt des Entstehens thematisiert wird
und nicht der Inhalt. Der Discours gerät ins Zentrum, der Roman macht sich selbst
zum Thema, z.B. „The Life and Opinions of Tristam Shandy, Gentleman” →
Henry Fielding “The History of Tom Jones” (1749 ) 5
völlig anderes Romanmodell, völlig kunstlos und suggeriert Authentizität, kunstvoll strukturiert, aus 8-9 büchern mit kapiteln
Inhalt: Es wird die Geschichte eines jungen mannes erzählt, der in einem englischen landhaus
gefunden und aufgezogen wird, tom jones wird als herzensgute figur geschildert, obwohl er
ein halodri ist, die absolut negative Figur ist der halbbruder, der nach außen hin total toll
wirkt: katholisch, brav, .. der ganze roman ist sehr sehr komisch, handelt davon dass tom
jones aufgrund einer falschen intrige vertrieben wird, erlebt alle möglischen sachen, am
schluss gibt’s ein happy end, der adoptivbruder wird aufgedeckt, am ende wird festgestellt
dass der tom jones kein findelkind ist, sondern mit seinem adoptivvater verwandt ist.
problematische Aspekte: tom jones hat am ende ein sexuelles abenteuer, die vermutlich die
mutter ist, kommt dann raus, sie ist es nicht.
5
Theaterautor, schreibt Parodie auf „Pamela“, die nach ihm nicht tugendhaft, sondern nur berechnend sei →
„Shamela“
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Laurence Sterne “The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman” (175967)
Inhalt: der Roman macht uns bei der Lektüre aufmerksam, dass wir gerade einen Roman
lesen, der Autor spielt sich in den Vordergrund → scheint eine Autobiografie zu suggerieren,
der Roman beginnt mit dem moment seiner Zeugung, er schreibt und ihm fallen immer wieder so viele Dinge ein, dass er erst im 3. Buch bei seiner Geburt ist, die Story wird gegenüber
der Reflexion zurückgestellt. Es werden viele Erzähltheorien thematisiert, auch der Akt des
Erzählens. Roman ist unanständig, Zweideutigkeiten, es sind auch Binnengeschichten eingeflochten.
Wegen der Prüderie des 19. Jhdts. werden weder Stern noch Wieland ins Zentrum der Literaturgeschichtsschreibung gerückt!!!
Christoph Martin Wieland
Neben Lessing und Klopstock der dritte wichtige Literat dieser Zeit! Nähe zur Rokoko-Kultur,
wichtigster Romanautor der deutschsprachigen Literatur auf dem Gebiet des Romans, Zeitgenosse von Lessing und Klopstock, literarisches Wunderkind, gilt als christlicher Autor, zu
Lebzeiten sehr berühmt, wichtige Figur der literarischen Aufklärung, Gründer der Literaturzeitschrift „Der deutsche Merkur“, legte erste Shakespeare Übersetzung (in Prosa) vor,
schrieb das erste erfolgreiche Theaterstück im Blankvers, sorgte dafür, dass der Roman langsam eine akzeptierte Gattung wird, orientiert sich am Muster von „1001 Nacht“.
„Geschichte des Agathon“ (1766/67)
Individualroman, Lebensgeschichte eines Mannes von seiner Kindheit/ Jugend an bis ins Erwachsenenalter, bis zum Punkt der Eingliederung in die Gesellschaft.
Inhalt: Der junge Agathon ist ein enthusiastischer Schwärmer, der an Ideale glaubt, die nach Wieland
nicht für die Realität taugen. Zunächst muss er die Doppelmoral und Hinterlist der Priester im Heiligtum von Delphi erfahren. Dann enttäuschen ihn die Athener durch ihren Neid und ihren politischen
Wankelmut. Darauf hintergeht der Sophist Hippias sein Ideal von der wahren geistigen Liebe. Schließlich gelangt Agathon an den Hof des Tyrannen von Syrakus und muss am Beispiel Platons erleben,
dass man die philosophischen Ideale in der politischen Praxis nicht umsetzen kann. Auf dieser Stufe ist
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Agathon in Gefahr, ein Menschenverächter wie Hippias zu werden. Doch dann retten ihn glückliche
Umstände: In Tarent findet er in Archytas den richtigen Lehrer praktischer Lebens- und Weltweisheit,
der ihn zur Kalokagathie führt – zum harmonischen Ausgleich von Tugend, Vernunft, Gefühl und ästhetischem Empfinden.
 spielt in der griechischen Antike, im Zentrum steht die Hauptfigur Agathon, welcher
beim Orakel von Delphi aufwächst. Im Gegensatz zu Fielding weicht Wieland immer
wieder auf die Antike aus, da es in Deutschland kein politisches Zentrum gibt, in das
ein Autor seine Figur führen kann und Sexualtiät spielt in seinen Romanen eine große
Rolle. In Deutschland dürfen Frauen jedoch nicht sexuell aktiv sein, sonst müssten sie
am Ende des Romanes sterben.
 Bildungsroman (Anschluss an „Tom Jones“-Modell), philosophischer und politischer
Roman, kritische Abrechnung mit der Demokratie
Die Tradition des philosophischen Romans spielt im 18. Jhdt eine große Rolle, Schlüsselroman: „Candide ou l’optimisme“ (1759) von Voltaire → durch die Romanhandlung soll ein
bestimmtes philosophisches Problem widerlegt oder bewiesen werden (Thesenroman)!
Struktur ähnelt „Agathon“ oder „Tom Jones“ → ein junger Mann reist durch die Welt und
bestätigt durch seine Erfahrungen Voltairs These, dieser möchte damit die These von Leibniz
widerlegen, dass die Welt die beste aller möglichen Welten sei.
Auch Wieland hat in „Agathon“ Elemente des Thesenromans eingearbeitet, auch hier geht
es um mehrere Thesen die er bearbeiten will:
1. welches politische System ist das Beste? Agathon lernt unterschiedliche politische Modelle
kennen → Demokratie: Herrschaft des Pöbels. Es scheitert. Dann arbeitet er für einen Monarchen. Auch das geht nicht wirklich gut. Am Ende wird eine Utopie entworfen, eine Kombination aus beidem. Er kommt zu keiner Lösung auf die Frage, was die beste regierungsform sei.
2. religiös: Vernunft und religiöser Gesichtspunkt → Agathon wächst in einem griechischen
Tempel als religiöser Mensch auf, jedoch sind die Priester verlogene Heuchler, er wendet
sich ab vom Glauben an eine metaphysische welt, er kommt in Kleinasien zu einem Sophisten, Hippias will ihn zu seiner Weltsicht überzeugen: mit Hilfe deiner Vernunft erkennen, wie
du die anderen Menschen nützen kannst. Gegen diese aregligiöse Einstellung wehrt sich Agathon jedoch. Er kommt zu keiner Lösung.
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4. VO - Lyrik des 18. Jahrhunderts: Klopstock, Sturm und Drang
Exkurs: Problematik von Epochenbezeichnungen
„Epoche“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Abschnitt“, heute verstehen wir darunter einen längeren Zeitraum von gleichsamen Phänomenen und ist nicht einfach zu definieren. Die Epochen in der Literaturgeschichte wurden meist im Nachhinein von Historikern
konzipiert.
Phänomen der Familienähnlichkeit nach Wittgenstein: ein Außenstehender kann auf Familienfeiern eine Ähnlichkeit der Familienmitglieder feststellen, wobei er diese Ähnlichkeit selber nicht so genau fassen kann. Es ist also schwer einen ganzen Abschnitt unter einem Begriff zu subsummieren.
Problem der Epochenbildung in der deutschen Literatur: diese Literaturepocheneinteilung ist
ein Produkt des 19. Jhdts, ebenso wie die „Germanistik“ an der Universität, diese geht davon
aus, dass es keinen deutschen Nationalstaat gibt und sieht sich selbst als Kompensation für
dieses Fehlen. Es wird eine deutsche Literatur vom Hildebrandslied an bis in die Neuzeit konstruiert. Den Höhepunkt definieren sie mit dem Schaffen von Goethe und Schiller in den
1840er Jahren, da die deutsche Literatur damals international stark rezepiert wurde – „Klassik“ mit Goethe und Schiller in Weimar! Starke Unterscheidung zu anderen Ländern: dort
gab es ein Zusammenspiel von Nationalstaat bzw. Politik und Literatur in einem florierdendem Zentrum zB franz. Klassik unter Ludwig XIV. Die deutsche Literaturgeschichte wurde als
auf die Klassik hin konstruiert
 Beginn mit Aufklärung (ratio, Gottsched)
 Sturm und Drang (Gefühle, Emotionen)
 Klassik (Vereinigung von Ratio und Emotionen auf einer höheren Ebene)
Goethe und Schiller vereinten alle 3 Epochenzuschreibungen!
Vorgeschichte des Sturm und Drangs: Klopstock 1724
war ein neben Lessing und Wieland der dritte bedeutende Autor in der „Empfinsamkeit“ und
der erste „Literaturstar“ des 18. Jahrhunderts. Er wollte ein großes deutsches Epos (= Krone
der Dichtung) über den Tod und die Auferstehung von Jesus von Nazareth schreiben, denn
eine Nation brauch ein Epos. Er beginnt den „Messias“ zu schreiben - in Hexametern  die
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Verwendung dieses antiken Versmaßes ist etwas Neues. Ein Vers der nicht streng alterniert,
ein bis zwei Silben sind unbetont, klingt freier, prosaähnlicher  Traditon der erhabenen
Dichtkunst. Er entfernt sich immer mehr vom Hexameter und führt freie Rhytmen ein.
Bsp: Klopstocks „Die Frühlingsfeier“ (1759)
Nicht in den Ozean der Welten alle
Will ich mich stürzen! schweben nicht,
Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne
des Lichts,
Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn!
Aber jetzt werden sie still, kaum athmen sie.
Die Morgensonne wird schwül!
Wolken strömen herauf!
Sichtbar ist, der komt, der Ewige!
Nur um den Tropfen am Eimer,
Um die Erde nur, will ich schweben, und anbeten!
Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer
Rann aus der Hand, des Allmächtigen auch!
Nun schweben sie, rauschen sie, wirbeln die Winde!
Wie beugt sich der Wald! wie hebt sich der Strom!
Sichtbar, wie du es Sterblichen seyn kanst,
Ja, das bist du, sichtbar, Unendlicher!
Da der Hand des Allmächtigen
Die größeren Erden entquollen!
Die Ströme des Lichts rauschten, und Siebengestirne
wurden,
Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
Da ein Strom des Lichts rauscht', und unsre Sonne
wurde!
Ein Wogensturz sich stürzte wie vom Felsen
Der Wolk' herab, und den Orion gürtete,
Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
Der Wald neigt sich, der Strom fliehet, und ich
Falle nicht auf mein Angesicht?
Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig!
Du Naher! erbarme dich meiner!
Wer sind die tausendmal tausend, wer die Myriaden
alle,
Welche den Tropfen bewohnen, und bewohnten?
und wer bin ich?
Halleluja dem Schaffenden! mehr wie die Erden, die
quollen!
Mehr, wie die Siebengestirne, die aus Strahlen zusammenströmten!
Aber du Frühlingswürmchen,
Das grünlichgolden neben mir spielt,
Du lebst; und bist vielleicht
Ach nicht unsterblich!
Ich bin heraus gegangen anzubeten,
Und ich weine? Vergieb, vergieb
Auch diese Thräne dem Endlichen,
O du, der seyn wird!
Du wirst die Zweifel alle mir enthüllen,
O du, der mich durch das dunkle Thal
Des Todes führen wird! Ich lerne dann,
Zürnest du, Herr,
Weil Nacht dein Gewand ist?
Diese Nacht ist Segen der Erde.
Vater, du zürnest nicht!
Sie komt, Erfrischung auszuschütten,
Über den stärkenden Halm!
Über die herzerfreuende Traube!
Vater, du zürnest nicht!
Alles ist still vor dir, du Naher!
Rings umher ist Alles still!
Auch das Würmchen mit Golde bedeckt, merkt auf!
Ist es vielleicht nicht seelenlos? ist es unsterblich?
Ach, vermöcht' ich dich, Herr, wie ich dürste, zu preisen!
Immer herlicher offenbarest du dich!
Immer dunkler wird die Nacht um dich,
Und voller von Segen!
Seht ihr den Zeugen des Nahen den zückenden
Strahl?
Hört ihr Jehova's Donner?
Hört ihr ihn? hört ihr ihn,
Den erschütternden Donner des Herrn?
Herr! Herr! Gott!
Barmherzig, und gnädig!
Angebetet, gepriesen
Sey dein herlicher Name!
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Ob eine Seele das goldene Würmchen hatte.
Bist du nur gebildeter Staub,
Sohn des Mays, so werde denn
Wieder verfliegender Staub,
Oder was sonst der Ewige will!
Ergeuß von neuem du, mein Auge,
Freudenthränen!
Du, meine Harfe,
Preise den Herrn!
Umwunden wieder, mit Palmen
Ist meine Harf' umwunden! ich singe dem Herrn!
Hier steh ich. Rund um mich
Ist Alles Allmacht! und Wunder Alles!
Mit tiefer Ehrfurcht schau ich die Schöpfung an,
Denn Du!
Namenloser, Du!
Schufest sie!
Lüfte, die um mich wehn, und sanfte Kühlung
Auf mein glühendes Angesicht hauchen,
Euch, wunderbare Lüfte,
Sandte der Herr! der Unendliche!
Und die Gewitterwinde? sie tragen den Donner!
Wie sie rauschen! wie sie mit lauter Woge den Wald
durchströmen!
Und nun schweigen sie. Langsam wandelt
Die schwarze Wolke.
Seht ihr den neuen Zeugen des Nahen, den fliegenden Strahl?
Höret ihr hoch in der Wolke den Donner des Herrn?
Er ruft: Jehova! Jehova!
Und der geschmetterte Wald dampft!
Aber nicht unsre Hütte!
Unser Vater gebot
Seinem Verderber,
Vor unsrer Hütte vorüberzugehn!
Ach, schon rauscht, schon rauscht
Himmel, und Erde vom gnädigen Regen!
Nun ist, wie dürstete sie! die Erd' erquickt,
Und der Himmel der Segensfüll' entlastet!
Siehe, nun komt Jehova nicht mehr im Wetter,
In stillem, sanftem Säuseln
Komt Jehova,
Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens!
 hier erfindet er die freien Verse, werden später total dominant, jedes gedicht hat also
sein eigenes freies metrisches schema, hier erkennt man klopstocks religiöse tendenzen,
ungewöhnlich syntax, enjambements, sehr kompliziert, das neue wissen der naturwissenschaften ist schon vorhanden, thema: das große universum des allmächtigen, die erde als
kleiner tropfen, gefühlvoller zugang zur ungeheuren schöpfung, wunder des kleinen würmchens, sehr emotional empfundene religiöse gefühle, nicht die vernunft steht im zentrum,
sondern die emotionale reaktion, die bei klopstock in verbindung mit großer religiösität,
Klopstock im Sturm und Drang: „Göttinger Hain“  Gruppe junger Studenten, für sie war
Klopstock ein Gott. Er, Wieland und Lessing galten als Vorbilder der Stürmer und Dränger,
also die nächste Generation.
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Sturm und Drang
Heute wird Sturm und Drang eher als Gegenbewegung in der Aufklärung gesehen. Also dass
in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. der Schwerpunkt mehr auf der Vernunft und in der zweiten Hälfte stärker auf den Emotionen lag.
besondere Ausprägung des Kults der Empfindsamkeit - Sturm und Drang: zum ersten Mal
setzt sich eine Gruppe junger Künstler von der Elite oppositionell ab, ein Phänomen des 18.
Jhdts. Das Feld der Literatur wird sukzessive ausdifferenziert.
Bourdieu - Theorie des literarischen Feldes: durch diese Ausdifferenzierung muss sich jeder
Akteur im Machkampf eine Position suchen  Anpassung oder Opposition! Dies führt zur
Gruppenbildung!  30 Jahre später wird der Sturm und Drang wieder abgelöst, sie waren
also ein Versuch, das Feld der Literatur zu besetzen und die Macht zu ihren Gunsten zu verschieben. Sie waren eine Art Jugendbewegung und wurden auch als Störfaktoren wahr genommen -> Ader der Rebellion, etablierte Regeln wurden außer Kraft gesetzt
Lyrik des Sturm und Drangs
etwa zwischen 1770-1785;
Autoren vertreten Prinzipien aus der Aufklärungsliteratur, zB die Vorstellung des „Originalgenies“  „Werther“ war auch eines, das aber nicht produktiv war. Starke Orientierung an
Shakespeare  Ideal des Naturaldichters.
Lyrik und Drama waren sehr stark vertreten, die Prosa, bis auf „Werther“ kurioserweise
kaum.
Drama: die 3 Ebenen wurden missachtet. Sie greifen auf die Zeit der Reformation, die Zeit
vor der höfischen Kultur zurück. Trotzdem wurde die Aufklärung auch fortgeführt, denn die
Autorität musste gerechtfertigt werden, wobei es sich hier um eine ästhetische und nicht
politische Autorität handelte.
Lyrik: das Bild wandelte sich im 18. Jhdt. vom kunstfertigen gelehrten Autor zu einer neuen
Lyrikauffassung  Lyrik als Ausfluss der Gefühle, Spontanität, verstecken der Kunstfertigkeit,
geht mit Neuentdeckung der Volksliteratur Hand in Hand.
 Literatur wird logisch, vernünftig, stark didaktisch, gesellig und scherzhaft. Lyrik handelt
nicht von essentiellen menschlichen Problemen, sondern bejaht scherzhaft das diesseitige
irdische Leben (Scherz- und Rokokokultur).
28
Christian Felix Weisse „Der Kuß“
Ich war bey Chloen ganz allein,
Und küssen wollt ich sie:
Jedoch sie sprach: sie würde schreyn,
Es sey vergebne Müh!
Doch wagt ich es, und küßte sie,
Wie oft? fällt mir nicht ein!
Und schrie sie nicht? Ja wohl, sie schrie – –
Christian F.D. Schubart 6 „Die Forelle“
In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.
Doch lange hinter drein.




Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
gibt relativ deutsche Scherzkultur wider
Und sah’s mit kaltem Blute,
Chloe: deutet hin auf antikisierendes schä- Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
ferhaftes.
So dacht’ ich, nicht gebricht,
läuft auf scherzhafte pointe hin
So fängt er die Forelle
gedicht ist ganz einfach gebaut, paradak- Mit seiner Angel nicht.
tisch gebaut, durch Benennung der Chloe
weiß man sofort, worauf das anspielt, es
wird ein Spiel gespielt.
 paradigmatisch für die scherkultur des 18.
Jhdts: hat mit der höfischen Kultur zu tun,
aber auch mit dem aufstrebendem Bürgertum, das sich ganz stark an der höfischen
Kultur orientiert.
Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an.
 Gedicht ist scheinbar kunstlos, weil es so
einfach ist
 am Anfang ein Naturbild
 moralische Abschlussstrophe, Moral sofort
auf Sexualmoral umgeleitet
 Doppeldeutigkeit der Angel, es kann auch
anders gelesen werden.
Theater im Sturm und Drang
Theater kämpft gegen Konventionalitäten an, zB Götz von Berlichingen -> hier wird mit allen
Regeln gebrochen bzgl. der Einheit von Zeit, Ort und Handlung -> ein wahres Monstrum von
Theaterstück für alle Zeitgenossen.
6
Nicht die Sturm und Drang Generation, aber etwa in dem Umfeld zu sehen; interessante Figur.
29
Johann Wolfgang Goethe "Die Leides des jungen Werther" (1774)
der Roman erschien gegen Ende der Aufklärung und hat eine autobiografische Grundlage.
Goethe war 25 Jahre alt, gerade mit dem Jusstudium fertig.
Kein reiner monoperspektivischer Briefroman (sh. „Pamela“) denn wir haben einen Rahmen
durch einen fiktionalen Herausgeber, welcher am Ende als Erzähler auftritt und von
Werthers letzten Tagen berichtet. Goethe gelang es offensichtlich das allgemeine „Daseinsempfinden“ seiner Generation in Worte zu fassen  großer Erfolg des Romanes! Er wurde
auch identifikatorisch gelesen, was Goethe nicht Recht war  Neuauflage mit neuen Episoden und psychisch kritische Charakterdarstellung Werthers, der nicht geheilt wurde. Roman
diente oft als Vorbild für Abschiedsbriefe bei Suiziten.
Inhalt: (Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 4. Mai 1771 bis 24. Dezember
1772.) Der junge Werther hat seinen Heimatort verlassen, um für seine Mutter eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln und so zugleich eine unglückliche Liebesgeschichte hinter sich
zu lassen. Er bezieht zunächst Quartier in einer Stadt, danach im benachbarten idyllischen
Dorf „Wahlheim“ (Garbenheim) und genießt es, in der freien Natur umherzustreifen und seine Eindrücke immer wieder in kleinen Zeichnungen zu verarbeiten. Eines Tages lernt er den
sympathischen Amtmann S. kennen, einen Witwer und Vater von neun Kindern, der ihn zu
sich nach Hause einladen möchte. Werther schiebt den Besuch jedoch auf und hat ihn bald
vergessen. Auf der Fahrt zu einem Tanzvergnügen mit anderen jungen Leuten macht die
Kutschgesellschaft beim Haus des Amtmanns Halt, um dessen Tochter Lotte abzuholen.
Werther sieht sie, umringt von ihren acht jüngeren Geschwistern, denen sie ihr Abendbrot
von einem Brotlaib abschneidet, und ist tief beeindruckt von dieser Szene, vor allem aber von
dem schönen Mädchen, das hier ganz die Mutterrolle übernommen hat. Während des Balls,
dem Ziel des gemeinschaftlichen Ausflugs, fordert Werther Lotte auf, mit ihm den zweiten
Kontretanz zu tanzen – sie sagt ihm den dritten zu. Als Lottes Freundinnen das glückliche Einverständnis bemerken, das Lotte und Werther beim Tanzen zeigen, erinnern sie Lotte an einen gewissen Albert. Auf Werthers Nachfrage erklärt ihm Lotte, Albert sei „ein braver
Mensch, mit dem sie so gut als verlobt“ sei. Im Verlauf des Abends zieht ein Gewitter auf.
Werther und Lotte betrachten anschließend vom Fenster aus die noch regenfeuchte, erfrischte Natur. Beiden kommt das gleiche Gedicht in den Sinn, die Ode Frühlingsfeier von
Klopstock. Werther interpretiert dies als Ausdruck ihrer Seelenverwandtschaft und sucht von
nun an immer öfter die Nähe Lottes.
Als Lottes Verlobter, Albert, von einer Geschäftsreise zurückkehrt, ändert sich Werthers
Stimmung allmählich. Es entsteht ein Dreiecksverhältnis, in dem Lotte Werther zunächst als
eine „Heilige“ erscheint, in deren Nähe Werther keine Begierde empfindet. Anfangs ist
Werthers Beziehung zu Lotte also ohne Zwang von außen rein platonischer Natur. Albert und
Werther freunden sich zunächst an und führen mehrere Diskurse miteinander, z. B. auch über
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den Selbstmord oder die „Krankheit zum Tode“, die Schwermut. Dabei wird der Unterschied
zwischen beiden Charakteren – Werther voll stürmischer Gefühle, Albert der besonnene Traditionalist – sehr deutlich. Als Werther aber bemerkt, dass er seinen starken Gefühlen für
Lotte aus Rücksicht auf Albert nicht nachgeben darf, verlässt er den Ort fluchtartig, ohne sich
zu verabschieden. Auslöser dafür ist ein sehr emotionales Gespräch, in dem deutlich wird,
dass Lotte ihrer verstorbenen Mutter am Sterbebett zugesagt hat, Albert zu ehelichen (Ende
des I. Buches).
Werther arbeitet eine Zeitlang bei einem Gesandten am Hofe. Die Pedanterie seines Vorgesetzten und die bornierte Enge der höfischen Etikette lassen ihn jedoch erkennen, dass er in
jener Gesellschaft nur eine Außenseiterrolle spielen und sich nicht mit ihr identifizieren kann.
Als er eines Tages vom Grafen C. aus einer adeligen Runde vorsichtig hinauskomplimentiert
wird, da sich viele Gäste von der Anwesenheit Werthers, eines Bürgerlichen, gestört fühlen,
und als daraufhin über Werthers Fauxpas in aller Öffentlichkeit getratscht wird und auch
seine neue, Lotte etwas ähnelnde Bekannte, das „Fräulein von B..“ , ihm schonend beizubringen versucht, dass er zu übermütig und sich seines bürgerlichen Standes nicht genügend bewusst sei, fühlt er sich wie „zerstört“. Nachdem er kurz zuvor auch noch erfahren musste,
dass Lotte und Albert inzwischen geheiratet haben, ohne ihn vorher informiert und zur Hochzeit eingeladen zu haben, bittet er schließlich um seine Entlassung vom Hofe, reist ab und
hält sich zunächst bei einem ihm besonders gewogenen Fürsten auf. Dort bleibt er nur wenige Wochen, fährt dann in seinen Heimatort und kehrt schließlich nach Wahlheim zurück.
Werther beginnt bald erneut, Lotte regelmäßig zu besuchen. Unbewusst kokettiert Lotte immer wieder mit Werthers Gefühlen, z. B. indem sie ihren Kanarienvogel erst an ihren Lippen
und anschließend an seinen picken lässt und so Werthers Leidenschaft zusätzlich entfacht.
Weil dieser ihr Angebot ablehnt, „die Seligkeit einer wahren Freundschaft [zu] genießen“, und
weil im Dorf bereits über die beiden geredet wird, fühlt sich Lotte bedrängt und bittet
Werther, auch auf Alberts Wunsch hin, vier Tage zu warten und sie erst zu Weihnachten wieder zu treffen.
Als Werther Lotte trotzdem vor Ablauf dieser Frist in Alberts Abwesenheit aufsucht und ihr
aus seiner Ossian-Übersetzung Gedichte (Die Gesänge von Selma) vorliest, werden die beiden, wie früher bei der Klopstock-Szene, von ihren Gefühlen überwältigt. Doch sobald
Werther Lotte leidenschaftlich zu umarmen und küssen beginnt und damit den rein platonischen Charakter der Beziehung in Frage stellt, reißt diese sich verwirrt los, flüchtet und
schließt sich im Nebenzimmer ein. Um Lottes Ehre und Ehe nicht weiter zu gefährden, beschließt Werther, sie nicht weiter zu behelligen und sich das Leben zu nehmen. In einem letzten Brief an Lotte äußert Werther die Zuversicht, dass er Lotte in einem anderen Leben wiedersehen werde. Um Mitternacht vor Heiligabend schießt er sich an seinem Schreibtisch mit
einer von Albert ausgeliehenen Pistole in den Kopf. Am nächsten Morgen wird er tödlich verwundet aufgefunden. Gotthold Ephraim Lessings Bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti“
liegt aufgeschlagen auf seinem Pult. Gegen zwölf Uhr mittags erliegt er seiner schweren Verletzung. Ein christliches Begräbnis bleibt dem Selbstmörder verwehrt (Ende des II. Buches).
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 Werther nimmt alles über den Umweg der Kunst, Literatur etc. wahr, er ist ein immens
moderner Charakter. Nach Schiller ein "sentimentaler Charakter", ein "zerissener" im modernen Sinn, denn er leidet nicht nur an der Liebe, sondern findet sich auch in der bürgerlichen Gesellschaft nicht zurecht.
 unterschiedliche Lesarten: sozialkritisch bzgl. der Klassenschranken; Werther als künsterlerischer Dilettant, kann seine Produktivität nicht künsterlisch umsetzen
zurück zur story:
werther lernt also lotte kennen, sie verlieben sich, er weiß aber von beginn an, dass das nix
werden kann mit ihnen beiden, denn die lotte ist bereits mit dem albert verlobt, der ein ganz
netter kerl ist. es entwickelt sich eine komische dreieckskonstellation. (das ist teil seiner autobiografie: goethe hat sich in eine lotte verliebt, freundin eines freundes von ihm)
 die Rolle der Lotte ist fragwürdig, denn es gibt kein rationales Ende, das mit Vernunftgründen herbeigeführt werden konnte, das Ende hätte rational gelöst werden können, Lotte
hätte ja sich einfach scheiden lassen können, das wär kein Problem zu dieser Zeit. (15-20
Jahre vor dem Werther: ein Roman „die Gräfin von G“; komplizierte Story, Gellert (Aufklärer)
löst die story rational. )
Im roman selbst scheitert werther an der unendlichen liebe, er borgt sich dann eine pistole
von lotte aus und erschießt sich, dass ist dann das ende. der erzähler endet mit kurzen sätzen.
Der Roman hatte großen Welterfolg, auch im Ausland  Goethe als Türöffner der deutschen
Literatur. Beim Verfassen des Romans war Goethe einer Gruppe junger Literaten zugehörig,
die man später als „Sturm und Drang“ bezeichnete.
Goethe – „Willkommen und Abschied“ (1775)
 2 Versionen
 Wirkliches Erleben suggeriert → unmittelbare Erfahrungen sollen zu Papier gebracht
und mit der Natur in Einklag gebracht werden
 Raffinierte Konstruktion
 Relativ berühmt → neue Art von Lyrik konstantiert, die vorgibt in der gelehrten Tradition zu stehen (streng alternierend und Berufung auf Mythologene)
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Goethe - „Prometheus“
 Hymne, wahrscheinlich aus einer Dramenfassung hervorgegangen
 Frei rythmisch
 Rückgriff auf die antike Geschichte von Prometheus Feuerdiebstahl und die Sage,
dass jener eigentlich die Menschheit erschaffen hat
 Zeus als angesprochene erste Distanz → Auflehnen gegen Autoritäten? Umlegung auf
gesellschaftliche Verhältnisse: eigentlich ein totaler Angriff: Zeus wird herausgefordert, ein Fehdehandschuh, der jeder Form von Autorität vor die Füße geworfen wird,
 Künstler, der eine eigene Welt schafft, ein Phänomen der Aufklärung
 ein Gedicht, dass ganz explizit Sturm und Drang Strömung verkörpert, wurde aber
nicht veröffentlicht, erst als er bereits Minister in Weimar war
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5. VO - Literatur der österreichischen Aufklärung
Problematik: Epochenkonstruktionen der Literaturgeschichte sind immer an der deutschen
Geschichte ausgerichtet. Zu Problemen kommt es immer, wenn Texte sich nicht in diese vorgefertigten Schemata einordnen lassen, was auf fast alle österreichischen Texte zutrifft!
Historischer Hintergrung - Österreich im 18. Jahrhundert
• „Österreich“ = Familienbesitz der Habsburger, Grenzen sind nicht eindeutig, kein klar
definerbares „Österreich“, Pragmatische Sanktion, Österreich-Ungarn
• Rivalität zwischen Österreich und Preußen
• Jahrhundert der Kriege  spanischer Erbfolgekrieg, Krieg mit osmanischem Reich, 3
große Kriege zwischen Habsburg und Preußem
• 1740 Erbfolgekriege
• Reformen - Zentralisierung der Länder, Vereinheitlichungspolitik Maria Theresias
(auch in Kultur und Sprache  standardisierter deutscher Sprache!)
• Josef II. vesucht Deutsch als Amtssprache einzuführen
• Wien wurde nie zum Zentrum der deutschsprachigen Literatur
• Zurückdrängung der katholischen Kirche aus dem Bildungsbereich/ Schulen/ Staatswesen
• staatliche Zensur in Fragen der (Sexual-)Moral, unanständige Bücher (immer Romane) zensuriert und verboten
• erweiterte Pressefreiheit  ab 1780 explodiert die Literatur in Wien, Zeitungen und
Zeitschriften werden gegründet, Broschüren zu aktuellen Fragen der Politik und
Schundliteratur wird gedruckt.
• Möglichkeit vom Journalismus leben zu können  neue Chancen für junge Intellektuelle
• 1789 französische Revolution  führt zu einer starken Zurücknahme der Reformen
„Tauwetterperiode“
• Freimaurer spielten eine wichtige Rolle, Josef II. wollte sie kontrollieren (Mozart war
Mitglied)
• amerikanische Revolution und Unabhängigkeitserklärung
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Literatur
Zeitalter des Optimismus trotz Kriege, Geselligkeit rückt in Vordergrund  Literatur wird
zum Medium der gemeinsamen Rezeption, der Einzelgänger ist negativ besetzt. Fast alles
was in Wien verlegt wird beschäftigt sich mit öffentlichen, politischen und gesellschaftlichen
Fragen (Broschüren). Literatur verstand sich nicht als ein autonomes Feld und auch die „IchBezogenheit“ des Sturms und Drangs spielte in der österreichischen Literatur nur eine geringe Rolle. Man verstand Literatur als eine öffentliche Aufgabe, die Texte sind heute nicht
mehr interessant, da sie im Kontext der Zeit entstanden.
literarische Werke und Autoren der österreichischen Aufklärung
literarische Entwicklung läuft nicht losgelöst von deutschen Sprachraum, sie verstanden sich
als Teil der literarischen Republik des deutschen Sprachraums. Man schaut auf Goethe, die
Stürmer und Dränger.
Der Roman
wird im 18. jhdt immer dominanter
Bsp. Johann Pezzl – „Faustin oder das philosophische Jahrhundert“
 Tradition des Thesenromans
 Imitation des „Candide“ von Voltaire
 Roman entstand noch bevor Pezzl nach Österreich kam (Bayern)
Inhalt: Hauptfigur ist Faustim. haut auch einen optimisten Lehrer: wir haben die Aufklärung!
er reist dann durch die welt, macht erfahrungen, die zum Teil nicht erfunden sind, sondern
historisch, kommt auch nach england, in die usa. der roman ist lange zeit ein desillusiationsroman: er findet keine aufklärung vor, in den usa sklaven, in england antikatholischer mob.
er findet keine verwirklichte aufklärung. am ende kommt er wohin, wo die aufklärung verwirklicht ist: in wien. im letzten kapitel propagandschrift für josef 2. und seine reformen.
Lyrik
auch hier werden die Formen des deutschen Sprachraums fortgeführt, mit Ausnahme des
subjektivistischen Goethes. Es gibt 2 Tendenzen:
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1. Tradition Klopstocks: im hohen Stil an der Antike orientiert, reimlos, politische den Staat
verehrende Funktion, Öffentliches wird besprochen und nicht subjektive/ private Gefühle
2. Mittelstillyrik: scherzaft, anakreonisch einfache Sprache, die Freuden des Irdischen Lebens besingend, satirisch, parodistisch, stark in Wien produziert
das komische (Vers-)Epos
die hohe form des epos wird mit leicht ironisch parodistischem Thema gepaart. Wieland
konnte dies zum Beispiel sehr gut. Seine Versdichtung ist sehr gut und komisch -> für die
Wiener Autoren gottgleich, während ihnen Goethe suspekt erscheint.
Alois Blumauer - „Die Abenteuer des frommen Helden Eneas“ (die travestierte Eneis)
war auch lyriker, schrieb obiges komisches versepos, er schreibt also eine parodie auf den
eneas, grund: es war in wien noch möglich so was zu schreiben, weil die autoren klassisch
gebildet waren, und total gut griechisch konnten, wurden von klerikern ausgebildet.
travestie: hohe geschichte wird unanständig erzählt.
blumauer macht aus eneas einen hasenfuß, einen bedigungslosen anhängern der katholischen kirche, blumauers eneas gründet nicht rom, sondern den vatikan. feindbild der aufklärer; travestie wurde dadurch gerechtfertigt, weil politische kampfschrift, nicht nur blödelei
der blödelei willen
Josef Franz Ratschky - „Melchior Striegl“
im knittelvers
erzählt von der Hauptfigur Melchior Striegl, nach der franz. revolution, der bursche kommt
auf die uni als öst. provinzbub, erfährt von den ideen der aufklärung, liest franz. zeitung, es
kommen ferien, er fährt heim und beschließt im dorf eine revolution anzuzetteln, er versucht den herrscher (vater als wirt und bürgermeister) zu stürzen und macht revolution, das
heißt sie machen genau 2 sachen.
1. das wirtshaus zur goldenen krone wird zum wirtshaus zum goldenen hut
2. schaffen per dekret den zölibat ab
3. stürmen die bastille, also das gemeindegefängnis
komisch, weil dorfrevolution mit revolutionären ereignissen in paris parallelisiert wird
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schreibt nach dem ende des josefinismus, macht sich über franz. revolution lustig, obwohl zu
dieser zeit die französische revolution als etwas gedeutet wurde, was passiert, wenn man
die aufklärung zulässt. hat betont, dass sein spott hand in hand geht auf jene konservative,
die so angst vor der revolution haben. wichtig: komischer epos in kombination mit politischer aussage.
Theater
Man orientierte sich zunehmend an der Scherzkultur, entgegen Gottscheds Forderung, dass
das Theater didaktisch erzieherisch und nicht lustvoll sein sollte. In Wien entwickelt sich eine
ausgeprägte Theaterkultur, es entwickelte sich die Institution der Altwiener-Voklskomödie.
Die Tradition des Hanswursts wird mit der Zeit immer harmloser, bleibt aber Teil der Theaterkultur. Aus dieser Tradition heraus wird auch die „Zauberflöte“ geschrieben (Emanuel
Schikaneder). Eines der größten aufklärerischen österreichischen Stücke überhaupt.
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6. VO - Das Weimarer Projekt: Goethe
Romantik
Was folgt Neues auf die Aufklärung? Gesamteuropäisch spricht man von der Romantik als
Nachfolger  Abkehr von vielen aufklärerischen Positionen bei gleichzeitiger Weiterführung
anderer. Die Kunst wird autonom und dient sich selbst. Sie beginnt 1790, das Ende ist umstritten und wird um 1850 mit dem Realismus angesetzt. In der deutschen Literaturgeschichte wurde auch noch eine Zwischenenpoche konstruiert, die ab 1830 einsetzte  Vormärz,
Biedermaier.
Problematik der Klassik: in welchem Verhältnis steht diese zur Romantik? Die Klassik wurde
im 19. Jhdt. Konstruiert und ist ca. von 1786-1832 anzusetzen (sh. „Höhepunkt der Literatur“
mit Goethe und Schiller um 1800 in Weimar = „Weimarer Klassik“). Diese Epoche wurde
ganz unterschiedlich terminisiert und wird eigentlich als eine Strömung innerhalb der
Großepoche der Romantik gesehen, es gab Verbindungen. Die Auseinanderdifferenzierung
der beiden Strömungen war ein Konstrukt der Nachzeit.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
 gilt als Personifikation der Weimarer Klassik
 geboren in Frankfurt/Main (freie Reichsstadt mit selbstbewusster Bürgerlichkeit)
 wächst wohlhabend auf  Ausnahmeerscheinung unter den Literaten des 18. Und
19. Jhdts, da von Anbeginn an gefördert
 Allgemeines Studium in Leipzig (= kulturelles Zentrum, „Kleinparis“, Gottsched, Gellert)  beginnt in Tradition der Aufklärungsliteratur (Scherzliteratur, Rokoko) Texte
zu schreiben
 Durch schwere Krankheit setzt er sich mit dem Pietismus (= Strömung im Protestantismus im 18. Jhdt.) auseinander
 In Strassburg Jusstudium beendet, dort nahm auch der Sturm und Drang seinen Ausgang (Lenz, Herder)
 „Kavalierstour“ von 1-2 Jahren durch Europa
 nach der deutschen Reichsgründung zur Identifikationsfigur inszeniert (obwohl er eigentlich ein Kosmopolit war)
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 Weimar wird mit Goethe zum Mythos  Ausrufung der „Weimarer“ Republik des
deutschen Kaiserreichs 1918 zur Betonung der Kontinuität in kultureller und humanistischer Weltsicht
 Eine weitere neue Generation: Gottsched – Lessing, Klopstock, Wieland – Goethe,
Schiller
 Normierung der deutschen Sprache schon sehr fortgeschritten
Einflüsse Strassburgs auf Goethe:
1. (Wieder-)Entdeckung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit  der Gotik, welche
Zeitgenossen nicht ansprechend fanden. Durch aufkeimenden Nationalismus wurde
die Gotik später als etwas „rein Deutsches“ inszeniert  „Götz von Berlichingen“
(Imitation Shakespeares, Inhalt: historische Figur, Ritter der in der zeit lebt, als sich so
etwas wie eine zentrale autorität durchzusetzen beginnt, er ist ein vertreter einer
welt, in der jeder ritter für sich selber kämpft, ist ein vertreter der alten welt, hält
sich nicht an die neuen vorgaben;  keine Einheit von Zeit/Ort/Handlung: sehr
schwierig aufzuführen, wurde nie aufgeführt, war aber als Lesestück erfolgreich. Lessing hält sich bei seiner Emilia Galotti noch mehr oder weniger an Gottscheds Vorgaben, Goethe torpediert das alles!)
2. Entdeckung der Volkslieder: er beginnt Volkslieder schriflich festzuhalten, Aufklärer
beschäftigten sich nicht damit.
3. Liebesgeschichten mit einer Pfarrerstochter (Friederike Schlagwort) und mit der bereits liierten Charlotte Buff, in Frankfurt verliebte er sich erneut  schrieb „Werther“
Weimar:
Nach Erscheinen von „Werther“ wird Goethe ins Fürstentum Weimar eingeladen, welches
zwar klein und unbedeuten war, aber einen sehr guten kultruellen Ruf hatte (vor allem seit
dem Barock). Damals ein minderjähriger Fürst und dessen kulturell interessierte Mutter regierte  holte junge Literaten nach Weimar zB Wieland als Fürstenerzieher und eben auch
Goethe. Dieser erhält in dem absolutistisch regierten Reich auch einen Ministerposten und
ist intensiv in der Politik und Verwaltung tätig, seine Veröffentlichungen leiden darunter („literarisch tot“). Mitte 30 flüchtet er nach Italien  Kulturhistoriker sehen hier den Zeitpunkt
des Wandels zur Klassik.
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Italien:
Interesse am antiken Erbe und die Kultur der Renaissance, kein Interesse am barocken Italien. Goethe wandelte sich hier vom Stürmer und Dränger zu jemanden, der nach antiken
Regelungen sucht  große Welle des Klassizismus im 18. Jhdt.: Imitation griechischer unr
römischer Kultur (vor allem in der Architektur, Johann Joachim Winckelmann „edle Einfalt
und stille Größe“).
Wunsch nach erotischer Befreiung, Fertigstellung vieler Texte zB. „Iphigenie auf Tauris“.
Nach seiner Rückkehr nach Weimar bleibt er wieder nach außen isoliert. Warum?
1. Skandalöses sexuelles Verhältnis mit einer Frau – „Wilde Ehe“
2. Verstörung durch die französische Revolution, hat als einer der wenigen Intellektuellen die Revolution nicht schon im vorhinein verurteilt.
Freundschaft mit Schiller:
1790 lernten sie sich kennen. Schiller war nach Goethe der nächste große „Shootingstar“.
Zuerst wollten sie einander nicht begegnen, Gothe sah in ihm seine eigene Jugend und Fehler. Durch eine berühmte zufällige Begegnung beginnt dann aber ihre 10jährige Zusammenarbeit („Weimarer Klassik“)  viele gemeinsame Projekte, Zeitschriftengründungen, Briefwechsel (einander gesiezt, keine empfindsame Freundschaft)
„Iphigenie auf Tauris“
„Götz von Berlichingen“
 Völlig andere Dramenkonzeption
 Viele Figuren und Handlungen
 Keine Prosa sondern Verse
 Sprachliche Vielfalt
 Einheit von Ort, Zeit und Handlung
 Minimales Personal
 Symmetrische Anordnung
 Frau im Zentrum und daneben 2 Männer (2 Griechen – König und sein Hofmann)
 Rückgriff
Mythos
auf
griechischen
Atriden-
40
„Iphigenie auf Tauris“ (1779/1786)
Das Schauspiel »Iphigenie auf Tauris« wurde am 13. Januar 1787 von Goethe während seiner
Italienreise fertiggestellt und ist die letzte in einer Reihe von Fassungen. Es spielt einige Jahre
nach dem Krieg um Troja auf Tauris (Insel Krim) im Hain vor dem Tempel der Diana, Göttin
des Mondes und der Jagd. Als Vorlage benutzte Goethe das Stück »Iphigenie bei den Taurern« des klassischen griechischen Dramatikers Euripides.
Die Griechin Iphigenie, Tochter des Agamemnon und der Klytamnästra, dient der Göttin Diana auf der Insel Tauris als Priesterin, nachdem diese sie vor dem Tod gerettet hat. Iphigenie
empfindet Dankbarkeit und Pflichtgefühl gegenüber der Göttin und den Taurern, zugleich
verzehrt sie sich vor Sehnsucht nach der Heimat und nach ihrer Familie.
Iphigenie, ihr Bruder Orest und ihre Schwester Elektra stammen aus dem Geschlecht des Tantalus, das mit einem Fluch der Götter belegt ist. Gemäß dem Tantalidenfluch kommt es in
jeder Generation zu Gewalt und Morden innerhalb der Familie. Seit Orest, um den Tod des
Vaters zu rächen, seine Mutter getötet hat, wird er von Furien aus der Unterwelt verfolgt. Die
Verfolgung bringt ihn an den Rand des Wahnsinns.
Der Gott Apoll verspricht, ihn davon zu erlösen, wenn Orest die Schwester heim nach Griechenland bringt. Mit der Absicht, die Statue der Göttin Diana (auch: Diane), Schwester des
Apoll, zu rauben, erreichen Orest und sein Freund und Vetter Pylades das Ufer der Insel.
Hier werden sie von Soldaten des Königs Thoas gestellt. Da Iphigenie das Werben des Thoas
nicht erhört, will dieser den Iphigenie zuliebe abgeschafften Kult des Menschenopfers wieder
einführen. Danach werden alle Fremden, die die Insel betreten, der Göttin Diana geopfert.
Für die Ausführung ist Iphigenie als Priesterin zuständig. Orest und Pylades werden deshalb
zu ihr gebracht.
Iphigenie erfährt von Pylades und Orest vom Tod des Agamemnon durch den Geliebten der
Klytamnästra sowie von deren Ermordung durch ihren Bruder Orest. Iphigenie ist bestürzt
über die Vorkommnisse in ihrem Elternhaus, aber auch voller Mitgefühl für den von den Furien verfolgten Orest. Sie betet inbrünstig zu den Göttern um Heilung ihres Bruders. Ihr Gebet
wird erhört. Die Furien weichen von Orest, und mit neu erwachtem Tatendrang bereitet er
mit Pylades die heimliche Flucht von Tauris nach Griechenland vor. Iphigenie soll sie begleiten.
Die heimwehkranke Iphigenie befindet sich im Konflikt. Sie will die Flucht nicht vereiteln. Andererseits ist sie sich der Verantwortung für die Menschen auf Tauris bewusst und will diese
nicht hintergehen. Zugleich wünscht sie sich den Segen der Götter für das Geschlecht des
Tantalus. Sie spürt, dass ihm dieser nicht zuteil werden wird, wenn ihr eigenes Handeln auf
Lug und Betrug aufbaut.
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Sie gesteht König Thoas den Betrug und die geplante Flucht und bittet ihn um freies Geleit für
sich, ihren Bruder und den Gefährten. Thoas verlangt zunächst Beweise für die Geschwisterschaft, und diese werden erbracht. Dann stellt Thoas auf den geplanten Betrug durch die
Fremden ab und trachtet aus Rache weiterhin nach deren Leben.
Orest gibt seinen Irrtum zu. Er weiß jetzt, dass er nicht die Statue der Göttin, sondern die eigene Schwester heimbringen sollte. Mit ihrer Reinheit soll sie den Fluch für immer vom Geschlecht des Tantalus nehmen und dem Haus der Väter neuen Segen bringen. Auf Bitten und
Drängen von Orest und Iphigenie gewährt Thoas ihnen schließlich freies Geleit und lässt sie in
ihre Heimat ziehen.
Goethe hat die Vorlage der griechischen Tragödie stark abgewandelt. In Iphigenie begegnet
uns Goethes Idealbild des Menschen, bei dem der Geist den Naturmenschen besiegt, wie er
es in seinem »Faust« beschreibt.
Euripides lässt Orest die Statue der Diana rauben, um den Furien zu entkommen, und das
zerstörerische Element beherrscht den letzten Aufzug. Bei Goethe hingegen sind es Orests
echte Reue sowie Iphigenies Reinheit und edle Gesinnung, die ihn vom Fluch erlösen. Goethes
Ziel ist die Lösung des inneren Konflikts der Iphigenie, der Sieg des Guten und der Menschlichkeit über das Böse. Dies macht Goethes Dichtung zur Klassik schlechthin.
 Im Gegensatz zu Euripides Version wird bei Goethe eine innerweltliche Konfliktlösung
ermöglicht: durch Vernunft, Wahrheit und menschliches Verhalen (Weimarer Humansimusgedanke)
 Typisches Beispiel eines klassischen Theaterstücks, Form und Inhalt betreffend → mit
Gerechtigkeit und richtigem Verhalten kann eine gerechtere Welt erschaffen werden
„Hermann und Dorothea“
 in Hexametern
 Zweitwichtigster Roman
 bürgerlicher Epos über Flüchtlinge, die nach der franz. Rev. aus Frankreich kommen
und sich integrieren: Hermann (Bürgermeistersohn) verliebt sich in Flüchtling
Dorothea, alles geht gut aus.
„Faust“ (1808)
 Theaterstück mit Klassik wenig gemein
 Faszination fürs Barock: Figur des Dr. Faustus war ein altes Motiv (Puppenspielertraditon)
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 Band 2 veröffentlicht
 Zeitgenossen erschien das Stück nicht aufführbar
 Goethe schrieb viele klassizistische Theatertexte (Egmont, Faust), die im Nachhinein
zum deutschen Theaterstück schlechthin verklärt wurden!
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7. VO – Schiller („Weimarer Klassik“) und Hölderlin
In welcher „Epoche“ befinden wir uns jetzt? Was folgte der Aufklärung?  nach Prof. Kriegleder folgte die Romantik, in der Literaturgeschichte wird die Ansicht vertreten, dass die
Klassik folgte. Es ist jedoch problematisch eine Epoche der Klassik zu definieren  nur ein
kurzer Zeitraum, auf wenige Personen beschränkt, kleiner Ort! Wenn können wir nur von
einer „Weimarer Klassik“ als Tendenz sprechen. Vermutlich ist es sinnvoller vom „Klassizismus“ zu sprechen, da es ab der Mitte des 18. Jhdts in ganz Europa eine starke Orientierung
an der griechisch-römischen Kultur in Literatur, Kultur, Architektur, Mode, bildende Kunst
uvm.
Friedrich Schiller (1759-1805)
 Aus ganz anderen Verhältnissen als Goethe
 Württemberg (absolutistisch regierter Kleinstaat)  Freiheitsbegriff war deswegen
so wichtig für ihn
 Medizinstudium
 Sein erstes Theaterstück „Die Räuber“ wurde ein großer Erfolg (Inhalt: geschichte
zwischen brüdern, der jüngere bruder verläumt älteren bruder, wird verstoßen gründet räuberbande und was für ihn wichtig ist, dass der realist sich die freiheit bewahrt,
am ende seine fehler einzugestehen. das stück war damals relativ aktuell, weil es
auch in der geschichte solche räuberbanden gab.)
 Verbot vom Herzog weiter zu schreiben  Flucht ins Exil, Aufgabe der bürgerlichen
Existenz, finanzielle Probleme
 Zweites wichtiges bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe“ (Inhalt: Ermordung einer jungen Frau aufgrund von Hofintrigen)
 Übergang vom Sturm und Drang in die „Klassik“  „Don Carlos“
 Außerordentlicher Geschichtsprofessor in Jena (ohne Bezahlung, Vorlesungen mit
Eintrittsgeld)  war dem Wissenschaftsminister Goethe unterstellt
 Starke Entwicklung zum Theoretiker, Studium der Geschichte, Wissenschaftliche Abhandlungen  viele historisch geprägte Werke
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 Geprägt durch den 30jährigen Krieg und Abfall der Niederlande  WallensteinTriologie 1790
 Beschäftigung mit der Philosophie  begeistert von Immanuel Kant
 1790er Jahre Entwicklung einer „Freundschaft“ zu Goethe, Zweckbündnis, Goethe
und Schiller wurden später als ein „Traumpaar“ von der Literaturgeschichte inszeniert (auch schon zu Lebzeiten): der jugendliche Schiller und der ältere Goethe 
sehr elitäre Literaturpolitik: Vorwurf Schillers an Aufklärer, dass sie ihr Niveau dem
Pubklikum anpassen würden und nicht versuchen, es nach oben zu heben + Vorstellung einer autonomen Kunst, die einen Wert in sich selber haben muss und nicht einem Zweck dient  im „Musenalmanach“ wurden von ihnen die „Xenien“ (Gastgeschenke) veröffentlicht  Abrechnung mit Autoren der Gegenwart in Zweizeilern 
Skandal, Aufruhr
 Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ entstand in enger Kooperation mit Schiller, im
Roman erkennt man die Gegensätze zwischen den beiden
 Starb 1805 → Argumente, das mit seinem Tod die Klassik endete
 Schiller wurde noch vor der Ausrufung des deutschen Nationalstaats zum Nationaldichter erklärt und zum Freiheitsdichter und Vordenker der deutschen Einheit inszeniert.
„Don Carlos“
 war in Versen geschrieben (ein deutliches Zeichen der Klassik)
 eigenartige Kombination aus bürgerlichem Stück und historischen Drama
 typisches Sturm und Drang Stück → Vater-Sohn-Konflikt
Inhalt: der spanische kronprinz don carlos lehnt sich gegen vater auf, bei schiller sind dann
vater und sohn in die selbe frau verliebt, der plan des hofs war, dass er sich mit einer französischen prinzessin verlobt, doch dann ändert sich dieser plan und sein verwitweter vater (philip II) heiratet sie. don carlos ist in seine stiefmutter verliebt, diese geschichte verbindet schiller mit einem politischen stück, unter den zeitgenossen war philip II eine schreckliche figur,
ua. auch weil sie die niederlande beherrscht haben, es gab einen protestantischen aufstand,
führte zur freiheit des heutigen niederlanden. das ist der hintergrund des stücks.
45
sehr viel diskussion bis heute über das stück. bsp: marci posa, das ideal des stücks, szene gespräch marquis posa mit dem könig.
marqis posa stellt seine politsichen ziele über die freundschaft mit don carlos, das stück geht
schlecht aus.
„Maria Stuart“
 Konflikt zwischen Elisabeth und Maria Stuart
 ist ein relativ klassisches Stück (Ort, Zeit, Handlung)
 Verbindungen zwischen privatem und politischem Konflikt, insofern als die beiden
Frauen in denselben Mann verlieben.
„Die Jungfrau von Orleans“
ist ein stück über jeanne d’arc. mädchen vom land, das behauptet, ihr sei die jungfrau maria
erschienen, und hat ihr den auftrag gegeben im kampf frankreichs gegen englands, ein heer
anzuführen, dass die engländer besiegen soll, das geht generell eine zeit lang gut, dann fällt
sie intrigen zum Opfer, wird festgenommen und als hexe verbrannt. für einen klassischen
aufklärer ist die jeanne d’arc eine religiöse fanatikerin, voltaire hat einen berühmten aufsatz
gegen sie geschrieben, schiller als protestant schreibt einen positiven ansatz heran, verändert
diese geschichte, sie stirbt auf dem schlachtfeld und wird in den himmel aufgefahren, wie bei
schiller immer, geht es auch hier um moralische fragen, jeanne bekommt auftrag, hemmungslos zu sein. bringt dann auch einen jungen engländer um. ist eine berühmte szene. eine
richtige gotteskriegerin und dann verliebt sie sich doch, in dem augenblick beginnt sie an sich
selbst zu zweifeln, da sie sich ja nicht verlieben darf.
„Willhelm Tell“
auch wieder historisch, als schiller hier eine sagenfigur aufnimmt, freiheitsheld der schweizer,
die mythische gründerfigur der schweiz, er schreibt das stück am ende seines lebens, es geht
wieder um freiheitskampf, die unterschiedlichen schweizer kantone vereinigen sich gegen
feind von außen und beschließen nach sieg einen eidgenossenbund. nicht uninteressant im
hinblick auf ethische fragen, wilhelm tötet den landvogt, er macht nicht im politischen konflikt, er wird gezwungen politisch tätig zu sein. tell wehrt sich gegen tyrann nicht aus politi-
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scher aber aus privater perspektive, der mord wird von schiller gerechtfertigt durch habsburgerstory, die er eingebaut hat. er muss ja einen politischen attentäter rechtfertigen.
Schiller schrieb auch theoretische Abhandlungen, zB ein Aufsatz von 1795:
„Über naive und sentimentale Dichtung“
Der Aufsatz ist in sich widersprüchlich, da er 2 Dinge versucht:
1. Versucht er die zeitgenössische Literatur zweier Typen (naiv und sentimental) differenziert abzuhandeln
2. Erstellt er eine philosophisch historische Ableitung dieser Typen
In diesem Aufsatz möchte er sich selbst und Goethe reflektieren und Gegensätzer herausarbeiten. Er geht grundsätzlich von einem naiven (Naturgenie) und einem sentimentalen Dichter aus. Sich selber ordnet er dem sentimentalen Dichter zu, der nur unter großer Anstrengung und Reflexion schreiben kann, ohne das Ideal zu erreichen. In der Vergangenheit gab es
eine Zeit, in der die Menschen naiv in Übereinstimmung mit der Natur und den Göttern im
Paradies lebte (= die klassisch griechische Antike nach Schiller und Hölderlin) = Vergangene,
Paradies, Kindheit  in der heutigen Zeit wurde diese Welt verloren, es kann deshalb keine
naiven Dichter mehr geben und der sentimentale Dichter kann uns einerseits an das Verlorene erinnern (Idylle) oder die Gegenwart geißeln (Satire, Kritik)  Widerspruch seiner Theorien  Versuch einer historischen Abhandlung: Vergil wird noch dem naiven Dichter zugeordnet und Homer schon dem sentimalen. Der Aufsatz war sehr einflussreich, vor allem wegen der geschichtsphilosophischen Perspektive.
Naiver Dichter
 Naturgenie
 Bis Vergil
 Das Vergangene, Paradies, Kindheit
Sentimentaler Dichter
 Große Anstrengung, kein Erreichen des
Ideals
 Ab Homer
 An die verlorene Idylle erinnern oder
 = griechische Antike
 Gefahr: Realismus, eine platte 1:1 Abbildung
Gegenwart geißeln (Satire, Kritik)
 Heutige Zeit / Welt
 Gefahr: Überspanntheit
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Friedrich Hölderlin (1770-1843)
 Wird bereits der Generation der Romantiker zugeordnet
 Aus Schwaben
 Starker pietistischer Hintergrund
 Gediegene Ausbildung in klassischer Literatur
 Stark von der französichen Revoltution beeindruckt
 Zu Lebzeiten einigen Leuten bekannt, jedoch früh aus dem breiten Bewusstsein verschwunden  erst um 1900 massiv wiederentdeckt (galt als der bedeutendste Hochstillyriker seiner Zeit) und von den Nationalsozialisten als großer deutscher Dichterpoet vereinnahmt.
 Lyriker im hohen Stil
 Schrieb strenge antikisierende Oden/Hymnen
Hymne „Brot und Wein“
hymne in elegischen dystischen, hymne aus 9 strophen: 3x3 gruppen, ähnliches geschichtsbild wird entworfen, dass wir in einer bleiernen zeit leben, weil wir nicht in der antike leben,
aber dass wir auf eine zukünftige welt hoffen dürfen.
formal von 3schritt gekennzeichnet: gegenwart als zeit des wartens auf zukünftige erlösung.
idyllischer beginn, danach wird die nacht beschworen. (zeichen der romantik, bei der aufklärung wars der tag: wollen ja licht ins dunkel bringen)
das antike griechenland wird besungen, als zeit in der noch die götter auf die welt herunterkamen, besungen.
am ende verweis auf christliche mythologie. er verschmilzt jesus und dionysos als boten des
himmels, die zuletzt kommen. götter interessieren sich nicht mehr für uns, wir leben in einer
götterfernen in einer götterentfremdeten welt.
berühmtes zitat: wozu dichter in dürftiger zeit? – aufgabe der dichter: erinnerung wachhalten, vorbereiten,d ass die götter eines tages wiederkommen könnten.
das gedicht endet mit beschwörung einer zukünftigen zeit, in der die entfremdung auf höherer ebene aufgelöst wird. ist auch geschichtsbild, das die romantiker vertreten. aus dieser
hinsicht ist es problematisch einen bruch zwischen klassik (hölderlin) und romantik festzumachen.
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8. VO – Romantik: Kleist und E.T.A Hoffmann
Romantik
Historischer Hintergrund
Zwei Ereignisse veränderten Ende des 18. Jhdts. die Welt nachhaltig:
1. 1776 Amerikanische Revolution und Unabhängigkeitserklärung
2. 1789 Französische Revoltution
 die in der amerikansichen Unabhängigkeisterklärungen verabschiedeten Grundsätze wirken sich auch auf Europa aus (Menschenrechte)  der Feudalgesellschaft wird der Kampf
angesagt.
Die französische Revolution wurde erst im Nachhinein als solche bezeichnet, Zeitgenossen
sahen sie eher als eine Ansammllung von Ereignissen.
Einberufung der Ständeversammlung durch König  Nationalversammlung (Ideen der Nation, des Nationalstaats, Menschen betrachten sich als Mitglieder, Nation definiert sich in Abgrenzung zu anderen Nationen  funtioniert über die Sprache, was ein europäisches Phänomen ist; die Voraussetzung dafür waren Sprachnormen! Nationalismus war in der Romantik sehr wichtig). Revolution verläuft in mehrern Phasen und wird von den meisten Intellektuellen zustimmend aufgenommen, erst die Terrorherrschaft der Jakobiner führt zu einer
Abkehr vom Revolutionsgedanken in Deuschland.
Koalitionskriege: ab 1790 25 Jahre lang Krieg in Europa  sehr instabile Situation. Die Kriege
beginnen als Reichskriege  Hlg. Röm. Reich (Deutschland, Österreich, Preußen) vs. Frankreich (Ermordung des Kaisers und der Habsburgerin Marie Antoinette  Bedrohung der
Monarchie) und später Napoleon Bonaparte, welcher sich zum Kaiser erklärte  Franz II.
erklärt sich nun auch zum Kaiser Franz I. von Österreich, 1806 legt Franz II. den Kaisertitel
des hlg. Röm. Reiches ab und löst das Reich auf (unspektakuläres Ende)  löste bei Zeitgenossen einen Schock aus und die Sehnsucht nach einem neuen Reich geht nun mit der nach
einem deutschen Reich konform. Kuriose Vorstellung des Befreiungskampfes von napoleonischer Fremdherrschaft, obwohl in seinen besetzten Gebeiten mehr Freiheit herrschte, als in
den feudal geprägten alten Staaten  Freiheitskampf dient der Vereinigung, dem Zusammenhalt  Kampf für eine Nation, Etablierung des deutschen Volksgeists. Sieg über Napole-
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on und Wiener Kongress 1815  die Neuordnung Europas wird zu einer Restauration der
bisherigen Verhältnisse, die Idee eines einheitlichen Deutschlands wird nicht verwirklicht,
Vormärz und Biedermaier.
Literaturhistorischer Hintergrund
Aufklärung  Romantik als Gegensatz  Realismus als Abkehr von der Romantik und Rückkehr zur irdischen Welt
 Von der französische Revolution bis etwa 1850er Jahre
 Eine europäische Epoche im Gegensatz zum Sturm und Drang, welcher eine Jugendbewegung ist
Schwere Definition, nur wenige Kennzeichen:
1. Sieht sich selbst als Gegenbewegung zur Aufklärung/ Neubeginn, obwoh die vieles
weiter übernahm
2. Erstmals historisches Denken – zyklisches Geschichtsbild – konsequenter Umgang
3. Roman ist zeitgemäßer und löst das Epos ab
4. Romantiker sehen sich selbst als modern und wissen, dass sowohl sie als auch alte
Epochen von neuen abgelöst werden (komplett neuer Fortschrittsgedanke!)
5. Selbstbild als moderne Epoche  Verlusterfahrung, Ausgang von einer massiven
Modernisierungskritik
6. Aufgabe: Welt muss poetisiert werden, die Kunst muss uns zeigen, was die Zukunft
bringen könnte.
7. Bruch zwischen dem Künstler und der bürgerlichen Welt  Aufwertung des Künstlers, er wird zum Propheten, er steht im Zentrum, in Romanen wird er thematisiert
 er steht entgegen der bürgerlichen Welt und scheitert an der Boniertheit der
spießbürgerlichen Gesellschaft (vs. Barockvorstellung in der der Künstler ein Mensch
wie jeder andere ist)
8. Rückkehr des Wunderbaren  Aufwertung, Vorwurf an Aufklärung, dass sie das
Wunderbare aus der Welt vertrieben hätten; es kann im Religiösen oder inneren des
Menschen gefunden werden  Renaissance des Christentums (Aufklärer verstanden
Gott als den großen „Uhrmacher“, der die bestmögliche Welt erschaffen hat), Bevorzugung der katholischen Kirche  das Wunderbare spielt noch eine große Rolle.
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9. Nationalismus geht Hand in Hand, ebenso wie das Interesse an der eigenen Vergangenheit und Sprache.
In der deutschsprachigen Literatur spricht man von 3 Binnenepochen:
1. Frühromantik: Schlegel, Novalis und Friedrich von Hagenberg - verbindet man mit
der Stadt Jena, Jugendbewegung in den 1790ern, Gruppe von sehr programmatischen jungen Leuten  Friedrich Schlegel: eine führende Figur, revolutionärer Geist,
Gedanken in Fragmenten verarbeitet, kein in sich geschlossenes System, romantische
Poesie sei eine progressive Universalpoesie
 progressiv: voranschreitend, nicht abgeschlossen, romantische Poesie steuert immer auf das Göttliche hin, was aber nie erreichbar ist  Progress kann nie abgeschlossen werden! Fragmentarisches Schreiben war Program, Dichter waren sich bewusst, das Absolute nie erreichen zu können, was auch im Text reflektiert wurde (literarische Metafiktion)
 Universalpoesie: Traum von der einheitlichen Welt, repräsentiert in der Literatur,
wollten Dichtung und Philosophie miteinander vermengen  der Roman als perfektes Medium dafür
 Schlegels theoretisches Konzept ist nie zur Vollendung gekommen, er kam dem
selbst noch am nähesten, verstand sich selber aber nicht als Romantiker.
2. Hochromantik: „Heidelberger Romantik“, fällt in die Zeit der Befreiungskriege, wird
auch oft als die Romantik an sich konstatiert  starke Rückkehr zur Volkskultur
(Märchensammlung der Gebrüder Grimm), Sammeln von Volksliedern (unmittelbarer
Zugang zum deutschnationalen Geist) und Lyrikproduktion (Gedichte in denen versucht wird, den Volksliedton zu treffen)
 abgesehen von folgenden Beispielen, stark geprägt durch den Freiheitskrieg. Ende
meist mit Wiener Kongress 1815 angesetzt.
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Clemens Brentano 7 „Der Spinnerin Nacht-
Joseph von Eichendorff 8 „Mondnacht“
lied“
Es sang vor langen Jahren
Es war, als hätt’ der Himmel
Wohl auch die Nachtigall,
Die Erde still geküßt,
Das war wohl süßer Schall,
Daß sie im Blütenschimmer
Da wir zusammen waren.
Von ihm nun träumen müßt'.
Ich sing und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
So lang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall,
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Nun mahnet mich ihr Schall,
Daß du von mir gefahren.
Und meine Seele spannte
So oft der Mond mag scheinen,
Weit ihre Flügel aus,
Gedenk ich dein allein,
Flog durch die stillen Lande,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Als flöge sie nach Haus.
 auf den ersten blick wieder einfach volkslied-
Ich denk bei ihrem Schall,
haft, das ich schaut in die nacht hinein, sieht die
Wie wir zusammen waren.
natur und entwickelt eine sehnsucht nach irgen-
Gott wolle uns vereinen,
detwas,
Hier spinn ich so allein,
formal: reimschema: assonanzen in der 1.3.
Der Mond scheint klar und rein,
strophe und in den anderen reime
Ich sing und möchte weinen!
1.3. strophe konjunktive, mittlere strophe indi-
 rollenlied. volksliedhaft, es geht im darum,
dass die spinnerin um ein du trauert, der sie
verlassen hat/gestorben ist. trauer geht hand in
hand mit sehnsucht auf vervollkommnung in der
zukunft. das gedicht kommt mit ganz ganz wenigen reimwörtern aus, manche strophen reimen
kativ
syntax: 1.3. strophe enjambements, mittlere
nicht.
wir haben also eine total durchdachte struktur.
zuhaus/daheim: rückkehr zu gott, in die kindheit,
..
nur auf a / auf ei, ... arbeitet sehr sehr gern mit
solchen phonetischen spielerein
7
8
Aus Frankfurt, interessantes Leben, stark katholisch
Kalenderisch eigentlich Spätromantiker, da jünger als Brentano -> wird aber der Hochromantik zugeordnet
52
3. Spätromantik: 2 Zentren in Berlin (schwarze Romantik im Sinne des Unheimlichen,
Wahnsinnigen, Sonderbaren – E.T.A. Hoffmann) und Wien (katholische kirchennahe
Romantik – Mese von Franz Schubert)
 E.T.A. Hoffmann schon bei Zeitgenossen sehr bekannt und rezipiert (auch im Ausland), die instabile Zeit beeinflusst auch sein Leben sehr stark, verkörpert das Universelle in seinem Leben (Jurist, Komponist, Malter, Literat), schrieb Romane und kürzere
Erzähltexte
E.T.A. Hoffmann „Der Sandmann“
 fordert bis heute die interepreten heraus
 relativ kurze Erzählstruktur
 Beginn mit 3 Briefen, großer Perspektivenwechsel
 zentral: Jugendtrauma, weil der Vater bei einer Explosion ums Leben kommt, traumatische figuren → Leser wissen nie, ob sie Nathanael glauben können.
 nah an der technischen Realität: Nathanael verliebt sich in eine Maschine.
Inhalt: Der Student Nathanael erzählt seinem Freund Lothar in einem Brief, er habe in der
Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedergetroffen. Dieser
hatte während Nathanaels Kindheit mit dessen Vater alchemistische Experimente durchgeführt, die letztlich zum Tod des Vaters geführt hatten. Coppelius steht in Verbindung mit einem Kindheitstrauma Nathanaels, weswegen er in ihm die Gestalt des Sandmanns sieht, eines Monsters, das Kindern die Augen ausreißt.
In seiner Verwirrung adressiert Nathanael den Brief jedoch nicht an Lothar, sondern an seine
Verlobte Clara, die ihm in einem Antwortschreiben rät, seine Fantasie zu zügeln, da der
Sandmann nur eine Ausgeburt seines Unterbewusstseins und Coppolas Ähnlichkeit mit Coppelius rein zufällig sei.
In einem weiteren Brief an Lothar bittet Nathanael ihn, nicht mehr mit Clara über seine Probleme zu sprechen. Er berichtet ihm außerdem, dass er sich in der Identität Coppolas geirrt
habe und es wohl nicht Coppelius sei, da er einen recht ausgeprägten Akzent besitze und Coppelius Deutscher gewesen sei. Weiterhin erzählt er ihm von Spalanzani, einem italienischen
Physiker und Dozenten an der Universität, an der er studiert, und von dessen häufig eingesperrter „Tochter“ Olimpia, die ihm merkwürdig, aber nicht unsympathisch vorkomme, jedoch zunächst keine weitere Bedeutung für ihn habe. Am Ende des Briefes erfährt der Leser,
dass Nathanael Lothar und Clara besuchen fährt, um Abstand von der unliebsamen Begegnung mit Coppola zu gewinnen.
53
Der auktoriale Erzähler spricht im Anschluss an die drei einleitenden Briefe direkt zum Leser:
Er berichtet ihm, dass Lothar ein Freund von ihm sei und er so von Nathanaels Schicksal erfahren habe. Er gibt verschiedene Möglichkeiten an, wie er die Geschichte hätte beginnen
können, kommt dann jedoch zum Schluss, dass die Briefe am besten geeignet seien, dem Leser die Tragik Nathanaels näher zu bringen. Er berichtet außerdem von Nathanaels Lebenssituation und beschreibt Clara, zu der er eine sehr positive Position einnimmt.
Nathanael verändert sich nun sehr stark: Er versinkt in düstere Träume und glaubt, dass das
Leben von einer höheren Macht bestimmt werde, was Clara sehr zuwider ist, besonders als
Nathanael Coppelius als das böse Prinzip betrachtet, das das Liebesglück der beiden störe.
Nathanael versinkt immer stärker in seiner Gedankenwelt und beginnt, über Coppelius und
Claras Augen zu fantasieren. Mit der Zeit ist Clara vom nimmerendenden Fluss von Erzählung
und Dichtung, die Nathanael ihr vorträgt, gelangweilt und wird zunehmend abweisender.
Nathanael fühlt sich dadurch missverstanden, so dass er Clara in einem Ausbruch von Wut
als „lebloses Automat“ bezeichnet. Lothar, der auf Clara trifft und durch Nathanaels respektloses Verhalten ihr gegenüber erzürnt ist, fordert Nathanael zum Duell, das Clara gerade
noch verhindern kann. Anschließend wirft sich Nathanael dramatisch vor Clara und beteuert
ihr seine grenzenlose Liebe, stark im Gegensatz zu Claras Enttäuschung über die nicht vorhandene Liebe Nathanaels. Er bittet nun auch Lothar aus tiefstem Herzen um Vergebung.
Als Nathanael bald darauf in seine Wohnung zurückkehrt, findet er sie abgebrannt vor. Ein
Feuer war in der darunterliegenden Apotheke ausgebrochen und hatte sich weiter ausgebreitet. Sein Hab und Gut konnte jedoch in ein neues Haus gerettet werden, das nun direkt Spalanzanis Haus gegenüberliegt. Ihm fällt auf, dass Olimpia die ganze Zeit, ohne etwas anderes
zu tun, in ihrem Zimmer sitzt (in das er guten Einblick hat) und zu ihm hinüberzusehen
scheint. Er findet sie hübsch und wird mit sehr großer Neugierde erfüllt. Völlig überraschend
besucht ihn Coppola, dem er aus Verlegenheit wegen des vorherigen Rauswurfes eines seiner
Perspektive abkauft. Um Olimpia endlich genauer betrachten zu können, richtet er es auf sie.
Erst jetzt erkennt er ihre wahre „himmlische Schönheit“ und ist wie „festgezaubert“ an das
Fenster. Als Coppola, auf der Treppe laut lachend, wieder verschwindet, bekommt Nathanael
ein seltsames Gefühl; es ist ihm, als ginge ein „tiefer Todesseufzer“ durch den Raum, doch
schiebt er, sich auf Clara berufend, es auf das wahrscheinlich viel zu teure Perspektiv, das er
soeben gekauft hat.
An den folgenden Tagen kann er nicht mehr von Olimpia lassen und beobachtet sie die ganze
Zeit durch das Perspektiv. Seine „herzgeliebte“ Clara und Lothar sind ihm wie entfallen und er
schenkt ihnen keinen einzigen Gedanken mehr.
Als er erfährt, dass Spalanzani plant, ein Fest zu geben, auf dem er seine Tochter das erste
Mal der Öffentlichkeit vorstellen will, ist Nathanael hocherfreut. Auf diesem Ball wagt
Nathanael es als einziger, sie zum Tanzen aufzufordern, wodurch er noch stärker in ihren
Bann gezogen wird. Allen anderen erscheint Olimpia sehr „mechanisch“, leblos und fast zu
perfekt. Er dagegen verliert die letzten Zweifel an seiner Liebe zu ihr, und sie küssen sich. Er
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beginnt sich häufiger mit Olimpia zu treffen, um ihr seine Gedichte und Erzählungen vorzulesen. Anders als die kritische Clara antwortet sie ausschließlich „Ach! Ach!“, was Nathanael
als Ausdruck eines sehr poetischen und tiefgründigen Gemütes interpretiert; er sieht sie als
die Person an, die ihn ganz versteht. Als Nathanael Anspielungen gegenüber Spalanzani
macht, sie heiraten zu wollen, gibt ihm dieser zu verstehen, dass er ihr völlig freie Wahl lassen werde. Daraufhin beschließt er, Olimpia einen Heiratsantrag zu machen, doch platzt er
mitten in einen Kampf zwischen Coppola und Spalanzani um Olimpia herein, die er jetzt erst
als das erkennt, was sie ist: eine automatisierte Holzpuppe. Nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung entkommt Coppola mit Olimpias Körper, und Spalanzani fordert Nathanael
auf, ihm zu folgen, um den Automaten wiederzuerlangen. Doch Nathanael, der Olimpias
„blutige Augen“ (ihre Glasaugen im Blut Spalanzanis) auf dem Boden liegen sieht, springt ihm
an den Hals, um ihn zu töten, was jedoch durch die mittlerweile eintreffende Menschenmenge verhindert wird. Nathanael verfällt in den Wahnsinn und wird ins Tollhaus gebracht, wo er
eine nicht näher bestimmte Zeit verbringt.
Der fiktive Erzähler spricht erneut zum Leser und berichtet, dass Spalanzani die Universität
verlassen muss, da er „die Menschheit mit der mechanischen Puppe“ betrogen hat. Coppola
bleibt (abermals) verschwunden.
Nathanael scheint vom Wahnsinn befreit zu sein und plant, Clara zu heiraten und mit ihr aufs
Land zu ziehen. Bei einem abschließenden Einkauf in der Stadt steigen Nathanael und Clara
auf den Ratsturm, um die Aussicht noch einmal zu genießen. Oben angekommen, macht Clara Nathanael auf einen sich nähernden grauen Busch aufmerksam, woraufhin dieser in seine
Seitentasche greift und das Perspektiv des Coppola erfasst. Als er Clara durch dieses erblickt,
scheint er erneut vom Wahnsinn befallen zu werden und versucht, sie den Turm hinunterzustürzen. Lothar kann sie gerade noch retten, da erblickt Nathanael Coppelius, der in einer
Menschenansammlung am Fuße des Turmes steht. Coppelius hält die Menschen mit den
Worten „Ha ha – wartet nur, der kommt schon herunter von selbst“ davon ab, Nathanael
aufzuhalten. Mit den Worten „Ha! Sköne Oke – Sköne Oke“, mit denen auch der Wetterglashändler Coppola seine Perspektive angeboten hatte, stürzt sich Nathanael in den Tod. Coppelius verschwindet in der Menge.
Nach mehreren Jahren soll Clara mit einem Mann und zwei Kindern das ruhige häusliche
Glück doch noch gefunden haben, jedenfalls „will man in einer entfernten Gegend Clara gesehen haben“. Der letzte Satz lautet wie folgt: „Es wäre daraus zu schließen, daß Clara das
ruhige häusliche Glück noch fand, das ihrem heitern lebenslustigen Sinn zusagte und das ihr
der im Innern zerrissene Nathanael niemals hätte gewähren können.“ Das Schicksal Claras
bleibt dennoch ungewiss, und der Ausblick könnte auch nur Illusion sein.
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Heinrich von Kleist
 ein nur schwer einordbarer Autor, generationenmäßig müsste er der Romantik zugeordnet werden, aber er schreibt sehr realistische Texte
 unglückliches Leben, stammt aus preußischer Militäradeslfamile, nie glückliche Arbeit
gefunden, beging Doppelselbstmord (Ruf als Doppelmörder)
 Theaterstücke und kurze Erzählungen  interessant ist, dass er zu Lebzeiten kaum
Erfolg hatte, kaum aufgeführt, Goethe war entsetzt von seinen Stücken
„Der zerbrochene Krug“ (Komödie)
(komödie) im ländlichen bereihc, wo ein dorfrichter einen fall verhandeln muss, weil jemand
einen krug zerbrochen hat, das kuriose: der dorfrichter ist selbst der täter. dorfrichter: adam
mächen: evchen / richter, der gegen sich selbst verhandelt: könig ödipus. bei kleist ist dies
eine parodie auf die ödipus-tragödie.
ansonsten schrieb er eher tragödien
„Prinz Friedrich von Homburg“ (Tragödie)
historisches stück im hinblick auf Schiller, sein letztes Stück.
Erzählungen:
„Marquise von O“
„Das Erdbeben in Chili“
 ist eine kurze historische erzählungen.
 Hintergrund: bezieht sich auf ein Erdbeben in Chile, aber die Zeitgenossen wussten
alle, dass er sich auf das historische Erdbeben in Lissabon bezieht → Diskussion um
die These, dass diese Welt die Beste aller möglichen Welten ist, wenn an einem
Sonntag in der Kirche ganz viele Menschen von der einstürzenden Kirche umgebracht
werden
Inhalt: Der Hauslehrer Jeronimo verliebt sich in seine Schülerin Josephe. Diese erwidert seine
Liebe und beide befinden sich in einem „zärtlichen Einverständnis“ (Seite 679, Z. 10). Die
Warnungen des Vaters beachten die beiden nicht, und Jeronimo wird daraufhin entlassen
und die Tochter in ein Kloster gesteckt. Obwohl Jeronimo ohne Beschäftigung und Einkommen ist, bricht er den Kontakt zu Josephe nicht ab und es kommt im Klostergarten zur körperlichen Vereinigung, die Kleist mit „vollen Glückes“ (Seite 679, Z. 17f.) umschreibt. Das hierbei
56
gezeugte Kind wird am Fronleichnamsfest geboren. Josephe wird ins Gefängnis eingeliefert
und ihr wird trotz „sonst untadelhaften Betragens“ (Seite 679, Z. 31) auf Befehl des Erzbischofs der Prozess gemacht. Der Vizekönig wandelt die Verurteilung zum Feuertod in ein Todesurteil durch Enthaupten um. Auch Jeronimo wird ins Gefängnis gesteckt; die Nachricht
über das Todesurteil für seine Geliebte lässt ihn fast „die Besinnung verlieren“ (Seite 679, Z.
42). Sein folgender Fluchtversuch bleibt erfolglos. Gottesgläubig bittet er die heilige Mutter
Gottes um Rettung für die zur Todesstrafe Verurteilte. In der „völligen Hoffnungslosigkeit
seiner Lage“ (Seite 680, Z. 8) beschließt er verzweifelt, am Hinrichtungstag der Geliebten sein
Leben durch Erhängen zu beenden. Hierbei wird er jedoch durch das Erdbeben überrascht
und ist „starr vor Entsetzen“ (Seite 680, Z. 18). Die Mauern des Gefängnisses stürzen ein, und
er kann flüchten. Er läuft durch die zerstörte Stadt, und überall begegnen ihm Zerstörung und
Tod. Außerhalb der Stadt hält er an und bricht aufgrund des Leides und der Anstrengung
ohnmächtig zusammen. Als er wieder erwacht, fühlt er sich zufrieden und dankt „Gott für
seine wunderbare Errettung“ (Seite 681, Z. 13). Erst danach fällt ihm wieder Josephe ein, und
er geht zurück in die Stadt, um sie zu suchen. Dort fragt er die Leute, ob die Hinrichtung vollzogen worden sei. Nachdem er die Antwort erhalten hat, dass dies der Fall sei, „überließ (er)
sich seinem vollen Schmerz“ (vgl. S. 681, Z. 33) und begreift nicht, warum gerade er gerettet
wurde. Er wünscht, „dass die zerstörende Gewalt der Natur“ (Seite 681, Z. 34f.) von neuem
über ihn einbrechen möchte. Da dies aber nicht geschieht, setzt er seine Suche fort und findet
außerhalb der Stadt in einem lieblichen Tal Josephe und ihr gemeinsames Kind an einer Quelle. Selig umarmen sich die Liebenden und danken Maria für das Wunder der Errettung.
Josephe erzählt Jeronimo, dass auch ihr durch den Einsturz der Gebäude die Flucht gelungen
ist und sie danach zum Kloster ging, wo ihr Knabe war, und sie das Kind dort „unverschrocken
durch den Dampf“ (Seite 682, Z. 2, 21) aus dem zusammenfallenden Gebäude hat retten
können. Mit diesem lief sie dann zum Gefängnis, doch auch dieses war zerstört und Jeronimo
nicht zu finden. So hetzte sie weiter durch die Stadt. Dort sah sie die Leiche des Erzbischofs
und dass der Palast des Vizekönigs und das Gerichtsgebäude in Flammen standen. Sie ging
weiter, bis sie in das Tal außerhalb der Stadt kam und dort nun wieder mit ihrem Geliebten
zusammentraf.
Die beiden fühlen sich an diesem Orte „als ob es das Tal von Eden …“ (Seite 683, Z. 10) wäre.
„Wieviel Elend mußte über die Welt kommen,“ (vgl. S. 683, Z. 34) damit sie endlich glücklich
wurden? Unter vielen Küssen schlafen sie ein. Am nächsten Morgen tritt ein junger Mann,
Don Fernando, mit einem Kleinkind zu ihnen und bittet Josephe, ob sie dem Kind nicht die
Brust geben könne, da die Mutter schwer verletzt sei. Josephe erfüllt den Wunsch, und als
Gegenleistung werden sie von der Familie des jungen Mannes zum Frühstück eingeladen. Von
allen werden sie „mit so vieler Vertraulichkeit und Güte behandelt“ (Seite 684, Z. 24), dass sie
nicht mehr wissen, ob sie von der schrecklichen Vergangenheit nur geträumt haben. Es wird
von den schlimmen Zuständen in der Stadt erzählt, und dass durch das große Unglück die
Standesunterschiede verschwunden seien, da alle das Gleiche durchgemacht hätten. Jeronimo und Josephe entschließen sich, beim Vizekönig um ihr Leben zu bitten.
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Als sich die Nachricht verbreitet, dass in der einzig erhaltenen Kirche eine Dankmesse gefeiert
werden soll, entschließen sich auch Josephe und Jeronimo, entgegen der Warnungen von
Donna Elisabeth, daran teilzunehmen. In der Kirche predigt der älteste der Chorherren und
sieht das Erdbeben als Strafe Gottes für „das Sittenverderbnis der Stadt“ (Seite 687, Z. 40).
Auch erwähnt er den Frevel, der im Klostergarten stattgefunden hat. Weiterhin übergibt er
die Seelen der Täter „allen Fürsten der Hölle“ (Seite 688, Z. 2). Die Kirchenbesucher erkennen
die Schuldigen und fordern ihre Bestrafung. Hierbei kommt es zu einem Tumult, und Don
Fernando wird mit Jeronimo verwechselt; sein Tod wird gefordert. Daraufhin gibt sich Jeronimo mutig zu erkennen. Es gelingt ihm und Josephe sowie der Familie Don Fernandos, die
Kirche mit den Kindern wieder zu verlassen. Doch davor wartet bereits der Mob, und Jeronimo wird von seinem eigenen Vater mit einer Keule erschlagen. Auch die Schwägerin von Don
Fernando, Donna Constanze, wird ein Opfer der Masse. Josephe stürzt sich mit den Worten:
hier mordet mich, ihr blutdürstenden Tiger! (Seite 689, Z. 38) in die Menge und wird von dem
Anführer, Meister Pedrillo, erschlagen. Don Fernando verteidigt sich mit einem Schwert und
tötet einige Angreifer. Doch es gelingt dem Anführer, Meister Pedrillo, den kleinen Sohn von
Don Fernando an sich zu reißen und ihn „an eines Kirchpfeilers Ecke“ (Seite 690, Z. 2f.) zu
schmettern. Daraufhin ziehen sich alle zurück und entfernen sich. Die Leichen werden fortgeschafft; Don Fernando und seine Frau Donna Elvira nehmen, da ihr Sohn getötet worden ist,
den Sohn von Josephe und Jeronimo als Pflegesohn an.
 Kleist ist in vielerlei Hinsicht nur schwer in der Romantik einzordnen, eher als ein
Publizist der Romantik zu behandeln!
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9. VO - Erzählliteratur um 1800: vom Wilhelm Meister zum Kater Murr
Der Roman wird seit dem 18. Jhdt. zunehmend zur wichtigsten Literaturgattung, im 19. Jhdt.
endlich zentral.
Der europäische Roman ist eine Gattung der Neuzeit, auch in der Antike und im Mittlealter
gab es schon den Roman. Er gilt allgemein als Text der in Prosa verfasst wird und als die
Mutter des europ. Romanes gilt „Don Quijote von Cervantes“ → Konflikt des modernen
Romans, zwischen Innen- und Außenwelt, Aufklärer sahen darin nur einen Verrückten/ Narr,
für die Romantiker ein Held, der die Welt poetisieren will.
Programm des aufklärerischen Romans: Kampf der inneren mit der äußeren Welt, agierdende Helden stehen als Individuen mit ihren subjektiven Einstellungen und Vorstellungen
von Ehre oder Treue der Welt gegenüber, diese ist in Prosa und geordnet und stellt sich den
Idealen in den Weg. Diese Kämpfe gelten als Lehrjahre für das Individuum, diese enden damit, dass man ins System integriert wird und sich mit den Verhältnissen abfindet.
Die Romantiker lieben den Roman vor allem wegen seiner Form. Novalis schätzte und verteufelte ihn zugleich und Hegel sprach von 3 großen Einflüssen seiner Zeit:
1. französische Revolution
2. Fichtes Philosophie
3. "Wilhelm Meisters Lehrjahre"
Goethe – „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96)
 in der Tradition von Fieldings und Wielands "Agathon"
 Originaltitel lautete "Wilhelm Meisters theatralische Sendung"
 erst in den 1790er Jahren fertiggestellt und verändert
 kein großer Erfolg, trotzdem intensiv von der literarischen Elite rezipiert worden, vor
allem von den jungen Romantikern -> galt als "writers book"
 2 Rezeptionsweisen: 1. positives Ende - Konzept Bildungsroman und 2. negatives Ende - Desillusionierungsroman (am Ende ein Philister wie jeder andere auch) -> beide
Sichten bis heute präsent
 Moral kritisiert
 Nach Charlotte von Stein macht Goethe die menschliche Natur schmutzig, nur damit
sie nicht göttlich wirken
59
 „Wilhelm Meister“ = ironischer Name → vermutlich sollte er in der Erstfassung ein
Künstler werden, aber anscheinend war das kein ideales Ziel
 Erstversion ist wesentlich psychologischer ausformuliert (→ Gründe für Rückzug in
die Traumwelt werden klarer) und Marianne wird viel lasterhafter dargestellt
 Vereint viele Gattungen (Lieder im Text)
 Die erste Version endet nach dem Räuberüberfall
 Binnenerzählung → Manuskript „Bekenntnisse einer schönen Seele, eine weibliche
Bildungsgeschichte“ → Text wurde im Nachhinein in die Geschichte verwoben!
 Der zweite Teil der Geschichte hat nichts mehr mit Theatern zu tun, sondern findet in
der Sphäre des aufgeklärten Landadels statt
 Keine Anleitungen beim Lesen, unklar wie ironisch die Erzählfigur wirklich ist
 Offenes Ende → Fortsetzung „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ (1829)
 Nur ein relativ knapper narrativer Kern → manche empfanden den Roman als unglaublich modern
 2 Zentren des Textes: große Europamündigkeit und große Wanderbewegungen
 Interpretationen:
Teil 1: Ausbildung des Individuums in alle Richtungen
Teil 2: extreme Rücknahme des Bildungsidealskonzepts zu Gunsten einer kleinen
Welt
→ kontroverse Diskussionen
 Text, an dem sich ganze Generationen abgearbeitet haben, vor allem die Romantiker
Inhalt: Der Roman schildert die Entwicklung Wilhelm Meisters, der sich aus der engen Bürgerlichkeit seines Elternhauses löst und zuerst glaubt, in der Welt des Theaters den Weg zu sich
selbst zu finden, weil er sich schon als Kind für das Puppenspiel begeistert. In seiner Liebe zu
der Schauspielerin Mariane, die aber zugleich die ausgehaltene Geliebte eines reichen Kaufmanns ist, findet er die erste Gelegenheit, sich von seinem Elternhaus zu lösen. Er träumt
davon, "Schöpfer eines künftigen National-Theaters" zu werden. Seine Enttäuschung über
Marianes Doppelleben lässt ihn auf Reisen gehen. Er schließt sich einer umherziehenden
Schauspielertruppe an, wo er die kokette Philine trifft, aber auch die elfenhafte Mignon, die
er einem Seiltänzer abkauft, und den alten Harfner, der sich ihm anschließt. Mit der Truppe
bricht er zu einem Gastspiel im Grafenschloss auf. Hier verliebt er sich in die schöne Gräfin,
lernt die Welt des Adels, gleichzeitig aber auch – unter Anleitung Jarnos – das Werk Shake-
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speares kennen. Er plant, den Hamlet aufzuführen und selbst darin die Titelrolle zu spielen.
Die Truppe reist nach längerem Aufenthalt auf dem Schloss zum Theaterdirektor Serlo. Auf
dem Weg wird Wilhelm Opfer eines Raubüberfalls, kurz darauf begegnet ihm eine schöne
Amazone, deren Identität vorerst im Dunkeln bleibt. In Serlos Theater bereitet man nun den
Hamlet vor und führt das Stück mit Erfolg auf. Als das Theater durch einen Brand zerstört
wird, löst sich die Truppe auf; doch erhält Wilhelm von der sterbenden Aurelie, der Schwester
Serlos´, den Auftrag, ihren untreuen Geliebten Lothario aufzusuchen, was Wilhelm in eine
neue Sphäre leitet. Bevor Wilhelm diesen Lothario trifft, werden im 6. Buch "Die Bekenntnisse
einer schönen Seele" eingeschaltet, in denen die den Romanschluss prägende Figurenkonstellation sowie die Turmgesellschaft eingeführt werden. Die Begegnung mit Lothario, einem
tatkräftigen und wirklichkeitsverhafteten Edelmann, entführt Wilhelm aus dem Bezirk des
Theaters in die praktische Welt, offenbart ihm aber auch seine Abhängigkeit von der mysteriösen Turmgesellschaft. Nach und nach enthüllen sich alle Geheimnisse: der Knabe Felix ist
Wilhelms eigener Sohn aus der Verbindung mit Mariane; Natalie, die Schwester Lotharios,
entpuppt sich als die schöne Amazone; Mignon ist das Kind aus der inzestuösen Liebe des
Harfners zu seiner Schwester. Nachdem eine Verlobung mit der rechtschaffenen, aber etwas
hausbackenen Therese wieder gelöst wird, und die Machenschaften der vernunftorientierten
Turmgesellschaft Wilhelm enttäuschen, zieht er sich mit seinem Sohn Felix zurück. Doch
Friedrich, der Bruder Lotharios und Natalies, ermöglicht dann doch die Verbindung Wilhelms
mit der geliebten Natalie, des bürgerlichen Kaufmannssohnes mit der Adligen.
Novalis (1772-1801)
 Teil der Frühromantik
 Eigentlicher Name Friedrich von Ardenberg
 Verarmter Adeliger und Naturwissenschaftler (entgegen den Vorwürfen, dass Romantiker keinen Bezug zu technischen Errungenschaften hatten)
 Im Nachhinein zu einem Symbolträger der Romantik verklärt worden → wollte wegen seiner toten jungen Frau auch sterben, was veklärt wurde, glaubt an ein gemeinsames Leben nach dem Tod
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„Heinrich von Ofterdingen“
 Ein Fragment gebliebener Roman, wegen seinem Tod nicht abgeschlossen
 Dezidiert als „Anti-Wilhelm-Meister“ geplant → kritisiert das Werk, da die Poesie zum
Schluss stirbt, in seinem Roman soll sie siegen
 Heinrich von Ofterdingen war angeblich ein mittelalterlicher Dichter und den Zeitgenossen bekannt
 Im Stil/ Struktur des „Wilhelm Meisters“: ein junger Mann wird zu einem erfolgreichen Dichter, die Poesie stirbt nicht
 Schnörkellose Kunstsprache, die nicht bestrebt ist, die Realität mimetisch abzubilden
 Schauplatz in einem bewusst irrealem Mittelalter
 Beginn mit bekannter oft zitierter Szene der blauen Blume → wird zum Symbol der
Romantik (Traumsequenz einer fremden Welt)
 Dünner Handlungsstrang: unternimmt kurze Reise mit der Mutter, trifft viele Leute
und macht unterschiedlihe Erfahrungen
 Viele romantische Motive: Frau aus dem Orient, Hinabsteigen in ein Bergwerk (Vgl.
mit der Reise ins Innere), trifft auf geheimnisvollen Eremiten (Standardmotiv), Buch
des Eremiten mit Bildern der eigenen Geschichte
 Andere Texte in der Erzählung eingebettet
 Progressive Universalpoesie: Künstler im Zentrum, der im Gegensatz zur prosaischen
Wirklichkeit der Welt steht.
 Novalis Programm: der Künster geht nicht unter sondern ist siegreich!
 Der Heinrich von Ofterdingen kann als Beitrag zur Universalpoesie der Frühromantiker gesehen werden. Der Roman möchte das Leben und die Welt in ihrer ganzen Vielfalt und in ihrer räumlichen, zeitlichen und seelischen Dimension darstellen. Im goldenen Zeitalter sollte schließlich eins in Allem und alles in Einem sein. Novalis wollte
durch die Poesie eine bessere Welt darstellen und herstellen.
 Dem triadischen Modell entsprechend, wird das Mittelalter als Übergangszeit verstanden. Daraus soll ein neues, goldenes Zeitalter heraufgeführt werden, eine Wiederherstellung des Urzustandes auf einem höheren Niveau. An den alten, glücklichen
Urzustand wird in den eingelegten Märchen und Gesprächen erinnert. Um diese Ver-
62
änderung durch Poesie erreichen zu können, ist die Kooperation und die gedankliche
Tätigkeit des Lesers unabdingbar.
 Heinrich verkörpert zu Beginn des Romans den idealen Rezipienten für den Ofterdingen. Er ist völlig ergriffen von den Erzählungen des alten, fremden Mannes und kann
an nichts anderes mehr denken als an dessen Berichte. So soll auch der Leser des
Ofterdingen sein. Diese Ergriffenheit setzt jedoch Bereitschaft voraus und die Sehnsucht nach einer höheren, besseren Welt. Es muss eine Unzufriedenheit mit dem Gegebenen vorliegen, damit das Streben nach dem goldenen Zeitalter im Leser entsteht.
 Das Mittelalter wurde von Novalis – hier zeigt sich ein deutlicher Gegensatz zur Aufklärung – nicht als dunkles Zeitalter gesehen, sondern als eine die Poesie beheimatende Epoche. Somit wählt er das Mittelalter als ein positives, poetisches Gegenbild
zu seiner eigenen Zeit, die er als prosaisch und utilitaristisch empfindet. Das Mittelalter darf jedoch nicht mit dem goldenen Zeitalter gleichgesetzt werden, vielmehr ist
es als Übergangszeit zu sehen.
 Äußerlich ist der Roman in zwei große Abschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt Die
Erwartung besteht aus neun Kapiteln. Vom zweiten Abschnitt Die Erfüllung ist nur
das erste Kapitel mit dem Titel Das Kloster, oder der Vorhof abgeschlossen. In dieser
Zweiteilung kann man eine Analogie zur Zweiteilung in der Bibel sehen, denn aus den
Notizen Hardenbergs geht hervor, dass die Figuren und Motive des ersten Teils, im
zweiten Teil in variierter Form wieder auftreten sollten.
In der Folge folgen mehrer Romane diesem Künstlerromanschema, die Vorstellung die das
romantische Konzept des Menschen in der Romantik hat, wird in den darauffolgenden Romanen aber auf mehrere Menschen aufgesplittet → so wird jedes Teilkonzept des romantischen Menschen besetzt!
Bsp. Eichendorff – „Ahnung und Gegenwart“
Aufteilung auf 3 Männer: Friedrich der Religiöse, Leonthin mit den lockeren Erfahrungen und
Faber der Dichter und Künstler/Handwerker.
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Bsp. E.T.A. Hoffmann – „Lebensansichten des Katers Murr“
 Spätromantik
 Autobiografie eines Katers die unterbrochen wird von der Autobiografie des Kapellmeisters → diese bildet das Gegennarrativ: Kater Murr der Philister und der romantische Künstler Kreisler
 Kreisler eventuell als versteckte Biografie Hoffmanns → frühere Texte erschienen unter dem Titel „Kreislerianer“ (fragmentarisch, satirisch, über die Nutzlosigkeit des
Adels
 Große Vorgeschichten, erotische Teile, anzitierte Motive
 Abbruch des Romanes absichtlich oder wegen Tod des Autors?
 Autobiographie des Katers ist abgeschlossen
Inhalt: Der Roman besteht aus zwei zunächst völlig getrennt scheinenden Biographien: der
des Katers Murr und der des Kapellmeisters Kreisler.
Der wie ein Mensch sprechende, denkende und gebildete Kater fungiert als Ich-Erzähler und
Autobiograph, dessen chronologische Schilderung seiner Erlebnisse von seiner Geburt bis zum
Zeitpunkt der Niederschrift zahlreiche ausführliche Kommentare und Reflexionen zur „Bildung
des Lesers“ enthält. Indem Murr ein angeblich funktionierendes Rezept dafür liefert, „wie
man sich zum großen Kater bilde“, setzt sich der Roman kritisch mit der zeitgenössischen
Trivialisierung der Bildungsidee auseinander. Motive und klassische Elemente des Bildungsromans werden parodiert: Murr erlebt eine „lehrreiche“ Jugendfreundschaft (zum Pudel Ponto), eine „persönlichkeitsformende“ Liebe (zur Katze Miesmies), versucht sich in Saufgelagen
und Ehrenduellen als „tüchtiger Katzbursch“ und in der „höhern Kultur und Welt“ (der Hunde)
als feiner Gesellschafter. Schließlich bildet er sich autodidaktisch zum „homme de lettres“
aus. Hoffmann nutzt dies zu zahlreichen Seitenhieben auf verschiedene kulturelle Strömungen und literarische Erscheinungen seiner Zeit.
Dem Vorwort zu den Bruchstücken einer bereits gedruckten Biographie des Komponisten Johannes Kreisler kann der Leser entnehmen, dass der ungeschickte Kater Murr jenes Original
zerstückelte, seine Blätter als Unterlage oder Löschpapier verwendete und sie dann auch
noch im Manuskript beließ. Der fiktive „Herausgeber“ des Buches war so unachtsam, den
Setzer auch diese Textpassagen versehentlich mit abdrucken zu lassen. In diesen „beigebundenen Fragmenten“ enthüllt sich das Schicksal des Musikers als ein gesellschaftliches Scheitern. Am Hofe eines Duodezfürsten, der wie der Protagonist als gebrochene Figur erscheint,
da er seine Hofhaltung und seine Apanage nur noch zum Schein aufrechterhält, gerät Kreisler
zwischen zwei Frauen – die einerseits die wahre Liebe, andererseits die strohfeuerartige, glü-
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hende Leidenschaft repräsentieren. Er scheitert jedoch weniger an dieser unauflösbaren Antinomie als an den gesellschaftlichen Zwängen.
 Kater: jung, begabt, teilt sein Leben in Abschnitte unter Kapitel ein, sehr chronologische Lebenserzählung
 Kreisler: humoristische und schonungslose Parodie auf den Ofterdingen, Kreisler als
wahrer Künstler, der nicht reüssieren kann und an der Gesellschaft scheitert
 Die Phänomene Hoffmanns Gesellschaft um 1820 werden durchdekliniert zB
deutschnationale Burschenschaften (Kater)
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10. VO - Wiener Theater: Grillparzer, Raimund & Nestroy
Im frühen 18. Jhdt. gibt es in Wien eine theatralische Kontinuität → Wien ist eine Reichsund Residenzstadt und hat genug Publikum. 2Phänomene:
1. das wiener Vorstadttheater / altwiener Volkskomödie
2. der wiener Theaterbetrieb im Hinblick aufs Burgtheater/höfisches Theater
Die altwiener Volkskomödie/ Vorstadttheater
 Ausdruck etwas problematisch: altwien = Verweis auf alte Zeit; Volkskomödie = problematisch, wegen dem Begriff „Volk“, da dieser eine Defintion der Romantik ist →
einfache ländliche Volk hier ist es jedoch ein großstädtischer Unterhaltungsbetrieb
mit einem ökonomischen Anspruch.
 Programmänderungen um Publikum zu unterhalten → Vergleich zu Shakespeares
Theater (beide sprachen breite Schicht der Gesellschaft an, Dichter sind auch selbst
Schauspieler, Stoffe werden übernommen, Stücke für die eigenen Theatertruppen
geschrieben)
 Gründungsvater: Josef Anton Stranitzky (fahrender Schauspieler, berühmt als „erster
Hans Wurst“ = eine komisch-derbe-obszöne Figur, Sexual-, Fress- und Körperkomik)
 „Hanswursttheater“: theatralische höfische Handlung in der zusätzlich die Figur des
Hans Wurst agiert, zB als Diener des Königs; seine Sprecheinlagen erfolgen aus dem
Stegreif. Bsp: „der großmütige Überwinder seiner Selbst“ (dialektale Hans Wurst Figur) -> im gesamten deutschen Sprachraum vertreten, vor allem im 19. Jhdt Tourneen von Vetretern wie Raimund oder Nestroy
 Volkskomödien im direkten Bezug zum höfischen Theater → Parodie auf Stücke im
Burgteater, adelige Zuseher haben beide Theatertraditionen frequentiert, Schauspieler oft ident
 als „Amüsiertheater“ den Aufklärern ein Dorn im Auge, Kritik von Gottsched am Hans
Wurst im Theater → Theater soll moralisiert werden damit hängen auch die Reformen Maria Theresias und Josephs II. zusammen
 Domestizierung des Hanswursttheaters im Verlauf des 18. Jhdts, aber nie komplett
vetrieben (die Fäkalkomik verschwindet jedoch) → Theaterreform, Interesse des
Staates an der Moral der Menschen -> starke Theaterzensur
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 wichtiger Moralisierer: Freiherr Josef von Sonnenfels: wichtiger Aufklärer, Abschaffung der Folter, Anfacher des Hanswurststreits in den 1760ern
 Philip Hafner: sprach sich für die Figur des Hans Wurst aus und versuchte die Wiener
Komödie in Wien zu lokalisieren, hielt alle Stücke fest, mit ihm beginnt eine neue
Phase des Wiener Vorstadttheaters
 Josephinismus 1780-90: Lockerung der Zensur, viele Publikationen, Theaterboom, Erlass der "Specktakelfreiheit" (jeder durfte in der Vorstadt ein Theater eröffnen) →
Entwicklung 3 großer Vorstadttheater:
1. Theater in der Josefstadt
2. Theater im Freihaus an der Wieden
3. Theater in der Leopoldstadt
existierten weit bis ins 19. Jhdt, auch Nestroy und Raimund waren hier aktiv, der
wichtigste war Emanuel Schikaneder, der den Text zu Mozarts Zauberflöte verfasste.
Er übernahm das Freihaus an der Wieden und schrieb sich und spielte in der Zauberflöte (Tradition der Vorstadtkomödie, Kombination aus hoher und niedriger Handlung, Aufklärerische ist die Aufklärung des Prinzen, dass die Königin der Nacht das
Böse ist) selber den Papageno, in der Tradition des Hans Wurst.
Vormärz (nach 1815)
Ferdinand Raimund (1790-1836)
 Biedermaier, Vormärz
 einfache Verhältnisse
 keine formale Ausbildung
 kam aus dem Volkstheater, wollte aber über den Theaterbetrieb hinauskommen
 Texte sollten aus einer originalen Idee herauskommen (vs. Nestroy, der viel kopierte)
 von Zeitgenossen sehr geschätzt
 unglücklicher Weltschmerz - in seiner Biographie nachweisbar
 Original Zaubermärchen (irdische und überirdische Szenen), Allegorien, Musik, Anspielung auf soziale gesellschaftliche Verhältnisse
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„Der Alpenkönig und der Menschenfeind“
überirdische und irdische geschichte werden zusammengebracht, misanthrop steht im zentrum: rappelkopf, ein reich gewordener bürger, der seine familie tyrannisiert, der dann überirdisch geheilt wird. es ist besserungsstück. rappelkopf sieht sich von außen und erkennt, dass
die anderen ihn nicht umbrigen wollen  erkenne dich selbst! (aufklärerischer geht’s nicht)
„Der Verschwender“
die reichen leute verlieren plötzlich ihr ganzes vermögen. (soziale realität: börsencrash)
Johann Nestroy (1801-1862)
 Biedermaier und Realismus
 Antipode von Raimund
 Großbürgeliche Familie
 Opernsängerausbildung
 schreibt viele komische Stücke für sich selbst und ist auch als komischer Schauspieler
in Erinnerung geblieben
 stark mit seinen Rollen konfrontiert und identifiziert → unnachahmlich
 Frage nach dem Original → wie bei Shakespeare wurden Stücke immer wieder angepasst
 Metternichzeit: starkes Extemporierverbot → Schauspierer dürfen nur von der Zensur im Vorhinein genehmigte Texte vortragen
 Stücke wenden sich zunehmend von der Zaubertradition ab
 Gilt als ein letzter Vetreter der Wiener Vorstadttradition → wie geht diese weiter?
Eventuell mit Operetten, Volksdramatik etc.
„Lumpazi-Vagabundus“
sein 1. berühmtes stück
überirdische sphäre und irdische sphäre, konflikt in der geisterwelt; er zieht das besserungsstückschema total durch den kakao. der reichtum macht auch nicht zu besseren menschen,
sehr viel spott über bürgerliche moral. steht in der alten zaubermärchentradition.
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„Der Talisman“
Inhalt: titus feuerfuchs, wird immer diskriminiert, weil er rote haare hat. er bekommt als talisman eine perücke geschenkt. dienst sich in einem großbürgerlichen haushalt am lande immer weiter nach oben. lässt immer wieder die leute fallen, die ihm helfen, wenn er ein stufe
höher kommen kann. der titus ist also einer, der nicht gut ist. titus schafft es durch seinen
sprachwitz. wie immer gibt es ein happy end, die glücklichen enden sind immer mit gewalt
bei nestroy herbeigeführt. happy end: plötzlich erbt er geld, das rothaarige ist auf einmal
kein problem mehr. er heiratet dann die rothaarige salome.
das höfische Teater / das Hochstiltheater
Literaturverständnis aus der ständischen Literatur des 18. Jhdts → arbeiten für Ehre und
nicht für Geld → patriotischen Dienst!
Fanz Gillparzer (1791-1872) (weit bis in den Realismus)
 Beamter mit hoher Position in der Verwaltung
 aus der Tradition der Aufklärung (Vater überzeugter Vetreter des Josifinismus)
 Skeptiker und Patriot (als Anhänger einer Staatsidee) → „gehorsamer Rebell“
 viele Stücke setzen sich mit der österreichischen Geschichte auseinander
 1804 Gründung des österreichischen Kaiserreichs → Förderung einer „Nationenbildung“ durch Intellektuelle → Erfinden einer gemeinsamen Vergangenheit (sh. „König
Ottokar“)
 Schrieb auch Gedichte
„Die Ahnfrau“
 ein großer Erfolg
 kombiniert zwei Dinge, die damals ungeheur populär waren: Räuberthema und
Schicksalsdrama
 Theaterstück, das auf einen schlimmen Moment hinausläuft, der nicht verhindert
werden kann
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„König Ottokars Glück und Ende“
 Thematisierung der Gründung des Hauses Habsburg
 Aufbau einer Hasburgerloyalität
 Militärische Auseinandersetzungen zwischen König Ottokar von Böhmen und Rudolf
von Habsburg → Parallele zwischen Ottokar und Napoleon
 Jahrelang von der Zensur verboten (Ottokar zu kritisch dargestellt)
 Rudolf von Habsburg wird positiv dargestellt
Grillparzer versuchte auch eine Komödie zu schreiben → großer Misserfolg → aus Enttäuschung lies er nie wieder Stücke aufführen → erst wiedr post mortem am Burgtheater, zB:
„Ein Bruderzwist in Habsburg“
 Erneute Thematik der österreichischen Geschichte
 Drama in Blankversen
 konservativ
 Historischer Konflikt zwischen dem passiven Kaiser Rudolf II. und dem rebellierenden
Bruder Matthias um 1600 → Stück scheint mit Ende der Machtübernahme durch
Matthias zu enden, jedoch tritt am Ende plötzlich Wallenstein auf → Zeitgenossen
wussten: der 30jährige Krieg kommt nun
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11. VO - Vormärz: Lenau, Stifter, Sealsfield
Die Zeit nach der Romantik → endet irgendwann um 1830, danach kommt die europäische
Epoche des Realismus auf → Abkehr von der Romanik, was auch sprachlich sichtbar gemacht
wird. Beides sind Großepochen und somit gut voneinader abgrenzbar, jedoch könnte man
dazwischen eine weitere Epoche ansiedeln, welche manchmal als eine eigene Epoche postuliert wird, manchmal nur als eine Strömung. In der Germanistik wird eine eigene Epoche von
ca. 1830-1848 gebildet:
Vormärz und Biedermeier
Biedermeier
•
Stil aus der Kunst für Möbel und Malerei
•
Spottwort → der selbstzufriedene, sich ins Privatleben zurückziehende Büger
•
gleichzeitig eine politisch sehr atkive Zeit, vor allem um 1815
•
nach Wiener Kongress: Vereinigung der europäischen Mächte → Status Quo soll
nicht verändert werden vs. politische Freiheitsbewegungen in ganz Europa
•
Nationalismus wird immer stärker
•
offizielle Regierungspolitik ist keine Freiheitspolitik → nach 1830 viel politische Literatur → große Sympathe der Intellektuellen Europas für die französische Julirevolution 1830 zB Heinrich Heine
Vormärz
politisch aktive Zeit in der Literatur, seit Märzrevolution 1848
 der Germanistik spricht man immer von der Epoche in Kombination "Biedermeier/
Vormärz", da sie schwer zu charakterisieren ist.
 Abwendung von der Romantik und vom Wunderbaren
 kritische Auseinandersetzung mit der echten Welt
 stilistisch aber noch nicht im Realismus verortbar, da noch keine einheitliche Sprache
in der Literaturproduktion
 Epoche der Frusttration und des Weltschmerzes: Melancholie, politischer Frust durch
utopische Vorstellungen, Gefühl der Nachahmung (denn was könnte nun noch auf
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die Großen wie Goethe und Schiller folgen?), Versuch der religiösen Deutung, massive Kritik am Christentum, der Glaube an ein Leben nach dem Tod schwindet (transzendentale Obdachlosigkeit) → Gegenbewegungen führen zu einer starken Restaurierung der protestantischen und katholischen Kirchen
Lyrik
 Gedichte orientieren sich stark an der Romantik
 Orientierung am Weltschmerz zB Heinrich Heine
 aus unterschiedlichen Beweggründen geschrieben zB. politisch (meist von Exilautoren)
 Schiller als Vorbild
Nikolaus Lenau
 Weltschmerz und politische Lyrik
 Bild eines Ungarn → inszeniert mit schwarzem Bart und Geige (Deutschsprachige Ungarns oft vergessen in der Literaturgeschichte → multiethnischer pluralistischer
Staat)
 Pseudonym
 Aus Rumänien
 Um 1820 in Wiener Literaturszene mit Raimund, Nestroy und Grillparzer
 Berühmt durch seine Naturlyrik
 Schwierigkeiten mit Zensur
 Nach 1830 Reise in die USA → Anlegung des Erbes des Großvaters → Reise hängt mit
Europamündigkeit der Gesellschaft zusammen → Brief über die kulturlosen geldgeilen Amerikaner
 Sah sich selbst als Dichter, Dichtung bedeutet bei ihm Versdichtung
 Schreibt lyrische Gedichte und Versepen
Exkurs: Versepos
 Große Erzählung in gebundener Rede
 Gilt seit der Antike als die höchste Form der Dichtung
 Im 18. Jhdt. galt es als nicht mehr zeitgemäß → trotzdem viele verfasst worden
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 Wunsch nach einem Nationalepos war lange präsent → Suche nach einem Epos in
der Geschichte der neu konzipierten Nationen zB. „Nibelungenlied“ in Deutschland
(oft wurden Texte erfunden und gefälscht)
 Lenau erkannte, dass die alte Form des Epos nicht mehr anwendbar war und schrieb
Epen in neuer Form, zB →
„Die Albigenser“
epos über den kreuzzug des franzöischen königtum gegen die südfranzösische ketzerbewegung der Kartharer. Ist der sogenannte Albigenserkrieg.
interessant: er benutzt unterschiedliche versformen, schreibt 23 einzeltexte in unterschiedlichem versmaß. wie ein moderner roman eigentlich. ist eigentlich keine heldengeschichte
sondern eine geschichte über die vernichtung einer kultur.
optimisitsch gelesen: die freiheit wird einmal siegen
pessimistisch gelesen: die freiheit wird immer untergehen; es wird blutig enden.
dieses offene ende kann sehr schwer gedeutet werden. am ende geht er auf die unterschiedlichen freiheitsbewegungen bis in seine zeit ein und zählt sie auf.
Erzählungen
Adalbert Stifter (1805-1868)
 Autor des Biedermeiers oder poetischen Realismus
 berühmt durch Prosaerzählungen/ Novellen
 Veröffentlichungen in Zeitschriften
 ab 1815 starker wirtschaftlicher Auschwung und mehr Nachfrage nach Lesestoff und
Prosa
 Wandel vom intensiven privaten Lesen des ein und desselben Buches zum extensiven
Lesen unterschiedlicher Bücher
 Buchrproduktion wird günstiger
 Stifter schrieb für diese Art von Literaturkultur
 Einer der bedeutendsten Erzählungautoren des Biedermeiers/ Vormärz
„Hochwald“
 historische Novelle die vom 30jährigen Krieg handelt
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 zentrales Thema: Gegensatz zwischen Natur und Zivilisation
 Konflikt: alter traditioneller christlicher Blickauf (Natur ist für den Menschen da) vs.
moderner naturwissenschaftlicher Blick auf die Natur (Natur ist unabhängig von den
Menschen und kümmert sich auch nicht um diese)
Inhalt: besitzer einer burg im mühlviertel schickt seine töchter in sicherheit, in einen wald an
einem kleinen see, während sie dort sind wird wirklich die burg abgebrannt, das tragische:
der schwedische offizier, der das verschuldet hat, ist eigentlich in eine der töchter verliebt.
 Stifter ist für 2 große Romane bekannt, zB:
„Der Nachsommer“
 Bildungsroman in der Nachfolge von „Wilhelm Meister“
 Romanexperiment über gelingende Bildung
 Sehr umstritten und langweilig
 Roman, der jeden Konflikt meidet
Inhalt: ein ich erzähler – sohn eines kaufmanns – der eine völlig harmonische bildung im sinne des aufwachsens einer pflanze durchlebt, völlig konfliktfrei. eine der kuriositäten: wir erfahren seinen namen erst auf den letzten seiten. die figur ist also so enttypisiert und entindividualisiert, ist ein utopisches konstrukt, ein utopisches experiment, sein vater ist der meinung, der soll sich wirklich ausbilden, macht immer wanderungen im sommer im alpenvorland, wird in das so genannte rosenhaus aufgenommen kommt immer wieder und lernt sukzessive alle bereiche der naturwissenschaften kennen.
Charles Sealsfield (1793-1864)
 Internationaler Autor
 Im Nachhinein rekonstruiert
 Eigentlicher Name: Karl Postl, als Bauernsohn im heutigen Tschechien geboren (Generation Grillparzer und Raimund)
 Sollte katholischer Priester werden und tritt in einen Orden in Prag ein, steigt schnell
zum Sekretär es Großmeisters auf
 Mit 30 Jahren verschwindet er plötzlich, eventuell aus poltischer Unzufriedenheit und
flüchtet in die USA
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 Journalist, Aufbau einer neuen Identität, involviert in politische Intrigen
 Nach 8 Jahren Rückkehr nach Europa → verfasste Prosaromane
 1864 stirbt in der Schweiz ein wohlhabender englischer Autor und vermacht sein gesamtes Vermögen einem Kloster in der Nähe von Znaim → Rekonstruktion der wahren Identität
 Romane in der Vormärzzeit zunächst anonym veröffentlicht → große Aufregung, Leben in den USA thematisiert, Erzählinstanz inszeniert sich als Amerikaner (innerer
Blick!)
 „Der Legitime und die Republikaner“ = Erstes Buch
 „Austria as it is“
 1844 erstmalige Bekanntgabe seines Namens → aus Gründen des Copyrights
 1850 keine Veröffentlichungen mehr, da mit 1848 keine poltische Literatur mehr veröffentlich wurde
Charakterisierung seiner Romane:
 Keine Bestseller im modernen Sinn
 Keine Abenteuerromane
 Anspruch: den europäischen Leser über das amerikanische Leben informieren in
Kombination mit einer interessanten, spannenden Handlung
 Besonderes Interesse am republikanischen System
 Seine eigene Ideolgie der USA → stimmt nicht mit der Realität überein → zeichnet
Bild der idealisierten Südstaatengesellschaft (Sklaverei und Agrarwirtschaft), Befürworter der Sklaverei (Anbindung an antike Vorstellungen der patriachalen Gesellschaft)
 Stellt dennoch in seinen Romanen diese Ideologie in Frage → oft ein interessanter
Bruch zwischen erzählter Ideologie und sklavischer Wirklichkeit
 Sealsfield fällt aus allen potentiellen Zuschreibungen des Vormärz und lässt sich keiner Nationalliteratur zurschreiben
 Er definiert sich selber als Amerikaner, schrieb aber für einen deutschen Markt →
doppelte Identität (durch die Erfindung der Nation wurden Menschen gezwungen
sich einer Identität zuzuordnen) → hybrider Autor!
75
12. VO - Das junge Deutschland: Büchner und Heine
Die deutsche Sprache galt als lingua franca, sie war eine Wissenschaftssprache, wie heute Englisch.
Die Wiege liegt in Wien (Nationalbibliothek). Vormärz ist eine Zeit, in der sich sehr viel ändert → Zeit
der industriellen Revolution, Flucht in die Städte.
Es entstehen viele Texte in deutscher Sprache. Deutschland gibt es noch nicht, es ist ein Traum, etwas das errichtet werden soll. Man will ein deutsches Nationalgefühl aufbauen. → Der literarische
Betrieb ändert sich gewaltig, Literatur wird schön langsam für die breitere Masse zugänglich, Bücher
wurden billiger, drucken wird einfacher, der Buchmarkt verändert sich, er will ein breites Publikum
ansprechen.
In Österreich waren viele Schriftsteller Beamte. Sie verdienten ihr Geld im Staatsdienst und mussten
nicht vom literarischen Markt leben. In dieser Zeit verschiebt sich das → freie Schriftsteller, die darauf angewiesen sind, dass Leute ihre Bücher kaufen und sie davon leben können, viele schreiben für
Zeitschriften und Journale (das neue Medium). Romane verkaufen sich nicht so gut, Zeitschriften
schon. Im frühen 19. Jahrhundert werden vermehrt Zeitschriften gelesen, auch kürzere Erzählungen
sind ungeheuer gefragt.
Gattungen
Roman
Eine immer wichtiger werdende Gattung in dieser Zeit, Gattung der Zukunft, der Moderne.
Es ist das moderne Epos. Die Zeitgenossen sehen, dass im deutschen Sprachraum kein ordentlicher Roman zustande kommt. Sie sind frustriert, denn in England gibt es zB Walter
Scott (schrieb vor allem in den 1820er Jahren historische Romane, gilt als der Gründervater
des historischen Romans, europaweiter Ruhm, nach einem bestimmten Muster geschrieben
→ Walter Scott-Modell: historisches Ereignis, das für die eigene Nation wichtig ist; ungewisse Entwicklungen, fiktionaler Held → meist ein junger in einen Konflikt verwickelter Mann,
der sich entscheiden muss, ober er in den Konflikt eingreift! Problem: In unserem Raum gibt
es nicht die eine Nation, also kann man dieses Schema auf den deutschen Sprachraum nicht
anwenden.)
Charles Dickens schreibt Gesellschaftsromane → Darstellung der britischen Gesellschaft von
der Aristokratie bis zur Gosse. Auch Balzac war ein berühmter Autor, er schreibt einen riesigen Zyklus von Romanen, die er die Menschliche-Komödie nennt.
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Warum haben wir das nicht? Wenn wir ein Zentrum hätten, eine Nation, gäbe es auch große
Autoren → Roman wird mit der Demokratie zusammengeführt, die natürliche Gattung in
einer demokratischen Gesellschaft ist der Roman. England gilt als Ort des Liberalismus. Also
ist es kein Wunder, dass dort erfolgreiche Romane geschrieben werden!
Deutschland: Gruppe der Jungdeutschen → potische Aktivität in Form von Romanen, versteckten politische Botschaften. Nach 1848 wollte man keine Tendenzliteratur mehr, Literatur sollte politisch unabhängig sein → auf Drängen Metternichs wurden die Jungdeutschen
verboten, strenge Zensuren.
Karl Immermann
 Schrieb die „Epigonen“ → Bildungsromane, Versuch der Flucht vor der Kapitalisierung
aufs Land
 Entstehung des neuen Genres der Dorfgeschichten (heute „Heimatromane“) → positive Darstellung des Lebens auf dem Dorf, vorbildhaft dargestellt
„Baron Münchhausen“
 ein schöner metafiktionaler Roman, ein Roman der sich selber thematisiert und sich
selbst auf die Schaufel nimmt. Der Schriftsteller selber kommt im Buch vor, um der
Hauptfigur zu helfen.
 Schöne Dorfgeschichte, wie das 19. Jahrhundert es geliebt hat
 Immermann ist eine tragische Figur. Die zwei Romane sind das Beste was er geschrieben hat. Er träumt aber von einer Karriere als Tragödien-Autor.
Theater/ Drama
Georg Büchner (1813 – 1837)
 politisch tätig
 aus einer Bildungsbürgerlichen Familie
 schloss sich einem Verein an und hat revolutionäre Akte durchgeführt
 veröffentlichte eine revolutionäre Schrift „Der hessische Landbote“
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„Lenz“
 Sie handelt von Jakob Lenz
 Büchner ist Mediziner und die Erzählung wirft einen klinischen Blick auf das Leben
von Lenz, in dem sich eine geistige Zerrückung abzeichnet.
„Leonce und Lena“
 ein Gelegenheitsstück, mit dem er bei einem Preisausschreiben mitgetan hat
 ausgeprägter Sprachwitz und viele Anspielungen auf viele andere Texte
 sehr satirischer Text über die zeitgenössische politische Situation
 Satirischer Kommentar zur Zerrissenheit dieser Zeit
Inhalt: Märchenhaftes Stück über zwei Königskinder, die erfahren dass sie jemanden heiraten
müssen, den sie nicht kennen. Beide flüchten. Als weltschmerzlicher Romantiker flüchtet man
nach Italien. Sie treffen sich und heiraten. Später erfahren sie, dass sie sich von Anfang an
heiraten hätten sollen.
„Danton Tod. Dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft“
 großes Theaterstück
 historischer Hintergrund ist ein politischer Machtkampf
 Es schildert die letzten paar Tage aus dem Leben Dantons. Viele Originalquellen
 Es wird viel darüber diskutiert aber auch oft aufgeführt bis heute
 Seine Aussage ist: er hat sich für die Heilung der Gesellschaft eingesetzt. Große Skepsis, ob gewalttätige Akte zu rechtfertigen sind.
 Seine Weltsicht in Dantons Tod kann man vergleichen mit Nikolaus Lenau Die Albigenser.
„Woyzeck“ (1789)
 Büchners berühmtestes Stück
 ein Fragment, nur handschriftlich erhalten → Wie sind die einzelnen Szenen chronologisch aneinander zuordnen? Man weiß nicht, ob die Reihenfolge stimmt
 zu Lebzeiten schon Ruhm
 Anfangs wurde es Wozeck genannt, da Büchner eine schreckliche Handschrift hatte
und der Herausgeber Emil Franzos es falsch gelesen hat
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 so wie es dargestellt wurde, war für die damalige Zeit revolutionär
 Naturalisten haben sich in diesem Stück wiedererkannt
 das erste Mal wurde jemand aus dem letzten Stand als Tragödienwürdig erachtet
 Individuum hat die Möglichkeit sich so oder so zu entscheiden → nicht Woyzeck, er
wird getreten und ausgebeutet. Er wird als Objekt für Menschenversuche missbraucht. Woyzeck dreht am Ende durch und ermordet den einzigen Menschen der
ihm wichtig war, nämlich Marie. Darüber hinaus hat Büchner auch andere zeitgenössische Fälle mitberücksichtigt und mitverarbeitet.
 Büchner nimmt formal durchaus Anleihen bei den Stürmern und Drängern
 wendet sich der gesprochenen Sprache zu, keine ausgefeilten Reden. Die Sprachlosigkeit Woyzecks fällt auf.
 Zu Lebzeiten war das Stück nicht bekannt, es kam erst zu Beginn des Naturalismus
heraus. Georg Büchner als Vertreter einer Dramatik, die nicht als Mainstream galt.
Inhalt: Der einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame
uneheliche Kind finanziell zu unterstützen versucht, arbeitet als Diener für seinen Hauptmann. Um sich einen zusätzlichen Verdienst zu seinem mageren Sold, den er restlos an Marie
abgibt, zu sichern, lässt er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen. Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck nicht nur physisch und psychisch aus, sondern demütigen ihn obendrein in aller Öffentlichkeit.
Als Marie heimlich eine Affäre mit einem Tambourmajor beginnt und Woyzecks aufkeimender Verdacht sich bestätigt, nachdem er Marie im Wirtshaus beim Tanz mit dem Nebenbuhler beobachtet hat, glaubt er, innere Stimmen zu hören, die ihm befehlen, die treulose Marie
umzubringen. Weil sein Geld für den Kauf einer Pistole nicht ausreicht, besorgt er sich ein
Messer, führt Marie auf einem abendlichen Spaziergang in den nahegelegenen Wald und
ersticht sie dort am Ufer eines Sees.
Heinrich Heine (1797-1856I
 viele Spannungen der Vormärzzeit lassen sich erkennen
 stammt aus einer assimilierten jüdischen Familie aus Düsseldorf (bürgerliche Gleichberechtigung erfolgt erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Joseph II war einer der großen Emanzipatoren. Es gibt seit der Aufklärung eine allmähliche bürgerliche Verbesserung der Juden. Parallel dazu gibt es im Judentum eine zunehmende Säkularisation. Differenz zwischen Juden und Christen hat sich aufgelöst. Ende der reli-
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giösen Diskriminierung. Aber es kommt die Rassendiskriminierung hinzu. Die Juden
galten als Rasse. Der deutsche Nationalismus wurde immer stärker. Jude zu sein war
ein Ausschließungsgrund.)
 ersten Jahre seines Lebens unter französischer Herrschaft und den napoleonischen
Kriegen
 wächst auf in einer relativ liberalen Umgebung auf, es herrschte Toleranz → große
Sympathie zu Frankreich. Darum definiert sich der Nationalismus als Anti-Frankreich
 Spötter und Sarkastiker und wurde viel kritisiert → Karl Kraus: Heine hat sich auf das
Niveau des Journalismus hinabbegeben.
 begann früh Literatur zu verfassen und tritt dem Protestantismus bei. Er hoffte auf
eine Staatsanstellung, aber Juden wurden nicht eingestellt
 bekannt als Lyriker und berühmt als Prosa-Autor.
 Reisebilder: Ein Ich (Heine) reist und die Begegnungen und Gedanken werden geschildert. Heine schrieb auch Gedichte und er sah sich als einen der letzten Romantiker
 übersiedelt nach Paris, ein Exil-Autor. Er schreibt auch für französische Zeitungen. Er
gilt als jemand, der den Kulturaustausch zwischen Deutschland und Frankreich propagiert
 die letzten Jahre seines Lebens erbärmlich, schwere Krankheit. In dieser Zeit hat er
eine gewisse Rückkehr zur jüdischen Religion vertreten. Zeit seines Lebens war er ein
großer Skeptiker.
 schrieb zwei Versepen. Ein Werk ist ein Tierepos, bei dem es um einen Tanzbär geht,
der am Ende erschossen wird. Er verbindet das mit heftigen sarkastischen Spott. Er
spottet über die Deutschnationalen, der Nationalismus war ihm besonders zuwider.
Deutschland. Ein Wintermärchen. Ist ein gereimt und in Versform. Viele Erlebnisse
seiner Reise hat er in diesem Werk verarbeitet.
 Sensualistische Predigt. Er vertritt einen Hedonismus. Aber ihm fehlt das Eingeständnis, dass es Leid und Schmerz auf der Welt gibt, welche nicht durch eine Revolution
besiegt werden können.
 Umstrittener, spannender Autor, einer der besten Stilisten der deutschen Sprache.
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