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Brexit: Wie steht es um die Bonität meines
britischen Geschäftspartners?
Die Briten haben in einem Referendum für den Austritt
aus der Europäischen Union votiert. Die EU und insbesondere Deutschland sind mit Großbritannien eng verflochten. Das Vereinigte Königreich steht auf Platz fünf
der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. So haben
die Exporte 2015 – insbesondere Kraftwagenteile und
Maschinen – einen Wert von 89,3 Mrd. Euro. Der Austritt aus der EU wird die Handelsbeziehungen auf eine
neue Basis stellen. Exportquoten, Zölle und neue Einfuhrbestimmungen werden deutsche Unternehmen dazu
zwingen, ihre Geschäftsbeziehungen ihren Abnehmern
gegenüber zu überdenken.
Eine große Rolle bei den Handelsbeziehungen spielt für
die Exporteure und Lieferanten die Bonität der britischen
Abnehmer. Gerade im B2B-Bereich erreichen Lieferantenkredite Höhen, die bei einem Rechnungsausfall zu
massiven Problemen beim Exporteur führen werden.
Insolvenzen 2015
Im Zeichen des Referendums gilt es nun für deutsche
Unternehmen, die auf die Insel exportieren, den Ge-
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schäftspartner im Auge zu behalten. Für britische Unternehmen wird der Austritt auf längere Sicht zu einer
Belastung werden. Wie aber ist es um die Bonität, deren
sichtbarster Ausdruck die Insolvenz darstellt, aktuelle
bestellt?
Zunächst einmal gilt: Erneut positiv verläuft die Insolvenzentwicklung in Großbritannien (England, Wales,
Schottland, Nordirland). Der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen war 2015 mit 9,7 Prozent stärker als
im Vorjahr (minus 6,7 Prozent) und stärker als im europäischen Durchschnitt. Nach einer Umstellung der Ermittlungsmethode und einer umfangreichen Datenrevision der nationalen Statistikbehörde lag die Zahl der
Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2015 bei 15.952
(2014: 17.660). Das ist der geringste Wert seit 2007.
Gegenüber dem bisherigen Rekordstand (2009: 25.288)
ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um mehr als
ein Drittel zurückgegangen. Möglich machte diese Positiventwicklung ein konjunktureller Aufschwung, der das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2015 um 2,4 Prozent
ansteigen ließ. Trotz einer hohen Verschuldung der privaten Haushalte legte vor allem der private Konsum
dank eines Reallohnwachstums kräftig zu.
Verbraucher werden solider
Auswirkungen dürften der Austritt und die als sicher geltende Abwertung des britischen Pfundes für die Stabilität und Solvenz der britischen Verbraucher haben. Aber
auch hier schrieben England und Wales bisher eine Erfolgsgeschichte: War 2014 noch eine Privatinsolvenz
auf 455 Bürger zu verzeichnen, so hat sich dieses Verhältnis 2015 weiter verbessert. Nunmehr ist es eine
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„Personal insolvency“ auf 570 Bürger und damit der
niedrigste Stand erreicht seit 2010, als im Zeichen der
Finanzkrise über 120.000 Verbraucher in die Insolvenz
gehen mussten (aktueller Stand: 79.965 Individual insolvencies in England und Wales).
Bezieht man die Unternehmensinsolvenzen in Großbritannien auf die Anzahl der existierenden Unternehmen,
so ergibt sich eine Insolvenzquote für Großbritannien
von 65 Pleiten auf 10.000 aktive Unternehmen. Damit
liegt man ein wenig besser als der westeuropäische
Durchschnitt (Insolvenzquote: 71 pro 10.000 Unternehmen) und in etwa auf der Höhe Deutschlands (65 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen).
Insolvenzquoten in Westeuropa 2015

Insolvenzen je 10.000
Unternehmen
Luxemburg
251
Schweiz
180
Dänemark
155
Frankreich
151
Belgien
149
Norwegen
121
Österreich
93
Schweden
87
Finnland
73
Portugal
72
Großbritannien
65
Deutschland
64
Irland
57
Niederlande
37
Italien
36
Spanien
14
Griechenland
Gesamt
Quelle: Eurostat, eigene Berechnungen
3
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Forderungslaufzeiten im mittleren Bereich
Die mittlere Forderungslaufzeit der Kunden westeuropäischer Unternehmen lag im Jahr 2014 (letzte vorliegende Zahlen) bei 56,2 Tagen und ist damit gegenüber dem
Vorjahr 56,3 Tage faktisch unverändert geblieben. Wie
bei den Insolvenzquoten, so liegt Großbritannien auch
bei den Forderungslaufzeiten im europäischen Mittelfeld. In Großbritannien gab es in den beiden letzten
ausgewerteten Jahren eine marginale Verschlechterung
beim durchschnittlichen Zahlungsverhalten von 39,7 auf
39,9 Tage. Im Verhältnis zu den Zahlungslaufzeiten in
Deutschland allerdings ein um rund 10 Tage schlechterer Wert (Deutschland 2014: 28,2 Tage).
Forderungslaufzeiten in Europa (Angaben in Tagen)
81,3
84,4
GIIPS
51,9
52,3
Benelux
50,5
49,2
Frankreich
2014
39,9
39,7
Großbritannien
2013
35,0
33,7
Skandinavien
32,5
33,3
Schweiz/Österreich
28,2
27,4
Deutschland
0
20
40
60
80
100
Es ist noch zu früh, um eine Prognose zur weiteren Stabilität der Unternehmen in Großbritannien im Zeichen
des EU-Austritts abzugeben. Zwar wird sich an der
durchaus positiven Situation der Insolvenzen in Großbri-
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tannien kurzfristig nur wenig ändern – dennoch gilt es,
den einzelnen Geschäftspartner jenseits des Ärmelkanals im Auge zu behalten und mögliche Veränderungen
der Forderungslaufzeiten genauestens zu registrieren.
Karlsruhe, den 24.06.2016