Validierung von Schutzleitfäden für das Befüllen von Behältern mit

Validierung von Schutzleitfäden für das
Befüllen von Behältern mit Lösemitteln
Dr. Ralph Hebisch
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Dortmund
[email protected]
Dr. Ralph Hebisch, Validierung von Schutzleitfäden.
Neues zum Gefahrstoffrecht, Dortmund, 28. Juni 2016
Befüllung von Behältern mit Lösemitteln
- in vielen Branchen und Betrieben
- mL:
L:
m³:
Flaschen
Flaschen, Fässer, Kanister, Kegs, IBC
Tanks, Tankfahrzeuge
- Schutzleitfäden:
Control Guidance Sheets:
Toolkit Control Sheets:
D
UK
ILO
- Kooperation mit dem Verband Chemiehandel (VCH)
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Neues zum Gefahrstoffrecht, Dortmund, 28. Juni 2016
Messstrategie
• stationäre Probenahme direkt an der Absaugung (1)
•
Wirksamkeitsprüfung der lokalen Absaugung
• personengetragene Probenahme am Beschäftigten (2)
•
Beurteilung der Exposition des Beschäftigten
• stationäre Probenahme im Arbeitsbereich (3)
+
• PIMEX gekoppelt mit einem PID
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Durchgeführte Messungen
• 10 Betriebe
• 16 Stoffe
- Gefährlichkeitsgruppen A und B (Siedepunkt > 50 °C)
- lokale Absaugung
- AGW: MIBK 83 mg/m³ (20 ppm) – Ethylacetat 1500 mg/m³ (400 ppm)
• tätigkeitsbezogene Probenahme (mindestens 30 Minuten)
• insgesamt 104 Messungen
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Gefährlichskeitsgruppen
Gefährlichkeitsgruppe
A
H-Sätze
kein H-Satz, H319, H335, H336, H304
(ehemals: - , R36, R37, R65, R67)
B
H302, H332, H318, H371
(ehemals: R20, R22, R41, R68/20, R68/22)
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Situation in den Betrieben
in nur einem Fall SLF erfüllt: SLF 212 „Fassabfüllung“ (ILO 209)
erwartete Konzentration
5-50 ppm
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Neuer Ausgangspunkt
Fassabfüllung
5-50 ppm
?
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Befüllung von Kanistern und IBC
?
5-50 ppm
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Ergebnisse der Messungen
(1) Wirksamkeitsüberprüfung der lokalen Absaugung
Behälter innerhalb oder < 5-50 ppm
Kanister
8
Fass
17
IBC
24
> 50 ppm
6
15
2
(2) personengetragene Probenahme
alle AGW eingehalten (überwiegend < 1/10 des AGW)
(3) im Arbeitsbereich
meist vergleichbar oder näher bei (2)
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wenn erwartetes Expositionsband erfüllt (≤ 50 ppm)
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Beurteilung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen
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Überschreitungen des erwarteten Expositionsbandes
• Beschädigung der lokalen Absaugung
• falsche Positionierung oder Dimensionierung
der Absaugung
• Füllgeschwindigkeit - Ausströmgeschwindigkeit
- Erfassungsgeschwindigkeit
nicht aufeinander abgestimmt
• falsche Anwendung der Gaspendelung
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Problem: weitere Expositionsquellen
• An- und Abkoppeln von Schläuchen/Leitungen
• Spülen der Rohrleitungen
Lösemittel in Eimern aufgefangen
• Lösemittelabfälle in offenen Behältern
• Stickstofflanzen zum
- Rühren von Mischungen
- Ausblasen von Tankwagen
• Lagerung von Lanzen und Leitungen zum
Austausch
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Nutzung der Untersuchungsergebnisse
alidierte Schutzleitfäden
ideos zur guten Arbeitspraxis
erfahrens- und stoffspezifische
Kriterien entsprechend TRGS 420
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Geltungsbereich validierter SLF
• Stoffe der Gefährlichkeitsgruppen A und B
• Siedepunkt > 50 °C … < 150 °C
(VSK: > 50 °C)
• Mengenbereiche: L (je Gebinde)
• alle Betriebe verwendeten Absaugung:
keine Unterscheidung GG A und B
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Anwendungsbereich der VSK
• Abfüllen in Kanister, Fässer und IBC
• organische Flüssigkeiten „Lösemittel“
- Kp > 50 °C
- AGW > 9 ppm oder Gefährlichkeitsgruppen A und B (EMKG)
Stoffe mit AGW
nach TRGS 900
[ml/m³] ([ppm])
Stoffe ohne AGW
R-Satz
H-Satz
50 < AGW  500
kein R-Satz, R36,
R37, R65, R67
9 < AGW  50
R20, R22, R41,
R68/20, R68/22
kein H-Satz,
H319, H335,
H336, H304
H302, H332,
H318, H371
Gefährlichkeitsgruppe
A
B
• auch für Gemische und deren Erzeugung im Gebinde
• stationäre Abfüllvorrichtungen
• Abgefülltes Volumen < 1000 L/Gebinde
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Beurteilung der Gefahrstoffexposition
• alle Messungen tätigkeitsbezogen (≥ 30 min)
• Tätigkeitsdauer i. d. R. < 8h/Schicht  worst case
Gebinde
Messwerte [ppm]
Median
95-Perzentil
Kanister
1,6
5,8
Fässer
2,1
5,2
IBC
2,0
8,6
alle
2,0
6,8
• für Gefährdungsbeurteilung 8,6 ppm
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(95-Perzentil für IBC)
Schutzmaßnahmen (1)
• nur unterwiesene und befugte Beschäftigte
• keine Änderung vorhandener Abdeckungen und
Schutzeinrichtungen
• nur in Bereichen, in denen verschüttete Substanzen
zurückgehalten werden können
• Füllleitung muss in Gebinde eintauchen
• Gebinde möglichst nahe zur Absaugung
- Absaugvolumen ca. 180 m³/h
- bei bündigem Aufsatz ca. 24 m³/h
• Abfüllvorrichtung und Absaugung fest miteinander
verbunden (ggf. auch durch Zwangskopplung)
• Befüllung erst bei eingeschalteter Absaugung starten
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Schutzmaßnahmen (2)
• Gewichts- oder Durchflussmengenregelung
• leicht ablesbare Kontrollinstrumente
• fünffacher Luftwechsel in Bodennähe
(geschlossene oder teilweise geschlossene Arbeitsbereiche)
• Regelmäßige Reinigung
• Binde- und Putzmittel
(Aufnahme ausgelaufener oder verspritzter Flüssigkeiten; geschlossene
Sammelbehälter)
• Sicherheitsschuhe, körperbedeckender Arbeitsanzug,
ggf. Chemikalienschutzhandschuhe
• Atemschutz für unvorhersehbare Ereignisse
• Hautschutzplan
• Betriebsanweisung, Unterweisung
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AGS-Beschluss vom 2.5.2016: VSK Lösemittelabfüllung
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Verknüpfung von Messsignalen mit Filmsequenzen …
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•
Filmprofis
•
4 Betriebe, 9 Szenarien
•
reale Arbeitsvorgänge mit
Beschäftigte
gut  schlecht
•
SLF für Fässer, IBC und
Kanister validiert in mehreren
Varianten (mit integrierten
Videosequenzen)
keine validierten SLF für
Flaschen, Tank/Tankwagen,
Kegs und Safetainer
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Weitere Informationen
R.Hebisch, J. Karmann, J. Fritzsche, N. Fröhlich, A. Baumgärtel
Validation of control guidance sheets for filling of containers with organic
solvents. Gef. – Reinh. Luft 2015, 75(1-2), S. 17-22
R.Hebisch, A. Baumgärtel, N. Fröhlich, J. Karmann
Lösemittelbelastungen beim Befüllen von Kanistern, Fässern und IBC.
BG RCI.magazin 2015 (9/10), S. 16-18
R.Hebisch, A. Baumgärtel, N. Fröhlich, J. Karmann
Wirksamkeitsüberprüfung von Schutzmaßnahmen beim Befüllen von Behältern
mit Lösemitteln. Techn. Sicherh. 2015 5(9), S. 42-47
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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