Verbrauchertipps © rickyd / Shutterstock.com Fahrzeugklimaanlagen VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen 1 Inhalt Einleitung 2 Was machen Klimaanlagen in Fahrzeugen genau? 2 Was sollten Verbraucher über die Hygiene von Fahrzeug-Klimaanlagen wissen? 2 Worauf muss man achten, damit eine hygienisch einwandfreie Klimaanlage auch einwandfrei bleibt? 2 Die Klimaanlage ist nicht immer schuld! 3 Fazit 4 Literatur 4 www.vdi.de 2 VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen Einleitung Immer mehr Fahrzeuge haben heutzutage eine Klimaanlage. Im Pkw ist sie Stand der Technik, in ICE und Flugzeug sowieso, auch immer mehr Busse und Schienenfahrzeuge haben klimatisierte Innenräume. Klimaanlagen können besonders bei sommerlichen Temperaturen den Insassen die Fahrt erheblich angenehmer machen, wenn sich der Innenraum aufgrund relativ großer Fenster leicht aufheizt. Was machen Klimaanlagen in Fahrzeugen genau? In Fahrzeugen sitzen oft viele Personen auf engem Raum, deshalb muss die Luft auch oft, mitunter mehrfach in der Minute, gewechselt werden – die Hauptaufgabe der Klimaanlage. Dabei wird meist Außenluft angesaugt, manchmal mit einem Anteil an Innenraumluft gemischt, gefiltert, gekühlt oder geheizt, und dann durch Luftkanäle in den Innenraum geleitet. Die meisten Fahrzeugklimaanlagen haben eine Umluftfunktion, mit der die Außenluft z. B. bei Geruchsbelästigungen oder zum schnelleren Heizen oder kühlen vorübergehend ausgesperrt werden kann – aber aus Sicherheitsgründen nie ganz vollständig. Die Qualität der Luft im Innenraum von Fahrzeugen ist also in hohem Maß von der Außenluft abhängig. Aber auch die Klimaanlage spielt eine wichtige Rolle. Sie muss so gebaut sein, dass sie den Zustand der Außenluft zumindest nicht verschlechtert, bevor die Außenluft in den Innenraum gelangt – im Neuzustand erfüllen Klimaanlagen diese Mindestanforderung sicherlich. Damit es auch so bleibt, müssen ein paar Dinge beachtet werden, die in der Richtlinie VDI 6032 Blatt 1 beschrieben werden. Was sollten Verbraucher über die Hygiene von Fahrzeug-Klimaanlagen wissen? Klimaanlagen können Luft mit den eingebauten Filtern reinigen (also Stoffe daraus absorbieren), sie erwärmen und kühlen, und dabei der Luft auch die Feuchte entziehen. Was die Filter aus der angesaugten Umgebungsluft entfernen, verbleibt allerdings im Filter, der sich dabei langsam zusetzt. Dabei nehmen seine Leistung und auch die Leistung der Klimaanlage langsam ab. Auch an allen Oberflächen in der Klimaanlage können sich Stäube und andere Verschmutzungen aus der Umgebungsluft festsetzen. Starke Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenflächen der Luftleitungen können dazu führen, dass Luftfeuchtigkeit kondensiert. Richtig dimensiowww.vdi.de nierte und konstruierte Klimaanlagen berücksichtigen dies und sorgen dafür, dass Kondenswasser rasch aus der Anlage abfließen kann, ohne Staubansammlungen zu befeuchten. Die Luftleitungen sind auch aus Materialien gefertigt, die glatt und weitest möglich schmutzabweisend sind und insbesondere Mikroorganismen keine Nahrung bieten. Dabei sollten sie allerdings nur dann antibakteriell beschichtet sein, wenn die Beschichtung ihrerseits für die Fahrzeuginsassen unbedenklich ist. Auch die beste Klimaanlage wird allerdings naturgemäß mit der Zeit zum Staubsammler und über die Umgebungsluft kann alles Mögliche hineingelangen und sich dort ansammeln. In öffentlichen Verkehrsmitteln, die von verantwortungsbewussten Betreibern betrieben werden, wird dieser Tatsache durch regelmäßige Reinigung und Wartung Rechnung getragen. Worauf muss man achten, damit eine hygienisch einwandfreie Klimaanlage auch einwandfrei bleibt? Wartung Wichtig sind die regelmäßige Wartung der Klimaanlage und insbesondere der Filterwechsel. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder gewerblich genutzten Fahrzeugen obliegt dies dem Betreiber, der dabei auch eine sorgfältige Reinigung der gesamten dabei zugänglichen Oberflächen um den Filtereinsatz herum in seine Wartungsprozeduren einbeziehen sollte. Die Wartungsintervalle moderner Pkws sind auf das Funktionieren der wichtigsten Aggregate des Fahrzeugs ausgerichtet. Verbesserte Motorenöle, präzisere Fertigungsmethoden, neue Werkstoffe und nicht zuletzt der Wunsch vieler, besonders gewerblicher Kunden nach günstigen Betriebskosten haben dazu geführt, dass diese Wartungsintervalle in den letzten Jahren stark ausgedehnt wurden. Wenn das Auto wenig oder meist auf Kurzstrecken bewegt wird, vergehen zwischen zwei Wartungen leicht zwei Jahre. Für den Pollenallergiker sind dies auch zwei Vegetationsperioden. Als Pollenallergiker sollten Sie überlegen, ob Sie den Filterwechsel nicht grundsätzlich kurz vor den Beginn der Saison des Allergens legen sollten. Die beste Leistung und den höchsten Abscheidegrad erreichen Filter, die frisch eingebaut sind. VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen Filterwechsel Bei privaten Pkws ist man in der Regel auf eine Werkstatt angewiesen. Der Wechsel des Innenraumfilters ist Bestandteil der regelmäßigen Wartungen – wenn diese in den vorgesehenen Intervallen durchgeführt werden, ist bereits viel für eine einwandfrei funktionierende Klimaanlage getan. Allerdings sollten Sie speziell aus der Sicht der Lufthygiene folgende Aspekte bedenken: Bei manchen Fahrzeugen sind die Innenraumluftfilter nicht sehr zugänglich eingebaut, und nicht alle Mechaniker schätzen die Arbeit, an sie heranzukommen und sie auszutauschen. Als Werkstattkunde haben sie nicht viele Möglichkeiten, die Sorgfalt der Werkstatt zu prüfen. Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, lassen Sie sich den ausgebauten alten Filter bei der Abholung des Fahrzeugs zeigen. Reinigungsmittel Viele Autofahrer verzichten auf teure Inspektionen, wenn ihr Fahrzeug in die Jahre kommt, und beschränken sich auf den Ölwechsel und schieben Werkstattbesuche auf, bis eine Reparatur fällig wird. Für die Hygiene ist allerdings gerade bei älteren Fahrzeugen, in deren Leben sicherlich das eine oder andere mit der Außenluft seinen Weg an unzugängliche Stellen der Lüftungsleitungen gefunden hat, eine gewisse Aufmerksamkeit für den Zustand der Klimaanlage von großer Wichtigkeit. Muffiger Geruch aus der Klimaanlage kann darauf hindeuten, dass auf einem völlig zugesetzten Filter oder einer ungünstig gelegenen, feuchten Schmutzablagerung eine Schimmelkolonie wächst. Einen duftspendenden Anhänger an den Rückspiegel zu hängen, ist jetzt nicht die richtige Maßnahme. Abgesehen davon, dass auch dessen Inhaltsstoffe die Luft kaum gesünder machen werden, wird sich das Problem in der Klimaanlage mit der Zeit weiter verschlimmern. Hier hilft nur, die überfällige Wartung des Filtereinsatzes bald nachzuholen und bei dieser Gelegenheit eine Grundreinigung der Anlage mit geeigneten Spezialmittel durchführen zu lassen. Weil die Luftleitungen von Pkw-Klimaanlagen fast völlig unzugänglich eingebaut sind, ist der Einsatz von Spezialsprays das Mittel der Wahl. Sprechen Sie darüber mit der Werkstatt, die Sie damit betrauen möchten. Viele Werkstätten haben für diese Maßnahme geschulte Mitarbeiter. Zur Selbsthilfe oder gar zur Improvisation sollten Sie nicht greifen: Nicht jedes Mittel ist dafür geeignet, und Sie wollen sicher nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben und 3 statt der Schimmelsporen giftige Rückstände des Reinigungsmittels einatmen. Grundsätzlich ist vor dem Einsatz aggressiver Reinigungsmittel mit gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen zu warnen, denn in einem Fahrzeuginnenraum und besonders in den Leitungen einer Lüftungsanlage können sich hartnäckige Rückstände davon bilden, denen man dann bei jeder Nutzung des Fahrzeugs ausgesetzt ist. Die Klimaanlage ist nicht immer schuld! Eine sorgfältig konstruierte und regelmäßig gewartete Klimaanlage ist noch keine Garantie für einen hygienischen Fahrzeuginnenraum! Den größten Einfluss auf die Hygiene der Luft im Innenraum eines Fahrzeugs haben die Fahrzeugnutzer, und nicht die Klimaanlage. Der Hersteller des Fahrzeugs hat getan, was er konnte, um Ihnen einen hygienisch unbedenklichen Innenraum zu übergeben. Wie lange es so bleibt, ist eine Frage dessen, was darin Tag für Tag passiert. Fahrzeugnutzer können eine Menge in den Innenraum bringen, was kaum wieder herauszubringen ist, und was auch die Luft des Innenraums bleibend verändert. Zigarettenrauch, organischer Schmutz, Behälter mit Chemikalien sind Quellen von Schadstoffen und Keimen, die in den textilen Oberflächen von Fahrzeuginnenräumen zum Teil für immer Spuren hinterlassen, die sich mit modernen Messmethoden problemlos nachweisen lassen und bei Messungen der Innenraumluft im stehenden Fahrzeug auch beachtliche Werte erreichen können. Hier allerdings sollte man nicht in Panik geraten. Der häufige Luftwechsel in Fahrzeugen sorgt dafür, dass schon nach kürzester Fahrt die Ausdünstungen des Innenraums gegenüber der Qualität der Außenluft an Einfluss verlieren. Im fahrenden Fahrzeug ist die Luft eine andere als im stehenden Fahrzeug, das man gerade nach langer Standzeit bestiegen hat. Trotzdem gilt: Vermeiden Sie nach Möglichkeit, Schmutz und Schadstoffe in Fahrzeuginnenräume zu bringen, und rauchen Sie nach Möglichkeit nicht in Fahrzeugen. Beseitigen Sie eingetragenen Schmutz, der mit Keimen belastet sein könnte oder deren Wachstum begünstigt, möglichst bald mit geeigneten handelsüblichen Mitteln, bevorzugt solchen ohne gesundheitsgefährdende Lösungsmittel. Geben Sie feuchten Stellen auf Polstern und Teppichen die Gelegenheit, rasch zu trocknen, bevor sich (trotz der Werkstoffauswahl des Fahrzeugherstellers) Schimmel bilden könnte. www.vdi.de 4 VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen Saugen Sie regelmäßig Staub im Innenraum, und wischen Sie anhaftenden Staub von den Fenstern und Verkleidungen ab. Viele Klimaanlagen schalten automatisch auf Umluftbetrieb, wenn es energetisch vorteilhaft ist oder ein Sensor schlechte Außenluft signalisiert. Staub aus dem Innenraum gelangt dann in die Klimaanlage. Transportieren Sie Chemikalienbehälter und Gefäße, aus denen Dämpfe und Flüssigkeiten entweichen können, nach Möglichkeit nicht in Fahrzeuginnenräumen, die zum Aufenthalt von Personen bestimmt sind. Auch Kofferräume mit nicht luftdichten Abtrennungen zum Fahrgastraum sind hierfür nicht zu empfehlen. An heißen Tagen zunächst mit geöffneten Fenstern loszufahren, damit der aufgeheizte Innenraum sich schneller abkühlt, und dabei gleichzeitig die Klimaanlage laufen zu lassen, ist energetisch richtig. Danach allerdings sollten Sie die Fenster schließen, denn der Innenraum des Fahrzeugs wird sonst kaum richtig abkühlen und die Klimaanlage wird mit hohem Durchsatz arbeiten, sodass sie auch mehr Staub ansaugt. Und gerade im Sommer kommt durch die geöffneten Fenster auch viel Staub in den Innenraum. www.vdi.de Fazit Für Fahrzeuge gilt hinsichtlich der Hygiene im Prinzip dasselbe wie für alle Räume, in denen man sich aufhält. Klimatisierte Fahrzeuge weisen aber gegenüber Gebäuden ein paar Unterschiede auf. Mit regelmäßiger Wartung und etwas Umsicht kann man die Klimaanlage und den Innenraum des Fahrzeugs lange Jahre hygienisch einwandfrei erhalten. Das sollte man auch tun, denn eine Wiederherstellung des einwandfreien Zustands ist gemessen am Fahrzeugwert mitunter sehr aufwendig, wenn die Klimaanlage erst einmal angefangen hat, zu gammeln. Klimaanlagen und Fahrzeugbetreiber, die den Empfehlungen der Richtlinie VDI 6032 Blatt 1 folgen, sind eine gute Vorbeugung vor solchem Ungemach. Für Ihren Privatwagen sollten Sie Ihrer Gesundheit zuliebe nicht an der Pflege und Wartung sparen – spätestens beim Wiederverkauf lohnt es sich auch für das Portemonnaie, wenn Ihr Fahrzeug nicht müffelt Literatur VDI 6032 Blatt 1:2015-05 Lufttechnik, Luftqualität in Fahrzeugen; Hygieneanforderungen an die Lüftungstechnik. Berlin: Beuth Verlag Der VDI Sprecher, Gestalter, Netzwerker Die Faszination für Technik treibt uns voran: Seit 160 Jahren gibt der VDI Verein Deutscher Ingenieure wichtige Impulse für neue Technologien und technische Lösungen für mehr Lebensqualität, eine bessere Umwelt und mehr Wohlstand. Mit rund 155.000 persönlichen Mitgliedern ist der VDI der größte technisch-wissenschaftliche Verein Deutschlands. Als Sprecher der Ingenieure und der Technik gestalten wir die Zukunft aktiv mit. Mehr als 12.000 ehrenamtliche Experten bearbeiten jedes Jahr neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres Technikstandorts. Als drittgrößter Regelsetzer ist der VDI Partner für die deutsche Wirtschaft und Wissenschaft. VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik Dipl.-Ing. Thomas Albrecht Telefon: +49 211 6214-619 E-Mail: [email protected] www.vdi.de
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