Verbrauchertipps - Verein Deutscher Ingenieure

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Fahrzeugklimaanlagen
VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen
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Inhalt
Einleitung
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Was machen Klimaanlagen in Fahrzeugen genau?
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Was sollten Verbraucher über die Hygiene von Fahrzeug-Klimaanlagen wissen?
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Worauf muss man achten, damit eine hygienisch einwandfreie Klimaanlage auch
einwandfrei bleibt?
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Die Klimaanlage ist nicht immer schuld!
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Fazit
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Literatur
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www.vdi.de
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VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen
Einleitung
Immer mehr Fahrzeuge haben heutzutage eine Klimaanlage. Im Pkw ist sie Stand der Technik, in ICE und
Flugzeug sowieso, auch immer mehr Busse und
Schienenfahrzeuge haben klimatisierte Innenräume.
Klimaanlagen können besonders bei sommerlichen
Temperaturen den Insassen die Fahrt erheblich angenehmer machen, wenn sich der Innenraum aufgrund
relativ großer Fenster leicht aufheizt.
Was machen Klimaanlagen in Fahrzeugen
genau?
In Fahrzeugen sitzen oft viele Personen auf engem
Raum, deshalb muss die Luft auch oft, mitunter mehrfach in der Minute, gewechselt werden – die Hauptaufgabe der Klimaanlage. Dabei wird meist Außenluft
angesaugt, manchmal mit einem Anteil an Innenraumluft gemischt, gefiltert, gekühlt oder geheizt, und dann
durch Luftkanäle in den Innenraum geleitet. Die meisten Fahrzeugklimaanlagen haben eine Umluftfunktion, mit der die Außenluft z. B. bei Geruchsbelästigungen oder zum schnelleren Heizen oder kühlen
vorübergehend ausgesperrt werden kann – aber aus
Sicherheitsgründen nie ganz vollständig.
Die Qualität der Luft im Innenraum von Fahrzeugen
ist also in hohem Maß von der Außenluft abhängig.
Aber auch die Klimaanlage spielt eine wichtige Rolle.
Sie muss so gebaut sein, dass sie den Zustand der
Außenluft zumindest nicht verschlechtert, bevor die
Außenluft in den Innenraum gelangt – im Neuzustand
erfüllen Klimaanlagen diese Mindestanforderung
sicherlich. Damit es auch so bleibt, müssen ein paar
Dinge beachtet werden, die in der Richtlinie
VDI 6032 Blatt 1 beschrieben werden.
Was sollten Verbraucher über die
Hygiene von Fahrzeug-Klimaanlagen
wissen?
Klimaanlagen können Luft mit den eingebauten Filtern reinigen (also Stoffe daraus absorbieren), sie
erwärmen und kühlen, und dabei der Luft auch die
Feuchte entziehen. Was die Filter aus der angesaugten
Umgebungsluft entfernen, verbleibt allerdings im
Filter, der sich dabei langsam zusetzt. Dabei nehmen
seine Leistung und auch die Leistung der Klimaanlage
langsam ab. Auch an allen Oberflächen in der Klimaanlage können sich Stäube und andere Verschmutzungen aus der Umgebungsluft festsetzen.
Starke Temperaturunterschiede zwischen Innen- und
Außenflächen der Luftleitungen können dazu führen,
dass Luftfeuchtigkeit kondensiert. Richtig dimensiowww.vdi.de
nierte und konstruierte Klimaanlagen berücksichtigen
dies und sorgen dafür, dass Kondenswasser rasch aus
der Anlage abfließen kann, ohne Staubansammlungen
zu befeuchten. Die Luftleitungen sind auch aus Materialien gefertigt, die glatt und weitest möglich
schmutzabweisend sind und insbesondere Mikroorganismen keine Nahrung bieten. Dabei sollten sie allerdings nur dann antibakteriell beschichtet sein, wenn
die Beschichtung ihrerseits für die Fahrzeuginsassen
unbedenklich ist.
Auch die beste Klimaanlage wird allerdings naturgemäß mit der Zeit zum Staubsammler und über die
Umgebungsluft kann alles Mögliche hineingelangen
und sich dort ansammeln. In öffentlichen Verkehrsmitteln, die von verantwortungsbewussten Betreibern
betrieben werden, wird dieser Tatsache durch regelmäßige Reinigung und Wartung Rechnung getragen.
Worauf muss man achten, damit eine
hygienisch einwandfreie Klimaanlage
auch einwandfrei bleibt?
Wartung
Wichtig sind die regelmäßige Wartung der Klimaanlage und insbesondere der Filterwechsel. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder gewerblich genutzten
Fahrzeugen obliegt dies dem Betreiber, der dabei auch
eine sorgfältige Reinigung der gesamten dabei zugänglichen Oberflächen um den Filtereinsatz herum in
seine Wartungsprozeduren einbeziehen sollte.
Die Wartungsintervalle moderner Pkws sind auf das
Funktionieren der wichtigsten Aggregate des Fahrzeugs ausgerichtet. Verbesserte Motorenöle, präzisere
Fertigungsmethoden, neue Werkstoffe und nicht zuletzt der Wunsch vieler, besonders gewerblicher Kunden nach günstigen Betriebskosten haben dazu geführt, dass diese Wartungsintervalle in den letzten
Jahren stark ausgedehnt wurden. Wenn das Auto
wenig oder meist auf Kurzstrecken bewegt wird,
vergehen zwischen zwei Wartungen leicht zwei Jahre.
Für den Pollenallergiker sind dies auch zwei Vegetationsperioden.
Als Pollenallergiker sollten Sie überlegen, ob Sie
den Filterwechsel nicht grundsätzlich kurz vor den
Beginn der Saison des Allergens legen sollten. Die
beste Leistung und den höchsten Abscheidegrad
erreichen Filter, die frisch eingebaut sind.
VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen
Filterwechsel
Bei privaten Pkws ist man in der Regel auf eine
Werkstatt angewiesen. Der Wechsel des Innenraumfilters ist Bestandteil der regelmäßigen Wartungen –
wenn diese in den vorgesehenen Intervallen durchgeführt werden, ist bereits viel für eine einwandfrei
funktionierende Klimaanlage getan. Allerdings sollten
Sie speziell aus der Sicht der Lufthygiene folgende
Aspekte bedenken:
Bei manchen Fahrzeugen sind die Innenraumluftfilter
nicht sehr zugänglich eingebaut, und nicht alle Mechaniker schätzen die Arbeit, an sie heranzukommen
und sie auszutauschen. Als Werkstattkunde haben sie
nicht viele Möglichkeiten, die Sorgfalt der Werkstatt
zu prüfen.
Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, lassen Sie
sich den ausgebauten alten Filter bei der Abholung
des Fahrzeugs zeigen.
Reinigungsmittel
Viele Autofahrer verzichten auf teure Inspektionen,
wenn ihr Fahrzeug in die Jahre kommt, und beschränken sich auf den Ölwechsel und schieben Werkstattbesuche auf, bis eine Reparatur fällig wird. Für die
Hygiene ist allerdings gerade bei älteren Fahrzeugen,
in deren Leben sicherlich das eine oder andere mit der
Außenluft seinen Weg an unzugängliche Stellen der
Lüftungsleitungen gefunden hat, eine gewisse Aufmerksamkeit für den Zustand der Klimaanlage von
großer Wichtigkeit.
Muffiger Geruch aus der Klimaanlage kann darauf
hindeuten, dass auf einem völlig zugesetzten Filter
oder einer ungünstig gelegenen, feuchten Schmutzablagerung eine Schimmelkolonie wächst. Einen duftspendenden Anhänger an den Rückspiegel zu hängen,
ist jetzt nicht die richtige Maßnahme. Abgesehen
davon, dass auch dessen Inhaltsstoffe die Luft kaum
gesünder machen werden, wird sich das Problem in
der Klimaanlage mit der Zeit weiter verschlimmern.
Hier hilft nur, die überfällige Wartung des Filtereinsatzes bald nachzuholen und bei dieser Gelegenheit
eine Grundreinigung der Anlage mit geeigneten Spezialmittel durchführen zu lassen.
Weil die Luftleitungen von Pkw-Klimaanlagen fast
völlig unzugänglich eingebaut sind, ist der Einsatz
von Spezialsprays das Mittel der Wahl. Sprechen Sie
darüber mit der Werkstatt, die Sie damit betrauen
möchten. Viele Werkstätten haben für diese Maßnahme geschulte Mitarbeiter. Zur Selbsthilfe oder gar
zur Improvisation sollten Sie nicht greifen: Nicht
jedes Mittel ist dafür geeignet, und Sie wollen sicher
nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben und
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statt der Schimmelsporen giftige Rückstände des
Reinigungsmittels einatmen.
Grundsätzlich ist vor dem Einsatz aggressiver
Reinigungsmittel mit gesundheitsgefährdenden
Inhaltsstoffen zu warnen, denn in einem Fahrzeuginnenraum und besonders in den Leitungen einer
Lüftungsanlage können sich hartnäckige Rückstände davon bilden, denen man dann bei jeder Nutzung des Fahrzeugs ausgesetzt ist.
Die Klimaanlage ist nicht immer schuld!
Eine sorgfältig konstruierte und regelmäßig gewartete
Klimaanlage ist noch keine Garantie für einen hygienischen Fahrzeuginnenraum! Den größten Einfluss
auf die Hygiene der Luft im Innenraum eines Fahrzeugs haben die Fahrzeugnutzer, und nicht die Klimaanlage. Der Hersteller des Fahrzeugs hat getan, was er
konnte, um Ihnen einen hygienisch unbedenklichen
Innenraum zu übergeben. Wie lange es so bleibt, ist
eine Frage dessen, was darin Tag für Tag passiert.
Fahrzeugnutzer können eine Menge in den Innenraum
bringen, was kaum wieder herauszubringen ist, und
was auch die Luft des Innenraums bleibend verändert.
Zigarettenrauch, organischer Schmutz, Behälter mit
Chemikalien sind Quellen von Schadstoffen und
Keimen, die in den textilen Oberflächen von Fahrzeuginnenräumen zum Teil für immer Spuren hinterlassen, die sich mit modernen Messmethoden problemlos nachweisen lassen und bei Messungen der
Innenraumluft im stehenden Fahrzeug auch beachtliche Werte erreichen können.
Hier allerdings sollte man nicht in Panik geraten. Der
häufige Luftwechsel in Fahrzeugen sorgt dafür, dass
schon nach kürzester Fahrt die Ausdünstungen des
Innenraums gegenüber der Qualität der Außenluft an
Einfluss verlieren. Im fahrenden Fahrzeug ist die Luft
eine andere als im stehenden Fahrzeug, das man gerade nach langer Standzeit bestiegen hat.
Trotzdem gilt: Vermeiden Sie nach Möglichkeit,
Schmutz und Schadstoffe in Fahrzeuginnenräume
zu bringen, und rauchen Sie nach Möglichkeit nicht
in Fahrzeugen.
Beseitigen Sie eingetragenen Schmutz, der mit Keimen belastet sein könnte oder deren Wachstum begünstigt, möglichst bald mit geeigneten handelsüblichen Mitteln, bevorzugt solchen ohne gesundheitsgefährdende Lösungsmittel. Geben Sie feuchten Stellen
auf Polstern und Teppichen die Gelegenheit, rasch zu
trocknen, bevor sich (trotz der Werkstoffauswahl des
Fahrzeugherstellers) Schimmel bilden könnte.
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VDI-Verbrauchertipps – Fahrzeugklimaanlagen
Saugen Sie regelmäßig Staub im Innenraum, und
wischen Sie anhaftenden Staub von den Fenstern
und Verkleidungen ab.
Viele Klimaanlagen schalten automatisch auf Umluftbetrieb, wenn es energetisch vorteilhaft ist oder ein
Sensor schlechte Außenluft signalisiert. Staub aus
dem Innenraum gelangt dann in die Klimaanlage.
Transportieren Sie Chemikalienbehälter und Gefäße, aus denen Dämpfe und Flüssigkeiten entweichen können, nach Möglichkeit nicht in Fahrzeuginnenräumen, die zum Aufenthalt von Personen
bestimmt sind.
Auch Kofferräume mit nicht luftdichten Abtrennungen zum Fahrgastraum sind hierfür nicht zu empfehlen.
An heißen Tagen zunächst mit geöffneten Fenstern
loszufahren, damit der aufgeheizte Innenraum sich
schneller abkühlt, und dabei gleichzeitig die
Klimaanlage laufen zu lassen, ist energetisch richtig.
Danach allerdings sollten Sie die Fenster schließen,
denn der Innenraum des Fahrzeugs wird sonst kaum
richtig abkühlen und die Klimaanlage wird mit hohem
Durchsatz arbeiten, sodass sie auch mehr Staub ansaugt. Und gerade im Sommer kommt durch die geöffneten Fenster auch viel Staub in den Innenraum.
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Fazit
Für Fahrzeuge gilt hinsichtlich der Hygiene im Prinzip dasselbe wie für alle Räume, in denen man sich
aufhält. Klimatisierte Fahrzeuge weisen aber gegenüber Gebäuden ein paar Unterschiede auf. Mit regelmäßiger Wartung und etwas Umsicht kann man die
Klimaanlage und den Innenraum des Fahrzeugs lange
Jahre hygienisch einwandfrei erhalten. Das sollte man
auch tun, denn eine Wiederherstellung des einwandfreien Zustands ist gemessen am Fahrzeugwert mitunter sehr aufwendig, wenn die Klimaanlage erst einmal
angefangen hat, zu gammeln. Klimaanlagen und
Fahrzeugbetreiber, die den Empfehlungen der Richtlinie VDI 6032 Blatt 1 folgen, sind eine gute Vorbeugung vor solchem Ungemach.
Für Ihren Privatwagen sollten Sie Ihrer Gesundheit
zuliebe nicht an der Pflege und Wartung sparen –
spätestens beim Wiederverkauf lohnt es sich auch
für das Portemonnaie, wenn Ihr Fahrzeug nicht
müffelt
Literatur
VDI 6032 Blatt 1:2015-05 Lufttechnik, Luftqualität in
Fahrzeugen; Hygieneanforderungen an die Lüftungstechnik. Berlin: Beuth Verlag
Der VDI
Sprecher, Gestalter, Netzwerker
Die Faszination für Technik treibt uns voran: Seit 160 Jahren gibt der VDI Verein Deutscher Ingenieure wichtige
Impulse für neue Technologien und technische Lösungen für mehr Lebensqualität, eine bessere Umwelt und mehr
Wohlstand. Mit rund 155.000 persönlichen Mitgliedern ist der VDI der größte technisch-wissenschaftliche Verein
Deutschlands. Als Sprecher der Ingenieure und der Technik gestalten wir die Zukunft aktiv mit. Mehr als 12.000
ehrenamtliche Experten bearbeiten jedes Jahr neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres Technikstandorts. Als
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VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
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