Stadtarchiv Mössingen Blick ins Archiv Der Opa kam aus Talheim Familie Gonzalez Maier aus Chile zu Besuch Ende Juni besuchten Claudio Gonzalez Maier aus Valparaiso/Chile und seine Frau Lily das Mössinger Stadtarchiv. Er ist der Enkel des Talheimers Johannes Maier, der um 1916 nach Südamerika ausgewandert war. Auf der Suche nach den Wurzeln des Großvaters waren die Anfragen der Familie in mehreren Talheims in Deutschland erfolglos gewesen, bis sie sich Anfang des Jahres an das Stadtarchiv Mössingen wandten. Hier konnte Archivarin Franziska Blum Johannes Maier im Talheimer Familienregister als den 1887 erstgeborenen Sohn des Johann Georg Maier und der Maria Dorothee Betz ausfindig machen. Links: Claudia Gonzalez Maier (li.) und Frau Lily im weiß-blauen Kleid aus Chile im Stadtarchiv Mössingen mit Archivarin Blum und Ortsvorsteher Gottlob Heller. Rechts: Der um 1916 nach Südamerika ausgewanderte Großvater Johannes Maier. Als der älteste Sohn einer kinderreichen Talheimer Familie machte sich Johannes Maier in jungen Jahren auf die Suche nach Arbeitsmöglichkeiten fernab der Heimat. Die Mutter Maria war kurz nach der Geburt von Zwillingen im Alter von 39 Jahren verstorben, der Vater knapp vier Jahre später. So waren die ältesten Geschwister gefordert, die Kinderschar durchzubringen. Die 19jährige älteste Tochter Catharine kümmerte sich fortan um die Schar von vier Geschwistern im Alter von 4 bis 10 Jahren. Und Johannes wurde als Mechaniker auf Rheinschiffen tätig, um Geld an die Familie zu schicken. 1916 heuerte er auf einem Handelsschiff in Richtung Argentinien an. Dort angekommen arbeitete er sieben Jahre beim Bau der U-Bahn in Buenos Aires, ehe Stadtarchiv Mössingen – Blick ins Archiv er 1922 nach Chile emigrierte. 1923 reiste er nochmals nach Deutschland. Seine Schwester Catherine war inzwischen verheiratet und als Johannes sah, dass die anderen Geschwister groß genug waren, um selbst für sich zu sorgen, begann er sich nach seiner Rückkehr in Chile, ein eigenes Leben aufzubauen. In Valparaiso kaufte er sich ein Stück Land und baute eine mechanische Werkstatt auf. 1926 lernte er die aus Frauenstein im Erzgebirge stammende, 23-jährige Helene Straube kennen und heiratete sie. Ein Jahr später kam die Tochter Gisela zur Welt, es folgten zwei Töchter und ein Sohn. Claudio Gonzalez Maier, der Sohn von Gisela, berichtet: „Mein Opa arbeitete weiterhin sehr hart ohne jemals Urlaub zu machen. Er erweiterte seinen Betrieb, baute ein Haus für die Familie. Er war sehr diszipliniert und hat nicht viel geredet. An seine Familie in Deutschland wurde weiterhin gedacht. Seine Frau und seine drei Töchter strickten immer warme Kinderkleidung, die sie nach Deutschland schickten.“ Für die älteste Tochter von Johannes Maier, Gisela, wurde der Traum, sich auf die Spuren ihrer deutschen Wurzeln zu machen, erst im Alter von 80 Jahren wahr. 2008 reiste sie mit ihrer Schwiegertochter Lily nach Deutschland und besuchte Frauenstein im Erzgebirge, den Geburtsort der Mutter. Bei der Suche nach dem Geburtsort des Vaters landeten sie in Talheim bei Heilbronn, wo ihre Anfrage erfolglos blieb. Da die Reise kurz darauf endete, mussten sie ihre Suche abbrechen. Anfang dieses Jahres erhielt Claudio Gonzalez Maier auf seine Anfrage im Stadtarchiv Mössingen die Nachricht, dass das Talheim im Steinlachtal der Geburtsort des Großvaters war und dass dessen Vorfahren schon seit 400 Jahren in Talheim lebten. Diese freudige Nachricht konnte er seiner Mutter noch mitteilen, ehe sie kurze Zeit später verstarb. Eine für dieses Jahr geplante Reise nach Deutschland wurde vom Ehepaar Gonzalez Maier im Hinblick auf das 1.250-jährige Jubiläum Talheims kurzerhand auf Juni verlegt. Zum großen Festakt im Talheimer Festzelt am Samstag waren auch Sohn Alonso und Tochter Magdalena aus London angereist. Ortsvorsteher Heller bat die vier „weitest gereisten Gäste“ auf die Bühne und begrüßte sie offiziell ganz herzlich. Claudio Gonzalez Maier sprach in sehr gutem Deutsch seinen Dank aus: „Ich fühle mich geehrt, heute bei den Feierlichkeiten in Talheim dabei zu sein. Es ist der Ort, wo mein Großvater und damit auch wir unsere Wurzeln haben.“ Durch Familienforschungen im Archiv konnten sogar Cousinen 3. Grades von Claudio Gonzalez Maier ausfindig gemacht werden, die heute noch in Talheim wohnen. Im Festzelt kam es dann zu einer freudigen Familienzusammenführung, bei der Kontaktdaten ausgetauscht wurden. Die Familie Gonzalez Maier möchte die Beziehungen nach Talheim weiter pflegen. Franziska Blum Stadtarchiv Mössingen – Blick ins Archiv
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