26. Juni 2016
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Urteil: Drei Jahre Haft
Voller Optimismus
Vor dem Landgericht Waldshut-Tiengenwurde
ein 52-Jährigerwegen schweren sexuellen Missbrauchs einer Dreijährigen zu drei Jahren Haft
verurteilt. Das Mädchenwar nach der TatverhalSEITE 2
tensauffällig geworden.
Zuversicht herrscht im deutschen Lagervor dem Achtelfinale gegen die Slowakei. „Wir sind
aufdenPunktda“,versprichtMaSEITE 11
nuel Neuer (Foto).
Mehr auf Seite 4
Schleichende Schließung
Europaflagge auf
halbmast
Emotionale Reaktionen auf den BREXIT in der Region
Enttäuschung, Ärger, Trauer: Die
Reaktionen auf den Beschluss
der Briten, die Europäische Union zu verlassen, sind in Südbaden teils emotional ausgefallen.
Gut sichtbar war dies im EuropaPark in Rust: „Aus Solidarität mit
den 48 Prozent Briten, die gegen
den Austritt gestimmt haben,
haben wir die Flagge im englischen Themenbereich heute auf
halbmast gesetzt“, erklärte Parksprecher Daniel Westermann
am Freitag. Und versicherte augenzwinkernd, dass englische
Gäste sich weiter frei bewegen
dürften: „Es ist nicht erforderlich, dass sie ihre Reisedokumente mit sich führen.“
„Die Entscheidung des britischen Volkes trifft mich als überzeugte Europäerin sehr“, schrieb
Rita Schwarzelühr-Sutter, SPDBundestagsabgeordnete
aus
Waldshut, in einer Stellungnahme. Europa sei so viel mehr als
eine Idee oder ein Binnenmarkt,
betonte auch ihr Emmendinger
CDU-Kollege Peter Weiß: „Die europäische Einigung ist die erfolgreichste und größte Friedensinitiative der Menschheit“, sagte
Weiß, der den Brexit „mehr als
bedauerlich“ nannte. Bei Johannes Fechner, SPD-Bundestagsabgeordneter im selben Wahlkreis,
überwogen andere Gefühle: „Die
Briten haben in der EU viel blockiert und sich oft die Rosinen
rausgepickt – insofern hält sich
meine Trauer in Grenzen.“
Nicht mehr vereint: In Südbadens
Wirtschaft und Politik bedauern
FOTO: DPA
viele den Brexit.
Ob Unternehmerverbände,
Handelskammer oder IG Metall:
In der regionalen Wirtschaft
rechnet man damit, dass die Briten bald merken könnten, dass
der Brexit ein Fehler war. „Dieses
Votum führt in eine Sackgasse“,
sagte WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. „Es macht
Großbritannien noch mehr zur
Insel und Europa insgesamt ärmer – nicht nur wirtschaftlich.“
Auch Südwestmetall-Chef Stephan Wilcken erwartet für hiesige Betriebe Exportrückgänge
und deutlich mehr Bürokratie,
aber keine Arbeitsplatzverluste.
Als „Weckruf für Europa“ wurde das Votum von vielen verstanden: Die EU müsse sich auf
die gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik
konzentrieren, so Weiß. Schluss
müsse sein mit dem „oft ärgerlichen Klein-Klein, mit dem sich
die EU-Kommission in alle möglichen Bereiche einmischt“. Europa müsse „bürgernäher, transparenter und gerechter“ werden,
sagte
Fechner.
Schwarzelühr-Sutter warnte: „Wir dürfen unser Europa nicht den Nationalisten überlassen.“
Penny Leube, die mit ihrem
Mann Ernst dem „Anglo German
Club“ in Freiburg vorsitzt, fühlt
sich zerrissen: „Wir haben diese
Insel-Mentalität und mögen es
nicht, wenn man uns sagt, was
wir tun sollen. Wir Briten waren
immer ein schwieriger Partner,
oder?“ Doch die EU-Bürokratie
habe esversäumt, die Herzen der
Briten zu erreichen.
Ein „Weiter so“ dürfe es nicht
geben, sagte Lüder Gerken, Chef
des Centrums für europäische
Politik in Freiburg, dafür seien
die Fliehkräfte zu gefährlich:
„Europa muss sich auf seine Werte besinnen und die vereinbarten Regeln einhalten.“ Und offen
bleiben: „Das Tischtuch ist nicht
zerschnitten“, sagte der Ökonomieprofessor: „Eines Tages werden die Briten ihre Entscheidung
vielleicht bereuen und zurückSIR/RD
kehren wollen.“
Blaue Briefe: Jede zweite WERKREALSCHULE in Südbaden hat keine Zukunft mehr
In Baden-Württemberg
schließen nach und nach
150 Werkrealschulen, weil
sich zu wenige Schüler für
sie finden. Ist mit diesem
Erdrutsch der große Umbruch in der Schullandschaft vollzogen?
RENÉ ZIPPERLEN
NINA LIPP
Der Umbruch in der Schullandschaft vollzieht sich rasant: In
diesen Tagen haben 150 Hauptund Werkrealschulen in BadenWürttemberg Post erhalten – sie
dürfen keine fünfte Klassenstufe mehr bilden und werden „auslaufend aufgehoben“, so der offizielle Terminus für die schleichende Schließung. Zwischen
Emmendingen und Waldshut
haben bereits 22 Schulen ihren
endgültigen Bescheid erhalten,
neun weiteren steht die Aufhebung bevor, sie und ihre Träger
werden aber noch angehört.
Mit der aktuellen Bereinigungswelle greift erstmals das
2014 geänderte Schulgesetz. Es
sieht vor, dass bei weniger als 16
Anmeldungen für die fünfte
Klasse ein Schulbetrieb keine Zukunft mehr hat. Im ersten Jahr
erhalten die Schulträger einen
Hinweis. Melden sich zwei Jahre
in Folge zu wenige Schüler an, erfolgt zum dritten Jahr die Aufhebung. Eine Ausnahme kann erfolgen, „wenn ein entsprechender Bildungsabschluss
nicht in zumutbarer Erreichbarkeit von einer anderen öffentlichen Schule angeboten wird“,
heißt es im Schulgesetz.
Aktuell gibt es in Baden-Württemberg noch 747 Werkrealschulen, rund 40 weniger als noch im
Schuljahr 2014/15. In den Landkreisen Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald,
Freiburg, Lörrach und WaldshutTiengen sind es noch knapp 60.
Bald ist es nur noch die Hälfte –
wobei die Grundschulen, an die
sie häufig angedockt sind, weiterlaufen.
Keine Nachfrage: „Geschlossen“ werden die 31 Haupt- und Werkrealschulen zwischen Emmendingen und
Waldshut nicht sofort – sie nehmen aber keine neuen Schüler mehr auf und laufen aus. Eltern entscheiden
FOTO: W. SCOTT/FOTOLIA.COM
sich zunehmend gegen das, was einmal „Volksschule“ hieß und war.
Besonders betroffen ist wegen
der niedrigeren Schülerzahlen
der ländliche Raum. Hier finden
sich die meisten Schulen, die Opfer einer Abstimmung mit den
Füßen werden, weil sich seit Jahren immer weniger Eltern für die
Haupt- und Werkrealschulen als
Bildungsweg für ihre Kinder entscheiden. Von den noch bestehenden 20 Werkrealschulen in
den Landkreisen Lörrach und
Waldshut-Tiengen haben zehn
bereits ihre Aufhebungsbescheide erhalten, zwei weitere sind
noch im Verfahren, sagt Schulamtsdirektor Helmut Rüdlin.
Nicht immer geht der Aufhebungserlass aber von den Behörden aus – Schulträger bitten zuweilen auch selbst um die Aufhe-
bung des Werkrealschulbereichs. Meist, um den Schulstandort zu entwickeln – etwa als
Ganztagesgrundschule.
Ist mit dieser deutlichen Zäsur
der Umbruch in der Schullandschaft weitgehend abgeschlossen oder wird sich der Trend weiter fortsetzen? Die Frage ist
schwer zu beantworten. Interessant ist aber eine Größe aus dem
Schulamtsbezirk Lörrach. Dort
hat nur eine weitere Schule bisher einen Hinweis erhalten, dass
sich zu wenige Schüler anmelden. Hat sich das Angebot also
auf die Nachfrage eingependelt?
„Das ist zu vermuten“, so Rüdlin.
Das Regierungspräsidium Freiburg nennt keine Zahlen zu
Schulen, die den ersten Hinweis
erhalten haben.
Allerdings, so gibt das Kultusministerium zu bedenken, ist
auch noch viel in Bewegung. „An
den Grundschulen ist zum Beispiel die Zahl der Schüler entgegen den Prognosen klar gestiegen“, sagt Sprecherin Christine
Sattler. Dies ist nicht zuletzt den
Flüchtlingskindern geschuldet.
Vielleicht steigt also in bestimmten Regionen die Nachfrage
nach der Werkrealschule wieder.
Allerdings zeigen sich zwei
weitere klare Trends, nämlich
hin zu den Realschulen (die
ebenfalls den Hauptschulabschluss ermöglichen) – und natürlich zu den noch jungen Gemeinschaftsschulen, gerade im
ländlichen Raum.
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2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 26. Juni 2016
„Prognose: nicht ungünstig“
Belchenhaus
Urteil: Drei Jahre Haft wegen schweren
ENTSCHEIDUNG auf dem schönsten Berg des Schwarzwalds: Das
Belchenhauses unterhalb des Gipfels soll nach dem Entwurf des österreichischen Büros Ludescher und Lutz erweitert und modernisiert
werden. Eine international besetzte Jury hat den Beitrag vor einem
spektakuläreren Entwurf prämiert. Das derzeit nur als Gastrobetrieb
geführte Haus soll nach 25 Jahren wieder einen Hotelbetrieb anbieten.
Der Siegerentwurf lehnt sich stark an den bestehenden Bau und die
Tradition des Schwarzwaldhauses an, das alle Funktionen unter einem Dach vereint. So soll in dem Drei-Millionen-Projekt auch die
Bergstation der Belchenseilbahn unterkommen. Die Jury lobte insbesondere „die schlichte Eleganz des Baukörpers und die gute EinFOTO: ZVG
fügung des Projektes in den Landschaftsraum“.
KURZ GEFASST
VERMISSTE PERSON
Aufenthalt im Kreis Waldshut?
Am Donnerstag hat die Kriminalpolizei
Freiburg einen Hinweis erhalten, dass
sich der seit vergangener Woche im Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald vermisste
Martin Heinrich Gerber (Foto) unter
Umständen in den Landkreisen Waldshut-Tiengen oder Lörrach aufhält. Laut
Polizei habe eine Autofahrerin den Vermissten möglicherweise am Donnerstag,
23. Juni, auf dem Weg zur Arbeit kurz
nach 8 Uhr am linken Fahrbahnrand
auf der K 65000 zwischen Buggenried
und Hürrlingen gesehen. Der 48-Jährige wird seit 16. Juni
vermisst. Gerber befand sich zuletzt in einer Klinik in Friedenweiler und wurde am 16. Juni, gegen 14 Uhr das letzte Mal
gesehen. Martin Heinrich Gerber ist 1,65 Meter groß und wiegt
ca. 76 Kilogramm. Bekleidet ist er vermutlich mit einer braunen
Hose und einer orangeroten Jacke. Die Polizei nimmt Hinweise
DS
unter Telefon 0761/8825777 an.
Kontrollkommission
tagt erstmals öffentlich
Überwachung des Atomkraftwerks FESSENHEIM
Morgen wird die Kontrollkommission des französischen
Atomkraftwerks
Fessenheim,
CLIS, zum ersten Mal öffentlich
tagen. Auf der Tagesordnung stehen zwar eher technische Fragen, darunter auch der nachträglich wegen angeblicher Verharmlosung in die Schlagzeilen geratene Störfall von April 2014.
Doch Jean-Paul Lacôte, Atomkraftgegner und Fessenheimkenner aus Neuenburg, hofft,
dass auch politische Streitfragen
im Zusammenhang mit der Stilllegung des Kraftwerks angesprochen werden.
–
Streit zwischen Regierung
und Staatskonzern
–
In Frankreich streiten derzeit der
Staatskonzern EdF, der das störanfällige Atomkraftwerk an der
Grenze zu Deutschland betreibt,
und die sozialistische Regierung
über Zeitplan und Kosten der geplanten Stilllegung. Vergangene
Woche berichtete die französische Zeitung Le Monde, EdF wolle
die von der Regierung beabsichtigte Stilllegung Fessenheims
blockieren, um eine höhere Entschädigung durchzusetzen. Umweltministerin Ségolène Royal
hatte 100 Millionen Euro angeboten, der Kraftwerksbetreiber
erwarte dem Zeitungsbericht zufolge allerdings zwei bis drei Milliarden Euro, sollte er gezwungen werden, Fessenheim vorzeitig vom Netz zu nehmen.
Ministerin Royal betonte daraufhin, der vorgesehene Ablauf
müsse eingehalten werden. Das
Dekret zur Abschaltung von
Frankreichs ältesten Atomreaktoren solle „vor Ende dieses Jahres“ erlassen werden, sagte Royal
dem Sender Europe 1. Es gebe
„keinen Grund“, vom geplanten
Vorgehen abzuweichen.
Der Kraftwerksbetreiber EdF
will erst die Frage einer Entschädigung regeln, bevor die langwierige Prozedur einer Stilllegung des Kraftwerks eingeleitet
wird. Die Entschädigungsfrage
sei eine „Vorbedingung“, sagte
ein EdF-Sprecher. Er betonte
aber gleichzeitig, die Planungen
für eine Stilllegung würden
nicht in Frage gestellt. Der französische Staat ist zu rund 85 Prozent Hauptanteilseigner von
EdF.
Atomkraftgegner, aber auch
die Bundesregierung fordern
schon seit längerem eine Abschaltung des am Rheinkanal gelegenen Atomkraftwerks, dessen
Reaktoren 1977 ans Netz gegangen waren. Staatschef François
Hollande hatte ursprünglich eine Stilllegung bis Ende 2016 versprochen, musste dies später
aber zurücknehmen.
Inzwischen ist für dieses Jahr
lediglich ein Dekret zur Stilllegung geplant – Umweltministerin Royal hatte es zunächst sogar
für Ende Juni in Aussicht gestellt.
Eine faktische Schließung ist
nunmehr für Ende 2018 vorgesehen, dann soll im nordfranzösischen Flamanville ein neuer Reaktor in Betrieb gehen. Fest steht
aber auch dieser Termin nicht.
AFP/DS
>
KONTROLLKOMMISSION des
Atomkraftwerks Fessenheim CLIS,
öffentliche Plenarsitzung am Montag, 27. Juni, um 18 Uhr in der
Mehrzweckhalle Fessenheim. Die
Tagesordnung und weitere Informationen gibt es im Internet unter
www.haut-rhin.fr/clis
SEXUELLEN MISSBRAUCHS
Vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen wurde der 52jährige Helmut D. (alle Namen geändert, die Red. ) am
Mittwoch wegen schweren
sexuellen Missbrauchs einer Dreijährigen zu drei
Jahren Haft verurteilt. Das
Mädchen war in den Monaten nach der Tat verhaltensauffällig geworden.
NINA LIPP
Staatsanwalt Tobias Paul wirft
dem Angeklagten in seiner Anklageschrift vor, die im Sommer
2015 dreijährige Isabell auf dem
Campingplatz ihrer Eltern in
Dachsberg schwer sexuell missbraucht zu haben. Ein schwerer
sexueller Missbrauch von Kindern liegt vor, wenn an unter 14Jährigen
„beischlafähnliche
Handlungen“ vollzogen werden.
Die Strafkammer des Landgerichts Waldshut-Tiengen sieht es
mit ihrem Urteil von Mittwoch
als erwiesen an, dass Helmut D.,
den das Kind als Dauergast regelmäßig allein an seinem Wohnwagenstellplatz auf dem Campingplatz besuchte, das Vertrauen des Kindes und seiner Familie
missbrauchte. Helmut D. hatte
sich demnach an dem Kind nach
einem frustrierenden Erlebnis
am frühen Abend des 25. Juli
2015 vergangen. In seinem Urteil
folgt das Schöffengericht damit
der Forderung des Staatsanwaltes nach einer Freiheitsstrafe
von drei Jahren.
Staatsanwalt Paul bezeichnet
die Tat als „Gelegenheitstat“,
wenn auch der Täter im Jahr
2000 bereits wegen schweren
sexuellen Missbrauchs zu einer
Haftstrafe von vier Jahren verurteilt wurde. Zum ersten Mal hatte sich Helmut D. 1999 während
eines Ausfluges an einem Silvesternachmittag an seiner sechsjährigen Schwägerin vergangen.
Das Landgericht Freiburg verurteilte den heute 52-Jährigen daraufhin im Jahr 2000 wegen
schweren
sexuellen
Missbrauchs einer Schutzbefohlenen
sowie wegen mehrfachen schweren sexuellen Missbrauchs seiner damals dreijährigen Tochter,
Entgegen früheren Einschätzungen kann der Täter laut Gutachter in
FOTO: DPA
der Haft therapiert werden.
an der er sich in den Folgemonaten vergangen hatte.
Helmut D. hatte zu Beginn seiner Haftzeit in der Freiburger
Justizvollzugsanstalt (JVA) seine
Verlegung in das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg beantragt, um dort an einer Sozialtherapie teilzunehmen. Diese
wurde ihm mit Blick auf seinen
damals ermittelten geringen Intelligenzquotienten von 71 verweigert. 2009 wurde ihm im
Auftrag des Amtsgerichts Lörrach eine „globale Intelligenzminderung im Grade einer leichten geistigen Behinderung“attestiert. Seitdem wird er durch
einen rechtlichen Betreuer unterstützt.
Im Rahmen der Hauptverhandlung wurde der ärztliche
Direktor der JVA Hohenasperg,
Ralph Michael Schulte, der als
bundesweit anerkannter Gutachter im Bereich der forensischen Psychiatrie gilt, mit einer
psychiatrischen
Beurteilung
Helmut D.s beauftragt. Helmut
D.s Charakter sei von Selbstunsicherheit und emotionaler Insta-
bilität geprägt, eine Intelligenzminderung im klinischen Sinne
liege jedoch nicht vor, auch habe
er – anders als die Freiburger
Gutachter – keine Persönlichkeitsstörung feststellen können.
Vielmehr habe er einen IQ zwischen 80 und 90 ermittelt. „Die
Entscheidung der JVA Freiburg,
wegen seines vermeintlich geringen IQs eine Therapie vorzuenthalten, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Schulte am
Mittwoch. Er halte den Täter für
therapiemotiviert und – wenn
auch eingeschränkt – für therapiefähig. Eine Sozialtherapie, wie
sie in Hohenasperg angeboten
werde, sei jedoch nicht geeignet.
„Er gehört in eine kleine sozialtherapeutische Abteilung“, so
Schulte. Helmut D., der vor der
Tat mehrere Biere getrunken
hatte, müsse in Zukunft alkoholabstinent leben. Die „leichtgradige Alkoholisierung“, die der Mediziner nach den Angaben des
Täters auf einen Wert von 1,25
Promille schätzte, hatte keine
Auswirkung auf die Schuldfähigkeit des Angeklagten.
einer Dreijährigen
Strafmildernd wirkt sich laut
Urteilsbegründung aus, dass
Helmut D. geständig war, sodass
das Kind vor Gericht nicht erneut vernommen werden musste. Während der Hauptverhandlung wurde die auf Video aufgezeichnete Vernehmung des Kindes
im
Beisein
seiner
Therapeutin gezeigt. Die Angaben des Kindes hatte der Angeklagte im Wesentlichen bestätigt.
Auch Isabell wurde psychologisch begutachtet. Die Sachverständige beschreibt die heute
Vierjährige als „aufgewecktes,
lebhaftes Mädchen, das anderen
Menschen unbefangen begegnet“. Sie sei ein „altersgemäß gereiftes Vorschulkind“, das bei der
Vernehmung „konkrete und
nachvollziehbare Angaben“ gemacht habe. Die Monate nach
dem Missbrauch wurde das
Mädchen mehrere Monate spieltherapeutisch behandelt. Die
Mutter des Kindes sagt, die Dreijährige sei nach dem Vorfall in
Helmut D.s Wohnwagen mehrere Monate dem körperlichem
Kontakt mit ihrem Vater ausgewichen und habe in der Begegnung mit unbekannten Männern oft schreckhaft bis ängstlich reagiert. Die Sachverständige nennt die in der Vernehmung
gemachten Schilderungen des
Mädchens zum Tathergang „altersbedingt bruchstückhaft und
assoziativ, aber glaubwürdig“.
Bei der Sexualpräferenz Helmut D.s, so Schulte, handele es
sich um eine sogenannte „Hemmungspädophilie“. Da sich Helmut D. nicht ausschließlich sexuell für Kinder interessiere, sei
er nicht als „Kernpädophiler“ zu
sehen und auch kein Fall für eine
Sicherungsverwahrung. Mögliche Ursache sei seine verzögerte
psychosexuelle
Entwicklung.
Die Prognose für weitere Sexualdelikte Helmut D.s bezeichnet
der Gutachter als „offen und indifferent, nicht als ungünstig
oder schlecht“.
Während der Verhandlung am
Mittwoch sagt Helmut D., der
sich bei der Familie des Opfers
entschuldigte: „Ich würde mich
freuen, wenn man mir hilft, ich
will nicht nur weggesperrt werden.“
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 20. bis 25. Juni
Montag
erschienen und wird im Möbelhaus Dick in Bad Säckingen präsentiert. Das Buch widmet sich
der Region am Hochrrhein, stellt
Städte, Gemeinden, Unternehmen, Landschaft und Menschen
der Region vor, wie es die Medienberaterin und Moderatorin
der
Veranstaltung,
Margit
Schwarz, beschreibt.
Die Polizei teilt mit: Am Wochenende haben GRAFFITI-SPRAYER
in Bad Säckingen ihr Unwesen
getrieben: Ihre „Kunst“ haben sie
auf dem Quellenhäuschen im
Badmattenpark und einem Toilettenwagen hinterlassen: Mehr
als 70 verschiedene Schriftzüge
am Häuschens sowie rund zehn
Schriftzüge auf dem Wagen wurden dort entdeckt, laut Polizei
haben die vermutlich gleichen
Tätern eine Hauswand in der
Lohgerbe besprüht. Der Schaden
beträgt mehrere tausend Euro.
Freitag
Abschiedssause: 30 Jahre lang
war Volker Mergner der technische Betriebsleiter des RHEINKRAFTWERKES Bad Säckingen,
nun wird er von Kollegen, Freunden und Weggefährten in den
Ruhestand verabschiedet.
Mittwoch
Am frühen Nachmittag jault in
der Forsthausstraße in Todtmoos in einem Mehrfamilienhauses ein RAUCHMELDER auf.
Ein 13-Jähriger verständigt wachsam die Feuerwehr. Die Wehren
aus Todtmoos und Herrischried
rücken sofort mit insgesamt
fünf Einsatzfahrzeugen und 16
Mann an. Vor Ort aber stellen sie
weder Brand noch Rauch fest
und rücken unverrichteter Dinge wieder ab.
Margit Schwarz stellte am Mittwoch die Neuauflage „Südschwarzwald
FOTO: KANELE
und Hochrhein“ im Möbelhaus Dick vor.
Donnerstag
Auf ihrer Hauptversammlung
widmen sich die Mitglieder der
Bürgerinitiative Atdorf dem aktuellen Planfeststellungsverfahren zum PUMPSPEICHERWERK
Atdorf. Vor zwei Wochen endete
die Frist für Einwendungen. Die
Initiative, die Bürger bei der Formulierung ihrer Einwendungen
unterstützt hatte, zieht ein positives Fazit ihrer Arbeit: insgesamt 1 322 Einwendungen waren beim Landratsamt eingegangen.
Die Neuauflage von „Südschwarzwald und Hochrhein“ ist
Samstag
In Murg veranstaltet die Gruppe
Bauen, Wohnen, Energie der Initiative Murg im Wandel im Bürgerhaus von Niederhof eine
ENERGIEMESSE. Die Besucher
erfahren, wie eine Photovoltaikanlage funktioniert, können mit
dem Elektrofahrrad eine Runde
drehen oder Fachvorträgen
NIL
lauschen.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Vom Militarismus in die Zivilgesellschaft
Das BADISCHE ROTE KREUZ feiert sein 150-jähriges Jubiläum und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück
TONI NACHBAR
D
ie Geschichte des Badischen Roten Kreuzes beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Zweiten Italienischen
Unabhängigkeitskrieg sowie Frauenvereinen, die
überall im Lande entstehen. Die
Gründerin des Badischen Frauenvereins war 1859 eine Preußin,
wie sie im Buche steht: Prinzessin Luise Marie Elisabeth, die
Tochter des späteren ersten Kaisers des Deutschen Reiches, Wilhelm I., hatte im Sommer 1855
während eines Kuraufenthaltes
in Baden-Baden den badischen
Prinzregenten Friedrich kennengelernt. Im Herbst des gleichen
Jahres kam es bereits zur Verlobung, Hochzeit wurde im September 1856 im Berliner Schloss
gefeiert. Von ihrer Mutter Augusta für soziale Nöte sensibilisiert, setzte sich die Großherzogin Luise von Karlsruhe aus an
die Spitze einer Frauenorganisation, die sich auf badische Vorläufer stützen konnte: Seit 1849
gab es bereits Frauenvereine in
Mannheim, Sinsheim, Bühl, Offenburg und Lahr; in Lörrach
(1852),
Tauberbischofsheim
(1853), Schopfheim (1855) und
Wolfach (1856) kamen neue hinzu. Das Anliegen der badischen
Großherzogin und ihrer Gefolgschaft war es von Anfang an, den
durch Krieg in Not Geratenen zu
helfen. Für die Pflege der Verwundeten und Kranken sollten
monatliche Geldbeiträge und
unregelmäßige
Sachspenden
gesammelt werden, außerdem
wollte sie Krankenwärterinnen
ausbilden lassen.
Dass es zur Gründung eines
Internationalen Roten Kreuzes
mit schließlich deutschem und
badischem Ableger kam, ist allerdings einem jungen Schweizer zu verdanken, den es im selben Jahr, 1859, an den Kriegsschauplatz in Solferino verschlug. Dort lieferten sich im
bereits erwähnten Krieg Italiener und Franzosen auf der einen
sowie Österreicher auf der anderen Seite eine erbitterte
Schlacht. Als der christlich engagierte, aber als Geschäftsmann
gescheiterte Henry Dunant aus
Genf die Tausenden Toten und
vor allem Zehntausenden Verwundeten sah, denen kaum geholfen werden konnte, fasste er
den Entschluss, eine Organisation zu gründen, die sich um die
Menschen kümmert, die unmittelbar am Krieg leiden. Der spätere Friedensnobelpreisträger
schrieb ein Buch über seine Solferino-Erlebnisse und sorgte dafür, dass es in mehreren europäischen Hauptstädten in die Hände der Machthaber gelangte. Dunant fand Mitstreiter in General
Guillaume-Henri Dufour, in
dem Juristen Gustave Moynier
sowie den Ärzten Théodore
Mannoir und Louis Appia. Zusammen bildeten sie jenes berühmt gewordene Fünferkomitee, aus dem infolge einer Konferenz im Oktober 1863 das Internationale Komitee vom Roten
Kreuz (IKRK) hervorgehen sollte.
Die Resolution der Konferenz
stellte vor allem die Forderung
auf, dass im Kriegsfall die Neutralität der Lazarette gewährleistet wurde, wo Verwundete versorgt wurden. Das „rote Kreuz
auf weißem Grund“ sollte als allgemein anerkanntes Zeichen Orte signalisieren, an denen der
Schutz der Menschen als oberstes Gebot gilt.
Als drei Jahre später Preußen
und Österreicher um die Hegemonie im deutschsprachigen
Aus den Anfangstagen des Badischen Roten Kreuzes: In der Mannheimer Schlosskirche wird Pflegematerial für verwundete Soldaten des DeutschFOTOS: BZ-ARCHIV
französischen Krieges von 1870/71 sortiert.
scher als die Franzosen, dass die
politisch zwar kompromittierte
Hilfsorganisation von großem
Nutzen sein könnte. In Baden
löste die französische Militärregierung das Rote Kreuz jedoch
auf und setzte an seine Stelle ein
„Badisches Hilfswerk“. Der einstige deutsche Diplomat beim Heiligen Stuhl, Clemens von Brentano, wurde beauftragt, die alten
Strukturen zu entnazifizieren.
Doch zwei Jahre später sollten
auch die Franzosen eine Neugründung in ihrer Zone erlauben: Die neue Satzung des Badischen Roten Kreuzes wurde am
25. November 1947 in Freiburg
genehmigt. Der Aufgabenbereich war enorm. Es galt, Krankenhäuser zu errichten und zu
verwalten, Krankenpflegepersonal aus- und fortzubilden, für zivile Krankentransporte einen sanitären Rettungsdienst einzurichten. Hinzu kam eine wesentliche
historisch-deutsche
Aufgabe – die Fürsorge für die
nach dem Krieg Versehrten und
Arbeitsunfähigen, aber vor allem für die unzähligen heimkehrenden Kriegsgefangenen, Vertriebenen und Umgesiedelten.
Inzwischen wieder vom Internationalen Komitee vom Roten
Kreuz bestätigt (1952), musste
das Badische Rote Kreuz um seine Eigenständigkeit bangen.
Denn im Zuge der Gründung des
Bundeslandes Baden-Württemberg im selben Jahr gab es Bestrebungen, den Rotes-KreuzLandesverband Südbaden einer
das Bundesland übergreifenden
Organisation
einzuverleiben.
Unter der Leitung des Präsidenten, Professor Josef Kapfhammer, gelang es jedoch, die Eigenständigkeit zu bewahren. Seit
1987 trägt das Badische Rote
Kreuz seinen heutigen Namen.
Seine Aufgaben sind seitdem
so vielfältig geworden, dass eine
Aufzählung jeden Rahmen
sprengen würde. Einfach ausgedrückt: Nichts, was zur Wohlfahrtspflege gehört, ist dem Badischen Roten Kreuz fremd.
Dazu gehört vor allem der Einsatz in höchster Not bei Katastrophen: Das Rote Kreuz ist zur
Stelle, wenn wie in Rheinweiler
1971 der Schnellzug Kopenhagen-Basel entgleist, es 1989 eine
große Überschwemmung in Donaueschingen gibt oder 1992 ein
Reisebus mit vielen Toten und
Verletzten ebendort verunglückt. Bei schweren Erdbeben in
Italien (1980) oder in der Armenischen Sowjetrepublik (1988)
waren die badischen RotkreuzHelfer ebenfalls bei großen Auslandseinsätzen vor Ort.
Heute zählt das Badische Rote
Kreuz 141 000 Fördermitglieder
und verwaltet ein jährliches
Budget von rund 100 Millionen
Euro. In 16 Kreisverbänden und
235 Ortsvereinen sind etwas
mehr als 15 000 Aktive tätig. Der
amtierende Präsident des Badischen Roten Kreuzes, Jochen
Glaeser, siehtvor allem in der Betreuung der älteren Generation
sowie der zahlreichen Flüchtlinge die Hauptaufgaben der Gegenwart und Zukunft: „Wir müssen aber auch daran arbeiten,
dass unsere Rettungsdienste effizienter funktionieren, und dürfen nicht glauben, dass der Bevölkerungsschutz keine Rolle
mehr spiele.“ Das Hauptproblem aber sei die Nachwuchsrekrutierung, so Glaeser: „Es wird
immer schwerer, Menschen zu
finden, die sich ausdauernd im
Ehrenamt engagieren.“
Raum kämpften, gelang es dem
Als die Nationalsozialisten Zahl der ausgebildeten Rot- nationalsozialistischen StruktuBadischen Frauenverein, unter 1933 an die Macht kamen, zählte Kreuz-Schwestern
betrug ren anzupassen habe. Das Rotdie Fittiche des Internationalen das Deutsche Rote Kreuz nicht 10 000. Die neuen Herren im kreuz-Zeichen musste beispielsRoten Kreuzes zu schlüpfen. Aus weniger als 1,4 Millionen Bei- Staat ließen sofort keinen Zwei- weise künftig ein Adler mit HaGenf kam auf den Antrag aus tragszahler, davon waren in fel daran, dass die Hilfsorganisa- kenkreuz zieren.
dem Badischen vom 29. Juni 8 000 örtlichen Organisationen tion sich umgehend der herrSchon 1933 wurde versucht, al1866 die Anerkennung, der Frau- 130 000 aktive Mitglieder. Die schenden Ideologie sowie den le jüdischen Rot-Kreuz-Mitglieenverein erfülle die Bedinder aus bezahlten Stellen zu
gungen, um der Hilfsorganientfernen, zu Lehrkursen wasation beizutreten.
ren die „Nichtarier“ fortan
Kriege sollten noch zur Genicht mehr zugelassen. Es
nüge kommen, während dewirft ein bezeichnendes Licht
ren sich der Frauenverein der
auf die Standhaftigkeit des InGroßherzogin zur Linderung
ternationalen Komitees, dass
der Not der Soldaten hervorderen damaliger Generalsetun konnte. Die nächste Gelekretär Max Huber der Ansicht
genheit bot die deutsch-franwar, wegen der Juden lohne es
zösische Auseinandersetzung
sich nicht, sich mit den „Filia1870/71. Der Krieg, der zur
len“ in Berlin oder Baden anGründung des Deutschen Reizulegen.
ches führte, brachte als PenDer glühende NS-Parteidant zum Frauen- einen Mängänger Carl Eduard Herzog
nerverein hervor, der sich den
von Sachsen-Coburg wurde
Verwundeten-Transport auf
zum Präsidenten des Deutdie Fahnen schrieb. Aus dem
schen Roten Kreuzes ernannt,
Zusammenschluss dieser beidie
sozialdemokratische
den Vereine entstand nach
Hilfsorganisation, der Arbeidem Krieg der „Badische Lanter-Samariter-Bund, wurde
desverein vom Rothen Kreuz“.
dem gleichgeschalteten Roten
Dessen neutrale humanitäKreuz einverleibt. Über die Rore Gesinnung wurde aber
te-Kreuz-Strukturen
aber
noch viele Jahrzehnte lang unstülpten sich genuin nationalterminiert vom überschäusozialistische Einrichtungen
menden Patriotismus nicht
wie die NS-Volkswohlfahrt
weniger seiner Mitglieder, im
und die NS-Frauenschaft von
Krieg allein dem Vaterland
Gertrud Scholtz-Klink. Obersund dessen Verteidigern dieter Dienstherr in Kriegs- und
nen zu wollen. Die Geschichte
Friedenszeiten war der Fühdes Deutschen Roten Kreuzes
rer.
und auch seines badischen
Als Deutschland den Krieg
Ablegers während der beiden „Das Engagement für die ältere Generation sowie die Flüchtlinge sind derverloren hatte und das Land in > LITERATUR Sabine Frigge: Im
Weltkriege bleibt ein Kapitel zeit unsere größten Herausforderungen“, sagt Jochen Glaeser, Präsident des Trümmern lag, erkannten die Geist der Menschlichkeit – BadiBadischen Roten Kreuzes.
für sich.
US-Amerikaner und Briten ra- sches Rotes Kreuz 1866-2016.
4 AUS DER REGION
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Viel schützt viel
GESICHT DER WOCHE
STEFAN NOTTBROCK, MUSIKTHERAPEUT
Erste CD zum Zehnjährigen
W
er am gestrigen Nach- mit dem Nottbrock die Idee
mittag das Sommeraufgriff und auch andere Lieder
fest des St. Josefshau- mit den Sängern und Musikern
ses in Rheinfelden-Herten beseiner Therapiegruppe probte,
suchte, konnte am
führte 2006 zur
Nachmittag spielGründung der
freudig dargebote„Handicaps“, die
ne Schlager erwarseit dieser Zeit etten. Die Band
wa drei bis fünf
„Handicaps“ feierAuftritte im Jahr
te mit dem Auftritt
haben, meist zu kadie Veröffentliritativen Anlässen.
chung ihrer ersten
Die derzeitige BeCD. Gründer und
setzung besteht inmusikalischer Leiklusive Stefan
ter der Band mit
Nottbrock an der
behinderten Musi- Musiktherapeut Stefan Gitarre aus einem
kern ist der Musik- Nottbrock.
Schlagzeuger, zwei
FOTO: NÖLTNER Percussionisten an
therapeut und Gitarrist Stefan
der Trommel und
Nottbrock. „Es ist für die Musi- dem Schellenring, einer Keyker ein großartiges Gefühl, ihr
boarderin, die an ihrem InstruProdukt in der Hand zu halten“, ment die Basslinien spielt, und
sagt der 49-Jährige. Das Album, drei Sängerinnen und Sängern.
das in einer Auflagevon 300 Ex- Nun – pünktlich zum zehnjähemplaren gepresst wurde, trägt rigen Bestehen – eine CD in
den Titel „nicht von gestern“
Händen zu halten, bedeute für
und enthält elf Stücke aus dem ihn wie für die Musiker die ErSchlagerbereich, wobei mit
füllung eines lange gehegten
dem Folkhit „Take Me Home,
Traums.
Country Roads“ (1971) von John Mit der Veröffentlichung des
Denver ein Song aufgenomAlbums verbindet Nottbrock,
men wurde, den Nottbrock nur der seit 22 Jahren im Josefshaus
bedingt im Schlagergenre vertätig und als Gitarrist immer
orten möchte. Produziert wur- wieder mit anderen Musikern
de die Platte von Frank Morlino wie dem Liedermacher Andreas
in dessen Lörracher Aufnahme- Bücklein aus Überlingen unterstudio Panama Music. „Ohne
wegs ist, kein finanzielles Intedas Engagement von Frank
resse. „Wir hoffen einfach, dass
Morlino, der sich auf einen Zei- die Produktionskosten und die
tungsbericht hin meldete, wäre Gema-Gebühren von etwa 400
die Aufnahme nicht möglich
Euro gedeckt werden“, sagt er. In
gewesen“, dankt Nottbrock dem diesem Jahr steht für seine
Produzenten, der unentgeltlich „Handicaps“ noch ein Auftritt
innerhalb eines Jahres etwa 90 bei einer Hochzeit an, für komArbeitsstunden in 11 Studioter- mendes Jahr gibt es bereits Aufmine investiert hat. Das Projekt trittspläne. Zu erwerben gibt es
begann mit dem Lied „Junger
das Album zum Preis von 12 EuAdler“ des Country- und Schla- ro noch heute, Sonntag, von
gersängers Tom Astor, den die
11.30 bis 19 Uhr auf dem SomTeilnehmer an Nottbrocks Mu- merfest des St. Josefshauses
siktherapie immer wieder anHerten, Hauptstraße 1.
ADRIAN STEINECK
stimmten. Der Enthusiasmus,
KURZ GEFASST
KLOPFEN GEGEN STRESS
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Die Klopfakupressur ist eine alternativmedizinische Technik,
mit der blockierte Energie wieder ins Fließen gebracht wird.
Die Methode ist leicht erlernbar und kann jederzeit eingesetzt
werden, um emotionale und körperliche Störungen zu behandeln. Die Selbstheilungsmethode kann hilfreich sein bei
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im Evangelischen Gemeindehaus Bad Säckingen, Rheinallee
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Freiburger Experten geben Tipps für den optimalen SONNENSCHUTZ
Endlich ist der Sommer da.
Und wie jedes Jahr suchen
Schwimmer, Wanderer,
Kleingärtner und besorgte
Eltern nach dem perfekten
Sonnenschutz. Das Angebot
wird immer differenzierter:
Ist chemischer oder mineralischer Filter besser? Welchen Lichtschutzfaktor
braucht es? Und was ist mit
den Infrarot-A-Strahlen?
JENNIFER SANDER
Zwei Arten von Ultraviolettstrahlung sind nach Angaben
von Medizinern gefährlich:
Energiereiche
UVB-Strahlen
dringen in die Oberhaut ein und
sorgen für Bräune – diese ist ein
Schutzmechanismus der Haut
vor schädlichem UV-Licht und
keinesfalls „gesund“. Zu viel UVBStrahlung verursacht Sonnenbrand und kann Hautkrebs auslösen. UVA-Strahlen hingegen
dringen tiefer in die Haut ein, beschleunigen die Hautalterung
und sind Auslöser für bestimmte Allergien. „Der Lichtschutzfaktor, der auf Sonnenschutzprodukten angegeben ist, bezieht sich nur auf die UVB-Strahlung“, erklärt Julia Hoffmann,
Ärztin an der Freiburger Uniklinik für Dermatologie. Das könne
gefährlich sein, da man keinen
Sonnenbrand bekommt, sich in
Sicherheit wiegt und zu lange in
der Sonne bleibt: „Man sollte daher darauf achten, dass auch der
Schutz vor UVA-Strahlen gegeben ist, denn diese sind Jahre
später verantwortlich für DNAVeränderungen, Hautalterung
und Hautkrebs“, erklärt Hoffmann. Entsprechende Produkte
erkennt man daran, dass neben
dem Lichtschutzfaktor auch ein
UVA-Logo zu sehen ist.
–
Keine Gefahr durch
Infrarot-A Strahlen
–
Aktuell zeigt sich bei Sonnenmilch & Co. der Trend, auch mit
dem Schutz vor angeblich gefährlichen Infrarot-A-Strahlen
zu werben. Professor Christoph
Schempp, Dermatologe an der
Uniklinik Freiburg, plädiert für
eine ausgewogene Sichtweise:
„Die extrem langwellige und
energiearme Infrarot-A-Strahlung dringt besonders tief in die
Haut ein – und zeigt dort in erster Linie gesundheitsfördernde
Wirkungen.“ Nach dem Winter
seien es die Infrarot-A-Strahlen
der Sonne, die den Körper durch-
Viele Sonnenfreunde schützen sich zu wenig: Elf Mal die Menge an SonFOTO: DPA
nencreme, die auf zwei Finger passt, sollte es sein.
wärmen und Wohlbefinden
schenken. In der Medizin werde
Infrarotstrahlung
eingesetzt,
um etwa tiefe Muskelverspannungen zu lösen. „Bei einem
normalen Umgang mit der Sonne sehe ich keine Gefahr von Infrarot-A-Strahlen ausgehen, da
sie nur einen kleinen Anteil an
der schädlichen Wirkung der
Sonne haben“, sagt Schempp.
Was in den neuen Mitteln gegen
Infrarot-A eingesetzt wird, seien
Antioxidantien, die in den meisten Sonnencremes zu finden
sind. Diese neutralisierten so genannte freie Radikale, die durch
zu viel Infrarot-A-, aber noch viel
mehr durch UVA-Strahlen entstehen und für vorzeitige Hautalterung verantwortlich sind.
Um die maximale Aufenthaltszeit im Freien auszurechnen, wird die Eigenschutzzeit
des Hauttyps mit der Höhe des
verwendeten Lichtschutzfaktors
multipliziert: Ein sehr empfindlicher Typ mit einer Eigenschutzzeit von 10 Minuten kann
sich also mit Lichtschutzfaktor
(LSF) 30 etwa 5 Stunden draußen
aufhalten, bevor es zu Hautschäden kommt (siehe Kasten). Da
Kinderhaut extrem empfindlich
ist, wird sie unter Hauttyp 1 eingestuft. „Kinder sollten einen
LSF von 50+ auftragen, durch
Kleidung sowie Hüte zusätzlich
geschützt werden und sich zwischen 11 und 15 Uhr gar nicht in
der Sonne aufhalten“, rät Judith
Horzel, Medical-Managerin des
Dermokosmetik-Unternehmens
Pierre Fabre aus Freiburg.
–
Sonnenschutz für Kinder
am besten ohne Parfüm
–
Den selben Rat gibt Dermatologin Julia Hoffmann und ergänzt:
„In der Uniklinik empfehlen wir
für Kinder eine Kombination aus
mineralischen und chemischen
Filtern.“ Wer allerdings unter Unverträglichkeiten und bestimmten Allergien leide, solle lieber zu
mineralischen Sonnencremes
greifen. „Sonnenschutz für Kinder sollte auf jeden Fall parfumfrei sein“, rät die Ärztin. Denn
Duftstoffe könnten wie andere
Zusätze photoallergische Reaktionen auslösen.
Chemische UV-Filter dringen
in die oberste Hautschicht ein,
absorbieren dort die ultravioletten Strahlen und wandeln sie in
ungefährliche Infrarotstrahlen
um. Bei Kleinkindern und Allergikern können ihre Inhaltsstoffe
zu unerwünschten Reaktionen
führen, manche stehen sogar im
Verdacht, in den Hormonhaushalt einzugreifen. „Diese verdächtigen Filter finden Sie in keinem unserer Produkte“, sagt Judith Horzel. „Die orange Linie
unserer Marke Avène enthält eine Kombination aus vier stabilen, chemischen Filtern und ist
für Kinder ab drei Jahren geeignet.“ Bei empfindlicher Haut
empfiehlt sie die mineralische,
weiße Linie: „Zu den mineralischen UV-Filtern zählen Titandioxid und Zinkoxid. Ihre Pigmente gelangen nicht in den Körper,
sondern reflektieren die UVStrahlen auf der Oberfläche wie
kleine Spiegel.“ Sie lösten keine
allergischen Reaktionen aus und
seien schon für Babys geeignet.
Wichtig ist, dass die Sonnenpflege bereits eine halbe Stunde
vor dem Sonnenbad aufgetragen wird, damitvor allem chemische Filter ihre Wirkung entfalten können. Ein Problem sieht
Dermatologin Hoffmann in der
falschen Anwendung der Produkte: „Nur wenn genügend
Creme aufgetragen wird, alle
zwei Stunden sowie nach dem
Baden nachgecremt wird und
kein Abrieb durch Sand oder
Handtücher stattfindet, ist der
optimale UV-Schutz auch wirklich gegeben.“ Gerade bei den
mineralischen Produkten befürchtet die Ärztin, dass häufig
zu wenig Sonnencreme verwendet wird, weil diese so stark „weißelt“. Judith Horzel empfiehlt
das Auftragen nach der Zwei-Finger-Methode: „Die Menge für einen Erwachsenen beträgt elf Mal
die Menge an Sonnencreme, die
auf zwei Finger passt, also je zwei
Finger für Gesicht und Arme und
jeweils vier Fingerlängen an
Creme für die Beine, den Bauch
und den Rücken.“
FAKTEN
EIGENSCHUTZZEIT der
Hauttypen: Typ 1 – sehr hell,
viele Sommersprossen, extrem sonnenempfindlich
– 5 bis 10 Minuten + Typ 2
– hell, einige Sommersprossen, sehr sonnenempfindlich – 10 bis 20 min + Typ 3
– wird schnell braun, bekommt manchmal Sonnenbrand – 20 bis 30 min + Typ
4 – der mediterrane Typ bekommt selten Sonnenbrand
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– 30 bis 40 min.
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6 AUS DER REGION
Der Sonntag · 26. Juni 2016
„Gefährliche Emotionalität“
GANZ PERSÖNLICH
DIE KÜNFTIGE FWTM-CHEFIN HANNA BÖHME
Zurück in die Zukunft
E
Der Russlandexperte und SPD-Politiker GERNOT ERLER über das Kalkül von Putins Politik
s wird zu einer Rückkehr
Böhme da die Entscheidung für
nach langer Zeit werden:
ein UWC in Freiburg begrüßte.
Mit 17 Jahren kehrte Hanna „Ich empfand das als riesiges
Böhme Freiburg den Rücken, 23 Geschenk für die Stadt und
Jahre später entschied der Frei- auch für die UWC-Bewegung in
burger GemeindeDeutschland.“
rat jetzt, dass die
Dem Abi in Hong40-Jährige, Tochter
kong folgten Studides langjährigen
um (VolkswirtFreiburger Oberschaft und Sinolobürgermeisters
gie) in Marburg,
Rolf Böhme, am 1.
Taipeh und LonDezember den in
don, später arbeiden Ruhestand getete Böhme für die
henden Bernd
Landesbank BaDallmann als Geden-Württemberg
Hanna Böhme folgt bei (LBBW) in Peking
schäftsführerin
von Freiburg Wirt- der FWTM auf Bernd
und Stuttgart, seit
FOTO: ZVG 2008 leitete sie das
Dallmann.
schaft Touristik
und Messe (FWTM)
German Centre der
ablöst.
LBBW in Peking, seit 2011 und
„Ich hatte schon länger mit
bis vor kurzem jenes in Singadem Gedanken einer Rückkehr pur. Immer wieder kehrte sie in
nach Deutschland gespielt“,
dieser Zeit in die alte Heimat
verrät Hanna Böhme. Urzurück, im Freiburger Rathaus
sprünglich hätte es Berlin wer- verpartnerte sie sich auch vor
den sollen, wo Gespräche bedrei Jahren mit ihrer aus Italien
züglich einer Beschäftigung be- stammenden langjährigen
reits weit gediehen waren.
Freundin. Und immer wieder
Dann erfuhr Böhme vom Frei- war Böhme zugleich eine Verburger Angebot und entschied treterin der Heimat in Asien, etsich um.
wa als sie den Stand in Shanghai
Nach Hongkong war Böhme
besuchte, mit dem Freiburg auf
einst gegangen, um am dortider Expo vertreten war, oder als
gen United World College
sie dabei war, als Finanzminis(UWC) das Abitur zu machen.
ter Nils Schmid Singapur für
„Ich musste mich damals
die 20-Jahr-Feier des German
durchsetzen, meinen Eltern
Centres besuchte. Die Reisen,
war es nicht so recht, dass ich so die Böhme derzeit unterweit weg sein würde“, erinnert
nimmt, will sie auch dazu nutsie sich. Böhme hat ihre Entzen, zu beobachten, wie andere
scheidung nicht bereut. „Wir
Städte sich im Marketing präwaren Schüler aus mehr als 40 sentieren. Und dann will sie erst
Nationen, es entstanden so für mit dem Aufsichtsrat und allen
mich weltweit sehr enge
Mitarbeitern der FWTM spreFreundschaften, die ich bis heu- chen, bevor sie sich zu konkreOSC
te pflege.“ Kein Wunder, dass
ten Themen äußert.
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Zwischen dem Westen und
Russland kommt es immer
häufiger zu Konflikten. Der
Freiburger SPD-Bundestagsabgeordnete und Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler,
sieht eine gefährliche Spirale in Gang gesetzt.
Herr Erler, wer rasselt eigentlich
mit dem Säbel: Russland oder
die Nato?
Es gibt einen reflexartigen unkontrollierten militärischen Eskalationsprozess, an dem sich
beide Seiten beteiligen. Beide
mit der gleichen Methode: Beide
sagen, der andere hat angefangen. Es heißt, wenn die andere
Seite aufrüstet, dann müssen wir
das auch tun.
Ist es nicht so, dass die Nato zu
ihren Manövern stets russische
Beobachter einlädt, während
russische Manöver größer und
unangekündigt stattfinden?
Natürlich gibt es Unterschiede.
Es ist uns ja allen bekannt, woher
dieser Konflikt kommt und wer
ihn angefangen hat. Aber ich
mache mir große Sorgen im Augenblick, weil praktisch auf drei
Gebieten eine Spirale entstanden ist: bei den Manövern, die
immer größer werden und häufiger stattfinden, bei alltäglichen
Flügen von russischen Kampfflugzeugen bis an die Nato-Grenzen und darüber hinaus – es kam
schon mehrfach zu Beinahe-Zusammenstößen, weil die Flüge
auch unangekündigt waren.
Drittens stationiert die Nato
Truppen immer weiter vorne in
ihren östlichen Mitgliedsstaaten, was entsprechende Ankündigungen Moskaus hervorruft.
Zum Beispiel?
In den drei baltischen Staaten
und in Polen werden jetzt je ein
Bataillon stationiert, mit 800 bis
1 000 Soldaten, weil es dort konkrete Ängste vor einem aggressiven Verhalten Russlands gibt.
Die russische Seite hat aber bereits angekündigt, mit der Aufstellung von drei Divisionen zu
antworten. Das sind drei Mal
10 000 Mann. Man könnte sich
fragen, ob damit die Sicherheit
der Nato-Staaten erhöht worden
ist. Und schon zeichnet sich ab,
dass auf dem Warschauer NatoGipfel diskutiert wird, was man
zusätzlich machen muss, um
darauf zu reagieren. Das ist eine
Spirale, deren Ende gar nicht abzusehen ist. Es ist daher an der
Zeit, diese Spirale aufzuhalten.
Sie haben in dieser Woche erstmals vor Krieg gewarnt. Sehen
Sie tatsächlich diese Gefahr?
Erler sieht den Aufstand auf dem Maidan in Kiew als Wendepunkt des Verhältnisses zu Russland.FOTO: KUNZ
der Krim beziehen. Weil über ein
Referendum, das militärisch von
Russland unterstützt wurde, der
Abspaltungsprozess erst betrieben wurde und dann die Eingliederung in die russische Föderation erfolgte. Wir haben in Estland
25 Prozent russischsprachige Bevölkerung, in Lettland 27 Prozent, in der lettischen Hauptstadt Riga gibt es sogar eine russischsprachige Mehrheit. Dass
dort gerade dieses Beispiel extrem beunruhigend wirkt, kann
ich nachvollziehen. Nur glaube
ich nicht, dass man Vertragsbruch mit Vertragsbruch beantworten sollte. Ich finde es richtig,
dass Deutschland auf Einhaltung der Nato-Russland-Grundakte besteht, die eine dauerhafte
Stationierung von substantiellen Kampftruppen in der Grenzregion verbietet.
Gibt es Unterschiede zwischen
dem Kurs der SPD und der Union
in der Russlandpolitik?
Wir bemühen uns um Einigkeit
in der Koalition. Ohne diese Einigkeit gibt es auch keine europäische Einigkeit. Die EU ist gerade dabei, die Sanktionen gegen
Russland wegen Nichterfüllung
seiner Verpflichtungen um
sechs Monate zu verlängern. Ohne Einheit ist die Chance, eine
politische Lösung zu vermitteln,
gleich null.
Substantiell gibt es also keinen
großen Unterschied zwischen
SPD und Union.
Nein. Die militärische Eskalation
ist aber ein anderes Thema. Das
hat mit Einigkeit in der realen
Politik nichts zu tun, sondern
das ist die Frage, wie es weitergeht.
Man kann den Eindruck gewinnen, dass sich Russland selbst
Ich habe gesagt, dass solche Proisoliert: Konflikte mit zahlreichen
zesse einer unkontrollierten miNachbarstaaten, offene Symlitärischen Konfrontation auch
pathien mit gewaltbereiten Hoozum Krieg führen können. Ich
ligans, trotziges Festhalten am
habe nicht gesagt, dass wir schon
Staatsdoping. Folgt Putin überdavor stehen. Von meinen gehaupt einer Linie, oder macht
schichtlichen Kenntnissen her
er Politik aus dem Bauch?
halte ich diese Prozesse aber für
außerordentlich gefährlich.
Es gab eine Art Dammbruch bei
den russischen Entscheidungen,
Der estnische Präsident hat diese was die Ostukraine und die Krim
Woche Außenminister Frankangeht. Im Hintergrund steht
Walter Steinmeier indirekt Naidie Interpretation, dass die EUvität wegen seiner Kritik am
Politik gegenüber der Ukraine
Säbelrasseln vorgeworfen. Verein Versuch ist, geopolitisch diestehen Sie die Sorgen der Menses Land unter Kontrolle zu brinschen im Baltikum?
gen. Moskau denkt auch, dass
der Aufstand auf dem Maidan in
Ich verstehe vor allem die Sor- Kiew nichts weiter war als eine
gen, die sich auf die Annexion Konstruktion der Amerikaner,
um der russischen Opposition
zu zeigen, wie man Putin stürzen
kann. Aus dieser Interpretation
ist dieser Dammbruch entstanden. Russland ist nun auch bereit, rote Linien zu überschreiten. Das haben wir mit der Annexion der Krim und in der Ostukraine gesehen. Leider hat das zu
einer Isolierung, aber eben auch
zu einer Konfrontation zwischen
der EU und Russland geführt. Die
Rücksichtslosigkeit gegenüber
Verhaltensnormen setzt sich
weiter fort – ganz nach dem Motto: Wenn eine bestimmte Grenze
mal überschritten ist, ist es egal,
wie man sich verhält – weil man
doch nur umzingelt oder ausgegrenzt wird. Das ist eine gefährliche Emotionalität. Umso wichtiger ist, dass wir die OSZE und weitere Plattformen nutzen, um
wieder in einen intensiven Dialog mit Russland zu kommen.
Bei allen Konflikten: Sie haben
offensichtlich keinen ehrlichen
Verhandlungspartner am Tisch
sitzen. Wie verhält man sich da?
Man braucht Geduld und muss
eine ganz klare Haltung in der
Sache mit der Offenheit verbinden, auch russische Ängste und
Frustrationen ernst zu nehmen
und am Verhandlungstisch zur
Sprache zu bringen.
Wenn demnächst bekannt wird,
dass Russland flächendeckend
in vielen Sportarten Doping veranlasste oder duldete – gibt es
für Sie dann eine Alternative zum
ZUR PERSON
GERNOT ERLER wurde 1944
in Meißen bei Berlin geboren
und vertritt seit 1987 den
Wahlkreis Freiburg im Bundestag. Der Tod seines Vaters
in den letzten Kriegstagen
an der Ostfront und das Aufwachsen im geteilten Berlin
haben ihn dazu gebracht,
sich mit dem Ost-West-Verhältnis zu beschäftigen. Erler
studierte Geschichte, slawische Sprachen und Politik.
1964 besuchte er erstmals
Russland für einen Sprachkurs. Erler spricht fließend
Russisch. Zu einigen Abgeordneten der russischen Duma und im Föderationsrat
unterhält der Sozialdemokrat langjährige Kontakte.
Gute Beziehungen hat Erler
zu Oppositionspolitikern
und zu Vertretern der kritischen Zivilgesellschaft. RIX
Ausschluss des ganzen Teams
von den Olympischen Spielen?
Wir waren alle etwas überrascht,
dass nach der Verlängerung der
Suspension des russischen
Leichtathletikverbandes durch
den Internationalen Leichtathletikverband IAAF jetzt das Olympische Komitee doch geschlossen beschlossen hat, das russische Team unter russischer Fahne antreten zu lassen –
zumindest die Sportler, die ihre
Dopingunschuld international
belegen können. Das ist ein Entgegenkommen. Am 15. Juli erwarten wir einen Bericht der
Welt-Antidopingagentur Wada
über mögliches staatliches Doping in Sotschi 2014. Dieser Bericht könnte noch einmal Probleme für das IOC aufwerfen.
Und dann könnte die Eskalationsstufe weitergehen.
Ja. Ich bin gespannt, wie das IOC
reagiert, wenn der Bericht negativ ausfällt. Beim IOC gibt es ganz
offensichtlich die Tendenz, einen Gesamtausschluss der russischen Mannschaft zu vermeiden. An dieser Linie wird das IOC
mit allen Mitteln festhalten.
Wie ist Ihre Meinung dazu?
Hier kommt es zur Kollision von
zwei Dingen: die überzeugende
Strenge im Kampf gegen das Doping und der Wunsch, einen
solch dramatischen Akt gegen
ein einzelnes Land zu vermeiden
– obwohl es genug Hinweise gibt,
dass es nicht um Verfehlungen
einzelner Trainer und Sportler
geht, sondern möglicherweise
um ein politisches Vorgehen, für
das der Sportminister die Verantwortung trägt. Dennoch verstehe ich, dass das IOC den Eindruck
einer antirussischen Haltung
vermeiden will.
Können Sie sich unter solchen
Prämissen eine Fußball-WM in
zwei Jahren in Russland vorstellen?
Das Wichtigste haben Sie zum
Schluss gesagt: Es sind noch zwei
Jahre. Offensichtlich gibt es eine
ganze Menge aufzuarbeiten.
Man kann nur hoffen, dass Russland die Signale, die es bekommen hat, verstanden hat: Wie
wichtig es für das Prestige des
Landes ist, saubere, friedliche
und gut organisierte Spiele auszutragen. Diese Lektion müsste
eigentlich angekommen sein.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
KLAUS RIEXINGER
AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 26. Juni 2016
„Ökonomisch klares Fazit: Abschalten“
Im Interview erläutert der unabhängige Finanzexperte Kaspar Müller, warum ATOMKRAFTWERKE nicht rentabel sind
ken. Die Gestehungskosten berechneten die Investmentbanker schon damals auf mehr als
acht Rappen pro Kilowattstunde. 1999 wollten schließlich die
deutschen Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) ihren
fünfprozentigen Anteil an Leibstadt verkaufen. Im Endeffekt
kostete sie das aber 120 Millionen D-Mark, weil der Käufer für
zukünftige Verluste entschädigt
werden wollte. Die Zeichen waren also längst eindeutig.
Atomenergie ist nicht nur
hoch gefährlich, sie ist zudem ein Milliardengrab,
davon ist der Schweizer
Ökonom Kaspar Müller
überzeugt. Der Mär vom
billigen Strom hätten immer schon falsche strategische Annahmen zugrunde gelegen.
Herr Müller, Sie haben bei der
jüngsten Mitgliederversammlung des Trinationalen Atomschutzverbands Tras in Basel die
These aufgestellt: „Kernenergie
war nie wirtschaftlich und wird
es nie sein“, warum?
Man hat die finanzwirtschaftliche Komponente immer unterschätzt und ist immer von BestCase-Annahmen ausgegangen.
Die ganze betriebswirtschaftliche Grundhaltung entspringt
dem Denken eines Monopolmarktes. Das hat sich ja aber gewaltig geändert.
Sie haben sich als Experte mit
der finanziellen Schieflage der
beiden Schweizer AKW Gösgen
und Leibstadt befasst. Woher
kommt sie?
Wenn Unternehmen über Jahrzehnte in den wichtigen grund-
ZUR PERSON
KASPAR MÜLLER (64) ist unabhängiger Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperte. 1991-2012 war er Mitglied der Fachkommission
Swiss GAAP FER, die sich mit
Fragen konkreter Bilanzierung beschäftigt. Bis 2015
war er Präsident der Stiftung
Ethos, Genf, die sich für Aktionärsrechte einsetzt. Den
Trinationalen Atomschutzverband Tras berät Müller
unentgeltlich.
AMA
Was bedeutet das für andere
europäische AKW, etwa Fessenheim?
Ich habe die Details in Frankreich nicht studiert, aber die fiDer Basler Finanzexperte Kaspar Müller kommt zu dem Ergebnis, dass die Betreiber der Kernkraftwerke
Leibstadt (Foto) und Gösgen-Däniken bei ihren Bilanzen getrickst haben.
FOTOS: MANFRED HERBST/MAHRO nanzielle Mechanik ist überall
die gleiche und auch die riesigen
sätzlichen strategischen Annah- Beurteilung, dass allein in den die Börse gebracht. Die Anfangs- finanziellen Belastungen sind es.
men falschliegen, ist es nicht nächsten 20 Jahren noch min- investitionen lagen bei 13 Milli- Und um hier Klarheit zu haben,
verwunderlich, wenn sich das destens 20 Milliarden Franken arden Pfund, der damalige Buch- gilt, dass die Transparenz der
heute in einem sehr kritischen fehlen. Und dabei muss man wert bei fünf Milliarden. Invest- AKW-Betreiber in solchen Frafinanziellen Status widerspie- wissen, dass gemäß Berechnun- mentbanker, also mit einiger Si- gen massiv verbessert werden
gelt, und es gab mehrere falsche gen des Bundes bis 2116 Kosten cherheit nicht Linke und Grüne, muss.
Annahmen. Man ist erstens da- für die Entsorgung anfallen wer- schätzten den aktuellen MarktWenn sich aber der Betrieb der
wert damals auf 2,8 Milliarden
von ausgegangen, dass es eine den.
Anlagen tatsächlich
Stromlücke geben wird, eingenicht mehr rechnete,
treten ist eine Stromschwemme.
Weshalb nur bis 2116?
weshalb wird dann seiDie zweite Annahme war, dass
„Die finanzielle Mechanik
tens der Betreiber weider Strompreis steigen wird, ein- Die Zahl stammt aus
ist überall dieselbe, ebenso
ter um Laufzeitverlängetreten ist ein massiver Ein- den Schätzungen des
sind es die riesigen finangerungen gekämpft?
bruch der Preise. Wind und So- Bundesamtes für Enerlarenergie wurden jahrelang fast gie. Sie zeigt aber, wie
ziellen Belastungen“
In der Schweiz gibt es
verhöhnt, eingetreten ist ein immens und langfrisKaspar Müller
nur ein Werk mit befrisenormes Wachstum dieser Ener- tig das finanzielle und
teter Laufzeit, das ist
giequellen.
ökologische Problem
Mühleberg. Die schalist. Wer weiß, vielleicht
Wie viel Geld fehlt Ihres Erachfindet ein Genie eine Lösung Pfund, aber auch das war zu opti- ten ab, weil sie die Zusatz-Intens, wie viel wurde bisher verund wir können nuklearen Ab- mistisch. Am ersten Handelstag vestitionen fürchten. Sie komdient, wie hoch sind die Rückfall demnächst in kürzester Zeit war das Investment noch 1,4 Mil- men deshalb offenbar selber
lagen und wie viel hat allein die
auflösen. Davon gehe ich aber liarden Pfund wert. Und das zum Schluss, Abschalten ist richbisherige Suche nach einem End- nicht aus. Die Wahrscheinlich- wohlverstanden zu einer Zeit, in tig. Die andern Kraftwerke halager in der Schweiz den Staat
keit, dass die Entsorgungskosten der es noch keine Subventionen ben in der Schweiz unbefristete
gekostet?
immer weiter steigen, ist un- für Solar- und Windenergie gab. Bewilligungen und sind deshalb
1997 kam dann eine Studie der der Disziplinierung der Investitigleich höher.
Investmentbank Crédit Suisse onsrechnung nicht unterworDas ist alles schwierig zu sagen,
First Boston zum Schluss, dass es fen. Jede Investitionsplanung
denn es gibt unterschiedliche
Hätte man die Situation, die
Berechnungen, die von unterheute besteht, nicht voraussehen das AKW Leibstadt bei einem wird von den Betreibern deshalb
schiedlichen Annahmen ausgekönnen?
Buchwert von 3,7 Milliarden auf entschieden bekämpft, weil sie
hen. Sicher scheint mir aber,
einen Ertragswert von 1,1 Milliar- ökonomisch zum klaren Fazit
dass die Annahmen der AKW-Be- Es gab zumindest glasklare Si- den Franken brachte. Man Abschalten führen würde.
treiber viel zu optimistisch sind. gnale vom Finanzmarkt: Schon spricht da von einem „stranded
In der Schweiz gehe ich davon vor 20 Jahren wurden in Groß- investment“ oder einer ÜberbeUnd wie lässt sich dann erklären,
dass weltweit weiter in die Techaus, das ist meine persönliche britannien acht neuere AKW an wertung von 2,6 Milliarden Fran-
nologie investiert wird? Hinkley
in Großbritannien wurden massive staatliche Hilfen zugesagt,
in Schweden sollen neue AKW
vollständig privatwirtschaftlich
finanziert werden. Laufen Investoren dann also sehenden
Auges in den Bankrott?
Mir unerklärlich, dass sich heute
weiterhin Investoren in eine
Technologie einschließen wollen, in der sie dann 60 Jahre gefangen sind und die heute schon
nicht wirtschaftlich funktioniert. Das geht nur, wenn man
auf den Staat baut. Es sind also
plan- und nicht marktwirtschaftliche Erwägungen, die dahinterstehen. Zudem ignorieren
sie den Innovationsschub in anderen Technologien in den
nächsten 60 Jahren völlig. Staaten, welche auf diese Technologie bauen, schwächen langfristig
ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Wie ist vor diesem Hintergrund
das Angebot der französischen
Umweltministerin einzuschätzen, den Fessenheim-Betreiber
EdF mit 100 Millionen Euro zu
entschädigen, ganz abgesehen
von den um ein Vielfaches höheren EdF-Forderungen?
Fehlinvestitionen sollten grundsätzlich von den Eigentümern,
respektive den Verursachern
und nicht vom Steuerzahler bezahlt werden, unabhängig von
ihrer Höhe.
Letzte Frage: Wie sind Ihre Einschätzungen in Bezug auf die
Situation in Deutschland? Können die gebildeten Rückbaurücklagen ausreichend sein?
Das ist schwierig zu sagen, meine These wäre: Nein, die Rücklagen werden nicht ausreichen. Sicher aber ist, dass zukünftige Generationen mit den ökologischen und finanziellen Folgen
der Kernenergie noch massiv
werden kämpfen müssen.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
ANNETTE MAHRO
Völlig von den Socken
Latschen Sie noch oder verkehren Sie schon? – Das Verkehrsministerium soll uns jetzt BEINE MACHEN , finden die Grünen in Lörrach
Es soll sich etwas tun in Lörrach, fordern die Grünen.
Nur was? Die Sache ist eine
Idee des Verkehrsministeriums, betrifft uns alle, und
weil wir Sie nicht über Gebühr belasten wollen, beginnen wir mit einem lockeren Quiz.
c) Sicherer Fahrradverkehr
d) Sicherheit vor dem Fahrradverkehr
4. Für wessen Belange möchte
das Land Baden-Württemberg
stärker sensibilisieren?
a) Auszubildende
b) Alleinerziehende
c) Zufußgehende
d) Rumhockende
1. Was ist ein untrüglicher Indikator für hohe Lebensqualität in einer Stadt?
a) Dichte der Eisdielen
b) Dichte der Textilketten
c) Dichte des Fußverkehrs
d) Dichte der Cafés
5. Wer oder was soll mittels priorisierter Handlungsfelder stärker
in das Bewusstsein von Politik,
Verwaltung und Bürgerschaft gerückt werden?
a) Behinderte
b) Hummeln als Bestäuber
c) Fußverkehr
d) Blühpflanzen im Stadtraum
2. Welches Verkehrsmittel spielt
schon heute eine zentrale Rolle
im Mobilitätsgeschehen, wurde
aber lange dennoch verkehrspolitisch zu wenig beachtet?
a) E-Bikes
b) Moderne Tretroller
c) Busse
d) Füße
6. Welche Kultur soll mit breiten
Maßnahmen und Modellprojekten entwickelt werden?
a) Sprach-Kultur
b) Toleranz-Kultur
c) Achtsamkeits-Kultur
d) Geh-Kultur
3. Was ist ein Grundbedürfnis des
Menschen und bedarf daher besserer Förderung?
a) Sicherer Geschlechtsverkehr
b) Sicherer Fußverkehr
Wenn Sie sich jetzt fragen, ob
die Sommerhitze bei uns auch
die letzten Schräubchen gelockert hat: Vielleicht schon, aber
alle Fragen bestehen aus Zitaten
einer Kampagne des Verkehrs-
ministeriums Baden-Württemberg, die sich die Verbesserung
von „Fußverkehr“ und „Geh-Kultur“ zur Erbauung und Ertüchtigung der „Zufußgehenden“ auf
die Fahnen geschrieben hat; und
mit 160 000 Euro dafür eine
Agentur beauftragt hat, die nun
in zweiter Runde acht Modellkommunen unterstützen soll,
die bei Fußgängern nach dem
Rechten sehen wollen.
Das ist im Grunde nur folgerichtig. Folgend auf die Autokultur nach 580 Jahren CDU-Regierung peitschte Verkehrsminister
Winfried Hermann mit vielen
guten Plänen und auch viel Marketing-Bohei eine neue Fahrradkultur in unsere Herzen. Damit
sich keiner vergessen fühlt, müs-
sen nun eben die Fußgänger
dran glauben. Auch die Grünen
in Lörrach finden das sehr wichtig und fordern nun schon zum
zweiten Mal die Stadtverwaltung
auf, sich für diese Modellaktion
zu bewerben. Eine Stadt, die Modellaktionen liebt und um Tempo 30 streitet, als ginge es um die
Rettung des Abendlands – warum also nicht? Allerdings ist die
Zeit knapp: Am 1. Juli schließt
das Bewerbungsfenster, und ob
sich bis dahin noch ein Gutachter finden lässt, der diese Frage
für die Stadt entscheiden hilft,
muss bezweifelt werden.
Die Kampagne des Landes
nennt sich „Fußverkehrs-Check“,
sie will wirklich „eine neue GehKultur“ entwickeln und all das
andere, und meint es nur gut:
Wo sind gefährliche Übergänge,
wie kommen Blinde, Gehbehinderte, Rollatoren gut durch die
Stadt, wo gibt es Probleme mit
Autos, wo sind die Wege schlecht
oder umständlich geführt? 2015
hatten sich schon 15 Kommunen
beteiligt, darunter Bad Krozingen. Von der „Bewusstseinsschärfung durch positive Medienpräsenz“ ist nicht viel geblieben, im Archiv der örtlichen Tageszeitung findet sich ein
Artikel. Es gab eine Bürgeranhö-
rung, Begehungen und einen
Workshop. Die Experten der beauftragten Agentur Planersocietät wollen mehr Wegweiser, bessere Hilfen für Blinde, Kübel versetzen, und auch einen Zebrastreifen.
Hört man sich bei Lörrachs
„Zufußgehenden“ um, wie die
Planersocietät in wunderbarer
Genderkorrektheit uns Dahinlatschende nennt, ist die größte
Gefahr für den Fußverkehrs eine
ganz andere: die Radfahrer.
Wird Verkehrsminister Winfried Hermann diesen selbstgeknüpften gordischen Knoten
durchschlagen können? Demnächst mehr auf diesem Kanal.
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8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Neue Jeans oder sechseinhalb Jahre Wasser?
Lörrach: Bei einem WORKSHOP sollen bewusste Verbraucher Tipps für den Kleiderkauf und die Reparatur erhalten
Morgen lädt der Lörracher
„Fairbraucher-Treff“ zum
Workshop mit dem Titel:
„Zu viel, zu giftig, zu ungerecht – Wie lange wollen wir
das (er-)tragen?“ Vorab erzählt die Referentin Julia
Bangerter von Greenpeace,
warum es Öko-Mode noch
immer schwer hat und welches Siegel vertrauenswürdig ist.
Vorfall war kurz in den Medien,
unser langfristiges Verhalten hat
sich leider nicht verändert. Im
Durchschnitt kauft jeder Deutsche fünf Kleidungsstücke pro
Monat.
Diese Studien stellen aber auch
fest, dass den meisten Menschen
bewusst ist, dass ihre Kleidung
unter menschenunwürdigen
Bedingungen produziert wird
und Giftstoffe enthält. Trotzdem
schlagen sie zu, wenn ein T-Shirt
für vier Euro angeboten wird?
Die Textilindustrie ist hauptsächlich in Asien angesiedelt,
dort gibt es natürlich auch andere Industrien. Aber man kann
schon sagen, dass zum Beispiel
in China über 60 Prozent der
Trinkwasserreserven in den
großen Städten ernsthaft
verschmutzt sind und die
Textilherstellung hierbei
eine große Rolle spielt. Die
Chemikalien gelangen ins
Abwasser und wurden bereits
in Speisefischen und in Muttermilch fernab der Produktionsländer nachgewiesen.
Wer stellt sicher, dass die
Vorgaben eingehalten
werden?
mikalien – aber nur in der
Baumwollproduktion, und so weiter.
Grundsätzlich gilt: Kleidungsstücke so lange wie
möglich benutzen, flicken
und umnähen. Und vielleicht mit Freunden tauschen. Viele Chemikalien
werden mit der Zeit ausgewaschen. So gesehen ist
Secondhandkleidung die
sicherste.
Frau Bangerter, 2013 starben
mehr als 1 100 Menschen beim
Einsturz einer Textilfabrik in
Bangladesch; die menschenunwürdigen Produktionsbedingungen waren tagelang Thema. Hat
sich unser Konsumverhalten seitdem gebessert?
Ja, das Bewusstsein ist bei Erwachsenen und Jugendlichen
Wenn man das Problem an der
da, aber wenn sie im Laden vor
Wurzel packen will:Wo ist diese?
den Produkten stehen, werden
Nachhaltigkeitsaspekte verges- Die Wurzel ist der überbordensen. Design, Preis und Marke de Konsum, der Workshop morsind kaufentscheidend.
gen zielt darauf ab: Wir wollen
mit den Teilnehmern schauen,
Welches ist aus Ihrer Sicht das
wie sie ihren Kleidungskonsum
Greenpeace Deutschland hat
größte Problem bei diesem Kon- bewusst und nachhaltig gestalin Studien festgestellt, dass sich
sumverhalten?
ten können. Grundsätzlich ist
der Kleidungskonsum zwischen
natürlich ein Kleidungsstück,
den Jahren 2000 und 2010 fast Greenpeace schaut sich als Um- das nicht produziert wird, das
verdoppelt hat. 2015 wurden weltschutzorganisation vor al- ökologischste.
wieder Studien durchgeführt, lem die ökologische Seite an: Die
die ergaben, dass weiterhin ähn- Deutschen haben zusammen etSie sind Leiterin der Detox-Kamlich viel konsumiert wird. Der wa fünf Milliarden Kleidungspagne – wie verlief diese bisher?
stücke, von denen rund zwei
Milliarden ungenutzt im Mit der Detox-Kampagne setzt
Schrank liegen. Wenn für die sich Greenpeace seit mehreren
Herstellung eines T-Shirts Jahren dafür ein, dass Firmen
2700 Liter Wasser ver- sich dazu verpflichten, in ihrer
braucht werden – bei einer gesamten Produktionskette auf
Jeans sind es 7000 Liter –, sämtliche schädliche Chemikalidann ist das ein Problem. en zu verzichten. Die Firmen
Diese 2700 Liter entspre- müssen ein ambitioniertes
chen der Menge Trinkwas- Commitment abgeben, das auch
ser, die eine Person für über beinhaltet, dass sie transparent
900 Tage benötigt. Und die mit ihren Daten umgehen. Mitt3500 zugelassenen Chemi- lerweile haben 76 Marken diese
kalien verschmutzen weite- Selbstverpflichtung
unterres Trinkwasser.
schrieben, und es ist interessant,
dass sich auch sogenannte FastJulia Bangerter leitet bei Greenpeace
Sind die negativen Folgen
Fashion-Marken wie H&M darSchweiz die Textil-Kampagne „Detox“.
der Textilproduktion schon
unter befinden und GroßverteiFOTOS: BILLIONPHOTOS/FOTOLIA, ZVG
konkret zu beobachten?
ler wie Aldi und Lidl.
Wenn man jetzt aber ein Lieblingsstück hat, das vielleicht unter Verwendung von Chemikalien hergestellt wurde – hilft es,
dass es schon oft getragen und
gewaschen wurde?
Ein Problem der Öko-Labels ist, dass mit ihnen
kratzige Wollpullover
und ausgefallene
Patchwork-Hosen
assoziiert werden.
Hat die Öko-Modeindustrie da geschlafen?
Greenpeace überwacht das, die Idee ist aber
schon, dass die Marken auch
selbst viel Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel publizieKönnen Sie trotzdem ein Siegel
ren sie regelmäßig ihre Abwasempfehlen?
serdaten und machen öffentlich,
was in diesem Bereich getan Eines, das sicher sehr weit greift,
wird.
ist das Gots-Siegel, das steht für
„global organic textile standard“.
Wenn ich in den Laden gehe und Da werden sowohl ökologische
fünf Hosen nebeneinander sehe als auch soziale Kriterien mit
– woran erkenne ich die ungifeinbezogen. Kleidung, die in
tige?
Deutschland hergestellt wurde,
ist auch weniger problematisch,
Ja, das ist immer die große Frage. denn hier gelten höhere SozialMan wünscht sich als Konsu- und Umweltstandards als beiment eindeutige Angaben, aber spielsweise in Asien. Und alle
die Gütesiegel beziehen sich auf Materialien, die lokal angebaut
verschiedene Aspekte: das eine werden können, sind grundsätzauf die Arbeitsbedingungen, das lich verträglicher: Leinen und
andere auf den Einsatz von Che- Hanf zum Beispiel.
Dieses Image ist nicht mehr
berechtigt, aber es hält sich
hartnäckig. Unsere Studie zeigt
auch, dass sich Jugendliche vor
allem im Internet modisch inspirieren lassen. Und da sind
nach wie vor die Fast-FashionMarken stark.
Das bedeutet, die Öko-Marken
müssten endlich auf YoutubeStars und Blogger zugehen?
Ja. Dort könnte man Jugendliche
abholen. Fragt sich allerdings, ob
das nicht vielmehr den Konsum
zusätzlich ankurbeln statt drosDAS GESPRÄCH
seln würde.
FÜHRTE SAVERA KANG
> WORKSHOP
zum Kleidungskonsum, Montag, 27. Juni, um
19.30 Uhr im Nellie Nashorn, Tumringer Straße 248, Lörrach. Infos:
www.fairnetzt-loerrach.de
Als Leser der BZ – ich muss nicht selbst Abonnent sein – habe ich den neuen
Abonnenten geworben. Meine Prämie erhalte ich innerhalb von 72 Stunden nach
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Tischkicker, Winsport (P510), Zuzahlung 9 e
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meinem Kontoauszug. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung
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MENSCHEN UND MÄRKTE 9
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Wenn Bio nicht mehr Bio ist
Wegen des vielen Regens müssen auch Ökowinzer PFLANZENSCHUTZMITTEL einsetzen
Das feuchte Wetter bereitet
im Ökoweinbau Probleme:
Der Falsche Mehltau macht
sich an den Reben breit.
Doch ein wirksames Gegenmittel ist seit 2013 im Bioanbau verboten. Das Land
Baden-Württemberg will
sich nun bei der EU gegen
dieses Verbot einsetzen.
BETTINA GRÖBER
Viel Regen, dazu milde Temperaturen: Die vergangenen Wochen
boten für den sogenannten Falschen Mehltau optimale Bedingungen, um in den Weinbaugebieten der Region zu wachsen
und zu gedeihen. Für die Winzer
hat der Befall durch den pilzähnlichen Organismus weitreichende negative Folgen: Der Falsche
Mehltau besiedelt die Blätter,
bildet an deren Oberflächen ölige Flecken, an den Unterseiten
einen mehligen Belag. Auch die
Blütenstände, sind betroffen,
wie René Fuchs, Phytopathologe
und Leiter des Referats Pflanzenschutz am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, erläutert:
„Dann entwickeln sich keine
Trauben, oder es bilden sich lediglich Lederbeeren.“ Logische
Konsequenz: Ernteausfälle.
Betroffen sind in erster Linie
die Bioweinbauern. Denn natürlich lässt sich mit entsprechenden Mitteln etwas gegen den Falschen Mehltau unternehmen.
Doch hier wird es problematisch.
Am wirksamsten wären Kaliumphosphonate. 2012, als es schon
einmal zu einer starken Ausbreitung des Falschen Mehltaus
kam, durften die Biowinzer Kaliumphosphonate noch einsetzen, da sie als Pflanzenstärkungsmittel eingestuft waren.
„Da sie aber Auswirkungen auf
den Erreger des Falschen Mehl-
„Wenn es weiter Regen gibt, wird das für die Biowinzer massive ErtragsFOTO: GRÖBER
verluste bringen“: Weinbauforscher Fuchs.
taus haben, wurden sie in der EU
2013 zu Pflanzenschutzmitteln
deklariert“, sagt René Fuchs. Und
genau diese dürfen die Biowinzer nicht verwenden.
Normalerweise werde der Falsche Mehltau von den Bioweinbauern mit Kupferpräparaten
bekämpft, so Fuchs. Drei, in Ausnahmesituationen auch vier Kilogramm seien pro Hektar und
Jahr erlaubt. „Die Frage ist, ob das
dieses Jahr reicht“, meint Fuchs.
Weinbaugebiete, in denen es
sehr feucht ist, seien vom Falschen Mehltau besonders betroffen. Dazu gehören der Tuniberg oder das Glottertal. Wie sich
die Situation weiter entwickelt,
sei noch nicht abzuschätzen,
sagt René Fuchs: „Wenn es weiter
Regen gibt, wird das für die Biowinzer massive Ertragsverluste
bringen. Bleibt es trocken, bleiben die Verluste wohl tolerabel.“
Einzelne Winzer hätten aber bereits eine Befallsquote von 30 bis
50 Prozent vermeldet.
Prinzipiell können auch die
Bioweinbauern wieder zum Einsatz von Kaliumphosphonaten
zurückkehren. Darüber informierte das baden-württembergische Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz diese Woche. Demnach
sollten die Biowinzer die Flächen, die sie entsprechend behandeln wollen, an das Weinbauinstitut sowie an die Ökokontrollstelle melden. Allerdings fallen die betroffenen Flächen
dann aus der Ökoproduktion
heraus. Und die Weine, die aus
den Trauben von diesen Flächen
hergestellt werden, dürfen nicht
mehr als Bioweine deklariert
werden. Laut René Fuchs haben
sich einige Bioweinbauern aus
der Region zu diesem Schritt
entschlossen.
Jörg Scheel gehört nicht dazu.
Der Besitzer des Weinguts Sonnenbrunnen in Opfingen begann seine Laufbahn als Biowinzer bereits 1984. Scheel verwendet die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen – Wasserglas,
Kupfer, Schwefel und ein Konzentrat aus Orangenöl. Seine insgesamt vier Hektar an Weinbergen am Tuniberg und am Batzenberg müsse er damit alle drei
bis vier Tage behandeln. Doch
die Situation sei kritisch: „Wir
hatten noch nie einen so schlimmen Befall, vor allem noch nie in
einem so frühen Stadium, zur
Blütezeit.“ Wie hoch die Ertragsausfälle werden, sei noch nicht
abzusehen, „das kann man erst
in drei bis vier Wochen sagen“.
Zusammen mit den Bio-Verbänden will sich das Land BadenWürttemberg bei der EU dafür
starkmachen, dass Kaliumphosphonate auch für den Bioweinbau wieder zugelassen werden.
Doch ist erfahrungsgemäß nicht
mit einer schnellen Änderung
der Vorschriften zu rechnen.
Man setzt daher auch auf die
Entwicklung von Alternativen –
auch im Freiburger Weinbauinstitut. So habe man etwa bereits
Kupfer in Fettkapseln „verpackt“
verwendet, um die Rebblätter zu
behandeln, schildert René Fuchs.
Der Befall der Gescheine wurde
dadurch deutlich reduziert.
Schnelle Hilfe ist aber nicht zu
erwarten – denn auch ehe es ein
neues
Pflanzenschutzmittel
oder eine neue Technik zur Zulassung bringt, dauert es bekanntlich lange.
BÖRSE REGIONAL
Energiedienst 1
Kurs heute
(EUR)
Vorwoche
(EUR)
Änderung
(in Prozent)
52-Wochen
Hoch
52-Wochen
Tief
20,66
20,40
1,27%
25,62
19,65
Laufenburg
Micronas
7,20
6,87
4,80%
7,20
3,50
101,25
100,10
1,15%
149,35
91,50
75,75
74,85
1,20%
103,20
67,00
Freiburg
Sto
Stühlingen
Novartis 2
Basel
Peugeot S. A.
11,84
13,14
-9,89%
19,45
11,67
243,50
240,40
1,29%
283,90
229,90
373,50
385,30
-3,06%
420,00
288,50
Mulhouse
Roche GS 2
Basel
Syngenta 2
Basel
Alle Werte Xetra. Ausnahmen: 1Berlin, 2Zürich (in CHF) − Stand KW 25
NOVARTIS
Konkurrenz mit Nachahmerpräparaten
Der Pharmakonzern Novartis will seinen Rivalen mit Nachahmerversionen von wichtigen Biotech-Medikamenten Milliarden-Umsätze abnehmen. Bis 2020 will der Basler Konzern
sogenannte Generika von fünf wichtigen Arzneien auf den
DS
Markt bringen.
KURZ GEFASST
MILCHPREIS
Fruchten Appelle an dieVerbraucher?
Angesichts dramatisch gefallener Milchpreise scheinen Appelle
an die Verbraucher, sich für höherpreisige Produkte aus der
Region zu entscheiden, vorerst zu fruchten. Edeka-Händler
Dieter Hieber, der in seinen zwölf Märkten Discountmilch
zurückgefahren und seine Kunden aufgefordert hatte, zury
Stützung der hiesigen Milchwirtschaft deutlich mehr Geld
in Markenprodukte der Schwarzwaldmilch zu investieren
(wir berichteten), erklärte am Donnerstag der Badischen Zeitung:
„Wir konnten einen Rückgang bei der Gut-&-Günstig-Milch
feststellen. Es gibt gleichzeitig eine Steigerung bei den Markenprodukten.“ Beide Produkte kommen von der Schwarzwaldmilch in Freiburg, unterscheiden sich aber deutlich im
Preis: die Disountvariante kostet 46 Cent, die teure mit 1,19
DS
Euro mehr als das Doppelte.
AUSZEICHNUNG
Bester Klempner aus Grenzach
Der beste Klempner Baden-Württembergs kommt aus Grenzach-Wyhlen. Julian Emmert wurde diese Woche aber nicht
nur Landessieger des Fachverbands Sanitär-Heizung-Klima,
sondern auch als erster Bundessieger beim Verbandstag in
Rottenburg ausgezeichnet. Im Dezember wird Emmert auch
bei den Europameisterschaften der Berufe in Göteborg für
DS
die deutschen Klempner antreten.
Die Scheu vor dem Kontrollverlust
Die Börse ist für viele Unternehmen unattraktiv – Manchmal entscheiden sich aber selbst familiengeführte Unternehmen für die Form der AKTIENGESELLSCHAFT
Die Unternehmensform Aktiengesellschaft macht sich rar. Bald
verschwindet mit der Micronas
AG das letzte börsennotierte Unternehmen – zumindest formal
– aus Freiburg. Die nächsten börsennotierten AGs finden sich
erst wieder in Basel und in Mulhouse.
„Die Aktiengesellschaft ist eine exotische Form“, sagt Michael
Bertram, nachdem er sich die
Statistik der Industrie- und Handelskammer genau angeschaut
hat. „Sie spielt eine sehr, sehr geringe Rolle“, sagt das Mitglied der
Geschäftsführung und der Leiter
der Abteilung Existenzgründer.
Die Zahlen sprechen für sich. Im
Gebiet der IHK Südlicher Oberrhein haben 517 Unternehmen
die Form der AG gewählt – von
fast 60 000. Das ist nicht einmal
ein Prozent. Darunter fallen sowohl börsennotierte AGs als
auch sogenannte „kleine AGs“,
deren Aktien nicht an der Börse
gehandelt werden. Den Rückgang der AGs macht Bertram an
zwei Krisen fest: der geplatzten
Dotcom-Blase im Jahr 2000 und
an der Finanzkrise 2009.
Eine AG biete sich vor allem
dann an, wenn man ohne großen
Aufwand neue Gesellschafter
aufnehmen will, sagt Bertram.
Für das Einsammeln von Kapital
gebe es mittlerweile einfachere
Instrumente – etwa das Crowd
Investment. Dabei investieren
Kleinanleger in ein ihnen sym-
pathisches Projekt drei- oder
vierstellige Beträge. Für größere
Investments, ab sechsstelligen
Beträgen, gebe es sogenannte
Business Angels. Die wollen sich
dann aber richtig an einem Unternehmen beteiligen. Lothar
Rösch, Abteilungsdirektor Private Banking bei der Sparkasse,
weist auf Mittelstandsanleihen
hin, bei denen eine Bank für Unternehmen Fremdkapital als Anleihen sammelt. Alles bequeme
Alternativen zur Börse.
Heidrun Riehle, Geschäftsführerin beim Wirtschaftsverband
Industrieller Unternehmen Baden (WVIB), nennt noch einen
weiteren Fall, in dem sich selbst
familiengeführte Unternehmen
für eine AG entscheiden – aber
die Börse meiden: wenn es um
die
Unternehmensnachfolge
geht. Denn dann könnten die
ausscheidenden Gesellschafter
über den Aufsichtsrat dem Unternehmen mit ihrem Wissen erhalten bleiben. Dafür nehmen
die Unternehmen auch
ein Mehr an Bürokratie
in Kauf, sagt Riehle.
Kleine Aktiengesellschaften haben aber
bei weitem nicht so
strenge Auflagen wie
die börsennotierten.
Mit der Micronas AG
verschwindet
demnächst die letzte börsennotierte AG aus
Freiburg. 90 Prozent
der Aktien hat die japanische
Elektronik-Gruppe TDK bereits
gekauft. Ziel des Investors ist es,
in absehbarer Zeit auch noch die
restlichen Aktien zu erwerben.
Damit wäre die Übernahme abgeschlossen. Der Arbeitgeber
bleibt Freiburg zwar erhalten –
viele sagen sogar gestärkt – doch
das selbstständig börsennotierte
Unternehmen ist dann Geschichte.
–
Eine AG nach der anderen
ist verschwunden
–
Erst 2014 und 2015 haben zwei
prestigeträchtige Freiburger Aktiengesellschaften
aufgeben
müssen: Die Solarstrom AG
rutschte in die Insolvenz und
wurde von einem chinesischen
Investor übernommen, die Solar-Fabrik AG musste ebenfalls
Insolvenz anmelden; neuerdings werden unter
dem Namen zwar
wieder Solarmodule
in Freiburg hergestellt, die von
Solarpionier Georg Salvamoser
gegründete Aktiengesellschaft
ist aber passé.
Der Biotech-Boom Anfang der
2000er Jahre hat Freiburg zwar
einen Industriepark gleichen
Namens beschert, und es gibt
auch einige Biotech-Unternehmen. Die beiden Vorzeige-Biotech AGs aber konnten sich nicht
behaupten: Die Genescan AG
wurde verkauft, die Biotissue AG
hat nach einer Insolvenz immerhin als GmbH überlebt.
Biotissue war das bislang letzte Unternehmen, das die Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau beim Börsengang unter Leitung der Landesbank begleitete.
Das liegt mittlerweile 16 Jahre
zurück.
Abteilungsdirektor
Rösch sagt, viele Unternehmen
wollten den Kreis der Anleger
klein und überschaubar halten –
dann nehmen auch weniger Menschen Ein-
fluss auf das Unternehmen. Das
war mit ein Grund, warum die
Waldkircher Sick AG den Börsengang 2004 stoppte. Fremde Investoren wollen schnell hohe
Rendite erzielen. Das passt
schlecht zur nachhaltigen Politik
des weltweit agierenden Sensorenherstellers.
Auch der IT-Boom am sogenannten Neuen Markt Anfang
des Jahrtausends hat in der Region keine Spuren in Form von
börsennotierten Aktiengesellschaften hinterlassen. Die angesehene IT-Schmiede Brain International AG mit Sitz in Breisach –
und überdimensioniertem Management – musste nach einem
Umsatzeinbruch 2002 Insolvenz
anmelden. Brain wurde an einen
US-Investor verkauft. Die Offenburger Softline AG schrieb Jahr
für Jahr rote Zahlen und verzehrte rasch die Millionen aus dem
Börsengang. 2004 erstattete die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre Anzeige wegen
Untreue gegen Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats: Die hatten die Bezüge des
Vorstands in zwei
Jahren mehr als verdoppelt und dem
Vorstandsvorsitzenden, der aus freien Stücken das IT-Unternehmen verließ, eine dicke
Abfindung zugescho-
ben. Die GFT Technologies SE, ein
IT-Software-Entwickler
mit
Gründungssitz in St. Georgen im
Schwarzwald, hat sich hingegen
etabliert. Doch dem Schwarzwald hat GFT 2008 den Rücken
zugedreht und den Sitz nach
Stuttgart verlegt. Der Vorstandsvorsitzende ist heute im Besitz
aller Aktien. 2015 wurde die AG
in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt.
Eine SE ist seit drei Jahren
auch der Stühlinger Baustofflieferant Sto. Ein Grund für die Umwandlung war es, den Einfluss
der Eigentümerfamilie langfristig zu sichern. Die Mehrheit der
Aktien befindet sich in Familienund Unternehmensbesitz, gehandelt wird ein gutes Drittel –
allerdings als Vorzugsaktien. Die
garantieren eine bevorzugte Behandlung bei der Dividende, bieten aber kein Stimmrecht.
Weitere börsennotierte AGs
befinden sich in Basel – Syngenta, Novartis, Roche. Wobei der
Agrokonzern Syngenta zum Jahresende in den Besitz des chinesischen Konzerns Chem-China
übergehen dürfte und damit
von der Börse verschwindet.
KLAUS RIEXINGER
> Mit diesem Text nehmen wir Ab-
schied von der regionalen Börsenübersicht, die im Laufe der Jahre
immer kürzer wurde. Den frei werdenden Platz möchten wir künftig
anderweitig nutzen.
10 NACHRICHTEN
KURZ GEFASST
BREXIT
Britischer EU-Kommissar Hill tritt zurück
Zwei Tage nach dem historischen BrexitReferendum hat der britische EU-Kommissar
Jonathan Hill (Foto: dpa) seinen Rücktritt
angekündigt. Das teilten Hill und Kommissionschef Jean-Claude Juncker gestern in
Brüssel mit. Lord Hill (55) ist in der seit 2014
amtierenden Juncker-Kommission für Finanzmärkte und Finanzdienstleistungen
zuständig. Er sei sehr enttäuscht über den
Ausgang der Volksabstimmung in Großbritannien, schrieb
der konservative Hill. „Da wir uns in eine neue Phase bewegen,
glaube ich nicht, dass es richtig wäre, als britischer Kommissar
DPA
weiterzumachen, als ob nichts geschehen wäre.“
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Ein Votum – und seine Folgen
Nach dem BREXIT : Schotten wollen in der EU bleiben, viele Briten eine neue Abstimmung
Edinburgh (AFP). Nach dem
Brexit-Referendum stemmt
sich Schottland mit aller
Macht gegen das Ergebnis:
In einer Krisensitzung beschloss die Regionalregierung in Edinburgh gestern
erste Schritte für ein mögliches neues Unabhängigkeitsreferendum.
Die Regionalregierung in Edinburgh forderte zudem „umgehende Gespräche“ mit Brüssel,
um den Platz Schottlands in der
EU zu wahren. Die Außenminister der sechs EU-Gründerstaaten
forderten derweil einen schnellen und geordneten Ausstieg
Londons aus der EU.
Bei dem Brexit-Refendum
hatten am Donnerstag 51,9 Prozent aller Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt. Dabei sprachen
sich die Wähler in Schottland allerdings mit 62 Prozent klar für
einen Verbleib des Königreichs
in dem Staatenbund aus. Sofort
nach der Bekanntgabe des Ergebnisses hatte die schottische
Regierungschefin Nicola Sturgeon am Freitag ein neues Unabhängigkeitsreferendum ins Spiel
gebracht – und das Kabinett zu
einer Dringlichkeitssitzung für
gestern einberufen. Dabei beschloss die Regierung nach Angaben von Sturgeon, „die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen“ für ein mögliches neues Referendum. Zudem sei vereinbart
worden, „sofort Gespräche mit
den EU-Institutionen und anderen EU-Mitgliedstaaten zu führen, um alle möglichen Optionen zu besprechen, um Schottlands Platz in der Europäischen
Union zu schützen“.
Auch am zweiten Tag nach dem Brexit-Referendum hielt gestern bei
FOTO: AFP
vielen die Enttäuschung an.
Die Schotten hatten im Jahr
2014 bereits einmal über die Loslösung von Großbritannien abgestimmt, sich damals aber mit
knapper Mehrheit dagegen entschieden. Angesichts des Ausscheidens aus der EU könnten
die Befürworter einer Abspaltung bei einer erneuten Volksbefragung aber gewinnen.
Ein zweites Unabhängigkeitsreferendum in Schottland war
gestern nicht die einzige diskutierte Volksbefragung: Mehr als
eine Million Briten unterzeichneten bis zum Mittag auf der In-
ternetseite von Parlament und
Regierung eine Petition für ein
zweites Referendum über die
Mitgliedschaft Großbritanniens
in der Europäischen Union. Dies
waren zehnmal mehr, als für eine Befassung des Unterhauses
mit der Petition notwendig sind.
Unter dem Ansturm der Unterzeichner brach die offizielle Parlamentsseite vorübergehend zusammen.
In Berlin trafen sich derweil
die Außenminister der sechs
Gründerstaaten der EU. Als Konsequenz aus dem Brexit-Votum
wollen sie künftig unterschiedliche Ansprüche an das Integrationsniveau der EU besser beachten: „Ohne dass wir hinter das Erreichte zurückfallen dürfen,
müssen wir Wege finden, mit
diesen unterschiedlichen Ambitionsniveaus besser umzugehen“, erklärten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier
(SPD) und seine Kollegen aus
Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg.
Angesichts einer von London angekündigten monatelangen Verzögerung der offiziellen Austrittserklärung forderten die Minister ein schnelles Handeln.
„Dieser Prozess sollte so schnell
wie möglich losgehen“, sagte
Steinmeier. Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault
forderte die rasche Benennung
eines Nachfolgers für den britischen Premierminister David
Cameron. „Dafür braucht man
ein paar Tage“, drängte er.
Bislang hat Cameron seinen
Rücktritt allerdings erst bis zum
Tory-Parteitag im Oktober angekündigt. Er will es zudem seinem
Nachfolger überlassen, den Austritt des Landes offiziell bei der
EU zu erklären. Erst danach beginnen die Verhandlungen über
die Konditionen des britischen
Ausstiegs, sie sollen bis zu zwei
Jahre dauern.
Für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist das
Tempo der Austrittsverhandlungen allerdings nicht so wichtig.
„Ehrlich gesagt soll es nicht ewig
dauern, das ist richtig, aber ich
würde mich auch nicht wegen einer kurzen Zeit verkämpfen“,
sagte Angela Merkel in Potsdam.
Wann Großbritannien seinen
Antrag auf Austritt stellen werde, müsse das Land selbst entscheiden.
„Freunde für immer sein“
Würdesäule.
Bildung ermöglicht Menschen,
sich selbst zu helfen und aufrechter
durchs Leben zu gehen.
brot-fuer-die-welt.de/bildung
IBAN DE10100610060500500500
Bei PUTINS Besuch in China unterzeichnen die beiden Staaten mehr als 30 Abkommen
PEKING (DPA). Russland und
China wollen mit einer ganzen
Reihe gemeinsamer Projekte ihr
Bündnis vertiefen. Anlässlich eines Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Peking unterzeichneten beide
Staaten mehr als 30 Abkommen.
Die Abkommen betreffen Bereiche wie Infrastruktur, Handel,
Technologie und Innovation.
Das berichtete Chinas staatliche
Nachrichtenagentur Xinhua. Zuvor war Putin mit seinem Amtskollegen Xi Jinping und Regierungschef Li Keqiang zusam-
mengekommen. Putin sagte,
beide Seiten hätten sich darauf
geeinigt, die Handelsbeziehungen auszubauen. Zwar habe sich
die unstabile Lage auf den Rohstoff- und Währungsmärkten
zuletzt auch auf den Handel zwischen China und Russland ausgewirkt. Gemeinsam wolle man
jedoch „diesen Trend ändern“.
Laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass unterzeichneten beide Seiten unter anderem Verträge zur Entwicklung eines gemeinsamen Langstrecken-Flugzeugs als Konkurrenz
zu Airbus und Boeing. Über die
Zusammenarbeit war mehr als
zwei Jahre verhandelt worden.
Über den Bau einer Hochgeschwindigkeitszugstrecke von
Moskau ins 700 Kilometer östlich der russischen Hauptstadt
gelegenen Kazan solle bis Ende
des Jahres eine Einigung erzielt
werden.
Putin lobte die Beziehungen
zum Nachbarn als eine „allumfassende und strategische Partnerschaft“. Xi sagte, dass beide
Länder die Idee förderten,
„Freunde für immer zu sein“.
Putin sieht in einem Heranrücken an China die Chance, den
Effekt von Wirtschaftssanktionen auf Russland zu schmälern,
die Europa und die USA wegen
der Krise in der Ukraine gegen
Moskau verhängt haben. Um
nicht mehr so abhängig von Europa zu sein, besiegelte Moskau
mit Peking bereits vor zwei Jahren Gaslieferungen im Umfang
von 400 Milliarden US-Dollar
über eine Leitung, die 2018 fertig
sein soll. Beide Länder hatten
seitdem über eine Vielzahl neuer Kooperationen diskutiert.
DA S W E T TE R
22°
14° Lahr
Ettenheim
22°
6°
22°
11°
Polizeinotruf:
110
Feuerwehr/Rettungsdienst:
112
Krankentransporte:
DRK 07761/1 92 22
Ärztlicher Bereitschaftsdienst:
116 117
Apotheken-Notdienst-Infotelefon:
Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
Im Internet: mehr.bz/apotheken
Frauenhaus:
0 77 51/35 53
Giftnotruf:
0761/19240
Notfallpraxis Bad Säckingen:
9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
0 7761/9 33 72 22
Notfalldienst Wehr:
11 bis 12 und 18 bis 18.30 Uhr
Tel. 0 18 05/19 29 24 30
Telefonseelsorge:
08 00/1 11 01 11
Rhe
in
NOTDIENSTE
isam
Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
Elz
Waldkirch
Freiburg
Titisee
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
23°
2
Neustadt
FELDBERG
1493 m
10°
Schluchsee
7°
Bonndorf
17°
St. Blasien
10°
21° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 13°
Tiengen
Rheinfelden
Überwiegend freundlich mit einem Mix aus
Sonne und Wolken. In Alpennähe und im Nordwesten einzelne Schauer. Höchstwerte: 18 bis 24
Grad. Schwacher bis mäßiger Südwestwind.
heute
22°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Vom Atlantik strömt kühlere und nicht mehr
so schwüle Luft nach Südbaden. Heute ist es
vielerorts freundlich mit einem lockeren Mix
aus Sonne und Wolken. Im Schwarzwald bilden
sich ganz vereinzelt Schauer. Es bleibt aber größtenteils trocken. Bei schwachem Nordwestwind
erreichen die Temperaturen maximal 22 Grad. In
den kommenden Tagen ist das Wetter freundlich
mit einem Wechsel aus Sonne und Wolken. Die
Temperaturen steigen allmählich wieder an.
17°
10°
22°
11°
Bad Krozingen
Furtwangen
REGIONALWETTER
20°
13°
0 l/m²
Niederschlag
übermorgen
25°
2
2
0 l/m²
g
Niederschlag
0 l/m²
Niederschlag
30°
25°
20°
Kiel
20°
12°
Bremen
Hannover
Dresden
Nürnberg
10°
6 12 18 0
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
05:29/21:34Uhr
01:04/12:01Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
22°
11°
Freiburg
19°
14°
23°
17° Berlin
Essen
19°
22°
11°
13°
Köln
Frankfurt
15°
1
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21°
12°
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Der Sonntag
Sport
Leichtigkeit des Seins
In der aktuellen Ausstellung zeigen
Alexander Calder und das Künstlerduo Fischli/Weiss in der Fondation
Beyeler,wie heiter Kunst doch sein
SEITE 15
kann.
26.Juni2016
Nur kein Leichtsinn
Sag Ja!
O
Spielt er – oder nicht? Der neue deutsche Leitwolf Jérôme Boateng.
–
Kimmich will sich nicht mit
Lahm vergleichen lassen
–
Laut DFB liegt Boateng voll im
Plan. Das Abschlusstraining am
Samstagvormittagvor der Abreise nach Lille sollte der Indikator
für ein Mitwirken gegen die Slowaken sein. Torwart Neuer
glaubt an einen Einsatz seines
Bayern-Kollegen, benannte aber
auch die Gefahr: „Falscher Ehrgeiz ist ein schlechter Ratgeber.“
Das Wichtigste sei, dass Boateng
in seinen Körper hineinhorche:
„Jérôme ist Profi genug. Ob er ja
oder nein sagt, ist schlussendlich
seine Entscheidung.“ Das allerletzte Wort aber hat auch dann
immer noch der Bundestrainer.
Natürlich hat sich der Stab um
Löw bereits mit Alternativlösungen beschäftigt. „Wir haben Vertrauen zu den Jungs, die dahinter sind“, betonte Assistent Tho-
mas Schneider. Er führte den
Schalker Benedikt Höwedes und
danach Shkodran Mustafi vom
FC Valencia als Optionen auf.
Höwedes musste beim jüngsten 1:0 gegen Nordirland seinen
Startplatz als Rechtsverteidiger
an den offensivstärkeren Joshua
Kimmich abgeben, ersetzte aber
in der Schlussphase bereits Boateng. „Gegen Nordirland haben
die Außenverteidiger sehr hoch
gestanden. Das ist immer abhängig davon, gegen wen wir spielen.
Mal schauen, wie es gegen den
nächsten Gegner aussieht“, sagte
Kimmich.
Ein Vergleich mit dem 2014 als
Nationalspieler zurückgetretenen Philipp Lahm, der von einigen Medien schon gezogen wurde, macht für den 21 Jahre alten
Kimmich „wenig Sinn“. Lahm sei
der beste Außenverteidiger der
Welt, betonte der gebürtige Rottweiler: „Er hat es jahrelang bestätigt. Ich habe gerade die erste Saison in der Bundesliga gespielt
und die ersten Spiele hier bestritten.“
Im Training deutete sich an,
dass der Bundestrainer wieder
auf Kimmich sowie die Mittelfeld- und Angriffsbesetzung vertrauen will, die gegen Nordirland
begonnen hatte. Der Bundestrainer erwartet die Slowaken mit einer ähnlichen Nadelstich-Taktik
wie beim verlorenen Unwetter-
FOTO: DPA
spiel vor vier Wochen. „Die Slowakei kann eine kleine Sensation
schaffen. Wir sind gewarnt“, sagte Co-Trainer Marcus Sorg.
Der Matchplan steht und soll
von Bastian Schweinsteiger und
dessen Kollegen verinnerlicht
werden. Inwieweit der 31-jährige
Kapitän ähnlich wie beim WMTriumphzug vor zwei Jahren in
Brasilien auch dieses Mal noch
eine Hauptrolle übernehmen
kann und soll, bleibt eines der
großen Fragezeichen. In Frankreich stand Schweinsteiger bisher nur 23 Spielminuten auf
dem Platz.
Mit dem Start in die K.o.-Phase
steigt auch die Zuversicht im
Weltmeisterteam weiter an. „Wir
sind eine Mannschaft, die sich
auf den Punkt konzentrieren
kann“, betonte Torwart Neuer.
Und Mittelfeld-Arbeiter Sami
Khedira hat „wieder ein gutes
Gefühl“ für die nächsten Aufgaben: „Die Mannschaft weiß, worauf es ankommt.“
Neuer sieht in den bisherigen
EM-Auftritten in Frankreich
noch keinen Grund „für HurraSchreie“. Für Fan-Euphorie in der
Heimat könne erst ein Sieg gegen die Slowakei und ein folgendes erfolgreiches Viertelfinalspiel gegen die Italiener oder die
Spanier sorgen: „Wir sind gut
vorbereitet“, sagte der NationalDPA
keeper.
Zum unvergesslichen Biergenuss!
Das kurze Gedächtnis
der Kritiker
b des Auszum Endspiel getritts Großgenseitig aus dem
britanniens
Feld räumen müsaus der Europäisen, ist keine Folge
schen Union kann
eines unglücklich
die Sorge nicht groß
konzipierten „Turgenug sein, das menierbaums“, sondiale Gejammere
dern verdankt sich
TONI NACHBAR
über das Niveau der
der Kapriole, dass
Vorrunde der Fußdie Engländer und
ball-Europameisterschaft in
Spanier nur als Gruppenzweite
Frankreich ist nicht mehr als
ins Achtelfinale kamen. Einige
eine Marotte.
haben sich schlicht verzockt
Der Turniermodus ist keine
– die anderen den TurnierverErfindung der Uefa oder deren lauf strategisch nicht profund
geschassten Präsidenten Mianalysiert. Alle fünf sind selber
chel Platini. Das exakt gleiche „schuld“ – 1974 lässt grüßen.
Format besaßen die Weltmeis- Wer das Niveau bemängelt,
terschaften in Mexiko (1986),
hat erst recht ein kurzes GeItalien (1990) und in den USA
dächtnis. Zu empfehlen in die(1994). Anders als viele andere sem Sinne wäre eine VideoTurniere, bei denen durch das Analyse der Vorrunde von 1992
Setzen der Favoriten als festin Schweden, als zum letzten
gesetzte Gruppenköpfe gewal- Mal ein EM-Turnier mit den
tig auf den Turnierverlauf Ein- „acht besten“ Nationen ausfluss genommen wurde, ergetragen wurde.
laubt der Modus von 2016 jede Damit ist nicht behauptet, wir
– noch einmal: absolut jede
hätten zwei Wochen nur Sah– Finalkombination.
ne-Fußball serviert bekomSo zum Beispiel: Deutschland men. Aber zum Weggucken
und Frankreich standen
war es auch nicht.
zwangsläufig nicht als unverMag sein, dass das „aufgeblähmeidbare Halbfinalgegner fest te“ Turnier zu lange dauert,
– einer der beiden Favoriten
und die Mannschaften am
hätte nur Gruppenzweiter
Ende einer Saison ab nun erst
werden müssen. Ergo: Dass
richtig auf dem Zahnfleisch
sich nun die kontinentalen
gehen. Aber die Waliser, NordFußball Großmächte –
iren und Iren, die Isländer,
Deutschland, Frankreich, Spa- Albaner und sogar die Ungarn
nien, England und Italien – bis haben der EM nicht geschadet.
KURZ GEFASST
DTM
Mortara übernimmt Gesamtführung
Edoardo Mortara hat vor seinem Audi-Kollegen Jamie Green
das DTM-Rennen auf dem Norisring gewonnen und die Gesamtführung übernommen. Beide profitierten davon, das
Spitzenreiter Christian Vietoris (Mercedes) von Audi-Routinier
Mattias Ekström von der Strecke gerammt wurde. Paul Di Resta
DPA
(Mercedes) wurde Dritter.
LEICHTATHLETIK
Reus läuft 100-Meter-Rekord
Top-Sprinter Julian Reus (TV Wattenscheid) knackte beim
Meeting in Zeulenroda/Thüringen seinen eigenen deutschen
100-Meter-Rekord (10,3 Sekunden) und verpasste eine neue
Bestmarke über 200 Meter (20,23) nur um drei HundertsDPA
telsekunden.
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STANDPUNKT
Die K.o.-Runden-Botschaft
ist klar: Nur kein Leichtsinn
und keine Unvernunft. Vor
der Pflichtaufgabe der deutschen Nationalmannschaft
im EM-Achtelfinale gegen
die Slowakei warnte der bisherige Turnierkapitän Manuel Neuer eindringlich vor
Sorglosigkeit.
Spanien oder Italien und einem
programmierten Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich oder
England muss Löw das Risiko eines Boateng-Einsatzes genau beurteilen.
Zwar würde der Bundestrainer
ungern das starke Duo Boateng/Hummels sprengen. Andererseits könnte der bisher bärenstarke Boateng in den Duellen
gegen folgende Weltklassegegner noch wertvoller sein.
Leserbrief im INTERNET schreiben:
FUSSBALL-EUROPAMEISTERSCHAFT
Die deutsche FUSSBALL-NATIONALELF ist vor Achtelfinal-Gegner Slowakei gewarnt
Bundestrainer Joachim Löw
muss vor allem das Risiko eines
Einsatzes seines Abwehrchefs Jérôme Boateng abwägen. „Natürlich ist es eine andere Drucksituation“, betonte Welttorhüter
Neuer vor dem Start in die K.o.Runde am Sonntag (18 Uhr) in
Lille. „In einem Spiel kann immer alles passieren. Wir dürfen
keinen Gegner auf die leichte
Schulter nehmen“, ergänzte der
68-malige Fußball-Nationalspieler.
Die Trainer werden in den verbleibenden Stunden bis zum Anstoß im Stade Pierre-Mauroy jedes Detail durchgehen, um von
der Slowakei nicht wie beim Test
in der EM-Vorbereitung (1:3) böse überrascht zu werden. Die
Hauptaufgabe auf dem neu verlegten Rasen in Lille hat Löw bereits ausgegeben: Sein Team soll
defensiv die Stabilität behalten
und nach vorne effektiver operieren. „Wir müssen vor dem Tor
zielstrebiger und konsequenter
sein“, forderte der Chefcoach.
Nach einem von Löw spendierten Erholungs- und Wellnesstag begann am Freitag im
Trainingsstadion Camille Fournier von Évian-les-Bains die
praktische Vorbereitung auf das
erste Alles-oder-nichts-Spiel in
Frankreich. Der an einer Muskelverhärtung in der rechten Wade
leidende Boateng absolvierte ein
Sonderprogramm unter der Leitung von Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Erst
strampelte der 27 Jahre alte
Münchner locker auf einem
Fahrradergometer. Dann schloss
er eine Laufeinheit mit Fitnesscoach Shad Forsythe an.
Angesichts des voraussehbaren, schwierigen Turnierweges
mit einem Viertelfinale gegen
Ihre Meinung
interessiert uns!
12 SPORT
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Xhaka – der große Pechvogel
Evra hatte einst
die Iren verhöhnt
Den französischen Routinier holt die PLAYSTATION ein
Patrice Evra verhöhnte die Iren
nach dem Handspiel-Skandal
1999 sogar noch. Er gab dem Referee die Schuld und bot in einem Interview ein Wiederholungsspiel an der PlayStation an.
Sechseinhalb Jahre später spielt
Evra noch immer eine entscheidende Rolle bei den Franzosen.
Aus dem PlayStation-Duell
mit Irland ist nichts geworden.
Für Frankreichs gefühlten Kapitän Patrice Evra und seine Teamkollegen steht beim brisanten
Wiedersehen mit den Iren nach
sechseinhalb Jahren umso mehr
auf dem Spiel. Selbst wenn Evra
keiner ist, der nach hinten
schaut. „Ich habe keine Lust,
mein Leben mit Bedauern und
Besorgnis zu verbringen“, sagt
der Routinier vor dem Achtelfinale bei der Fußball-EM.
Er war 2009 wie fünf weitere
aus dem aktuellen EM-Kader der
Franzosen schon dabei beim
Skandalspiel, über das nun wieder alle reden. Er jubelte mit, als
Fußball-Frankreich mit dem
ganzen Stolz der Grande Nation
die Qualifikation für die WM
2010 in Südafrika feierte. Er war
es, der damals nach den Forderungen der Iren wegen des klaren Handspiels von Thierry Henry vor dem alles entscheidenden
1:1 im Rückspiel (Hinspiel 1:0 für
Frankreich) zynisch ein Duell
auf der PlayStation vorschlug.
Evra ist mittlerweile 35 Jahre alt.
Er ist der Doyen der französischen Nationalmannschaft. Im
Vereinsfußball hat Evra praktisch alles gewonnen. Mit der
Équipe Tricolore noch nichts.
Die EM im eigenen Land ist Evras
fünftes großes Turnier.
Sein erstes Länderspiel bestritt er am 18. August 2004. Gegen die Iren wird Evra an diesem
Großmaul: Patrice Evra.
FOTO: AFP
Sonntag im Stade du Lyon Einsatz Nummer 77 bestreiten. Es ist
davon auszugehen, dass Trainer
Didier Deschamps auf seinen
Haudegen nicht verzichten wird.
Allerdings führt Patrice Evra
die Mannschaft schon lange
nicht mehr als Kapitän aufs Feld.
Zum 55. Mal wird das Hugo Lloris
übernehmen. Der 29 Jahre alte
Keeper, der ebenfalls schon
beim Skandalspiel auf dem Feld
stand, wird damit alleiniger Rekordhalter. Am vergangenen
Sonntag hatte er die zuvor von
Trainer Didier Deschamps gehaltene Bestmarke beim 0:0 gegen die Schweiz bereits eingestellt.
Unter dem mittlerweile 47 Jahre alten Deschamps, der sowohl
1998 die WM- als auch zwei Jahre
später die EM-Trophäe als Erster
entgegennehmen durfte, hat Evra als (offizieller) Mannschaftsführer ausgedient. Zu schwer
wiegen die Vorkommnisse bei jener WM in Südafrika, für die sich
die Franzosen auf so verdorbene
Weise qualifiziert hatten. DPA
KURZ GEFASST
FECHTEN
Aus im EM -Viertelfinale
Deutschlands Säbelfechter sind in Polen als Europameister
entthront worden. Einzel-Titelträger Benedikt Wagner, Max
Hartung, Matyas Szabo und Richard Hübers verloren bei der
EM in Torun diesmal bereits im Viertelfinale gegen den Olympia-Dritten Italien mit 39:45. Auch das weibliche Degenquartett
blieb am letzten Tag ohne Medaille. Im Achtelfinale unterlagen
Monika Sozanska, Ricarda Multerer, Nadine Stahlberg und
DPA
Alexandra Ndolo dem WM-Fünften Ungarn mit 25:45.
VOLLEYBALL
Niederlage gegen China
Die deutschen Volleyballerinnen bleiben beim Grand Prix
sieglos. In Hongkong war das Team von Bundestrainer Felix
Koslowski gegen China chancenlos und verlor deutlich mit
0:3. Damit setzte es für den EM-Zweiten von 2013 die achte
DPA
Niederlage im achten Spiel in der Grand-Prix-Saison.
TISCHTENNIS
POLEN
bezwingt die Schweiz nach Elfmeterschießen und steht im EM-Viertelfinale
Polen steht erstmals bei
einer Fußball-Europameisterschaft im Viertelfinale.
Der WM-Dritte von 1974
und 1982 kam gestern gegen die Schweiz zu einem
5:4-Sieg im Elfmeterschießen und feiert damit den
größten Erfolg bei einer EM.
Deutsche in Korea früh ausgeschieden
Einen Tag nach dem Aus für Timo Boll sind auch die deutschen
Damen bei den mit 120 000 Dollar dotierten Korea Open
gescheitert. Die Weltranglisten-Neunte Han Ying verlor im
Achtelfinale mit 3:4 gegen die Chinesin Wen Jia, die ebenfalls
für Olympia qualifizierte Shan Xiaona aus Berlin war beim
0:4 gegen Ex-Europameisterin Li Jie aus den Niederlanden
DPA
ohne Chance.
Nach 120 Minuten hatte es 1:1
(1:1, 1:0) gestanden. Vor 38 842
Zuschauern im Geoffroy-Guichard-Stadion von Saint-Etienne
erzielte der langjährige Dortmunder Bundesliga-Profi Jakub
Blaszczykowski den Führungstreffer für die Polen (39.), ehe
Xherdan Shaqiri mit einem
Traumtor (82.) der Ausgleich gelang. Die Schweizer scheiterten
wie schon vor zwei Jahren bei der
WM im Achtelfinale. Granit Xhaka vergab den Elfmeter für die
Schweizer. Grzegorz Krychowiak
verwandelte den entscheidenden Elfmeter.
Im Duell der K.o.-Runden-Debütanten und Minimalisten, die
beide mit nur zwei Treffern ins
Achtelfinale eingezogen sind,
setzten die Polen die Akzente in
der Offensive. Bereits nach 20
Sekunden sorgte der Vorrundengegner der deutschen Mannschaft mit den stets gefährlichen
Robert Lewandowski und Arkadiusz Milik für Aufregung in
Schweizer Strafraum.
Nach einem Fehler von Johan
Djourou kam zunächst Lewandowski in seinem 80. Länderspiel knapp gegen den Schweizer
Keeper Yann Sommer zu spät,
Milik setzte den Nachschuss
über das Tor. Kurz darauf scheiterte der Stürmer von Ajax Amsterdam mit einem Kopfball am
Glückliche Polen: Hier feiern die Osteuropäer den Führungstreffer
FOTO: DPA
durch Jakub Blaszczykowski.
aufmerksamen Torhüter von Borussia Mönchengladbach.
Die Polen verzichteten weiterhin auf ihren Stammkeeper Wojciech Szczesny. Der Torhüter hatte sich im ersten Gruppenspiel
eine
Oberschenkelverletzung
zugezogen und wurde zuletzt
vom überzeugenden Lukasz Fabianski vertreten. Allerdings hatte der Schlussmann auch zu-
nächst weit weniger Beschäftigung als sein Gegenüber.
Die Schweizer, die vor zwei
Jahren bei der WM in Brasilien
im Achtelfinale an Argentinien
scheiterten, kehrten zu ihrer Formation aus den ersten beiden
Gruppenspielen zurück und
setzten im Angriff wieder auf
den bislang glücklosen Haris Seferovic. Der junge Breel Embol
kam erst im zweiten Abschnitt
dazu.
Verbessert hat diese personelle Maßnahme das Angriffsspiel
der Eidgenossen in der ersten
Halbzeit aber nicht. Für Gefahr
vor dem polnischen Gehäuse
sorgten lediglich die Defensivakteure der Schweizer. Ein Rechtsschuss von Linksverteidiger Ricardo Rodriguez verfehlte das
Tor knapp (25.), ein Kopfball von
Fabian Schär landete in den Armen von Fabianski (35.).
In Blaszczykowski erzielte
dann auch bei den Polen ein defensiverer Spieler die Führung.
Nachdem sich Kamil Grosicki
auf der linken Seite durchsetzen
konnte und die Abwehrreihe der
Schweizer düpierte, erzielte der
völlig frei stehende Mittelfeldspieler aus sieben Metern mit
seinem zweiten Turniertreffer
noch vor der Pause das 1:0.
Erst nach dem Rückstand kam
mehr Bewegung ins Offensivspiel der Schweizer. Vor allem
Shaqiri brachte Unruhe in die
polnische Abwehr. Chancen hatten zunächst noch die Polen: Der
weiterhin bei dieser EM torlose
Lewandowski scheiterte in der
50. an Sommer, Blaszczykowski
in der 53. Auf der anderen Seite
vergab der Wolfsburger Rodriguez mit einem Freistoß die Ausgleichschance (73.), doch Fabianski war erneut auf dem Posten.
Die Schweizer kamen durch
Seferovic zu einem Lattentreffer
(79.), ehe Shaqiri mit einem Seitfallzieher von der Strafraumgrenze in der regulären Spielzeit
noch zum 1:1 traf und somit die
Verlängerung erzwang. Dort hätte Eren Derdiyok in der 113. und
118. Minute jeweils den Siegtreffer für die Schweizer erzielen
können, doch Fabianski reagierDPA
te reaktionsschnell.
Wales siegt im zähen Bruderkampf
Fussball-EM: Ein Eigentor verbaut NORDIRLAND den Einzug in die Runde der letzten Acht
Ein Eigentor von Gareth McAuley hat den zähen „Battle of Britain II“ entschieden und Wales
gleich bei der ersten EM-Teilnahme den Sprung ins Viertelfinale
beschert. Der nordirische Verteidiger beförderte gestern nach einer Flanke von Gareth Bale in einem niveauarmen Bruderduell
den Ball zum entscheidenden
0:1 (0:0) über die eigene Torlinie.
Damit trifft Wales am Freitag,
21 Uhr, in Lille auf den Sieger der
Partie zwischen Ungarn und Belgien. Die Nordiren dürften aber
trotz ihres Ausscheidens die
erste EM-Teilnahme ebenfalls in
guter Erinnerung behalten, insbesondere durch ihreverrückten
Fans hatte sich die „Green and
White Army“ viele Freunde in
Frankreich gemacht.
Vor 48 000 Zuschauern im Pariser Prinzenparkstadion war es
fast schon bezeichnend, dass ein
Eigentor die Partie in der 75. Minute entschied. Ausgerechnet
McAuley unterlief dabei das
Missgeschick. Der 36 Jahre alte
Abwehrhüne war im zweiten
Gruppenspiel noch gefeierter
Held, als er das erste nordirische
Tor beim 2:0 gegen die Ukraine
erzielt hatte.
„Sie sind unser Gegner, spielen in andersfarbigen Trikots.
Woher die kommen, ist irrelevant“, hatte Wales-Trainer Chris
Coleman mit deutlichen Worten
den „Battle“ angeheizt. Auf dem
Rasen entwickelte sich das Spiel
dagegen eher zu einem lauschigen Sommerkick. Wenige Torraumszenen, kaum packende
Zweikämpfe - das größere Spektakel spielte sich auf den Rängen
ab, wo die stimmgewaltigen Fangruppen aus beiden Lagern erneut zur Höchstform aufliefen mit Vorteil Nordirland.
Nordirlands Eigentorschütze GaFOTO: AFP
reth McAuley
Auf dem Rasen waren es eher
die Waliser, die von zwei technisch schwachen Mannschaften
noch über die reifere und strukturiertere Spielanlage verfügten.
Allerdings fehlte es gegen die
dicht formierte Deckung der
Nordiren an Ideen und Durch-
schlagskraft, dazu wurde Bale
per Sonderbewachung gut aus
dem Spiel genommen.
Niveauarm blieb es auch in
der zweiten Halbzeit, wenngleich die Waliser nun zielstrebiger agierten. Dabei hatte Vokes
die große Chance zur Führung,
als er nach Flanke von Ramsey
freistehend einen Kopfball neben das Tor setzte (53.). Kurz darauf hatte auch Bale seine erste
große Szene. Nachdem er von
Oliver Norwood gefoult worden
war, zwang der 100-MillionenMannvon Real Madrid den nordirischen Schlussmann Michael
McGovern beim anschließenden Freistoß aus 27 Metern zu einer Parade (58.).
Der Führungstreffer kam
nicht unverdient, nach dem
Rückstand warfen die Nordiren
alles nach vorne. Zu Torchancen
DPA
kamen sie aber nicht.
EM 2016 – FINALRUNDE
Achtelfinalspiele
Schweiz – Polen
Wales – Nordirland
Kroatien – Portugal
Frankreich – Irland
Deutschland – Slowakei
Ungarn – Belgien
Italien – Spanien
England – Island
4:5 n.E.
1:0
25. 6., 21 Uhr
26. 6., 15 Uhr
26. 6., 18 Uhr
26. 6., 21 Uhr
27. 6., 18 Uhr
27. 6., 21 Uhr
Viertelfinalspiele
Sieger AF 1 – Sieger AF 2
Sieger AF 2 – Sieger AF 6
Sieger AF 5 – Sieger AF 7
Sieger AF 4 – Sieger AF 8
30. 6., 21 Uhr
1. 7., 21 Uhr
2. 7., 21 Uhr
3. 7., 21 Uhr
Halbfinalspiele
Sieger VF 1 – Sieger VF 2
Sieger VF 3 – Sieger VF 4
6. 7., 21 Uhr
7. 7., 21 Uhr
Finale
Sieger HF 1– Sieger HF 2
10. 7., 21 Uhr
SPORT 13
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Wahl-Italiener soll gegen Azzurri treffen
Spaniens Torjäger Alvaro Morata sieht im EM-ACHTELFINALE seine Teamkollegen von Juventus Turin
Ausgerechnet ein Wahl-Italiener soll Spanien gegen
die Squadra Azzurra ins EMViertelfinale schießen. Alvaro Morata von Juventus
Turin stürmt am Montag
(18 Uhr/ARD) im Stade de
France von Paris gegen seine eigene Abwehr – die von
Juventus Turin. Neben den
Verteidigern Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci
und Giorgio Chiellini hat
er in Torhüter Gianluigi Buffon einen weiteren ClubKollegen vor sich.
„Morata und BBC: Bewaffnete
Brüder. Freunde seit Jahren, unerbittliche Feinde für einen
Abend. Es werden weiß-schwarze
Funken fliegen“, prophezeite
Tuttosport vor dem AchtelfinalKracher.
Egal wie das elektrisierende
Duell zwischen dem amtierenden Europameister und dem
vierfachen Weltmeister ausgeht:
Morata kann sich nach dem Abpfiff von seinen Juve-Kumpels
verabschieden. Sein Vertrag bei
Juve endet am 30. Juni. Real Madrid hat die Rückkaufoption auf
den dreimaligen EM-Torschützen gezogen, nach Medienangaben für 30 Millionen Euro.
Obwohl Morata in Madrid ge-
El Goleador – der spanische Torjäger Alvaro Morata
boren und bei den Fans beliebt
ist, wollen die „Königlichen“ ihn
anscheinend gewinnbringend
weiterverkaufen. Für 75 Millionen Euro, schreibt die Sportzeitung Marca. Er sei derzeit „die
begehrteste Nummer 9“ der
Welt. Der FC Chelsea und FC Arsenal sind als neue Arbeitgeber im
FOTO: DPA
Gespräch.
„Es tut mir leid, dass er jetzt
fast mein Ex-Teamkamerad ist“,
sagte Chiellini über Morata.
„Und es tut mir leid, dass er als
Tauschware behandelt wird, um
Geld zu kassieren, dasverdient er
nicht.“ Morata selbst hat sich in
einem Brief auf seiner Home-
page von den Turinern verabschiedet. Vom Präsidenten Andrea Agnelli bis hin zum Koch
bei Juve bedankte er sich bei allen überschwänglich. „Ich nehme viele Freunde fürs Leben mit.
Von Herzen danke ich für all die
Momente, die ich nie vergessen
werde“, schrieb der Spanier. „Wo
auch immer ich sein werde, ich
werde immer ein Juventino bleiben.“
Allerdings hatte Morata ein
eher schwaches Jahr bei Meister
Turin, spielte in der Serie A nur
zweimal über 90 Minuten und
erzielte sieben Ligatore. Im
Champions-League-Achtelfinale
gegen den FC Bayern glänzte er,
erlebte dann aber jene „Tragödie“ mit, wie er es nannte: Die
Italiener unterlagen in München
nach einer 2:0-Führung noch 2:4
und flogen raus. Und wer weiß,
wie die Partie ausgegangen wäre,
wenn Morata nicht in der 72. Minute zum Unverständnis aller
Experten ausgewechselt worden
wäre. „Ich fühlte mich fit und
hätte auch noch zwei Tage länger
gespielt“, klagte Morata danach.
Im spanischen Nationalteam ist
Morata nicht nur gesetzt, sondern er gilt auch als der neue
„Goleador“. Jenen Nachfolger
von David Villa und Fernando
Torres, den Trainer Vicente del
Bosque sucht.
„Alvaro ist vor allem ein besonderer Junge“, lobte Chiellini
den einzigen Italien-Profi im Kader des EM-Titelverteidigers. „Er
hat unglaubliche Fähigkeiten
und paradoxerweise immer
noch sehr viel Verbesserungspotenzial.“ Schmunzelnd ergänzte
er: „Ich hoffe, dass Alvaro am
Montag eine schlechte Leistung
bringt, aber ich wünsche ihm das
Beste für den Rest seiner Karriere.“ Gegen Italien kann Morata
zeigen, was er wirklich wert ist.
Erst ein Gegentor kassierte Italien bisher im Turnier. „Die drei
sind, gemeinsam mit Buffon, ohne zu übertreiben, die beste Abwehr der Welt“, sagte Daniele De
Rossi über BBC: Barzagli, BonucDPA
ci und Chiellini.
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Der Sonntag
Kultur
26.Juni2016
AUSPROBIERT
ERASMUS MMXVI
A
Der Erasmus von heute
mbitioniert klingt der Titel dieses Stadtrundgangs, bei dem man von
einer Smartphone-App an die
Hand genommen wird: „UrbanErasmus-Trail“ –
tatsächlich handelt es sich um einen klassischen
Audioguide, mit
dessen Hilfe man
sich auf die Suche
nach dem Renaissance-Humanisten Erasmus von
Rotterdam
macht. Diesen hat es vor rund
einem halben Jahrtausend
nach Basel verschlagen, Spuren
finden sich dort noch heute –
derzeit gehäuft, denn das Historische Museum zeigt mit
„Erasmus MMXVI“ zur Feier des
500-Jahr-Jubiläum der 1516 bei
Johannes Froben in Basel gedruckten Erasmus-Edition des
griechischen Neuen Testaments eine Ausstellung in der
Barfüßerkirche (noch bis 25.
September). Und mit dem
Rundgang trägt es, laut Begleitplan, das „aktualisierte Gedankengut des Erasmus“ hinein in
die Stadt. Wer gut gemachte
Hörspiele oder geführte Spaziergänge durch bekanntes Territorium mag, der kann sich
rund 90 Minuten Stadtexkursion, gespickt mit kleinen Überraschungen, auf sein mobiles
Telefon herunterladen. Der Audiowalk funktioniert unabhängig von einem Ausstellungsbesuch, die passenden Stadtpläne
gibt es gratis. Wer kein bluetoothfähiges Gerät besitzt,
kann sich eins im Museum ausleihen. Dann heißt es: Kopfhörer aufsetzen und sich auf eine
Reise durch eine moderne Stadt
mit mittelalterlicher Kulisse
einlassen. Musik holt den Spaziergänger langsam aus seinem
Alltag heraus, bald darauf
lauscht man Gesprächen. Zunächst scheinbar wirr, oft bissig
und ein bisschen albern, ja auch
wirklich komisch, zeichnen sie
ein Bild längst vergangener Tage. Dann aber erwähnt eine Figur
einen Online-Versand, eine andere
spielt auf einen
Hollywood-Film
an und die Verwirrung um Raum
und Zeit ist perfekt. Doch der Widerhall ist so gut
an den jeweiligen Ort angepasst, die Stimmen so überzeugend, dass man sich auf die Einladung in diesen fiktiven Raum
fast einlassen muss. So geht es
über bekannte Plätze, durch
kleine Gässchen und hinein in
Hintereingänge und Geschäfte.
„Blicken Sie in die Fenster auf
der rechten Seite“, fordert eine
Stimme, und tatsächlich: Ein
(Kunststoff-)Fisch, dessen Glauben an den freien Willen ihn
„über die Grenzen seiner augenscheinlichen Fischhaftigkeit hinaus“ katapultiert,
schwimmt dort. (Ein Blick auf
die linke Seite lohnt übrigens
auch.) Wer außerhalb der regulären Geschäftsöffnungszeiten
den Urban-Erasmus-Trail bezwingen möchte, kann dies mit
Abstrichen tun. Hält man sich
an jede Anweisung, die über
den Knopf im Ohr erfolgt, entstehen auf der Tour Kosten von
3,80 Franken und man ist gute
anderthalb Stunden unterwegs.
Doch selten schaut man so wenig auf die Uhr wie bei diesem
philosophisch-verspielten
KNG
Stadtspaziergang.
> DIE APP zum Urban-ErasmusTrail kann im Google Play-Store
gratis heruntergeladen werden
(eine I-OS-Version soll folgen).
Weitere Infos: www.hmb.ch
KURZ GEFASST
ANMELDEFRIST
Klettgauer Orgelwochen
Im Rahmen der ersten Klettgauer Orgelwochen vom 23. bis
25. September findet ein Meisterkurs Orgelimprovisation
statt. Der italienische Orgelvirtuose Paolo Oreni wird verschiedene Stile und Formen vorstellen und die Kursteilnehmer
zum Ausprobieren motivieren. Der Kurs richtet sich an Studierende, an hauptamtliche Organisten sowie an fortgeschrittene
Organisten im Nebenamt. Weitere Infos gibt es unter www.kathsekw.de/kirchenmusik, Anmeldungen sind bis 20. Juli über
ein Online-Fomrmular möglich: www.andreas-konrad.inDS
fo/kow2016meisterkurs.
BASEL
Pärklijam
Im Basler St. Johanns-Park findet an diesem Wochenende die
jährliche „Pärklijam“ statt: Ein kleines Festival für Quartiersbewohner und Familien, die – bei hoffentlich schönem Wetter
– Musik hören und feiern möchten. Der Sonntag steht ganz
im Zeichen der Kinder und des Tanzes – auf der Mainstage
zeigen verschiedene Tanzgruppen ihr Können. Das komplette
Programm mit allen Aktivitäten findet man unter www.paDS
erklijam.ch, um 12 Uhr geht es los.
ÖFLINGEN
Ausstellung des Malkreises
Der vom pensionierten Lehrer und Künstler Hansjörg Bisswurm
aufgebaute „Malkreis Öflingen“ stellt seit gestern einige Werke
im Dorfladen Öflingen, Jungholzer Straße 1, aus. Die Schau
kann zu den Öffnungszeiten des Dorfladens bis zum 23. Juli
besichtigt werden. Diese sind: Montag bis Freitag 7.30 bis 13
DS
und 15 bis 19 Uhr sowie Samstag 7 bis 13 Uhr.
Matjes ist angesagt
Er gilt als Europas Antwort auf Sushi:
Matjes ist ein Hering, der durch Einlegen in Salzlake kalt gegartwird. In
Freiburg gibt es ihn bei Uli Zellmann
SEITE 16
auf dem Münstermarkt.
Auftakt mit Ute Lemper
Neue Saison im BURGHOF LÖRRACH : Große Klassik, viel Jazz – und ein neuer Partner im Tanz
Der Burghof Lörrach bleibt
auch in der kommenden
Spielzeit seiner Linie treu:
viel Kabarett, viel hochstehende Klassik, Jazz ohne
Stress, Kindertheater vom
Feinsten, und im Tanz gibt
es einen unverhofften Partner aus der Region.
RENÉ ZIPPERLEN
Die größte Überraschung lieferte
Burghof-Geschäftsführer
Markus Muffler mit einer kleinen Saulus-Paulus-Geschichte:
Es ist noch nicht lange her, da
schien ihm der TANZ eine finanziell belastende Sparte, die keinen potenten Sponsoren fand,
obwohl man etwa für Aterballetto sonst weit fahren muss. Der
Zuspruch des Publikums hat ihn
aber positiv überrascht, und
dann kam auch noch das Ballett
der Opéra National Du Rhin (mit
Sitz in Mulhouse) auf ihn zu. Ergebnis: Zwei Abende mit dem
„Sacre du printemps“ und dem
Dreierabend „Silk“. Außerdem
dabei: die Gauthier Dance Compagnie aus dem Theaterhaus
Stuttgart („Infinity“), eben Aterballetto und für Weihnachten
das Russische Nationalballett
mit dem Doppelpack „Nussknacker“ und „Cinderella“.
Mit Martin Helmchen ist es
Kristina Danwerth und Muffler
gelungen, für die KLASSIK einen
der ganz großen Pianisten des
Landes zu gewinnen, mit einem
Programm, das souverän Helmut Lachenmann neben Beethovens „Diabelli-Variationen“
und Franz Schubert stellt. Wieder dabei das großartige Artemis-Quartett, außerdem das
Tetzlaff-Quartett um die gleichnamigen Geschwister, das Stuttgarter Kammerorchester mit
Florian Uhlig, der Dresdner
Kreuzchor mit einem Weihnachtsprogramm, das Freiburger Barockorchester und der
neue Partner, das Sinfonieorchester Basel, das den Pianisten
Bertrand Chamayou mitbringt (für Ravels Klavierkonzert G-Dur). Außergewöhnlich auch der
Abend mit Cédric Pescia, der Bachs „Kunst
der Fuge“ komplett
vorstellt. Und als Lokalmatador
Das Ballett der Opéra National du Rhin ist neuer Partner des Burghofs und bringt in der kommenden Saison
FOTOS: ZVG
Strawinskis „Sacre du printemps“ sowie den Dreier-Abend „Silk“.
bringt der Motettenchor Lörrach
Dvoráks „Stabat Mater“.
Bei den KONZERTEN setzt
Muffler noch mehr als bisher auf
die Marke „Jazz ohne Stress“: Das
Tingvall Trio ist nicht zuletzt
deshalb eine der erfolgreichsten
Formationen der vergangenen
Jahre, weil Pianist Martin Tingvall sehr poppige Melodien
schreibt und diese mit seinen
Mitstreitern in starken Groove
versetzt. Jakob Karlzon
nimmt seine motorische Energie sogar
aus dem harten
Rock,
Phronesis
sind für das Magazin
Jazzwise
schon das „aufregendste
und
einfallsreichste
Jazztrio seit E. S.
T.“ – und die
haben den
Jazz schließlich
einem
Poppublikum
erst wieder geöffnet. Gitarrist
Al di Meola kehrt
mit einem neuen Projekt zurück, der Jazzchor Freiburg
hat
sein
„Schwing!“Repertoire
aktualisiert,
der Saxophonist
Brandford
Aus New York nach Lörrach: Ute Lemper
Marsalis bringt seine aktuelle CD
mit dem großartigen Sänger
Kurt Elling mit und Jasmin Tabatabai lässt sich vom David Klein
Quartett begleiten. Lokalmatador Hary de Ville gestaltet zwei
Abende mit eigenem Trio und
Gästen. Der hochvirtuose Bassist
und Sänger Richard Bona
kommt mit einem Kuba-Projekt,
Eric Bibb hat einen weiteren Gitarristen, aber auch Solo Cissokho eingeladen, der die afrikanische Stegharfe Kora spielt. Willy
Astor und Georg Ringsgwandl
verbinden Musik mit Kabarett.
Außerdem gibt es Classic Rock
mit Wishbone Ash, die 2014 im
Burghof zeigten, was sie noch
können. Außerdem gibt es ein
Bluegrass-Festival, wieder Musik
von Frank Zappa (gespielt von
den Grandsheiks), die Akkordeonale, das Indie-Festival Between
The Beats. Und zwei große Damen des Gesangs: Anne Ehmke
aus Lörrach, und der Superstar
Ute Lemper aus New York blickt
zum Saisonauftakt in die „Goldenen Zwanziger“.
Im KABARETT gibt es erneut
viele große TV-Namen und alte
Bekannte, aber auch Neues wie
Sarah Hakenberg oder die Zettelkabarettisten „Ohne Rolf“. Und
dann eben Rick Kavanian, Markus Maria Profitlich, Luise Kinseher, Politkabarett mit der Distel,
Horst Schroth, Alfons, der Pianowortkünstler Lars Reichow, Matthias Deutschmann – und natürlich Volkmar Staub und Florain
Schroeder mit ihrem Jahresrückblick.
Erneut beeindruckend ist die
KINDERSZENE mit der Lörracher
Kinderbuchmesse und Theater,
das eigentlich kein anderes Haus
der Region bietet. Hier zahlen
sich langjährige Kontakte aus –
wie zum Puppentheater Halle
(„Das singende, kleine Bäumchen“), dem Theater des Lachens
(„Die kleine Meerjungfrau“) oder
dem Puppentheater am Meininger Theater, das neben der „Jahrtausendinszenierung“
(Programmkuratorin Birgit Degenhardt) „Der standhafte Zinnsoldat“ diesmal auch den „Kleinen
Prinzen“ mitbringt. Da sollte
sich der gesuchte neue Sponsor
für die „Leselust“ doch finden
lassen!
Die Wundertüte SHOWTHEATER-LITERATUR bringt eine neue Großproduktion des
Lörracher Theaters Tempus Fugit („Der geheime Garten“), Rilkes „Duineser Elegien“ (mit Gerd
Heinz) und einen literarischmusikalischen Blick auf Don Juan (mit Corinna Harfouch und
Hideyo Harada). Dazu gibt es
wieder neuen Circus, eine KubaShow („Pasión de Buena Vista“),
Sextalk mit Lilo Wanders, die
großartigen Bodecker & Neander zu Silvester, eine Operette
(„Csárdásfürstin“), ein „Best-ofMusical“, ein Wiedersehen mit
der Clownin Gardi Hutter und
dem Evergreen „Caveman“.
> BURGHOF
2016/17 Mehr Informationen unter www.burghof.com. Karten unter www.bz-ticket.de und 0761/496 88 88.
KULTUR IN DER REGION 15
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Die Leichtigkeit des Seins
RIEHEN
Alexander CALDER und Fischli/Weiss in der Fondation Beyeler: Die Kunst kann doch noch heiter sein
„Effi, eigentlich hättest du doch
wohl Kunstreiterin werden müssen. Immer
am Trapez,
immer Tochter der Luft.“
Theodor Fontane, Effi Briest.
E
in Sommerabend, noch eine halbe Stunde Zeit bis
zum Konzert in der Fondation. Ich trank meinen Cappuccino draußen und hörte einen sich
rhythmisch wiederholenden leisen tiefen Klang, horchte in seine Richtung und sah, wie der
leichte Abendwind die Äste von
Calders Skulptur „Der Baum“
ganz langsam bewegte. Musik
vor der Musik. Ich hörte ungestört zu und mich überkam eine
unaufgeregte Heiterkeit, ein momentanes Empfinden von Gelöstheit.
War das die „Balance“, die die
Kuratorin Theodora Vischer mit
der Ausstellung „Alexander Calder & Fischli/Weiss“ zeigen will?
War der Amerikaner einer der raren Künstler, der „immer am
Trapez, immer Sohn der Luft“
den Beweis antrat, dass die Kunst
noch heiter sein kann?
Er war dieser Künstler, und
Ernst Beyeler wusste genau, warum er ihn schon früh an sich
band. Sieht man in der Ausstellung seine Mobiles und Drahtskulpturen, beginnend im Foyer
ziösen Experimente mit
mit „The S-Shaped Vine“
dem Gleichgewicht. Ihbis zu „La Demoiselle“
re Message ist klar:
und im großen Saal die
Gleichgewicht ist ein
24 Exponate unter dem
höchst fragiler Zustand
Titel
„Gravity
and
von eventuell kürzester
Grace“, wird zum einen
Dauer. Zu sich kommen
einsichtig, dass Calder
kann der Besucher in ihein sicheres Empfinden
rer „Fragenprojektion“:
für den Zustand hatte,
Aus 15 Diaprojektoren
den wir Gleichgewicht
werden an die 1 200
oder Balance nennen.
Statements auf eine
Und zum andern, dass er
schwarze Wand geworals Maschinenbauingefen und fragen zum Beinieur über das technispiel: „Muss ich aufstesche Können verfügte,
hen und zur Arbeit geseine filigranen Konhen?“, „Werden wir einstruktionen „zur großen
mal alles anders sehen
Spielsache zu machen“
und dann wie?“
(Dougles Haskell).
Wer Lust hat, draußen
Immer am Trapez:
noch etwas zu erleben,
1930 besuchte Calder Pikann J. M. Arteros „Faux
et Mondrian in seinem
Musique no 2“ hören
Pariser Atelier und war
oder zum „Garten“ weienttäuscht, denn er
tergehen, den Fischli am
„blickte auf die makellos
Bachtelenwegli im Stil
weißen Wände, (die) von
eines alten Bauerngarbeweglich angebrachten
tens angelegt hat.
Rechtecken in Rot, Gelb Alexander Calder „La Demoiselle“, 1939.
FOTOS: TIM NIGHSWANDER / IMAGING4ART.COM/FISCHLI/WEISS
NIKOLAUS CYBINSKI
und Blau unterbrochen
wurden. Und ich stellte
mir in diesem Augenblick vor, meint: die Leichtigkeit des Seins ge zum Laufen bringen“ wenigs- > ALEXANDER CALDER & Fischwie schön es wäre, wenn sich al- als restlos geglückter Augen- tens teilweise anschauen. Mit li/Weiss. Fondation Beyeler, täglich
les bewegen würde“.
blick. Im Dialog mit dem Ameri- unglaublich grotesken Fantasien geöffnet von 10 bis 18 Uhr, mittZwar malte er noch einige Bil- kaner präsentiert Theodora Vi- entwerfen sie eine Art Ereignis- wochs bis 20 Uhr. Ausstellung bis 4.
der frei nach Mondrian, doch das scher ihre beiden Landsmänner band des laufenden Irrsinns, auf September. Informationen zum
erlösende Wort hieß nun Bewe- Peter Fischli und David Weiss, dem es kracht und explodiert, Beiprogramm gibt es im Internet
unter www.fondationbeyeler.ch.
gung. Und er experimentierte die ab 1979 als Duo Fischli/Weiss brennt und qualmt.
Wesentlich subtiler sind die Der Katalog kostet 62,50 Franmit ihr, fragte sich: „Warum gearbeitet haben. Auch sie expemuss die Kunst statisch sein?“, rimentieren und spielen, doch rund 50 Fotografien ihrer kapri- ken/Euro.
und erfand Bewegungen, deren ihr Spiel ist direkter und aggresBedächtigkeit dem Tempo der siver, und das belebt die AusstelZUR PERSON
Zeit Hohn spricht.
lung auf überraschende Weise
Was Musiker noch wissen, das bis hin zur Dürrenmatt’schen
PETER FISCHLI
DAVID WEISS
machen Calders Mobiles und grotesken Komik.
1952 Geburt am 8. Juni in Zü1946 Geburt am 21. Juni 1946
Stabiles sichtbar: Es gibt eine
rich.
in Zürich.
Langsamkeit bis hin zum Still- Ereignisband des
1975/76 Studium an der Aca1963/64 Vorkurs an der Kunsthalten, in der sich das Wesen der laufenden Irrsinns
demia dei Belle Arti in Urbino. gewerbeschule Zürich
Dinge zeigt. „Für einige wenige –
1976/77 Fortsetzung des Stu1965 Studium der Bildhauerei
aber kann es Poesie sein“, sagte er Das Entree ist beinahe klassischdiums in Bologna.
an der Kunstgewerbeschule
von seinen Mobiles, denn er seriös: „Wand mit kleiner Ecke“,
1979 Beginn der ZusammenBasel. Ausstellungen und
wusste, „dass sie für die meisten „Stehende Röhre“, „Stehende
arbeit mit David Weiss. Filme, Buchveröffentlichungen, zuLeute … nicht mehr als eine An- Ecke“ sind die Titel sauber gearFotoserien, Skulpturen, Instal- sammen mit Urs Lüthi.
sammlung flacher Objekte sind“. beiteter Skulpturen aus ungelationen entstehen. Zahlreiche 1979 Beginn der ZusammenMan muss im großen Saal das branntem Ton und gegossenem
Ausstellungen und Ausstelarbeit mit Peter Fischli.
Spiel zwischen Schwere und An- Gummi. Später wird erkennbar,
lungsbeteiligungen, so an der 2011 Krebserkrankung.
mut erleben, und wird begreifen, dass sie mit Vorliebe AlltagsgeDocumenta 8, den Biennalen
2012 Tod am 27. April in
was Calder, „dieser stämmige genstände verarbeiten, und wer
CYB
Venedig und Sydney.
Zürich.
Kerl mit der Seele einer Nachti- begreifen will, wie sie das magall“ (Joan Miró) mit „Poesie“ chen, sollte sich ihren Film „Din-
–
Peter Fischli/David Weiss „Die Gesetzlosen“, 1984.
KREUZWORTRÄTSEL
Comicfigur
(... und
Struppi)
in
gleicher
Weise
Pflanzen- ein Ost- Zeichen
faser
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Thoron
dehnen
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3
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fein
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einer
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6
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Märchenfigur der
Brüder
Grimm
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laufend
2
Unterwelt,
Hölle
1
Felsstück
2
3
4
5
6
Kurzwort
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GewürzMemo- pflanze
randum
Kurzwort
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Popmusik
11
7
8
9
10
11
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den Rückhalt, den Sie jetzt
brauchen. Beruf: Verhalten Sie
sich bei Besprechungen sehr diplomatisch. Allgemein: Übergeben Sie größere
Reparaturen lieber dem Fachmann.
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Liebe: Die Erwartungen sind
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Zeichnung
im Holz
KREBS
Frisiergerät
Zeichen
für Gold
Abk. für e.
Gartenschau
10
Zugriff
mit den
Zähnen
Liebe: Eine neue Bekanntschaft sorgt nun reichlich für
Herzklopfen. Beruf: Stecken
Sie sich Ziele für die nahe berufliche Zukunft. Allgemein: Ihr Einsatz zeigt erste
Erfolge, die sich auch lohnen.
LÖWE
®
Segelschiffstyp
5
moderne
Schlagermusik
Schafrasse
Abk.:
Arbeitsgemeinschaft
Kosename
des
Vaters
WIDDER
STIER
9
4
8
BASEL
Summerblues gratis
und draußen
Am Freitag, 1. Juli, wird Basel wieder ganz Blues-Stadt – das Kleinbasler Summerblues-Fest steht
an. An verschiedenen Spielorten
in der Kleinbasler Innenstadt
(Claraplatz, Volkshaus, Silberberg, Arbeitsamt, Lindenberg,
Waisenhaus, Utengasse und
Rheingasse) treten lokale Blueser und Musiker aus der ganzen
Welt auf. Erwartet werden unter
anderem: Morblus, Chubby Buddy, Biscuit Jack, Pascal Geiser, Fridolins Heritage, Kai Strauss, Memo Gonzales und Raphael Wressing. Auf einigen Bühnen wird ab
18 Uhr gespielt, andere beginnen
etwas später, das gesamte Programm und alle Spielorte sind
im Internet auf www.summerblues.ch zu finden. Der Eintritt ist
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frei.
IHR HOROSKOP VOM 26. JUNI BIS 2. JULI
Liebe: Singles werden mutiger
und wagen es, auf jemanden
zuzugehen. Beruf: Alles entspannt! Sie könnten nun Überstunden
abbummeln. Allgemein: Gute Zeit für
Gelddinge und organisatorische Aufgaben.
Stadt
mit dem
Schiefen
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trop.
Vogel
Klatsch,
Tratsch
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Körperausstrahlung
Wasser- Mitteltiefen- europäer
messer
Teil der
Kirche
keinesfalls
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kleine
Schallplatte
Der Sonntag
unechte
Schmucksteine
Strecke
nach
Hause
1
Dieser Platz...
Das Hill Chill im Sarasinpark in
Riehen (Baselstraße 100) ist ein
kleines Festival, dass sich bei
Open-Air-Freunden in der Region mittlerweile einen festen
Platz im Kalender erspielt hat.
Wenn das Wetter bisher auch
noch kein Sommerfeeling aufkommen lies, der Festival-Sommer beginnt: Am Freitag, 1., und
Samstag, 2. Juli, spielen insgesamt 23 Bands auf zwei Bühnen,
darunter der Münchner Rapper
Fatoni (Freitag, 20 Uhr, Hauptbühne), die Pan-Tropical-FutureBass Band Skip and Die (Freitag,
22.45 Uhr, Hauptbühne), der Basler Beizenchor (Samstag, Mitternacht, Hauptbühne) und die
Avantgarde-Pop-Hoffnung aus
Basel, Birdmask (Samstag, 20.45
Uhr, Außenbühne). Über die Höhe des Eintrittspreises entscheidet jeder Besucher für sich
selbst, ganz nach dem Motto:
„Zahl, was es dir wert ist.“ Alle
Bands und die jeweiligen Auftrittszeiten sind im Internet unter der Adresse www.hillchill.ch
DS
aufrufbar.
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
koordinierte
edle
Weltzeit
Blume
(engl. Abk.)
schmerzhaftes
Gliederreißen
Fragewort
Zum 16. Mal
Hill Chill
s1813-865
Lösung vom vergangenen Sonntag:
VERMUTUNG
Liebe: Keine Sorge, den Härtetest wird Ihre Partnerschaft bestehen. Beruf: Einsatz macht
sich bezahlt, darum geben Sie jetzt alles!
Allgemein: Sie bekommen eine Menge
Anregungen für Geselligkeiten.
JUNGFRAU
Liebe: Hören Sie, was Ihr Herz
Ihnen sagt und weniger der
Verstand. Beruf: Beruflich ergeben sich bessere Entfaltungsmöglichkeiten. Allgemein: Am besten die Freizeit
mit netten Freunden verbringen.
WAAGE
Liebe: Guter Wille allein genügt nicht, es müssen die Taten folgen. Beruf: Nehmen Sie
sich einiger längst überfälliger Arbeiten
an. Allgemein: Sie verteidigen Ihr Revier
eiserner, als es nötig ist.
SKORPION
Liebe: Meistern Sie den Beziehungsalltag ohne Stress und
mit Humor. Beruf: Bringen Sie
Ihre Anliegen deutlich und strukturiert
vor. Allgemein: Es dürfte einer Versuchung schwer zu widerstehen sein.
SCHÜTZE
Liebe: Ihre Toleranz wird momentan ziemlich auf die Probe
gestellt. Beruf: Sie hängen geltungsbedürftige Kollegen ohne Probleme
ab. Allgemein: Auf Ihr diplomatisches Geschick ist wie immer Verlass.
STEINBOCK
Liebe: Vorläufig nichts überstürzen, alles zuerst gut durchchecken! Beruf: Ihre Erfolge
machen sich bald auch finanziell bemerkbar. Allgemein: Ein in Planung stehendes Vorhaben verzögert sich noch.
WASSERMANN
Liebe: Das gegenseitige Verständnis könnte etwas verbessert werden. Beruf: Berufliche
Probleme beeinflussen auch das Betriebsklima. Allgemein: Es gilt, einige Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen.
FISCHE
Liebe: Zögern Sie eine Angelegenheit nicht länger als nötig
hinaus. Beruf: Die Entwicklung
eines Projektes zeigt gute Fortschritte.
Allgemein: Fakten hin oder her: Vertrauen Sie auf Ihre Intuition.
16 DREI GÄNGE
Der Sonntag · 26. Juni 2016
Happen der Nordsee
NACHSCHLAG
KÜCHE AM OBERRHEIN
Kulinarische Grenzgänge
W
as könnte das Lebensgefühl am Oberrhein
besser verdeutlichen
als grüner und
weißer Spargel?
Bekanntlich lieben Badener
und Elsässer das
Stangengemüse, bloß die einen so, die anderen anders. Typisch, könnte
man sagen. Das
vom Straßburger Verleger
Pascal Schweitzer initiierte
und vom Freiburger Journalisten Hubert
Matt-Willmatt geschriebene
Buch schaut links und rechts
des Rheins in die Kochtöpfe,
immer dort, wo sich deutsche
und französische Geschichte
treffen. Das ist der rote Faden
dieses Buches. Zum Personal:
Deutsch-französische Paare in
Küche und Weinberg, ein
Schwarzwälder Gastronom, zu
dessen Stammgästen ein Tomi
Ungerer gehört, eine mit Michelin-Stern dekorierte Deutsche im Elsass, eine Straßburger Schlossbesitzerin mit einem Faible für Schwarzwälder
Kirschtorte und andere kulina-
rische Grenzgänger sind dabei.
Sogar Schwaben in den Vogesen
entdeckt man hier. Die Rezepte
decken alles ab:
Das Rustikale
(Fleischtourte),
das Gutbürgerliche (Hirschragout) und auch
die Chichi-Fraktion kommt
nicht zu kurz.
Das Haar in der
Suppe verdankt
das Buch dem
deutschen Lektorat, das Rechtschreibfehler
übersieht und
den St. Petersfisch (frz. SaintPierre ) zum „Felsenfisch“
macht. Dem ambitionierten
Band ist trotzdem Glück zu
wünschen. Geradeweil Badener
und Elsässer sprachlich immer
weiter auseinander driften,
sollte das Gemeinsame – Essen,
Liebe, Geschichte – gewürdigt
werden. Á table also, freuen wir
uns auf Froschschenkel und Forellen und natürlich den FelPASCAL CAMES
senfisch.
> HUBERT MATT-WILLMATT:
Die gute Küche am Oberrhein, Silberburg Verlag, 256 Seiten, 24,90
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QUERBEET
EFRINGEN-KIRCHEN
Einladung zumTag der Imkerei
Im Museum in der Alten Schule im Nikolaus-Däublin-Weg
in Efringen-Kirchen werden heute, 26. Juni, die Geheimnisse
des Bienenlebens und der Honiggewinnung gelüftet: Der
Markgräfler Imkerverein lädt zum Tag der Deutschen Imkerei
ein. Von 11 bis 17 Uhr stehen erfahrene Imker für alle Fragen
zur Verfügung. Wer einen Blick in ihre Bienenstöcke wagt,
kann mit etwas Glück die Königin entdecken. Der frisch geDS
schleuderte Honig darf verkostet werden.
SÜDSCHWARZWALD
MATJES
ist Europas Antwort auf Sushi – Die gesunde Spezialität hat jetzt Saison
Wer es fischig liebt, kommt
am Matjes nicht vorbei. Die
beliebte Heringsvariante
hat jetzt Hochsaison. Herrlich zart, mild-aromatisch
im Geschmack und dazu
noch gesund, findet der
Matjes immer mehr Fans.
SVEN MEYER
Auch auf dem Freiburger Münstermarkt gibt es die Fischspezialität. Uli Zellmann verkauft seit
2008 an seinem Stand den
Münstermatjes.
Der
Fisch
kommt natürlich von der Nordsee. Ein Lieferant aus dem ostfriesischen Emden versorgt die
wohl südlichste, ausschließlich
auf Matjes spezialisierte Verkaufsbude der Republik wöchentlich mit frischer Ware.
Doch was ist Matjes eigentlich? Ein Matjes ist immer ein
Hering. Gefangen wird er in der
Deutschen Bucht, vor Schottland und vor Norwegen. Die Bestände gelten als nicht gefährdet, da die Fangmenge gesetzlichen Restriktionen unterliegt.
Das Besondere: Matjes ist eine
Art Rohfisch, der durch das Einlegen in Salzlake „kalt gegart“
wird. Fans feiern ihn als Nordeuropas Antwort auf Sushi. In seiner Urform kommt der Matjes
aus Holland, doch in verschiedenen Varianten hat er sich inzwischen an der gesamten Nordund Ostseeküste verbreitet. Das
Original wird aus noch nicht geschlechtsreifen, sehr wohlgenährten Heringen hergestellt.
Daher auch der Name: Das Wort
Matjes ist abgeleitet vom holländischen Wort für Mädchen
„Meisjes“ und steht auch für
Jungfräulichkeit. Zur Vorbereitung auf die Fortpflanzung fressen sich die Fische ordentlich
Futter an. Im Mai und Juni werden sie gefangen.
Entscheidend ist der Fettgehalt: Erst ab einem Anteil von
mindestens 16 Prozent darf der
Fisch als Matjes bezeichnet werden. Ein Fettanteil von bis zu 28
Prozent ist dabei keine Seltenheit. Der Matjes gehört damit
zwar zu den fetthaltigsten Fischen – das macht ihn so gesund.
„Es handelt sich dabei um ungesättigte Omega-3-Fettsäuren sowie um einfach ungesättigte
Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel günstig beeinflussen“, erläutert Uli Zellmann. „Gerade
wegen seines hohen Fettgehalts
ist Matjes eine so gesunde Delikatesse“, betont er. Außerdem
enthält Matjes jede Menge Vitamine, Mineralstoffe, natürliches Jod und das Spurenelement
Selen. Zu guter Letzt ist Fischeiweiß besonders verdaulich.
Kurzum: Der Matjes ist ein echter Fitmacher.
Ein weiteres Merkmal ist ein
ausgesprochen zartes, helles
Fleisch, das eine leicht rötliche
Färbung aufweist. Dies ist ein
Hinweis darauf, dass der Fisch
im Ganzen und mit eigenen Enzymen gereift ist. Direkt nach
dem Fang werden die Innereien
aus dem Fisch entfernt. Nur die
Bauchspeicheldrüse bleibt im
Fisch. Die darin enthaltenen En-
Brunch auf dem Bauernhof
Duftendes Holzofenbrot, hausgemachte Marmelade, würzige
Käse- und Wurstspezialitäten: Am Sonntag, 7. August, sind
Einheimische und Gäste wieder eingeladen, beim „Brunch
auf dem Bauernhof“ echtes Schwarzwälder Landleben zu
genießen. 45 Landwirte aus den Naturparken Südschwarzwald
und Schwarzwald Mitte/Nord laden zu der Traditionsveranstaltung ein. Ein frühzeitiges Anmelden direkt beim jeweiligen
Hof wird empfohlen, da die Veranstaltungen meist rasch
ausgebucht sind. Alle Höfe samt Programm, Anfahrt und Kontakt
DS
im Internet unter www.naturpark-brunch.de.
„Ich denke, der Grund, warum die Leute den Matjes so mögen, ist sein
purer, ehrlicher Grundgeschmack“, sagt Uli Zellmann. Er betreibt einen
FOTOS: SEL/FOTOLIA
Stand auf dem Freiburger Münsterplatz.
zyme sorgen für den speziellen
Reifeprozess. Mit Salzlake bedeckt reift der Matjes rund vier
Tage in Fässern und wird dann filetiert. Ein idealer Matjes misst
etwa 25 Zentimeter hat 4 bis 5
Prozent Salzgehalt (holländische) oder bis zu 12 Prozent
(deutsche Art).
Ganz traditionell isst man den
Fisch vom Kopf her und hält ihn
dabei an der Schwanzflosse fest:
Man legt den Kopf in den Nacken
und lässt den Matjes einfach in
den Mund gleiten. Wem das zu
archaisch ist, der kann natürlich
auch zu Messer und Gabel greifen und den Matjes in mundgerechten Stücken verzehren. In
Holland gibt es dazu Zwiebelwürfel und dunkles Roggenbrot.
Doch die Varianten sind vielfältig. So wird im gerade erschienen
Buch „Hering – vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse“ auch
gebratener Matjes aufgeführt,
dazu gibt es sehr viele köstliche
Soßen, die perfekt mit der Fischspezialität harmonieren: sei es
Apfel-Orangen-,
Honig-SenfDill- oder Holunderblüten-Limetten-Pfefferminz-Soße. Auch
als Wrap mit Mango und Curry
oder mit Birnen-Rote-Bete-Ragout gibt der Matjes eine hervorragende Figur ab.
Der Freiburger Matjeshändler
Uli Zellmann will sich auf die
beste Variante nicht festlegen:
Sein süß-saurer Sherry-Essig-Ro-
te-Beete-Matjes zählt jedoch zu
seinen Favoriten. Seine vielen
Stammkunden lieben nicht zuletzt die Variante auf die Hand:
Serviert im frischen französischen Baguette mit Zwiebelring
und Essiggurke. Daheim isst
Zellmann den Matjes gerne auf
einem Butterbrot mit Dill und
Zwiebel, dazu ein kühles Pils.
„Ich denke, der Grund, warum
die Leute den Matjes so mögen,
ist sein purer, ehrlicher Grundgeschmack. Das ist wie mit einem guten Sauerteigbrot oder
einem tollen Käse – man weiß,
was man hat.“
Zwar ist Juni der traditionelle
Matjesmonat, doch kann man
diesen Hering das ganze Jahr
über genießen. In Öl oder Lake
konserviert, hält er sein unvergleichliches Aroma und seine
auf der Zunge zergehende Zartheit für sehr lange Zeit. Wer Appetit bekommen hat und auf
dem Freiburger Münstermarkt
frischen
Matjes
probieren
möchte, hat dazu am kommenden Samstag, 2. Juli, noch die Gelegenheit. Vom Freiburger Weinfest an bis zum ersten Samstag
im September hat Zellmanns
Matjesstand Sommerpause.
> BUCHTIPP: „Hering – vom Ar-
me-Leute-Essen zur Delikatesse“
von Rehren Ernst, Verlag Neumann-Neudamm, 96 Seiten, 14,95
Euro.
Symphonie in Grün
Ausflugstipp: Wanderung zu den Schlössern von RIBEAUVILLÉ
Das schmucke Ribeauvillé an der
Elsässer Weinstraße muss man
mal gesehen haben, viel schöner
ist es nirgendwo. Das finden viele, doch dem touristischen „Völlegefühl“ kann man gut mit einer rund zwölf Kilometer langen
Wanderung aus dem Weg gehen.
Drei Burgen liegen oberhalb des
Städtchens und weiter hinten im
Tal ist noch der Wallfahrtsort Dusenbach.
Von der Hauptstraße zweigt
oberhalb des Turms Dolder eine
Straße Richtung katholische Kirche ab, die dann links in die Rue
du Lutzelbach abzweigt, eine
Sackgasse, an deren Ende ein
ehemaliger Tennisplatz liegt.
Dort dem Wanderweg „par levignoble“ folgen. Zur Steigung gibt
es eine schöne Aussicht. Auch
wenn auf dieser Tour mehr als
400 Höhenmeter zusammen
kommen – sie ist jeden Tropfen
Schweiß wert. Einfach nach links
blicken und die Symphonie in
Grün genießen. Ein Dorf versteckt sich in einer Senke zwischen Weinbergen (Hunawihr),
ein anderes thront auf einem
Buckel (Zellenberg). Und dann
liegen da noch zwei Städte, die
mit den weißen Türmen ist Colmar, die andere ganz weit hinten
im Dunst ist Freiburg. Nach der
verbuschten
Streuobstwiese
folgt Wald, an den schönen Eichen teilt sich der Weg. Die linke
Straße führt zur Ulrichsburg.
Aus dem Waldweg wird ein
abenteuerlicher Pfad durch die
Granitfelsen. Gute Schuhe und
Trittsicherheit sind dafür genauso wichtig wie etwas Geschicklichkeit. Das Grün wächst ungehindert hoch, aber bald ist man
durch und angekommen in der
im 12. Jahrhundert erbauten
Burg, die seit dem Dreißigjährigen Krieg als Ruine das Herz der
Burgenromantiker erobert. Hier
zu picknicken, ist eine gute Idee.
Eigentlich könnte man die anderen beiden Steinhaufen links
liegen lassen, aber der Gang zur
Burg Girsberg lohnt sich, um die
Ulrichsburg in all ihrer Pracht
anzuschauen und die Hoh-Rappoltstein (Château du Haut-Ri-
beaupierre) bietet wiederum ein
kleines Abenteuer durch die Felsen. Eigentlich ist die Hoh-Rappoltstein gesperrt, doch das Gitter liegt abseits und der Rest ist
„auf eigene Gefahr“.
Der Weg zur Wallfahrtskapelle
Dusenbach verläuft ohne nennenswerte Steigungen, und Felsen liegen auch keine auf dem
Waldweg herum. An der gefühlt
kühlsten Stelle, dort wo der
Strengbach talwärts rauscht,
geht’s Loch runter. Ein paar Hundert Meter nur, dann ist man in
Dusenbach, einem der wichtigen Wallfahrtsorte im Elsass mit
dem Status Geheimtipp. Dusenbach ist ein Ort der Marienverehrung und geht auf die Zeit der
Kreuzzüge zurück. Mehrmals
wurden die Kapellen zerstört,
zuletzt während der Französischen Revolution. Diese Schäden
sind behoben, in der Kirche befindet sich ein Modell der ehemaligen Ruine. Der Fleck bietet
im Sommer einen Biergarten
mit Snacks (Tagessuppe, Münsterkäse, Kuchen) zu vernünfti-
Die Burg Girsberg liegt neben der Ulrichsburg und dem Château Hoh-Rappoltstein auf dem Weg nach DuFOTO: PC
senbach.
gen Preisen. Die Brasserie ist bis
30. Oktober sonntags geöffnet
und zwischen dem 3. Juli und 10.
September auch unter der Woche. Die Toiletten jedoch sind
immer offen.
Für Dusenbach braucht es
Zeit. Es gibt eine Kirche und eine
Kapelle, wo sich die letzten Stationen des Kreuzgangs befinden,
sowie eine ganze Wand mit Dankestafeln für Rettung und Wunder. Der Rest des 2002 restaurierten Kreuzgangs liegt auf dem
Rückweg. Besonders schön ist
dieser abends, wenn sich das
Licht in den Ästen und Blättern
bricht. Unten angekommen,
muss man sich den Rest des Weges mit Autos teilen. Wer noch
Lust auf ein Glas Wein hat: Vor
Ribeauvillé befindet sich das
Weingut Bernard Schwach.
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Der Sonntag · 26. Juni 2016
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26. JUNI 2016
BEI UNS
25 JAHRE BADMATTENFEST
Jubiläum für das
große Familienfest
2./3. Juli im
Badmattenpark
in Bad Säckingen
Der Verein hinter dem
Fest: DJK Bad Säckingen
DAS EXTRA IHRER ZEITUNG
Wie alles begann: Seit 1991
ein Fest für die Region
Vielfältiges Programm:
Spaß für Jung und Alt
Der Sonntag
am Hochrhein
02 | 25 JAHRE BADMATTENFEST
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Wir gratulieren zum 25. Badmattenfest
und freuen uns auf weitere schöne Festspiele.
der sonntag · 26. Juni 2016
25 JAHRE BADMATTENFEST | 03
Spaß für die
ganze Familie
Jubiläum am 2. und 3. Juli
Die DJK SG Bad Säckingen Handball
feiert in diesem Jahr ihr 25. Badmattenfest. Vorsitzender Wolfgang von
Sperl freut sich auf alle, die mit den
Handballern am Samstag, 2. Juli,
und am Sonntag, 3. Juli, gemeinsam
das Jubiläumsfest feiern.
Dabei können die Handballer zugleich auf eine außergewöhnliche
und erfolgreiche zehnjährige Partnerschaft mit der Stadt Bad Säckingen zurückblicken, bei der eine
Vielzahl Agenda- und Bürgergruppen Jahr für Jahr ihr Engagement
unter Beweis stellen. Als Vorsitzender des Handballvereins dankt von
Sperl den vielen ehrenamtlichen
Helfern, allen Teilnehmern, der
Stadt Bad Säckingen und den Sponsoren, die zum Zustandekommen eines so umfangreichen Programmes
beitragen. „Ihr Interesse an unserem Fest und die damit verbundene
Unterstützung für den hiesigen
Handballverein lässt dieses traditionelle und größte Familienfest in
dieser Form hoffentlich noch lange
in Bad Säckingen bestehen“, hofft
Wolfgang von Sperl
von Sperl. Gerade das 25-jährige Bestehen wollen die Handballer auch
dazu nutzen, den Besuchern zu zeigen, wie attraktiv Handballsport in
einer familiären Vereinsumgebung
sein kann. Interessierte sind zum
Probetraining immer willkommen.
„Die Zukunft braucht unsere Kinder und Jugendliche, damit eine
Fortführung dieser traditionellen
Veranstaltung und des Handballsports möglich bleibt“, sagt von
Sperl. Wie immer setze der Verein
alles daran, dass es ein rundum gelungenes Fest wird, das alle genießen können. Bleibe die Hoffnung,
auf schönes Sommerwetter, um
zwei tolle Familienfesttage auf dem
Badmattenparkgelände zu feiern.
Von Anfang an bot das Badmattenfest Spiel und sportlichen Spaß für Kinder.
Wettergott meint es meist gut
Das Badmattenfest verbindet seit einem Vierteljahrhundert Generationen
■■■■ Viele unermüdliche Helfer
trugen in den vergangenen 25 Jahren zum Gelingen und zur Entwicklung des Badmattenfestes bei. Einer
der ersten Stunde ist Jürgen Helfer,
der sich gerne an die Anfänge zurückerinnert.
„Ende 1990 sprach mich der damalige Werbeleiter der Sparkasse
Hochrhein, Hans Loritz, an, ob die
Handballer nicht ein Spielfest mit
Partnerschaft der Sparkasse organisieren möchten“, erzählt Helfer. Ein
passender Ort für das als Freiluftveranstaltung gedachte Spielfest
war mit dem Badmattenpark
schnell gefunden. Der Termin wurde auf den 24. August 1991 festgeJürgen Helfer vom DJK Handball
legt.
„Für ein eintägiges Fest
war der Aufwand schon damals groß, und ohne die Unterstützung der Stadt hätten
wir das wohl nicht gestemmt“, sagt Helfer. Die
meisten Spielstationen wurden selbst gebaut, wie etwa
eine Torwand, Stelzen, eine
Scheibenbahn, ein Cricketspiel und vieles mehr.
Alles in allem war es noch
viel Handarbeit, denn nicht
alle hatten einen Computer,
Drucker und Kopierer. „Deshalb mussten wir zu Schere,
Kleber und lustigen Motiven
greifen, um Handzettel,
Laufkarten und Plakate zu Auf selbstgemachten Stelzen ging das
erstellen“, erzählt er. Auf Spielfest 1991 an den Start.
wenige Schultern verteilt, wurde
die Organisation mehr oder weniger von zwei Familien getragen.
„Am Festtag waren wir natürlich
viele DJK’ler, auch wenn einige zu
ihrem Arbeitseinsatz verdonnert
werden mussten“, schmunzelt Helfer und weiß genau, dass das wohl
in keinem Verein der Welt anders
ist. Und doch klappte es immer wieder. Das Fest hat sich entwickelt
und findet nun schon seit vielen
Jahren an zwei Tagen statt. Ein vollgepacktes Programm bietet Unterhaltung pur für die ganze Familie.
Kinder aus den Anfangszeiten kommen heute als Eltern mit ihren Kindern zum Fest. Ein gut aufgestelltes
Organisationsteam und die Stadt gestalten ein abwechslungsreiches Fest, das in der Region
sicher eines der schönsten
Feste ist.
„Wird jemand auf das
Badmattenfest
angesprochen, denkt er meistens an
schönes Wetter, viel Unterhaltung und einen traumhaften Kastanienpark“, erzählt Helfer. Es habe in der
Vergangenheit schon immer
wieder geregnet, aber meist
vor und nach dem Fest.
„Glück gehabt“, resümiert er
und dankt allen, die über die
Jahre hinweg zum Gelingen
beigetragen haben, frei nach
erste dem Motto: Auf geht es zum
Badmattenfest.
04 | 25 JAHRE BADMATTENFEST
der sonntag · 26. Juni 2016
Eine erfolgreiche Kooperation
Das Badmattenfest entwickelte sich zu einer nachhaltigen und bürgerschaftlich getragenen Veranstaltung
■■■■ Hinter dem Badmattenfest steht eine spannende Geschichte: Mit der Lokalen Agenda 21 fing alles an.
Das Aktionsprogramm für
das Leben im 21. Jahrhundert wurde auf der UN-Konferenz in Rio von 179 Ländern, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland,
beschlossen.
Durch sein überaus vielseitiges Angebot und einer guten
Mischung von Unterhaltung, Spiel, Spaß und Information hat sich das traditionelle Badmatten-Spielfest zu
einer festen Größe in der
Hochrheinregion und einem
Anziehungspunkt für Jung
und Alt entwickelt.
Der Neustart
Mit dem Amtsantritt von
Bürgermeister Alexander
Hinter der Lokalen Agenda
Guhl wurde im Februar
steht das Konzept der
2013 ein Neubeginn vollzoNachhaltigkeit. Dieser Begen. Eine neue, äußerst engriff stammt aus der Forstgagierte Bürgergruppe um
wirtschaft und besagt, dass
Julia Wagner nahm die Aufnur so viel Holz eingeschlagabe einer sanften Umgegen werden darf, wie zur
staltung der Parkanlage
gleichen Zeit nachwächst.
Badmatte und BerberichÖkologie, Ökonomie und So- Mit Elan packen die Mitglieder der DJK Handball beim Badmattenfest mit an.
park, einer naturnahen Aufziales sind Eckpfeiler einer
nachhaltigen Entwicklung und sind beitskreise sind die Initiierung des der Vorstand der DJK mit Jürgen wertung und einem Begegnungsort
gleichrangig zu bewerten, damit die Tafelladens, die Gründung eines Be- Helfer standen dem Experiment für Jung und Alt, wieder auf. In AbBedürfnisse heute lebender Men- hindertenbeirats und von Schulhel- aufgeschlossen gegenüber. Bei der stimmung mit allen Beteiligten wurschen befriedigt werden können, fergruppen, die Einführung des Erstauflage des Agenda- und Spiel- den eine Fortschreibung des Entohne die der kommenden Genera- Trompeterkaffees, die Umgestal- festes im Badmattenpark waren die wicklungskonzepts erarbeitet und
tionen zu gefährden. Da viele Ziele tung der Badmatte in eine Freizeit- Gruppen AK Umwelt, Schülerfirma verschiedene Teilprojekte in Annur auf örtlicher Ebene erreicht landschaft sowie die Gründung der RGS Wolle, Sinnesparcours Floria- griff genommen. Zukünftige Ziele
ne Schmidt, AK Soziales, Weltladen, der Gruppe sind die Aufwertung
werden können, wurden von Kom- Schülerfirma RGS Wolle.
Badmatten-Quellhäuschens
ADAC, AG Zahngesundheit und Um- des
munen Lokale-Agenda-21-Prozesse
oder die infrastrukturelle Erneueweltreferat vertreten.
initiiert, die eine Beteiligung und Der Arbeitskreis Badmatte
rung der Parkanlage. Über eine eiMitentscheidung der Bürger umfas- Eine gründliche, gesamtstädtische
gene Website (www.badmatte.info)
sen. Mit dem Grundsatzbeschluss Untersuchung der etwa 20 Mitglie- Erfolgreiche Kooperation
2001 wurden in Bad Säckingen die der umfassenden Bürgergruppe er- Für beide Seiten war die Kooperati- informiert die Bürgergruppe.
Weichen für eine nachhaltige, zu- gab, dass die Badmatte als zent- on ein voller Erfolg: Das Spielfest erkunftsorientierte Entwicklung ge- rumsnahes Parkareal ein geeigne- hielt viele neue Impulse und der Der Ausblick
stellt und der Startschuss des Agen- ter Standort für eine naturnahe Bürgergruppe
Badmattengestal- Das Badmattenfest hat sich in den
da-Prozesses gegeben.
Spiel- und Freizeitlandschaft für tung sowie anderen bürgerschaftli- vergangenen Jahren zum größten
Kinder, Erwachsene und Gäste ist. chen Gruppen bot sich eine hervor- Familien- und Nachhaltigkeitsfest
Diese Idee wurde mit der Stadtver- ragende Möglichkeit, sich einer der Hochrheinregion entwickelt.
Die Agenda-Gruppen
Auf der Grundlage der bei der Auf- waltung, dem Gemeinderat, dem breiten Öffentlichkeit vorzustellen Bewährt hat sich die Bildung von
und um Mitstreiter zu werben. Das Netzwerken in der Agenda-Arbeit,
taktveranstaltung erfolgten Inte- Kurpark-Landschaftsarchitekten
ressenabfrage wurden im Septem- und den Anwohnern abgestimmt. Fest entwickelte sich zu einem viel- so dass das Interesse neuer Grupber 2002 die drei Agenda-Arbeits- Ziel der Gruppe war es, einzelne, fältigen, bürgerschaftlich getrage- pen stetig zunimmt. Allerdings sind
kreise Soziales, Umwelt und Wirt- nach den Bedürfnissen der ver- nen Agenda- und Spielfest mit Infor- die Grenzen des Wachstums – rein
schaft/Eine Welt ins Leben gerufen. schiedenen Zielgruppen orientierte mations- und Aktionsangeboten zu räumlich gesehen – nahezu
Einige gelungene Vorhaben der Ar- Bausteine zu verwirklichen und ei- den Themen Natur, Umwelt, Ener- erreicht.
nen ausbaufähigen Kristallisations- gie und Bildung.
punkt zu entwickeln.
Heute bildet das Fest auch ein Forum des Informations- und Erfahrungsaustauschs der bürgerschaftDas Badmattenfest
Anfang 2007 wurde die Idee gebo- lichen Gruppen und Initiativen und
ren, gemeinsam mit den Handbal- fördert deren Vernetzung. Seit dem
lern der DJK Bad Säckingen auf der Beginn 2007 haben sich die SynerBadmatte zu feiern. Sowohl bei den gieeffekte der Zusammenarbeit
Handballern, dem Ausrichter des Jahr für Jahr verstärkt. So wurden
traditionellen Spielfestes, als auch das Festprogramm und die Organiden bürgerschaftlich engagierten sation immer professioneller und
Gruppen der Lokalen Agenda 21 die Beteiligung der bürgerschaftlifiel die Idee auf fruchtbaren Boden. chen Gruppen hat kontinuierlich
Vor allem Peter Wurche, damaliger zugenommen. Seit 2008 gibt es eine
Auch Step Uganda hilft gerne.
Eröffnungsfeier. Sinnbild: Stadt, DJK, Agenda
Sprecher der Bürgergruppe, und ökumenische
Das Grundprinzip
der sonntag · 26. Juni 2016
25 JAHRE BADMATTENFEST | 05
! % ! # " Schon die Römer wussten was wichtig ist:
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06 | 25 JAHRE BADMATTENFEST
der sonntag · 26. Juni 2016
Ein Programm
für Jung und Alt
Zum Jubiläum gibt es ein buntes Festprogramm
■■■■ Das traditionelle BadmattenSpielfest ist das Größte seiner Art
am Hochrhein und ein bekannter
und beliebter Anziehungspunkt für
Familien aus Bad Säckingen und
der ganzen Region. Dieses Jahr feiert die Veranstaltung, die von den
Handballern der DJK Bad Säckingen in Zusammenarbeit mit der
Stadt Bad Säckingen organisiert
wird, ihr 25-jähriges Bestehen.
Sportliche Jungs am Grill
Es werden zahlreiche Attraktionen angeboten: Ein großer Spieleparcours lädt zum aktiven Mittun,
eine Hüpfburg verspricht ebenso
Spaß für Kinder wie die Tombola
und das Kinderschminken. Bunte
und humorvolle Unterhaltung ist
auch bei den Auftritten von Comedy Pat und dem Kindertheater Theaterta vorprogrammiert. Sportlich
und rhythmisch wird es bei den
Tanzgruppen von Iris Jäger sowie
des Jugendhauses Bad Säckingen.
Das Abendprogramm am Samstag, 2. Juli, ab 19.30 Uhr wartet mit
der Liveband 7 Sins auf. Soul, Pop,
Rock – das ist die Devise der fünf
Vollblutmusiker, die Hits der 70er
und 80er Jahre sowie aktuelle
Songs interpretieren und auf jeder
Tanzfläche für gute Stimmung sorgen. Darüber hinaus zeigt der Zirkus Papperlapapp seine heiße Feuershow.
Am Sonntagmorgen wird das Programm mit dem Minihandballturnier eröffnet, an dem Mannschaften
aus der Region ihr Können zeigen.
Musiker Mario setzt das Programm
ab 12 Uhr fort. Außerdem gibt es
seit einigen Jahren die Möglichkeit,
am Flohmarkt teilzunehmen. Viele
Angebote widmen sich Natur- und
Umweltthemen wie zum Beispiel eine mobile Solarwerkstatt, der Stadtforst und die Nachhaltige Kommune.
Für die Bewirtung der hungrigen
Besucher mit deftigen und süßen
Speisen und Getränken sorgen die
Handballer der DJK Bad Säckingen.
Rund 50 Anbieter sind beim Flohmarkt mit von der Partie.
Trödel, Antikes und mehr
Das Spielfest ist auch eine Fundgrube für Flohmarktfans
Der Flohmarkt auf der Badmatte
wird noch keine 25 Jahre alt. Er basiert auf einer gemeinsamen Idee
von Jürgen Helfer und Ursula
Schöneich, die dieses Gelände der
Badmattenwiese schon lange Zeit
für einen Flohmarkt als ideal empfunden hatten.
2009 wurde die Idee zum ersten
Mal umgesetzt. Damals fanden sich
rund zehn Stände am Anfang des
Areals bei der heutigen Boulebahn
ein. Mit den Jahren konnte die Zahl
vergrößert werden. Dadurch wurde
auch der Standort in den westli-
PROGRAMM
SAMSTAG, 2. JULI
11 Uhr: Eröffnungsrede des
stellvertretenden Bürgermeisters
11.15 Uhr: Ökumenische
Eröffnungsfeier
12 Uhr: Schulchor der
Weihermattenschule
13 bis 13.30 Uhr: ComedyZaubershow Teil I, Comedy Pat
14.30 bis 15.15 Uhr: Kindertanzgruppen Iris Jäger, Wehr
16.15 bis 16.45 Uhr: ComedyZaubershow Teil II, Comedy Pat
17.45 bis 18.45 Uhr: Liveband
Mamadi
19.30 Uhr: Liveband 7 Sins
22.30 Uhr: Feuer-Lightshow mit
–
Mit einer Feuer-Lightshow tritt der Zirkus Papperlapapp auf.
chen Teil des Badmattenparks verlegt. Nun können bis zu 50 Anmeldungen an jedem der beiden Spielfesttage entgegengenommen werden. Für Flohmarktfans ist die Fülle
des Angebots ein Paradies, das zum
ausgiebigen Stöbern einlädt. Die
Flohmarktteilnehmer selbst schätzen am Badmattenflohmarkt die besondere Atmosphäre, das Flair unter den schattigen Bäumen und das
bunte Rahmenprogramm. Viele
sind bereits seit Jahren dabei, was
für die Veranstalter natürlich eine
schöne Bestätigung ist.
dem Zirkus Papperlapapp
Ab 21 Uhr: Live-Übertragung des
Viertelfinales der Fußball-EM (nur
bei deutscher Beteiligung).
Mamadi und 7 Sins vor und Zirkus
Papperlapapp im Anschluss an
die Übertragung
SONNTAG, 3. JULI
11 Uhr: Eröffnungsrede DJK Bad
Säckingen
11.15 bis 12.45 Uhr: Minihandballturnier
12 bis 14.30 Uhr: Musiker Mario
15 bis 16 Uhr: Die kleine Raupe
– Kindertheater Theaterta
16.30 Uhr: Tanzgruppen
Jugendhaus Bad Säckingen
25 JAHRE BADMATTENFEST | 07
der sonntag · 26. Juni 2016
BAD SÄCKINGEN FEIERT
Am Samstagabend wird es unter freiem
Himmel bei Musik und Geselligkeit
richtig gemütlich beim Badmattenfest
im Bad Säckinger Badmattenpark –
schönes Wetter und sommerliche
Temperaturen vorausgesetzt.
Festgelände Badmattenfest
13
Spielstationen
ADAC - Fahrradturnier
AG für Zahngesundheit - Buttonwerkstatt
Badische Zeitung - Torwandschießen
DJK Jandball - Parcours
Fischerverein Bad Säckingen
Golfclub - Kindergolfparcours
Jugendfeuerwehr
Nabu - Nistkastenquiz
Schützengemeinschaft e. V. - Pfeile in Gold
Segelfluggruppe Säckingen e. V. Segelflieger Ziellandung
11 Stadtwerke Bad Säckingen - Heißer Draht
12 Tennisclub - Kleinfeldtennis
13 Volleyball
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2
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5
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5
6
2
Attraktionen
Große Tombola
Kletterleuchtturm
Hüpfburg
Kinderschminken
Große Rollenrutsche
Flohmarkt
1
Sporthalle
6
10
7
4
4
15
13
3
BZ-Grafik/Re Quelle: Veranstalter
7
Agenda-Gruppen
1 Gewässerbiologie - Wasserphänomene und
Naturerlebnis (nur Sonntag)
2 Töpferei Schubert Töpfern an der Drehscheibe
3 Umwelt
4 Schädlingsbekämpfung Bermel Tierische Störenfriede
5 Ghan Aid - Basteln
6 Stadtbücherei + Förderverein Bücherflohmarkt und Bilderbuch-Kino
7 Kinderuni Hochrhein
8 Mobile Solarwerkstatt
9 Stadtgärtnerei + RGS Wolle Blumen + Schafwolldünger
10 Step Uganda
11 AOK - Sinnesparcours und
Apfel-Schälmaschine
12 Stadtforst - nachwachsende Wärme
(nur Samstag)
13 Nachhaltige Kommune Repair Café und essbares Bad Säckingen
14 Kinder- und Jugendhaus Spiele für Jung und Alt
15 Volksbank Rhein-Wehra Badmatten-Cup
08 | 25 JAHRE BADMATTENFEST
UMFRAGE
Welche Bedeutung hat das Badmattenfest?
Stimmen zum Badmattenfest von langjährigen Begleitern
Martin Weissbrodt, ehem.
Bürgermeister: „Das Badmattenfest war für mich in zweifacher
Hinsicht sehr beeindruckend. Einmal wegen der Beharrlichkeit der
Verantwortlichen, dieses Fest mit
großem Engagement weiter zu entwickeln. Es zeigt sich, dass eine gute
Idee nicht aufzuhalten ist, wenn
man sie mit Leidenschaft verfolgt.
Zum Zweiten ist dieses Fest besonders beeindruckend, weil es in Bad
Säckingen eine ganz neue Kategorie
eines Bürgerfestes eröffnet hat.“
Günter Nufer, ehem. Bürgermeister: „Mit dem Badmattenfest
sollte der neue Teil des Kurparks
in das Bewusstsein der Bürgerschaft gerückt werden. In
Nachbarschaft der großen Turnhalle konnten sich die verschiedensten Sportarten präsentieren.
Für mich war das erste Fest ein
Schlüsselerlebnis, weil mich die
Frau des Judoclub-Vorsitzenden
mit einem gekonnten Wurf aufs
Kreuz gelegt hat. Ein großes Kompliment an die Verantwortlichen“
Michael Koubik, Zirkus
Papperlapapp: „Das Badmattenfest hat sich in den 25 Jahren weiterentwickelt und es zu dem gemacht, worauf Bad Säckingen stolz
sein kann. Ein großes Lob an die
Macher und Organisatoren des
Badmattenfestes. Sie haben es geschafft, dass unterschiedliche Institutionen und Gruppen sich zusammenfinden, um gemeinsam ein
Event zum Erlebnistag werden zu
lassen. Mich begeistern die Vielfalt
und die Kreativität der Angebote.“
der sonntag · 26. Juni 2016
Spaß für
die Minis
Das Turnier ist bereit
Anfang September 1990 mit dem
Verbandsminispielfest des Südbadischen Handballverbandes fing alles an. Bei diesem Spielfest waren
24 Mannschaften aus ganz Südbaden in Bad Säckingen zu Gast, und
die Handballer waren mutig genug,
das Fest im Freien stattfinden zu
lassen. Halligalli pur mit 200 Kindern von sechs bis acht Jahren. Das
Wetter hielt, alles lief reibungslos
ab. Beim ersten Badmattenfest 1991
haben die DJK’ler ein Miniturnier
als festen Bestandteil ins Programm
aufgenommen. Viele Handballhochburgen waren seitdem zu Gast.
Das Fest ist größer geworden, die
Eifrige kleine Handballer
Bäume bieten wunderbaren Schatten und der Platz auf der Wiese
wird langsam knapp. Platz für ein
kleines Handballfeld wird es aber
immer geben, und die kleinen Bodensurris, Donalds, Rheinpiraten
und Co. können ihr Talent unter Beweis stellen. Das Spielfeld wird am
Sonntag, 3. Juli, bereit sein für die
Stars von morgen.
Stolz aufs Fest
Erika Jahn, Fachfrau Zahngesundheit: „Die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit des Landkreises Waldshut ist seit vielen
Jahren mit einem Infostand dabei.
Da unsere tägliche Arbeit bei den
Kindern in Schulen und Kindergärten ist, haben wir die Möglichkeit beim Badmattenfest mit den
Eltern in Kontakt zu treten. So können wir am Stand über die richtige
Zahnpflege informieren und Tipps
geben. Wir wünschen uns, dass es
das Badmattenfest noch lange gibt.“
Klaus Zimmermann, Pfarrer
i. R.: „Eine ökumenische Andacht
zum fröhlichen Auftakt – Lobpreis
des Schöpfers, Gott bitten um seinen
Segen für Jung und Alt, für unsere
Stadt. Ein 75-Jähriger und eine 15Jährige spielen Kasperle für Dreibis Achtjährige. Omas basteln, malen und kneten mit ihren Enkeln.
Kinder und Eltern erfreuen sich
an großen buntschillernden Seifenblasen. Spannend geht es immer
wieder zu, in der mit viel Liebe
aufgebauten Lesehöhle.“
Joachim Burger, DJK Bad Säckingen: „Wenn das Badmattenfest
25 Jahre hinter sich hat, heißt das
ja, dass es Eltern gibt, deren Kinder
heute das Fest besuchen, welche
selbst bereits als Kinder am Badmattenfest dabei waren. Das Badmattenfest ist sicher ein ganz wichtiges Standbein für den Verein. Ich
persönlich erinnere mich besonders
an das Fest zum 25-jährigen Vereinsbestehen 1998 und an jenes
mit dem Verbandsminispielfest des
Südbadischen Handballverbandes.“
Bürgerschaftliches Forum
25 Jahre Badmatten-Spielfest: „Mit
Stolz und Dankbarkeit können wir
auf eine zehn Jahre währende Festpartnerschaft zwischen der DJK
und der Stadt blicken“, so Bad Säckingens Bürgermeister Alexander
Guhl. Durch die Einbindung neuer
Bürger- und Agenda-Gruppen sei es
gelungen, das Fest als Forum für das
bürgerschaftliche Engagement der
Stadt zu entwickeln. Der DJK und allen ehrenamtlich Aktiven gilt sein
Dank, tragen sie doch zum fröhlichen Familienfest bei.
der sonntag · 26. Juni 2016
25 JAHRE BADMATTENFEST | 09
Wir gratulieren zum 25. Badmattenfest
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10 | 25 JAHRE BADMATTENFEST
der sonntag · 26. Juni 2016
Mannschaftsfoto in Grün: der DJK Handballverein Bad Säckingen im Jubiläumsjahr des Badmattenfestes 2016
Der Handballverein DJK
Die Bad Säckinger Handballer bieten vielseitige sportliche Betätigungsfelder
■■■■ Der Handballverein der DJK
SG Bad Säckingen ist seit Anbeginn
in die Organisation des Badmattenfests involviert. Aber auch sonst
sind die Handballer das ganze Jahr
über sportlich bei der Sache.
Der Aktivbereich besteht aus
drei Mannschaften: Damen, Herren
I und Herren II. In der kommenden
Saison 2016/17 spielen die Herren I
in der Kreisklasse Freiburg-Süd, die
Damen in der Bezirksklasse, und
die Herren II nehmen an einer Seniorenliga außer Konkurrenz teil. Bei
den Damen und Herren I werden
kontinuierlich Spieler der jeweiligen A-Jugend in den Bereich der Aktiven integriert; so können sie wertvolle Spielerfahrung sammeln und
dadurch zu den Erfolgen beitragen.
Das besondere Augenmerk des
Handballvereins liegt in der Jugendarbeit. Das Fundament für eine
erfolgreiche Zukunft des Vereins
bilden sechs Mannschaften. Ungefähr 120 Kinder und Jugendliche
werden jede Woche von zwölf ehrenamtlichen Jugendtrainern und
Betreuern an den Handballsport
herangeführt. Sowohl der sportliche Erfolg als auch Teamgeist und
Kameradschaft werden dabei großgeschrieben. Der Einstieg ist bereits
ab fünf Jahren in der gemischten
Mini-Mannschaft möglich. In dieser
Alterskategorie steht die Freude
am Spiel und an der Bewegung im
Vordergrund, dies aber immer auch
mit dem Ziel, das Handballspiel zu
erlernen. Um die Gemeinschaft zwischen den Kindern und Jugendlichen zu fördern, werden auch Aktivitäten und Ausflüge außerhalb des
Trainings angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Ein Hineinschnuppern ins Training ist jederzeit möglich.
IMPRESSUM
–
2 5 JA H R E BA D M AT T E N F E S T
ist eine Beilage von DER SONNTAG
Redaktion: BZ-Extra
Konzeption und redaktionelle
Bearbeitung: Hildegard Siebold
Layout: Simone Schüßler
Beiträge:
Wolfgang von Sperl,
Jürgen Helfer,
DJK Handball,
Ralf Däubler,
Martina Helfer,
Ursula Schöneich
Bilder:
Heidi Bäumle,
Christian Martin
Anzeigenleitung:
Ralph Strickler
Badischer Verlag GmbH & Co. KG
Lörracher Straße 3
79115 Freiburg
t 0761/496−0
Der Aktivbereich . . .
. . . und der Jugendbereich
25 JAHRE BADMATTENFEST | 11
der sonntag · 26. Juni 2016
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