So viel Theater

Nordrhein-Westfalen
vielleicht meinen, diese seien
nicht unsere Kragenweite.
SPIEGEL: Nach zwei Siegen in
dem zuvor chaotisch-turbulenten Klub eine Leistung per se
Folge neigt der Kölner dazu,
ist. Dem 50-jährigen Wiener ist
direkt von der Euro-Leaguejeglicher Schmäh fremd, er lebt
Teilnahme zu träumen.
Stöger: Das ist so, ja. Wo viel
gern in Köln, aber vom ÜberFußball Kölns österreichischer Trainer
Begeisterung ist wie in Köln,
schwang der Gefühle der Menleidet man viel mit und
schen dieser Stadt wird sich
Peter
Stöger
über
den
Druck
in
der Realist Stöger auch in weiträumt auch viel. Das macht
der Bundesliga, den Reiz der Stadt und
teren vier Jahren nicht anstedie Stadt aus, das ist auch der
cken lassen; der Verein hat seiReiz. Ein Trainerkollege hat
das Faustpfand seines Vereins
nen Vertrag bis 2020 verlänmir mal gesagt: „Egal, was
gert. In seiner aktiven Karriere
du machst, es ist immer zu
absolvierte der Mittelfeldstratewenig.“ Und er hat recht.
SPIEGEL: Wer war der Kollege 65 Länderspiele für Österge?
reich, errang vier Meistertitel
Stöger: Roberto Di Matteo,
als Spieler – und einen als Traider mit Chelsea die Champiner, 2013 mit Austria Wien.
ons League gewonnen hat …
Nachdenklich und gleichsam ofSPIEGEL: … und mit Schalke
fen redete Stöger über sein Jobin der Bundesliga an den Erverständnis. Demnach sieht er
wartungen scheiterte. Liegt
sich derzeit als den richtigen
es in Ihrem Naturell, eher ein
Mann im richtigen Klub. Und ist
Bremser zu sein?
sich bewusst, dass dies nur ein
Stöger: Ich lasse mich von
Zustand auf Zeit ist.
realistischen Einschätzungen
SPIEGEL: Herr Stöger, wenn
leiten: Was ist umsetzbar und
Sie in Ihrer österreichischen
was nicht? Als FührungsperHeimat erklären sollten, was
son darf man nie seine Grupdas Besondere an der Bunpe vor eine Situation stellen,
desliga ist, was würden Sie
die sie nicht meistern kann.
sagen?
Dann verlieren die Jungs
Stöger: Alles ist viel größer
Vertrauen in ihre Qualitäten.
hier, schon die Stadien. Das
In einer so ausgeglichenen
Interesse am Fußball geht
Liga kann das fatal enden. In
durch alle Schichten, von
Köln kann man schnell
Kindern bis zu älteren Dapopulär werden, indem man
men, alles ist Fußballklienausruft: Jetzt marschieren
tel. Ich will nicht geringwir Richtung Champions
schätzen, was Österreich im
League! Da hast du die
Fußball auf die Beine stellt.
Schlagzeilen, und die Leute
Aber vor allem ist der Traiwerden dich lieben. Doch
nerstuhl in Deutschland
wenn du dann die nächsten
noch ungemütlicher. Der
vier Wochen nichts gewinnst,
Druck ist enorm.
hast du ein Problem.
SPIEGEL: Wie gehen Sie mit
SPIEGEL: In England ist gerade
diesem größeren Druck um?
Leicester City Meister geworStöger: Ich versuche, mir
den, ein Klub, der strukturell
Freiräume zu schaffen. Sage
Lichtjahre hinter den Etaab und zu: Sonntag ist nix, da gehe ich nie. Es hört sich vielleicht witzig an, wenn blierten zurücklag; sollte das nicht ein Anspazieren. Und es muss einem klar sein, man das ausgerechnet über den angeblich sporn sein, auch das scheinbar Unmögliche
dass man den Trainerberuf nicht allein so launenhaften 1. FC Köln sagt: Aber ich anzustreben?
bewältigen kann. Als Einzelkämpfer ver- stelle fest, wir haben hier ein gesundes Stöger: Ich versuch’s mal mit einem anderen
brennt man. Man braucht ein funktionie- Fundament von der Klubspitze bis zur Beispiel: Borussia Mönchengladbach. Da
rendes Team. Ich versuche mit allen Men- Mannschaft, und das ist unser großes ist in den letzten fünf Jahren nach dem
schen, vom Präsidium bis zur Geschäfts- Faustpfand. Deswegen können wir auch Klassenerhalt in der Relegation etwas Auführung und im Trainerteam, ein nahezu mit negativen Ergebnissen umgehen, uns ßergewöhnliches passiert. Spieler wurden
freundschaftliches Verhältnis zu pflegen, in schwierigen Phasen schnell wieder gekauft und junge Spieler entwickelt, der
damit ich den Spaß an dem Job nicht ver- fangen.
Klub hat gut investiert und richtige Entliere. Denn manchmal ist der Job total SPIEGEL: Was muss passieren, damit der FC scheidungen getroffen. Ich bin der Meiunangenehm.
mal einen Flow erwischt wie Mainz 05 nung, dass man ein paar Jahre Bundesliga
oder im Vorjahr der FC Augsburg, früher ohne Unterbrechung braucht, um eine wirtSPIEGEL: Wann ist es total unangenehm?
Stöger: Wenn man das Gefühl hat, es greift der SC Freiburg? Dass man auch mal über schaftliche Basis herzustellen, aber auch
nicht ineinander, dieses zerbrechliche Kon- die eigenen Verhältnisse spielt?
um Erfahrungen und Kontakte zu sammeln,
strukt einer Mannschaft. Das hatten wir Stöger: Die genannten Vereine sind Vor- die im Werben um Spieler wichtig sind. Da
in meiner Zeit hier in Köln bislang aber bilder für uns, auch wenn viele Kölner sind zwei Jahre noch zu wenig.
„So viel Theater“
NEIL BAYNES / PIXATHLON
Seit drei Jahren trainiert Peter
Stöger den 1. FC Köln, was in
II
DER SPIEGEL NRW 20 / 2016
MIKA VOLKMANN / BONGARTS / GETTY IMAGES
Spieler des 1. FC Köln, Fans im RheinEnergie-Stadion: „Wenn es eng wird, beweisen die Jungs ihren Zusammenhalt“
SPIEGEL: In einem Weihnachtsvideo des Ver-
eins hat Geschäftsführer Jörg Schmadtke
Ihren Wunschzettel dem Reißwolf zugeführt. Haben Sie in Wahrheit auf dem Transfermarkt der Spieler überhaupt Wünsche?
Stöger: Ich würde nie sagen, diesen oder
jenen Spieler muss ich unbedingt haben,
wenn Jörg Schmadtke nicht auf dieser Linie ist. Der Verein muss entscheiden, wie
die Mannschaft ausschaut. Die Strukturen
müssen so sein, dass der Einzelne austauschbar ist. Und als Erster ist immer der
Trainer austauschbar, so ist das eben. Außerdem lernt man in Österreich, dass man
mit Wünschen sparsam umgehen muss.
Wir haben in Köln einen super Standort,
viele Argumente und können so den einen
oder anderen Spieler bekommen, für den
finanzkräftigere Klubs mehr hinlegen.
Aber es gibt Fälle, da kommst du einfach
nicht mit – weil die wirtschaftlichen Verhältnisse es nicht erlauben.
SPIEGEL: So werden Sie aber in fünf Jahren
noch nicht auf Augenhöhe mit dem großen
Rivalen Mönchengladbach kommen.
Stöger: Das sehe ich anders.
SPIEGEL: Welche Argumente können Sie
denn den Spielern anbieten?
Stöger: In einem tollen Stadion zu spielen,
in dieser Stadt zu leben, die Ruhe im Klub,
eine sehr intakte Mannschaft, der Umgang
im Klub. Das sind Pluspunkte für den FC,
das spricht sich herum.
SPIEGEL: Haben Sie sich eigentlich mit Ihrem Landsmann Toni Polster, der in seiner
aktiven Zeit von 1993 bis 1998 zu einem
Kölner Idol wurde, anfangs beraten?
Stöger: Über den FC? Nein. In Österreich
war – auch durch Polster – der 1. FC Köln
IV
DER SPIEGEL NRW 20 / 2016
recht präsent. Ich wusste, was den Verein
auszeichnet. Dass wir in der zweiten Liga
einen Zuschauerschnitt von über 40 000 haben würden, war mir klar. Auch, dass es
ein unruhiges Pflaster für Trainer sein
kann, war keine Überraschung. Ich habe
mich nur erkundigt, wie es in der Stadt ist.
SPIEGEL: Was brachten Sie in Erfahrung?
Stöger: Ich habe mit Stefan Maierhofer,
der hier gespielt hat, gesprochen, mit
Polster, mit Hans Krankl, der mal bei Fortuna Köln Trainer war. Und alle sagten:
„Wenn du dich in Köln nicht wohlfühlst,
liegt es nicht an der Stadt. Dann machst
du selbst etwas falsch.“ Das kann ich jetzt
bestätigen. Köln ist vielfältig und absolut
lebenswert.
SPIEGEL: Eine vibrierende Stadt, ein traditionsreicher Klub – erwarten die Fans da
nicht eher einen charismatischen Trainer?
Ihnen hingegen heftet das Etikett „Alltagstyp“ oder „Biedermann“ an.
Stöger: Ein Alltagstyp zu sein ist vielleicht
gar kein so schlechter Wesenszug für einen, der eine Gruppe führen soll. Verlässlich sein, kalkulierbar, das ist zu diesem
Zeitpunkt in dieser fußballverrückten
Stadt womöglich ganz gut gewesen.
SPIEGEL: Wie meinen Sie das?
Stöger: Wenn es so viel Theater um einen
Klub gibt wie hier, passt es doch gut, dass
ein langweiliger Typ als Trainer da ist. Ich
habe kein Problem damit, wie ich beurteilt
werde. Neulich war zu lesen, ich sei putzig.
Okay. Am Ende stellt sich doch die Frage:
Freuen sich alle, wenn der putzige Österreicher ins Büro reinkommt, dass er noch
immer da ist? Oder denken alle: Oh Gott,
der ist ja noch immer da!
SPIEGEL: Sind Sie ein Konsolidierungs-
trainer?
Stöger: Bei anderen Klubs war ich schon
mal nicht ganz so ruhig, weil ich gemerkt
habe, ich musste aufrütteln. Wenn irgendwann hier alles stabil ist, kann es sein,
dass jemand gefragt ist, der permanent an
der Seitenlinie herumspringt. Es gibt
richtige und falsche Zeitpunkte für einen
Trainer beim selben Verein. Aber in einen
Verein, der im Ruf eines Fahrstuhlklubs
stand, sollte man Seriosität und Konstanz
hineinbringen. Das geht nicht mit Träumen.
SPIEGEL: Ihr Team gewinnt oft 1:0, in Heimspielen bekommen die Fans von ihrer
Mannschaft allzu häufig kein Tor zu sehen. Es gibt die Theorie, dass das Erscheinungsbild einer Mannschaft immer ihren
Trainer spiegelt. Sie sind wohl kein Abenteurer?
Stöger: Wir fragen uns selber, warum zu
Hause der Funke von unserem großartigen
Publikum oft nicht überspringt. Vielleicht
ist es mein Wesenszug, aber ich glaube,
die Spieler können selbst gut einschätzen,
was sie sich zutrauen können, was gefährlich werden könnte. Ist es dann eine langweilige Mannschaft?
SPIEGEL: Was meinen Sie?
Stöger: Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall
hatten wir in allen drei Jahren eine oder
zwei kritische Situationen zu bewältigen.
Einmal mussten wir beim FC St. Pauli unbedingt gewinnen, um den Anschluss an
die Zweitligaspitze zu halten. Wir gewannen 3:0. Dieses Jahr in Mainz haben wir
ein Spiel nach 0:2 Rückstand gedreht, bei
dem es hieß: Verlieren wir, sind wir voll
Nordrhein-Westfalen
Interview: Jörg Kramer, Alfred Weinzierl
54 Minuten
Medizin Müssen Ärzte extrem
früh geborene Babys retten? Ein
solcher Fall wird vor dem Kölner
Landgericht verhandelt – mit
zuletzt erstaunlichen Aussagen.
eit mehr als fünf Jahren wird der
„Fall Charlotte“ vor der 25. Zivilkammer des Kölner Landgerichts verhandelt. Es geht um zwei Fragen: Hätte das
Frühgeborene bei richtiger Behandlung
eine Chance auf Leben gehabt? Und dürfen Ärzte medizinische Hilfe verweigern,
nur weil das Kind ein paar Tage zu früh
zur Welt gekommen ist?
Melanie Lang, die Mutter Charlottes, hat
die Kliniken der Stadt Köln, den behandelnden Oberarzt und die Hebamme auf
Schmerzensgeld verklagt. Ihr geht es eigentlich nicht um Geld, sie will nur grundsätzlich geklärt wissen: Durften Arzt und
Hebamme ihr Baby unbehandelt sterben
lassen, nur weil es vor der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen war
(SPIEGEL 49/2011)?
Seither wurden umfangreiche Gutachten ausgetauscht, Zeugen vernommen, renommierte Sachverständige gehört. Es
geht auch um die ethische Perspektive:
Muss alles für diese extrem früh geborenen
Kinder getan werden, die aus Medizinersicht an der Grenze zur Lebensfähigkeit
stehen und behindert sein können?
Am letzten Verhandlungstag machte der
beklagte Oberarzt eine Aussage, die auf
S
THEODOR BARTH / DER SPIEGEL
im Abstiegskampf. Dann wären es nur drei
Punkte auf Platz 16 gewesen.
SPIEGEL: Was sagen Ihnen solche Schlüsselmomente?
Stöger: Wenn es eng wird, beweisen die
Jungs ihren Zusammenhalt. Wir wollen
das öfter zeigen. Und wir liefern zumindest immer korrekte Arbeit ab. Deswegen
haben wir wenige Ausreißer nach oben.
Aber auch wenige Spiele, in denen wir
zerlegt werden. Dabei gab es Partien, die
sich geradezu anboten für hohe Niederlagen. Da haben wir unsere Stabilität behalten, sind nicht wild angelaufen, haben
nicht unsere Organisation verloren. Das
ist der Geist der Mannschaft. Und das ist
nicht Köln-typisch.
SPIEGEL: Ist Fußball nicht Unterhaltung?
Stöger: Gegenfrage: Was ist Spektakel?
Wenn ich zu Hause vor dem Fernseher sitze und sehe das 4:3 des FC Liverpool gegen Borussia Dortmund, sage ich: super
Geschichte. Aber fragen Sie mal, ob Liverpools Trainer Jürgen Klopp es genossen
hat! Oder Dortmunds Thomas Tuchel erst,
der ausgeschieden ist. Ich wurde mit Austria Wien Meister mit einem Punkterekord
und über 80 erzielten Toren. Das war ein
Spektakel. In Köln sind wir noch nicht die
Mannschaft, die für Spektakel zuständig ist.
SPIEGEL: Sie waren ein guter Mittelfeldspieler, standen im Europacup-Finale mit Rapid Wien, haben 65 Länderspiele bestritten. Dennoch heißt es, Sie hätten mehr
aus Ihrem Potenzial machen können. Ist
Ihr Ehrgeiz nicht so ausgeprägt?
Stöger: Ich habe nicht das Gefühl, etwas
verpasst zu haben. Ich bin in Wien mit
Austria und Rapid Meister geworden.
Habe in der Champions League gespielt,
1996 mit Rapid im Europapokalfinale gegen Paris gestanden, eine Weltmeisterschaft erlebt. Am Ende ist es wichtig, ob
ich alles abgerufen habe. Und ich glaube,
das war in Ordnung. Einmal hätte ich zu
Eintracht Frankfurt, einmal zu 1860 München gehen können. Da entschied ich mich
für Österreich, fürs Nationalteam, weil ich
permanent Spielpraxis haben wollte – die
Voraussetzung für eine Nominierung für
die WM 1998.
SPIEGEL: Was erwarten Sie von Österreichs
Mannschaft bei der kommenden Europameisterschaft?
Stöger: Noch nie hat sich ein österreichisches Team so souverän qualifiziert.
Aber ich bin auch da wieder Realist, weiß,
welch großen Rucksack man der Mannschaft mittlerweile aufbürdet. Meine Angst
ist, dass der zu schwer wird. Man hört ja
schon, das Semifinale müsse das Ziel sein.
Doch eines hat das Team schon geschafft.
SPIEGEL: Nämlich was?
Stöger: Es gibt viele Nationaltrainer, die
sich Österreich als Gegner nicht wünschen.
Das ist schon mal eine Auszeichnung.
Charlottes Grab
„Da können wir nichts machen“
einen Schlag die fachliche Auseinandersetzung obsolet erscheinen ließ. Er habe
schlicht nicht gewusst, dass man Kinder in
diesem Alter schon behandeln kann.
Damit erklärt sich auch der Eintrag in
der Krankenakte von Melanie Lang: „Zur
Zeit keine Versorgung im Falle der Geburt,
frühestens ab 23 + 1 SSW“. Gemeint ist
damit die 24. Schwangerschaftswoche.
„Ihr Kind ist zu unreif, da können wir
nichts machen“, wurde der entsetzten Frau
von Hebamme und Arzt damals eröffnet;
sie und ihr Mann sollten sich am besten
gleich von ihrem Ungeborenen verabschieden. Dann fragte man sie noch, ob sie vielleicht eine Abtreibung wünsche.
„Ich wollte doch nur, dass meine Tochter
lebt, ich habe sie doch auch die ganze Zeit
über gespürt“, schildert die 45-Jährige heute ihre damalige Not.
Als die Wehen einsetzten, fehlten Charlotte noch wenige Tage bis zu der Frist, zu
der sie der Oberarzt behandelt hätte. So
aber legte man der verzweifelten Mutter
nach einer quälenden Geburt ihr atmendes
Kind auf den Bauch – zum Sterben. Sie
habe nicht einmal eine Decke bekommen,
um den kleinen Körper zu wärmen, erinnert sich Melanie Lang an die schlimmsten
Stunden ihres Lebens: „Wir hatten nur
unsere Hände.“ Nach 54 Minuten hörte
Charlottes Herz auf zu schlagen.
Einige Hundert dieser extremen Frühchen werden jährlich in Deutschland geboren, etwa jedes zweite Kind kann bei
ärztlicher Versorgung überleben. War die
Behandlungsmöglichkeit vor der 24. Woche in der Frauenklinik Holweide wirklich
nicht bekannt? Die Klinik ist ein Perinatalzentrum Level 1, also spezialisiert auf die
allerkleinsten Babys.
„War Ihnen bekannt, dass Kinder auch
in der 23. Schwangerschaftswoche überleben können?“, fragte Langs Anwältin Silke
Wenk den ehemaligen Chefarzt der Frauenklinik, den inzwischen im Ruhestand befindlichen Professor Friedrich Wolff. Der
antwortete mit „Ja, selbstverständlich.“
Die Geburtshelfer der Kölner Kliniken hätten sich über diese Frage ausgetauscht, sowohl in Holweide als auch im Universitätsklinikum habe man diese Kinder erfolgreich behandelt.
Wolff betonte, dass vordringlich der Elternwille berücksichtigt werden musste:
Wenn die Eltern Maximalversorgung bei
einem so extremen Frühchen wollten,
dann hätten sie die auch erhalten müssen.
Zu dem beklagten Oberarzt erklärte
Wolff: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass
mein Leitender Oberarzt nicht gewusst
hat, dass Kinder in diesem Alter überleben
können.“
Am 29. Juni will die Kammer unter ihrem Vorsitzenden Richter Thomas Quast
ihre Entscheidung verkünden.
Barbara Schmid
DER SPIEGEL NRW 20 / 2016
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