Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES Menschenrechte für die Frau e. V. Brunnenstr. 128 • 13355 Berlin Tel. 030 40504699-0 • Fax 030 40504699-99 E-Mail: [email protected] www.frauenrechte.de Dunkelzifferstatistik zur weiblichen Genitalverstümmelung in Deutschland Staatsangehörigkeit Ägypten Äthopien Benin Burkina Faso Cote d'Ivoire Dschibuti Eritrea Gambia Ghana Guinea Guinea-Bissau Indien** Indonesien* Irak Iran* Jemen Kamerun Kenia Liberia Malaysia* Mali Mauretanien Niger Nigeria Oman* Senegal Sierra Leone Somalia Sudan Tansania Thailand* Togo Tschad Uganda ZAR Prozent FGM Betroffene im Land 91 74 13 76 38 93 89 76 4 96 50 unbek. 89 8 4 23 1 27 66 60 89 69 2 27 60 26 88 98 88 15 4 4 44 1 24 Vermutlich Gefährdete/Mädchen unter 18 1. Gener. 2. Gener. 1176 474 46 41 112 2 1420 175 992 196 27 3061 272 10913 2701 195 378 420 15 74 41 12 17 2018 22 102 54 1197 217 33 1681 209 26 58 4 609 635 113 53 178 4 939 112 1809 295 16 1568 215 6642 1201 167 702 288 29 39 35 4 46 2243 0 63 137 927 111 29 264 889 13 54 0 Vermutlich Betroffene/Frauen ab 18 1. Gener. 2. Gener. 5325 5802 523 324 1130 43 9344 1069 11057 1354 152 25902 9016 33436 26728 983 7529 6929 189 2379 327 118 145 10373 211 963 656 5204 945 604 49190 3485 74 869 28 50 49 6 4 17 0 28 5 227 8 1 136 89 98 338 13 20 11 5 48 0 0 4 41 0 5 9 43 11 5 76 139 2 8 0 Gefährdete in DE (100% 1. Generation, 50% 2. Generation) Betroffene in DE (100% 1. Generation, 50% 2. Generation) 1347 586 13 51 76 4 1682 176 76 330 18 4869 4312 68 248 433 40 8329 814 447 1304 76 338 1139 132 64 7 152 19 56 52 10 1 848 13 35 108 1627 240 7 73 26 14 1 1 8064 2679 1076 228 75 1872 126 1442 211 81 3 2806 127 251 581 5121 836 91 1969 142 33 9 7 Gesamt 9322 48770 * Die Prävalenzangaben dieser Länder basieren auf kleinen, nichtrepräsentativen Studien, die konservativ auf die Gesamtbevölkerung angewandt wurden. ** Für diese Länder liegen keine Studien zu weiblicher Genitalverstümmelung vor, wohl aber übereinstimmende Berichte von ÄrztInnen, Betroffenen und/oder AktivistInnen. Erläuterungen zur Tabelle und zum Schutz gefährdeter Mädchen: Zur Berechnung der Dunkelziffer der in Deutschland Gefährdeten und Betroffenen wird die UNICEF-Prozentzahl der Betroffenen im Heimatland auf die Anzahl der hier lebenden Mädchen und Frauen angewandt. Wir differenzieren zweifach: Zum einen anhand der Volljährigkeit der Mädchen und Frauen, zum anderen zwischen denen, die in Deutschland geboren wurden und denen, die einen Teil ihres Lebens im Prävalenzland verbrachten. So beziehen wir die Faktoren der Abhängigkeit von der Familie und das mutmaßliche kulturelle Wertesystem mit ein. „Vermutlich Gefährdete“ sind alle minderjährigen weiblichen Personen mit der jeweiligen Staatsbürgerschaft, die laut statistischem Bundesamt derzeit in der BRD leben, „Vermutlich Betroffene“ sind die entsprechenden Volljährigen. Während in den genannten Ländern die Genitalverstümmelung oft an ein Lebensereignis und Alter geknüpft ist und je nach Ethnie Säuglinge und Kleinkinder, Präpubertäre, Postpubertäre oder Bräute besonders stark gefährdet sind, gehen wir davon aus, dass in der Diaspora die Gelegenheit den Zeitpunkt bestimmt. Die meisten Familien in der Diaspora identifizieren sich mit der Kultur und den Werten des Residenzlandes. Dies schützt Mädchen, die hier geboren wurden. In Ermangelung statistischer Daten und fundierter Schätzungen gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der Gefährdeten und Betroffenen pro Generation halbiert. Beispiel: In Land A besteht eine Quote von 50%. 1000 Mädchen und Frauen aus A leben in Deutschland. Davon sind 200 in A geborene Kinder und Jugendliche, 100 Minderjährige wurden hier geboren. 600 Frauen haben selbst Migrationserfahrung und von 100 lebte die Familie schon vor ihrer Geburt in der BRD. Die Gefährdetenschätzung beträgt 125 Mädchen (50% von 200 plus 50% von der Hälfte von 100) und die Dunkelziffer der betroffenen Frauen ist 325 (300 + 25). Weil das statistische Bundesamt ebenso wie die Erhebungen von UNICEF mit der Kategorisierung nach Staatsbürgerschaften arbeiten obwohl die weibliche Genitalverstümmelung aufgrund der ethnischen Identität praktiziert wird, können die errechneten Zahlen gerade bei Ländern mit geringer Verbreitungsquote weit von der Realität abweichen. Da es auch sonst viele Variablen in dieser Rechnung gibt, wurde auf eine Analyse der Migrationsursachen und die dadurch erkennbaren Indizien zur Ethnizität der Mädchen und Frauen verzichtet. Für einige Verbreitungsländer liegen keine Studien oder wissenschaftliche Berichte zu weiblicher Genitalverstümmelung vor, so dass diese zwar der Vollständigkeit halber mit aufgeführt wurden, aber nicht in das Ergebnis einfließen. In anderen Ländern haben wir regionale Studien herangezogen um deren Ergebnis auf die Gesamtbevölkerung anzuwenden. Dabei wurde so realistisch wie möglich und konservativ wie nötig berechnet. Beispiel: Im Iran wurde weibliche Genitalverstümmelung bisher nur in mehrheitlich sunnitischen Gebieten erforscht und dort bei bis zu 83% der Mädchen und Frauen dokumentiert. In der iranischen Bevölkerung sind jedoch nur 9% SunnitInnen. Darum wurde der Durchschnittswert der bekannten Studien (56%) auf den gesichert gefährdeten Bevölkerungsanteil (9%) angewandt und zur Vorsicht um einen Prozentpunkt abgerundet. So ergibt sich für den Iran die Angabe von 4% betroffener Mädchen und Frauen. Mädchen und Frauen ohne Papiere, bereits eingebürgerten Frauen und gefährdete deutsche Mädchen konnten in den zugrunde liegenden Daten nicht berücksichtigt werden. Die tatsächliche Dunkelziffer kann also die knapp 9.500 Gefährdeten und mehr als 48.000 Betroffenen noch übersteigen. Quellen: Anzahl der Mädchen und Frauen: Statistisches Bundesamt (Stand 03.05.2016) Berechnungsgrundlage für die Länder mit *: TERRE DES FEMMES www.frauenrechte.de/fgm-asien Prävalenz aller Länder ohne *: UNICEF: Female Genital Mutilation/Cutting (2013); UNICEF: Female Genital Mutilation/Cutting: A Global Concern (2016) Stand: Juni 2016, Charlotte Weil, TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.
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