Inhaltsverzeichnis
Abseits von Schlager und Schnulze – originäre und unkitschige Volksmusik
Der Unterschied zwischen volkstümlichen Musik und Volksmusik
Von Dudlern und Schrammeln
Festivals für traditionelle und neue Volksmusik
Musik beim Wirt
Jodel-Kurs – wo man in Österreich das Jodeln lernen kann
Österreichisches Volksliedwerk
Volxmusik
Tipp: Glatt & Verkehrt – Traditionelles über alle Grenzen hinweg
Tipp: „Schwaigen-Reigen“ am Wechsel
Abseits von Schlager und Schnulze – originäre und
unkitschige Volksmusik
Dort, wo bäuerliche Bräuche entstanden und die Tracht davon erzählte, aus welchem Dorf
man kam, entwickelte sich auch die traditionelle Volksmusik. Heute lebt dieser Teil
ländlicher Kultur wieder auf, wird weiter gepflegtoder neu interpretiert – als ein Stück
alpenländischer Lebensart und Identität.
Beitrag als pdf herunterladen
Der Unterschied zwischen volkstümlichen Musik und
Volksmusik
Eine Umfrage zum Wort Schnadahüpfl brachte folgende Erklärungen zutage: „Das ist ein lebhaftes
Kind.“, „Das kenne ich von meiner Mutter, sie spielt Harmonika.“, „Habe ich bei Karl May gelesen.“
oder „Das ist das gleiche wie ein Gstanzl.“. Letzteres stimmt. Das Schnadahüpfl oder Gstanzl ist ein
vierzeiliges Lied, zu dem oft sogar spontan gedichtet wird. Gstanzl, die gerne bei Festen
vorgetragen werden, sind aber nur eine der vielen Musikformen, die im ländlichen Raum zur
Tradition gehören. Auch Ländler (ohne Text), Jodler und sogar Polkas zählen zur typischen
Volksmusik. Klar unterscheiden muss man die Volksmusik von der „volkstümlichen Musik“, die zur
Schlagermusik zählt.
Musiker in Tirol / Ziehharmonika. © Österreich Werbung, Fotograf: Niederstrasser
Originäre und unkitschige Volksmusik stammt aus Zeiten, in denen es weder Radio noch Fernsehen
gab und letzteres noch keine abendfüllende Freizeitbeschäftigung war. Damals lernten viele Bauern
ein Musikinstrument, um in den dunklen Wintermonaten, wenn auf den Feldern nichts zu tun war,
zu musizieren. In dieser Zeit wurde auch neu komponiert und das eine oder andere Musikinstrument
gekauft oder angefertigt. So entstand ein Musikschatz, der bis heute nicht vollständig überschaubar
ist und grenzübergreifend den bayerischen, österreichischen und schweizerischen Raum umfasst.
Was die Besetzung angeht, befindet sich die Volksmusik bis heute in stetiger Weiterentwicklung.
Waren vor 200 Jahren Drehleier und Dudelsack die vorherrschenden Instrumente, so kam Anfang
des 18. Jahrhunderts die Geige dazu. Mit dem Aufkommen von Militärkapellen wurden die Geigen
dann von Bläsern abgelöst. Harmonika und Hackbrett konnten sich erst im 20.Jahrhundert so
richtig durchsetzen. Heute wird meist in Formationen musiziert, die sich daraus ergeben, welche
Instrumente gerade zur Verfügung stehen, wobei auch gerne experimentiert wird.
Blasmusik. © Österreich Werbung, Fotograf: Grieder
Weil sich die unterschiedlichen Gattungen der Volksmusik so schwer kategorisieren lassen,
bezeichnet man sie oft nach der jeweiligen Herkunftsregion. Man spricht dann von einem „Kärntner“ oder „Tirolerlied“, vom „Steirischen“ oder vom „Innviertler Landler“ oder vom „Pongauer Jodler“.
Regional unterschiedlich sind dabei nicht nur die vorherrschenden Gattungen, sondern auch die
Darbietungsformen. Kärnten ist beispielsweise eine Hochburg des Gesangs. Einzigartige Chöre
beherrschen dort ein Liedgut, das mehrstimmig klang- und kunstvoll interpretiert wird. Das
„Sternsingen“ in Heiligenblut ist nur eine von vielen Gelegenheiten, den „Kärnterliedern“ zu
lauschen.
Im niederösterreichischen Weinviertel spielen komponierte Walzer, Polkas Märsche und Galopps als
Tanzmusik eine große Rolle, komponiert von Kapellmeistern, die die Wiener Gesellschaftsmusik –
also Richard Strauß oder Carl Michael Ziehrer – beim Dienst in einer k. u. k. Militärkapelle kennen
gelernt hatten. In Oberösterreich hat in erster Linie der „Landler“ seine eigene Ausprägung
erfahren. Allein die Bezeichnungen „Innviertler- und Traunviertler Landler“ bezeugen die
regionale Ausformung dieses Tanzes, der Oberösterreichs volkskulturelle Visitenkarte ist.
Die Volksmusik des Salzburgerlandes wurde durch die Nähe zu Bayern, Oberösterreich und Tirol
beeinflusst. Heute ist dieses Bundesland bekannt für innovative Interpretationen durch eigenwillige
Besetzung. Erfinderisch war man auch in der Steiermark: Das Hackbrett, ein heute in ganz Europas
beliebtes Instrument, wird auch als „Steirisches Hackbrett“ bezeichnet und die Knopfharmonika
wurde, bald nachdem in Graz die ersten hergestellt worden waren, als „die Steirische“ bezeichnet.
In Tirol zählt die Harfe zum wichtigsten Musikinstrument. An jedem Palmsonntag widmen ihr die
Harfenisten im Wallfahrtsort Maria Stein einen Festtag. Die Tiroler spielen übrigens jedes Stück –
ob Landler, Boarischer, Walzer oder Polka – um einiges schneller als sonst wo, was wohl eine Frage
des Temperaments ist. Vorarlberg hebt sich schon wegen der alemannischen Mundart vom übrigen
Österreich ab. Aus dem reichen, teils sehr alten Musikschatz sticht hier das Scherzlied hervor.
Eine ganz andere Musikgattung als in den ländlichen Gegenden entstand aber in Wien. Die
„Schrammelmusik“, mit ihrer Untergattung, dem „Wienerlied“, entwickelte sich Anfang des 19.
Jahrhunderts als völlig eigenständiger Stil und wird bis heute in immer neuen Abwandlungen
gepflegt. Während die Schrammelmusik rein instrumental ist und eher süßlich daherkommt, drehen
sich die oft makaberen Texte der „Wienerlieder“ um das Wesen dieser Stadt und ihrer Bewohner,
den Rebensaft und den Tod. Bevorzugte Aufführungsorte sind, wie sollte es anders sein, die Wiener
Weinlokale, dort als Heurige bekannt.
Ab Mitte der 1980er Jahre gingen von der Volksmusik nachhaltige Impulse auf die Popmusik aus.
Lokale Volksmusiktraditionen vermischten sich dabei mit der Jugendmusikkultur. Seit 1990 machten
„Attwenger“ mit einsilbig betitelten Alben („Most“, „Pflug“, „Luft“, „Song“) und lakonischer
Selbstironie auf sich aufmerksam und waren Vorreiter eines neuen Zugangs zur Volksmusik. Seither
hat die „neue Volksmusik“ ein Publikum gefunden hat, zu dem traditionelle Volksmusikliebhaber
ebenso zählen wie zeitgenössisch orientierte Hörerschichten und Freunde klassischer Musik.
Sie alle, Musiker wie Publikum, verbindet der Spaß an der Variation der Tradition, am Crossover mit
den anderen Musikstilen und einer augenzwinkernden Ironie. Auf verschiedenen Festivals in ganz
Österreich findet sich daher immer wieder die Verbindung von Altem mit Neuem und tritt die
urtümliche Volksmusik in einen Dialog mit modernen Neuinterpretationen.
Von Dudlern und Schrammeln
Die besten Dinge an Wien scheinen von woanders herzukommen. So wie das Wiener
Schnitzel eigentlich aus Mailand, sind auch so urwienerische Musikgattungen wie das
Dudeln und die Schrammelmusik eigentlich „zugewandert“.
Jodeln und Wien. Das mag für manche ein Widerspruch sein, gehört doch für die meisten der Jodler
in die Alpen. Aber Wien ist auch in dieser Hinsicht anders. Und so heißt das Jodeln in Wien
Dudeln. Kompliziert? Nein, denn der Jodler ist schon sehr lange im Wienerlied verankert. Schon im
17. Jahrhundert siedelten sich vor allem in Ottakring und Hernals viele Steirer an, deren ländliches
Volksliedgut ins Wienerlied Einzug fand. Den endgültigen Durchbruch erlebte das Dudeln in den
20er Jahren des 19. Jahrhunderts, als Sängerschaften aus Tirol den biedermeierlichen Wienern die
Sehnsucht nach Alpenromantik und Natur vermittelten.
Wiener Lieder und Schrammelmusiker Neuwirth Windhager. © Xenia Bluhm, Fotograf: a
„Dudeln heißt, eine mit großen Intervallen wechselnde Melodie so zu singen, dass, mit Ausnahme
der Mittelstimme, nur immer Brust- und Kopfstimme gehört werden. An die Stelle des Textes treten
Silben, die an sich keinen Sinn ergeben“, definierte es Johann Gabriel Seidl im Jahre 1837. Der
entscheidende Unterschied zum Jodler ist, dass dieser vokal vorgetragen, der Wiener Dudler aber
von Instrumenten begleitet wird, wie etwa Klarinette, Gitarre oder Akkordeon. Oft ist er auch in
ein lyrisches Wienerlied eingebettet und wird deshalb, im Gegensatz zum alpinen Jodler, der meist
im Freien gesungen wird, vorzugsweise in geschlossenen Räumen, vornehmlich beim Heurigen,
vorgetragen. Nachdem das Dudeln beinahe als ausgestorben galt und die größte Dudlerin Wiens,
Trude Mally, 2009 starb, wird heute die hohe Kunst des Dudelns von Sängerinnen wie Agnes
Palmisano, Tini Kainrath oder Doris Windhager wiederbelebt.
Auch eine andere typische Wiener Musikgattung, die Schrammelmusik, kommt ursprünglich von
„Zuagrasten“. Josef und Johann Schrammel waren Musiker aus dem Waldviertel, die mit ihrem
kleinen Ensemble am Ende des 19. Jahrhunderts in Wiener Gaststätten und Heurigen große Erfolge
feierten. Etwa 200 Wienerlieder gehen auf die Gebrüder Schrammel zurück. Charakteristisch für
Schrammelmusik ist ihre leicht „weinerliche“ Stimmung, die aber trotzdem chansonartig
beschwingt instrumentiert ist. Das originale Schrammelquartett spielte auf Geige, Gitarre,
Kontrabass und Klarinette, später verwendeten die Schrammelmusiker auch die Knopfharmonika.
Seit einigen Jahren erleben die Schrammelmusik und das Wienerlied eine Renaissance. So
verbinden die Neuwirth Extremschrammeln das alte Liedgut mit Blues, Jazz und Rock, und der
Liedermacher Ernst Molden, der „Leonard Cohen Wiens“ (Zitat „Falter“), verbindet elektrischen
Blues mit der elegischen Poesie Ottakrings. Die Szene lebt – zu erleben jedes Jahr bei „wean hean“,
dem Wienerlied-Festival der etwas anderen Art, oder bei „Wien im Rosenstolz“.
Schrammel.Klang.Festival: Weltmusik aus dem Waldviertel
Litschau, Österreichs nördlichste Stadt, ist der Geburtsort der Schrammelmusik. Rund um
den Herrensee und das Herrenseetheater im alten Strandpark erklingt drei Tage lang mal
klassisch-, mal schräg-österreichische Weltmusik.
Es beginnt am Vormittag mit der Matinee im Festzelt und endet erst spät in der Nacht: das
dreitägige Schrammel.Klang.Festival auf historischem Boden. Hier wurde 1811 Kaspar Schrammel
geboren, der Vater der Gebrüder Schrammel, der Begründer der nach ihnen benannten Heurigenund Tanzmusik. Schrammelmusik in klassischer Quartettbesetzung (2 Geigen, Klarinette und
Gitarre) wird denn auch reichlich geboten.
Aber nicht nur: Roland Neuwirth und die Extremschrammeln, auch das Kollegium Kalksburg,
jazziger Schrammelcrossover mit Wolfgang Puschnig & Band und unzählige weitere Größen des
Genres, die in Litschau auftraten, zeugen von der anhaltenden Vitalität der Schrammelmusik.
Und weil die Schrammelmusik ja längst ein weltumspannendes Ereignis geworden ist, treten auch
Musiker aus Asien, Nord- und Südamerika auf. Bei so viel Schrammelklang ist Erholung Pflicht. Also
rein zum erfrischenden Badevergnügen in den Herrensee! Oder raus ins umgebende waldreiche
Hügelland! Spätestens zum Mittagessen beim Schrammelheurigen geht es aber wieder weiter.
Gewandert wird jetzt nur noch auf dem Schrammelpfad zu den Naturbühnen rund um den See. Und
statt Waldluft atmet man den Geruch von Bratwurst und Mohnkuchen: Auf der Hauptbühne im
Strandbad wird bis spät in die Nacht hinein musiziert. Und natürlich darf bei so viel Heurigen- und
Tanzmusik der Wein nicht fehlen.
Termin: Anfang Juli
www.schrammelklang.at
Weitere LINKTIPPS:
Dudelsängerin Agnes Palmisano
www.agnes-palmisano.at
Dudelsängerin Tini Kainrath
www.tinikainrath.at
Roland Neuwirth & Extremschrammeln
www.extremschrammeln.com
Liedermacher Ernst Molden
www.ernstmolden.at
Wienerliedfestival„wean hean“
Das Festival wird jährlich vom Wiener Volksliedwerk veranstaltet.
Termin: April/Mai
www.weanhean.at
Festival Wien im Rosenstolz
Das Festival ist eine Konzertreihe des Wienerliedes und der Neuen Wiener Musik.
Termin: Oktober
www.rosenstolz.at
Wiener Heurigenkalender
Übersicht der Wiener Heurigen und deren Öffnungszeiten.
www.wienerheurige.at
Schrammel.Klang.Festival, Herrensee/Litschau
Am Geburtsort der Gebrüder Schrammel in Niederösterreich findet jährlich im Juli das größte
Festival rund um die Schrammelmusik statt. Wienerlied erklingt auf dem See, im Wald und an allen
Ecken.
Termin: Anfang Juli
www.schrammelklang.at
Festivals für traditionelle und neue Volksmusik
AufhOHRchen in Grafenwörth (Juni) Tradition und Moderne, Stadt und Land – Schulprojekte,
Wirtshausmusik, Chortreffen, Straßenmusik, Hauptabendkonzert, Klangpfad, Symposium,
Frühschoppen und Open Air lassen „Miteinander aufhOHRchen“. www.aufhohrchen.at
Schrammelklang in Litschau (anfangs Juli) Wiener Schrammelmusik – Traditionelles und
Unkonventionelles, Volkskultur und Literatur www.schrammelklang.at
Glatt und verkehrt in Krems (Mitte Juli) „Vergessen Sie alles, was Sie über Volksmusik zu
wissen glauben! … Hier zeigt sich, was passiert, wenn man der Volksmusik aller Herren Länder
ausreichend Platz zum Ausbrechen gibt.“ (jazzzatlas 2007) www.glattundverkehrt.at
Aufsteirern in Graz(Mitte September) Streifzug durch Volkskultur für alle, die das typisch
„Steirische“ lieben in der ganzen Grazer Altstadt. www.aufsteirern.at
WEAN HEAN in Wien-Mitte September bis Mitte Oktober Das Wienerliedfestival im
musikalischen Herbst. Nicht nur traditionell, sondern auch „modean“. www.weanhean.at
KlezMORE in Wien (November) Das Festival spannt den Bogen von der traditionellen bis zur
avantgardistischen Klezmer-Musik. Workshops zu Gesang und Tanz ergänzen das umfangreiche
Programm. www.klezmore-vienna.at
LINKTIPPS:
Neue Volksmusik
www.attwenger.at
www.dietschechen.at
www.querschlaeger.at
www.mnozilbrass.at
www.viennahorns.com
Eindrücke von der volksmusikalischen Landschaft Österreichs durch Noten- und Tonbeispiele bzw.
kurze Erläuterungstexte auf:
www.volksmusikland.at
Das Österreichische Volksliedwerk sammelt, dokumentiert und vermittelt regionale Musikkulturen
in allen Bundesländern und bemüht sich um die Erhaltung und Verlebendigung des musikalischen
kulturellen Erbes.
www.volksliedwerk.at
Musik beim Wirt
Das Projekt „Musik beim Wirt“ wird von den regionalen Volksliedwerken betreut wird. Hier
organisiert man – verteilt über ganz Österreich – bei musikantenfreundlichen Gastronomen Sängerund Musikantenstammtische, die im Internet zu finden sind. Je nach Wirtshaus lässt sich dieses
musikalische Ereignis natürlich auch mit kulinarischen Erlebnissen verbinden. Die Abende können
sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Region und Gasthaus, und abhängig von den anwesenden
Musikgruppen oder den Musikanten, die spontan einsteigen. Mitunter wird dabei ausdauernd und
ausgelassen gesungen und getanzt, und wer möchte, kann natürlich mitmachen. Nicht selten kann
man sich dabei auch von den stimmlichen Qualitäten des Wirts und seiner Familie überzeugen.
„Musik beim Wirt“ findet man auf der Hauptseite bei „Unsere Projekte“ unter „Vermittlung“:
www.volksliedwerk.at
Musikinstrumente / Blasmusik. © Österreich Werbung, Fotograf: Grieder
Jodel-Kurs – wo man in Österreich das Jodeln lernen kann
Laut wie ein Schrei oder melodiös wie ein Lied sind die Jodler aus der Steiermark. Auf
lautmalerischen Silben gesungen, fasziniert diese Stimmgewalt weltweit und reizt, es
selbst zu versuchen.
Håi-hudiridi-dia-hudirididia-håidladi-Ålm! Das Jodeln ist eine der ältesten
Kommunikationsformen überhaupt – und vermutlich die lautstärkste, die mit Stimme allein zu
erreichen ist. Namen wie Almschrei oder Viehruf zeigen seine Funktion zur Verständigung im
Gebirge, von Hof zu Hof, von Hütte zu Hütte und über die Täler hinweg. Durch den ständigen
Wechsel zwischen Brust-und Kopfstimme und das stetig wiederkehrende „I“, das besonders
hoch und eindringlich klingt, überwindet der Jodler große Distanzen. Er macht die Adressaten auf
einen aufmerksam, die dann antworten. Auch das Vieh reagiert auf solch einen Ruf – zumindest mit
Kopfschütteln – und bringt damit, als Signal für Hirten und Sennerinnen, seine am Hals baumelnden
Glocken hörbar zum Klingen.
Wirklich unter die Haut geht der mehrstimmig gesungene Jodler. Die Sänger stehen im Kreis
zusammen, ein Mann oder eine Frau schlagen das Thema an, laut und klar. Die anderen Stimmen
fallen ein, gehen mit oder singen dagegen an: Mit Silben und Tönen, die sich mächtig
gegeneinander stemmen, und mit Melodieführungen, die einer Berg- und Talfahrt gleichen. Zum
Schluss-Akkord geht es meist noch einmal hoch hinaus, in die helle Freude des Jauchzens und das
Hochgefühl der Alm hinein, schließen doch viele Jodler auf dieses Wort. Es ist ein Kraftgesang
mit Tiefgang: Jodeln versetzt den Körper in vibrierende Schwingung und den ganzen Menschen in
meditativ entspannten Einklang. Noten sind da nur ein ungefährer Anhaltspunkt. Wichtig ist die
Bereitschaft, bei diesem Singen und Rufen aufeinander zu hören und sich im Miteinander mit aller
Atemkraft zu öffnen. Jeder, der sich traut, urig laut und geborgen leise zu sein, kann jodeln.
Tipp: Jodel-Wandern
Unter der Anleitung eines kompetenten Jodeltrainers werden der mehrtägige Touren unter dem
Motto „Wandern und Jodeln“ teilgenommen hat. Das Konzept der Jodel-Wanderungen überzeugt:
GEO-Saison hat die Veranstaltung mit der „Goldenen Palme“ bedacht, der Auszeichnung für die
innovativsten und schönsten Reisen des Jahres.
Je nachdem, in welchem Gebiet gewandert wird, kann der Komfort der Unterkunft recht
unterschiedlich ausfallen. Oft ist es jedoch möglich, sich von den Strapazen der Wanderungen in
stilvollen Hotels mit Wellness-Bereich zu erholen. Am anderen Ende der Auswahlskala stehen
Schutzhäuser nahe der Baumgrenze, die nur über mautpflichtige Bergstraßen erreichbar sind und
mit Bergsteiger-Flair aufwarten. Jodeln lernen die Teilnehmer an den geselligen Abenden in der
Unterkunft, an denen auch die Jodler erklärt und einstudiert werden.
Jodelkurs
Jodeln lernen und die Steiermark erwandern. Workshops und Angebote unter:
http://www.weltweitwandern.at/?s=jodeln
www.weltweitwandern.at
Steirisches Volksliedwerk
Das steirische Volksliedwerk fördert Sammlung, Erforschung und Verlebendigung von Volksmusik in
der Steiermark und organisiert auch Jodelkurse.
www.steirisches-volksliedwerk.at
Österreichisches Volksliedwerk
Informationen über Jodelkurse in ganz Österreich.
www.volksliedwerk.at
Gasthof Kölblwirt
Im steirischen Gesäuse findet zweimal jährlich ein Jodel-Workshop statt inkl. Wanderung auf die
Kölblalm.
Termine: März und Oktober
www.koelblwirt.at
Jodel-Rocker Hubert von Goisern
Der oberösterreichische Musiker Hubert von Goisern verbindet Volksmusik mit anderen Genres wie
Blues, Jazz, Pop oder Weltmusik. Zusammen mit den Alpinkatzen war Hubert von Goisern in den
Neunzigern Trendsetter des Alpenrocks. Er wird deswegen auch Jodel-Rocker genannt.
www.hubertvongoisern.com
Österreichisches Volksliedwerk
Auf den Webseiten des Österreichischen Volksliedwerks und seiner regionalen Organisationen
zeigt sich das Land nvon seiner musikalischen Seite. Man findet Konzerte und Festivals in großer
Zahl, Notenarchive und Erkenntnisse aus der Feldforschung werden veröffentlicht, es gibt Kurse
und Symposien und auch weitere Gelegenheiten, selbst aktiv zu werden – in InstrumentenbauKursen etwa oder auf Musikantenschiwochen.
www.volksliedwerk.at
Volxmusik
Basierend auf der traditionellen Volksmusik spielt längst eine zweite Szene eine wichtige Rolle in
der musikalischen Landschaft Österreichs, die sich am besten mit dem Begriff Volxmusik
umschreiben lässt. Die Protagonisten dieser zwei Gattungen sind mitunter dieselben, und sie legen
meist sehr viel Wert darauf, sich von der kommerziellen „volkstümlichen Musik“ des
Musikantenstadls abzugrenzen.
Die Volxmusik treibt die alten Weisen an neue Grenzen und in Extreme. Manche Bands finden über
die Landesgrenzen hinaus Gehör. Attwenger etwa, deren harter, eigenwilliger Stil oft an
minimalistischen Avantgarde-Rap erinnert, oder Hubert von Goisern, der seine Fühler in Richtung
Weltmusik ausstreckt. Solche Künstler kennen diese Musik natürlich seit ihrer Kindheit. Ihre
Wurzeln liegen in ländlichen Traditionen: In Musikantenfamilien, in Blasmusikvereinen, Chören,
Wirtshäusern, in der des Musizierens in der Stube.
Tipp: Glatt & Verkehrt – Traditionelles über alle Grenzen
hinweg
Seit 1997 ist Krems und Umgebung Heimstatt für Künstlern aus aller Welt, die sich auf
originelle, witzige und überraschende Weise mit ihren eigenen musikalischen Wurzeln
auseinandersetzen.
Flüsse bildeten seit jeher Grenzen und waren gleichzeitig Verbindungskorridore für die
verschiedenen Völker und Kulturen. Noch heute verbindet die Donau Ost und West und durchfließt
auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer zehn Staaten. In Krems, am einen Ende der Wachau gelegen,
begegnet man Schritt auf Tritt den Spuren einer tausendjährigen Kultur, die vielfältige Einflüsse zu
unverwechselbarer Identität verschmolz. Welcher Ort wäre also geeigneter für ein Festival, das sich
der Besinnung auf die eigenen Wurzeln und gleichzeitig der Begegnung über alle Grenzen hinweg
verschrieben hat?
„Glatt & Verkehrt“, den Namen hat man von einem Strickmuster geliehen, als Synonym für eine
harmonische Struktur, eine regelmäßige Oberfläche, die freilich aus Gegensätzen gefertigt ist. Denn
aus Alt und Neu, Tradition und Aufbruch ist auch Österreichs größtes Festival für traditionelle
Musik aus aller Welt „gestrickt“.
Der überdachte Innenhof des Hauptgebäudes der Winzergenossenschaft „Winzer Krems“ in der
Sandgrube 13 mit herrlichem Blick über die Stadt, auf die Donau und zum Stift Göttweig bildet den
Hauptspielort des Festivals. Während auf der Bühne im überdachten Innenhof lateinamerikanische
Rhythmen, Hackbrett oder Freibassakkordeon erklingen, finnischer Obertongesang, tunesische OudVirtuosen oder auch die Blasmusik aus Krems ihren Auftritt haben, kommen aus dem Keller erlesene
Weine und werden im angrenzenden Zeltgelände Speisen aus der Region serviert.
Das hoch über der Donau gelegene Barockstift Göttweig beherbergt die Musikwerkstatt, wo zwei
Wochen lang so ziemlich alles gelehrt wird, was mit traditioneller und zeitgenössischer Musik zu tun
hat. Mit dem Arkadenhof im Minoritenkloster in Stein wurde neben dem Klangraum Krems
Minoritenkirche ein neuer, reizvoller Open-Air-Veranstaltungsort dazugewonnen. Und wenn sich auf
dem traditionellen Marillenkirtag in Spitz dann alles rund um die Marille dreht, ist seit 2001 im
Spitzer Schloss auch Glatt & Verkehrt zu Gast, um mit neuen Volksmusikklängen für ein wenig
Kontrast zu so viel kulinarischer Tradition zu sorgen.
Es entspricht der Überzeugung der Initiatoren von Glatt & Verkehrt, dass Kreativität ihren Ursprung
in der Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft hat. Und in der Begegnung über alle Grenzen
hinweg. Dass dem so ist, beweist das Festival jedes Jahr eindrucksvoll aufs Neue.
Termin: Juli
www.glattundverkehrt.at
Tipp: „Schwaigen-Reigen“ am Wechsel
Das jährliche Festival der Almhütten, der „Schwaigen-Reigen“ am Wechsel, findet in einer
ausgedehnten Almenlandschaft zwischen Niederösterreich und der Steiermark statt. Einmal im Jahr,
an einem Samstag im Juni, kann man hier erleben, wie hunderte Musikanten und Volkstänzer von
Almhütte zu Almhütte wandern, singen, spielen und tanzen und das Publikum zum Mitmachen
auffordern. Rund 10.000 Besucher nehmen an der Veranstaltung teil. Manche machen sich noch bei
Dunkelheit auf den Weg, um an der Sonnenaufgangs- Mondschein-Natur-Wanderung teilzunehmen.
Viele reisen aus Wien mit einer Dampflokomotive an und wer beim Wandern ein wenig schummeln
möchte, tut dies mit Sessellift, Bus oder Kutsche. Wer in dieser Zeit auf einer der Almhütten (=
Schwaigen, Anm. d. Red.) übernachten will, sollte allerdings rechtzeitig reservieren.
www.schwaigen-reigen.at
LINKTIPP für Musikschaffende:
www.musicaustria.at Servicezentrum für alle in Österreich lebenden Musikschaffenden. Das mica
gibt Informationen, Praxiswissen und Impulse an alle Akteure des zeitgenössischen Musiklebens.
Zentrale Schnittstelle für Verbindungen zwischen Musikschaffenden, Multiplikatoren und
Musikinteressierten.
Beitragsbild: Alphornblaeser im Ausserfern Tirol. © Österreich Werbung, Fotograf: Pigneter