Trend-Dossier - Bundesverband Internetmedizin

Gesundheitsforen Trend-Dossier
Nr. 06/2016 | 20. Juni 2016
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Die strategische Ausrichtung
von GKV/PKV-Kooperationen
Der Krankenversicherer von
Morgen
Die Gesundheitsforen in
eigener Sache
Inhaltsübersicht
Die strategische Ausrichtung von GKV/PKV-Kooperationen...................................................................... 3
Der Krankenversicherer von Morgen..................................................................................................... 7
Gesundheitsforen in eigener Sache..................................................................................................... 10
Impressum........................................................................................................................................11
Die strategische Ausrichtung von GKV/PKVKooperationen
Siebzig Millionen der deutschen Bundesbürger sind
gesetzlich krankenversichert. Das entspricht einem
Anteil von 90 Prozent. Die Hälfte davon hat bereits
einmal die Kasse gewechselt. Diese Dynamik und die
zunehmende Marktkonzentration erzeugen einen erhöhten Wettbewerbsdruck, dem die Krankenkassen
begegnen müssen. Die Kooperation zwischen GKV
und PKV gilt als ein möglicher Ansatz, der nicht nur
für private Anbieter von Bedeutung ist. Das Angebot
von Zusatzversicherungen an die eigenen Kunden
belebt einerseits das Neukundengeschäft der jeweiligen PKV-Partner, andererseits können die Kassen mit
attraktiven Angeboten die Bindung ihrer Kunden erhöhen. Im günstigsten Fall profitieren sie zusätzlich
davon, dass PKV-Vertriebe ihnen auch neue Kunden
zuführen.
eine bereits bestehende Kooperation verfügen alle befragten
PKV-Unternehmen, bei den Krankenkassen gab es nur drei
Kassen ohne Kooperation (aus strategischen Gründen oder
wegen rechtlicher Veränderungen). Fast 60 % der Kooperationen bestehen bereits seit mehr als fünf Jahren, ein weiteres
Drittel seit zwei bis 5 Jahren. Gut 40 Prozent der Befragten
geben an, bisher eine Kooperation abgeschlossen zu haben,
weitere 45 % zwei oder drei, bei 7 % der Befragten sind es
mehr als drei, der Rest hat keine Angaben gemacht.
Wie ist es dabei um das gegenseitige Vertrauen bestellt? Auf
einer fünfstufigen Ratingskala sollten die Befragten einschätzen, inwieweit das Verhältnis zum Kooperationspartner von
Vertrauen (=1) oder Misstrauen (=5) geprägt ist. Die Befragten der PKV stufen die Zusammenarbeit mit 2,33 insgesamt
als vertrauensvoller ein als die Vertreter der GKV (3,04).
Der Frage, welche Potentiale sich aus einer gemeinsamen
Positionierung am Markt ergeben, sind die Gesundheitsforen
Leipzig in einem Stimmungsbarometer nachgegangen. In
einer nicht repräsentativen Onlineerhebung wurde im März
2016 ein ausgewählter Kreis von insgesamt 49 Teilnehmern
aus GKV (31) und PKV (18) befragt. Dabei ging es insbesondere um den Vergleich der gegenseitigen Wahrnehmung der
strategischen Kooperation, die Vor- bzw. Nachteile, die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung der Zusammenarbeit
sowie auch um mögliche Gründe des Scheiterns.
STATUS QUO UND POTENTIALE DER
KOOPERATIONEN
Bei mehr als der Hälfte der Krankenversicherungen sind die
Kooperationsverantwortlichen in die Vertriebsabteilung eingebettet, bei 28 Prozent werden entsprechende Teilaufgaben durch eine oder mehrere Personen übernommen, bei
16 Prozent der befragten Unternehmen gibt es eine eigene
Abteilung für die Kooperation. Auch Kooperationssteuerung
im Rahmen einer Projektstruktur wurde in diesem Zusammenhang genannt.
Die befragten Krankenkassen decken ein breites Spektrum
des GKV-Marktes ab: Knapp 30 Prozent sind Kassen mit mehr
als 1 Million Versicherten, ein knappes Viertel sind große Kassen zwischen 250.000 und 1 Million Versicherten, knapp die
Hälfte hat weniger als 250.000 Versicherte.
Bei mehr als 80 Prozent der Kooperationen geht es vorwiegend um die Vermittlung von Zusatzversicherungen zur Abdeckung von Leistungslücken. Insgesamt knapp zwei Drittel der Befragten geben an, dass darüber hinaus auch die
Vermittlung von Mitgliedschaften für den GKV-Partner ein
Kooperationsziel ist. Bei der Frage nach der konkreten Umsetzung zeigt sich, dass beide genannten Ziele sowohl durch
aktive Vermittlung als auch durch die bloße Weitergabe von
Kontaktdaten der Interessenten verfolgt werden. Insbesondere bei der Vermittlung von Mitgliedschaften, aber auch insgesamt überwiegt die aktive Vermittlung.
KOOPERATION ALS HOCH BEDEUTSAM
WAHRGENOMMEN
Die Bedeutung der Kooperation wird von knapp der Hälfte
der Befragten aus der GKV und von mehr als der Hälfte der
PKV-Befragten als hoch bis sehr hoch eingeschätzt. Über
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GRÜNDE FÜR DAS ENDE EINER
KOOPERATION
In den Fällen, in denen Kooperationsverträge
gekündigt wurden, erfolgte dies zu einem Drittel im beiderseitigen Einvernehmen. Bei einseitigen Vertragsbeendigungen überwiegt die
Kündigung durch die GKV. Als Grund für eine
Beendigung werden von GKV wie PKV häufig
unzureichende Vermittlungsergebnisse des
Partners genannt (GKV 42 %, PKV 33 %). Auf
Seiten der GKV wird darüber hinaus vor allem
eine Veränderung der eigenen strategischen
Ausrichtung genannt (58 %), auf Seiten der
PKV dementsprechend häufig eine Veränderung der strategischen Ausrichtung des Partners.
Abbildung 1: Investitionen in den Ausbau bestehender und den Aufbau neuer Kooperationen
aus Sicht von GKV und PKV
Die eigenen Investitionen sowohl in bestehende Partnerschaften als auch in den Aufbau neuer Kooperationen werden von der PKV als höher
eingeschätzt als von der GKV. Insgesamt werden die eingesetzten Personal- und Sachkosten
aber von beiden Seiten als eher mittelmäßig bis
gering eingestuft (siehe Abb.1).
Eine Ursache für die bestehende Zurückhaltung, in neue Kooperationen zu investieren,
könnte in der Stagnation oder den ausbleibenden Erfolgen in der aktuellen Zusammenarbeit
gesehen werden (die häufig als Kündigungsgrund genannt werden). Diese mangelnden
Erfolge könnten selbst jedoch wiederum in hohem Maße damit zusammenhängen, dass auch
in bestehende Kooperationen eher zurückhaltend investiert wird.
Abbildung 2: Vorteile einer Kooperation aus Sicht von GKV und PKV
Zusatzversicherungen, andererseits durch die Neugewinnung
von Mitgliedschaften. Vor diesem Hintergrund stellt sich die
Frage, womit die Partner sich in diesen Zielen gegenseitig
unterstützen.
Soweit es um die Vermittlung von Zusatzversicherungen
geht, werden hier mit großem Abstand am häufigsten die
beiden Punkte rabattierte Beiträge und Marketingmaterialien genannt. Häufig kommen außerdem vor die Entwicklung
eigener Tarife, Microsites auf der Website des Partners und
Onlinemodule zum Vertragsabschluss. Im Mittel fallen die
Antworten der GKV ein wenig zurückhaltender aus (Abb. 3).
WER PROFITIERT VON EINER KOOPERATION?
Die Wahrnehmung, wer den größeren Nutzen aus der Kooperation zieht, unterscheidet sich zwischen PKV und GKV sehr
deutlich. Die Einschätzung, dass beide Partner zu gleichen
Teilen profitieren, herrscht bei über 40 % der Befragten aus
der GKV vor, bei den PKV-Befragten beträgt der Anteil gut
22 Prozent. 44 Prozent der befragten GKV-Mitarbeiter sehen
dagegen einen Nutzen eher auf Seiten der PKV. Von den befragten PKV-Vertretern teilt ein Drittel diese Einschätzung.
Ein weiteres Drittel der PKV-Befragten sieht einen Nutzen
eher auf Seiten der GKV. Diese Einschätzung wird allerdings
nur von 4 % der GKV-Befragten geteilt. Die GKV-Seite steht
Kooperationen also offenbar insgesamt skeptischer gegenüber und sieht eher die PKV als Hauptprofiteur. (Abb. 2).
Über die vorgegebenen Antwortalternativen hinaus wird von
der privaten Krankenversicherung auf weitere Initiativen hingewiesen, wie zum Beispiel die Bereitstellung spezieller Aktionsvorteile oder die Abschlussincentivierung. Außerdem wird
der GKV die Teilnahme an PKV-Veranstaltungen ermöglicht.
Bei der Neugewinnung von Mitgliedern für die GKV spielt
Marketingmaterial ebenfalls eine sehr große Rolle, aus Sicht
der GKV jedoch auch in hohem Maße die Betreuung vor Ort
(83 %). Hinsichtlich der Vermittlung von Mitgliedschaften
bindet die GKV außerdem die Bearbeitung des Firmenkundenmarkts im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung ein. Die PKV hingegen bietet die Anrechnung einer PKVZusatzversicherung für das Bonusmodell.
AUSGESTALTUNG DER KOOPERATION – ZUSATZVERSICHERUNGEN UND MITGLIEDSCHAFTEN
Der wichtigste Aspekt der Kooperationen ist sowohl für die
Kassen als auch für die privaten Krankenversicherer die Gewinnung neuer Kunden, einerseits durch die Vermittlung von
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im Wettbewerb. Wolf: „PKV-Unternehmen sind mit einem GKVPartner besser positioniert, weil
die Marktregularien weitgehend
durch die GKV-Gesetzgebung
determiniert sind“. Bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben
können sich die regionale Marktmacht und das Vertragswissen
der GKV ideal mit dem Kapital sowie dem betriebswirtschaftlichen
und
versicherungstechnischen
Know-how der PKV ergänzen.
KUNDENNUTZEN ALS
ERFOLGSVORAUSSETZUNG
Ein gemeinsames Verständnis von
Kooperation setzt voraus, sich auf
Augenhöhe zu begegnen sowie
gleichermaßen zu nehmen und
zu geben. Das bedeutet auch,
dass jede Seite die jeweils andere
nicht bloß als externen Vertriebskanal für Zusatzversicherungsprodukte oder für Mitgliedschaften ansehen darf, sondern beide
Seiten immer den Gesamtnutzen
im Auge behalten müssen. Das
gilt schon deshalb, weil Kooperationen nur dann erfolgreich sein
können, wenn sie dem Kunden
echte Mehrwerte bieten. Der Kunde ist in Kooperationen aber imAbbildung 3: Die Vermittlung von Zusatzversicherungen aus Sicht von GKV und PKV
mer ein gemeinsamer Kunde, und
als solcher erwartet er einen NutERFAHRUNGEN AUS DER PRAXIS
zen als PKV-Kunde genauso wie als GKV-Kunde. Die isolierte
Verfolgung eigener Ziele wäre daher schädlich.
„GKV und PKV sind sich vielfach ähnlicher als man glaubt“,
sagt Sascha Wolf, bei der Deutschen Krankenversicherung
(DKV) für Kooperationen mit der GKV verantwortlich. Zur BeHOHES KUNDENPOTENZIAL IN DER SCHNITTwältigung der Zukunftsaufgaben und gegenseitigen Stärkung
MENGE VON GKV UND PKV
verfolgt die DKV bereits seit 1996 eine Partnerschaft über die
Systemgrenzen hinweg als strategisches Ziel. Die HerausforExemplarisch für eine solche Orientierung am Gesamtnutzen
derungen unterscheiden sich in PKV und GKV zwar im Deist ein Ansatz, der bei der DKV und ihren Partnern unter dem
tail, die zugrunde liegenden Probleme sind aber nach Wolfs
Schlagwort Paketverkauf verfolgt wird. Für die GKV-PremiÜberzeugung vielfach die gleichen. Enormer Kostendruck,
um-Partner vermitteln die Vertriebe der DKV-MuttergesellProbleme einer alternden Gesellschaft, Finanzierung des
schaft ERGO flächendeckend auch Kassenmitgliedschaften.
medizinischen Fortschritts und systemimmanente WettbeGrundidee ist dabei, ein für den Kunden möglichst attrakwerbsdefizite sind Themen, die PKV und GKV gleichermaßen
tives Gesamtpaket aus GKV-Mitgliedschaft und rabattiertem
beschäftigen. Auch die Beweggründe dafür, Kooperationen
Zusatztarif zu schnüren. Neben der Neukundengewinnung
über die Systemgrenze hinweg zu suchen, sind ähnlich: In
und verstärkten Cross-Selling-Effekten kann über solche
der Kurzfristbetrachtung geht es beiden Seiten um KundenAngebote zudem eine Absicherung der Kunden gegenüber
bindung und -gewinnung, um den Aufbau und die Nutzung
dem Wettbewerb erfolgen und damit ein Wettbewerbsvorteil
neuer Vertriebswege, die Differenzierung im Wettbewerb und
entstehen.
das Schließen von Lücken im eigenen Angebot (GKV: Schließen von Leistungslücken; PKV: Schließen von AngebotslüUm den Kundennutzen – und damit die Kundenbindung –
cken). Daneben geht es aber langfristig auch um den Erwerb
noch zu verstärken, können Partner gemeinsam daran arvon System-Know-how und die strategische Positionierung
beiten, ihren gemeinsamen Kunden im Rahmen des rechtlich
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Möglichen einen Service aus einer Hand anzubieten, der sich
etwa auf die Abwicklung von Leistungsfällen oder die Änderung von Stammdaten bezieht. Eine Zusammenarbeit bei
der Entwicklung neuer Produkte ist bereits heute vielfach
gelebte Praxis. Problematisch ist hingegen immer noch die
Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Versorgungsansätze. Über den Status ambitionierter Zielsetzungen ist man
bei diesem Thema bislang nicht hinausgekommen.
Sascha Wolf ist davon überzeugt, dass trotz solcher Hindernisse gilt: Es muss in Kooperationen weiterhin darum gehen,
enger aneinander zu rücken, denn nur dann können sie erfolgreich sein und dem Kunden wirklich nutzen – ansonsten
sind sie zum Scheitern verurteilt.
Über die Stimmungsbarometer
Regelmäßig befragen wir die Akteure im Gesundheitswesen
im Rahmen unserer Veranstaltungen und darüber hinaus online zu aktuellen Themen und Trends, die sie bewegen. Die
Ergebnisse präsentieren wir unseren Forenpartnern exklusiv
in Form von Stimmungsbarometern.
Initiator des vorliegenden Stimmungsbarometers
Anne-Sophie Pohl
Leiterin Team Netzwerk und Veranstaltungen
Gesundheitsforen Leipzig
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Der Krankenversicherer von Morgen
Zur Studie „Die Zukunft der Privaten Krankenversicherung“
Auch die Gesundheitswirtschaft bleibt von der
Schnelllebigkeit des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Umfeldes nicht verschont. Demographischer Wandel und medizinischer Fortschritt
treiben die Gesundheitsausgaben stetig nach oben.
Beliefen sie sich im Jahr 2000 noch auf 214 Milliarden Euro, waren es im Jahr 2014 schon 328 Milliarden Euro – eine Steigerung um 53 Prozent. Diese rasante Entwicklung fordert von Krankenversicherern
Kostensenkungsmaßnahmen und Beitragsanpassungen. Eine weitere Herausforderung ist der immer anspruchsvoller werdende Kunde, dem es mit einer steigenden Produkt- und Servicequalität zu begegnen
gilt. Die Studie „Die Zukunft der Privaten Krankenversicherung“, durchgeführt von den Versicherungsforen Leipzig und dem Softwarehersteller Adcubum,
versucht hierüber Aufschluss zu geben.
Den ersten Teil des dreistufigen Untersuchungsverfahrens bildete eine Markt- und Umweltanalyse. Diese diente dazu, wesentliche Trends und Faktoren, die die Zukunft der privaten
Krankenversicherung beeinflussen, zu identifizieren. Auf Basis der hieraus gewonnenen Informationen wurden Zukunftsthesen in den Themenfeldern „Vertrieb und Service“, „Antrag
und Vertrag“, „Leistung“, „Produkte und Tarife“, „Kooperationen“ sowie „Daten und IT“ entwickelt. Die so identifizierten
Trends und Thesen wurden von Fach- und Führungskräften
aus Krankenversicherungen und anderen Institutionen des
Gesundheitswesens in der DACH-Region im Rahmen einer
Onlinebefragung bewertet. Daneben wurde eine Einschätzung zu bereits ergriffenen Maßnahmen abgefragt. Im Rahmen von zehn Experteninterviews mit Vertretern aus Versicherungen, Politik, Wissenschaft und Beratung folgte eine
qualitative Untersuchung zu den künftigen Entwicklungen.
Diese wurden mit den Ergebnissen aus der Online-Befragung
zusammengebracht, um wesentliche Handlungsfelder zu formulieren, die es nun anzugehen gilt.
Das permanente Beobachten von Veränderungen und Erkennen von Trends ist eine wichtige Voraussetzung, um Anpassungsmöglichkeiten zu entwickeln und in einer rasanten
Welt zu bestehen. Das gilt auch für die privaten Krankenversicherungen. In Kombination mit der Schnelllebigkeit unserer Zeit führen insbesondere das Altern der Gesellschaft und
das zunehmende Gesundheitsbewusstsein zu Veränderungsdruck auf das klassische Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherer. Die aktuelle Studie „Die Zukunft der Privaten
Krankenversicherung“, die die Versicherungsforen Leipzig
in Zusammenarbeit mit dem Softwarehersteller Adcubum
durchführten, widmet sich diesen Trends und versucht sie
aus Sicht von Krankenversicherern und Gesundheitsexperten
zu bewerten. Ziel ist es, den Versicherern Entwicklungsrichtungen aufzuzeigen und ihnen Anregungen für die zukünftige
Ausrichtung zu geben. Hierfür wurden Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt, um damit auch
einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen.
DIE ZUKUNFT HEISST OMNIKANAL
Digitalisierung ist auch in der privaten Krankenversicherung
ein großes Thema. Die Kunden erwarten, die Serviceangebote überall erreichen zu können. 98 Prozent der Befragten
glauben, dass Omnikanalvertrieb und -kundenservice in Zukunft unumgänglich sein werden. Diesem Ansatz nach kann
der Kunde alle Vertriebskanäle parallel nutzen und bekommt
auch die Möglichkeit, seinen Kauf- und Serviceprozess kanalübergreifend zu gestalten. Der Versicherer kann diese
Erwartungen des Kunden an den Service nur durch die Gewährleistung der Verfügbarkeit und ordentlichen Zusammenwirkung dieser Vertriebs- und Kommunikationskanäle befriedigen. Ein Großteil der Befragten sieht in der dafür nötigen
Anpassung der Vertriebs- und Kommunikationsprozesse bzw.
im Aufbau von Touchpoints noch mäßig hohen (44 Prozent)
bis sehr hohen (49 Prozent) Handlungsbedarf.
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DIY: SELF SERVICE IN VERTRAGSANGELEGENHEITEN
bei einer durchgängig automatisierten Leistungsabwicklung.
Obwohl in den Bereichen Leistung, Antrag und Vertrag bestimmte Teilprozesse bereits automatisiert ablaufen, ist eine
durchgängige Automatisierung bisher kaum erreicht.
Self Service gewinnt künftig an Bedeutung. Digitale Lösungen
wie Self-Service-Portale machen das persönliche Einschalten
eines Intermediärs (z. B. Vermittler) oder der Zentrale bei
bestimmten Aufgaben und Prozessen zum Teil überflüssig
und ermöglichen eine Auslagerung von einfachen Prozessschritten an den Kunden. Dadurch können Fachabteilungen
ihre Ressourcen verstärkt für komplexere Prozesse einsetzen
und sich auf Prozesse konzentrieren, die mehr Kreativität
und Empathie benötigen. Viele der befragten Unternehmen
bieten bereits Online-Geschäftsstellen oder -Kundenportale an. 51 Prozent tun dies auf deren Website und 13 Prozent via App. Über letztere kann der Kunde beispielsweise
seine Vertragsdaten ändern oder den Bearbeitungsstand
seiner online eingereichten Dokumente nachvollziehen.
Innovative Produkte, zum Beispiel digitale Agenten, die auf
Basis künstlicher Intelligenz in Echtzeit das passende Produkt
suchen, sprechen dafür, dass es künftig im Bereich Vertrieb
und Service zu einer weiteren Automatisierung kommen
wird. Der weiterhin benötigte persönliche Ansprechpartner
wird sich dabei in seiner Funktion und seinen Kompetenzen
verändern. Der Vermittler der Zukunft ist technikaffin, versteht es individuelle Angebotsvarianten zusammenzustellen
und besitzt gleichzeitig ein hohes Maß an Sympathie. Sein
Berufsbild wird sich also stark verändern.
IN GROSSEN NETZWERKEN AGIEREN
VERÄNDERUNG DER PRODUKTLANDSCHAFT
Kooperationen bieten Versicherern in diesem anspruchsvollen und dynamischen Markt durch das bessere Erschließen
von Kostensenkungspotentialen, neuen Geschäftsfeldern
und Vertriebspotentialen die Möglichkeit, wettbewerbsfähig
zu bleiben. In diesem Zusammenhang gewinnt das Kooperations- und Schnittstellenmanagement zunehmend an Bedeutung, da der Versicherte zukünftig in großen Netzwerken agiert. Fintechs oder Insurtechs, die in der Fachpresse
durchaus kontrovers diskutiert wurden, werden weniger als
Bedrohung, sondern vielmehr als Chance für die Entwicklung
innovativer Leistungen und Services angesehen. Neue Player
werden nach Meinung der Befragten eher Nischen besetzen,
innerhalb derer sie mit den Versicherern zusammenarbeiten
und ihr Angebot optimieren können. 70 Prozent der Befragten glauben, dass die verstärkte Kooperation mit branchenfremden Start-ups und Dienstleistern Basis für die Entwicklung innovativer Produkte und Services ist.
Aus dem veränderten Kundenverhalten ergibt sich auch eine
neue Erwartungshaltung an die Angebote der Krankenversicherer. Die Digitalisierung ermöglicht eine größere Flexibilisierung und Personalisierung der Versicherungsprodukte.
Eine stärkere Modularisierung der Produktlandschaft erlaubt
es, eine Vielzahl an Produktbausteinen anzubieten und über
standardisierte Prozesse abzubilden. Dieses Konzept der
„Mass Customization“ erfordert jedoch skalierbare Produkte, deren Leistungsbestandteile beliebig kombiniert werden
können. Die sinnvolle Kombination der Produkte und ihre
zielgruppen- und vertriebsgerechte Verteilung als einzelne
Module, als gröbere Bausteine oder vollständige Produktbündel wird dabei die Herausforderung sein. Hierbei spielt die
Industrialisierung der Versicherer eine besondere Rolle.
ZAUBERWORT „AUTOMATISIERUNG“
MODERNISIERUNG DER IT
Auch in anderen Bereichen erwarten sowohl Kunde als auch
Vermittler schnelle und einfache Prozesse. Zeitnahe Reaktion
auf einen Antrag und eine schlanke Risikoprüfung werden zum
entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit des Kunden. Die
im Zuge der Digitalisierung ermöglichte Automatisierung von
Antrags- und Vertragsprozessen kann wesentlich effizienter
gestaltet werden, was in Zeiten steigenden Kostendrucks und
der Schnelllebigkeit auch nötig ist. Ein System entscheidet
anhand definierter Kriterien und strukturierter Daten über die
Annahmefähigkeit eines Antrages und bestimmt andernfalls
automatisch, ob zusätzliche Informationen für die Bearbeitung des Antrages nötig sind. In „unkritischen“ Fällen kann
der Antrag komplett dunkelverarbeitet und policiert werden.
Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus,
dass Antrags- und Vertragsprozesse durch den Einsatz solcher Systeme zukünftig vollautomatisiert abgebildet werden.
Dieser Automatisierung wird von den Umfrageteilnehmern
auch im Leistungsmanagement eine große Bedeutung beigemessen. Allerdings sehen 86 Prozent noch Handlungsbedarf
Die verfügbaren Datenmengen steigen durch die verstärkten
Interaktionen zwischen Versicherern, Kooperationspartnern
und Versicherten stetig. Diese Entwicklungen stellen hohe
Anforderungen an das Datenmanagement der Versicherer
und bedürfen einer Anpassung der entsprechenden IT-Systeme. Hinsichtlich der Datenverwaltung liegen bei den Versicherern meist Insellösungen vor. Das heißt, die Daten liegen
in verschiedenen Systemen, die auf unterschiedlichen Technologien aufsetzen und oft wenig miteinander vernetzt sind.
Dabei gibt es zwischen den Systemen häufig Redundanzen
und – als Folge davon – Inkonsistenzen, die für eine Nutzung
der Daten aufgebrochen werden müssen. Zielsetzung ist es,
diese Datensilos aufzulösen oder zumindest miteinander zu
vernetzen. Dazu können Technologien wie Datawarehouses
genutzt werden. Um einen Nutzen aus den Daten zu ziehen,
bedient sich der Versicherer in Zukunft vermehrt Big Dataund Predictive-Analytics. Hier sehen 56 Prozent der Umfrageteilnehmer noch einen sehr hohen Handlungsbedarf.
8
FAZIT
Die Studie zeigt, dass viele der gesellschaftlichen Trends
maßgeblich durch das große Thema der Digitalisierung beeinflusst werden. Expliziten Wünschen, wie dem nach maßgeschneiderten, individuellen Produkten, kann nur nachgekommen werden, wenn die hierfür nötigen technischen
Systeme zur Verfügung stehen. Daher ist die Automatisierung der relevanten Geschäftsprozesse eines der Kernziele
des Krankenversicherers der Zukunft. Im Zuge der zwingend
notwendigen Industrialisierung der eigenen Arbeitsweise werden Krankenversicherer nicht mehr allein am Markt
existieren und Prozessschritte vollständig übernehmen. Sie
werden sich vielmehr in einer Konsumentenkette bzw. einem
Netzwerk einfinden, in dem die Player – entsprechend ihres Know-hows – Prozesse ausführen und Produkte liefern.
Die Konzentration auf die eigenen Kernaufgaben und -fähigkeiten im Krankenversicherungsunternehmen ist daher der
eigentliche Umdenkprozess, der zwingend stattfinden muss.
Die komplette Studie ist auf der Website von Adcubum auf
Anfrage kostenfrei erhältlich: http://www.adcubum.com/aktuell/adcubum-studie
Die Autoren
Eva-Maria Kastner
Projektmanagerin im Kompetenzteam Aktuariat
Produkt- & Risikomanagement
Versicherungsforen Leipzig
Michael Süß
Geschäftsführer
Adcubum Deutschland GmbH
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Gesundheitsforen in eigener Sache
FOKUSTAG „EINNAHMEMANAGEMENT - ERSATZANSPRÜCHE NACH § 116 SGB X IN DER KRANKENVERSICHERUNG“
http://www.gesundheitsforen.net/ersatzansprueche
Termin: 19. September 2016
Veranstaltungsort: Leipziger Foren | Konferenzetage —
Hainstraße 16 | 04109 Leipzig
Ihre Ansprechpartnerin:
Linda Kunzmann
T +49 341 98988-331
E [email protected]
FOKUSTAG „CYBERKRIMINALITÄT“
http://www.gesundheitsforen.net/ciberkriminalitaet
Termin: 29. September 2016
Veranstaltungsort: Leipziger Foren | Konferenzetage —
Hainstraße 16 | 04109 Leipzig
Ihre Ansprechpartnerin:
Stefanie Koormann
T +49 341 98988-336
E [email protected]
WORKSHOP „INTERNES KONTROLLSYSTEM IN
DER GESETZLICHEN KRANKENVERSICHERUNG“
http://www.gesundheitsforen.net/iks
Termin: 29. September 2016
Veranstaltungsort: Leipziger Foren | Konferenzetage —
Hainstraße 16 | 04109 Leipzig
Ihre Ansprechpartnerin:
Linda Kunzmann
T +49 341 98988-331
E [email protected]
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Impressum
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Anne Weiß und Patrick Melzer
Titelbild: © 67758423 - Fotolia.com
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