D 8512 52. Jahrgang Nr. 24 Montag, 20. Juni 2016 NACHRICHTEN POLITIK Südsudan Im jüngsten Staat der Welt herrschen trotz Friedensabkommen weiterhin Armut, Hunger und Gewalt. Seite 4 STREITKRÄFTE Tag der Bundeswehr Zehntausende Besucher haben am Tag der Bundeswehr den direkten Draht zur Truppe hergestellt. Seiten 6/7 SPORT Military Fitness Cup Bei diesem Wettbewerb ist Durchhaltevermögen gefordert. aktuell war beim Military Fitness Cup dabei. Seite 10 Storm Tide: Mittendrin In Belgien trainieren Fallschirmjäger, Zivilisten in Sicherheit zu bringen – inmitten des öffentlichen Lebens. Seite 8 VIDEO DER WOCHE: In dieser Woche geht es weiter: Auch die zweite von sechs Folgen soll mit den Mythen um das Kommando Spezialkräfte (KSK) aufräumen. Im Video „Mit Olli beim KSK – Kommandospezialkräfte der Bundeswehr (2/6)“ stellt sich Hauptfeldwebel Oliver Bender den besonderen Anforderungen des Auswahlverfahrens der Spezialeinheit. Der QR-Code unten führt ohne Umwege zum Videobeitrag. Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt BW CLASSIX: „Don‘t drink and drive!“ Das Video „Leichtsinniges Verhalten von BundeswehrSoldaten im Straßenverkehr“ aus dem Jahre 1968 auf dem Youtube-Kanal der Bundeswehr klärt über die Gefahren auf. (eb) Dieser Link führt zum Video „Mit Olli beim KSK“. Weitere Beiträge unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 20. Juni 2016 Foto: U.S. Air Force photo/Senior Airman Erin Babis BILD DER WOCHE Über der Ostsee: Während der NATO-Übung „Baltops“ überfliegt eine Maschine der U.S. Air Force vom Typ B-52 (M.) die Ostsee – begleitet von schwedischen, polnischen, deutschen und US-amerikanischen Kampfflugzeugen. Schwerpunkt der Übung ist die Interoperabilität der teilnehmenden Streitkräfte. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: (-2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: (-2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Gefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Ein großes Glück, das mich dankbar und angesichts unserer Geschichte auch demütig macht.“ Ob Flugshow, Gefechtsvorführung oder Evakuierungsaktion. Ob Großgerät, Technik oder Abseilübung: Die Truppe hat am Tag der Bundeswehr an 16 Standorten bundesweit alles aufgeboten, was ging. „Türen auf, Klappen auf, Luken auf! Schauen Sie sich unsere Bundeswehr an!“, forderte Vereidigungsministerin Ursula von der Leyen die Besucher auf. Doch warum diese Show? Wozu? Die Präsentation der Fähigkeiten der Streitkräfte ist kein Selbstzweck. Was die Truppe kann und leistet, welche Ausstattung sie hat – das sollen die Bürger mit eigenen Augen sehen. Seit Aussetzung der Wehrpflicht sind Soldaten in der Öffentlichkeit nur noch wenig präsent. Sicherheitspolitisch hat sich die Lage verschärft, in und auch außerhalb von Europa. Terrorregime in fernen „Failed States“ bedrohen auch uns. Deutschland ist ein wichtiger Akteur innerhalb der Bündnisse, arbeitet politisch und militärisch mit in der internationalen Sicherheitsarchitektur. Die Bundeswehr übernimmt Verantwortung bei Missionen in Europa, Asien und Afrika, im Mittelmeer, am Horn von Afrika. Als Parlamentsarmee Bundeskanzlerin Angela Merkel zum 25. Jahrestag der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages zwischen Polen und Deutschland. KALENDERBLATT Vor 10 Jahren: Am 23. Juni 2006 stirbt die Galápagos-Riesenschildkröte Harriet im Australischen Zoo in Queensland. Sie ist im Jahr 1830 zur Welt gekommen und zählt mit ihren 176 Lebensjahren zu den ältesten Lebewesen. Vor 30 Jahren: Am 22. Juni 1986 bringt Diego Maradona Argentinien ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Dem Kapitän der Mannschaft gelingt Spektakuläres: Durch seinen Ellenbogen erzielt er ein irreguläres Tor. Nach dem Spiel sagt er: „Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf.“ Im Jahr 2005 gesteht er ein, dass das Tor mit Hilfe des Ellenbogens erzielt wurde. Vor 110 Jahren: Am 26. Juni 1906 lädt der Automobilclub von Frankreich zum weltweit ersten Wettrennen um den „Großen Preis“. Mit 32 Fahrern startet am 26. Juni 1906 der erste Automobil Grand Prix in Le Mans. Der Franzose Ferenc Szisz gewinnt. Vor 115 Jahren: Am 24. Juni 1901 wird in Frankreich die erste Ausstellung des 18-jährigen Malers Pablo Picasso eröffnet. Mit wenig Resonanz. Erst später erlangt der Künstler Weltruhm. Sein Werk zeichnet sich durch Vielfalt und Eigenständigkeit aus. Vor 140 Jahren: Am 25. Juni 1876 erringen die nordamerikanischen Indianerstämme ihren letzen Sieg unter der Führung von Sitting Bull und Crazy Horse. Am Little Big Horn wird die US-amerikanische Kavallerieabteilung eingekesselt und vernichtend geschlagen. (eb) ist sie dafür demokratisch legitimiert. Für diese weltweiten Aufgaben braucht sie hoch qualifiziertes Personal und optimale Ausstattung. Was sie aber genauso braucht, sind Rückhalt und Unterstützung der Bevölkerung in der Heimat. „Es ist toll, Euch am Tag der Bundeswehr in Aktion erleben zu können“, sagten uns viele Besucher. „Wir staunen, was Ihr könnt und leistet.“ Solidarische Zustimmung der Bürger zu unserer Armee ist eine wichtige Basis. Darum lohnt sich das Engagement der mehr als 10 000 Soldaten und Zivilisten, die den „Tag der Bundeswehr“ in diesem Jahr schon zum zweiten Mal organisiert haben. Heike Pauli, Themenplanung Redaktion der Bundeswehr 20. Juni 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 Foto: U.S. Army/Sgt Nikayla Shodeen Osteuropa im Fokus Brüssel. Die NATO-Verteidigungsminister haben beschlossen, ab 2017 vier Bataillone in den drei baltischen Staaten und Polen zu stationieren. Die Bataillone sollen jeweils rund 1000 Soldaten umfassen, die rotieren sollen. Mit der Rotation trägt das Bündnis der NATO-Russland-Grundakte Rechnung. Darin ist festgelegt, dass die NATO auf die dauerhafte Stationierung größerer Kampfverbände in Osteuropa verzichtet. „Die NATO sucht keine Konfrontation, sondern wir wollen vielmehr einen konstruktiven Dialog mit Russland“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel in der vergangenen Woche. Das Bündnis werde seine Mitglieder aber „gegen jede Bedrohung verteidigen“. Die Bundeswehr prüft, ob die Führung eines der Bataillone übernommen wird. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen machte in Brüssel deutlich, dass Deutschland seine Verantwortung wahrnehmen werde. Auch die USA und Großbritannien wollen die Führung jeweils eines der Bataillone übernehmen. Die vierte Führungsnation steht noch nicht fest. Estland, Lettland, Litauen und Polen hatten um die Stationierung der Bataillone gebeten. Sie sehen wegen der Ukraine-Krise und der Annexion der Krim durch Russland ihre Sicherheit bedroht. Stoltenberg erklärte bei dem Treffen in Brüssel, das zur Vorbereitung auf den NATOGipfel im Juli in Warschau diente: Derzeit sehe das Bündnis keine „unmittelbare Bedrohung“. Sollte sich das ändern, seien die vier Bataillone nach ihrer Aufstellung „kampfbereit“ und könnten auf jeden Angriff reagieren. Die Allianz beriet außerdem, eine mögliche Verstärkung ihrer Präsenz am Schwarzen Meer, an das die NATO-Partner Rumänien, Bulgarien und Türkei grenzen. Die Verteidigungsminister berieten sich auch zum Thema Cybersicherheit. Demnach will die NATO künftig Cyberattacken wie militärische Angriffe behandeln. Das Bündnis erklärt den Cyberraum zu einem eigenständigen Operationsgebiet. Stoltenberg erklärte, Foto: NATO Die NATO-Verteidigungsminister setzen im Baltikum und in Polen auf Abschreckung. Verstärkung im Osten: Die NATO-Verteidigungsminister (u.) haben entschieden, vier Bataillone in Osteuropa zu stationieren. Derzeit läuft im Baltikum die NATO-Übung „Saber Strike“ (o.). Cyberangriffe könnten den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages auslösen, die Abwehr sei Teil der kollektiven Verteidigung. Das Bündnis müsse seine Fähigkeiten in diesem Bereich stärken, um Einsätze der Allianz besser zu schützen. Stoltenberg betonte, dass die Cyberabwehr des Bündnisses aber nicht gegen bestimmte Nationen gerichtet sei. Auch über den Einsatz in Afghanistan wurde beraten. Das Bündnis will beim Gipfel den Einsatz am Hindukusch verlängern und beschließen, die Truppenpräsenz in allen vier Landesteilen beizubehalten. Die Präsenz der Bundeswehr bei der Mission „Resolute Support“ in Nordafghanistan sowie die Präsenz italienischer Einheiten im Westen und von US-Truppen im Süden und Osten soll fortgeführt werden. Die Hauptquartiere in Bagram und Kabul sollen beibehalten werden. Die Vereinigten Staaten beabsichtigen, ihre derzeitige Truppenstärke am Hindukusch von rund 9800 Soldaten zu erhalten. (eb) Anerkennung für deutsch-polnische Militärkooperation Berlin. Im Zuge des deutsch-polnischen Dia- logs ist die Kooperation zwischen den Streitkräften beider Länder ausdrücklich hervorgehoben worden. Der Direktor der Abteilung Analyse im Zentrum Strategische Studien in Warschau, Adam Kowalczyk, sagte: „Wir wertschätzen es sehr, dass die Deutschen sich in gemeinsamen Übungen engagieren.“ Der Sicherheitsexperte hob am vergangenen Mittwoch bei der „Konferenz zum 25. Jubiläum der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages“ in Berlin insbesondere die Kooperation im Multinationalen Korps Nordost in Stettin hervor. Das Mitglied des Polnischen Parlaments, Wojciech Skurkiewicz, bezeichnete die dass russische Truppen binnen 48 Stunden in Tallinn oder Vilnius sein könnten, bedeute glaubwürdige Abschreckung auch die Fähigkeit zu schneller Reaktion. „Wichtigster Faktor ist die Zeit“, erklärte Kowalczyk. Polen und die baltischen Staaten befänden sich derzeit in einer ähnlichen Rolle wie die Bundesrepublik Deutschland zu Zeiten des Kalten Krieges, sagte der Sicherheitsexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, KaiOlaf Lang. Es komme in der gegenwärtigen Situation sehr darauf an, dass die NATO in der Lage sei, glaubwürdig abzuschrecken. Es dürfe keine Zonen abgestufter Sicherheit geben. „Das Baltikum ist die Achillesferse der Allianz“, so Lang. (jf) IUD: Führungskräfte tagen Berlin. Führungskräfte aus dem Organisationsbereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD) haben sich für zwei Tage im Tagungszentrum der Julius-Leber-Kaserne in Berlin eingefunden, um aktuelle Entwicklungen im Bereich IUD und im Verteidigungsministerium generell in den Blick zu nehmen. Mit dabei: Staatssekretär Gerd Hoofe. „Das Weißbuch befindet sich auf der Zielgeraden“, erklärte der Staatssekretär dem 90-köpfigen Teilnehmerkreis. Es spreche in einer Klarheit und Deutlichkeit wie kein Weißbuch zuvor. Das Buch sei ein bedeutendes Grundlagendokument für die deutsche Sicherheitspolitik und die Bundeswehr der Zukunft. Für Mitte Juli sei eine Beratung und Beschlussfassung im Bundeskabinett vorgesehen. „Deutschland wagt sich mit dem Weißbuch mutig mit Verantwortung und Selbstbewußtsein nach vorn“, sagte der Staatssekretär. Ministerialdirektorin Alice Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke Bei der Flüchtlingshilfe geht es nun um Ausbildungsmöglichkeiten für junge Flüchtlinge bei der Bundeswehr. Staatssekretär Gerd Hoofe: „Das Weißbuch befindet sich auf der Zielgeraden.“ Greyer-Wieninger, Abteilungsleiterin IUD im Ministerium, hatte ein Programm zusammen- gestellt, das einen weiten Bogen spannte von grundsätzlichen Fragen der Organisation im Ministerium und in ihrem Verantwortungsbereich selbst über den Stand der Einführung des Travel Managements in der Bundeswehr bis hin zu den Herausforderungen im Cyber- und Informationsraum, die zur Aufstellung einer eigenen Abteilung im Ministerium führen werden. Außerdem stand eine detaillierte Bestandsaufnahme zur Unterstützung der Flüchtlingshilfe durch IUD auf dem Programm. Demnach steht nun die Ausbildung von jungen Flüchtlingen in Einrichtungen der Bundeswehr im Fokus. Auch Faktoren, die zur Attraktivität der Bundeswehr beitragen, wurden vorgestellt. Dazu zählen die zahlreichen Initiativen, die die Bundeswehr unternimmt, um Beruf und Familie zu vereinbaren – darunter der Ausbau von mobilen Arbeitsplätzen und die Förderung von Kindertagesstätten an den Standorten der Bundeswehr. (dibu) Russland muss Verpflichtung einhalten Brüssel. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die vollständige Umsetzung des Minsker Friedensabkommens zum Ukraine-Konflikt zur Bedingung für eine Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland gemacht. Juncker sagte am vergangenen Donnerstag beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg, Russland sei Vertragspartner des Minsker Abkommens und damit Verpflichtungen eingegangen. „Der nächste Schritt ist klar: die vollständige Umsetzung der Vereinbarungen.“ Nur so könnten die Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden. Die EU-Staaten wollen in dieser Woche über die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland entscheiden. (ao/cp) Al-Kaida-Chef schwört Taliban-Chef die Treue Kabul. Al-Qaida-FührerAiman al-Sawahiri hat dem neuen afghanischen Talibanführer die Treue geschworen. Mit seinem Eid für Mullah Haibatullah Achundsada folgt er einer Tradition des Terrornetzwerks. Schon dessen Gründer, der getötete Al-Qaida-Führer Osama bin Laden, hatte dem damaligen Talibanchef die Treue geschworen. Al-Sawahiri sagte in einer Audiound Videobotschaft: „Wir schwören Dir Treue im Dschihad, um jeden Meter des Lands der Muslime zu befreien, der überfallen und gestohlen wurde, von Kaschgar bis Andalusien, vom Kaukasus bis Somalia und Zentralafrika, von Kaschmir bis Jerusalem, von den Philippinen bis Kabul und von Buchara und Samarkand.“ Die Videobotschaft, die im Internet kusiert, enthält auch Bilder Bin Ladens. (cp) Ein Funken Hoffnung Fünf Jahre nach der Staatsgründung ist die Lage im Südsudan weiterhin dramatisch. Foto: picture alliance/AP Photo/Josphat Kasire Washington. Die USA haben erstmals Kampfhubschrauber gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Irak eingesetzt. Wie das US-Verteidigungsministerium in der vergangenen Woche in Washington mitteilte, waren Apache-Helikopter am Wochenende zuvor im nordirakischen Tigris-Tal gegen den IS zum Einsatz gekommen. Der Angriff sei mit der irakischen Regierung abgestimmt gewesen, sagte ein Pentagon-Sprecher. Die Apache-Hubschrauber befinden sich im Irak für den Schutz von US-Soldaten, die das irakische Militär ausbilden. Das US-Militär hatte bislang im Irak sowie im Nachbarland Syrien Flugzeuge gegen den IS eingesetzt. (ogo) 20. Juni 2016 Foto: picture alliance/dpa/Kate Holt IS: USA setzen Apache ein POLITIK / HINTERGRUND Foto: picture alliance/AP Photo/Richard Drew aktuell Foto: picture alliance/AP Photo/ Mulugeta 4 Friedensschluss: Präsident Salvar Kiir (o.) und sein langjähriger Rivale Riek Machar (u.) haben sich auf ein Friedensabkommen geeinigt. Ein Viertel der Bevölkerung ist von Hunger bedroht (M.) – auch weil das Land unter schweren Dürreperioden leidet (r.). Von Marcel Jarjour Berlin. Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt. Nach jahrzehntelangem Krieg gegen den Norden bekamen die Südsudanesen am 9. Juli 2011 nach intensiven Friedensverhandlungen ihren eigenen Staat mit einer demokratischen Verfassung. Doch kurz vor dem fünften Jahrestag ist verlässlicher Frieden weit entfernt. Stammesfehde sorgt für Instabilität Das Land, in dem Dutzende Volksstämme leben, ist durch einen Bürgerkrieg mit Tausenden von Toten und 2,3 Millionen Vertriebenen gezeichnet. Der Alltag ist weiterhin bestimmt durch die Rivalität der beiden größten Stämme Dinka und Nuer. Die UN-Menschenrechtskommission zeichnet in einem Bericht des Hochkommissars Said Raad al-Hussein ein erschreckendes Bild. Die Rede ist von Verbrechen an der Bevölkerung: Unschuldige Zivilisten würden wahllos getötet, es komme zu Vergewaltigungen und Hinrichtungen. Besonders schwer litten Frauen und Kinder unter den Grausamkeiten, weiterhin würden auch Kindersoldaten eingesetzt. Die UN-Ermittler berufen sich auf Augenzeugen und auf Berichte der Blauhelme. Rückblick: Im Jahr 1947 wird die Angliederung des Südsudan an den Norden beschlossen. Rebellen kämpfen von 1955 bis 1972 und erneut ab 1983 unter der Führung der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) für die Unabhängigkeit ihres Landes. Zwischen den Auseinandersetzungen gilt der Südsudan mit Beschluss eines Friedensabkommens von 1972 als autonom. Dennoch greift die sudanesische Zentralregierung in die Autono- mie ein. 2005 einigen sich die Befreiungsarmee und die Regierung in Khartum im Norden erneut auf ein Friedensabkommen – 2011 folgt die Staatsgründung der Republik Südsudan. Im Dezember 2013 eskaliert der Machtkampf zwischen dem amtierenden Präsidenten Salva Kiir und seinem damaligen Vize Riek Machar. Hintergrund ist erneut eine Stammesfehde. Präsident Kiir gehört zum Stamm der Dinka, Widersacher Riek Machar zu den Nuer. Humanitäre Lage verschärft sich Im August 2015 unterzeichnen die Konfliktparteien dennoch einen Friedensvertrag, der unter der Vermittlung der Regionalorganisation Intergovernmental Authority on Development (IGAD) ausgehandelt worden ist. In einem weiteren Schritt zur Blauhelme im Südsudan Umsetzung des Friedensabkommens ernennt Präsident Kiir Ende April dieses Jahres schließlich eine Übergangsregierung. Sie setzt sich aus Anhängern Kiirs sowie aus Vertretern unabhängiger Oppositionsparteien zusammen. Und: Machar wird erneut zum Vizepräsidenten ernannt. Ein Funken Hoffnung auf Konsolidierung, immerhin. Mehr aber nicht. Neben dem Menschenrechtskommissar schlagen auch das Welternährungsprogramm (WFP) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen Alarm. „Mittlerweile können sich sogar Menschen in bislang relativ stabilen Regionen nicht mehr ausreichend ernähren“, mahnte im Frühjahr der FAO-Landesdirektor Serge Tissot. Nach Angaben der Vereinten Nationen muss ein Viertel der rund 11,3 Millionen Einwohner hungern. Zahlen und Fakten Die Blauhelme der Friedensmission UNMISS (United Nations Mission in the Republic of South Sudan) im Südsudan leisten ihren Anteil dazu, dass das Land eine Chance hat, stabilere Strukturen zu schaffen. Auch die Bundeswehr ist an der Mission beteiligt. Ursprünglich geht da s Engagement auf die Mission UNMIS, die United Nations Mission in Sudan, zurück. Aufgrund der Unabhä ngigkeitserklärung des Südsudan wurde aus dieser Mission dann die UNMISS (United Nations Mission in the Republic of South Sudan). Aufgabe der Blauhelme sind der Schutz der Bevölkerung, die Beobachtung der Menschenrechtssituation, außerdem sichern sie den Zugang zu humanitärer Hilfe. Darüber hinaus leistet UNMISS Unterstützung bei der Umsetzung eines Waffenstillstandsabkommens. Das Mandat des Bundestages zum Einsatz deutscher Soldaten bei UNMISS umfasst bis zu 50 Soldaten der Bundeswehr. Sie leistet einen dauerhaften Beitrag, um Sicherheit für den wirtschaftlichen und politischen Aufbau des Landes zu schaffen. Das Mandat zum Einsatz deutscher Soldaten hat der Deutsche Bundestag zuletzt am 28. Oktober 2015 verlängert. Es ist bis zum 31. Dezember 2016 gültig. UNMISS Der Südsudan ist etwa 619 000 bis 644 000 Quadratkilometer groß – der genaue Grenzverlauf zur Republik Sudan ist noch nicht endgültig festgelegt. Die Republik ist damit fast doppelt so groß wie Deutschland. In der Hauptstadt Juba leben rund 500 000 Einwohner, insgesamt leben rund 11,3 Millionen Menschen in dem Land. Mehr als die Hälte von ihnen ist jünger als 18 Jahre, 51 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Die Analphabetenrate liegt im Landesdurchschnitt bei 75 Prozent, in einigen ländlichen Gebieten bei über 85 Prozent. 20. Juni 2016 EINSATZ Sprache – kein Hindernis Besondere Menschen – besondere Sprachen Oberstabsgefeiter Stefan V. ist einer von ihnen. Sieben Jahre hat der 33-Jährige in Italien gelebt, sich dann verpflichtet und ist an Bord als Sprachmittler eingesetzt. „Meine Italienischkenntnisse erleichtern die Kommunikation, besonders mit den italienischen Schiffen und Behörden“, erklärt er. Nach acht Monaten vermisst Stefan V. seine Frau und die Kinder. „Immerhin müssen die zwei ja sehr lange auf Papa warten.“ Ihn motiviere aber, dass er zur Rettung von mehreren tausend Menschen beigetragen habe. Ganz anders sieht das Tätigkeitsfeld des 26-jährigen Oberstabsgefreiten Radwan S. aus: „Bei einer Seenotrettung ist es besonders wichtig, dass die Menschen auf den Holz- oder Schlauchbooten ruhig bleiben.“ Bei einer Rettungsaktion Foto: Bundeswehr/Ann-Katrin Winges Foto: Bundeswehr/PAO EUNAVFOR MED Foto: Bundeswehr/Janine Pirrwitz Augusta. Wer die Sprache nicht spricht, für den werden selbst einfachste Situationen mitunter zu einem unüberwindbaren Hindernis. So ergeht es auch Tausenden Flüchtlingen – Tag für Tag. Die Menschen, die sich über die lebensgefährliche Mittelmeerroute nach Europa begeben, sprechen meist weder Deutsch noch Englisch. Deshalb hat der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ – derzeit für die Operation Sophia im Mittelmeer im Einsatz – drei Sprachmittler an Bord. Multilingual: Radwan S., Sherif B. und Stefan V. (v. l.) werden auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ (r. o.) als Sprachmittler eingesetzt und unterstützen im Umgang mit Flüchtlingen (r. u.). fährt Radwan S. mit dem ersten Speedboot zu den in Seenot geratenen Menschen, stellt den Kontakt her, beruhigt sie und erklärt das weitere Vorgehen. „Natürlich gibt es unterschiedliche Akzente im Arabischen, aber ich komme ursprünglich aus Syrien und dort spricht man Hocharabisch – das verstehen alle“, erklärt er. Leutnant Sherif B. ist 47 Jahre alt und in Ägypten aufgewachsen. Er hat bei Seenotrettungen dieselbe Aufgabe wie Radwan S. Darüber hinaus unterstützt er bei den sogenannten „Friendly Approaches“ – freundlichen Annäherungen an Boote und Schiffe im Einsatzgebiet – wenn Kontakt via Funk hergestellt wird. „Wir fragen dabei unterschiedliche Informationen ab, um die Plausibilität der Angaben zu überprüfen“, sagt der Leutnant. Wenn die Angesprochenen nicht so gut Englisch sprechen, sei es einfacher, sich in der Muttersprache zu unterhalten. International auf See unterwegs Auch der Kommandant des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“, Fregattenkapitän Andreas Schmekel, ist froh, die drei Sprachtalente an Bord seines Schiffes zu haben. „Für uns als Marine, die weltweit operiert und mit internationalen Partnern kooperiert, ist das wirklich von Vorteil“, betont Schmekel. Sophia: VN-Mandat zur Unterbindung von Waffenschmuggel Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) hat vergangene Woche mit der Resolution 2292 beschlossen, den Waffenschmuggel nach Libyen zu unterbinden. Ziele der Resolution sind unter anderem das Waffenembargo effektiv durchzusetzen, die neue Einheitsregierung zu stärken und das Land sowie die weitere Region zu stabilisieren. Das Kapitel VII-Mandat erlaubt für zwölf Monate auf hoher See vor Libyen die Inspektion von Fahrzeugen, 5 Veränderungen bei KFOR Wenn der multinationale Hintergrund die internationale Zusammenarbeit erleichtert. Von Janine Pirrwitz aktuell die nach Libyen gehen oder von dort kommen, bei denen Verdacht besteht, dass sie Waffen oder zugehöriges Material aus Libyen heraus- oder dorthin bringen. Kernauftrag der Operation „Sophia“ bleibt aber das Vorgehen gegen Schleuser. Dies bedeutet, dass die Schiffe auch weiter Menschen aus Seenot retten werden. In dieser Woche wird ein entsprechender Beschluss der EU-Außenminister erwartet. Auf dessen Grundlage wird dann Deutschland seinen Beitrag ausarbeiten. Berlin. Der NATO-Rat hat Anfang des Jahres beschlossen, eine flexible Anpassung der Personalstärke der Kosovo Force (KFOR) zuzulassen. Grund ist die verbesserte Sicherheitslage im Kosovo. In den kommenden Jahren soll so die Anzahl der Einsatzkompanien von 14 auf zwölf reduziert werden. Anfang des Monats hat der Deutsche Bundestag in erster Lesung über das KFOR-Mandat der Bundeswehr beraten. Hierbei wird angestrebt, die personelle Obergrenze abzusenken. „Auf dem Balkan haben die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft Früchte getragen“, sagte Staatssekretär Ralf Brauksiepe in seiner Rede im Parlament. Nun gehe es darum, „KFOR als stillen Begleiter und Vermittler mehr und mehr in den Hintergrund treten zu lassen“. Der neue Mandatsentwurf strebt an, das Personal von 1850 auf 1350 Soldaten zu reduzieren. Trotz der Reduzierung wird die Bundeswehr weiterhin uneingeschränkt die Beteiligung an KFOR fortsetzen. Es „erlaubt uns, weiterhin alle übertragenen Aufgaben vollständig zu erfüllen, auf Lageänderungen – wenn nötig – angemessen zu reagieren und gleichzeitig den Handlungsspielraum für lokale Sicherheitskräfte nach und nach zu erweitern“, sagte Brauksiepe. Die Abstimmung im Bundestag soll in dieser Woche folgen. Der KFOR-Einsatz war im Juni 1999 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschlossen worden, um den Abzug der jugoslawischen Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo zu überwachen. Auftrag ist bis heute, ein sicheres Umfeld im Kosovo aufzubauen und zu erhalten. (kie) „Sind Sie eigentlich miteinander verwandt?“ Erbil. Zwei Offiziere, zwei Namensbänder, ein Name. Das fällt auf und löst oft fragende Blicke aus. Die beiden Offiziere sind ein Ehepaar und momentan in Erbil als Führer der „Mobile Training Teams“ des deutschen Anteils im Kurdistan Training Coordination Center eingesetzt. Doch nicht nur im Einsatz dienen sie gemeinsam – auch in Deutschland arbeiten sie zusammen in einem Panzerpionierbataillon. „Natürlich werden wir ständig gefragt, ob wir irgendwie miteinander verwandt wären“, sagt Oberleutnant Torsten Krug*. Als Ehepaar seien sie zwar in der Pioniertruppe recht bekannt. „In einer neuen Umgebung fal- len wir unweigerlich auf – damit können wir aber gut umgehen.“ In Erbil ist Oberleutnant Krug für die Ausbildung der kurdischen Peschmerga in Sachen „Panzervernichtung“ verantwortlich, Hauptmann Krug bildet die Kurden in „infanteristischen Grundkenntnissen“ aus. Auf den derzeitigen gemeinsamen Einsatz angesprochen, erklären sie ironisch: „Wir verbringen hier ja nicht unsere Flitterwochen.“ Früh war klar, dass ihr Bataillon im Jahr 2016 Personal für die Ausbildungsunterstützung im Nordirak abzustellen habe. Oberleutnant Krug war dafür von Anfang an fest eingeplant. Als sich später ein weiterer Perso- Foto: Bundeswehr/PAO Erbil Gemeinsam als Ehepaar im Einsatz: Frau Hauptmann und Herr Oberleutnant bilden Peschmerga aus. Gemeinsam im Einsatz: Das Ehepaar Krug im Nordirak. nalbedarf ergab, baten beide nach Rücksprache mit ihren Vorgesetzten zu prüfen, ob nicht ein gemeinsamer Einsatz möglich wäre. Es war möglich. Beide haben sich in das 5. Einsatzkontingent Nordirak schnell eingelebt, zumal sie Seite an Seite mit vielen ihrer Kameraden aus Minden die Ausbildung der Peschmerga in Erbil planen und durchführen. „Wir erhalten von allen Kameraden eine durchaus positive Resonanz“, sagt Torsten Krug. Allerdings müssten sie sich durchaus freundschaftliche Sticheleien gefallen lassen. „Auch weil ich die ‚Frau Hauptmann‘ bin und mein Mann der ‚Herr Oberleutnant‘“, sagt Tanja Krug*. Doch das sei für beide irrelevant. „Privat spielt das überhaupt keine Rolle und auch dienstlich wirkt sich der Dienstgrad aufgrund der unterschiedlichen Fachrichtungen gar nicht aus.“ (mes) *Name zum Schutz des Soldaten geändert. aktuell BUNDESWEHR aktuell HOHN STETTEN AM KALTEN MARKT Gegen die Flammen: Rettungskräfte löschen einen simulierten Brand am A 400 M. EIN TAG MIT DER TRUPPE Direkt vor Augen: Ein Hubschrauber vom Typ CH-53 setzt Soldaten ab. ücke indr nen E r h sio Me pres ter m I und t es un gib R-DE E G A T R.D W. WW ESWEH D BUN Tag der Bundeswehr zieht erneut Zehntausende Besucher an. BONN ERFURT HAMBURG M ehr als 260 000 Besucher haben den zweiten Tag der Bundeswehr genutzt, um den direkten Draht zur Truppe zu bekommen. Im Mittelpunkt: Der direkte Austausch zwischen Bürgern und Soldaten. Ob Schiffe, Panzer, Flugzeuge oder auch Tiere mit ganz besonderen Fähigkeiten – die Besucher konnten all das am 11. Juni an 16 Standorten bundesweit erleben. Fast 17 000 Gäste besuchten am Heeresstand- Selbstverteidigung: Ein Feldjäger demonstriert den Kampf ohne Waffe. BÜCKEBURG Viel los in der Luft und am Boden: 65 000 Gäste zieht es nach Bückeburg. SCHLIEBEN Leben im Felde: Eine Soldatin erklärt einer Besucherin, was dabei zu beachten ist. 6 Klangvoll: Das Luftwaffenmusikkorps musiziert auf dem Erfurter Domplatz. KOBLENZ Teddy-Ambulanz: Der Sanitätsdienst versorgt einen „Beinbruch“. WILHELMSHAVEN Tauchstation: Ein Stützpunkttaucher zeigt sich den Gästen in voller Montur. ort Munster den „Heidesturm“ mit gepanzerten Kampftruppen. Zur gleichen Zeit zeigte das Kommando Spezialkräfte im schleswig-holsteinischen Hohn seine Fähigkeiten zur Geiselbefreiung. In einem eigens errichteten Gebäude wurde die Befreiung deutscher Staatsbürger aus Gefangenschaft simuliert. Und im bayerischen Neuburg, dem kleinsten NATO-Flugplatz Europas, präsentierten sich 21 Luftfahrzeuge aus sechs Nationen. Kampfjets, Transportflugzeuge und Hubschrauber gab es am Boden und in der Luft zu erleben. Eine Besonderheit im brandenburgischen Schlieben: Dort stellten Soldaten im gesamten Ort das Leben im Felde mit seinen vielfältigen Aspekten vor – vom Schlafen im Zelt bis zum mobilen Gefechtsstand. Häufig gefragt waren bei den Besuchern außerdem Informationsangebote zum Arbeitgeber Bundeswehr. Freundliche Begrüßung: Ein Roboter überreicht einen Luftballon. VEITSHÖCHHEIM Geballte Kraft: Kaum ein Hindernis kann den Kampfpanzer Leopard 2 aufhalten. FRANKENBERG Begrüßung der Besucher: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrer Ansprache. NEUBURG Publikumsmagnet: Eine Transall C-160 mit geöffnetem Heck. TRIER Mitten durchs Wasser: Kein Problem für den Kampfpanzer Leopard 2. MUNSTER „Heidesturm“: Der Kampfpanzer Leopard 2 stellt sich in der Lüneburger Heide dem Publikum vor. Der „Leo“ gilt als einer der besten Kampfpanzer weltweit. WARNEMÜNDE Willkommen an Bord: Die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ beim Open Ship. MÜNCHEN Wie funktioniert ein Erdbeben-Rütteltisch? Antworten gibt es in München. Foto: Bundeswehr/Patrik Böhmer, Bundeswehr/Björn Wilke, Bundeswehr/Steve Back, Bundeswehr/Kevin Schrief, Bundeswehr/Chris Schuff, Bundeswehr/Uwe Zeitter, Bundeswehr/Jörg Koch, Bundeswehr/Jane Schmidt, Bundeswehr/Torsten Kraatz, Bundeswehr/Dirk Bannert, Bundeswehr/Alyssa Bier, Bundeswehr/Alexander Bozic, Bundeswehr/Kai-Axel Döpke, Bundeswehr/Harry Funk, Bundeswehr/Falk Bärwald, Bundeswehr/Schöne 6 8 aktuell BUNDESWEHR 20. Juni 2016 Kernkompetenz: Rettung überall Fotos: Bundeswehr/Jane Schmidt (4) Übung „Storm Tide III“: Fallschirmjäger aus Seedorf evakuieren EU-Bürger aus einer Krisensituation. Auftrag Evakuierung: Neben Niederländern, Briten und Belgiern durchkämmen deutsche Soldaten das Hinterland von „Kameria“ (l.), um EU-Bürger – „Echos“ genannt – aus der Gefahrenzone zu bringen (r. u.). Das Vorgehen im urbanen Gelände und in Gebäuden (M.) erfordert Wachsamkeit – feindselige Milizen (r. o.) könnten jederzeit angreifen. E in Hort der Stabilität war „Kameria“ noch nie. Die schwache und überdies korrupte Regierung, unzuverläs sige Sicherheitskräfte und bis an die Zähne bewaffnete Milizen bilden eine explosive Mischung, die jederzeit zünden kann. Eth nische Spannungen heizen die Situation zusätzlich an. Für die Bürger westlicher Staaten wird es brenzlig in „Kameria“. Ihnen drohen Entführungen und Geisel nahmen. Zeit zu handeln. Ein multinati onaler Verband aus Belgiern und Briten, Niederländern und Deut schen rückt in das Krisenland ein. Der Auftrag: EUStaatsbür ger ausfindig machen und sicher außer Landes bringen. „Kameria“ ist ein fiktiver Staat, ersonnen von den Planern der Übung „Storm Tide III“. Aber das geschilderte Szenario ist rea listisch – und die Bundeswehr vorbereitet. Vormarsch ins Hinterland Die Übung im Kurzüberblick: Schwerpunkt ist der Raum um Ostende, Seebrügge und Kortrijk in Westflandern. Die beteilig ten Nationen schicken ihre Ver bände auf dem See und Luft weg ins Land. Zuerst kämpfen die Soldaten eine „Forward Ope rating Base“ (FOB) frei, die als logistischer Dreh und Angel punkt dient. Von dort rücken sie dann tiefer ins Hinterland vor, um die zu evakuierenden Perso nen („Echos“) zu finden und mit zunehmen. Über die FOB sol len die Zivilpersonen schließlich auch evakuiert, das heißt ausge flogen oder über See in Sicherheit gebracht werden. Die Zivilbevöl kerung verhält sich im Szenario überwiegend neutral. Mit Feind seligkeiten bestimmter Milizen muss aber jederzeit gerechnet werden. Unterstützung ist von keiner der einheimischen Seiten zu erwarten. Im deutschen Heer ist das Fall schirmjägerregiment 31 aus See dorf für militärische Evakuie rungsoperationen verantwortlich. Hauptmann Sascha Tiedemann kennt „Storm Tide“ gut. Er war vor zwei Jahren als Chef der fünf ten Kompanie bei der Vorgänger übung dabei. An der dritten Auf lage nahm der 31Jährige nun als Schiedsrichter und Verbin dungsoffizier teil, außerdem hat er den deutschen Übungs anteil maßgeblich mitgeplant. Für die Übung ist die um Sanitäter, Scharfschützen und Waffenträger Wiesel verstärkte fünfte Kompanie dem 2. Com mandoBatallion der belgischen Light Brigade unterstellt. „Mehr Multinationalität geht nicht. Und eine bessere Mög lichkeit, Evakuierungsmissionen zu üben, kann ich mir kaum vorstellen“, sagt Tiedemann. „Unsere Soldaten werden hier mit einer Vielzahl von Herausfor derungen konfrontiert. Das fängt mit der Sprache an, setzt sich mit einer weitgehend unbekannten Umgebung fort und schließt die üblichen Unwägbarkeiten ein.“ Das Wetter, der Gegner und nicht zuletzt die lokale Bevölkerung seien dynamische Faktoren, die nicht wirklich vorgeplant wer den können. Zivilisten – ständig überall Und weil „Storm Tide“ eine freilaufende Übung ist, sind die Soldaten wirklich ständig mit der Zivilbevölkerung konfron tiert. „Permanent Zuschauer ringsum, Handys und Berufs verkehr. Das alles kann ziemlich stressig sein“, räumt Tiedemann ein. „Aber im Ernstfall müssen die Soldaten auch damit klar kommen. Das kann man auf dem Truppenübungsplatz gar nicht nachstellen. “In der Tat stellt zunächst das Wetter gewisse Herausforderungen. So müssen Briten und Niederländer wegen allzu kabbeliger See bei ihren amphibischen Landungsoperati onen Abstriche machen. Die zum Auftakt geplanten Luftlandungen des deutschbelgischen Verban des entfallen wegen Sturmböen und schlechter Sicht. Im „Magic Move“ rückt das Commando Batallion schließlich in den Übungsraum und beginnt mit der Umsetzung der Aufträge. Denen liegt meist ein wie derkehrendes Muster zugrunde. Alle beteiligten Verbände haben jeweils bestimmte Zielobjekte zu nehmen, zu sichern und nach „Echos“ zu durchsuchen. Ein mal gefunden, müssen die Zivil personen registriert und für die Evakuierung vorbereitet werden. Gerade hierbei arbeiten Deutsche „Das Kerngeschäft des Fallschirmjägerregiments“ Oberst Christan von Blumröder, Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 31, über „Storm Tide III“. Was macht die Übung so interessant für das Regiment? Es geht um eine militärische Evakuierungsoperation, also das Kerngeschäft des Fallschirmjägerregiments 31. Wir haben Gelegenheit, mit unseren engsten Verbündeten zu operieren und die engen Arbeitsbeziehungen weiter zu vertiefen. Welchen weiteren Benefit sehen Sie? Die Übung findet in ziviler Umgebung statt. So können wir unter ungewohnten, aber eben auch realitätsnahen Bedingungen üben. Gerade Foto: Bundeswehr/FschJgRgt 31 Von Markus Tiedke Fotos Jane Schmidt die Anwesenheit der Bevölkerung erfordert von den Soldaten eine Anpassung ihrer Handlungen. Sie dürfen die Bürger nicht verletzen, müssen sich aber gleichzeitig gegen mögliche Bedrohungen schützen. Wie werden sich diese Erfahrungen auswirken? Nach einer Übung unter so realistischen Bedingungen erwarte ich eine hohe Steigerung der Einsatzbereitschaft für unseren Kernauftrag. Dabei spreche ich nicht nur von der Kampf- und Schutzfähigkeit unserer Infanteriekräfte, sondern auch von den Fähigkeiten der Planung, Logistik und sanitätsdienstlichen Versorgung. und Briten, Belgier und Nieder länder besonders eng zusammen. So kann es passieren, dass von Deutschen befreite „Echos“ von britischen Royal Marines zum Evakuierungspunkt gebracht werden, wo dann belgische Paras oder niederländische Marine infanteristen den Abtransport übernehmen. Kampf im urbanen Raum Natürlich bleibt das Ein treffen der Verbündeten nicht unbemerkt und so kommt es regelmäßig zu Gefechten mit „Milizen“. Hier macht sich die Feuerkraft der deutschen „Wiesel“ mit ihren Maschinenka nonen bemerkbar. Im Feuerkampf auf kurze Entfernung in unüber sichtlichem Raum sind die hoch mobilen Waffenträger äußerst effektiv. Nach vier aktiven und anstrengenden Tagen endet die Übung für die Deutschen und Belgier bei Kortrijk. Am nahegelegenen Flughafen von Wevelgem gehen die Fallschirm jäger gemeinsam mit etwa drei Dutzend „Echos“ auf C130 Hercules, die sie „ausfliegen“. Planer und Schiedsrichter Tie demann spricht den Kameraden ein dickes Lob aus. „Die Män ner waren hoch konzentriert bei der Sache und trotz aller Widrig keiten bis zum Schluss auch hoch motiviert. Die Ausbildungs ziele wurden sämtlich erreicht. Das ist mehr, als ich erwar tet hätte. Wir können wirklich stolz sein.“ Das Video zur Übung „Storm Tide III“ unter: www.youtube.com/ bundeswehr 20. Juni 2016 ZOOM aktuell 9 Tage des Protests Aufbegehren in der DDR: Am 17. Juni 1953 kommt es zum Volksaufstand – die Sowjetunion reagiert mit ganzer Härte. Von Gabriele Vietze K eine vier Jahre besteht die DDR, da wird sie 1953 schon in Frage gestellt. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) will planmäßig den Sozialismus aufbauen. So hat es Walter Ulbricht im Juli 1952 auf der zweiten Parteikonferenz verkündet. Doch eine schwere Ernährungskrise schüttelt das Land, in der Nacht fließt kein Strom. Als Folge der Enteignungen und der Kollektivierung in der Landwirtschaft ist die Industrieproduktion gesunken. Revolte gegen angehobene Arbeitsnormen Die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung wächst. Am 15. und 16. Juni 1953 rufen Bauarbeiter in der Ostberliner Stalinallee – dem Prestigeobjekt der SED – zum Streik auf. Stündlich wiederholt der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) in seinen Nachrichtensendungen: „Arbeiter aller Industriezweige Ostberlins forderten besonders nachdrücklich, dass die Ostberliner sich am Mittwoch früh um sieben Uhr am Strausberger Platz zu einer Demonstration versammeln sollen (...). Vertreter der Arbeiter und anderer Gruppen der Ostberliner Bevölkerung hoben hervor, dass die Bewegung weit über Ostberlin und über den Rahmen einer Protestdemonstration gegen die Normerhöhung hinausgegangen sei.“ Die Streikenden fordern die Rücknahme der angehobenen Arbeitsnormen, die einer Lohnkürzung gleichkommen. Die SED-Führung soll außerdem die politischen Gefangenen freilassen, freie Wahlen abhalten und selbst zurücktreten – und Deutschland wiedervereinigt werden. Während der ersten Massenerhebung im Machtbereich der Sowjetunion demonstriert in Berlin eine Million Menschen weitgehend friedlich für Demokratie und Freiheit. Innerhalb von wenigen Tagen greift der Streik auf mehr als 700 Orte über, weitet sich vom Generalstreik zum Volksaufstand aus. Das SED-Regime ist überfordert. Die Sowjetunion reagiert. Mit Härte. Sie verhängt den Ausnahmezustand in 167 von 217 Landkreisen und übernimmt in weiten Teilen der DDR die Regierungsgewalt. Sowjetische Panzer vom Typ T-34 und die kasernierte Volkspartei schlagen die Proteste blutig nieder. Über 50 Menschen werden getötet, Hunderte schwer verletzt, etwa 15 000 werden festgenommen. Bis Ende Januar 1954 sind mehr als 1500 Angeklagte verurteilt. Zum Gedenken an den Aufstand in der DDR erklärt die damalige Bundesrepublik Deutschland den 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ zum gesetzlichen Feiertag. Schon am 4. August 1953 wird ein entsprechendes Gesetz erlassen. Straßen werden umbenannt. Erinnern an den Volksaufstand – der 17. Juni als Gedenktag Die Hoffnung des Westens auf eine Wiedervereinigung entpuppt sich nach dem Mauerbau im Jahr 1961 als Illusion. Der 17. Juni wird immer mehr zu einem Symbol der Niederlage – und der politischen Ohnmacht. Für die DDR-Machthaber bleibt der Tag bis zum Ende ihrer Deutschen Demokratischen Republik ein Trauma. Das Ende der DDR wird eingeläutet, als 1989 die innerdeutsche Grenze fällt. Am 29. September 1990 tritt der Einigungsvertrag in Kraft. Er erklärt den 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit und zum staatlichen Feiertag. So begehen die Deutschen im Jahr 1990 noch zwei Nationalfeiertage: zum letzten Mal den 17. Juni, zum ersten Mal den 3. Oktober. Der 17. Juni wird Gedenktag. Die Bundesregierung erinnert auf vielfältige Weise an die damaligen Ereignisse. So findet jedes Jahr am „Mahnmal des Volksaufstandes“ in Berlin eine Gedenkstunde statt, bei der an die Opfer des 17. Juni erinnert wird. Bundesweit werden zum Zeichen des Gedenkens öffentliche Gebäude beflaggt. Orte des Protests 2 | Brandenburger Tor Französischer Sektor 3 | Stalinallee Sowjetischer Sektor Berlin Amerikanischer Sektor 5 | Leipziger Straße Foto: picture alliance/akg-images 4 | Friedrichstraße Foto:picture alliance/Keystone 1 | Potsdamer Platz Foto: picture-alliance/akg-images 3 5 1 4 Foto:picture alliance/AP Photo 2 Foto: picture alliance/UPI Britischer Sektor Die DDR behauptete in ihrer propagandistischen Darstellung der Ereignisse vom 17. Juni 1953, hinter dem Aufstand hätten „faschistische Putschisten“ und westliche Agenten gestanden. Als Beleg für diese Deutung diente der SED der Fall Erna Dorn. Die angebliche „SS-Kommandeuse von Ravensbrück“ wurde am 22. Juni 1953 vom Bezirksgericht Halle wegen „faschistischer und Kriegshetze“ gegen die DDR zum Tode verurteilt und am 1. Oktober 1953 durch das Fallbeil hingerichtet. Fast alle Angaben über Dorn stammten aus den Verhörprotokollen des Ministeriums für Staatssicherheit. Sie waren mit großer Wahrscheinlichkeit manipuliert oder gefälscht worden, da sie unter dem direkten Druck des Regimes entstanden. Eine Nazivergangenheit Dorns konnte nicht nachgewiesen werden. Sie wurde Opfer politischer Strafjustiz in der DDR. Das Landgericht Halle hob das Urteil am 22. März 1994 postum auf. Dorns wirklicher Name ist bis heute unbekannt. Grafik: Bundeswehr/Eva Pfaender Der Fall Erna Dorn 10 aktuell SPORT 20. Juni 2016 Das Team zählt Fotos: Bundeswehr/Jonas Weber (6) Durchhaltevermögen gefordert: Der Military Fitness Cup bringt die Soldaten an ihre Grenzen. Alles abverlangt: Die Soldaten kämpfen sich über Hindernisbahn und durchs Wasser. Stabsunteroffizier Jessica Steppuhn (l.) macht Klimmzüge – doch das ist erst die Vorrunde. Von Stefan Rentzsch Fotos Jonas Weber Warendorf. Stabsunteroffizier Jessica Steppuhn erklimmt die Eskaladierwand. Die Mittagssonne brennt auf die Haut der 32-Jährigen. Vier Soldaten bleiben ihr dicht auf den Fersen, feuern sie an, helfen ihr, wenn es nötig wird. Es ist das Team „Friendship“, das sich mit gepacktem Rucksack und Gefechtshelm über die Hindernisbahn beim Military Fitness Cup kämpft. 100 Soldaten haben in der vergangenen Woche an der Sportschule in Warendorf ihre militärische Fitness bei dieser ersten offiziellen Ausgabe des Wettbewerbs unter Beweis gestellt. Sportliche Fähigkeiten und militärische Fertigkeiten stehen im Fokus der zwei leistungsintensiven Tage. Schon am ersten Tag an der Grenze Bereits bei den zwei Auftaktwettkämpfen geht es richtig zur Sache. In einem Staffellauf legen die Soldaten 800 Meter zurück, stemmen 15 Kilogramm schwere Munitionskisten und zeigen, wie schnell sie sich auf dem Gefechtsfeld bewegen können. Im zweiten Teil kämpfen sie sich über einen Parcours, der jeweils drei Einheiten Liegestütze, Kniebeuge, Beckenheben, Kastensprünge, Dips und Sprünge in den Liegestütz fordert. Dazu kommen zwei Klimmzüge und ein Liniensprint. Klingt einfach? Nicht, wenn die Männer den Parcours zehn Mal und die Frauen acht Mal absolvieren müssen. Nach dem ersten Tag sind die Wettkämpfer jedenfalls „offen“ – so nennen Soldaten den Zustand völliger Erschöpfung. Doch viel Zeit zur Regeneration bleibt ihnen nicht. Der bevorstehende knapp neun Kilometer lange Teamwettbewerb wird sie noch viel mehr fordern. Nach mehreren Hindernissen und fünf Schüssen aus einer Laserwaffe ist die Hindernisbahn für das Team „Friendship“ geschafft. Die Gruppe nähert sich dem Kasernenteich. Hier heißt es: Zeltbahn packen und schnell durch das Wasser. „Kommt. Gebt Gas!“, feuert der Teamführer Oberleutnant Alexander Tokodi seine Schützlinge an, während sie vom Waten ins Schwimmen übergehen – immer darauf achtend, dass kein Wasser in die Zeltbahnen dringt. Immerhin geht es etwas abgekühlt weiter. Die Soldaten kriechen jetzt durch zwei enge Röhren, die durch einen kleinen Tümpel miteinander verbunden sind. Wer gerade erst getrocknet ist, wird hier wieder nass. Eine Mischung aus Schweiß und Wasser tropft den Wettkämpfern von den Gesichtern. Doch die starke Leistung vom Vortag, nach dem das Team auf dem vierten von 14 Plätzen liegt, hat der Gruppe genug Selbstvertrauen für die Herausforderung des Tages gegeben: Die Hindernisbahn der Militärischen Fünfkämpfer, die einen Kilometer Fußmarsch entfernt ist. Die Bahn ist ein echter Brocken. 20 anspruchsvolle Hürden auf 500 Metern müssen bewältigt werden. Spätestens hier wird klar, was die häufig bemühte Floskel von der gelebten Kameradschaft bedeutet. Die Soldaten wissen: Allein werden sie scheitern. Nur als Team können sie die Hürden überwinden. Fünfmeterleiter, Schrägmauer, Löwengrube: „Friendship“ weiß, was Teamwork heißt: Rucksäcke werden abgenommen, Räuberleitern gebildet, Kameraden abgestützt. Tokodi koordiniert sein Team in jeder Situation – treibt es immer wieder an. „Ihr seid Das wird gefordert REGELN UND ABLAUF • Teilnahme einzeln oder als Team möglich • Teams bestehen aus fünf Soldaten (davon eine Frau und ein Soldat über 36 Jahre) 1. WETTKAMPF: MILITÄRISCHE FITNESS • 800 Meter-Lauf • 15 Kilogramm-Munitionskasten ausstoßen (Männer: 70 Mal; Frauen: 30 Mal) • Parcours (Sprinten, Gleiten, Kriechen, Verletzte Bergen, Handgranatenzielwurf, Sprint mit zwei Munitionskästen) 2. WETTKAMPF: FUNKTIONALE FITNESS • Parcours (zwei Klimmzüge, Liniensprint, • jeweils drei Liegestütze, Kniebeuge, Beckenheben, Kastensprünge, Dips, Liegestütz-Strecksprung) Männer: zehn Durchgänge; Frauen: acht Durchgänge 3. WETTKAMPF: TEAMWETTBEWERB • Mehrere Stationen auf einer insgesamt neun Kilometer langen Strecke. Darunter: militärische Hindernisbahn, Durchqueren eines Gewässers, Hindernisbahn des Militärischen Fünfkampfs, Zerlegen und Zusammensetzen von Waffen, Panzeraufklärung, Gedächtnistest super, Leute!“ Das fruchtet: Die Mienen der Kameraden sind verbissen – Ehrgeiz steht ihnen ins Gesicht geschrieben, auch wenn die klammen Uniformen inzwischen voller Sand und Erde sind. Auf den Zusammenhalt kommt es an Das Ziel ist greifbar. Kurz davor gibt es eine Überraschung: Das Team muss Fragen über ein Puzzlemotiv beantworten, das es kurz nach dem Start zusammenfügen musste. Nur zwei von fünf Antworten sind richtig – das bedeutet drei schweißtreibende Strafrunden. Endlich erreicht die Gruppe das Ziel. Völlig erschöpft, aber glücklich klatschen die Kameraden die Hände, fallen sich in die Arme. „Ich bin stolz und froh, dass wir es geschafft haben“, sagt Jessica Steppuhn. Zum Glück habe das Team ihr immer wieder den Rucksack abgenommen. „Mit ihm hätte ich es nicht geschafft“, sagt die Soldatin. Drei Stunden und 22 Minuten hat das Team „Friendship“ gebraucht – und liegt damit nur 16 Minuten hinter den Erstplatzierten vom Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum. Der fünfte Platz ist für die fünf Soldaten, die sich erst zwei Tage zuvor kennenlernten, ein mehr als achtbares Ergebnis. Das findet auch Kapitän Tokodi: „Das war eine großartige Leistung. Wir hatten keine Vorbereitung. Unsere Leute waren stark, Jessica hat durchgezogen. Wir sind stolz auf uns“, sagt der 30-Jährige. 20. Juni 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 In Bewegung Jugendliche entwickeln an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr eine neue Bewegungshilfe für das Bein. Hamburg. An der HelmutSchmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg forschen nicht nur Studenten und Professoren, sondern auch Schüler. „Wissenschaft zum Anfassen“ war das Ziel von Maschinenbauingenieur Robert Weidner. Er will Jugendliche für seinen Beruf begeistern, indem er ihnen ermöglicht, an aktuellen Forschungsthemen aktiv mitzuarbeiten. „Als Jugendlicher habe ich mir ein solches Angebot immer gewünscht.“ Also schrieb Weidner das Projekt „TeenLab“, eine einjährige Forschungsarbeit an der Bundeswehr-Universität, aus. Für das Forschen im Laboratorium Fertigungstechnik meldeten sich 13 Schüler und entwickelten sogenannte Exoskelette für Arme und Beine entwickelt. Exoskelette sind körperumschließende Skelette, die Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Bewegung erleichtern sollen. Bewegung und Innovation Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Abiturientinnen Anne Katrin Schweim (19), Marie Anne Schweim (19) und Sarah Grube (17) entwickelten mit ihrem Teamleiter Jens Müller ein neuartiges Exoskelett für Beine. Mit ihrer Erfindung gewannen sie unter anderem den Landeswettbewerb „Jugend forscht“ in der Kategorie Technik und den Sonderpreis „Innovation für Menschen mit Behinderung“. „Die drei haben einen enormen Wissensdurst entwickelt und viel mehr Zeit von uns gefordert als ursprünglich eingeplant“, sagt Müller. Forschen für Menschen Die Nachwuchsforscher untersuchten zunächst die menschliche Kniebewegung. Dabei stellten sie fest, dass ein flexibles Gelenk erforderlich ist, um die natürliche Bewegung des Menschen zu gewährleisten. „Deshalb haben wir ein unterstützendes System gebaut, das eine natürliche Kniebewegung nicht nur in eine, sondern in mehrere Richtungen ermöglicht“, sagt Anne Katrin Schweim. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Bisher ist der Nutzer in seiner Bewegung eingeschränkt – und kann sogar Schmerzen bekommen. „Wir ersetzen die Bewegung nicht, wir unterstützen sie. So können wir zum Beispiel älteren Menschen das Hinsetzen und Aufstehen erleichtern. Dadurch können wir ihre Mobilität verbessern“, erklärt die Schülerin. Der Prototyp, den die Schülerinnen gebaut haben, ist noch nicht ganz aus- Fotos: HSU HH/Stefan Reichart (2) Von Irina Henrich Neue Technik: Die Schülerinnen haben ein System entwickelt, das besonders beweglich ist. gereift, Gewicht und Gestaltung sollen noch optimiert werden. Bis das Exoskelett tatsächlich getragen werden kann, wird es also noch eine Weile dauern. „Aber wir arbeiten daran“, sagt Marie Anne Schweim. Ihre neue Gelenkkonstruktion haben die drei bereits zum Patent angemel- det. Die Erfindung könnte auch einsatzversehrten Soldaten zugutekommen, Kindern mit Handicap das Laufen erleichtern oder – in etwas abgewandelter Form – Astronauten beim Wiederaufbau ihrer Muskulatur unterstützen. Auch wenn das „TeenLab“ vorbei ist, werden die Schüle- rinnen weiter forschen. Was sie studieren möchten, wissen sie noch nicht genau. Sarah überlegt in Richtung Medizintechnik zu gehen, Anne und Marie interessieren sich eher für Biologie oder Chemie. Auch Maschinenbau finden die drei Gymnasiastinnen äußerst spannend. Der Technik-Fan Anwendungsprogrammierer Oberleutnant Thomas Eberle entwickelt Software – speziell für die Bundeswehr. Was ist Ihr höchstes Gut? Meine Familie und meine Freundin. Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? „Das kriegen wir schon hin.“ Foto: Bundeswehr/Daniel Heinen Erndtebrück. Etwas anderes als ein Studium der Informatik ist für Thomas Eberle nie in Frage gekommen. Mit acht Jahren bekam er seinen ersten Computer. Innerhalb kürzester Zeit kannte er sich so gut damit aus, dass er die PCs für den gesamten Familien- und Freundeskreis zusammenbaute und installierte. Und natürlich konnte er auch schon als Teenager einfache Spiele programmieren. „Ich bin ein unglaublicher Fan von Technik in jedem Bereich“, bekennt der 26-jährige Oberleutnant. Jede Hochschule hätte ihn genommen. Doch der junge Technik-Fan wollte unbedingt zur Bundeswehr: „Mich hat die Kameradschaft angezogen“, sagt er. Dort arbeite man anders zusammen als im zivilen Leben – weniger Distanz, mehr Teamgeist. Niemand sei auf sich allein gestellt, auch nicht nach Dienstschluss. Dass man als Offiziersanwärter an der Universität der Bundeswehr in München ein volles Gehalt bekommt und sich so auf das Studium konzentrieren kann, kam für Eberle als ein zusätzlicher Pluspunkt dazu. Im Alltag entwickelt der Anwendungsprogrammierer Software, die auf die ganz speziellen Bedürfnisse der Bundeswehr zugeschnitten ist. So haben Eberle und sein Team Wie können Sie am besten entspannen? Mit meiner Freundin gemütlich einen Film schauen oder saunieren. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Calvin Harris, nur um einmal zu erleben, wie es ist, als Profi-DJ zu arbeiten. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Stephen Hawking. Ein Mensch der sich seelisch nichts nehmen lässt und genau das tut, was ihn am meisten interessiert. Die Wissenschaft. Was treibt Sie an? Der Wille, immer etwas Neues zu entdecken. Das Leben ist ein wahres Abenteuer. Welches Lied singen oder hören Sie gern? ACDC – „You shook me all Night long.“ Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten? Ehrlichkeit und Offenheit. 12 aktuell VERMISCHTES 20. Juni 2016 Tram statt Truppe Von Cornelia Riedel Fotos Martin Glinker Dresden. Zur ersten Begegnung kommt es vor Halle zwei in der Wettiner Kaserne in Frankenberg. Der Auftrag: Jobtausch. Stabsgefreiter Alexander Zinke und der Straßenbahnmechatroniker Toralf Schoeps tauschen für einen Tag ihre Arbeit – und die hat bei beiden mit großem Gefährt zu tun. Alexander Zinke kümmert sich bei der Stabskompanie Panzergrenadierbrigade 37 in Frankenberg um die Instandsetzung und -haltung von Klimaanlagen und Stromaggregaten. Toralf Schoeps ist Experte für die Wartung, Endabnahme und Inbetriebnahme der Dresdener Straßenbahn. Die Werkstatt im Feld „Das Gerät, für das ich zuständig bin, wird gebraucht, um im Feld den Gefechtsstand des Brigadestabes mit Strom, Kühlung und Wärme zu versorgen“, erklärt Zinke und zeigt seinem zivilen Tauschpartner das Kühlaggregat des wohnwagengroßen, flecktarnfarbenen 016 24/2 Hängers, der mit Technik vollgestopft ist. „Meine Aufgabe ist unter anderem, die elektrischen Einheiten zu prüfen, Verschleißteile zu wechseln und auch zu säubern“, sagt Zinke. Mit einer Taschenlampe leuchtet Toralf Schoeps ins Innere des Aggregats. Die Armee kennt er noch aus Zeiten der Nationalen Volksarmee. „Mal wieder durch ein Kasernentor zu fahren und zu schauen, was sich in 25 Jahren verändert hat, das hat mich am Jobtausch besonders gereizt“, sagt Schoeps. „Jetzt steht kein Soldat mehr mit einer Waffe davor – und es scheint keinen Frühsport zu geben“, bemerkt er lächelnd, nachdem er das Kasernentor durchfahren hat. Mit einer Leiter steigen Schoeps und Zinke hinauf zum Aggregat. „Wir müssen im Feld oder Einsatz auch mal etwas mit begrenzten Mitteln reparieren, das unterscheidet sicher unsere Arbeit“, sagt Stabsgefreiter Zinke und zeigt Schoeps den Luft- und Ölfilter seines Stromaggregats. Beim Gegenbesuch auf dem Fotos: Bundeswehr/Martin Glinker (2) Beim Jobtausch bekommen ein Stabsgefreiter und ein Straßenbahnmechaniker Einblick in andere Arbeitswelten. Feinarbeit an großem Gerät: Der Jobtausch stellt Toralf Schoeps (l.) und Alexander Zinke vor neue Herausforderungen. Betriebshof Gorbitz der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wird für Stabsgefreiten Alexander Zinke dann ein Kindheitstraum wahr: einmal selbst Straßenbahn fahren. In der Werkstatt prüfen der Instandsetzungssoldat und Schoeps von den Dresdner Verkehrsbetrieben eine Straßenbahntür. „Wir wechseln die Führungsrolle hier oben“, erklärt Schoeps und deutet an die Oberseite der Tür. Er ist ausgebildeter Schlosser und kennt die Dresdner Bahnen in- und auswendig: „Bei uns muss an den Niederflurwagen jeder alles können. Deshalb war es für mich interessant zu sehen, dass die Soldaten sehr auf ihr jeweiliges Material und Gerät spezialisiert sind“, sagt er. Ein Kindheitstraum wird wahr Insgesamt 166 Stadtbahnwagen zählen zum Fuhrpark der Dresdner Verkehrsbetriebe. „Pneumatik und Hydraulik spielen hier eine größere Rolle. In meinem Bereich bei der Bundeswehr habe ich hauptsächlich mit Elektrik und Verbrennungsmotoren zu tun“, sagt Zinke. Für den Stabsgefreiten hat sich der Tag gelohnt: Etwas zu reparieren und instand zu setzen und zu sehen, wie etwas funktioniere, das sei genau sein Ding, sagt der Soldat, als er nach einer gemeinsamen Runde mit einem Fahrlehrer am Steuer der Straßenbahn aus dem Führerhaus klettert. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 24/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 22/2016: 8 6 7 9 Gewonnen hat: Volker Kusch Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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