ansehen - Erdöl Vereinigung

Petrosphäre
Aktuelle Informationen rund um das Erdöl
Nr. 2 / Juni 2016
— Wie ökologisch sind Elektro­
autos wirklich?
Ein Blick auf den gesamten
Lebenszyklus eines Elektroautos.
Seiten 6/ 7
— «Bist du alt genug?»
Neues Sujet für den Jugend­schutz in den Schweizer Tank­
stellen­shops.
Seite 8
Ölheizungen weiterhin Nr. 1
Laut Energiestrategie 2050 naht das Ende der
Ölheizungen. Die Statistik zeigt jedoch, dass
sie sich im Markt noch lange behaupten werden.
B
© Foto: Westend61/Jo Kirchherr/Keystone
—D
oppelte Energieeffizienz,
halbe Ölmenge
Eine neue Ölheizung, die rund
50% weniger Heizöl verbraucht.
Seiten 9/ 10
eim Heizölabsatz ist ein langjähriger Abwärtstrend nicht zu übersehen. Wurden zwischen 2001 und
2005 im Jahresdurchschnitt noch über 4,7
Millionen Tonnen Heizöl abgesetzt, waren es in der Fünfjahresperiode 2011 bis
2015 noch knapp 3,3 Millionen Tonnen. In
Klammern sei bemerkt, dass damit auch
der CO2-Ausstoss durch Brennstoffe um
knapp ein Drittel zurückgegangen ist. Die
Gründe für den Absatzrückgang liegen
vor allem im Ersatz von älteren Heizungsanlagen und in der energetischen Sanierung der Gebäude. Von einem eigentlichen «Ausstieg» aus der Ölheizung kann
hingegen keine Rede sein, wie ein genau-
gen von 15 auf 16%. Wärmepumpen konnten ihren Marktanteil sogar von 8 auf 11%
erhöhen. Holz und Elektrizität sowie andere Energieträger verharrten dagegen
bei etwa 12%, 10% und 3% (Abb. 1, Seite 3).
Wo eine Ölheizung drin ist, bleibt
Ein Blick auf die Bauperioden verdeutlicht, dass sich ein überdurchschnittlich
sie auch
Ein Rückblick auf die Marktanteile der hoher Anteil an Ölheizungen in GebäuHeizungsenergieträger bei Gebäuden mit den findet, die zwischen 1946 bis 1980
Wohnnutzung zeigt, dass Heizöl auf dem erstellt wurden. Und dort behaupten sie
Schweizer Markt schon seit einigen Jah- sich auch: Vergleicht man den Anteil der
ren an Gewicht verliert. In den 1980er-Jah- Ölheizungen in diesen Gebäuden in den
ren lag der Anteil der mit Öl beheizten Jahren 2009 und 2014, ist nur ein geringer
Gebäude zwischen 60 und 70%. Von 2009 Rückgang von 1 oder 2% zu verzeichnen.
bis 2014 fiel er von 52 auf 48%. In diesem Kurz: Wo eine Ölheizung drin ist, bleibt
Zeitraum stieg der Anteil der Gasheizun- sie in der Regel auch. Bei den neueren
Herausgeberin: Erdöl-Vereinigung / www.erdoel.ch
1
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erer Blick auf die Zahlen des Bundesamts
für Statistik (BFS)1 zeigt: Erstaunlich wenige Nutzer steigen von Öl auf andere
Energieträger um.
06.06.16 14:57
// PERSÖNLICH
Rechnung ohne
den Wirt gemacht
Die Erfinder der ambitiösen Energie- und
Klimaziele planwirtschaftlicher Prägung
mussten in letzter Zeit erkennen, dass
sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht
haben. Einige Beispiele: In Deutschland
soll der Absatz von E-Mobilen nun mit
Staatshilfe massiv angekurbelt werden,
um doch noch wenigstens annähernd an
die hochtrabenden Ziele der Bundesregierung heranzukommen. Im jüngst publizierten Schlussbericht «Erfolgskontrolle Gebäudeenergiestandards» musste
unser Bundesamt für Energie feststellen,
dass die Leute nach wie vor lieber warm
als kalt duschen und ihre Räume auch
dann gerne lüften, wenn sie in einem
M
­ inergiegebäude wohnen.
Ein Graben zwischen energiepolitischem Wunschdenken und der Realität
klafft auch im Wärmemarkt. Das zeigt
unser Blick in die Gebäude- und Wohnungsstatistik im Leitartikel in dieser Petrosphäre. Wen wunderts: Der Mensch
erfüllt die am Reissbrett konstruierten
Spar- und Verhaltensvorgaben nicht. Die
politischen Entscheidungsträger beim
Bund und in den Kantonen wären aus
Rücksicht auf Freiheit und Eigenverantwortung des Individuums wohl gut beraten, der Realität in die Augen zu sehen
und bei der Formulierung der Energieund Klimaziele von unrealistischen Forderungen abzusehen.
Roland Bilang
Geschäftsführer Erdöl-Vereinigung
2
90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 2
­ ebäuden (Baujahr 2006 und jünger) ist
G
das anders: Hier werden nur noch 6% mit
Öl beheizt, den Löwenanteil tragen hier
Wärmepumpen mit 60% Marktanteil, Erdgas kommt auf 20%.
Der Umstand, dass in Neubauten seit
einigen Jahren kaum noch Ölheizungen
eingebaut werden, mag massgeblich zum
irreführenden Bild beitragen, dass Heizen
mit Öl ausgedient hat. Die absoluten Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache und zeigen, dass Ölheizungen nach
wie vor eine herausragende Rolle spielen
und diese noch für viele Jahre behalten
werden. Zwischen 2009 und 2014 ging der
Bestand der mit Öl beheizten Gebäude lediglich von rund 841 000 auf etwas unter
819 000 (also um 2,6%) zurück. Noch
«Ölheizungen spielen
nach wie vor eine
herausragende Rolle
und werden diese
noch für viele Jahre
behalten.»
Je weniger Zimmer eine
Wohnung hat, desto grösser
ist die Wahrscheinlichkeit,
dass sie sich in einem mit Öl
beheizten Gebäude befindet.
deutlicher wird die Bedeutung der Ölhei- Wärmepumpen und Holzheizungen mit
zung, wenn man sich vor Augen hält, dass steigender Zimmerzahl zu (Abb. 2, Seite 3).
Selten manifestieren sich Zielkonflikte
2014 in unserem Land beinahe 2,3 Millionen Wohnungen mit Öl beheizt wurden. der Energiepolitik deutlicher als anhand
Während die Zahl der mit Öl beheizten solcher Zahlen: Preisgünstiger Wohnraum
Wohnungen in den letzten fünf Jahren in in 30- bis 40-jährigen Gebäuden wird heu­einigen Kantonen wie Zürich, St. Gallen, te vorwiegend mit Öl beheizt. Wer einen
Basel-Landschaft und in der Waadt rück- konsequenten Technologiewandel for­dert,
läufig war, blieb sie andernorts ziemlich kommt also nicht um die Frage herum,
stabil oder nahm sogar leicht zu, so etwa wie sozialverträglich die Forderung radikaler und entsprechend kostspieliger
in den Kantonen Wallis und Bern.
Energiespar- und CO2-Reduktionsziele ist –
oder wer die enormen Kosten für einen
Öl für die Kleinen, Wärmepumpen
baldigen Heizölausstieg tragen würde.
für die Grossen
Schauen wir die Zahlen noch näher an.
Dabei zeigen die eingangs erwähnten
Die Analyse der Energieträger in Abhän- Absatzzahlen, dass der Zielkonflikt eingigkeit von der Wohnungsgrösse fördert fach umgangen werden könnte, wenn
interessante Erkenntnisse an den Tag. alte Ölheizungen durch moderne Heiz­
Vereinfacht lässt sich festhalten: Je weni- systeme mit Brennwerttechnik ersetzt
ger Zimmer eine Wohnung hat, desto grö- würden. Energiesparen, Klimaschutz und
sser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie preisgünstiger Wohnraum stellen in der
von einer Ölheizung gewärmt wird. 63% Praxis keine Widersprüche dar. ///
der Einzimmerwohnungen in der Schweiz
werden mit Öl beheizt, ebenso mehr als
die Hälfte der 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnu­ 1 BFS: Gebäude- und Wohnungsstatistik (GWS)
ngen. Umgekehrt nimmt der Anteil der 2014
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
06.06.16 14:57
// GLOBALE ENTWICKLUNG
Marktanteile verschiedener Heiz­energieträger
Heizöl
2009 Erdgas
2010 Holz
2011 2012 Wärmepumpe
2013 Elektrizität
2,8
Quelle: BFS
2,6
9,7
10,4
11,3
8,0
11,9
12,2
14,9
15,9
48,4
51,9
2009 bis 2014 (in %)
Andere
2014 Anteil Heizenergieträger in Wohnungen
In den letzten 25 Jahren reduzierte sich der
Absatz von Heizöl Extra-Leicht um 42,7%,
dies entspricht einem durchschnittlichen
Rückgang von 1,7% pro Jahr (Absatz von
Heizöl Extra-Leicht 2015: 3 164 109 Tonnen).
48% der Wohngebäude in der Schweiz
wurden 2015 mit Heizöl geheizt, 1990 waren es noch 61%. Dieser Rückgang verlief
also deutlich weniger stark als derjenige
beim Absatz. Es greift zu kurz, diese Diskrepanz alleine mit den milderen Wintertemperaturen zu begründen. Die Trendlinie bei den sogenannten Heizgradtagen in
den letzten 25 Jahren verläuft zwar ebenfalls nach unten, aber in einem sehr geringen Ausmass. Die Winter 2010 und 2013
waren deutlich kälter als die Durchschnittswinter der letzten zwei Dekaden.
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
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1 Zimmer
Heizöl Erdgas Wärmepumpe Holz 48%
Die Ölbrennwerttechnik ist zu einem gros­
sen Teil für diesen Absatzrückgang beim
Heizöl verantwortlich. Durch die zusätzliche Nutzung der Wärme im Wasserdampf
der Abgase ist Heizen mit Öl deutlich leistungsfähiger und wirtschaftlicher gewor-
5 Zimmer
Elektrizität 49,1
15,4
13,4
11,7
7,3
3,0
8,3
6,4
5,6
5,9
4 Zimmer
18,9
13,6
8,3
7,1
4,5
21,2
5,2
6,1
4,9
7,2
3 Zimmer
47,5
52,6
55,7
4,7
5,9
4,9
7,8
20,9
21,2
2 Zimmer
Quelle: BFS
© Foto: EV
2,9
3,4
4,0
7,0
19,3
55,4
63,4
Nach Zimmerzahl (in %)
>6 Zimmer
Andere
den. Die höhere Energieeffizienz von Ölbrennwertanlagen führt zu einem
geringeren Verbrauch von Heizöl. Durch
weitere energiewirksame Sanierungsmassnahmen wie bspw. den Ersatz von Fenstern
kann der Wärmebedarf zusätzlich reduziert werden. Für einige der neuen Ölbrennwertkessel ist zudem der Einsatz von
Ökoheiz­öl schwefelarm vorgeschrieben. Im
Unterschied zur Euroqualität ist dieser
Brennstoff nahezu schwefelfrei. Schwefeldioxid ist somit kein Thema mehr. Der Anteil von Ökoheizöl schwefelarm steigt seit
der Einführung im Jahr 2007 stetig an, im
Jahresdurchschnitt 2015 lag er bei über
35%. ///
Quellen: Bundesamt für Energie (BFE), Bundesamt für Statistik (BFS), Carbura
3
06.06.16 15:46
// INTERVIEW
Zwei Jahrzehnte im Einsatz
für die EV
Eine Branche im Wandel: Vor 20 Jahren konnte noch nicht
überall in Europa bleifrei getankt werden, und heute
sind auf unseren Strassen Hybridfahrzeuge unterwegs.
D
er scheidende EV-Präsident, Rolf
Hartl, nimmt im Gespräch mit der
Petrosphäre Stellung zu alten und
neuen Herausforderungen.
Ist die Haltung gegenüber den fossilen
Energieträgern kritischer geworden?
Seit es die fossilen Energieträger gibt, werden diese kritisch begleitet. Die öffentliche
Diskussion durchlief allerdings verschiedene Wellen. So waren die 1970er-Jahre geprägt durch die beiden «Ölpreisschocks»,
welche die Abhängigkeit der Industriestaaten von der fossilen Energie aufzeigten.
Das folgende Jahrzehnt hingegen war von
der Umweltdiskussion – Stichwort «Wald­
Rolf Hartl
© Foto: EV
Präsident der Erdöl-Vereinigung
Rolf Hartl ist Präsident der EV mit
Sitz in Zürich. Seit 2011 arbeitet
der promovierte Jurist als selbstständiger Rechtsanwalt, zwischen
1994 und 2011 war er Geschäftsführer der EV. Hartl ist u.a. Präsident des Schweizerischen
Energierats und Präsident der
Stiftung Klimaschutz und CO2Kompensation KliK. An der Mit­
glieder­­versammlung Ende Juni
2016 tritt Rolf Hartl als Präsident
der EV zurück.
4
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sterben» – dominiert. Sämtliche Diskussio- in der Schweiz auf einem unbedenklichen
nen verliefen und verlaufen übrigens nie Niveau. Blei und Schwefel sind aus dem
unabhängig von der Ölpreisentwicklung.
Benzin verschwunden. Diese Entwicklung
sowie der Einsatz von Heizöl schwefelarm
haben zu einem deutlichen Rückgang der
Stickoxidbelastung geführt. Aber auch die
VOC-Emissionen in Tanklagern und an den
Tankstellen fallen praktisch weg.
«Unsere Branche ent­
wickelt ihre Produkte
kontinuierlich weiter,
so dass die klassischen
Luftschadstoffe heute
kein Thema mehr
sind.»
Wie setzt sich die globale Fahrzeugflotte
im Jahr 2040 zusammen?
Die Flotte der Personenwagen wird bunter
sein: Die Zahl der Fahrzeuge, die mit Strom
oder mit Wasserstoff betrieben werden,
wird zunehmen. Die fossilen und energie­
effizienten Antriebssysteme werden aber
weiterhin den Grundstock bilden. Die VerFestzuhalten bleibt, dass das Erdölzeitalter besserungen der Verbrauchseffizienz sind
nun knapp hundert Jahre dauert. Insge- übrigens noch lange nicht abgeschlossen.
samt war es ein Segen für die Menschheit. Bei den grösseren Nutzfahrzeugen und
Erdöl ist der sprichwörtliche Motor, der die auch in der Luft und zu Wasser bleiben fosWeltwirtschaft antreibt. Das Ende des Erd- sil betriebene Lösungen tonangebend.
ölzeitalters wird dann eingeläutet, wenn
sich Alternativen durchsetzen. Die «Peak- Welches sind die nächsten grossen
Oil»-Thesen sind und waren falsch.
Herausforderungen, die auf die
Branche und somit auf Ihren Nachfolger
Waren Sie in den letzten zwei Jahr­
zukommen werden?
zehnten hauptsächlich als Konsumen­
Die ganze Leistung, die hinter der gut funktenschützer unterwegs?
tionierenden Versorgungskette mit ErdölDas kann man durchaus so sehen. Wir set- produkten steckt, muss der Öffentlichkeit
zen uns für eine liberale Wirtschaftsord- immer wieder vor Augen geführt werden.
nung ein. Davon profitieren die Konsumen- Gerade weil das reibungslose Funktio­
ten. Wir wollen zum Beispiel, dass die nieren der Versorgungskette mittlerweile
Wahlfreiheit bei den Heizsystemen be­ste­ als Selbstverständlichkeit wahrgenommen
hen bleibt. Und in den Tankstellen­shops wird. Für den Erhalt einer intakten Ver­
sollen die Kunden weiterhin die Möglich- sorgung wird sich die Branche weiterhin
keit haben, abends und an den Wochen­ für die entsprechenden Rahmenbedingunenden kleinere Einkäufe zu tätigen.
gen – vor allem in der Klima- und Energie­
politik – einsetzen.
Welches ist die grösste Errungenschaft
der Branche zur Senkung der Emissions­
Herr Hartl, wir danken Ihnen für das Gewerte?
spräch. Für Ihren neuen Lebensabschnitt
Unsere Branche entwickelt ihre Produkte wünschen wir Ihnen alles Gute. ///
kontinuierlich weiter, so dass die klassischen Luftschadstoffe heute kein Thema
mehr sind. Diesbezüglich leben wir heute
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
06.06.16 14:57
// FEV
Computermodelle für treibstoff- und
leistungseffiziente Motoren
Motorenexperimente sind zeitaufwendig und teuer. Ingenieuren
ist es gelungen, Computermodelle zur Rationalisierung
dieser Arbeiten zu entwickeln und an Motoren zu validieren.
120
100
80
60
40
Quelle: cfs, sa
Leistung (kW)/Abweichung (%)
Leistung eines Diesel-Flugzeugmotors mit zweistufiger Turboaufladung
bei unterschiedlicher Drehzahl
20
0
–20
2000
2500
3000
3500
4000
Drehzahl (U/min)
Vergleich von Computersimulationen mit Messdaten am Prototyp
Simulation 2-stufig (Bodenhöhe) Messung 2-stufig (Bodenhöhe) Abweichung Messung/Simulation 2-stufig (Bodenhöhe)
Simulation Leistungsverbesserung 1-stufig zu 2-stufig
Simulation 2-stufig (Flughöhe) Simulation 1-stufig (Flughöhe) D
ank Downsizing und Aufladung
konnten Fahrzeughersteller in
den letzten Jahren die Treib­
stoff­effizienz von Verbrennungsmotoren praktisch ohne Leistungsverlust
wesentlich steigern, um die zunehmend anspruchsvolleren gesetzlichen
Vorgaben zum CO2-Ausstoss zu erfüllen. Eine Erfolg versprechende Fortschreibung dieses Entwicklungspfades
ist der Einsatz zweistufig aufgeladener
Systeme. Dieser Herausforderung stellte
sich ein Projektteam der Firmen combustion and flow solutions GmbH
(cfs), verantwortlich für Projektleitung, ­Optimierung und Motorenauslegung, sa charging solutions AG (sa),
zuständig für Motorenaufbau und Prototypentest sowie des Laboratoriums
für Aerothermochemie und Verbrennungssysteme (LAV) der ETHZ, welches Simulationsmodelle zu Verbrennungsprozessen entwickelt.
Herausforderung Flugzeugmotor
Im Auftrag eines Motorenherstellers
war ein Diesel-Flugzeugmotor so zu
optimieren, dass er auch bei tieferem
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 5
nalmotors mit dem Ziel, die Güte der
Modellresultate mit dem realen Motorverhalten zu überprüfen. Das Resultat
war eine praktisch perfekte Übereinstimmung. Anschliessend folgten die
Optimierungsarbeiten mit einer eigens
dazu entwickelten Software. Wie
Dr. Christian Lämmle, Geschäftsführer
der cfs, es beschreibt: «Wir testeten
virtuell Hunderte von zweistufigen
Turboladern und selektionierten den
besten zum Bau eines Prototyps.»
... und Reality Check
Der Vergleich von Messresultaten aus
dem Betrieb des Prototyps mit Modellberechnungen war überzeugend: Die
Ergebnisse zur Motorenleistung waren beinahe deckungsgleich. Zudem
lassen die Simulationsberechnungen
auf grösserer Flughöhe eine deutliche
Leistungssteigerung von über 20% erwarten, was im Flugbetrieb jedoch
noch zu verifizieren ist (siehe Abb.)
Luftdruck in grösserer Flughöhe treibstoffeffizient genügend Leistung bereitstellt. Dazu verfolgte das Team als
Strategie eine zweifache Aufladung.
Zudem sollte der Optimierungsprozess möglichst weitgehend automatisiert werden. So liessen sich Dutzende
von Versuchen und Motorkonstruktio- Fazit
Auf diesem Weg lassen sich Kosten für
nen vermeiden.
den Bau von Prototypen unterschiedlicher Konfiguration einsparen und
die Entwicklungszeit stark reduzieren.
Trotzdem wird noch weiteres Verbesserungspotenzial geortet, denn die
Berechnungen dauern selbst auf den
leistungsstarken Computern der ETHZ
immer noch einige Tage. Dennoch ist
das Optimierungsverfahren bei Motorenherstellern bereits eine gefragte
Dienstleistung, welche einen positiven Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit
leistet. ///
«Wir testeten virtuell
Hunderte von zwei­
stufigen Turboladern
und selektionierten
den besten zum Bau
eines Prototyps.»
Modellaufbau, Optimierungs­
programm ...
Am Anfang dieser vom FEV1 unterstützten Arbeiten stand der Aufbau des
Simulationsmodells sowie des Origi- ¹ Forschungsfonds der Erdöl-Vereinigung
5
06.06.16 14:57
// movi-mento.ch
Wie ökologisch sind
Elektroautos wirklich?
Messeauftritte
Unterwegs
Ein Blick auf den gesamten Lebens­
zyklus eines Elektroautos zeigt, dass
dieses unter Umständen weniger
umweltfreundlich ist als ein konventionell angetriebenes Auto.
movi-mento war sowohl an der
Mustermesse in Basel wie auch
an der BEA in Bern am Stand
von «co2tieferlegen» präsent. Vor
Ort konnten sich die Besucherinnen
und Be­
sucher über den «bewegten
Menschen» mit seinen individuellen
Mobilitäts­bedürfnissen informieren.
© Fotos: EV
B
Slow motion: Beim Wettbewerb ging es
darum, den Fahrradparcours möglichst
langsam zurückzulegen.
6
90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 6
etrachtet man nur den Fahrvorgang, sind mit Benzin und Diesel betriebene Autos weniger
umweltfreundlich als Elektroautos.
Sobald der Motor läuft, entweichen
ihrem Auspuff CO2-Emissionen. Im
Gegensatz dazu gelangt man im Elek­
troauto von A nach B, ohne Abgase in
die Luft zu pusten. Damit argumentieren die Elektromobilitätshersteller,
um der Notwendigkeit eines rasanten
Umbaus des globalen Fahrzeugparks
Nachdruck zu verleihen.
Doch diese Argumentation greift zu
kurz. Denn sie blendet die Vorgeschichte der zwei unterschiedlichen
Antriebssysteme vor deren Einbau ins
Fahrzeug aus: Bis ein Motor zum Laufen kommt, muss er nämlich in aufwendigen Verfahren erst gebaut werden. Wie gross der ökologische
Fussabdruck eines Fahrzeugantriebssystems von der Konstruktion über
den effektiven Mobilitätseinsatz bis
hin zur Verschrottung tatsächlich ist,
kann daher nur eine sogenannte Lebenszyklusanalyse (LCA) beantworten.
Erhöhter CO2-Ausstoss
in der Produktion
von Elektromotoren
Verbrennungsmotoren und batteriebe­
triebene Elektromotoren durchlaufen
unterschiedliche Phasen im Lebenszyklus. Das Elektroauto übertrumpft
den Benziner oder Diesel bezüglich
Wirkungsgrad beim Fahren, und zwar
um das Drei- bis Vierfache. Der Benziner kann nur 20% des Treibstoffs in
Bewegungsenergie umwandeln, die
restlichen 80% verpuffen in Form von
Abgasen und Abwärme, mit der wenigstens im Winter noch die Heizung
im Auto betrieben werden kann. Beim
Elektromotor ist das Verhältnis umgekehrt. Vier Fünftel der Batterieleistung werden direkt in Bewegungs­
energie zur Fortbewegung umgesetzt.
Unvorteilhafter präsentiert sich indes der ökologische Fussabdruck des
Elektroantriebs in der Produktionspha­se. «Die Herstellung eines Elektromobils verursacht im Durchschnitt einen Drittel mehr CO2-Emissionen als
die Produktion eines konventionel­len
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
06.06.16 14:57
// movi-mento.ch
Medien
Von A bis Z
© Illustration: Shutterstock
Im Auftrag von movi-mento kam
mit der «Sonntagszeitung» vom
3. April 2016 eine Beilage zum
Thema Mobilität. Behandelt wurden
Themen aus der Vergangenheit, der
Gegenwart und der Zukunft: von der
Evolution der Antriebstechnologie bis
hin zum Servicezentrum Tankstelle.
«Die Herstellung
eines Elektromobils
verursacht im Durch­
schnitt einen Drittel
mehr CO2-Emissionen
als die Produktion
eines konventionel­
len Fahrzeugs.»
hängt entscheidend davon ab, woher
der Strom für die Produktion von elektrischen Antriebssystemen stammt.
Rainer Zah: «Wird der Strom für die
Herstellung mehrheitlich aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Wasserkraft und Photovoltaik gewonnen,
fällt auch die LCA-Gesamtbilanz des
Elektromotors deutlich besser aus als
jene des Verbrennungsmotors. Wird
der Strom hingegen hauptsächlich aus
Kohlekraftwerken mit hohen CO2-Emissionen bezogen, ist die E
­ lektromobilität
gegenüber den Benzin- und Diesel­
Fahrzeugs», sagt Rainer Zah, Ge- autos sogar im Nachteil.» ///
schäftsführer Quantis. Grund dafür
sind die energieintensiven Verfahren Den vollständigen Artikel
stel­
lung der in Elektroautos finden Sie auf
zur Her­
verwende­ten Lithiumionen-Batterien. movi-mento.ch
Es braucht dafür grosse Strommengen.
Stellt man Produktion und Betrieb
einander gegenüber, schneiden Verbrennungs- und Elektromotor aus
ökologischer Sicht also je einmal besser und schlechter ab. Wie die Gesamtbeurteilung der Elektromobilität
im Rahmen der LCA-Studie ausfällt,
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 7
Die gesamte Beilage
(publiziert auf Deutsch)
finden Sie auf
movi-mento.ch
Zahlen und Fakten
65 Autobahntankstellen
In der Schweiz gibt es 65 Autobahntankstellen. Die durchschnittliche
Distanz zwischen den Stationen beträgt knapp 22 Kilometer. Diese Stationen verzeichnen den stärksten Umsatz. Tankstellen, die über einen Shop
verfügen, trugen im vergangenen Jahr
72% zum gesamten Treibstoffabsatz
bei und sind somit ein wichtiger Wettbewerbsfaktor unter den Markentankstellen.
7
06.06.16 14:57
// VTSS
«Bist du alt genug?»
Ab sofort wird in den Schweizer Tankstellen­shops mit einem frischen, neu gestalteten Sujet
für den Jugendschutz geworben.
J­ugendlichen und Alkohol geschult
wurden. Ein Effort, der sich auszahlt:
Die Mineralölbranche schneidet – wie
schon in den vergangenen Jahren – im
Vergleich mit anderen Verkaufspunkten wie Detailhändlern, Bars, Festivals etc. besser ab. Die Durchfallquote
liegt gesamtschweizerisch im Durchschnitt bei rund 20%.
ALKOHOL & TABAK
Frischer Auftritt
18+
ZUM SCHUTZ UNSERER JUGEND –
KAUF NUR MIT AUSWEIS
© VTSS
BIST
DU ALT
GENUG?
Das neue Jugendschutz-Sujet des VTSS ist ab sofort
in allen Schweizer Tankstellenshops zu sehen.
D
er Verkauf von Alkohol und Tabak an unter 16-Jährige ist in der
Schweiz bekanntermassen verboten. Und gerade an Tankstellen­
shops kommt der Einhaltung dieses
Verbots eine besonders grosse Bedeutung zu, erreicht man eine Tankstelle
doch in aller Regel per Auto.
Gutes Abschneiden bei Testkäufen
Aus diesem Grund haben die ErdölVereinigung und der Verband der
Tankstellenshop-Betreiber der Schweiz
(VTSS) in den vergangenen Jahren
ihre gemeinsamen Jugendschutz­
be­
müh­ungen konsequent weiterent­wi­­
ckelt: Neben systematischen Testkäufen an Tankstellenshops wurden in
den letzten Jahren regelmässig Kurse
geführt, in denen Tankstellen­
durch­
shop-Angestellte im Umgang mit
8
90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 8
Altersbestimmungen und anderer­seits
haben diverse Firmen Richtlinien
­erlassen, die über die kantonalen hinausgehen.» Und so kann es durchaus
sein, dass im einen Kanton Bier ab
16 und hochprozentiger Alkohol ab
18 Jahren erhältlich ist, während im
Nachbarkanton beides erst ab 18 Jahren gekauft werden darf. Der Föderalismus macht auch vor Tankstellen­
shops nicht halt.
Ein weiteres Standbein der Jugendschutzbemühungen sind die auffäl­
ligen Hinweisschilder, die in Tankstellenshops auf die geltenden Alkohol- und
Tabak-Verkaufsregeln hinweisen. Diese
sind nun unter der Regie des VTSS
komplett neu gestaltet worden. Mit
dem als Frage getarnten Slogan «Bist
du alt genug?» wird den Jugendlichen
kurz und pointiert klar gemacht, dass
in diesem Tankstellenshop weder Alkohol noch Zigaretten an Minderjährige verkauft werden. Gestellt wird die
Frage von einem cool dreinblickenden
Typ, der nur knapp älter ist als die Jugendlichen, die er anspricht. Dies verleiht ihm eine kumpelhafte Autorität,
die erwachsene Vorbildpersonen wie Flächendeckend verteilt
Eltern oder Lehrer nicht erreichen Ein Paket mit Plakaten, Stickern,
können. Genau die richtige Figur also, Ständern und sonstigen Werbetools
um die einfache Botschaft an die Ju- mit dem neuen Logo wurde in den vergendlichen zu bringen: «Alkohol gibt gangenen Wochen kostenlos an alle
es erst bei Erreichen der vorgeschrie- Tankstellenshops in der Schweiz geliefert. Der neue Auftritt ist ab sofort
benen Alterslimite!»
überall anzutreffen.
Kantonale Vielfalt
Man darf gespannt sein, wie sich
Konzipiert und produziert hat den das neue Sujet auf den Alkoholverneuen Auftritt die Firma Staudacher kauf an Jugendliche auswirken wird.
Print in Chur. Die grosse Herausfor­ Optisch ist der Relaunch aber auf jederung bestand laut Werner Peng, den Fall bestens gelungen. ///
Werbeberater bei Staudacher, in den
unzähligen kantonalen und firmenin- Mehr zum Thema
ternen Ausnahmeregelungen im Be- tankstellenshops.ch
reich Alkoholverkauf: «Wir mussten
160 verschiedene Varianten des Werbematerials produzieren, denn einerseits
herrschen in jedem Kanton andere
«Die Erdöl-Vereini­
gung und der VTSS
haben in den vergan­
genen Jahren ihre ge­
meinsamen Jugend­
schutzbemühungen
konsequent weiter­
entwickelt.»
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
06.06.16 14:57
// heizoel.ch
In Magden AG wurde in einem Wohnblock eine
alte durch eine neue Ölheizung ersetzt, die rund
50% weniger Heizöl verbraucht.
© Foto: EV
Doppelte Energieeffizienz,
halbe Ölmenge
Martin Omlin zeigt auf, dass mit dem konsequenten Einsatz aller Betriebsoptimierungen bis zu einer Halbierung
des Energieverbrauchs erreicht werden kann.
D
er Zähler gibt Aufschluss. «Im ersten Quartal 2016 brauch von knapp 23 000 Litern. «Dank dieser Sanierung
wurden 6500 Liter Heizöl verbraucht», sagt Martin kann der Heizölverbrauch um die Hälfte gesenkt werden»,
Omlin. «Für den gesamten, eher milden Winter dürf- sagt Omlin. Hauptgrund ist die konsequente Ausnutzung
ten es etwas mehr als 10 000 Liter gewesen sein.» Die Firma der technologischen Fortschritte der letzten Jahre im Ölvon Martin Omlin, die Energiesysteme AG aus Birsfelden, heizungsbereich sowie Betriebsoptimierungen. Das Modell
hat im Sommer 2015 im Wohnblock aus den 1970er-Jahren von Viessmann verfüge zum Beispiel über eine alternative
im aargauischen Magden einen modernen Brennwertkes- Steuerungskomponente. «Dank dieser kann die Heizung
ihre Wärmeproduktion exakt auf den
sel von Viessmann eingebaut. Die HeiBedarf ausrichten und verharrt nicht
zungszentrale versorgt noch einen
permanent in einem energieintensizweiten Wohnblock in unmittelbarer
ven Bereitschaftsmodus.»
Nachbarschaft mit Wärme. Insgesamt
Dazu verfügt die Heizung über ei20 Wohnungen sind dem Heizkreisnen hydraulischen Systemabgleich,
lauf angeschlossen.
der ebenfalls zur Vermeidung von
Omlin geht davon aus, dass die
neue Heizung künftig im Durchschnitt
Energieverlusten beiträgt. Dadurch
rund 12 000 bis 15 000 Liter Heizöl pro
wird sichergestellt, dass überall die
Jahr verbrauchen wird. Das sah bis vor
richtigen Heizwassermengen zirkulieeinem Jahr noch ganz anders aus: Der
ren, um alle Räume ausgeglichen mit
alte, über 40-jährige Kessel schaffte
Wärme zu versorgen. Die Heizkurve
lässt sich so auf tieferen ­Temperaturen
es auf einen durchschnittlichen Ver-
«Dank dieser Sanie­
rung kann der
Heizöl­verbrauch
um die Hälfte
gesenkt werden.»
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// heizoel.ch
© Foto: EV
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Energie und Geld sparen dank
optimal eingestellten Um­
wälzpumpen und einregulierter
Heizkurve (Heizkennlinie).
«Gemäss den geplan­
ten MuKEn hätte
in Magden eine nach­
weislich ener­ge­tisch
ineffizientere Lösung
installiert oder eine
teure Gebäudeisola­
tion angepackt werden
müssen.»
einstellen. Ältere Heizungen ohne dieBei einer Aussentemperatur von mises «smarte Betriebsmanagement», wie
nus 8 Grad Celsius bedürfe es in Mages Omlin nennt, seien früher an 365
den einer heizungsseitigen Vorlauf­
Tagen im Jahr während 24 Stunden
temperatur von mindestens 70 Grad
auf einem Betriebsmodus von 80 Grad
Celsius. «Eine Wärmepumpe mit einer
Celsius gehalten worden. «Allein
Leistungsspitze von 65 Grad Celsius
die intelligenten Steuerungseinrichhätte also nicht ausgereicht.»
tungen moderner Ölheizungen ermögSchliesslich wäre die Kombination
einer Ölheizung mit einer Luft/Wasser-­
lichen gegenüber alten Modellen eine
Wärmepumpe noch denkbar gewesen.
Steigerung der Energieeffizienz um
Aus Sicht von Martin Omlin sind Kom20%.» Unter dem konsequenten Einbinationen mit Alternativenergien alsatz aller Betriebsoptimierungen sei
lerdings nur dann angezeigt, wenn
dann eben die Halbierung des Enerdamit Versorgungslücken zur Warmgieverbrauchs keine Utopie mehr,
wasseraufbereitung geschlossen wersondern attraktive Realität.
den können. Für die Wärmeerzeugung
Ferner verfügt der neue Boiler fürs
Warmwasser über ein deutlich grösseres Heizungsregister zur Beheizung von Räumen machten sie indes keinen Sinn.
als der Vorgänger, was die Energieausnutzung zusätzlich «Der alternative Anteil würde hier eher zu einer schlechteoptimiert. So hat die Firma Omlin auch bei der Warmwas- ren Energieeffizienz führen, weil die Stand-by-Verluste
seraufbereitung konsequent auf die Betriebsoptimierung ­grösser sind als der Ertrag.» In Gebäuden wie im Fall
­Magden mit Radiatoren statt Fussbodenheizungen sind
gesetzt.
Luft/Wasser-Wärmepumpen ohnehin kein Thema.
Alternatives Heizsystem hätte keinen Sinn gemacht
Am Beispiel in Magden zeigen sich einige der offenen
Selbstverständlich hat sich der Eigentümer auch Gedan- Fragen im Zusammenhang mit der geplanten Umsetzung
ken über andere Energieträger gemacht. Doch weder Alter- der neuen Mustervorschriften der Kantone im Energiebenativen noch Kombinationslösungen waren umsetzbar, reich (MuKEn 2014). Geht es nach den Energiedirektoren
noch hätten sie zur Erreichung einer optimalen Energieef- der Kantone, sollen zukünftig beim Ersatz von Öl- und Gasfizienz beigetragen.
heizungen 10% des Wärmebedarfs aus erneuerbarer EnerDas gilt etwa für die Variante der thermischen Solaran- gie stammen oder zusätzlich durch Wärmedämmung einlage: Im Objekt in Madgen findet sich für die Installation gespart werden. Gemäss den geplanten MuKEn hätte in
einer solchen Anlage – namentlich für den notwendigen Magden eine nachweislich energetisch ineffizientere LöSpeicher – nicht ausreichend Platz im Keller. Zudem wäre sung installiert oder eine teure Gebäudeisolation angedas Dach von der Ausrichtung her auch nur mässig geeig- packt werden müssen. Das übergeordnete Ziel einer sys­
net gewesen. Ebenfalls geprüft, jedoch rasch wieder ver- temübergreifenden Optimierung der Energieeffizienz wäre
worfen, wurde die Variante Erdsonde. Martin Omlin be- dabei verloren gegangen. ///
gründet: «Wärmepumpensysteme dürfen in solchen
Liegenschaften nur Anwendung finden, wenn die Möglichkeit besteht, aus eigener Kraft hohe Vorlauftemperaturen
zu erreichen, was heute technisch noch nicht möglich ist.»
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Wo bleibt der Blick fürs Ganze?
© Foto: Thedi Suter/Keystone
Im Zusammenhang mit dem Klimaschutz
werden immer mehr Gesetzgebungen erlassen
und bewährte Technologien verteufelt.
Kutschen wurden nicht durch Verbote, sondern natürlicherweise durch Autos abgelöst,
da sich diese als praktikabler im Unterhalt erwiesen.
E
nde April 2016 wurde in New den vorgeschrieben oder gar verboten.
York das neue Welt-Klimaschutz- So soll bspw. mit den MuKEn 2014
abkommen von Paris unterzeich- (Mustervorschriften der Kantone) vornet. Bereits im Vorfeld der Pariser Kli- geschrieben werden, was die Haus­
makonferenz hatte der Bundesrat die eigentümer zukünftig zu tun haben,
Schweizer CO2-Ziele festgelegt. So will wenn sie den Wärmeerzeuger ersetzen.
die Schweiz die Treibhausgasemissio- Man könnte meinen, dass der Gesetznen gegenüber 1990 bis 2030 um 50% geber weiss, wie die Welt in 15 Jahren
aussehen wird.
senken.
Eingriffe in die freie Markt­
wirtschaft
«Bei der Fokussie­
rung auf die CO -Ziel­
setzung geht leider
mehr und mehr der
Blick fürs Ganze,
namentlich für Effi­
zienzsteigerungen,
verloren.»
Bei der Fokussierung auf die CO2-Ziel2
setzung geht leider mehr und mehr
der Blick fürs Ganze, namentlich für
Effizienzsteigerungen, verloren. Wer
die Umwelt nachhaltig schonen will,
kann nicht nur auf eine Zielsetzung
fokussieren. Dabei besteht leicht die
Gefahr, dass das eine Ziel zwar
erreicht wird, aber insgesamt unter
­
einem höheren Ressourceneinsatz.
­
Und bekanntlich trägt diejenige Energie, die nicht verbraucht wird, am
meisten zum Klimaschutz bei.
Die Beamten in der Schweiz sind Lesen in der Kristallkugel­
seit Jahren emsig bemüht, verschie- Dass dem nicht so ist, zeigt sich am
dene Massnahmenpakete zur CO2-Re- Beispiel der Elektroheizungen. Diese
duktion umzusetzen. Dies geschieht wurden in den 1970er-Jahren – unter
zunehmend mit Eingriffen in die freie anderem von der Politik – hochgelobt.
Marktwirtschaft. Technologien wer- Mittlerweile ist diese Technologie in
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Ungnade gefallen. Die MuKEn 2014 legen den Kantonen nahe, eine Sanierungspflicht für Elektroheizungen
umzusetzen. Zudem soll auch der
Elektroboiler unter diese Sanierungspflicht fallen. Wäre aber nicht gerade
dieser eine gute Möglichkeit, um
überschüssigen Photovoltaik-Strom
aufzunehmen?
Weiter besteht durchaus die Gefahr,
dass Effizienzsteigerungen (wie im
Beispiel auf Seite 9 f. eindrücklich beschrieben) nicht mehr realisiert werden können, da das Gesetzeskorsett
zu eng geschnürt ist. Baden-Württemberg kennt seit 2010 eine ähnliche
Gesetzgebung wie die MuKEn 2014. In
den Jahren 2009 bis 2012 ging die Anzahl der Heizungssanierungen deutlich zurück. Es scheint so, dass die
Gesetzgebung zu einer Verzögerung
bei den Sanierungen geführt hat. Ältere Ölheizungen wurden weiter betrieben. Der Verbrauch konnte deshalb nicht reduziert werden, das
vor­handene Effizienzsteigerungspo­
ten­
zial wurde quasi verschenkt. Im
beschriebenen Fall würde der Wechsel auf eine andere Technologie ziemlich sicher auch zu Ineffizienz führen.
Das CO2 würde zwar gesenkt, aber insgesamt fände ein höherer Verbrauch –
bspw. von Strom – statt.
Wie Prof. Silvio Borner in einem
Gastkommentar in der NZZ1 ausführte,
«sind Technologieverbote gefährliche
Denkverbote, die uns im internationalen Wettbewerb massiv schaden werden». Hoffen wir also, dass Diskus­­
sionen zur Effizienzsteigerung aller
Heiz­systeme die Forderung nach Technologieverboten ablösen werden. ///
¹ Online-Ausgabe der Neuen Zürcher
Zeitung vom 31. August 2015.
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// IN KÜRZE
Zahlen und Fakten
Weiterbildung
Fiskalerträge von Treib- und Brennstoffen
Wir gratulieren
Weitere Zuschläge
und Steuern
Mineralölsteuern (MinöSt)
MinöSt-Zuschlag
Benzin: 989,1
Benzin:
1425,3
MinöSt-Zuschlag
Dieselöl: 860,2
MinöSt-Zuschlag
Flugpetrol: 25,6
Dieselöl:
1355,3
Die Fiskaleinnahmen aus
dem Verkauf von Mineral­öl­produkten betrugen
5754 Millionen Franken
Flugpetrol:
38,8
Mehrwertsteuer:
965,4
(das sind rund 7%
aller Fiskaleinnahmen
des Bundes)
Bezugsprovisionen und
andere Zuschläge: 73,6
Brennstoffe
und andere: 20,7
In Millionen Schweizer Franken
Tankstellen 2015
Quelle: Oberzolldirektion
Gegenüber dem Vorjahr
nahmen die Fiskaleinnahmen
aus dem Verkauf von Treibund Brennstoffen 2015 um
7,1% (440 Millionen Franken)
ab und beliefen sich gesamthaft auf 5,75 Milliarden
Franken. Im Jahr 2015 bewirkte die Mineralölsteuer 7%
der Bundeseinnahmen. Die
Mindereinnahmen bei den
Fiskalerträgen von Mineralölprodukten sind zu einem
grossen Teil auf den wegfallenden Tanktourismus zurückzuführen.
Fachleute für Wärmesysteme sind
in Betrieben der Heizungsbranche
oder bei Herstellern und Lieferanten von Heizungsanlagen tätig. Neben der Inbetriebnahme von Anlagen
sind die Fachleute auch für die Wartung und die Behebung von Störungen zuständig. Mit ihrer Arbeit sorgen
sie für einen sicheren und energiesparenden Betrieb der Anlagen.
Im November 2015 haben gesamtschweizerisch 45 Fachleute die eidgenössische Berufsprüfung der Fachrichtung Öl/Gas erfolgreich absolviert. Es
ist erfreulich, dass im vergangenen Jahr
nach mehreren Jahren Unterbrechung
wieder ein Lehrgang in italienischer
Sprache durchgeführt werden konnte.
Quelle: GebäudeKlima Schweiz
Impressum
Die Konsolidierung setzt sich fort
Auflage
D 39 900 / F 12 200
Redaktion
Francesca Romano, Roland Bilang
Öffentlich zugängliche Markentankstellen
am 1. Januar 2016
Total
am 1.1.16
AGROLA
437 430 AVIA
609 604 BP
362 361 CITY
26 26 COMBUSTIA
31 32 COOP
226 233 ENI SUISSE ¹
250 259 JUBIN
100 105 MIDLAND
MIGROL
9 10 311 310 ²
OELTRANS
16 16 OIL!
24 23 2 2 RUEDI RÜSSEL ³
350 339 SHELL
240 234 ⁴
POCO
SIMOND
SOCAR
15 17 150 155 SPURT
18 18 TAMOIL
283 262 VOEGTLIN-MEYER
Total
12
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21 25 3 480 ⁵
3 461 Mehr zum Thema
erdoel.ch
Kontakt Erdöl-Vereinigung
Spitalgasse 5, 8001 Zürich, T 044 218 50 10,
F 044 218 50 11, [email protected],
www.erdoel.ch, Twitter: @Erdoel_UP
Regionalbüros Heizen mit Öl
Zürich/Innerschweiz
Beat Gasser, Spitalgasse 5, 8001 Zürich,
T 044 218 50 21, F 044 218 50 11,
M 079 213 73 29, [email protected]
Mittelland/Nordwestschweiz
Markus Sager, Fichtenweg 2, 5722 Gränichen,
T 062 842 85 72, F 062 842 85 73,
M 079 213 73 14, [email protected]
Ostschweiz/Graubünden
Moreno Steiger, Rütihofstrasse 21,
9052 Niederteufen, T 071 278 70 30,
F 071 278 69 71, M 079 213 73 15,
[email protected]
Westschweiz
Paul-André Kilchenmann 1 / Martin Stucky 2
Chemin du Centenaire 5, 1008 Prilly,
T 021 732 18 61, F 021 732 18 71,
1
M 079 382 45 87 / 2 M 079 311 37 01,
[email protected] / [email protected]
Quelle: EV
Total
am 1.1.15
Marke
Die Konsolidierungsphase im
Tankstellenmarkt wurde auch
2015 bestätigt: Die im Vergleich mit den Vorjahren beobachteten Veränderungen
sind auf die Marktdynamik zurückzuführen.
¹ Vor 2010 AGIP
² Davon 62 Tankstellen mit Shell Logo und -Treibstoffen
³ Inkl. Miniprix
⁴ Davon 124 mit migrolino-Shops
⁵ Am 1. Januar 2015 stand die
neue Markenzugehörigkeit noch
nicht bei allen Tankstellen fest.
Tessin
Giorgio Bergomi, Via dei Gelsi 24,
6826 Riva San Vitale, T 091 648 19 94,
F 091 648 36 63, M 079 922 42 63,
[email protected]
gedruckt
Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016
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