Petrosphäre Aktuelle Informationen rund um das Erdöl Nr. 2 / Juni 2016 — Wie ökologisch sind Elektro autos wirklich? Ein Blick auf den gesamten Lebenszyklus eines Elektroautos. Seiten 6/ 7 — «Bist du alt genug?» Neues Sujet für den Jugendschutz in den Schweizer Tank stellenshops. Seite 8 Ölheizungen weiterhin Nr. 1 Laut Energiestrategie 2050 naht das Ende der Ölheizungen. Die Statistik zeigt jedoch, dass sie sich im Markt noch lange behaupten werden. B © Foto: Westend61/Jo Kirchherr/Keystone —D oppelte Energieeffizienz, halbe Ölmenge Eine neue Ölheizung, die rund 50% weniger Heizöl verbraucht. Seiten 9/ 10 eim Heizölabsatz ist ein langjähriger Abwärtstrend nicht zu übersehen. Wurden zwischen 2001 und 2005 im Jahresdurchschnitt noch über 4,7 Millionen Tonnen Heizöl abgesetzt, waren es in der Fünfjahresperiode 2011 bis 2015 noch knapp 3,3 Millionen Tonnen. In Klammern sei bemerkt, dass damit auch der CO2-Ausstoss durch Brennstoffe um knapp ein Drittel zurückgegangen ist. Die Gründe für den Absatzrückgang liegen vor allem im Ersatz von älteren Heizungsanlagen und in der energetischen Sanierung der Gebäude. Von einem eigentlichen «Ausstieg» aus der Ölheizung kann hingegen keine Rede sein, wie ein genau- gen von 15 auf 16%. Wärmepumpen konnten ihren Marktanteil sogar von 8 auf 11% erhöhen. Holz und Elektrizität sowie andere Energieträger verharrten dagegen bei etwa 12%, 10% und 3% (Abb. 1, Seite 3). Wo eine Ölheizung drin ist, bleibt Ein Blick auf die Bauperioden verdeutlicht, dass sich ein überdurchschnittlich sie auch Ein Rückblick auf die Marktanteile der hoher Anteil an Ölheizungen in GebäuHeizungsenergieträger bei Gebäuden mit den findet, die zwischen 1946 bis 1980 Wohnnutzung zeigt, dass Heizöl auf dem erstellt wurden. Und dort behaupten sie Schweizer Markt schon seit einigen Jah- sich auch: Vergleicht man den Anteil der ren an Gewicht verliert. In den 1980er-Jah- Ölheizungen in diesen Gebäuden in den ren lag der Anteil der mit Öl beheizten Jahren 2009 und 2014, ist nur ein geringer Gebäude zwischen 60 und 70%. Von 2009 Rückgang von 1 oder 2% zu verzeichnen. bis 2014 fiel er von 52 auf 48%. In diesem Kurz: Wo eine Ölheizung drin ist, bleibt Zeitraum stieg der Anteil der Gasheizun- sie in der Regel auch. Bei den neueren Herausgeberin: Erdöl-Vereinigung / www.erdoel.ch 1 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 1 erer Blick auf die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS)1 zeigt: Erstaunlich wenige Nutzer steigen von Öl auf andere Energieträger um. 06.06.16 14:57 // PERSÖNLICH Rechnung ohne den Wirt gemacht Die Erfinder der ambitiösen Energie- und Klimaziele planwirtschaftlicher Prägung mussten in letzter Zeit erkennen, dass sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Einige Beispiele: In Deutschland soll der Absatz von E-Mobilen nun mit Staatshilfe massiv angekurbelt werden, um doch noch wenigstens annähernd an die hochtrabenden Ziele der Bundesregierung heranzukommen. Im jüngst publizierten Schlussbericht «Erfolgskontrolle Gebäudeenergiestandards» musste unser Bundesamt für Energie feststellen, dass die Leute nach wie vor lieber warm als kalt duschen und ihre Räume auch dann gerne lüften, wenn sie in einem M inergiegebäude wohnen. Ein Graben zwischen energiepolitischem Wunschdenken und der Realität klafft auch im Wärmemarkt. Das zeigt unser Blick in die Gebäude- und Wohnungsstatistik im Leitartikel in dieser Petrosphäre. Wen wunderts: Der Mensch erfüllt die am Reissbrett konstruierten Spar- und Verhaltensvorgaben nicht. Die politischen Entscheidungsträger beim Bund und in den Kantonen wären aus Rücksicht auf Freiheit und Eigenverantwortung des Individuums wohl gut beraten, der Realität in die Augen zu sehen und bei der Formulierung der Energieund Klimaziele von unrealistischen Forderungen abzusehen. Roland Bilang Geschäftsführer Erdöl-Vereinigung 2 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 2 ebäuden (Baujahr 2006 und jünger) ist G das anders: Hier werden nur noch 6% mit Öl beheizt, den Löwenanteil tragen hier Wärmepumpen mit 60% Marktanteil, Erdgas kommt auf 20%. Der Umstand, dass in Neubauten seit einigen Jahren kaum noch Ölheizungen eingebaut werden, mag massgeblich zum irreführenden Bild beitragen, dass Heizen mit Öl ausgedient hat. Die absoluten Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache und zeigen, dass Ölheizungen nach wie vor eine herausragende Rolle spielen und diese noch für viele Jahre behalten werden. Zwischen 2009 und 2014 ging der Bestand der mit Öl beheizten Gebäude lediglich von rund 841 000 auf etwas unter 819 000 (also um 2,6%) zurück. Noch «Ölheizungen spielen nach wie vor eine herausragende Rolle und werden diese noch für viele Jahre behalten.» Je weniger Zimmer eine Wohnung hat, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in einem mit Öl beheizten Gebäude befindet. deutlicher wird die Bedeutung der Ölhei- Wärmepumpen und Holzheizungen mit zung, wenn man sich vor Augen hält, dass steigender Zimmerzahl zu (Abb. 2, Seite 3). Selten manifestieren sich Zielkonflikte 2014 in unserem Land beinahe 2,3 Millionen Wohnungen mit Öl beheizt wurden. der Energiepolitik deutlicher als anhand Während die Zahl der mit Öl beheizten solcher Zahlen: Preisgünstiger Wohnraum Wohnungen in den letzten fünf Jahren in in 30- bis 40-jährigen Gebäuden wird heueinigen Kantonen wie Zürich, St. Gallen, te vorwiegend mit Öl beheizt. Wer einen Basel-Landschaft und in der Waadt rück- konsequenten Technologiewandel fordert, läufig war, blieb sie andernorts ziemlich kommt also nicht um die Frage herum, stabil oder nahm sogar leicht zu, so etwa wie sozialverträglich die Forderung radikaler und entsprechend kostspieliger in den Kantonen Wallis und Bern. Energiespar- und CO2-Reduktionsziele ist – oder wer die enormen Kosten für einen Öl für die Kleinen, Wärmepumpen baldigen Heizölausstieg tragen würde. für die Grossen Schauen wir die Zahlen noch näher an. Dabei zeigen die eingangs erwähnten Die Analyse der Energieträger in Abhän- Absatzzahlen, dass der Zielkonflikt eingigkeit von der Wohnungsgrösse fördert fach umgangen werden könnte, wenn interessante Erkenntnisse an den Tag. alte Ölheizungen durch moderne Heiz Vereinfacht lässt sich festhalten: Je weni- systeme mit Brennwerttechnik ersetzt ger Zimmer eine Wohnung hat, desto grö- würden. Energiesparen, Klimaschutz und sser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie preisgünstiger Wohnraum stellen in der von einer Ölheizung gewärmt wird. 63% Praxis keine Widersprüche dar. /// der Einzimmerwohnungen in der Schweiz werden mit Öl beheizt, ebenso mehr als die Hälfte der 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnu 1 BFS: Gebäude- und Wohnungsstatistik (GWS) ngen. Umgekehrt nimmt der Anteil der 2014 Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57 // GLOBALE ENTWICKLUNG Marktanteile verschiedener Heizenergieträger Heizöl 2009 Erdgas 2010 Holz 2011 2012 Wärmepumpe 2013 Elektrizität 2,8 Quelle: BFS 2,6 9,7 10,4 11,3 8,0 11,9 12,2 14,9 15,9 48,4 51,9 2009 bis 2014 (in %) Andere 2014 Anteil Heizenergieträger in Wohnungen In den letzten 25 Jahren reduzierte sich der Absatz von Heizöl Extra-Leicht um 42,7%, dies entspricht einem durchschnittlichen Rückgang von 1,7% pro Jahr (Absatz von Heizöl Extra-Leicht 2015: 3 164 109 Tonnen). 48% der Wohngebäude in der Schweiz wurden 2015 mit Heizöl geheizt, 1990 waren es noch 61%. Dieser Rückgang verlief also deutlich weniger stark als derjenige beim Absatz. Es greift zu kurz, diese Diskrepanz alleine mit den milderen Wintertemperaturen zu begründen. Die Trendlinie bei den sogenannten Heizgradtagen in den letzten 25 Jahren verläuft zwar ebenfalls nach unten, aber in einem sehr geringen Ausmass. Die Winter 2010 und 2013 waren deutlich kälter als die Durchschnittswinter der letzten zwei Dekaden. Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 3 1 Zimmer Heizöl Erdgas Wärmepumpe Holz 48% Die Ölbrennwerttechnik ist zu einem gros sen Teil für diesen Absatzrückgang beim Heizöl verantwortlich. Durch die zusätzliche Nutzung der Wärme im Wasserdampf der Abgase ist Heizen mit Öl deutlich leistungsfähiger und wirtschaftlicher gewor- 5 Zimmer Elektrizität 49,1 15,4 13,4 11,7 7,3 3,0 8,3 6,4 5,6 5,9 4 Zimmer 18,9 13,6 8,3 7,1 4,5 21,2 5,2 6,1 4,9 7,2 3 Zimmer 47,5 52,6 55,7 4,7 5,9 4,9 7,8 20,9 21,2 2 Zimmer Quelle: BFS © Foto: EV 2,9 3,4 4,0 7,0 19,3 55,4 63,4 Nach Zimmerzahl (in %) >6 Zimmer Andere den. Die höhere Energieeffizienz von Ölbrennwertanlagen führt zu einem geringeren Verbrauch von Heizöl. Durch weitere energiewirksame Sanierungsmassnahmen wie bspw. den Ersatz von Fenstern kann der Wärmebedarf zusätzlich reduziert werden. Für einige der neuen Ölbrennwertkessel ist zudem der Einsatz von Ökoheizöl schwefelarm vorgeschrieben. Im Unterschied zur Euroqualität ist dieser Brennstoff nahezu schwefelfrei. Schwefeldioxid ist somit kein Thema mehr. Der Anteil von Ökoheizöl schwefelarm steigt seit der Einführung im Jahr 2007 stetig an, im Jahresdurchschnitt 2015 lag er bei über 35%. /// Quellen: Bundesamt für Energie (BFE), Bundesamt für Statistik (BFS), Carbura 3 06.06.16 15:46 // INTERVIEW Zwei Jahrzehnte im Einsatz für die EV Eine Branche im Wandel: Vor 20 Jahren konnte noch nicht überall in Europa bleifrei getankt werden, und heute sind auf unseren Strassen Hybridfahrzeuge unterwegs. D er scheidende EV-Präsident, Rolf Hartl, nimmt im Gespräch mit der Petrosphäre Stellung zu alten und neuen Herausforderungen. Ist die Haltung gegenüber den fossilen Energieträgern kritischer geworden? Seit es die fossilen Energieträger gibt, werden diese kritisch begleitet. Die öffentliche Diskussion durchlief allerdings verschiedene Wellen. So waren die 1970er-Jahre geprägt durch die beiden «Ölpreisschocks», welche die Abhängigkeit der Industriestaaten von der fossilen Energie aufzeigten. Das folgende Jahrzehnt hingegen war von der Umweltdiskussion – Stichwort «Wald Rolf Hartl © Foto: EV Präsident der Erdöl-Vereinigung Rolf Hartl ist Präsident der EV mit Sitz in Zürich. Seit 2011 arbeitet der promovierte Jurist als selbstständiger Rechtsanwalt, zwischen 1994 und 2011 war er Geschäftsführer der EV. Hartl ist u.a. Präsident des Schweizerischen Energierats und Präsident der Stiftung Klimaschutz und CO2Kompensation KliK. An der Mit gliederversammlung Ende Juni 2016 tritt Rolf Hartl als Präsident der EV zurück. 4 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 4 sterben» – dominiert. Sämtliche Diskussio- in der Schweiz auf einem unbedenklichen nen verliefen und verlaufen übrigens nie Niveau. Blei und Schwefel sind aus dem unabhängig von der Ölpreisentwicklung. Benzin verschwunden. Diese Entwicklung sowie der Einsatz von Heizöl schwefelarm haben zu einem deutlichen Rückgang der Stickoxidbelastung geführt. Aber auch die VOC-Emissionen in Tanklagern und an den Tankstellen fallen praktisch weg. «Unsere Branche ent wickelt ihre Produkte kontinuierlich weiter, so dass die klassischen Luftschadstoffe heute kein Thema mehr sind.» Wie setzt sich die globale Fahrzeugflotte im Jahr 2040 zusammen? Die Flotte der Personenwagen wird bunter sein: Die Zahl der Fahrzeuge, die mit Strom oder mit Wasserstoff betrieben werden, wird zunehmen. Die fossilen und energie effizienten Antriebssysteme werden aber weiterhin den Grundstock bilden. Die VerFestzuhalten bleibt, dass das Erdölzeitalter besserungen der Verbrauchseffizienz sind nun knapp hundert Jahre dauert. Insge- übrigens noch lange nicht abgeschlossen. samt war es ein Segen für die Menschheit. Bei den grösseren Nutzfahrzeugen und Erdöl ist der sprichwörtliche Motor, der die auch in der Luft und zu Wasser bleiben fosWeltwirtschaft antreibt. Das Ende des Erd- sil betriebene Lösungen tonangebend. ölzeitalters wird dann eingeläutet, wenn sich Alternativen durchsetzen. Die «Peak- Welches sind die nächsten grossen Oil»-Thesen sind und waren falsch. Herausforderungen, die auf die Branche und somit auf Ihren Nachfolger Waren Sie in den letzten zwei Jahr zukommen werden? zehnten hauptsächlich als Konsumen Die ganze Leistung, die hinter der gut funktenschützer unterwegs? tionierenden Versorgungskette mit ErdölDas kann man durchaus so sehen. Wir set- produkten steckt, muss der Öffentlichkeit zen uns für eine liberale Wirtschaftsord- immer wieder vor Augen geführt werden. nung ein. Davon profitieren die Konsumen- Gerade weil das reibungslose Funktio ten. Wir wollen zum Beispiel, dass die nieren der Versorgungskette mittlerweile Wahlfreiheit bei den Heizsystemen beste als Selbstverständlichkeit wahrgenommen hen bleibt. Und in den Tankstellenshops wird. Für den Erhalt einer intakten Ver sollen die Kunden weiterhin die Möglich- sorgung wird sich die Branche weiterhin keit haben, abends und an den Wochen für die entsprechenden Rahmenbedingunenden kleinere Einkäufe zu tätigen. gen – vor allem in der Klima- und Energie politik – einsetzen. Welches ist die grösste Errungenschaft der Branche zur Senkung der Emissions Herr Hartl, wir danken Ihnen für das Gewerte? spräch. Für Ihren neuen Lebensabschnitt Unsere Branche entwickelt ihre Produkte wünschen wir Ihnen alles Gute. /// kontinuierlich weiter, so dass die klassischen Luftschadstoffe heute kein Thema mehr sind. Diesbezüglich leben wir heute Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57 // FEV Computermodelle für treibstoff- und leistungseffiziente Motoren Motorenexperimente sind zeitaufwendig und teuer. Ingenieuren ist es gelungen, Computermodelle zur Rationalisierung dieser Arbeiten zu entwickeln und an Motoren zu validieren. 120 100 80 60 40 Quelle: cfs, sa Leistung (kW)/Abweichung (%) Leistung eines Diesel-Flugzeugmotors mit zweistufiger Turboaufladung bei unterschiedlicher Drehzahl 20 0 –20 2000 2500 3000 3500 4000 Drehzahl (U/min) Vergleich von Computersimulationen mit Messdaten am Prototyp Simulation 2-stufig (Bodenhöhe) Messung 2-stufig (Bodenhöhe) Abweichung Messung/Simulation 2-stufig (Bodenhöhe) Simulation Leistungsverbesserung 1-stufig zu 2-stufig Simulation 2-stufig (Flughöhe) Simulation 1-stufig (Flughöhe) D ank Downsizing und Aufladung konnten Fahrzeughersteller in den letzten Jahren die Treib stoffeffizienz von Verbrennungsmotoren praktisch ohne Leistungsverlust wesentlich steigern, um die zunehmend anspruchsvolleren gesetzlichen Vorgaben zum CO2-Ausstoss zu erfüllen. Eine Erfolg versprechende Fortschreibung dieses Entwicklungspfades ist der Einsatz zweistufig aufgeladener Systeme. Dieser Herausforderung stellte sich ein Projektteam der Firmen combustion and flow solutions GmbH (cfs), verantwortlich für Projektleitung, Optimierung und Motorenauslegung, sa charging solutions AG (sa), zuständig für Motorenaufbau und Prototypentest sowie des Laboratoriums für Aerothermochemie und Verbrennungssysteme (LAV) der ETHZ, welches Simulationsmodelle zu Verbrennungsprozessen entwickelt. Herausforderung Flugzeugmotor Im Auftrag eines Motorenherstellers war ein Diesel-Flugzeugmotor so zu optimieren, dass er auch bei tieferem Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 5 nalmotors mit dem Ziel, die Güte der Modellresultate mit dem realen Motorverhalten zu überprüfen. Das Resultat war eine praktisch perfekte Übereinstimmung. Anschliessend folgten die Optimierungsarbeiten mit einer eigens dazu entwickelten Software. Wie Dr. Christian Lämmle, Geschäftsführer der cfs, es beschreibt: «Wir testeten virtuell Hunderte von zweistufigen Turboladern und selektionierten den besten zum Bau eines Prototyps.» ... und Reality Check Der Vergleich von Messresultaten aus dem Betrieb des Prototyps mit Modellberechnungen war überzeugend: Die Ergebnisse zur Motorenleistung waren beinahe deckungsgleich. Zudem lassen die Simulationsberechnungen auf grösserer Flughöhe eine deutliche Leistungssteigerung von über 20% erwarten, was im Flugbetrieb jedoch noch zu verifizieren ist (siehe Abb.) Luftdruck in grösserer Flughöhe treibstoffeffizient genügend Leistung bereitstellt. Dazu verfolgte das Team als Strategie eine zweifache Aufladung. Zudem sollte der Optimierungsprozess möglichst weitgehend automatisiert werden. So liessen sich Dutzende von Versuchen und Motorkonstruktio- Fazit Auf diesem Weg lassen sich Kosten für nen vermeiden. den Bau von Prototypen unterschiedlicher Konfiguration einsparen und die Entwicklungszeit stark reduzieren. Trotzdem wird noch weiteres Verbesserungspotenzial geortet, denn die Berechnungen dauern selbst auf den leistungsstarken Computern der ETHZ immer noch einige Tage. Dennoch ist das Optimierungsverfahren bei Motorenherstellern bereits eine gefragte Dienstleistung, welche einen positiven Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit leistet. /// «Wir testeten virtuell Hunderte von zwei stufigen Turboladern und selektionierten den besten zum Bau eines Prototyps.» Modellaufbau, Optimierungs programm ... Am Anfang dieser vom FEV1 unterstützten Arbeiten stand der Aufbau des Simulationsmodells sowie des Origi- ¹ Forschungsfonds der Erdöl-Vereinigung 5 06.06.16 14:57 // movi-mento.ch Wie ökologisch sind Elektroautos wirklich? Messeauftritte Unterwegs Ein Blick auf den gesamten Lebens zyklus eines Elektroautos zeigt, dass dieses unter Umständen weniger umweltfreundlich ist als ein konventionell angetriebenes Auto. movi-mento war sowohl an der Mustermesse in Basel wie auch an der BEA in Bern am Stand von «co2tieferlegen» präsent. Vor Ort konnten sich die Besucherinnen und Be sucher über den «bewegten Menschen» mit seinen individuellen Mobilitätsbedürfnissen informieren. © Fotos: EV B Slow motion: Beim Wettbewerb ging es darum, den Fahrradparcours möglichst langsam zurückzulegen. 6 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 6 etrachtet man nur den Fahrvorgang, sind mit Benzin und Diesel betriebene Autos weniger umweltfreundlich als Elektroautos. Sobald der Motor läuft, entweichen ihrem Auspuff CO2-Emissionen. Im Gegensatz dazu gelangt man im Elek troauto von A nach B, ohne Abgase in die Luft zu pusten. Damit argumentieren die Elektromobilitätshersteller, um der Notwendigkeit eines rasanten Umbaus des globalen Fahrzeugparks Nachdruck zu verleihen. Doch diese Argumentation greift zu kurz. Denn sie blendet die Vorgeschichte der zwei unterschiedlichen Antriebssysteme vor deren Einbau ins Fahrzeug aus: Bis ein Motor zum Laufen kommt, muss er nämlich in aufwendigen Verfahren erst gebaut werden. Wie gross der ökologische Fussabdruck eines Fahrzeugantriebssystems von der Konstruktion über den effektiven Mobilitätseinsatz bis hin zur Verschrottung tatsächlich ist, kann daher nur eine sogenannte Lebenszyklusanalyse (LCA) beantworten. Erhöhter CO2-Ausstoss in der Produktion von Elektromotoren Verbrennungsmotoren und batteriebe triebene Elektromotoren durchlaufen unterschiedliche Phasen im Lebenszyklus. Das Elektroauto übertrumpft den Benziner oder Diesel bezüglich Wirkungsgrad beim Fahren, und zwar um das Drei- bis Vierfache. Der Benziner kann nur 20% des Treibstoffs in Bewegungsenergie umwandeln, die restlichen 80% verpuffen in Form von Abgasen und Abwärme, mit der wenigstens im Winter noch die Heizung im Auto betrieben werden kann. Beim Elektromotor ist das Verhältnis umgekehrt. Vier Fünftel der Batterieleistung werden direkt in Bewegungs energie zur Fortbewegung umgesetzt. Unvorteilhafter präsentiert sich indes der ökologische Fussabdruck des Elektroantriebs in der Produktionsphase. «Die Herstellung eines Elektromobils verursacht im Durchschnitt einen Drittel mehr CO2-Emissionen als die Produktion eines konventionellen Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57 // movi-mento.ch Medien Von A bis Z © Illustration: Shutterstock Im Auftrag von movi-mento kam mit der «Sonntagszeitung» vom 3. April 2016 eine Beilage zum Thema Mobilität. Behandelt wurden Themen aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft: von der Evolution der Antriebstechnologie bis hin zum Servicezentrum Tankstelle. «Die Herstellung eines Elektromobils verursacht im Durch schnitt einen Drittel mehr CO2-Emissionen als die Produktion eines konventionel len Fahrzeugs.» hängt entscheidend davon ab, woher der Strom für die Produktion von elektrischen Antriebssystemen stammt. Rainer Zah: «Wird der Strom für die Herstellung mehrheitlich aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Wasserkraft und Photovoltaik gewonnen, fällt auch die LCA-Gesamtbilanz des Elektromotors deutlich besser aus als jene des Verbrennungsmotors. Wird der Strom hingegen hauptsächlich aus Kohlekraftwerken mit hohen CO2-Emissionen bezogen, ist die E lektromobilität gegenüber den Benzin- und Diesel Fahrzeugs», sagt Rainer Zah, Ge- autos sogar im Nachteil.» /// schäftsführer Quantis. Grund dafür sind die energieintensiven Verfahren Den vollständigen Artikel stel lung der in Elektroautos finden Sie auf zur Her verwendeten Lithiumionen-Batterien. movi-mento.ch Es braucht dafür grosse Strommengen. Stellt man Produktion und Betrieb einander gegenüber, schneiden Verbrennungs- und Elektromotor aus ökologischer Sicht also je einmal besser und schlechter ab. Wie die Gesamtbeurteilung der Elektromobilität im Rahmen der LCA-Studie ausfällt, Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 7 Die gesamte Beilage (publiziert auf Deutsch) finden Sie auf movi-mento.ch Zahlen und Fakten 65 Autobahntankstellen In der Schweiz gibt es 65 Autobahntankstellen. Die durchschnittliche Distanz zwischen den Stationen beträgt knapp 22 Kilometer. Diese Stationen verzeichnen den stärksten Umsatz. Tankstellen, die über einen Shop verfügen, trugen im vergangenen Jahr 72% zum gesamten Treibstoffabsatz bei und sind somit ein wichtiger Wettbewerbsfaktor unter den Markentankstellen. 7 06.06.16 14:57 // VTSS «Bist du alt genug?» Ab sofort wird in den Schweizer Tankstellenshops mit einem frischen, neu gestalteten Sujet für den Jugendschutz geworben. Jugendlichen und Alkohol geschult wurden. Ein Effort, der sich auszahlt: Die Mineralölbranche schneidet – wie schon in den vergangenen Jahren – im Vergleich mit anderen Verkaufspunkten wie Detailhändlern, Bars, Festivals etc. besser ab. Die Durchfallquote liegt gesamtschweizerisch im Durchschnitt bei rund 20%. ALKOHOL & TABAK Frischer Auftritt 18+ ZUM SCHUTZ UNSERER JUGEND – KAUF NUR MIT AUSWEIS © VTSS BIST DU ALT GENUG? Das neue Jugendschutz-Sujet des VTSS ist ab sofort in allen Schweizer Tankstellenshops zu sehen. D er Verkauf von Alkohol und Tabak an unter 16-Jährige ist in der Schweiz bekanntermassen verboten. Und gerade an Tankstellen shops kommt der Einhaltung dieses Verbots eine besonders grosse Bedeutung zu, erreicht man eine Tankstelle doch in aller Regel per Auto. Gutes Abschneiden bei Testkäufen Aus diesem Grund haben die ErdölVereinigung und der Verband der Tankstellenshop-Betreiber der Schweiz (VTSS) in den vergangenen Jahren ihre gemeinsamen Jugendschutz be mühungen konsequent weiterentwi ckelt: Neben systematischen Testkäufen an Tankstellenshops wurden in den letzten Jahren regelmässig Kurse geführt, in denen Tankstellen durch shop-Angestellte im Umgang mit 8 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 8 Altersbestimmungen und andererseits haben diverse Firmen Richtlinien erlassen, die über die kantonalen hinausgehen.» Und so kann es durchaus sein, dass im einen Kanton Bier ab 16 und hochprozentiger Alkohol ab 18 Jahren erhältlich ist, während im Nachbarkanton beides erst ab 18 Jahren gekauft werden darf. Der Föderalismus macht auch vor Tankstellen shops nicht halt. Ein weiteres Standbein der Jugendschutzbemühungen sind die auffäl ligen Hinweisschilder, die in Tankstellenshops auf die geltenden Alkohol- und Tabak-Verkaufsregeln hinweisen. Diese sind nun unter der Regie des VTSS komplett neu gestaltet worden. Mit dem als Frage getarnten Slogan «Bist du alt genug?» wird den Jugendlichen kurz und pointiert klar gemacht, dass in diesem Tankstellenshop weder Alkohol noch Zigaretten an Minderjährige verkauft werden. Gestellt wird die Frage von einem cool dreinblickenden Typ, der nur knapp älter ist als die Jugendlichen, die er anspricht. Dies verleiht ihm eine kumpelhafte Autorität, die erwachsene Vorbildpersonen wie Flächendeckend verteilt Eltern oder Lehrer nicht erreichen Ein Paket mit Plakaten, Stickern, können. Genau die richtige Figur also, Ständern und sonstigen Werbetools um die einfache Botschaft an die Ju- mit dem neuen Logo wurde in den vergendlichen zu bringen: «Alkohol gibt gangenen Wochen kostenlos an alle es erst bei Erreichen der vorgeschrie- Tankstellenshops in der Schweiz geliefert. Der neue Auftritt ist ab sofort benen Alterslimite!» überall anzutreffen. Kantonale Vielfalt Man darf gespannt sein, wie sich Konzipiert und produziert hat den das neue Sujet auf den Alkoholverneuen Auftritt die Firma Staudacher kauf an Jugendliche auswirken wird. Print in Chur. Die grosse Herausfor Optisch ist der Relaunch aber auf jederung bestand laut Werner Peng, den Fall bestens gelungen. /// Werbeberater bei Staudacher, in den unzähligen kantonalen und firmenin- Mehr zum Thema ternen Ausnahmeregelungen im Be- tankstellenshops.ch reich Alkoholverkauf: «Wir mussten 160 verschiedene Varianten des Werbematerials produzieren, denn einerseits herrschen in jedem Kanton andere «Die Erdöl-Vereini gung und der VTSS haben in den vergan genen Jahren ihre ge meinsamen Jugend schutzbemühungen konsequent weiter entwickelt.» Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57 // heizoel.ch In Magden AG wurde in einem Wohnblock eine alte durch eine neue Ölheizung ersetzt, die rund 50% weniger Heizöl verbraucht. © Foto: EV Doppelte Energieeffizienz, halbe Ölmenge Martin Omlin zeigt auf, dass mit dem konsequenten Einsatz aller Betriebsoptimierungen bis zu einer Halbierung des Energieverbrauchs erreicht werden kann. D er Zähler gibt Aufschluss. «Im ersten Quartal 2016 brauch von knapp 23 000 Litern. «Dank dieser Sanierung wurden 6500 Liter Heizöl verbraucht», sagt Martin kann der Heizölverbrauch um die Hälfte gesenkt werden», Omlin. «Für den gesamten, eher milden Winter dürf- sagt Omlin. Hauptgrund ist die konsequente Ausnutzung ten es etwas mehr als 10 000 Liter gewesen sein.» Die Firma der technologischen Fortschritte der letzten Jahre im Ölvon Martin Omlin, die Energiesysteme AG aus Birsfelden, heizungsbereich sowie Betriebsoptimierungen. Das Modell hat im Sommer 2015 im Wohnblock aus den 1970er-Jahren von Viessmann verfüge zum Beispiel über eine alternative im aargauischen Magden einen modernen Brennwertkes- Steuerungskomponente. «Dank dieser kann die Heizung ihre Wärmeproduktion exakt auf den sel von Viessmann eingebaut. Die HeiBedarf ausrichten und verharrt nicht zungszentrale versorgt noch einen permanent in einem energieintensizweiten Wohnblock in unmittelbarer ven Bereitschaftsmodus.» Nachbarschaft mit Wärme. Insgesamt Dazu verfügt die Heizung über ei20 Wohnungen sind dem Heizkreisnen hydraulischen Systemabgleich, lauf angeschlossen. der ebenfalls zur Vermeidung von Omlin geht davon aus, dass die neue Heizung künftig im Durchschnitt Energieverlusten beiträgt. Dadurch rund 12 000 bis 15 000 Liter Heizöl pro wird sichergestellt, dass überall die Jahr verbrauchen wird. Das sah bis vor richtigen Heizwassermengen zirkulieeinem Jahr noch ganz anders aus: Der ren, um alle Räume ausgeglichen mit alte, über 40-jährige Kessel schaffte Wärme zu versorgen. Die Heizkurve lässt sich so auf tieferen Temperaturen es auf einen durchschnittlichen Ver- «Dank dieser Sanie rung kann der Heizölverbrauch um die Hälfte gesenkt werden.» Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 9 9 06.06.16 14:57 // heizoel.ch © Foto: EV © Foto: EV Energie und Geld sparen dank optimal eingestellten Um wälzpumpen und einregulierter Heizkurve (Heizkennlinie). «Gemäss den geplan ten MuKEn hätte in Magden eine nach weislich energetisch ineffizientere Lösung installiert oder eine teure Gebäudeisola tion angepackt werden müssen.» einstellen. Ältere Heizungen ohne dieBei einer Aussentemperatur von mises «smarte Betriebsmanagement», wie nus 8 Grad Celsius bedürfe es in Mages Omlin nennt, seien früher an 365 den einer heizungsseitigen Vorlauf Tagen im Jahr während 24 Stunden temperatur von mindestens 70 Grad auf einem Betriebsmodus von 80 Grad Celsius. «Eine Wärmepumpe mit einer Celsius gehalten worden. «Allein Leistungsspitze von 65 Grad Celsius die intelligenten Steuerungseinrichhätte also nicht ausgereicht.» tungen moderner Ölheizungen ermögSchliesslich wäre die Kombination einer Ölheizung mit einer Luft/Wasser- lichen gegenüber alten Modellen eine Wärmepumpe noch denkbar gewesen. Steigerung der Energieeffizienz um Aus Sicht von Martin Omlin sind Kom20%.» Unter dem konsequenten Einbinationen mit Alternativenergien alsatz aller Betriebsoptimierungen sei lerdings nur dann angezeigt, wenn dann eben die Halbierung des Enerdamit Versorgungslücken zur Warmgieverbrauchs keine Utopie mehr, wasseraufbereitung geschlossen wersondern attraktive Realität. den können. Für die Wärmeerzeugung Ferner verfügt der neue Boiler fürs Warmwasser über ein deutlich grösseres Heizungsregister zur Beheizung von Räumen machten sie indes keinen Sinn. als der Vorgänger, was die Energieausnutzung zusätzlich «Der alternative Anteil würde hier eher zu einer schlechteoptimiert. So hat die Firma Omlin auch bei der Warmwas- ren Energieeffizienz führen, weil die Stand-by-Verluste seraufbereitung konsequent auf die Betriebsoptimierung grösser sind als der Ertrag.» In Gebäuden wie im Fall Magden mit Radiatoren statt Fussbodenheizungen sind gesetzt. Luft/Wasser-Wärmepumpen ohnehin kein Thema. Alternatives Heizsystem hätte keinen Sinn gemacht Am Beispiel in Magden zeigen sich einige der offenen Selbstverständlich hat sich der Eigentümer auch Gedan- Fragen im Zusammenhang mit der geplanten Umsetzung ken über andere Energieträger gemacht. Doch weder Alter- der neuen Mustervorschriften der Kantone im Energiebenativen noch Kombinationslösungen waren umsetzbar, reich (MuKEn 2014). Geht es nach den Energiedirektoren noch hätten sie zur Erreichung einer optimalen Energieef- der Kantone, sollen zukünftig beim Ersatz von Öl- und Gasfizienz beigetragen. heizungen 10% des Wärmebedarfs aus erneuerbarer EnerDas gilt etwa für die Variante der thermischen Solaran- gie stammen oder zusätzlich durch Wärmedämmung einlage: Im Objekt in Madgen findet sich für die Installation gespart werden. Gemäss den geplanten MuKEn hätte in einer solchen Anlage – namentlich für den notwendigen Magden eine nachweislich energetisch ineffizientere LöSpeicher – nicht ausreichend Platz im Keller. Zudem wäre sung installiert oder eine teure Gebäudeisolation angedas Dach von der Ausrichtung her auch nur mässig geeig- packt werden müssen. Das übergeordnete Ziel einer sys net gewesen. Ebenfalls geprüft, jedoch rasch wieder ver- temübergreifenden Optimierung der Energieeffizienz wäre worfen, wurde die Variante Erdsonde. Martin Omlin be- dabei verloren gegangen. /// gründet: «Wärmepumpensysteme dürfen in solchen Liegenschaften nur Anwendung finden, wenn die Möglichkeit besteht, aus eigener Kraft hohe Vorlauftemperaturen zu erreichen, was heute technisch noch nicht möglich ist.» 10 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 10 Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57 // heizoel.ch Wo bleibt der Blick fürs Ganze? © Foto: Thedi Suter/Keystone Im Zusammenhang mit dem Klimaschutz werden immer mehr Gesetzgebungen erlassen und bewährte Technologien verteufelt. Kutschen wurden nicht durch Verbote, sondern natürlicherweise durch Autos abgelöst, da sich diese als praktikabler im Unterhalt erwiesen. E nde April 2016 wurde in New den vorgeschrieben oder gar verboten. York das neue Welt-Klimaschutz- So soll bspw. mit den MuKEn 2014 abkommen von Paris unterzeich- (Mustervorschriften der Kantone) vornet. Bereits im Vorfeld der Pariser Kli- geschrieben werden, was die Haus makonferenz hatte der Bundesrat die eigentümer zukünftig zu tun haben, Schweizer CO2-Ziele festgelegt. So will wenn sie den Wärmeerzeuger ersetzen. die Schweiz die Treibhausgasemissio- Man könnte meinen, dass der Gesetznen gegenüber 1990 bis 2030 um 50% geber weiss, wie die Welt in 15 Jahren aussehen wird. senken. Eingriffe in die freie Markt wirtschaft «Bei der Fokussie rung auf die CO -Ziel setzung geht leider mehr und mehr der Blick fürs Ganze, namentlich für Effi zienzsteigerungen, verloren.» Bei der Fokussierung auf die CO2-Ziel2 setzung geht leider mehr und mehr der Blick fürs Ganze, namentlich für Effizienzsteigerungen, verloren. Wer die Umwelt nachhaltig schonen will, kann nicht nur auf eine Zielsetzung fokussieren. Dabei besteht leicht die Gefahr, dass das eine Ziel zwar erreicht wird, aber insgesamt unter einem höheren Ressourceneinsatz. Und bekanntlich trägt diejenige Energie, die nicht verbraucht wird, am meisten zum Klimaschutz bei. Die Beamten in der Schweiz sind Lesen in der Kristallkugel seit Jahren emsig bemüht, verschie- Dass dem nicht so ist, zeigt sich am dene Massnahmenpakete zur CO2-Re- Beispiel der Elektroheizungen. Diese duktion umzusetzen. Dies geschieht wurden in den 1970er-Jahren – unter zunehmend mit Eingriffen in die freie anderem von der Politik – hochgelobt. Marktwirtschaft. Technologien wer- Mittlerweile ist diese Technologie in Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 11 Ungnade gefallen. Die MuKEn 2014 legen den Kantonen nahe, eine Sanierungspflicht für Elektroheizungen umzusetzen. Zudem soll auch der Elektroboiler unter diese Sanierungspflicht fallen. Wäre aber nicht gerade dieser eine gute Möglichkeit, um überschüssigen Photovoltaik-Strom aufzunehmen? Weiter besteht durchaus die Gefahr, dass Effizienzsteigerungen (wie im Beispiel auf Seite 9 f. eindrücklich beschrieben) nicht mehr realisiert werden können, da das Gesetzeskorsett zu eng geschnürt ist. Baden-Württemberg kennt seit 2010 eine ähnliche Gesetzgebung wie die MuKEn 2014. In den Jahren 2009 bis 2012 ging die Anzahl der Heizungssanierungen deutlich zurück. Es scheint so, dass die Gesetzgebung zu einer Verzögerung bei den Sanierungen geführt hat. Ältere Ölheizungen wurden weiter betrieben. Der Verbrauch konnte deshalb nicht reduziert werden, das vorhandene Effizienzsteigerungspo ten zial wurde quasi verschenkt. Im beschriebenen Fall würde der Wechsel auf eine andere Technologie ziemlich sicher auch zu Ineffizienz führen. Das CO2 würde zwar gesenkt, aber insgesamt fände ein höherer Verbrauch – bspw. von Strom – statt. Wie Prof. Silvio Borner in einem Gastkommentar in der NZZ1 ausführte, «sind Technologieverbote gefährliche Denkverbote, die uns im internationalen Wettbewerb massiv schaden werden». Hoffen wir also, dass Diskus sionen zur Effizienzsteigerung aller Heizsysteme die Forderung nach Technologieverboten ablösen werden. /// ¹ Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 31. August 2015. 11 06.06.16 14:57 // IN KÜRZE Zahlen und Fakten Weiterbildung Fiskalerträge von Treib- und Brennstoffen Wir gratulieren Weitere Zuschläge und Steuern Mineralölsteuern (MinöSt) MinöSt-Zuschlag Benzin: 989,1 Benzin: 1425,3 MinöSt-Zuschlag Dieselöl: 860,2 MinöSt-Zuschlag Flugpetrol: 25,6 Dieselöl: 1355,3 Die Fiskaleinnahmen aus dem Verkauf von Mineralölprodukten betrugen 5754 Millionen Franken Flugpetrol: 38,8 Mehrwertsteuer: 965,4 (das sind rund 7% aller Fiskaleinnahmen des Bundes) Bezugsprovisionen und andere Zuschläge: 73,6 Brennstoffe und andere: 20,7 In Millionen Schweizer Franken Tankstellen 2015 Quelle: Oberzolldirektion Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Fiskaleinnahmen aus dem Verkauf von Treibund Brennstoffen 2015 um 7,1% (440 Millionen Franken) ab und beliefen sich gesamthaft auf 5,75 Milliarden Franken. Im Jahr 2015 bewirkte die Mineralölsteuer 7% der Bundeseinnahmen. Die Mindereinnahmen bei den Fiskalerträgen von Mineralölprodukten sind zu einem grossen Teil auf den wegfallenden Tanktourismus zurückzuführen. Fachleute für Wärmesysteme sind in Betrieben der Heizungsbranche oder bei Herstellern und Lieferanten von Heizungsanlagen tätig. Neben der Inbetriebnahme von Anlagen sind die Fachleute auch für die Wartung und die Behebung von Störungen zuständig. Mit ihrer Arbeit sorgen sie für einen sicheren und energiesparenden Betrieb der Anlagen. Im November 2015 haben gesamtschweizerisch 45 Fachleute die eidgenössische Berufsprüfung der Fachrichtung Öl/Gas erfolgreich absolviert. Es ist erfreulich, dass im vergangenen Jahr nach mehreren Jahren Unterbrechung wieder ein Lehrgang in italienischer Sprache durchgeführt werden konnte. Quelle: GebäudeKlima Schweiz Impressum Die Konsolidierung setzt sich fort Auflage D 39 900 / F 12 200 Redaktion Francesca Romano, Roland Bilang Öffentlich zugängliche Markentankstellen am 1. Januar 2016 Total am 1.1.16 AGROLA 437 430 AVIA 609 604 BP 362 361 CITY 26 26 COMBUSTIA 31 32 COOP 226 233 ENI SUISSE ¹ 250 259 JUBIN 100 105 MIDLAND MIGROL 9 10 311 310 ² OELTRANS 16 16 OIL! 24 23 2 2 RUEDI RÜSSEL ³ 350 339 SHELL 240 234 ⁴ POCO SIMOND SOCAR 15 17 150 155 SPURT 18 18 TAMOIL 283 262 VOEGTLIN-MEYER Total 12 90812_Petrosphaere_2-16_D.indd 12 21 25 3 480 ⁵ 3 461 Mehr zum Thema erdoel.ch Kontakt Erdöl-Vereinigung Spitalgasse 5, 8001 Zürich, T 044 218 50 10, F 044 218 50 11, [email protected], www.erdoel.ch, Twitter: @Erdoel_UP Regionalbüros Heizen mit Öl Zürich/Innerschweiz Beat Gasser, Spitalgasse 5, 8001 Zürich, T 044 218 50 21, F 044 218 50 11, M 079 213 73 29, [email protected] Mittelland/Nordwestschweiz Markus Sager, Fichtenweg 2, 5722 Gränichen, T 062 842 85 72, F 062 842 85 73, M 079 213 73 14, [email protected] Ostschweiz/Graubünden Moreno Steiger, Rütihofstrasse 21, 9052 Niederteufen, T 071 278 70 30, F 071 278 69 71, M 079 213 73 15, [email protected] Westschweiz Paul-André Kilchenmann 1 / Martin Stucky 2 Chemin du Centenaire 5, 1008 Prilly, T 021 732 18 61, F 021 732 18 71, 1 M 079 382 45 87 / 2 M 079 311 37 01, [email protected] / [email protected] Quelle: EV Total am 1.1.15 Marke Die Konsolidierungsphase im Tankstellenmarkt wurde auch 2015 bestätigt: Die im Vergleich mit den Vorjahren beobachteten Veränderungen sind auf die Marktdynamik zurückzuführen. ¹ Vor 2010 AGIP ² Davon 62 Tankstellen mit Shell Logo und -Treibstoffen ³ Inkl. Miniprix ⁴ Davon 124 mit migrolino-Shops ⁵ Am 1. Januar 2015 stand die neue Markenzugehörigkeit noch nicht bei allen Tankstellen fest. Tessin Giorgio Bergomi, Via dei Gelsi 24, 6826 Riva San Vitale, T 091 648 19 94, F 091 648 36 63, M 079 922 42 63, [email protected] gedruckt Petrosphäre Nr. 2 / Juni 2016 06.06.16 14:57
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