OP-Roboter der Uniklinik Halle erledigt erste Bypass

OP-ROBOTER DER UNIKLINIK HALLE ERLEDIGT ERSTE
BYPASS-OPERATION
Das Universitätsklinikum Halle (Saale) verfügt seit drei Jahren über den OPRoboter DaVinci. Bisher kam er bei urologischen Eingriffen wie der radikalen
Prostataentfernung oder Nierenoperationen (vor allem Teilentfernungen bei
gut- und bösartigen Tumoren) zum Einsatz. Weltweit werden jährlich etwa
200.000 Operationen mittels des Da Vinci-Systems durchgeführt. Zum ersten Mal
kam es in den USA zum Einsatz, dort wurde es auch entwickelt. Jetzt wird das
Einsatzgebiet des DaVinci in Halle ausgedehnt: Zum einen führen die
Herzchirurgen des Universitätsklinikums Bypass-Operationen mit Unterstützung
des OP-Roboters durch, zum anderen nutzen die Thoraxchirurgen des MarthaMaria Krankenhauses in Halle-Dölau das Gerät bei Eingriffen im Brustkorb.
„Damit wird der bestehenden Kooperation zwischen der halleschen
Universitätsmedizin und dem Krankenhaus Martha- Maria auf dem Gebiet der
Thoraxchirurgie ein weiterer Baustein hinzugefügt“, sagt der neue Chefarzt
der Klinik für Thoraxchirurgie am Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau. Dr.
med. Marcus Krüger tritt am 1. Juli 2016 sein neues Amt an. Er ist bei
Martha-Maria angestellt und führt auch Lehrveranstaltungen an der
Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität durch.
Der OP-Roboter operiert selbstverständlich nicht allein, sondern wird stets
durch einen erfahrenen Operateur gesteuert, welcher hierfür, zum Teil im
Ausland, über mehrere Monate hinweg ein spezielles Ausbildungsprogramm am OPRoboter absolvierte. Der Chirurg sitzt nun neben dem OP-Tisch an einer
überdimensionierten Konsole und steuert die jeweiligen Arme des Roboters
feinfühlig mit seinen Fingern. Bei dem Eingriff schwebt der OP-Roboter da
Vinci mit seinen vier Armen, an denen die Instrumente befestigt sind, über
dem Patienten. Der da Vinci überträgt in Echtzeit jede kleinste Bewegung der
Finger und Hände des Operateurs zitterfrei und präzise auf die Instrumente im
Körper des Patienten. Der Operateur sieht sein Operationsfeld auf einem
Bildschirm stark vergrößert und dreidimensional. Er kann sich so optimal im
Inneren des Köpers orientieren und auch feinste chirurgische Eingriffe mit
größtmöglicher Akkuratesse vornehmen. „Das System ermöglicht ein Höchstmaß an
Gewebeschonung für den Patienten“, sagt Professor Dr. Hendrik Treede,
Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie.
Die koronare Bypasschirurgie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten, neben
interventionellen Therapiestrategien, als weltweites Standardverfahren zur
chirurgischen Versorgung der koronaren Herzkrankheit etabliert. Bei der
sogenannten „minimal-invasiven direkten coronararteriellen Bypassoperation“
(MIDCAB) wird ein kleiner Hautschnitt unterhalb der linken Brustwarze
durchgeführt. Hierüber gelangt man in den Brustraum. Die Operationswunde wird
ebenso verkleinert, da das Brustbein nicht mehr durchtrennt und eröffnet
werden muss. „Das Verfahren ist weniger traumatisch für den Patienten, da wir
beispielsweise keinen Rippenspreizer mehr einsetzen müssen.“ Das hallesche
Herzzentrum ist die einzige Einrichtung in Deutschland, welche diese
Bypassoperation anbietet.
Durch die minimal-invasiven Eingriffe entstehen nur kleinste Narben. Die
Patienten sind nach der Operation schneller wieder mobil, können weniger
Schmerzen haben, die Wunde heilt schneller und sie sind zufriedener mit dem
kosmetischen Ergebnis der Operation. Diese Erfahrung macht auch Oberarzt Dr.
Martin Grallert vom Krankenhaus Martha-Maria. Er hat vor wenigen Tagen die
erste Operation in Sachsen-Anhalt mittels des OP-Roboters im Gebiet der
Thoraxchirurgie durchgeführt. Er behandelte damit erfolgreich einen
Patienten, der an einer Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen) erkrankt ist.
Diese Patienten leiden erheblich unter ihrer Erkrankung, da das übermäßige
Schwitzen das Alltagsleben stark beeinträchtigt. Selbst ein Händedruck wird
dann zur Qual.
Alle anderen konservativen Therapieversuche zeigten bei dem jungen Mann keine
Wirkung, so dass der hallesche Thoraxchirurg durch die Operation den
Sympathikus-Nerv an einer bestimmten Stelle durchtrennte. Dies soll die
Schweißbildung an den Händen und unter den Achseln eindämmen. Der minimalinvasive Eingriff ist nicht ganz ohne Risiko, muss doch der Nerv im Brustraum
in der Nähe der Wirbelsäule sorgfältig frei präpariert werden. „Der Einsatz
des OP-Roboters erleichtert diesen Eingriff deutlich und ist schonender für
den Patienten“, stellt Oberarzt Dr. Grallert fest. Er plant bereits die
Ausdehnung des DaVinci-Einsatzes in der Thoraxchirurgie in Kooperation mit
den Ärzten des Universitätsklinikums: „Ich kann mir den Roboter-Einsatz als
Ergänzung zu den bereits etablierten minimal-invasiven OP-Methoden etwa bei
der Entfernung von Tumoren in der Lunge oder im Mediastinum sehr gut
vorstellen.“ Dies stelle neben dem weiteren Ausbau der engen Kooperation mit
der Universitätsmedizin Halle zudem eine Erweiterung der operativen Expertise
in der chirurgischen Therapie unserer Patienten im DKG-zertifizierten
Lungenkrebszentrum des Martha-Maria Krankenhaus Halle-Dölau dar.
Der OP-Roboter DaVinci wurde 2014 nach erfolgreicher Begutachtung durch die
Deutsche Forschungsgemeinschaft aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt
angeschafft. Gedacht ist der DaVinci für den multidisziplinären Einsatz im
Universitätsklinikum. Initiator für den Einsatz war Prof. Dr. Paolo Fornara,
dessen Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie den Roboter
hauptsächlich nutzt. Prof. Fornara verfügt über jahrzehntelange Erfahrung auf
dem Gebiet der minimal-invasiven Operationen.