Jahresmagazin 2016 - Suchthilfe Region Basel

Jahresmagazin 2016
Akzeptanz
Inhalt
Sucht ist omnipräsent
Gastbeitrag von Ueli Mäder 4
Safer Dance Basel ist am Start 8
«Konsum ohne Risiko gibt es nicht» 10
Hardcore im Fonduestübli 12
Erfolgskonzept Schadensminderung 18
Schadensminderung braucht Mut
Akzeptanz
Gastbeitrag von René Renggli
Feindbilder muss man abbauen
Gastbeitrag von Peter Sumsander
Quo vadis, Cannabis? Regulate it!
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Eine Einschätzung des Fachverbandes Sucht
Gastbeitrag von Otto Schmid
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Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 3
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser
Das vorliegende Magazin ist erneut kein klassischer Jahresbericht geworden, sondern beinhaltet zwei Themenschwerpunkte, die unserer Ansicht nach
untrennbar miteinander verbunden sind: nämlich das 25-jährige Jubiläum
der Schadensminderung und das Thema Akzeptanz, welches zumindest
heutzutage kaum mehr aus der Sucht- und Drogenarbeit wegzudenken ist.
Bei der Diskussion über die Inhalte stand zunächst die Schadensminderung
im Zentrum. Aber was gibt es hier zu feiern?, haben wir uns gefragt. Grund
zu feiern wäre allenfalls, wenn solche Angebote nicht mehr benötigt würden.
Und doch sollten diese immer noch junge Fachdisziplin und ihre Resultate
in geeigneter Weise gewürdigt werden. Rückblicke und Erinnerungen an
Zeiten von Kocherpark, Platzspitz etc. haben wir von Anfang an ausgeschlossen, denn es wurde mehr erreicht als nur die Aufhebung der offenen
Drogenszenen, das Überleben der Betroffenen, die Sicherstellung von
HIV- und Infektionsprophylaxe oder die Beruhigung im öffentlichen Raum.
Also haben wir uns gefragt, was sich seit Einführung der Schadensminderung in der Drogenarbeit verändert hat, und sind rasch auf das Thema
Akzeptanz gestossen.
Mittlerweile ist die Schadensminderung nebst den anderen ambulanten
und stationären Angeboten eine wichtige Ergänzung, die mit ihrer oft speziellen Sicht auf einzelne Themen und ihrer besonderen Nähe zu den Betroffenen wertvolle Impulse einbringt und so dazu beigetragen hat, auch
andernorts vieles zu bewegen. Bemerkbar macht sich dies dadurch, dass
es heute auch Therapieangebote für Substituierte gibt, Rückfälle nicht mehr
zwingend zum Ausschluss führen, Teilentzüge ebenso möglich sind wie eine
vorläufige Beschränkung auf die Verbesserung der Gesundheit oder Programme für kontrollierten Konsum. Dagegen galt noch bis Mitte der Neunzigerjahre vielerorts allein das Dogma der Abstinenz, und zwar in einer
Absolutheit, welche weder den Rückfall noch die unterstützende Behandlung mit Medikamenten oder Substitution in die Behandlung miteinbezog.
Längst ist die Akzeptanz in unserer Arbeit ein zentraler Wert und Ausdruck
einer Haltung, welche auch weiterhin nicht einfach alles zulässt, aber den
individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen weitaus mehr
Raum bietet. Und bei Fehlern oder dem Unvermögen, gewissen
gesellschaftlichen oder konzeptionellen Ansprüchen gerecht zu werden,
gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten sucht, anstatt die Beziehung
abzubrechen. Und das ist doch nun wirklich ein Grund zum Feiern.
Dass aber längst nicht alles zum Besten bestellt ist und es noch einiges
anzupacken gilt, zeigen die Gastbeiträge in diesem Magazin, welche ich
Ihnen deshalb besonders empfehlen möchte.
Beachten Sie bitte auch die kleine Bild- und Textstrecke an den unteren
Seitenrändern. Damit möchten wir Ihnen auf unterhaltsame Weise einen
kurzen Ein- und Überblick über das bieten, was in der Suchthilfe Region
Basel während 24 Stunden und an 365 Tagen alles geschieht.
Walter Meury, Geschäftsführer
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 4
Sucht ist omnipräsent
Wir nehmen Sucht über augenfällige
Schicksale und ein paar Statistiken wahr.
Aber was steckt hinter den Zahlen und
Einzelwesen? Leben wir gar in einer
«süchtigen Gesellschaft»? Der Soziologe
Ueli Mäder beleuchtet akzeptierte, unerkannte und geächtete Süchte unserer
Zeit – und würdigt die Arbeit der Suchthilfe Region Basel.
Sucht ist eine einseitige Abhängigkeit, physisch
und psychisch. Abhängige verlangen nach einer
Substanz oder einem Gefühl. Ihre Sucht ist
keine Eigenschaft, sondern ein Phänomen, das
05.30 K. Jordi ist eben
aufgestanden und wird nun mit
H. Früh, der für vier Monate bei
ihm lebt, die Stallarbeit erledigen.
Später wird eine Mitarbeiterin
das Methadon für H. Früh bringen
und ein Standortgespräch führen.
Spektrum ist ein therapeutisches
Angebot der Suchthilfe Region Basel und zeichnet sich dadurch aus,
dass individuell zugeschnittene
Lösungen in einem besonderen,
familiären Rahmen möglich sind.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
in verschiedenen Ausprägungen offenbar recht
verbreitet ist. Workaholics gibt es zum Beispiel
sicher viele. «Ich arbeite, also bin ich.» – Wer
kennt das nicht? Und ich bin «in», weil ich viel
konsumiere. Zum Beispiel Alkohol, ganz normal
als Genussmittel. Allerdings mit fliessendem
Übergang zur Sucht. Ein Zwanzigstel aller Erwachsenen sucht Ersatz im Rausch. Der masslose Konsum kompensiert Gefühle der Leere.
Aber was suchen wir wirklich? Das ist eine schier
subversive Frage. Die Suchthilfe Region Basel
stellt sie immer wieder. Sie tut dies seit einem
Vierteljahrhundert beharrlich und engagiert.
Und das ist auch bitter nötig. Denn wer Schäden
mindern will, muss sie ursächlich ergründen,
kontinuierlich angehen und das Umfeld einbeziehen. Dabei kann der Blick auf quasi anerkannte Formen der Sucht ganz hilfreich sein.
Wagen wir ihn einmal.
Sucht nach Anerkennung
Gerhard Dammann beispielsweise leitet die Psychiatrische Klinik Münsterlingen. Er beschreibt,
von mir darauf angesprochen, die Sucht nach
Anerkennung und den Narzissmus als Motor für
Erfolg. Ein Mythos gibt vor, mit Emotionslosigkeit,
Ehrgeiz und Stärke mehr erreichen zu können.
Der Narzissmus motiviert und verknüpft den Erfolg mit der Führerschaft. Und in Krisen ist starke
Führung besonders gefragt. Das aber ist gefährlich, weil ausgeprägten Narzissten die Bodenhaftung und das Gefühl für Grenzen fehlen. Sie
heben ab und sehen in anderen (zu) viel Feindliches. Vielleicht auch und gerade, um sich über
sie erhöhen zu können. Sie gewähren wenig
wirkliche Unterstützung, weil die aufgewandte
Energie hauptsächlich eigenen Zielen nutzen
soll. Die forcierte Konkurrenz verlangt, sich gegen
andere durchzusetzen. Da gehören ganz schnell
selbst Mitarbeitende zur potenziellen Bedrohung und werden entsprechend behandelt.
Erfolg als Selbstzweck
Geltungssüchtige sind zudem mit einer Sache
kaum wirklich verbunden. Ihnen geht es vornehmlich darum, ihr eigenes Ego zu pflegen.
Das verhilft ihnen vordergründig zu Selbstwert.
Oft spielen dabei erlittener Mangel und emotionale Vernachlässigung mit oder die fehlende
Erfahrung, Grenzen gesetzt zu bekommen. Wer
aber primär den verinnerlichten Auftrag umsetzt,
stets gut zu sein, erfährt den Erfolg lediglich als
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Akzeptanz
Bild Nr. 2
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 6
(Selbst-)Zweck. Ziel ist es dann, im Mittelpunkt
zu stehen. Das hält andere, die nur achten oder
sogar bewundern sollen, auf Distanz. Die Sucht
nach Anerkennung beinhaltet nämlich auch Angst
vor Nähe, die eingehende Empathie verunmöglicht. So kommt es dann zu Gemütsschwankungen,
Wutanfällen und Zynismus. Ich werte andere ab,
um mich über sie zu erheben. Destruktiver Neid
kennzeichnet die narzisstisch besetzte Sucht. Als
Störung der Persönlichkeit zeigt sie sich inmitten
der Gesellschaft eher häufiger als in Zonen der
Randständigkeit.
Sucht, ganz oben zu sein
Der Psychotherapeut Thomas Kornbichler beschreibt ferner «Die Sucht, ganz oben zu sein»
(Kreuz Verlag, Stuttgart). Er akzentuiert die psychohistorischen Dimensionen von Macht und
08.30
B. Rohrbach kommt
ins Büro und hört den Anrufbeantworter ab. Im Laufe des Tages
wird sie nebst den Sekretariats­
arbeiten im Rahmen von Lohnund Rentenverwaltungen auch
Checks an drei Personen abgeben.
Das Beratungszentrum bietet nebst
Suchtberatung, Sachhilfe und Nachsorge auch Unterstützung für
Angehörige, Menschen mit Verhaltensabhängigkeiten wie z.B.
Glücksspielsucht und vieles mehr.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
bezieht dabei auch die hohe Politik ein. Das «süchtige Streben nach Macht» deutet er als fehlgeleitete Kompensation von empfundener Minderwertigkeit. Mächtige streben nach immer noch
mehr Geltung und Anerkennung. Der Einfluss
verspricht mehr Sicherheit. Dabei geht es nicht
um eine fördernde Hinwendung zu anderen
Menschen. Machtmenschen suchen Wissen
kaum, um Wahrheit zu finden, Kunst nicht aufgrund der Schönheit, Menschen keinesfalls
wegen der Geselligkeit und Wirtschaft nicht des
Wohlstands wegen. Ihnen sind diese Werte
primär lediglich ein Mittel, um die Macht weiter
zu steigern und andere zu vereinnahmen. Ihr
strategisches Denken verkommt so zu einem
rigiden Manipulieren. Ihr Selbstwertgefühl ist
oft überwertig. Das Bad in der Menge hilft, das
innerlich leere Selbst affektiv aufzuladen.
Der anerkannte Ego-Kult
Die Demagogie zielt darauf ab, andere für eigene
Zwecke zu benutzen. Sie weist sich gerade in
schwierigen Zeiten gerne als schützende Hand
aus. Denn guten Anklang findet dann besonders
der Ruf nach Stärke, nach Sauberkeit und einfachen Tugenden. Was Menschen irritiert und
verunsichert, wird auf einen einfachen Nenner gebracht. Als Feindbilder für paranoide Botschaften
dienen dabei besonders häufig «der korrupte
Staat» oder aber «Randständige». Wer von eige-
nen Vergehen ablenken will, projiziert sie gerne
auf andere und verbindet ökonomische Interessen mit etwas Philosophie und generalisierter
Weltanschauung. Das verleiht der eigenen Botschaft eine «höhere Würde». Dieser Ego-Kult
ist weithin anerkannt und als gehobene Form der
Sucht verbreitet. Es wäre schön, wenn diese Einsicht dazu beitragen könnte, weniger gut beleumundete Süchte ebenfalls als gesellschaftliches Phänomen zu akzeptieren, statt sie zu
individualisieren.
Leistungsdruck und das Spiel mit der Angst
Kinder halten wir schon früh dazu an, möglichst
viel zu leisten. Wo guter Wille vorhanden ist, findet
sich immer ein Weg: So das gängige Motto. Der
Leistungsdruck weckt jedoch auch Ängste, die
Energien blockieren oder zu einer Flucht nach
vorn mobilisieren können. Das Spiel mit der Angst
ist ebenfalls ein beliebtes Erziehungsmittel.
Erwachsene treten an Kinder ab, was sie einst
selbst erleiden mussten. Didaktisch geschulte
Lehrpersonen hingegen setzen auf positive Anreize. Sie appellieren an die Vernunft. Die Aussicht auf Erfolg soll die Motivation fördern und
den Output erhöhen. Was Selbstkompetenz bedeuten könnte, vermittelte uns einst ein Klassenlehrer. Er interessierte sich für unsere Ideen
und förderte unsere Lust, selbst zu denken: Ein
Glücksfall und leider längst nicht die Norm.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 7
Das Ressentiment als Bumerang
Die 68er-Bewegung wollte das Leistungs- in ein
Lustprinzip verwandeln. Der rasche globale
Wandel verstärkte jedoch den wirtschaftlichen
Druck und einseitige Abhängigkeiten. Der rapide
Wandel verunsichert und erhöht die Gefahr,
Halt in Vereinfachungen zu suchen. Populistische
Kräfte zeigen auf «randständige Drögeler» und
fordern mehr Ordnung. Aber aufgepasst: Wer
angespannt lebt, ist selbst auch für chronische
Erkrankungen anfälliger. Bei Stress und Überforderung häufen sich Depressionen und der
Konsum von Medikamenten und Alkohol. Kinder
übernehmen psychische Reaktionen ihrer
Eltern. Das individuelle Leid fällt so auf die Gesellschaft zurück. Soziale Benachteiligungen
beeinträchtigen den Selbstwert von Eltern und
Kindern. Wer sich ohnmächtig fühlt, empfindet
Herausforderungen aber als Bedrohung. Und
so festigen sich konforme Verhaltensmuster.
Denn sie bieten zumindest imaginäre Sicherheiten. Die Anpassung ist ein Nährboden für
Ressentiments, die sich allerdings nur zu häufig
oft gegen einen selbst richten; zum Beispiel
über den gesteigerten Konsum und die Abhängigkeit von Suchtmitteln.
Den Blick auf das Ganze richten
Die meisten Spielarten der Sucht gefährden
besonders Personen, die über wenige Ressourcen verfügen. Die Suchthilfe Region Basel hat
dies erkannt und achtet deshalb darauf, die
gesamten Lebensbedingungen zu verbessern.
Sie versucht zudem, die Suche nach dem
tieferen Sinn vermehrt in den Alltag zu integrieren. Sie fragt: Wozu das alles? Geht es
darum, alles immer schneller drehen zu
lassen? Diese Fragen führen weiter. Sie
verweisen auf gesellschaftliche Widersprüche,
die wir gemeinsam angehen müssen. Darüber
hinaus ist eine Professionalität gefragt, die
spezifische Suchtfragen gezielt angeht. So wie
das die Suchthilfe Region Basel eindrücklich
praktiziert: Sie richtet ihren kritischen Blick auf
das Grosse und Ganze und steht gleichzeitig
den Menschen bei individuellen Problemen mit
grossem Fachwissen zur Seite. Ich wünsche
weiterhin viel Mumm und Wirksamkeit – im
nächsten Vierteljahrhundert.
Ueli Mäder (im Bild) ist Professor für
Soziologie an der Universität Basel
und der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW).
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 8
Safer Dance Basel ist am Start
Die schweizerische Drogenpolitik gilt in
vielen Bereichen als progressiv und findet
weltweit Beachtung. Ein legales, mobiles
Drugchecking für Partydrogen beispielsweise gibt es ausser in der Schweiz in
kaum einer Handvoll Länder. Umso verwunderlicher ist es, dass man bislang
ausgerechnet am liberalen Rheinknie
kein derartiges Angebot vorweisen konnte.
Die Kantone beider Basel haben dies
gemeinsam mit der Suchthilfe Region
Basel nun geändert.
Arbeitsreiche Wochen und Monate liegen hinter
den Projektleiterinnen Stephanie Twerdy, Elisabeth Schätti und den Peers vom Verein SubsDance.
Unter dem Label Safer Dance Basel wurde ein
auf die regionalen Besonderheiten und Bedürfnisse der Nordwestschweiz zugeschnittenes
Angebot gestaltet. Und vor der Auftaktveranstaltung im Basler Nordstern mussten in unzähligen Sitzungen und Workshops Haltungsfragen diskutiert, Kontakte zu den lokalen
Partymachern geknüpft, Requisiten für den
Infostand gebastelt werden und vieles mehr.
Dabei durften die Nightlife-AktivistInnen vom
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Erfahrungsschatz der MacherInnen von rave it
save.ch profitieren. Ab sofort wird Safer Dance
Basel gemeinsam mit dem mobilen Drogentestlabor des Kantonsapothekeramtes Bern
regelmässig und an verschiedenen Orten im
Nachtleben des Grossraums Basel anzutreffen
sein. Dabei bietet sich den Partygängern die
Möglichkeit, ihre Partydrogen vor Ort und kostenlos auf Reinheitsgrad und Wirkstoffzusammensetzung testen zu lassen. Werden hochdosierte
oder verunreinigte Substanzen entdeckt,
kann sofort und online eine Warnung herausgegeben werden. Aber das ist längst nicht
alles und vielleicht auch gar nicht das Wichtigste.
09.00
Der Geschäftsführer
vollzieht sein «Morgenritual», bei
welchem Kaffee, Tageszeitung
sowie die Überprüfung des Kontostandes und die Aktualisierung
der Liquiditätsplanung im Zentrum stehen.
Als Nonprofitorganisation ist die
Suchthilfe Region Basel darauf
angewiesen, innovative Projekte
ebenso wie viele der notwendigen
Investitionen mit Hilfe von
Spenden zu finanzieren.
Die Nachtschwärmer haben darüber hinaus
nämlich auch sehr niederschwellig die Möglichkeit, mit den Fachleuten der Suchthilfe Region
Basel oder den Peers von SubsDance ins Gespräch zu kommen. Vom völlig unverbindlichen
Informationsaustausch bis zur konkreten Terminabsprache für ein weiterführendes Gespräch im
Beratungszentrum der Suchthilfe ist alles möglich.
Fachwissen wird in das Setting dabei keinesfalls
nur durch die Sozialarbeitenden der Suchthilfe
und die Laboranten aus Bern eingebracht. Gerade auch die Peers, also partyaffine junge Erwachsene, bringen echtes Expertenwissen mit –
viele Mitglieder der Gruppe studieren Medizin,
Pharmakologie oder Psychologie. Im folgenden
Interview geben Marcel und Jonas von SubsDance Auskunft über ihre Motivation. Interessant
ist dabei auch, dass Marcel und Jonas in Wirklichkeit gar nicht so heissen: Die beiden müssten
mit negativen Konsequenzen rechnen, was
belegt, dass auch in der progressiven Schweiz
im Hinblick auf Akzeptanz und Realitätsanerkennung noch ein weiter Weg zu gehen ist. Die
Suchthilfe Region Basel hat schon mal die
Wanderschuhe geschnürt.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 9
Das einzige mobile
Drugchecking­labor der Schweiz.
Hier bei der Auftaktveranstaltung
von Safer Dance
Basel im Nordstern.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 10
«Konsum ohne Risiko gibt es nicht»
Der Verein SubsDance ist Kooperationspartner der Suchthilfe Region Basel
beim Projekt Safer Dance Basel. Die Mitglieder entstammen allesamt der
Partyszene. Am Rande eines Workshops
hatten wir die Gelegenheit, uns mit
Marcel und Jonas von SubsDance über
ihr Engagement zu unterhalten.
Marcel: Partydrogen werden nun mal konsumiert, und es gibt auch die negativen Auswirkungen davon. Das ist unumstösslich.
Da kann ich mich mit meiner Neigung zu
Musik und Medizin sehr gut einbringen. Es
ist ausserdem einfach cool, ein Projekt zu
haben, mit dem man etwas bewegen kann.
Jonas, was bewegt euch dazu, euch in eurer
Freizeit für das Wohl anderer Partygänger
einzusetzen, statt einfach abzufeiern?
Jonas: An einer Party traf ich einmal auf die Leute
von rave it save.ch aus Bern. Ich habe die halbe
Nacht an deren Stand verbracht und war total beeindruckt von ihrem Angebot, aber auch von
ihrem Auftreten. Ich konnte kaum fassen, dass
es sowas bei uns in Basel noch nicht gab, und
schnell haben sich einige Leute zusammengefunden, die Ähnliches auch hier auf die Beine
stellen wollen. Im Herbst 2015 konnten wir dann
unseren Verein SubsDance gründen. Wir sind
derzeit etwa 15 Leute, hauptsächlich Studenten
der Medizin, Pharmakologie und Psychologie.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
09.50 T. Hügel betritt den
Klassenraum und stellt sich vor. Im
Laufe der nächsten Lektionen wird
er mit den Jugendlichen über Alkohol und Cannabis sprechen, aber
auch über verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet.
Start?Klar! ist ein Präventionsangebot, welches in enger Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit
Basel-Stadt durchgeführt und vom
Gesundheitsdepartement BaselStadt finanziert wird.
Unter Peers versteht man Leute, die der
gleichen Alters- und Interessengruppe
entstammen. Konsumiert ihr Partydrogen,
wenn ihr nicht für Safer Dance Basel im
Einsatz seid?
Jonas: Bei uns gibt es auch abstinente Leute. Ich
bin das, so wie die meisten von uns, nicht, sondern sehe im verantwortlichen Konsum auch eine
grosse Chance. Ganz wichtig ist mir aber, dass
den Leuten bewusst ist, dass es keinen risikolosen Konsum gibt. Bezahlen muss man auf jeden
Fall, und sei es auch nur mit ein, zwei Tagen,
an denen man nur eingeschränkt leistungsfähig
ist. Das müssen die Leute einfach wissen.
Marcel: Was die illegalen Drogen anbelangt, ist
vieles tabuisiert und angstbesetzt. Vor allem
ist den meisten Leuten gar nicht klar, wie weit
der Konsum von psychoaktiven Substanzen
verbreitet ist. Auch der Nachbar mit dem super
Job könnte es an jedem Wochenende richtig
krachen lassen. Das ist eine Realität, der man
sich stellen muss.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 11
Die Gegner der akzeptierenden Herangehensweise werden schäumen und euch vorhalten,
dass ihr den Konsum illegaler Substanzen
fördert.
Jonas: Das ist Quatsch! Es ist uns ganz wichtig,
klarzustellen, dass man nichts verpasst, wenn
man nicht konsumiert. Wir haben aber die Haltung, dass in einer freien Gesellschaft jeder für
sich selbst entscheiden können sollte, was er
tut. Wir wollen dabei helfen, dass die Entscheidung auf der Grundlage eines möglichst breiten
Wissens gefällt werden kann.
Marcel: Wir sind sicher nicht dazu da, die Moralapostel zu spielen. Trotzdem möchten wir dabei helfen, dass möglichst wenige Menschen in
eine Abhängigkeit abrutschen. Ich halte Konsum
ohne Sucht für möglich. Das kann man lernen.
Eigentlich ist es in der heutigen Konsumgesellschaft sogar eine ganz wichtige Kulturtechnik.
Worin besteht für euch der Reiz beim
Konsum von Partydrogen?
Marcel: Man kann Gefühle erleben, die man
sonst nicht fühlt, sich in einem Bereich
bewegen, der physiologisch unmöglich ist.
Jonas: Auch die Vorfreude und das Ritual an
sich können eine Bereicherung sein. Ich
persönlich sehe es manchmal auch als Belohnung für erbrachte Leistungen.
Damit hätten sich die Gründe für Substanzkonsum in den letzten zehntausend Jahren
kaum geändert.
Marcel: Richtig, aber der gesellschaftliche Kontext hat sich natürlich enorm geändert. Und die
möglichen negativen Folgen des Konsums wiegen
schwerer. Kontrollverlust, das Verschlimmern
von psychischen Grunderkrankungen, Isolation –
all das kann mit Drogenkonsum einhergehen und
für gewaltige Probleme sorgen.
Jonas: Die Hardliner können sich auf den Kopf
stellen, aber Drogenkonsum wird es immer
geben. Da ist es doch einfach nur gut, wenn jemand da ist, der sich auskennt. In so einem
Setting und mit der nötigen Authentizität kann
man die Leute dann packen, wenn das Problem
tatsächlich aufgetreten ist. Zwei Tage später
fällt es den meisten doch eher schwer, sich an
ein Beratungszentrum zu wenden.
Text und Interview: Alexander Roth
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 12
Hardcore im Fonduestübli
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt:
eine lange Partynacht mit der Suchthilfe
Region Basel, rave it save.ch und dem mobilen Drogentestlabor.
«Geht's hier zu den Söhnen Mannheims?» Die
drei herausgeputzten Mittvierzigerinnen starren
abwechselnd auf den hünenhaften Securitymann
mit Irokesenschnitt und die zappeligen, Büchsenbier trinkenden Franzosen in Bomberjacken vor
dem Haupteingang der Basler St.-Jakob-Arena.
«Nein, da habt ihr Glück, die sind vis-à-vis»,
der Irokese nickt in Richtung St.-Jakob-Arena,
«hier sind die Masters of Hardcore». Sichtlich
erleichtert machen sich die verirrten Damen
auf den kurzen Weg in eine gänzlich andere Welt.
Denn während es in der Halle zwei Stunden
windelweichen Pathos-Soul aus Deutschland gibt,
versammeln sich in der benachbarten Arena
die Hardcore-Technofans für ein zehnstündiges
Vollbad in hirnzermarternden Bässen.
Derweil halten zwei Berner Kleinbusse mit quietschenden Reifen vor dem Haupteingang. Heraus
springt eine aufgekratzte, bunte Truppe – die
Leute von rave it save.ch aus Bern sind da und
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
versprühen Tatendrang. In Empfang genommen
werden sie von Elisabeth Schätti und Stefanie
Twerdy, die an diesem kalten Novemberabend
für die Suchthilfe Region Basel mit an Bord sind.
Die Aufgaben sind schnell verteilt. Die beiden
(unter anderem) gelernten Laboranten Daniel
Allemann und Alex Bücheli kümmern sich um
ihren ganzen Stolz – das einzige mobile Drugtestinglabor der Schweiz. Der Rest lädt
gemütliches Mobiliar, eine Infotheke, allerlei
Dekomaterial sowie Kartons mit Flyern,
Süssigkeiten und Obst aus. Und schon eine
halbe Stunde später ist das von Veranstalter
10.26
A. Huck steckt im
Stau auf der H 18. Eigentlich sollte
er möglichst schnell in Reinach
sein, weil im Therapiehaus Probleme mit den Computern aufgetreten sind und dringend Support
benötigt wird.
Auch die Suchthilfe ist abhängig
von EDV und Datenbanken. Darum
braucht es nebst Suchtfachleuten
auch den EDV-Experten, der wie
viele andere Personen im Hintergrund seinen Beitrag zum Gelingen
leistet.
Rolf Arnet zur Verfügung gestellte Fonduestübli
in eine gemütliche Chill-out-Lounge verwandelt:
Wo sich normalerweise die Fans des EHC Basel
in der Drittelpause mit zerlaufenem Käse
versorgen, werden wenig später schon die
ersten Partygänger in die Sessel schmelzen.
Die ganze Hand statt nur der
Zeigefinger
Allemann und Bücheli sind noch mit ihrer hochkomplexen Apparatur beschäftigt. Noch eine
halbe Stunde bis zur Türöffnung um 20 Uhr. Zeit
also für eine kleine Stärkung vor der langen
Nacht der bösen Bässe. Aus Hannes Hergarten,
dem Kopf der Berner Gruppe aus SozialarbeiterInnen und Peers, sprudelt es in der benachbarten Pizzeria nur so heraus: «Wie willst du die
Leute denn packen? Sicher nicht, indem du von
neun bis fünf im Büro sitzt, und darauf wartest,
dass einer von denen vorbeischaut und von dir
was über die Gefahren von Drogenkonsum
wissen will.» Die Anwesenden eint der Traum von
einem schweizweit vernetzten Team aus szenekundigen Sozialarbeitern und Peers, die sich
ganz selbstverständlich dort bewegen, wohin
weder die institutionalisierte Sozialarbeit noch
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 13
Legales Drugchecking gibt es
nur in einer
Handvoll Länder:
Daniel Allemann
bei der Arbeit.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 14
die Polizei gelangen: mitten in der Szene, um
dort Kontakte auf Augenhöhe zu knüpfen
und präsent zu sein, wenn Rat und Tat gefragt
ist. Die ganze Hand statt nur den Zeigefinger
einzusetzen, ist die Devise.
Noch schnell einen Espresso und dann zurück
ins Fonduestübli, wo sich um 20.30 Uhr bereits
eine Schlange vor dem Labor gebildet hat und
Allemann und Bücheli voll in ihrem Element
sind: Viele Partygänger kennen das seit 1998
bestehende Angebot bereits und wollen gleich
zu Beginn in Erfahrung bringen, was es mit der
Substanz auf sich hat, mit der sie sich für die
Nacht eingedeckt haben. Dafür müssen sie von
einer Pille etwa ein Drittel opfern. Bei Pulver
reicht meist schon eine Messerspitze. Die Pille
oder das Pulver werden fotografiert, um, falls
nötig, direkt und online eine entsprechende
Substanzwarnung herausgeben zu können, die
wenige Sekunden später schon auf einem Monitor an der Infotheke für alle einsehbar wäre.
Jetzt wird gemörsert, in Ethanol aufgelöst und
durch die Hochleistungschromatographen gejagt.
Circa 20 Minuten dauert es, bis das Ergebnis vorliegt. Am Ende weiss der User, wie viel und was
in seiner Pille oder seinem Pulver steckt. Auch
mit LSD getränktes Löschpapier können die
Drugtester auf den Wirkstoffgehalt untersuchen.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Einen anderen Blick auf den Konsum
ermöglichen
In der Zwischenzeit wird der obligatorische Fragebogen zusammen mit einem der Sozialarbeiter
oder geschulten Peers ausgefüllt. Fragen zur
Substanz, aber auch zum Konsumverhalten des
Users sind zu beantworten. Aufgrund der überwältigenden Offenheit und Wissbegier der Eventbesucher sind Hergarten und Co. zwar auch ohne
Fragebogen fast ununterbrochen mit ihnen im
Kontakt, jedoch ist der Fragebogen der zentrale
Bestandteil, um evaluieren und valide Aussagen
über ihr Konsumverhalten treffen zu können. Vor
allem aber, so Schätti, um den Leuten einen anderen Blick auf ihren Konsum zu ermöglichen und
überhaupt einmal über dieses Thema ins Gespräch
zu kommen. «Vielen wird erst beim Ausfüllen des
Fragebogens bewusst, was sie da so an einem
durchschnittlichen Wochenende alles konsumieren. Oft hinterlässt das spürbaren Eindruck, und
unsere Hoffnung ist, dass so auch Denkprozesse
in Gang gebracht werden, an deren Ende eine
Verbesserung für den Konsumenten steht.»
In der Schlange vor dem Labor steht auch Raphael
(Name von der Redaktion geändert). Immer
wieder schnellt die Zunge des 19-Jährigen blitzartig und erstaunlich weit aus seinem Mund
heraus, während sich die Augendeckel für endlos
erscheinende Sekunden schliessen. 90 Milli­-
gramm MDMA ist der Wirkstoffgehalt seiner
blauen Pille, keine gefährlichen Zusatzstoffe
oder Streckmittel wurden erkannt. Für Daniel
Allemann gibt es keinen Grund, eine Gefahren­warnung herauszugeben. Bei MDMA geschieht
dies erst ab 120 Milligramm pro Pille. Experten
halten 1,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht als
gerade noch vertretbar – auch wenn es risiko­losen Konsum nicht gibt. Mit einer seiner Pillen
könnte Raphael also eine relativ gefahrlose
Partynacht durchleben und am nächsten Tag
vielleicht sogar noch etwas für die Schule tun.
Raphael freut sich. Dumm nur, dass er bereits
drei der Pillen eingeworfen hat. Die Augendeckel
schliessen sich, die Zunge schnellt heraus:
Weiter auf Seite 16
11.15
M. Herzig und ein
Patient kochen Nudeln fürs Mittagessen. Zur selben Zeit findet die
Medikamentenausgabe statt, der
Sozialdienst schreibt Gesuche
und telefoniert, der Arzt ärgert sich
über eine Krankenkasse …
Die Klinik ESTA bietet stationäre
Entzugsbehandlungen für Menschen, die illegale Drogen, Alkohol
oder Medikamente konsumieren.
Abstinenz, Teilabstinenz oder Stabilisierung durch Substitution sind
das Ziel.
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Akzeptanz
Bild Nr. 3
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 16
Raphael hat sich überdosiert und wird den Rest
der Nacht im Fonduestübli verbringen. Umsorgt
von seinen netten Begleitern und immer wieder
im Gespräch mit Schätti, Twerdy und den anderen.
Er kiffe, seit er 14 ist. Partydrogen konsumiere er
seit zwei Jahren recht regelmässig an fast jedem
Wochenende. Nun habe er aber langsam das Gefühl, etwas die Kontrolle über seinen Konsum zu ver­lieren, er funktioniere im Alltag nach den Wochenenden immer weniger. Auch mit geschlossenen
Augen und irrwandernder Zunge ist Raphael recht
klar in seinen Schilderungen und davon überzeugt: «So geht's nicht mehr lange gut.» Ob er
denn mal im Beratungszentrum vorbeischauen
könne. Und schon hält er eine Visitenkarte mit den
Beratungszeiten in der Hand. In die andere drückt
ihm Schätti noch schnell ein Glas Orangensaft.
Rebellion ohne Folgen
Inzwischen füllt sich die Halle unter den
hämmernden Beats der Masters. Am Siedepunkt werden es etwa 3000 Tanzwütige aus der
ganzen Schweiz, Frankreich, Deutschland und
sogar Italien sein. Bis auf die Tessiner und
Italiener in ihren knallbunten Blusonjacken und
hautengen Jeans ist die Szene sehr uniform.
Zu Armeehosen oder Jeans trägt man schwarze
Shirts mit martialischen Aufdrucken. Totenköpfe, Monster, Frakturschrift, kahl geschorene
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Schädel. Modisch gleicht die Veranstaltung
einem Nazitreffen. Doch die Nacht wird zeigen,
wie wichtig es ist, bei Subkulturen genau
hinzuschauen, denn von echten Nazis fehlt in
der Halle fast jede Spur. Stattdessen geht
es überraschend freundlich, rücksichtsvoll
und tolerant zu. Und: Es wird auffällig wenig
Alkohol konsumiert, entsprechend geht es
friedlicher zu als auf den meisten Volksfesten
zu vorgerückter Stunde. Ein paar kleinere
Rangeleien, ein in der Halle gerauchter Joint:
Die Nacht bleibt für die Security äusserst
übersichtlich.
Bis zum Auftritt der Szenegrösse Angerfist sind
es noch einige Stunden, doch schon beginnt
sich die Energie der Stakkatobeats mit bis zu
270 Anschlägen pro Minute auf die Menge zu
übertragen. Nicht wenige der auf und ab
springenden Rücken, Waden und Oberarme
ziert das auftätowierte Logo der Masters of
Hardcore, ein stilisierter Monstertotenkopf mit
Widdergehörn – das Logo einer kommerziell
voll durchorganisierten Veranstaltungsreihe,
wohlgemerkt. Auch das angebotene Merchan­dise findet guten Absatz. Dies ist alles andere
als eine konsumkritische Veranstaltung, so viel
ist klar. Und läuft doch unter dem Titel:
«Masters of Hardcore – 20 Years of Rebellion!»
Glücklich das Establishment, das sich mit derart
durchorganisierten Rebellionen konfrontiert sieht.
Hergarten jedenfalls kann sich herrlich darüber
in Rage reden, wie sich die Partygänger Jahr für
Jahr mehr in die Rolle der passiven Konsumenten fügen. Und während nicht hinterfragter
Konsum im Allgemeinen zu leeren Geldbeuteln
und langweiliger Uniformität führt, bringt er
im Bereich der illegalen Substanzen noch viel
schwerwiegendere Risiken mit sich. Die Night­life-Aktivisten wollen sich dagegen stemmen,
die Leute dafür begeistern, kritischer zu werden,
mehr Verantwortung zu übernehmen, vor
allem im Hinblick auf ihren Drogenkonsum.
11.45
Der Fahrer des
Sprütze-Wäspi kommt von seiner
morgendlichen Tour zurück an
die Geschäftsstelle und trägt die
aktuellen Materialfunde sowie
die stattgefundenen Kontakte in
die Statistikdatei ein.
Das Sprütze-Wäspi ist ein Projekt,
das in Zusammenarbeit mit kantonalen Stellen erfolgt und tägliche
Kontrollfahrten durchführt. Über die
Nummer 0800 88 21 52 können
Spritzenfunde etc. gemeldet werden.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 17
«Ich bin mir meiner Verantwortung voll bewusst»,
sagt auch Veranstalter Arnet, der immer wieder
im Fonduestübli vorbeischaut. «So zu tun, als
gebe es auf Partys keine Drogen, wäre nicht nur
verlogen, sondern auch aus wirtschaftlichen
Überlegungen schlichtweg dumm.» Arnet kooperiert schon seit längerem mit rave it save.ch.
Und für den jungen Geschäftsmann hat das
neben ethischen auch handfeste wirtschaftliche
Gründe: «Welcher Veranstalter wünscht sich
denn, dass bei ihm die Leute überdosiert in der
Gegend herumtorkeln oder gar gesundheitlichen Schaden nehmen?» Müsse die Ambulanz
oder gar die Polizei anrücken, sei das Geschäft
gelaufen. Deshalb unterstütze er Angebote wie
das Drugtesting auch vorbehaltslos. Für diese
Nacht hätte sich Arnet zwar einige Besucher
mehr gewünscht, er möchte sich aber nicht lange
mit Jammern aufhalten. «3000 Leute feiern
zehn Stunden, es gab keine Gewalt und nicht
einen nennenswerten Einsatz für die anwesende
Sanität.» Für Arnet ist diese Bilanz bei zukünftigen Verhandlungen mit Hallenbetreibern
und Behörden sicherlich kein Nachteil. Und als
um sechs Uhr früh die letzten Hardcore-Jünger
die Halle verlassen, kann auch die NightlifeTruppe eine positive Bilanz ziehen. Etliche Proben Ecstasy, Amphetamin und Kokain konnten
analysiert werden. Zwei Warnungen wegen hochdosierter Ecstasy-Pillen wurden herausgege-
ben. Rund 130 kurze oder längere Beratungsgespräche wurden geführt, etliche Kilo Obst,
hunderte Kondome und Infobroschüren an den
Mann, die Frau gebracht. Schnell und routiniert
wird die Chill-out-Lounge ins Fonduestübli
zurückverwandelt und das Labor reisefest gemacht. Und während wenig später die beiden
Sprinter mit quietschenden Reifen Richtung
Bern aufbrechen, freuen sich Schätti und Twerdy
über den deutlich kürzeren Heimweg – und
die Stille im menschenleeren St.-Jakob-Areal.
Und Raphael? Der klingelt eine Woche später
etwas nervös an der Tür zum Beratungszentrum in der Basler Mülhauserstrasse. Die Zunge
bleibt drinnen und die Augenlider auf. Schätti
bittet ihn herein und schenkt erst mal einen
Orangensaft ein.
Safer Dance Basel braucht Ihre
Unterstützung
Die Suchthilfe Region Basel und der Verein
SubsDance werden mit ihrem gemeinsamen
Nightlife-Präventionsprojekt Safer Dance
Basel an bis zu sechs Veranstaltungen
jährlich präsent sein.
Für die Jahre 2016 und 2017 besteht eine
Leistungsvereinbarung mit den Kantonen
Basel-Stadt und Baselland; zusätzliche
Mittel stellt die Stiftung für Drogenfragen
zur Verfügung.
Für die Anschaffung der Infrastruktur sowie
die Finanzierung von Personalkosten sind
wir darüber hinaus aber dringend auf
Zuwendungen von Stiftungen und Spenden
angewiesen.
Alexander Roth
Es würde uns sehr freuen, wenn Sie diesem
innovativen Präventionsprojekt finanziell
unter die Arme greifen könnten!
Postkonto 40-2832-9
IBAN CH06 0900 4000 2832 9
Vermerk: Safer Dance Basel
Herzlichen Dank,
Ihre Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 18
Erfolgskonzept Schadensminderung
Substanzkonsum und Schadensminderung sind so alt wie die Menschheit.
Doch in sich immer schneller ändernden gesellschaftlichen Kontexten
funktio­nieren alte Regulierungsstrukturen nicht mehr. Den Einfluss der
Experten auf die Suchtpolitik braucht
es deshalb dringender denn je. Eine
Einschätzung des Fachverbands Sucht.
Der Konsum psychotroper Substanzen war und
ist in der menschlichen Geschichte durch alle
Kulturen zu beobachten, traditionell eingebettet
in ein Regelwerk von Ritualen und Gepflogenheiten,
um den Gebrauch in einem für Gesellschaft und
Individuum verträglichen Rahmen zu halten.
Die Schadensminderung ist also so alt wie die
Menschheit. Im Rahmen der gesellschaftlichen
Transformationsprozesse, beginnend mit der
Industrialisierung im 18. Jahrhundert, gingen
diese sozial und religiös verankerten Massregeln zum vernünftigen, gesundheits- und gesellschaftsverträglichen Gebrauch aber weitgehend
verloren – altbekannte und neue Substanzen
wurden und werden in neuen Kontexten konsumiert und angeboten, viel stärker dem Indivi-
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
duum und den Gesetzen des legalen beziehungsweise illegalen Marktes überlassen.
Verstanden als umfassender sozial- und gesundheitspolitischer Ansatz, entwickelte sich das
Konzept der Schadensminderung infolge der
HIV-/Heroinepidemie und des Versagens der
bisherigen Politik Mitte der 1980er in England
und Zentraleuropa. In der Schweiz fasste die
Schadensminderung in den frühen 1990er
Jahren Fuss – aus dem Willen heraus, der Verelendung in der offenen Drogenszene nicht
länger mit Repression zu begegnen, sondern mit
Massnahmen, die das Überleben der Drogenkonsumierenden sichern und die gesundheitlichen
Gefahren ihres Konsums reduzieren helfen.
Initiiert von engagierten Menschen, durchliefen
die ursprünglichen Angebote der Schadens­
minderung wie Spritzenabgaben und Erste-HilfeZelte in den Folgejahren eine starke Entwicklung und erfuhren eine institutionelle Verankerung.
Heute, rund 25 Jahre nach Platzspitz und Kocherpark, positioniert sich die Schadensminderung
als Konzept, das zum Ziel hat, die individuellen
und gesellschaftlichen Risiken und Schäden
des Suchtmittelkonsums zu verringern und ab-
hängigen Menschen die bestmögliche Gesundheit zu ermöglichen. Sie umfasst professio­na­
lisierte Angebote wie Kontakt- und Anlaufstellen –
teilweise mit Konsumräumen, Heroinabgabe und
Substitution –, Notschlafstellen und betreutes
Wohnen, Angebote zur Arbeitsintegration sowie
Beratungsangebote für SexarbeiterInnen. Dank
diesen Einrichtungen reduzierte sich seit den
1990er Jahren nicht nur die Anzahl Drogentodesfälle in beeindruckender Weise. Auch der physische und psychische gesundheitliche Zustand
der Betroffenen und ihre Chancen auf soziale Integration haben sich seither wesentlich verbessert.
Weiter auf Seite 21
12.38 Die Geschäftslei-
tungssitzung hat wieder mal länger
gedauert, als geplant war. Gemeinsam gehen Geschäftsführer, die
Leitungen der Angebote und die Mitarbeitervertretung zum Mittagessen in die Pizzeria.
Die Suchthilfe Region Basel hat seit
Beginn eine Mitarbeitervertretung,
welche an den Sitzungen der
Leitungsgremien teilnimmt und so
auch die Interessen der MitarbeiterInnen einbringt und vertritt.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 19
«Akzeptanz ist ein Geschenk
der Freiheit, die es meinem
Gegenüber erlaubt, etwas zu
tun, zu denken oder zu fühlen,
das mir fremd ist oder meiner
Einstellung widerspricht.
Akzeptanz ist damit die Grundlage für stabile Beziehungen.»
Christoph, Mitarbeiter K+A
In den Kontakt- und Anlaufstellen können die BesucherInnen ihre mit­gebrachten Drogen unter hygienischen und möglichst stressarmen Bedingungen konsumieren. Informationen und Materialien zur Verhütung
von Infektionskrankheiten sind leicht zugänglich, und bei Überdosierungen
kann schnell Erste Hilfe geleistet werden.
Die intravenöse Konsumform ist übrigens rückläufig: Mittlerweile werden
Heroin und Kokain dreimal häufiger geraucht oder gesnifft als intravenös konsumiert.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 20
«In den K+A fühle ich mich
akzeptiert, weil ich von
Menschen umgeben bin,
die mich seit vielen Jahren
begleiten und für die es
nicht wichtig ist, wie meine
Fingernägel aussehen –
oder mein Fuss.»
Christa, Besucherin K+A
Interessierte BesucherInnen können sich in den Kontakt- und Anlaufstellen
regelmässig akupunktieren lassen. Ohrakupunktur nach dem NADAProtokoll wirkt stabilisierend, ausgleichend, mindert Entzugsbeschwerden
und Suchtdruck. Sie kommt weltweit in circa 1500 Programmen zum
Einsatz. Akupunktur ist auch eine nonverbale und dennoch sehr persönliche Möglichkeit der Kontaktaufnahme.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 21
Trotz ihres Erfolgs war und ist die Schadensminderung aber nicht unumstritten, beruht sie
doch auf der grundsätzlichen Akzeptanz des
Konsums psychotroper Substanzen und der Prämisse, dass gesellschaftlich-soziale Bedingungen
einen mindestens so grossen Anteil am Schadenspotenzial haben wie die konsumierten Substanzen. Die Anerkennung dieses Umstands
hatte und hat noch heute weitgehende Auswirkungen auf den politischen Diskurs, auf das
Selbstverständnis konsumierender Personen
und die Konzepte in der Suchthilfe: die Würde
und die Selbstbestimmung des konsumierenden
Menschen zu achten – und zwar auch dann,
wenn diesem der Konsum entgleitet. Dass diese
Haltung nicht den Wertvorstellungen aller entspricht, liegt auf der Hand. Aber: Die Schadensminderung hat im Umgang mit der Heroin-
14.40 D. Kaufmann und
K. Mittag haben heute einen Vorstellungstermin in einer Autowerkstatt. Im Rahmen einer zweimonatigen Arbeitserprobung soll K.
Mittag wieder lernen, einen geordneten Tagesablauf einzuhalten.
Der Stadtlärm ist ein teilstationäres
Reintegrationsprogramm, das seine
BewohnerInnen nach einer Therapie auch beim Wiedereinstieg ins
Berufs- und Alltagsleben begleitet
und unterstützt.
epidemie die gewünschte Wirkung erzeugt und
lädt entsprechend zu Überlegungen dazu ein, in
welcher Form das Konzept in anderen Bereichen
der Suchthilfe Anwendung finden kann. Auf
diesem Weg sind wir heute: Die Erkenntnis, dass
das Anstreben einer konsumfreien Gesellschaft
ein kaum realisierbares (und wohl auch nicht
wünschenswertes) Ziel darstellt und vielmehr
ein möglichst verantwortungsvoller und schadensarmer Konsum auf individueller und gesellschaftlicher Ebene angestrebt werden sollte,
setzt sich in Fachkreisen zunehmend durch
und beginnt, sich über den Heroinbereich hinaus
auf andere legale und illegale Substanzen auszudehnen. Der akzeptierende und pragmatische
Ansatz der Schadensminderung etabliert sich
zunehmend als Querschnittsthema über die verschiedenen Substanzen und Interventionsbe­
reiche hinweg.
Im öffentlichen und politischen Diskurs hingegen
wird die Schadensminderung immer noch sehr
kontrovers und polarisierend diskutiert. Moralische Vorbehalte und Ängste, dass damit einer
Demontage unserer öffentlichen Sicherheit und
unserer gesellschaftlichen Werte Vorschub
geleistet wird, sind stark spürbar, obwohl ein
solcher Prozess in keinem der bisherigen
Anwendungsfelder beobachtet werden konnte.
Diesen Befürchtungen mit der verfügbaren
Evidenz entgegenzutreten, liegt in der Verantwortung der Fachleute. Wir sind dazu aufgefordert,
eine sachliche Auseinandersetzung zu fördern,
und zwar in Bezug auf alle Interventionsbereiche
und alle Substanzen. Gelingt uns dies, scheint
der Zeitpunkt angesichts der internationalen
Entwicklung günstig, auch in der Schweiz einen
Weg hin zu einem konstruktiveren Umgang mit
psychotropen Substanzen einzuschlagen und
die bisherigen Fortschritte und Errungenschaften
zu sichern und weiterzuentwickeln. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die evidenzbasierte und sachorientierte Auseinandersetzung
auch auf politischer Ebene Niederschlag findet
und die Entwicklung einer Suchtpolitik begünstigen kann, die sinnvoll in alle Lebensbereiche
der modernen Gesellschaft integriert wird. Nur
wenn der suchtpolitische Diskurs in diesem Geist
geführt wird, gelingt es, gesetzliche Rahmenbedingungen zu installieren, welche die Weiterentwicklung der Schadensminderung unterstützen
und fördern. Angesprochen ist hier, allem voran,
eine kohärente Regulierung der legalen und illegalen Suchtmittelmärkte.
Für den Fachverband Sucht:
Petra Baumberger, Generalsekretärin
Thilo Beck, Vorstand
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 22
«‹Urteile nicht über jemanden, bevor du nicht
eine Meile in seinen
Schuhen gelaufen bist.›
Analog zu diesem alten
Sprichwort bedeutet
Akzeptanz für mich,
meinen Mitmenschen
niemals wertend gegenüberzutreten.»
Christine, Mitarbeiterin K+A
Die BesucherInnen der Kontakt- und Anlaufstellen setzen sich
aktiv für gute Nachbarschaft und Akzeptanz im Umfeld ein.
Sie gehen täglich auf «Pumpitour», sammeln dabei Konsumutensilien im öffentlichen Raum ein und tun sich mit einer
Stunde an der frischen Luft ganz nebenbei auch etwas Gutes.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 23
Schadensminderung braucht Mut
Ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Schadensminderung und doch kein Grund zum
Ausruhen: Die Basler Kontakt- und Anlaufstellen feiern ihr 25-jähriges Bestehen.
sind die Wege zu weiterführenden medizinischen
und sozialen Hilfsangeboten kürzer geworden.
Die BenutzerInnen sind gesundheitlich auf einem
besseren Niveau bei gestiegener Lebenserwartung.
Das ausufernde Drogenproblem der späten
Achtziger- und frühen Neunzigerjahre zwang
zum Umdenken: Mit den bis dahin angewandten
Methoden wurde schlichtweg zu wenig erreicht.
Und die Kontakt- und Anlaufstellen (K+A) sind
noch heute das sichtbarste Zeichen des grossen
Mutes, den damals viele engagierte Personen
verschiedenster Institutionen, der Polizei und
der Politik an den Tag legten.
Doch darf auch ohne offene Drogenszene und
ihre Schreckensbilder nicht vergessen werden,
dass weiterhin viele Menschen direkt oder indirekt mit einer Suchtproblematik konfrontiert sind
und deshalb grosses Leid erfahren müssen. Etwa
200 Personen nehmen das Angebot der K+A täglich in Anspruch: von fachlich beaufsichtigtem
Konsum illegaler Drogen unter möglichst hygienischen Bedingungen, Erster Hilfe bei Über­dosierungen sowie allgemeiner Gesundheitsvorsorge und Beratung über den Spritzentausch
bis hin zur kleinen alkohol- und rauchfreien
Cafeteria mit minimalem kostenlosem Angebot.
15.30
Die Mittagsschicht
der K+A endet, das Tagesteam ist
mit Aufräum- und Reinigungsarbeiten beschäftigt. Zwei Besucher
wischen den Vorplatz, und ein
verwirrter Konsument muss zur
Tür begleitet werden.
Die Kontakt- und Anlaufstellen sind
täglich geöffnet und bieten ausser
beaufsichtigten Konsumräumen
ein breites Angebot an Information,
Unterstützung und Beratung zu
ganz vielen Fragen und Problemen.
Seit 2008 ist Schadensminderung als vierte
Säule neben Repression, Therapie und
Prävention in das Betäubungsmittelgesetz
aufgenommen. Längst
gibt es in Basel keine
offene Drogenszene
mehr, und mit den niederschwelligen K+A
Konzeptionelle Angleichungen an die aktuellen
Konsumformen und Trends bei den konsumierten Substanzen finden seit 25 Jahren ebenso
regelmässig statt wie eine Anpassung der Beratung und themenspezifischer Angebote vor Ort.
Sichtbarstes Zeichen des steten Wandels sind
der Bau und die Inbetriebnahme des neuen Pro-
visoriums am Dreispitz und die Schliessung der
K+A Spitalstrasse und Heuwaage.
Schadensminderung darf sich aber nicht nur auf
das Mindern der negativen Folgen des Drogenkonsums beschränken. Schaut man über den
Tellerrand, ist nämlich zu erkennen, dass einige
Probleme seit nunmehr 25 Jahren unverändert
bestehen. Drogenkonsumenten werden immer
noch kriminalisiert, während die Drogenproduktion und -vermarktung kriminellen Banden und
Organisationen überlassen wird. Dies verhindert
Verbraucherschutz, fördert den risikoreichen
Konsum und nährt den Schwarzmarkt.
Deshalb wünsche ich mir auch heute wieder mehr
mutige und engagierte Leute. Leute, die es
wagen, über ideologische Gräben hinweg zu
streiten, konstruktiv nach Lösungen zu suchen
und dabei das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten. Den Menschen zu akzeptieren, ohne
sich mit den Umständen abzufinden. Schadensminderung eben.
Horst Bühlmann, Leitung Kontakt- und
Anlaufstellen
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 24
«Hier bin ich nicht nur
ein Junkie. Hier bin ich
der Tobi.»
Tobias, Besucher K+A
Bei Kurzkontakten während einer warmen Suppe können
Fragen zur Wohnungssuche, zu Entzugsprogrammen,
Substitutionsbehandlungen oder Ähnlichem beantwortet
werden. Gesundheitliche Probleme können angesprochen
und Sorgen angehört werden. Einmal wöchentlich steht
ein Arzt mit Rat und Tat zur Verfügung. Es besteht auch die
Möglichkeit, eine tiefergehende Beratung aufzugleisen.
In der Cafeteria der Kontakt- und Anlaufstellen dürfen die Besucher aber auch ganz einfach in Ruhe einen Kaffee trinken.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 25
Akzeptanz
Wie viele andere gesellschaftliche Randgruppen erfahren auch Abhängige Ausgrenzung tagtäglich am eigenen Leib.
Gross ist die Macht des Vorurteils, gerade
in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft. Doch auch das gutmeinende Helfersystem kann Ausgrenzung forcieren.
Ist Ausgrenzung gar systemimmanent?
Unser Gastautor René Renggli versucht
den Blickwinkel einmal zu ändern.
Wenn man einmal das Akzeptanzsubjekt und das
Akzeptanzobjekt umdrehen würde, wäre in der
ewigen Debatte um die Akzeptanz von Süchtigen
17.00 An der Türe zur
«Villa» ist lautstarkes Miauen zu
vernehmen. Eine der Katzen, die
zur Klinik ESTA gehören, möchte
ins Haus und freut sich schon auf
viele Streicheleinheiten von den
BewohnerInnen.
Entzug und Therapie in der Klinik
ESTA finden in einem naturnahen,
erholsamen und familiären Rahmen
statt, welcher sich auf angenehme
Weise von einem typischen Klinikbetrieb unterscheidet.
schon viel gewonnen. Darum möchte ich anhand
des Gedankengebäudes von Michel Foucault, dem
viel zu früh verstorbenen französischen Philosophen, einige seiner Thesen in den Raum stellen,
um damit das Thema Akzeptanz aus einem
neuen Blickwinkel zu beleuchten.
Das verbotene Wort
In unserer Gesellschaft wird der Diskurs selektioniert und kanalisiert, um die Gefahr und die
Macht des Diskurses zu bändigen. Ein Bändiger
ist die Ausschliessung, das Verbot: Nicht jeder
kann sich anmassen, über ein bestimmtes Thema zu debattieren. Es gibt ein bevorzugtes
Recht des sprechenden Subjekts, das damit
Macht hat, das zu vertreten, was ihm wichtig
erscheint.
Das heisst, ich habe mit diesen Zeilen die Macht,
das zu vertreten, was mir wichtig erscheint. Es
kann sich also nicht jeder anmassen, über das
Thema Akzeptanz von Süchtigen zu schreiben.
Diese These stimmt zwar nicht absolut, könnte
doch ein Süchtiger theoretisch über dieses,
sein Thema schreiben, doch würden seine Zeilen
kaum in einer Fachzeitschrift publiziert und
hätten somit keine Macht. Das gesellschaftliche
Sprachrohr der Süchtigen sind wir, die Drogenfachleute, sowie die Juristen, die sich mit dem
Thema auseinandersetzen. Wir massen uns an,
aufgrund unserer Erfahrungen zu wissen, was
gut und was schlecht für die Süchtigen ist. Wir
entscheiden aufgrund unserer psychologischen,
psychiatrischen, sozialarbeiterischen und juristischen Ausbildung, was mit ihnen zu geschehen
hat. Wir urteilen über Menschen, deren Lebenssituation wir nur vom Hörensagen kennen.
Die Ausschliessung des Wahnsinns
Der wahnsinnige Diskurs zählt nicht, hat keine
Macht, kein Gewicht. Er gehört in ein anderes
System, das nichts mit dem unseren gemeinsam hat. Was hat sich an dieser Vorstellung seit
dem Mittelalter überhaupt geändert? Sicher:
Die Grenzen wurden neu gezogen. In unseren
Therapien und Institutionen lassen wir die Patienten zu Wort kommen, es ist ihnen auch
erlaubt, ihre eigenen Wörter zu gebrauchen oder
sie aber, was oft passiert, verzweifelt zurückzuhalten. Die Grenzen wurden neu gezogen und
ihre Auswirkungen sind andere, doch die Zäsur
bleibt bestehen.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 26
Viele Süchtige kommen nicht aus einem inneren
Leidensdruck zu uns. Ihre Motivation ist meist
fremdbestimmt, ihr Druck kommt viel eher von
aussen, von der Gesellschaft, zu der sie als Randgruppe nicht mehr gehören. Mit einem klassischen Therapiesetting würden wir die meisten
von ihnen verängstigen und verjagen, da sie damit
meist überfordert sind. Mit einer eher kollegialen Haltung aber erreichen wir kaum etwas –
ein sehr schwieriger Spagat. Weiter haben die
Süchtigen keine Gewichtung, sie können sich
unseren Kriterien unterordnen oder wieder in
ihrer Randgruppe Zuflucht finden. Wir Drogenspezialisten bestimmen, was gut ist für sie, welche
Therapien und Institutionen für sie angezeigt sind.
Viele von ihnen werden erst gar nicht erfasst,
fühlen sich nicht angesprochen und oft auch
abgelehnt, da wir Helfer das gängige System
vertreten, welches sie ja meist gänzlich ablehnen.
Wille zur Wahrheit
Unverkennbar ist jedoch der allgemeine Wille
zur Wahrheit. Dieser Wille stützt sich auf
Institutionen, Bücher und Laboratorien. Aber
auch diese tendieren dazu, den Diskurs auszuschliessen, indem sie ausserinstitutionelle
Diskurse ins Unwahre rücken. Der Wille zur
Wahrheit wird umgebogen und gegen sich
gewendet, gerade dort, wo die Wahrheit das
Verbot zu rechtfertigen versucht.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Die Wahrheit ist die, welche Drogenfachleute
postulieren. Wir, die Fachleute, wissen oder
meinen zu wissen, was es an sich hat mit der
Drogensucht. Wir schreiben Bücher, Artikel und
Referate über Drogen. Sollten nicht vielmehr
Süchtige zu Wort kommen, würden wir damit
nicht weiter kommen? Ab und zu geschieht dies
auch – leider aber meist nur als Alibiübung.
Drogensüchtige schreiben generell keine Artikel,
ihre Wissensvermittlung läuft auf einer anderen Ebene, welche die unsere selten berührt, ja
nicht berühren kann, da wir in einer andern
sozialen Schicht leben.
Der Kommentar und die Regeln
der Sprache
Es gibt Primärtexte oder überliefertes Wissen,
das man erzählt, wiederholt und abwandelt,
so weit, bis das Ursprüngliche nicht mehr
erkennbar ist. Denken wir nur an überlieferte
Sagen und Märchen oder als klassisches
Beispiel an den Sprung von Homers Odyssee
zum Ulysses von James Joyce. Hier versucht
der Kommentar das zu formulieren, was
früher verschwiegen wurde.
Bei den Regeln der Sprache geht es um die Bedingungen des Einsatzes, die dem sprechenden
Individuum Regeln auferlegen. Diese Doktrin
bindet die Sprechenden an gewisse Aussage-
typen, um einerseits die Individuen untereinander zu verbinden und anderseits gegeneinander
abzugrenzen.
Denken wir dabei an eine Schilderung eines Drogensüchtigen, die, bis sie in einem Fachblatt erscheint, oft nicht mehr viel Gemeinsames mit
der Ursprungsfassung hat. Schon die Sprache der
«Gasse», welche die Süchtigen miteinander verbindet und andere ausschliesst, ist eine uns
fremde und muss umformuliert werden, um «salonfähig» publiziert zu werden. Auch die Bedeutung gewisser Worte und Inhalte sind uns
fremd und wir begreifen sie nur vom Hörensagen.
Als Beispiel meinen wir zu wissen, was zum
Beispiel ein «cold turkey» (kalter Entzug) ist,
haben aber keine Ahnung, wie sich dies anfühlt.
Auch hier wäre es sinnvoll, einmal Objekt und
Subjekt umzudrehen, um einen neuen Blickwinkel zu erspähen und so die Odyssee eines
Süchtigendaseins neu zu formulieren.
Aneignung des Diskurses
Schliesslich muss man die tiefe Spaltung der gesellschaftlichen Aneignung von Diskursen feststellen. Die Erziehung in unserer Gesellschaft
mag de jure jedem den Zugang zu jeglicher Art
von Diskurs ermöglichen. De facto ja, doch bleiben
die Unterschiede, Gegensätze und Kämpfe bestehen. Ein Unterrichtssystem bleibt eine Ritua-
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 27
lisierung des Wortes, eine Qualifizierung und
Fixierung der Rollen, die Bildung von diffusen,
doktrinären Gruppen und eine Verteilung und
Aneignung des Diskurses mit seiner Macht und
seinem Wissen.
Wie schwer Erziehung im Sinne der sozialen
Klasse wirkt und wie unser Unterrichtssystem
nach schichtspezifischen Kriterien selektioniert – obwohl es dies nicht wahrhaben möchte –,
zeigt sich auch heute noch und wohl wieder
vermehrt darin, dass sich das durchschnittliche
Kind eines ungelernten Arbeiters kaum eine
höhere Schulbildung, ja gar eine universitäre
Ausbildung aneignen kann. Durch soziale Verwurzelung, das Sprechen einer schichtspezifischen Sprache und durch das Verhalten gelingt es nur ganz wenigen, einen Klassenwechsel
zu vollziehen. Man mag sich fragen, was dies
mit der Suchtproblematik zu tun hat. Ich glaube,
es ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich
aus einer Randgruppe schwerlich lösen kann
und dies nicht zuletzt auch aus gesellschaftlichen
Gründen. Der Süchtige kann sich zwar verändern,
aber er hat es sehr schwer, sich als Normalbürger zu konstituieren. Wobei wir zum Schluss
wieder bei der Akzeptanz gelandet wären.
Randgruppenmitglieder geniessen mal mehr,
mal weniger Akzeptanz, je nach gesellschaftlicher Befindlichkeit. Grundsätzliche Akzeptanz
zu finden, bleibt aber für Süchtige eine Utopie,
nicht umsonst reden ja wir, die sogenannten
Normalbürger mit unsern kompensierten
Lastern, bei Süchtigen von Randgruppen und
Randexistenzen. Nomen est omen.
René Renggli, Jahrgang 1948, ist ein Urgestein
der Basler Schadensminderung. Der ehemalige
Chefarzt der kantonalen Psychiatrie Schaffhausen
war Präsident der Basler Gassenzimmer und
des Beratungszentrums Drop In. Er ist Autor
zahlreicher Publikationen zum Thema Drogen.
18.30 Im Beratungszent-
rum treffen sich Jugendliche zum
Cannabisgruppenkurs für die Jugendanwaltschaft Basel-Stadt. Sie
werden sich mit ihrem Konsum,
möglichen Reduktionsstrategien
und Schutzfaktoren auseinandersetzen.
Viele Angebote der Suchthilfe Region
Basel setzen keinen unbedingten
Abstinenzwillen voraus. Denn auch
Konsumreduktion und/oder ein
bewussterer Umgang mit dem Konsum können ein erster Schritt sein.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 28
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Akzeptanz
Bild Nr.4
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 29
Feindbilder muss man abbauen
Die Eröffnung der ersten offiziellen
Gassenzimmer im Jahr 1991 stellte auch
die Basler Polizei vor neue Herausforderungen. Ein Gastbeitrag von Peter
Sumsander.
Beinahe zwei Jahrzehnte gab es die Phänomene
von Cannabis- und Heroinkonsum bereits, als
die ersten Gassenzimmer eröffnet wurden. Und
nach Einschätzung der (politisch) Verantwortlichen
liess sich der Konsum auch weiterhin mit Repression bekämpfen, wenn man nur genügend
Anstrengungen unternahm. Andere Länder, zuvorderst die USA, verfuhren ja ebenso. Die Strafen
für den Besitz und den Handel von Drogen oder
Konsumutensilien waren entsprechend hoch.Und
innerhalb der (Uniform-)Polizei, damals eine
völlig wertkonservative Organisation, hatte die
Bekämpfung des Kleinhandels hohe Priorität.
Es gab sogar Patrouillen, die miteinander
wetteiferten, wer mehr Drogen sicherstellte.
Derweil liefen die ersten Aids-Kampagnen an.
Und während der Durchschnittsbürger nach
wie vor der Ansicht war, dass nur Randgruppen
gefährdet seien, musste die Polizei am Drogen-
strich feststellen, dass «Otto Normalverbraucher und Familienvater» Wünsche hatte, die
sich keinesfalls mit den Grundsätzen der AidsPrävention vereinbaren liessen. Es war nur eine
Frage der Zeit, bis sich diese Krankheit vom
Rande her in der gesamten Gesellschaft verbreiten würde. Aber politische Prozesse laufen
bekanntlich langsam.
Völlig neue Situation durch das
«Sprützehüsli»
Da führte eine private Initiative in Basel eine
völlig neue Situation herbei, indem sie im Jahre
1988 am Lindenberg das «Sprützehüsli» eröff-
19.30 T. Spori ist seit
sechs Wochen in der Therapie und
geht, wie jeden Donnerstagabend,
unbegleitet ins Fitnesscenter nach
Reinach. Bei seiner Rückkehr
ins Therapiehaus macht er einen
freiwilligen Alkoholtest.
In der stationären Therapie werden
Klienten frühzeitig dazu ermuntert,
in der Freizeit wieder nach draussen
zu gehen, Kontakte zu pflegen und
sich erneut den Herausforderungen
des Alltages zu stellen.
nete. Drei Jahre später folgte das erste offizielle
Gassenzimmer an der Spitalstrasse. Das Innere
sollte nur bei dringenden Fahndungsangelegenheiten betreten werden, die Jagd nach Drogen,
Dealern und Konsumenten im Aussenbereich
wurde aber weiterhin uneingeschränkt betrieben.
Doch viele Polizisten fühlten sich damals mit dem
Anspruch, durch Repression Ordnung zu schaffen,
alleine gelassen. Und die Erfolge blieben trotz
aller Bemühungen aus. Offene Szenen hatten sich
vielerorts gebildet und liessen sich nicht eindämmen oder gar auflösen. Überdosierte Drogenabhängige waren an der Tagesordnung, und
ihr Elend wurde zunehmend greifbar. Doch während verschiedene Institutionen den Spritzentausch
förderten, wurden bei Polizeikontrollen gemäss
den Weisungen der Strafverfolgung nebst den Drogen auch die Spritzenutensilien sichergestellt.
Nach und nach wuchs so an der Polizeibasis die
Erkenntnis, dass Repression alleine nicht erfolgreich sein würde. Nicht zuletzt mit dem Aufkommen von Aids und Hepatitis C und der damit
verbundenen Ansteckungsgefahr stellte man
sich innerhalb der Polizei nun zunehmend die
Frage nach der Sinnhaftigkeit des Handelns.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 30
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Akzeptanz
Bild Nr. 5
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 31
Von der «Gegenseite» zum
Gesprächspartner
Es bestanden zwar weiterhin grosse Vorbehalte
gegen Institutionen und deren Vertreter, die
helfend auf der Seite der Drogenkonsumenten
standen. Aber in der damaligen Polizeileitung
wuchs die Einsicht, dass man mit der «Gegenseite» reden musste, um zu einem minimalen
Konsens zu kommen. Mit dem Aufkommen von
Kokain als neuer Droge und dem veränderten
Konsumverhalten wurde die Polizei mittlerweile
24 Stunden täglich gefordert. Es zeigte sich
immer klarer, dass die Repressionsschiene
alleine nicht zielführend war.
Erste Vorgaben regelten das Vorgehen innerhalb
der K+A. Und diese gewannen im Polizeikorps
zunehmend an Akzeptanz, da sie auch spürbar
zu einer Entlastung des öffentlichen Raumes
führten. Polizeiintern gab es gar erste Forderungen
nach längeren Öffnungszeiten. Um die weiterhin
bestehenden Vorurteile gegen die dort tätigen
Sozialarbeitenden abzubauen, wurden die Polizeiaspiranten fortan speziell geschult; dazu gehörte
ein Besuch in den K+A und damit ein tieferer Einblick in ihr Aufgabengebiet. Ergänzend wurden im
Rahmen einer korpsinternen Weiterbildung Sinn
und Zweck der K+A, ihre Aufgabengebiete, die
Schnittstellen(-probleme) und das erwünschte
Verhalten nahegebracht. Dies erfolgte in Koo-
peration mit Mitarbeitenden der Abteilung
Sucht und den Betreibern der Basler K+A.
Zusammenarbeit schafft praktischen
Mehrwert
Zusätzlich begünstigt wurde die Zusammenarbeit
durch das 1988 eingeführte Community Policing
(bürgernahe Polizeiarbeit): Zur Problemlösung
wurden Netzwerke zwischen den staatlichen und
den privaten Strukturen der Stadt Basel gebildet,
was sich auf beiden Seiten vertrauensbildend
auswirkte und zielführenderes Arbeiten ermöglichte. Heute ist es der Polizei beispielsweise
möglich, ihr bekannte Szenemitglieder, die sich
in Krisen befinden, über die Gesundheitsdienste
in Problemlösungsprozesse einzubinden. Polizeilicher Druck, wie Verzeigungen und Meldungen
über den Sozialdienst der Polizei, sind dabei in
erster Linie nur noch dazu gedacht und hilfreich
20.00 Aus der K+A am Riehenring ist Gesang und Musik zu
vernehmen. Heute ist Probeabend
von «Stoffwechsel». In der Band
rocken K+A-BesucherInnen zusammen mit MitarbeiterInnen (CD
erhältlich unter www.suchthilfe.ch).
Das Angebot F und U (Förderung und
Unterstützung) bietet auch Freizeitaktivitäten und schafft so drogenfreie Momente, ermöglicht Schritte
aus der Isolation und die Entwicklung neuer Perspektiven.
dabei, weiterführende Entwicklungen in Gang
zu bringen. Denn es zeigte sich, dass diejenigen,
die am meisten Probleme verursachen, am
meisten Probleme mit sich herumtragen. Kein
fester Wohnsitz, keine Sozialhilfe bedeutet keine
Krankenkasse. Ohne Krankenkasse aber keine
Substitution und weitere ungelöste physische
und psychische Probleme. Gelingt es, an diesen
Problemen anzusetzen, bessert sich die Situation
und dadurch das Verhalten. Dies aber geschieht
in den seltensten Fällen von heute auf morgen,
sondern benötigt echte Beziehungsarbeit.
Nach wie vor sind aufgrund der unterschiedlichen
Aufgaben Feindbilder vorhanden. Diese müssen alle
Beteiligten auch weiterhin angehen – und sie tun
dies auch. Beispielsweise hat an der Hochschule
für Soziale Arbeit (FHNW) ein Team aus Polizisten
und Mitarbeitern der Gesundheitsdienste seit drei
Jahren die Gelegenheit, den praktischen Mehrwert einer aktiven Zusammenarbeit zu präsentieren. Welch eine beachtliche Entwicklung.
Hauptmann Peter Sumsander leitete bis zu
seiner Pensionierung im Mai 2016 den Polizeibezirk Kleinbasel und war in den vergangenen
elf Jahren die Verbindungsperson der Kantonspolizei Basel-Stadt zur Abteilung Sucht der
Gesundheitsdienste Basel-Stadt und zu weiteren
Organisationen im Suchtbereich.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 32
Quo vadis, Cannabis?
Seit sechs Jahren ist Cannabis die meistgenannte Substanz, derentwegen sich
Konsumenten und auch Angehörige
an das Beratungszentrum der Suchthilfe Region Basel wenden. THC hat die
Opiate als Substanz Nummer eins
deutlich abgelöst.
Seit 2004 hat die Jugendanwaltschaft BaselStadt insgesamt 306 (Stand März 2016) verzeigte
Jugendliche zu Einzelgesprächen oder zum
Gruppenkurs beim Beratungszentrum angemeldet. Tendenz steigend. Die meisten Personen
mit einer Cannabisproblematik melden sich aber
nach wie vor freiwillig. Sie wollen ihren Konsum
reduzieren oder beenden, sind unzufrieden
mit dem Stellenwert, den der Konsum in ihrem
Leben eingenommen hat. Der Wunsch, Kontrolle (zurück) zu erlangen, wird oft sehr deutlich
geäussert. Ohne professionelle Unterstützung
bleibt das aber allzu oft ein vergebliches Unterfangen. Die Suchthilfe leistet diese Unterstützung
nicht nur im Beratungszentrum, sondern bei
Bedarf auch in der Entzugs- und Therapieeinrichtung ESTA. Dabei können aber nur die Symptome einer vielschichtigen gesellschaftlichen
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Problematik angegangen werden. Um das Problem an der Wurzel packen zu können, braucht
es den gesamtgesellschaftlichen Diskurs – und
den Mut der Entscheidungsträger, neue Wege
zu gehen.
und die wichtigsten Fragestellungen. Es gelingt Schmid, die politische mit der fachlichen
Sichtweise zu koppeln, und dies ist in dieser
Frage von zentraler Bedeutung.
Oliver Bolliger, Leitung Beratungszentrum
Eine suchtpolitische Herausforderung
Längst ist es Zeit für eine politische Wende.
Das Ordnungsbussenmodell wird so unterschiedlich angewendet, dass es keinen Sinn macht
und die relevanten Probleme ohnehin nicht lösen
kann. Vielmehr wäre ein Regulierungsmodell
notwendig, um den Schwarzmarkt zu verhindern
und die Kontrolle zu erhalten. Eine Gleichstellung zwischen Cannabis- und Alkoholprodukten wäre zu erarbeiten. Und damit die
Jugendlichen erreicht werden können, muss
dabei die Altersgrenze mit dem Alter des
tatsächlichen Konsumeinstiegs korrespondieren, sonst kann ein wesentlicher Teil der
Präventionsarbeit und der Schadensminderung
nicht greifen.
Der Beitrag von Otto Schmid (Fachexperte
und Grossrat) zur Cannabisregulierung bietet
eine gute Übersicht über den aktuellen Stand
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 33
Die Suchthilfe Region Basel ist der Ansicht, dass folgende Aspekte
für eine zukunftsorientierte Cannabispolitik dringend beachtet und
eingehender diskutiert werden sollten:
•Die Entkriminalisierung des Konsums sowie die Aufhebung des derzeitigen Ordnungsbussenmodells sind aus gesellschaftspolitischen und ökonomischen Gründen anzustreben.
•Ein klar strukturiertes und staatlich zu überwachendes Regulierungsmodell für den Anbau,
Handel und Vertrieb von Cannabisprodukten.
•Die klare Deklaration der THC-Werte sowie die Festlegung altersentsprechender Höchstmengen und THC-Grenzwerte.
•National einheitliche Regeln für den Jugendschutz in enger Anlehnung an die derzeitigen
Bestimmungen bei Alkohol und Tabak sowie ein absolutes Werbeverbot.
•Eine Verkaufssteuer, welche kantonal ausgeschüttet wird und zwingend für Präventionsund Beratungsarbeit einzusetzen ist.
• Ein niederschwelliger Zugang für Jugendliche und Eltern zu Beratungsangeboten.
•Die gesicherte Finanzierung von professionellen Angeboten in Prävention, ambulanter
Beratung und stationärer Behandlung.
21.10 Vor der Hausnummer
111 an der Mülhauserstrasse
stehen fünf Personen und diskutieren vor dem Nachhauseweg
nochmals darüber, wie Arbeitsplätze und Patientenzimmer
in der Therapie verbessert werden
könnten.
Der Stiftungsrat der Suchthilfe Region
Basel besteht aus acht Personen,
von denen sich Einzelne schon seit
Jahrzehnten hier engagieren. Er
leistet jährlich circa 250 Stunden
ehrenamtliche Arbeit.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 34
24Akzeptanz
Stunden
Bild
Nr. 6
Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 35
Regulate it!
Das Cannabisverbot ist kaum durchsetzbar, und die gesetzliche Situation
befriedigt weder Politiker noch Sucht­
experten. Mit wissenschaftlichen
Versuchen zur Cannabisregulierung
machen nun fünf Schweizer Grossstädte Druck auf den Bundesrat.
Nur selten werden drogenpolitische Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Evidenz gefällt.
Fragwürdig ist das vor allem dann, wenn die
Politik fachliche Entscheidungen bei der Behandlung Drogenabhängiger trifft, wie im Falle der
kontrollierten Heroinabgabe. Wären nur Fachleute verantwortlich gewesen, wäre die heroingestützte Behandlung vermutlich 15 Jahre
früher eingesetzt worden. Hunderte von Menschenleben hätte das wohl gerettet. Wie stark
fachliche Debatten politisch geleitet oder gar
verhindert werden, zeigt auch folgendes Beispiel
vom Juni 2004: Der Nationalrat sollte sich damals erneut mit der Revision des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) befassen, unter anderem
zwecks eines liberaleren Umgangs mit Cannabiskonsum. Doch während der Ständerat die Vor-
lage bereits behandelt und einer Entkriminalisierung (nicht Legalisierung!) zugestimmt hatte,
weigerte sich der Nationalrat, darüber überhaupt in Diskussion zu treten. Bedauerlich, weil
mit der Revision auch die erfolgreiche Viersäulenpolitik hätte verankert werden sollen. Mit dieser
Gesprächsverweigerung wurde beschlossen,
die nächsten Jahre nichts zu ändern. Verbesserungen des Jugendschutzes in Bezug auf
Haschkonsum blieben somit Fehlanzeige.
Was möchte das Volk?
Dass die Schweizer Bevölkerung weder eine völlige Restriktion noch eine komplette Legalisierung
von Cannabis wünscht, ist klar, seit sowohl die
restriktive Volksinitiative «Jugend ohne Drogen»
(1997) als auch die liberalen Initiativen «Für eine
vernünftige Drogenpolitik» (1998) und «Für eine
vernünftige Hanfpolitik» (2008) abgewiesen wurden. Einzig gangbar scheint somit der goldene
Mittelweg – eine schrittweise Regulierung des
Cannabiskonsums unter Berücksichtigung des
Jugendschutzes. Dies unterstützt und fordert
auch die Eidgenössische Kommission für Suchtfragen (EKSF), welche den Bundesrat berät.
Entstanden ist die Idee der Cannabisregulierung
in der Romandie. Dort steht der Genfer Soziologieprofessor Sandro Cattacin einer Projektgruppe
vor, die den Marihuanakonsum in sogenannten
«Cannabis Social Clubs» regulieren will. Das
Projekt zielt auf eine Zerstörung des Schwarzmarktes. Experten gehen davon aus, dass der
illegale Schwarzmarkt alleine in der Schweiz
circa eine Milliarde Franken generiert. Und es
stellt sich die Frage, ob man weiterhin gewillt ist,
dieses Geld dem illegalen Handel und der Drogenmafia zu überlassen, statt durch eine Regulierung den Schwarzmarkt einzudämmen und
die inländischen Hanfbauern zu unterstützen.
23.30
Elli und Steffi stehen
an einer Technoparty im Club
Nordstern hinter dem Infostand
und erklären den Ablauf des Drugcheckings. Im Rahmen von Safer
Dance Basel werden sie bis
06.30 Uhr die Partygäste beraten.
Safer Dance Basel ist ein Schadensminderungsprojekt, welches vom
Beratungszentrum und den K+A gemeinsam betrieben wird. Die Finanzierung erfolgt durch Beiträge der
Kantone Basel-Stadt und Baselland
sowie Spenden.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 36
Cannabisklubs verstossen aber gegen Artikel 19b
des BetmG. Auch ein 2010 erarbeitetes Gutachten des Strafrechtsprofessors Martin Killias
macht klar, dass die Kantone ohne bundesweite Gesetzesänderung keine Lockerung des
Cannabisgesetzes durchsetzen können. Nun
also werden die Schweizer Grossstädte aktiv und
versuchen diesbezüglich Druck auf den Bund
zu machen. Vertreter aus den rot-grün regierten
Städten Genf, Zürich, Bern, Winterthur und
Basel fordern kontrollierte Versuche zur Regulierung des Cannabiskonsums. Gesuche für
Studien mit 1000 Teilnehmenden werden wohl
noch diesen Sommer eingereicht.
Bundesbewilligung oder ziviler
Ungehorsam?
Ob das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den
engagierten Städten die Bewilligung erteilen wird,
muss sich zeigen. Öffentlich geäussert hat
sich der zuständige Bundesrat Alain Berset bisher jedenfalls noch nicht. Fachleuten gegenüber zeigt er sich offen, die Frage, ob er Cannabisversuche zulassen kann, macht er aber einzig
von der – sehr dünnen – Rechtslage abhängig.
24 Stunden
Suchthilfe Region Basel
Experten haben jedoch eine Gesetzeslücke für
eine kontrollierte Abgabe ausgemacht. Gemäss
BetmG kann das BAG im Rahmen wissenschaftlicher Forschung sogenannte Ausnahmebe­
willigungen für Anbau, Einfuhr, Herstellung und
Inverkehrbringen erteilen (Art. 8 Abs. 5 BetmG).
Diesen Passus möchten die Städte nun dazu
nutzen, die Versuche durchzubringen und somit
die drogenpolitische Diskussion voranzutreiben.
Zum Burgunder einen Joint?
Auch wenn sogenannte Cannabisklubs die Grundidee sind, geht es nun in einem ersten Schritt
nicht, wie in den Medien oft fälschlich dargestellt,
um die Errichtung von Klubs, in denen zum
Glas Wein gemütlich und legal gekifft werden darf.
Vielmehr sind wissenschaftlich eng begleitete
Studien vorgesehen, die auf die öffentliche Gesundheit fokussiert sind und unterschiedliche
Gruppen von Konsumenten untersuchen sollen.
Die Kosten dieser Projekte beliefen sich laut
Cattacin über drei Jahre auf insgesamt 600 000
Franken. Was im Vergleich zu den im gleichen
Zeitraum auflaufenden Kosten für restriktive Massnahmen äusserst kostengünstig wäre.
Neue Impulse setzte im Dezember 2015 auch
Altbundesrätin Ruth Dreifuss, indem sie das Gespräch mit Bundesrat Berset suchte. Dreifuss
ist als Präsidentin der Genfer Suchtkommission
und Mitbegründerin der «Global Commission
on Drug Policy» ein politisches und fachliches
Schwergewicht. Sie hat das Ziel, den Gesundheitsminister von der Notwendigkeit der Cannabisversuche zu überzeugen. Und nachdem die
Zurückhaltung bisher gross war, sieht es nun tatsächlich so aus, als würde der Bund den Städten
zumindest keine Steine in den Weg legen.
Ein Problem könnten allenfalls die Kantonsparlamente sein. In Basel wurde der Antrag von
Tanja Soland (SP) zum kontrollierten Verkauf
von Cannabis 2012 und nochmals 2015 stehen
gelassen. Was zumindest bedeutet, dass die
Mehrheit des Parlaments der Kantonsregierung
den Auftrag erteilt, diesen Vorschlag genauer
zu prüfen und darüber zu berichten.
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 37
Versuche mit Jugendlichen
Vier Gruppen von Cannabiskonsumenten sollen
wissenschaftlich untersucht werden:
rwachsene mit unproblematischem Konsum.
E
Untersucht werden soll, inwieweit sich die
Situation für die sogenannten Genussraucher
mit einer Entkriminalisierung verbessert.
E
rwachsene mit problematischem Konsumverhalten. Hier sollen zuvorderst Veränderungen
im Begleitverhalten, zum Beispiel die Beschaffung und die damit verbundenen
illegalen Handlungen, untersucht werden.
Konsumenten, welche Cannabis als Selbstmedikation, zum Beispiel bei Schmerzen,
verwenden.
Konsumenten unter 18 Jahren. Untersucht
werden soll, ob der Konsum dieser Risikogruppe unter legalen Bedingungen besser
unter Kontrolle gebracht werden kann. Eine besondere Herausforderung dabei stellt
die letztgenannte Gruppe dar. Denn fraglich
ist nicht nur, ob die kantonalen Ethikkommis­
sionen Studien mit Jugendlichen zustimmen
werden, sondern auch, welche Institutionen
sich an diese Probanden wagen. Warum regulieren?
Welche Vorteile brächte eine Regulierung analog
zum Alkohol- oder Tabakverkauf? Der Jugendschutz wäre besser durchsetzbar, effizientere
Prävention wäre möglich und ein problematischer Konsum könnte früher wahrgenommen
werden. Auch liesse sich die Qualität von Cannabis besser regulieren, eine klare Deklarierung
der Inhaltsstoffe vorausgesetzt; eine saubere
Substanz führte bereits bei der heroingestützten Behandlung zum Erfolg. Schliesslich würde
dem Schwarzmarkt das Wasser abgegraben.
All dies benötigt klare Rahmenbedingungen, wer
Marihuana produzieren und abgeben darf. Es
bedarf zwin­­gend auch eines Mindestalters für
den Jugendschutz sowie einer qualitativen Produktkontrolle.
Natürlich darf bei der ganzen Diskussion nicht
ausser Acht gelassen werden, dass Cannabis
keine gänzlich unproblematische Substanz ist.
Als erwiesen gilt etwa ein Zusammenhang zwischen gewissen psychischen Erkrankungen
und Cannabiskonsum. Dazu kommt die schädliche Inhalation des Rauches oder das sogenannte amotivationale Syndrom.
Das Bedürfnis nach Berauschung besteht aber
seit Anbeginn der Menschheit. Das kann man
gut finden oder schlecht, es ist schlicht Realität.
Die meisten der rund 500 000 Cannabiskonsumenten in der Schweiz pflegen einen moderaten Konsum, und erwachsene Problemkon­
sumenten über 25 Jahre sind äusserst selten.
Auch der Psychiater, Neuropsychopharmakologe
und ehemalige Berater der britischen Regierung,
David Nutt, kommt aufgrund seiner Forschungsergebnisse zum Schluss, dass es statistisch gefährlicher sei, ein Pferd zu reiten, als einen Joint
zu rauchen.
Otto Schmid (49) ist Grossrat der SP BaselStadt, Geschäftsleiter des Instituts und Suchtcoach promovierter Sozialwissenschaftler.
03.00
Die Nachtwache im
Entzug nimmt sich Zeit für eine
Patientin, die nicht schlafen kann,
und hört sich deren Sorgen und
Ängste an. Nach einer Stunde und
zwei Tassen Tee versucht Frau Spät
wieder zu schlafen.
Der Entzug stellt eine grosse psychische und physische Belastung
dar. Unsere Mitarbeiter sind rund
um die Uhr an 365 Tagen im Jahr im
Einsatz, bieten Unterstützung und
haben stets ein offenes Ohr.
Akzeptanz
Bild Nr. 7
Jahresmagazin 2016 | AKZEPTANZ | Seite 39
Organisation und Adressen
Impressum
Geschäftsstelle Suchthilfe Region Basel
Herausgeberin
Mülhauserstrasse 113, 4056 Basel,
Suchthilfe Region Basel, Mülhauserstrasse 113, 4056 Basel,
Tel. 061 383 02 88
www.suchthilfe.ch, [email protected]
Kontakt- und Anlaufstellen
Gesamtkoordination und Redaktion
Mülhauserstrasse 113,
Oliver Bolliger, Walter Meury, Alexander Roth, Saskia Leu
4056 Basel, Tel. 061 383 01 99
Bildnachweis: Flavia Schaub, www.flaviaschaub.com
Beratungszentrum
Gestaltung: Weissgrund Kommunikation AG, Zürich
Mülhauserstrasse 111,
Druck: FO-Fotorotar AG, Egg ZH
4056 Basel, Tel. 061 387 99 99
Auflage: 1000 Exemplare
Erscheinungsdatum: Juni 2016
Klinik ESTA – Stationärer Entzug
Gstadstrasse 42A ,
4153 Reinach, Tel. 061 706 87 87
Klinik ESTA – Stationäre Therapie
Gstadstrasse 42, 4153 Reinach, Tel. 061 706 87 82
Spektrum – Familienplatzierung
Mülhauserstrasse 113, 4056 Basel,
Tel. 061 921 11 93
Stadtlärm – Teilstationäre Reintegration
Vogesenstrasse 66, 4056 Basel, Tel. 061 302 77 22
Akzeptanz
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