Lokalsport Sonnabend, 18. Juni 2016 Walsroder Zeitung 19 SPECIAL OLYMPICS FÜR MENSCHEN MIT GEISTIGER BEHINDERUNG IN HANNOVER „ ü “ Dorfmarker Handball-Urgestein Matthias Pröhl fungiert fünf Tage als freiwilliger Helfer bei den Special Olympics im Einsatz DORFMARK. Matthias Pröhl hat in seinem Leben schon so einiges erlebt. Vor allem als Handballer des TSV Dorfmark. Oberliga-Meister im Jahr 1993, Auf- und Abstiege der Ersten Herren und tausende kleiner Glücksgefühle nach einem Tor. Doch das, was er für fünf Tage erlebte, war etwas ganz Besonderes: Denn der 52-Jährige nahm als freiwilliger Helfer an den Special Olympics in Hannover teil. „Das war eine wunderbare Erfahrung für das ganze Leben“, ist „Matze“ auch noch Tage nach der offiziellen Verabschiedung ganz beeindruckt. „Das werde ich sicher niemals wieder vergessen.“ Matthias Pröhl war als Betreuer einer U21-FußballMannschaft eingeteilt. „Ich wollte ja gerne beim Handball mitmachen“, zwinkert der Linkshänder und das ehemalige Rückraum-Ass. „Aber trotzdem war der Job beim Fußball einfach großartig.“ Zudem sei es ihm grundsätzlich egal gewesen, wo er eingesetzt werde, ob in der Lo- gistik oder auch bei der Es- ten war einzuhalten. „Ich sensausgabe. „Hauptsache hatte noch nicht einmal Zeit, mit dabei sein und alles haut- mir ein paar Handballspiele nah miterleben“, unter- anzuschauen“, erläutert er. Weiterhin musste er sein streicht er. Und dass er das alles er- Team der Buchholzer Waldleben durfte, hatte er einem schule aus Duisburg natürlich puren Zufall zu verdanken. die gesamte Wettkampfdauer Denn Anfang des Jahres fiel über betreuen. Das reichte ihm ein Aushang seines Ar- von der Getränkeversorgung beitgebers, die Landesbe- über Anfeuern bis hin zum hörde für Straßenbau, auf. Trösten nach einer NiederAuf diesem wurden Freiwil- lage. „Manchmal habe ich lige für die Special Olympics auch die Schnürsenkel wiegesucht. „Da habe ich nicht der richtig fest gemacht“, so der Dorfmarlange überlegt und mich Fußball-Mannschaft aus ker, der in der Zeit bei seiner in die Liste Duisburg betreut Tochter Stella eingetragen“, in der Studenerinnert sich. Als es dann Nachricht dar- ten-WG wohnte. „Damit es über bekam, dass er als Helfer dann auch wieder schnell weiter gehen teilnehmen soll, habe er „sich richtig tierisch darüber gefreut“, konnte.“ „Matze“ war einer von insfügt er noch an. Als Entgegenkommen sei- gesamt 25 Helfern beim Fußnes Arbeitgebers dafür, dass ball-Turnier. Hier durchlebte er dieses Ehrenamt annahm, er zusammen mit „seinen“ stellte dieser ihn sogar für die Jugendlichen Freud und Leid gesamte Dauer der Veranstal- von Sieg und Niederlage. tung frei. Das Tagespensum Aber für die Kicker stand hatte es dann auch wirklich in hierbei das unbedingte Gesich. Ein straffer Zeitplan winnen nicht ganz vorne an. voller Termine und Aktivitä- „Es stand wirklich der Spaß Der Dorfmarker Matthias „Matze“ Pröhl nahm als Betreuer an den Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung teil. Sein Arbeitgeber stellte ihn dafür sogar frei. Matthias Pröhl (im roten Shirt) mit der von ihm betreuten Fußball-Mannschaft. lip (2) im Vordergrund“, erzählt Pröhl. „Hier gab es keinen falschen Ehrgeiz und keine Fouls. Solch einen fairen und respektvollen Umgang miteinander sieht man selten. Das war beeindruckend.“ Was den 52-Jährigen aber am allermeisten imponierte und, wie er ausdrücklich unterstreicht, sicher nicht mehr vergessen wird: „Mir bleibt die gegenseitige saubere Fairness der Sportler und die Offenheit in Erinnerung. Es „“ „ “ Lindwedeler Radsportlerin gewinnt drei Medaillen / Nun in den USA auf großer Tour LINDWEDEL. Philippa, genannt „Pippa“, Bartels aus Lindwedel gewann bei den Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung in Hannover drei Medaillien und erlebte dabei „Inklusion pur“ über eine Woche hautnah und mit großer Begeisterung. Fast 5000 Sportler aus dem ganzen Bundesgebiet erlebten eine großartige Veranstaltung bei herrlichem Wetter und bestens vorbereiteten Sportstätten. Es wurde ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm organisiert, mit der beeindruckenden Eröffnungsfeier in der TUI-Arena, einem wunderschönen Familienempfang im Hannoveraner Zoo , zahlreichen Aktionen in Olympic Town am Maschsee mit dem wettbewerbsfreien Angebot für alle, die mitmachen wollten. Für jeden, der dabeisein durfte, waren es unbeschreibliche Momente. Für die Radwettbewerbe wurde der Parkplatz an der Pferderennbahn in Langenhagen genutzt. Um einen guten und sicheren Rundkurs zu bekommen, wurden sogar Asphaltierungsarbeiten vorgenommen. Es waren dort zirka 200 Teilnehmer in un- Mt zwei goldenen und einer silbernen Medaille kehrte Philippa „Pippa“ Bartels von den Special Olympics zurück. terschiedlichen Behinderungslevels und auf Strecken zwischen 100 Meter und 25 Kilometer unterwegs. Der Rundkurs war anspruchsvoll, wurde aber von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut gemeistert, so dass es bei über 800 Starts zu keinem nennenswerten Sturz kam. Bei den anschließenden Siegerehrungen gab besteht kein Erfolgsdruck und alle wollen einfach nur Spaß haben. Zudem strahlen alle Teilnehmer eine enorme Lebensfreude aus. Das wirkt alles positiv nach. Es war wirklich eine einmalige Erfahrung.“ Und er weist weiter darauf hin, dass er es „immer wieder so machen“ würde. „Außerdem sollte diese Erfahrung jeder einmal machen. Die Begegnung mit den Sportlern ist absolut fantastisch – einfach einmalig.“ Lars Lippert INFO: SPECIAL OLYMPICS Die Special Olympics, die Nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung, die in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam stark“ standen, sind die weltweit größte, vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Das Ziel ist es, Kindern und Erwachsenen mit geistiger Behinderung durch regelmäßiges Sporttraining und Wettbewerbe in einer Vielzahl olympischer Sportarten Zugangs- und Wahlmöglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verschaffen. Diesmal nahmen fast 5.000 Sportler, darunter waren auch Delegationen aus Polen, Belgien und Palästina, an den insgesamt 18 Wettbewerben teil, die von mehr als 1.800 Trainern und fast 2.300 freiwilligen Helfern betreut wurden. An 20 Sportstätten fanden die Wettbewerbe, verteilt über das Stadtgebiet Hannover, statt, die von 500 Kampf- und Schiedsrichtern geleitet wurden. Von Fußball, Handball, Basketball, Beachvolleyball bis hin zu Boccia, Judo, Schwimmen, Tischtennis oder auch Leichtathletik, Radfahren oder Kanu. Alles war vertreten und jeder konnte auch überall mitmachen. Ein tolles Fest für alle. Egal, ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Das bestätigten auch die Besucherzahlen: insgesamt waren an den vier Wettkampftagen mehr als 25.000 Besucher in den einzelnen Wettkampfstätten mit dabei. (lip) es dann auch nur strahlende Gesichter, auch wenn es mal keine Medaillie gab. Zum Abschluss wurde von allen dann der Tag mit einer Polonaise beendet. „Pippa“ Bartels war bei allen ihren Starts sehr erfolgreich. Im ersten Rennen über Abenteuer „Race Across Das berichtet ihr Vater, Hen15 Kilometer belegte sie America“ in die USA. Sie star- rik Bartels, der Radsportkoknapp geschlagen den Sil- tet dort für das Team „Inclu- ordinator Special Olympics berrang. Gleich am Tag dar- sions Special Unifed Lions“. Niedersachsen. auf startete sie über die längste Distanz von 25 Kilometerund holte dort „Gold“. Am Abschlusstag standen noch die zehn Kilometer auf dem Programm. Bei sehr guter Renneinteilung setzte sich die junge Lindwedelerin gut von den Kontrahentinnen ab und belohnte sich noch einmal mit der Goldmedaille. Am Freitagabend konnten dann alle Teilnehmer die Abschlussfeier in der TUI-Arena genießen. Bartels konnte danach nur einige Tage regenerieren. Am vergangenen Mittwoch flog sie Bei den Straßenradrennen in Hannover zeigte die junge Lindwedelerin (r.) privat (2) dann zum großen erneut ihre große Klasse.
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