Zwischen Himmel & Erde Journal der Evangelischen Flughafen-Seelsorge Frankfurt MIT LUTHER AUF DEM WEG Segen – Schutzgeleit „A m Flughafen können Gefühle so groß werden wie eine Boeing 747“, so beschreibt eine Journalistin ihr Lebensgefühl im Transitbereich des Flughafens. Es scheint, dass der Moment der Ruhe vor dem Aufbruch noch einmal das ganz Persönliche nah kommen lässt. Das Hin- und Hergerissen sein zwischen den Welten wird spürbar. Die großen Fragen drängen sich auf: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? In diesem Zwischenraum tut Vergewisserung gut – ein Wort, eine Geste, ein Zeichen. Ich denke an die Begegnung mit einer Reisenden. Beim Abschied bittet sie mich um den Segen. Ein intimer Moment. Zum Zwiegespräch wird Gott dazu gebeten. Als Pfarrerin bin ich Mittlerin, segne im Vertrauen auf die heilende und hilfreiche Kraft unseres Gottes. Ich leihe mir die alten Worte der uns geschenkten Verheißung und spreche: Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse das Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe das Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. ( 4. Mose 6,22ff ) 2 durch Gottes Nähe Die Gebärde der schützenden Hand über der Gesegneten und das Kreuz auf ihrer Stirn sind Zeichen der Nähe Gottes und werden ihr zum Schutzgeleit. Es kommt mir vor, als würde der Segen uns zu einem inneren sicheren Ort führen. Die vertrauten Worte schaffen einen Raum, wo die eigene Lebensgeschichte mit allen Brüchen und Ungereimtheiten im Lichte des leuchtenden Angesichtes Gottes angeschaut und ausgehalten werden kann. Das lateinische Wort für Segnen „benedicere“ bedeutet „gutsagen“. Geborgen von Worten, die über unser Verstehen gehen, spürt der gesegnete Mensch, dass Gott es gut meint. Das beunruhigte Herz findet Halt in den klingenden Bildern des Segens. Bevor die reisende Frau zum Gate aufbricht, nimmt sie meine beiden Hände in die ihren: „Thank you. God bless you too.“ Wie ein Wärmestrom erreichen mich ihre Worte. Wie schön, dass wir Menschenkinder einander den Segen Gottes schenken können. Martin Luthers Morgen- und Abendsegen Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. 2016 | 2017 Jahresprogramm DIE ANDERE Wir laden ein in die Kapelle um 12 Uhr, im Terminal 1, Abflughalle B, Empore: Mittagskonzerte Thank God It's Friday 06.07.16 Jeden Freitag um 12 Uhr zur Ruhe kommen, durchatmen, Kraft schöpfen am Ende einer Arbeitswoche, zu Beginn des Dienstwochenendes, während der Reise. Atempause 2016 1 2 03.08.16 3 07.09.16 4 05.10.16 5 02.11.16 6 Bewusst ein- und ausatmen, Zeit zum Entspannen und Regenerieren, an jedem dritten Mittwoch im Monat. 02.11.16 7 Katharina Jäschke - Texte Kay Diederichs - Gitarre Brigitte Bujakowksy - Mezzosopran Wendelin Röckel - Orgel Horst Bittlinger mit HUEPA FRAnds Brass Quintett „Ensemble Rare-à-tête“ Alexander Schawgulidse – Orgel Tatjana Drujan – Violoncello Advent im Taubengrund Tina Ballas - Gesang Advent mit den Angels on Air Am Reformationstag 07.12.16 8 Reformationsjubiläum 11.01.17 „Ensemble Surprise“ 01.02.17 7 Tina Ballas - Gesang 01.03.17 „½ Quartett“ Ulrich Bietz – Klavier | Alfred König - Gitarre 05.04.17 9 Duo Schlagzeug und Flöte Philipp Strüber und Jens Hellberg 03.05.17 8 Angels on Air 07.06.17 10 FRAnds Akustik Gottesdienst am Reformationstag, 31. Oktober 2016 Gastprediger ist Herr Dr. Matthias Zieschang (Vorstand Fraport AG). Anschließend findet ein Empfang in den Räumen der Seelsorge statt. Ökumenischer Dialog zum Reformationsjubiläum am 26. Mai 2017. Pfarrer Benjamin Krieg im Gespräch mit Pater Heinz Goldkuhle SAC. 2017 Wir freuen uns auf Ihr Kommen. M I T TAG S PA U S E 6 „Die Musik ist die 5 beste Gottesgabe …“ Martin Luther 9 1 7 2 4 8 10 8 Wir danken allen Künstlerinnen und Künstlern. 3 Anlaufstellen Interviews von Heike Bergmeier Orientierung und „Erste Hilfe“ an den blauen Info-Points Kirchliche Sozialarbeit hilft in Notsituationen In der Flughafenklinik gut versorgt Auf der Suche nach dem Gate? Flieger verpasst? Visum ungültig? Der Passagierservice der Fraport AG hilft weiter. Die gut erkennbaren blauen InfoPoints sind erste Anlaufstellen für die Reisenden. Cecile Mehl arbeitet hier seit 16 Jahren. Sie weiß um die Ängste und vielfältigen Sorgen der Fluggäste. „In angespannten Situationen sprechen die Menschen mit uns auch über ihre privaten, sehr persönlichen Probleme.“ Das hat Frau Mehl schon häufiger erlebt. Ein offenes Ohr zu haben, ist ihr Erste-Hilfe-Angebot. Manchmal liegt darin schon die Lösung des Problems. Damit die Fluggäste schnell an ihr Ziel kommen, kümmert sich das Team rund um die Uhr um die Anliegen der Passagiere. Manchmal sogar um einen im Flugzeug vergessenen Kugelschreiber, weil er ein Geschenk des verstorbenen Sohnes war. Ein rotes Sofa fällt auf im Büro des Kirchlichen Sozialdienstes für Passagiere. „Hier haben schon Kinder von Flüchtlingsfamilien geschlafen oder auch übermüdete Erwachsene“, berichtet Bettina Janotta. Einen Ruheplatz, im Notfall auch eine Decke zum Übernachten oder etwas zu essen anbieten – das ist oft die erste schnelle Hilfe. Während die Fluggäste hier nach einer häufig beschwerlichen Zeit zur Ruhe kommen, werden die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Teams aktiv. Der Dienst der Diakonie Frankfurt hilft weiter, wenn bei der Reise etwas schiefgelaufen ist und weitergehende Unterstützung benötigt wird. In der Regel gilt es, zusammen mit Kooperationspartnern wie Airlines, Sozialamt, Polizei und Botschaften Lösungen zu finden, damit die gestrandeten, nicht selten mittellosen Menschen weiterreisen können. Passagiere, die am Flughafen zum Arzt müssen, stehen unter Zeitdruck. Kann ich meine Reise antreten? Muss ich vielleicht ins Krankenhaus? Auch der finanzielle Druck ist nicht zu leugnen, denn oft fehlt eine Reiserücktrittversicherung. „Die große Herausforderung besteht für uns als Ärzte darin, uns in kurzer Zeit in vollkommen fremde Menschen aus allen Kulturen und Religionen der Welt hineinzuversetzen“, erklärt Dr. Walter Gaber den Alltag der Flughafenklinik. Neben der notwendigen medizinischen Betreuung geht es deshalb darum, den belastenden Zeitdruck herauszunehmen. Den Menschen zuhören und auf ihre Gefühle eingehen, das beruhigt und entspannt die Situation. „Die vollkommene Lösung von allen Reisezwängen erleben wir, wenn in unserer Klinik ein Kind geboren wird. Das ist einfach wunderbar.“ Cecile Mehl, Passagierservice Fraport AG Dipl.-Sozialpäd. Bettina Janotta, Leiterin Kirchlicher Dr. Walter Gaber, Leitender Arzt der Fraport AG Sozialdienst für Passagiere der Diakonie Frankfurt/M. … für Reisende Von Pfarrer Benjamin Krieg „I ch bin geschäftlich oft unterwegs und weg von Zuhause. Gerne komme ich dann in die Kapelle. Hier fühle ich mich behütet", erzählt mir ein Gast nach einem Gottesdienst. Das bringt mich zum Nachdenken: Ein Raum, der mir das Gefühl von Sicherheit und Schutz gibt? Das Reisen bringt es mit sich, an fremde Orte zu kommen und das Vertraute zu verlassen. Wer sich auf Reisen begibt, ist angewiesen auf Rastplätze. Früher waren es Herbergen am Wegesrand, und schon immer sind Kirchen an den Reisewegen zu finden. Kapellen gibt es an Autobahnen, in Stadien und an Flughäfen. Die Kapelle ist ein besonderer Ort am Flughafen und unterscheidet sich von allen anderen Räumen. Ein Ort der Stille, in dem die Zeit langsamer läuft. Ein Ort, dessen Tür nicht abgeschlossen wird, immer offen steht. Das Kreuz, die aufgeschlagene Bibel sind vertraute Symbole. Das schafft Geborgenheit in der Fremde, Orientierung und Halt. Ein Gefühl des Zuhauseseins stellt sich ein. Hier ist es möglich innezuhalten im hektischen Treiben von Ankunft und Aufbruch. Immer wieder komme ich mit Menschen in der Kapelle ins Gespräch. Menschen, die hier beten, singen, weinen und ruhen. Sie erzählen mir von ihrem Leben, von Glück und Last. Vielen Menschen ist die Kapelle eine Anlaufstelle auf der Reise und auf dem Weg zur Arbeit. Die Atmosphäre, die von der Kapelle ausgeht, schenkt Geborgenheit. Kapelle im Terminal 1, Abflughalle B, Empore Mein liebstes Luther-Zitat „Musik ist das beste Labsal „Dein heiliger Engel sei mit mir, eines betrübten Menschen.“ dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“ Ich erlebe bei den Konzerten in der Kapelle oft das Stärkende und Tröstende der Musik. Musik Die Bitte aus Luthers Morgen- und Abendsegen ist für weckt Erinnerungen und zaubert mir ein Lächeln mich wie ein Stoßgebet, das mir schon durch schwierige auf die Lippen. • Benjamin Krieg, Pfarrer Situationen geholfen hat. • Ulrike Johanns, Pfarrerin „Die Welt ist voll alltäglicher Wunder.“ „Wenn morgen die Welt unterginge, dann würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Luther spricht mir aus dem Herzen. Den Blick für das Besondere im Kleinen zu behalten, ist eine Lebens-Kunst, aus der ich Kraft schöpfe. Diese positive Einstellung zum Leben macht mich stark. Hoffnung pur. Gewissheit, • Edith Schriever, Assistentin die mich auch dunkle Zeiten überstehen lässt. • Heike Bergmeier, Assistentin Herausgeber Evangelische Flughafen-Seelsorge Frankfurt Main Telefon +49 (0)69 690 73178 [email protected] www.seelsorge-flughafen-frankfurt.de Text, Inhalt Ulrike Johanns, Benjamin Krieg, Heike Bergmeier, Edith Schriever Design Dagmar Brunk, www.brunk-design.de Fotos Fraport AG; Ivo Kljuce (Foto Tina Ballas); Dagmar Brunk Ausgabe 03 2016/2017
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