Presseartikel: WAZ - 20.06.2016 Jubiläumsmesse mit Weihbischof in Saalhoff Foto: Erwin Pottgiesser „Ich freue mich sehr, dass wir heute so zahlreich gemeinsam dieses großartige Jubiläum feiern können“, zeigte sich Weihbischof Wilfried Theising sowohl von der gelungenen Renovierung als auch von den vielen Besuchern beeindruckt, die am Sonntag zum Festgottesdienst auf dem Hoogenhof im Kamp-Lintforter Ortsteil Saalhoff gekommen waren. Anlass war das 300-jährige Jubiläum der St. Michael-Kapelle, die, wie bereits berichtet, nach acht Jahre langen Renovierungsarbeiten in frischem Glanz erstrahlt. Bis auf den letzten Platz besetzt. „Unser Glaube lebt von der Beziehung, nicht nur zu Gott, sondern auch der Menschen untereinander“, betonte Theising in seiner Predigt. Beziehungen, die offensichtlich in Saalhoff noch funktionieren. So war nicht nur die Kapelle, sondern auch das daneben aufgestellte Festzelt, in das die Messe übertragen wurde, bis auf den letzten Platz besetzt. Die St. Michael Schützenbruderschaft und die Frauengemeinschaft Saalhoff, deren Patronatskirche die 1716 erbaute Kapelle ist, waren fast vollständig versammelt. Und auch aus den umliegenden Ortschaften waren viele befreundete Vereine und Besucher zur Jubiläumsfeier gekommen. Eine Glocke, die endlich wieder läutet, ein neuer Kreuzweg, eine neue Orgel und das teilweise neu verglaste „Bierglasfenster“ aus dem Jahr 1724 sind neben dem sanierten Dachstuhl die äußeren Zeichen für eine beispielhafte Gemeinschaftsarbeit, die von der Bruderschaft organisiert und allein durch Spenden finanziert wurde: „Ohne die vielen freiwilligen Helfer wäre das alles gar nicht zu bewerkstelligen gewesen“, erklärt Brudermeister HansDieter Dormann. …die Messe wurde per Video auch in einem Zelt gezeigt. Foto: Erwin Pottgiesser „Großer Gott, wir loben dich“ „Die Kapelle ist wirklich wunderschön geworden“, so das einhellige Urteil sämtlicher Besucher. Das kirchliche Leben der Kapelle, in der jeden Samstag ein Gottesdienst stattfindet, ist ebenfalls komplett ehrenamtlich organisiert: „Vom Küster bis zum Messdiener und anderen Helfern machen wir alles selbst“, berichtet Brigitte Kresken, die im Vorstand der Frauengemeinschaft arbeitet. Wobei die gute Zusammenarbeit von Jung und Alt besonders bemerkenswert sei: „Die älteste Küsterin ist bereits 79, die jüngste erst 29.“ Mit Grußworten des KampLintforter Bürgermeisters Christoph Landscheidt, von Stefan Baaken für die Eigentümerfamilie, Brudermeister HansDieter Dormann, dem gemeinsam gesungenen „Großer Gott, wir loben dich“ und einem wilden Fahnenschwenken war nach knapp zwei Stunden zwar der offizielle Teil, aber noch lange nicht das Fest zu Ende. Schließlich musste gebührend gefeiert werden, dass die St. Michael-Kapelle jetzt wieder für die nächsten 300 Jahre gerüstet ist. Reiner Becker Presseartikel rp-online vom 20. Juni 2016 "Michaelskapelle ist Kleinod des Glaubens" Kamp-Lintfort|Weihbischof Wilfried Theising predigte zum 300-jährigen Jubiläum des Gotteshauses, dessen Renovierung zum Geburtstag abgeschlossen wurde. 100.000 Euro hatte die Michaelsbruderschaft gesammelt. Von Peter Gottschlich Wilfried Theising bekannte sich zur Michaelskapelle, deren 300. Geburtstag die Saalhoffer gestern mit einem Umzug, einem Festgottesdienst und einem Sommerfest feierten. "Als ich 2010 das erste Mal in Kamp-Lintfort war, hat Pfarrer Karl Josef Rieger mir von der St.-Michaelskapelle erzählt", berichtete der Weihbischof aus Xanten. "Ich habe geahnt, wo dieses Kleinod lag. Gesehen habe ich die Kapelle nicht, wenn ich daran vorbeigefahren bin. Sie liegt ja verborgen und hat keinen hohen Kirchturm. Ein lebendiger Glauben wird nicht sichtbar durch die Höhe des Kirchturms, sondern seine Verborgenheit. Das Wesentliche liegt im Verborgenen." 180 Gläubige hörten ihm in der übervollen Kapelle zu. Noch einmal so viele verfolgten den Gottesdienst im Zelt, in das er auf Leinwand übertragen wurde. Schließlich hatten die Saalhoffer acht Jahre auf den Jubiläumstag hingefiebert. "2008 haben wir mit dem Sammeln von Spenden angefangen", erzählte Hans-Dieter Dormann in seinem Grußwort, mit dem der eineinhalbstündige Gottesdienst schloss. "Am Anfang haben wir mit 40.000 Euro gerechnet. Wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt, hätte niemand angefangen." Aber der Brudermeister der St.-Michael-Schützenbruderschaft Saalhoff wusste vor acht Jahren noch nicht, was auf die Bruderschaft und die Saalhofer Frauengemeinschaft zukommen sollte. Als Dachdecker und Zimmerleute 2013 den Dachstuhl freilegten, um ihn neu zu decken, entdeckten sie Balken, von denen einige angefault waren. "Es sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte", erinnerte sich Willi Gelen in seinem Grußwort an den Zustand. Der Vorsitzende des Schützenvereins Altfeld-Saalhoff hatte die Baustelle oft besucht, da sein Schützenverein mit der Bruderschaft beim jährlichen Schützenfest kooperiert. So kostete es 100.000 Euro, den Mittelpunkt des kirchlichen und weltlichen Lebens in Saalhoff mit einem neuen Dach und einem neuen Glockentürmchen zu versehen. "Es wäre noch viel teurer geworden", sagte Hans-Dieter Dormann. "Aber Ehrenamtliche haben unentgeltlich 1500 Stunden geleistet. Dazu haben einige Saalhoffer Unternehmen kostenlos Mitarbeiter gestellt. Einige Unternehmen haben auch nur das Material berechnet, nicht den Lohn." Er sprach alle, die er kannte an, um Spenden zu erhalten. "Das hat nicht immer Spaß gemacht", schmunzelte er gestern. "Aber jetzt ist alles fertig - und alles ist bezahlt. Ich danke meiner Frau Brigitte, ohne die ich das nicht geschafft hätte. Und ich danke alle, die gespendet und mitgeholfen haben." Für Bürgermeister Christoph Landscheidt war es mehr als eine Renovierung. "Die Bruderschaft hat die Kapelle aus dem Dornröschenschlaf geküsst", sagte Landscheidt, der zugleich Mitglied des Beirates der Sparkasse ist, die mit 20.000 Euro die größte Spende überwiesen hatte. "Sie ist ein verborgenes Kleinod. Sie ist Mittelpunkt der Gemeinde." Das meinte auch Pfarrer Karl Josef Rieger, der zusammen mit dem Weihbischof und Diakon Werner Hüning den Gottesdienst hielt. "Die Kapelle stiftet Identität", blickte der Dechant auf die Renovierung, die Weihnachten 2015 abgeschlossen war. "Wenn andere Kirchen zu Kindergärten und Kolumbarien umgestaltet werden, ist es schön, dass hier vor fast 100 Jahren ein Schankraum in eine Kirche umgewandelt wurde. Der Niederrhein schaut auf dieses Haus." Schließlich ist dieses Gebäude auch die Keimzelle der Brauerei Diebels. Von 1874 bis 1878 braute Josef Diebels dort sein erstes Bier, bis er seine Brauerei in Issum gründete. Eigentümer der Kapelle ist die Familie Hoogen-Baaken, die sie der Bruderschaft ohne Pacht überlässt. "Mein Großvater Johannes Hoogen hat 1984 gesagt, die Kapelle soll immer ein Gotteshaus bleiben", sagte Stefan Hoogen beim Jubiläum. "An dieser Tradition ändert sich nichts." Quelle: RP
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