PDF - Katholische Kirche beim hr

hr4-Übrigens von Marcus C. Leitschuh, Kassel
Mittwoch, 22.06.2016
Hätte, hätte, Fahrradkette
„Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Das hat mal ein Politiker gesagt. Das fällt mir ein, wenn
ich diese Zeitungsmeldung lese. 44.000 Euro hat eine Frau in einer hessischen
Kleinstadt verbrannt. Ihr Mann hatte das Geld im Kamin versteckt. Den Kamin würde
man angesichts der warmen Temperaturen nicht mehr brauchen. Ein Segelboot am
Edersee war der Traum des Ehepaares. Da sich der Kauftermin verschoben hatte,
musste das Bargeld wenige Tage im Haus sicher verwahrt werden und auch seine
Frau sollte nicht durch das Finden des Geldes vorzeitig von der Überraschung
erfahren. Der Kamin sei ein prima Versteck. Dachte der Mann! Doch dann kamen
noch einmal kühle Tage… Den Rest der Geschichte können Sie sich denken! Eine
unglaubliche Geschichte! Die Medien berichten, dass der Mann das Haus verlässt
und mit dem Hund Gassi geht. Die Frau friert und steckt deshalb den Kamin an.
Vermutlich wäre nichts passiert, wenn die beiden miteinander gesprochen hätten.
Ging aber nicht. Denn zwar träumten beide von einem Segelboot am Edersee – aber
der Rentner hatte seiner Frau eine Überraschung machen wollen. Und wie das nun
mal so ist: Trotz einiger Eimer Wasser kann das Geld nicht mehr gerettet werden….
Was für ein Schock! Liest man die Leserbriefe und Kommentare in den Zeitungen,
fällt mir wieder der gerade zitierte Satz ein: „Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Hinterher ist
man ja bekanntlich immer klüger und wer nicht beteiligt ist, glaube meistens, dass
ihm das nicht passiert wäre. Nein, man sollte nicht zu viel rückblickend überlegen,
was man hätte anders machen sollen, müssen oder können. Das ändert nichts, das
macht nichts ungeschehen. Was passiert ist, ist passiert. Für Schadenfreude sollte
allerdings kein Platz sein. Ich wünsche dem Ehepaar die Kraft und den Segen, mit
neuem Mut und neuen Träumen in die Zukunft zu sehen. Und Menschen, die dabei
helfen.
Stichworte: Eisheilige, Verlust, Pech