FC Seefeld Aufstiegsbericht

Aufstieg als Belohnung für eine aussergewöhnliche Leistung Lange ist es her, als sich die neu formierte und willige Truppe letzten Sommer in den Umkleideräumen in Witikon das erste Mal traf. Gerade wurde der Rasenplatz auf der Lengg gepflegt, so dass man zum Nachbarverein ausweichen durfte. Die Stimmung war angespannt, jeder Spieler beäugte skeptisch seinen Sitznachbarn, mit dem Wissen, dass der Konkurrenzkampf jetzt definitiv neu lanciert wird, keine Stammplatzgarantie, keine Kenntnis über die Fähigkeit des Teams – alles ist noch ungewiss. 10 Monate später: Tabellenerster und vorzeitiger Aufsteiger, qualifiziert für die Cup-­‐
Hauptrunde. Wer hätte das gedacht? Rückblende: ein Jahr zuvor prügelte sich der FC Seefeld durch die Meisterschaft. Viele Langzeitverletzte. Viele Absenzen. Kaum Siege. Fazit: eine verkorkste Saison. Doch Trainer Sinardo wusste es dort bereits: der Kern dieser Mannschaft wurde durch diese Saison geformt, ja sogar gestärkt. Etwa die Hälfte des Kaders blieb bestehen, der Rest kam neu dazu. Wie es halt manchmal so üblich ist beim Amateurfussball. Zurück zum Sommer 2015. Nikolaj Gavric, David Blumer – 2 Neuzuzüge, 2 Namen von Qualität, spielten sie doch beide schon in höheren Ligen. Sie waren es unter anderem auch, die die erfolgreiche Saison zu prägen vermochten – natürlich war es aber vor allem ein Erfolg der ganzen Mannschaft. Angefangen beim Torhüter Duo Schneider/Pastore, beide überqualifiziert gute Torhüter mit Fuss und Hand begabt, über Verteidigerbollwerke und Mittelfeldstrategen, Ausdauerkünstler und Ballzauberer, aufgehört bei Blumer, Topscorer von Seefeld, Topscorer der Gruppe 6 der 2. Liga interregional mit 26 Treffern. Welch ein Wert! Fast unheimlich, wenn man vermerkt, dass er verletzungsbedingt auf die letzten 6 Spiele verzichten musste. Die Saison 2015/2016 begann also in Witikon, genauer: unmittelbar hinter der Sportanlage im Wald. Waldläufe. Eine Runde nach der anderen wurde abgespult. Kein Ende in Sicht und viel Schweiss gelassen. Der neue Assistent Borilovic kannte keine Gnade. Manch einer fragte sich wohl, was das mit Fussball zu tun hat. Es folgten harte Wochen bei heissen Temperaturen. Die Spieler gingen oft an ihre Grenzen, die Blicke sprachen für sich: für diesen Einsatz möchten man belohnt werden. Und so gings ins Startspiel, gleich gegen einen Aufstiegsaspiranten. FC Freienbach auswärts – dort also, wo die Schweizer Nati oft trainiert, wenn sie in Feusisberg logiert, setzte der FC Seefeld den Grundstein für den Aufstieg – 3:1 Sieg. Es folgten viele hart umkämpfte Duelle gegen Ostschweizer Gegner. Diese sind berüchtigt für Zweikampfhärte und Leidenschaft, doch siehe da: fast in jedem gegnerischen Matchbericht bezeichnete man den FC Seefeld als „physisch überlegen“! Der ganze Aufwand, die ganze Leidenszeit im Sommer schien sich nun bereits bemerkbar zu machen. Zwei entscheidende Spiele in der Vorrunde: FC Rüti, Aufsteiger mit den meisten geschossenen Toren, mit einem Angriffstrio, das in seiner Torgefahr in dieser Liga wohl seines Gleichen sucht, war zu Gast auf der Lengg – und wurde mit 4:0 nach Hause geschickt! Stark! Zu Null! Next Stop: FC Linth. Auf einem engen Spielfeld auswärts mit 3:1 triumphiert! Noch besser! Ja sogar sensationell, denn der FC Seefeld wurde Wintermeister – ohne Niederlage notabene. Pascale, einzige Frau einer der wohl fussballverrücktesten Familien in Zürich: „Ein paar Eindrücke aus der Zuschauertribüne: Es wird unglaublich gekämpft auf dem Rasen, jeder Spieler gibt alles und setzt sich bis zum Äussersten ein -­‐ und es ist laut auf dem Platz! Aber es sind nicht die Spieler, die sich anschreien -­‐ nein, es ist der Co-­‐Trainer (der Trainer hat bereits keine Stimme mehr), der in der zweiten Halbzeit wie wild an der Seitenlinie entlang läuft und Anweisungen an die Spieler schreit! Ich bin fasziniert, es scheint zu wirken, denn am Schluss schiesst der FC Seefeld noch 2 Tore und gewinnt das hart umkämpfte Spiel! Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum schlussendlich erfolgreichen Aufstieg! Gratulation!“ – Schilderung des letzten Vorrundenspiels gegen St. Margrethen. 2 maliger Rückstand und Siegtreffer in der 88. Minute. Der Winter zog über Zürich, jedoch ohne viel Schnee zu lassen. Umso besser für Fussballer, denn die trainieren ja draussen. Und wenn es doch mal weiss wurde, durfte man sich auf das Schneeräumen auf der Sportanlage Heerenschürli verlassen. Man traf sich 3-­‐4 Mal pro Woche dort und ackerte ein zweites Mal hart an den Grenzen der Leistungsfähigkeit. Es ist ja nicht so, dass die Spieler vom FC Seefeld Profis wären. Alle arbeiten und das in Berufen, die körperlich bereits sehr herausfordernd sind. Nichtsdestotrotz ging es weiter und immer weiter. Trainer Borilovic mit dem Fahrrad voraus, die Truppe zu Fuss hinterher. Bergläufe und Crossfit-­‐Übungen. Sprints, Parcours und Testspiele – das wars mit dem Winter. Nein -­‐ doch nicht ganz. Als wäre es nicht genug, trainierten die Herren am Freitag nach 20 Uhr in der Physiotherapie BlueMotion. Keine Massagen, sondern Kraft-­‐Ausdauer-­‐Parcours. Viele Durchgänge, noch mehr Schweiss – es wurde richtig geschuftet. Stets ein Ziel vor Augen. Da war das Trainingslager in Rom im Februar eine willkommene Abwechslung. Zwar nur wenige Tage, doch die hatten es in sich. Auch neben dem Platz durfte an der Harmonie und am Teamspirit gearbeitet werden. Und bekanntlich ist Rom ja die Hauptstadt Italiens mit einer glorreichen Geschichte, oder passender gesagt: die Stadt, in der Gladiatoren geboren wurden und werden. „Macht euch unsterblich und schreibt Geschichte!“, hiess es von den Trainern. Wird gemacht! Start in die Rückrunde. Der Tag an dem die Anspannung riesig war. Wiederum Freienbach als erster Prüfstein. Wegen den Witterungsverhältnissen auf dem Kunstrasen im Heerenschürli. Egal – 2:1 gewonnen. Bemerkenswert: Matchwinner Salkic mit 2 Toren, welcher in der Vorrunde nur sporadisch zum Einsatz kam. Es widerspiegelt die Qualität der Mannschaft: egal wer, jeder war sich nicht zu schade, seine Knochen für den Fehler eines Kollegen in den Zweikampf zu werfen. Und dass man über die beste Bank verfügte, machte sich noch gegen Ende der Saison bemerkbar. Irgendwann musste es dann geschehen, leider bereits im 2. Spiel der Rückrunde, die erste Niederlage in Frauenfeld war Tatsache geworden. Man unterlag unglücklich 1:2. Krise? Angst? Mitnichten -­‐ dennoch, es gab eine kleine Schwächephase, es folgte nur ein Unentschieden, doch rechtzeitig zum Cup Qualispiel in Höngg kam er wieder: der Erfolg! Es war ein Fight am späten Abend auf dem Hönggerberg und die Seefelder wurden wieder zu Jägern. Die Jagd nach dem Aufstieg ist wieder eröffnet. Kurz darauf folge die Gala: 7:1 gegen die sonst defensiv starken Melser. Auf der Lengg war der FC Seefeld ohnehin eine Macht. Und erfreulicherweise kamen immer mehr Fans und Zuschauer die Spiele besuchen. Neu gab es vor den Heimspielen Einlaufkinder, welche Teil davon sein konnten. Teil einer historischen Saison. Gion (Fussballtrainer und leidenschaftlicher Veteranenkicker): „Wenn die Sonne scheint, wird es heiss auf den Tribünen der Lengg. Heiss waren auch die Spiele der Aufstiegshelden vom FC Seefeld, die jeweils mit vielen Emotionen und vollem Einsatz bestritten wurden. So kamen die immer zahlreicher erscheinenden Zuschauer jeweils in den Genuss von 90 abwechslungsreicher Minuten. Auch auf den Trainerbänken wurde es jeweils laut und die Darbietungen der Trainer und Assistenten boten jeweils Anlass zur Belustigung auf den Rängen. Die Nähe zum Geschehen verleiht den Spielen auf der Lengg eine Unmittelbarkeit, wie man sie in Stadien nicht kennt. In der neuen Saison und der höheren Liga werden sich hoffentlich noch mehr Zuschauer einfinden und die Truppe unterstützen. Es soll wieder heiss werden auf der Lengg..." Das wegweisende Spiel gegen Uzwil stand an, man wusste: ein Sieg gegen den unmittelbaren Verfolger und man ist dem Aufstieg sehr nahe – 5 Spiele vor Schluss! 1:0 für Uzwil nach 15. Minuten Endresultat: 2:1 -­‐ für SEEFELD! Sensationelle Leistung und nun war die Bahn frei für den Aufstieg. 0:0 gegen Uster – da hat es leider noch nicht gereicht, 1:1 gegen Wil.. auch noch nicht. Aber halt, da war doch was? Genau: Frauenfeld hat gepatzt! SEEFELD STEIGT AUF! JAWOHL! 1. LIGA! Glückstränen und viel Bier floss an diesem Samstag, an dem es endlich klar war. Unglaublich, jetzt ist es offiziell. Der FC Seefeld – Quartierverein, Sympathieträger, im Herzen vom Kreis 8, ist aufgestiegen. In die erste Liga Classic. Wie soll man das deuten? Es spielen dort Vereine wie der FC Baden, FC Gossau, AC Bellinzona, Zug 94 und nicht zu vergessen: die Nachwuchstalente der Grossclubs GC, YB, Thun und Luzern. Und nun gehört also der FC Seefeld (wieder) zu diesem illustren Kreis von Top-­‐Amateurvereinen mit teils sagenhafter Vereinsgeschichte. Der kleine FC Seefeld inmitten dieser Vereine, welch schöner Erfolg. Und was nun? Jetzt folgt der nächste schweisstreibende Sommer unter dem bisherigen Assistenten Borilovic, der den in Seefeld wohnhaften Sinardo nach dessen erfolgreichsten Saison ablöst. Die Lust nach hochwertigem Fussball auf der schönen Lengg ist immer noch riesig. Der FC Seefeld will sich nun dort bestätigten, wo man vor einigen Jahren abgestiegen ist. Die Spieler, der Trainerstab und die Fans freuen sich – vielleicht auf einen weiteren Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Und auf den Schweizercup. Gibts das Stadtderby? Nein, nicht gegen den FC Red-­‐Star ZH, der Stadtverein höchstpersönlich, der FCZ? Lassen wir uns überraschen! Der FC Seefeld dankt dem scheidenden Trainer Sinardo für drei wunderbare Jahre der Zusammenarbeit, wie auch dem restlichen Trainer-­‐ und Betreuerteam mit Danijel Borilovic, Naim Krasnici und Simone Trefzer. Die Spieler kamen das ganze Jahr in den Genuss einer super Betreuung auf und neben dem Platz. Spieler und Trainer danken dem Präsidenten des FC Seefeld, Urs Egger, und dem Club 30, der wohlwollend die Mannschaft unterstützt. Auch bei unserem Clubhausbesitzer, Pino und seiner Familie, möchten wir uns herzlich bedanken für den reibungslosen Spielbetrieb auf der Lengg. Vielen Dank!