Bunte, Almut (2009): Geochemische Signaturen von Schwarzschiefer-Ablagerungen des Ozeanischen Anoxischen Ereignisses 2 (Cenoman/Turon) im tropischen Atlantik (Demerara Rise, ODP Leg 207) und Norddeutschland (Wunstorf). Dissertation, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Kurzfassung Während der mittleren Kreidezeit kommt es zu bestimmten Zeiten mehrfach zur Ablagerung Organik-reicher Schwarzschiefer. Man geht davon aus, dass die vermehrte Einlagerung von organischem Kohlenstoff (Corg) in Meeressedimenten während der so genannten Ozeanischen Anoxischen Ereignisse (OAEs) entweder aus erhöhter Primärproduktion oder aus verstärkter Erhaltung organischem Materials unter anoxischen Bedingungen resultiert. Das Cenoman-Turon-Grenzereignis (CTBE = OAE 2; ca. 93,5 Ma) ist eines der ausgeprägtesten Beispiele eines globalen ozeanischen anoxischen Ereignisses. Unter sauerstoffarmen Bedingungen werden redoxsensitive oder stabile Sulfide bildende Spurenelemente im Sediment angereichert. Deshalb ist das CTBE durch ein spezifisches Verteilungsmuster von diagnostischen Spurmetallen Analogbeispielen Corg-reicher charakterisiert. Untersuchungen Sedimentation zeigen an rezenten unterschiedliche Verteilungsmuster im Vergleich zur C/T-Grenze. Es wird deshalb angenommen, dass Spurenmetalle nützliche Informationen zur Rekonstruktion von Paläoumweltbedingungen liefern. Diese Studie präsentiert eine anorganisch-geochemische Untersuchung von OAE 2Sedimentabfolgen zweier unterschiedlicher paläogeografischer Standorte, an denen sich daher auch die Schwarzschiefer-Ablagerung lithologisch unterschiedlich ausdrückt. Im Rahmen von ODP Leg 207 wurden auf dem Demerara Rise vor Surinam, Südamerika, mächtige Sedimentabfolgen der Kreidezeit aus geringer Tiefe erbohrt. Anhaltende Bodenwasser-Anoxia während des Cenoman/Turon Übergangs führten hier zur idealen Erhaltung primärer Signale ohne Überprägung durch Bodenwasserbelüftung. Daher sind diese Sedimente hervorragend geeignet, Verteilungsmuster von Spurenmetallen für Paläoumwelt-Rekonstruktionen anzuwenden. Nahe Wunstorf (Norddeutschland) wurde 2006 ein durchgehender, 76 m langer Kern erbohrt, der Sedimente des mittleren Cenoman bis mittleren Turon umfasst. Das Gebiet um Wunstorf bildet das Becken eines Randmeeres, das während der Cenoman-Transgression als Teil des erweiterten epikontinentalen Schelfs gebildet wurde. Das CTBE drückt sich in einer 26,5 m mächtigen zyklischen Wechsellagerung von laminierten Schwarzschiefern, dunklen Corg-reichen Mergeln und mergeligen Kalken aus. Zur Untersuchung der Sedimentationsentwicklung des Demerara Rise wurden zunächst geochemische Daten von Sediment-Presslingen (Rückstände der Porenwassergewinnung) verwendet, um die fünf lithologischen Einheiten der während ODP Leg 207 erbohrten Sedimentabfolge von der Kreide bis zum Paläogen geochemisch zu charakterisieren. Sedimente bestehen aus variablen Mischungen von biogenem Karbonat und terrigenem Detritus. Die lithologischen Einheiten II-IV zeigen hohe Karbonat-Gehalte, wohingegen die Einheiten I und V durch terrigenen Detritus dominiert werden. Die Kreide-Schwarzschiefer der Einheit IV sind klar an redoxsensitiven und stabile Sulfide bildenden Elementen angereichert, wodurch hohe Paläoproduktivität und ein deutliches Sauerstoff-Defizit in der Wassersäule angezeigt werden. Die Analyse von Eisen- und Schwefel-Spezies deutet auf euxinische Bedingungen während der Schwarzschieferablagerung hin. Hohe Gehalte von organisch gebundenem Schwefel zeigen, dass das organische Material - zusätzlich zur Fixierung des Sulfids mit Eisen - als bedeutende Schwefel-Senke während der frühen Diagenese wirkte. Hochaufgelöste Profile von Haupt- und Spurenelementen wurden für die Schwarzschieferfolgen von ODP Leg 207 an den Bohrlokationen 1258 und 1260 gewonnen. Verteilungsmuster von Spurenelement-Anreicherungen sowie Eisen- und Schwefelspezifikationen und stabile Schwefel-Isotopen-Daten wurden genutzt, um Änderungen der Redox-Bedingungen des Ablagerungsmilieus während OAE 2 anzuzeigen. Die Existenz einer ausgedehnten Sauerstoff-Minimum-Zone (OMZ) wird durch äußerst niedrige Mn/Al-Verhältnisse dokumentiert. Erhöhte Fe/Al- und Co/AlWerte während des Cenoman/Turon zeigen euxinische Bedingungen an, erfordern aber zur gleichen Zeit das Vorhandensein einer Zone, in der reduzierende, jedoch nicht sulfidische Bedingungen herrschen, um eine reduktive Mobilisierung von Fe and Co in sauerstoffarmen, küstennahen Sedimenten zu ermöglichen. Hohe Verhältnisse von reaktivem Eisen zu Gesamteisen zeigen Pyrit-Bildung sowohl in der Wassersäule als auch innerhalb des Sedimentes an, wodurch zumindest zeitweise das Vorhandensein von freiem gelöstem Sulfid in der Wassersäule bestätigt wird. Diese Ergebnisse stimmen mit organisch-geochemischen Untersuchungen überein. Äußerst hohe Konzentrationen von Derivaten von Isorenieraten und Chlorobacten, fossile Pigmente Grüner Schwefel-Bakterien, zeigen an, dass während OAE 2 zumindest gelegentlich euxinische Bedingungen in der photischen Zone herrschten. Obwohl die C/T-Schwarzschiefer des Demerara Rise deutlich an redoxsensitiven und Sulfide bildenden Spurenmetallen angereichert sind, ist während des OAE 2 ein Rückgang der Anreicherung von aus dem Meerwasser stammenden Elementen, wie Mo, V und Zn, Umweltbedingungen sichtbar. Da signifikante suboxische oder sogar Spurenmetall-Senken euxinische darstellen, Paläo- hat die Ausdehnung euxinischer Ablagerungsgebiete mit dem globalen Einsetzen der Ablagerung von Schwarzschiefern während OAE 2 höchstwahrscheinlich zu einer Absenkung des Metall-Vorrats im Meerwasser geführt. Metall/TOC Verhältnisse in Sedimenten des OAE 2 sind viel niedriger als in Sedimenten, die zuvor oder danach abgelagert wurden und deren Werte anderer C/T-Schwarzschiefer ähneln. Dies weist auf eine Entkopplung von Spurenmetall-Anreicherung und TOC-Ablagerung aufgrund verringerter Metall-Konzentrationen im Meerwasser hin. Auch heute andauernde Diagenese in Kreide-Schwarzschiefern des Demerara Rise wird durch Porenwasserdaten angezeigt. Barium Anreicherungen in Sedimenten oberhalb der Schwarzschieferlagen zeigen eine frühere diagenetische Mobilisierung von Baryt aus tieferen Sedimentschichten. Ein Reaktions-Transport-Modell wurde verwendet, um die langzeitige Entwicklung des anaeroben Abbaus des organischen Materials in den Kreide-Schwarzschiefern des Demerara Rise abzuleiten, basierend auf heutigen Porenwasser- und authigenen Baryt-Profilen. Hochaufgelöste Untersuchungen der Haupt- und Spurenelemente wurden an der Cenoman-Turon-Sedimentationsabfolge von Wunstorf durchgeführt. Sieben Schwarzschiefer-Pakete mit jeweils mehreren einzelnen Schwarzschiefer-Lagen wurden anhand der TOC-Werte definiert. Verteilungsmuster von Schwefel, Eisen und redoxsensitiven und Sulfide bildenden Spurenmetallen zeigen suboxische bis anoxische Bedingungen an der Sediment-Wasser-Grenzschicht. Da Schwankungen in den Element/Al-Verhältnissen den von Voigt et al. (2008) ermittelten zyklischen Mustern folgen, werden klimatisch induzierte Veränderungen im Sedimenteintrag postuliert. Verringerte vertikale Durchmischung führte zu einer Stabilisierung der Wassersäulenschichtung, wodurch die Ablagerung von Schwarzschiefern verursacht wurde.
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