Europaweite Online-Befragung zur Landpolitik in der europäischen Entwicklungszusammenarbeit 2015 611 Befragte in 11 europäischen Ländern - Bulgarien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Romänien, Schweden, Spanien - LAND POLICY MATTERS! Nach Angaben der Vereinten Nationen ist der Mangel an ausreichendem und gesichertem Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen für die Landbevölkerung eine der größten Ursachen für Hunger und Armut in der Welt. Die EU ist die größte Einzelgeberin in der Entwicklungszusammenarbeit. Über die letzten Jahre finanzierte die EU 54 Programme weltweit zu Landfragen (Bodennutzung, Richtlinien, Governance) mit einem Volumen von insgesamt 364 Millionen Euro. Während sich alle einig sind, dass die Landpolitik der Schlüssel für den Kampf gegen Hunger ist, ist die entscheidende und umstrittene Frage: Wer und was sollte unterstützt und gefördert werden? Wir haben daher 611 EuropäerInnen befragt, welche Landpolitik die europäische Entwicklungszusammenarbeit ihrer Meinung nach fördern sollte. Hier sind die Ergebnisse: CONTENT MATTERS: Welche Prioritäten sollte die Entwicklungszusammenarbeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten bei der Unterstützung von Landpolitiken im globalen Süden haben? 80,9 % wollen die Unterstützung einer Landpolitik, die den Zugang zu Land für marginalisierte, ländliche Gruppen priorisiert (z.B. Landlose, KleinbäuerInnen, indigene Gruppen) 75,6 % wollen die Unterstützung einer Landpolitik, die vielfältige sowie klein- und mittelständische Landwirtschaftsunternehmen fördert 59,7 % wollen die Unterstützung umverteilender Agrarreformen in den Ländern mit sehr ungleichem Zugang zu Land 11,0 % wollen die Unterstützung einer Landpolitik, die Transaktionen durch Grundstücksmärkte erleichtert (damit jede/r in Abhängigkeit von seinen/ihren finanziellen Möglichkeiten Land kaufen kann) 3,6 % wollen die Unterstützung einer Politik, die Landinvestitionen durch nationale und internationale Unternehmen fördert 2,5 % wollen die Unterstützung einer Landpolitik, die großflächige Landwirtschaft mit Schwerpunkt auf Massenproduktion für globale Märkte fördert PROCESS MATTERS: Welche Schwerpunkte sollten die EU und ihre Mitgliedsstaaten bei der Entwicklung einer sinnvollen Landpolitik setzen? 93,6 % Unterstützung partizipativer Prozesse, in denen den Stimmen der marginalisierten und benachteiligten Gruppen und deren Vertretern besonderes Gewicht zukommt. 6,4 % Vermehrte Gesprächsrunden, in denen Unternehmen Vorschläge zur Landpolitik auf Augenhöhe mit den Regierungen und der Zivilgesellschaft einbringen können GOALS MATTER: Welche Ziele sollte die Landpolitik verfolgen? (Geordnet nach ihrer Bedeutung für die Teilnehmer. 1 = am wichtigsten; 10 = am unwichtigsten) 1. Stärkung der Möglichkeiten der Menschen sich selbst zu ernähren (Hilfe zur Selbsthilfe) 2. Reduzierung von Hunger 3. Unterstützung der Entwicklung von ökologisch nachhaltiger Landwirtschaft 4. Verhinderung von Landraub 5. Verhinderung von Landkonzentrationen 6. Erleichterung des Zugangs zu Land für junge, agrarökologische Landwirte 7. Gesamtwirtschaftliches Wachstum 8. Unterstützung umfangreicher Nahrungsmittelproduktion 9. Integration von Wettbewerbselementen, wie Public Private Partnerships oder Ausschreibungen von Hilfsprogrammen 10. Stärkung der Rolle globaler Lebensmittelunternehmen im Nahrungsmittelsystem VISION MATTERS: Welche Art der Landpolitik sollte durch die Entwicklungszusammenarbeit der EU und ihrer Mitgliedstaaten gefördert werden? 97,7 % Eine Landpolitik, die sich an den universellen Menschenrechten, insbesondere am Recht auf Nahrung, orientiert (Menschenrechtsbasierte Landpolitik) 2,3 % Eine Landpolitik, die sich überwiegend an wirtschaftlichen Maßstäben orientiert (marktorientierte Landpolitik) 94,04 % sind der Meinung, die Entwicklungszusammenarbeit sollte auf die Bedürfnisse der Kleinbauern nach Ernährungssouveränität, der Verwirklichung des Rechts auf angemessene Nahrung und umweltverträgliche Landwirtschaft eingehen, anstatt den Profitinteressen der globalen Agrarindustrie zu dienen. 82,9 % stimmen (überhaupt) nicht mit dieser Aussage überein: ,,Land ist eine Ware und mit einem funktionierenden Grundstücksmarkt, wird Land dem effektivsten Nutzer zuteil, während es für arme Menschen einfacher wird ihr Land zu verkaufen und der Landwirtschaft zu entkommen.“ 86,18 % sind der Meinung, dass der Zugang zu Land eine grundlegende Voraussetzung für eine weltweite Reduzierung der Armut und des Hungers ist. 31,44 % sind der Meinung, soziale Gerechtigkeit sollte nicht mit der Ökonomie der Landwirtschaft durcheinander gebracht werden. 41,36 % stimmten dem (überhaupt) nicht zu. 58,57 % finden, dass ein universelles Menschenrecht auf Land anerkannt werden sollte.
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